| Titel: | Deutsche Verladevorrichtungen für Kohlen und Erz. | 
| Autor: | K. Drews | 
| Fundstelle: | Band 324, Jahrgang 1909, S. 34 | 
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                        Deutsche Verladevorrichtungen für Kohlen und
                           								Erz.
                        Von Ingenieur K. Drews,
                           									Posen.
                        (Fortsetzung von S. 19 d. Bd.)
                        Deutsche Verladevorrichtungen für Kohlen und Erz.
                        
                     
                        
                           Die Brücken selbst sind in Fig. 12–14 dargestellt. Auf jeder der beiden fahrbaren
                              									Brücken sind zwei feste Drehkrane angeordnet, die die Kohle vom Lagerplatz mittels
                              									Selbstgreifer in den gemeinsamen Füllrumpf schütten. Von hier übernimmt sie wieder
                              									die Hängebahn. Wie aus den betr. Figuren ersichtlich, schließen beide Brücken an die
                              									feste Hängebahn an, und zwar so, daß die Hängebahnwagen auf der Hinfahrt die eine
                              									auf der Rückfahrt die andere Brücke passiesen müssen. Der Anschluß der
                              									Hängebahnschienen auf den Verladebrücken an diejenigen der festen Hängebahn
                              									geschieht durch federnde Schleifweichen. Das Zugseil wird über Leit- und
                              									Umkehrrollen auf den Brücken geführt. Auf jeder Verladebrücke befindet sich eine
                              									automatische Wage und ein Wagenzähler.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 324, S. 33
                              Fig. 10. Bleichertscher Greifer für großstückige Kohle, geöffnet.
                              
                           Die Spannweite der Brücken beträgt 57 m. Die Drehkrane haben eine Ausladung von 14,25
                              									m und eine Tragkraft von 6,5 t. Die Förderleistung jedes Kranes ist
                              									vertragsmäßig auf 45 t in der Stunde festgesetzt; ihre wirkliche Leistung beträgt
                              									indes 60 t.
                           Die Greifer fassen bei jedem Hube etwa 1,8 t Kohle. Da die Mariendorfer Gasanstalt
                              									schwere schlesische Kohle verarbeitet, so mußten hier wegen der großen Stücke
                              									besonders schwere Greifer verwandt werden. Fig. 10
                              									u. 11 zeigen den Greifer für das genannte Werk offen
                              									und geschlossen; er faßt noch Stücke von etwa ¼ cbm Rauminhalt bei 1 m Seitenlänge.
                              									Der größte Teil des Selbstgreifergewichtes wird durch ein an der Hubtrommel
                              									angreifendes Gegengewicht, das sich in dem in den Fig. 12 u. 14 sichtbaren hinteren Führungsgerüst bewegt,
                              									ausgeglichen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 324, S. 33
                              Fig. 11. Bleichertscher Greifer, geschlossen.
                              
                           Die Hubmotoren der Drehkrahne leisten je 35 PS, die Schwenkmotoren je 8 PS und die
                              									beiden Kranfahrmotoren je 25 PS. Die Fläche des Kohlenlagerplatzes beträgt ungefähr
                              									170000 qm. Zur Bedienung der ganzen Anlage sind etwa 8 bis 10 Mann erforderlich. Die Transportkosten
                              									betragen vom Lagerplatz nach dem Retortenhause 14 Pf. für 1 t, vom Hafen nach dem
                              									Lagerplatz 17 Pf.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 324, S. 34
                              Fig. 12. u. 13. Lagerplatzkrane von Bleichert & Co. im Gaswerk Mariendorf
                                 										bei Berlin.
                              
                           Wenn nun auch zugegeben werden kann, daß eine Auslegerkatze nach Fig. 4, S. 3, und ein Drehkran nach Fig. 2, S. 2, als
                              									Ersatz für den aufklappbaren wasserseitigen Ausleger mit gewöhnlicher Laufkatze
                              									gewisse Vorteile – der Brückenträger kann in seiner ganzen Länge glatt ohne Gelenk
                              									durchgeführt werden, die Aufzichwinde fällt fort – bieten, so sind dabei doch auch
                              									mancherlei Nachteile zu verzeichnen. Das Eigengewicht einer Auslegerkatze oder eines
                              									Drehkrans ist stets bedeutend größer als dasjenige einer gewöhnlichen Katze von
                              									gleicher Tragkraft. In dieser Beziehung zeigt der Drehkran die ungünstigsten
                              									Verhältnisse, da sein Kippmoment nicht von der Brückenkonstruktion aufgenommen
                              									werden kann, sondern seine Stabilität bei jeder Belastung muß durch Gegengewicht
                              									hergestellt werden, Fig. 5. Dieses größere
                              									Eigengewicht verlangt dann auch eine kräftigere Brückenkonstruktion, kräftigere
                              									Fahrmotoren, sowohl für die Brücke wie für den Drehkran oder die Auslegerkatze; der
                              									Stromverbrauch ist demnach auch ein entsprechend höherer.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 324, S. 35
                              Fig. 14. Lagerplatzkrane mit Hängebahn von Bleichert & Co. im Gaswerk
                                 										Manendorf bei Berlin.
                              
                           Infolge des namentlich bei Drehkranen höher liegenden Schwerpunktes, des je nach der
                              									Belastung wechselnden Angriffspunktes der Resultierenden der vertikalen Kräfte ist
                              									die Fahrbewegung eine unruhige, und man muß sich aus diesem Grunde und wegen der
                              									durch das größere Eigengewicht auftretenden großen Massenkräfte mit verhältnismäßig
                              									niedrigen Fahrgeschwindigkeiten begnügen. Man hat denn auch in neuerer Zeit die
                              									veränderliche Ausladung an der Wasserseite wieder in die Brücke selbst verlegt. Den
                              									um ein Gelenk aufklappbaren Ausleger finden wir bei einer Reihe von Ausführungen der
                              									letzten Jahre.
                           Fig. 15 zeigt zwei derartige Verladebrücken von
                              									je 3,5 t Tragkraft der Benrather Maschinenfabrik für
                              									die Schwedische Staatsbahn in Stockholm. Die Spannweite beträgt 75 m, die
                              									wasserseitige Ausladung 20 m, die landseitige 13,4 m. Die Katze arbeitet mit
                              									Selbstgreifer. Die durchschnittliche Leistung jeder Brücke von Schiff auf den
                              									Lagerplatz beträgt 50 t/St.
                           Dieselbe Konstruktion zeigen unter anderem die Verladebrücken der Maschinenfabrik Augsburg-Nürnberg für den Emdener Hafen
                              									und für die Gewerkschaft Deutscher Kaiser in
                              									Bruckhausen, ebenso diejenigen der Firma J. Pohlig in
                              									Cöln-Zollstock für das Gaswerk der Stadt Haag in Holland.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 324, S. 35
                              Fig. 15. Verladebrücken der Benrather Maschinenfabrik für die Königliche
                                 										Generaldirektion der schwedischen Staatseisenbahnen, Stockholm.
                              
                           
                              (Schluß folgt.)