| Titel: | Das Schweißen und Hartlöten mit besonderer Berücksichtigung der Blechschweißung. | 
| Fundstelle: | Band 324, Jahrgang 1909, S. 41 | 
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                        Das Schweißen und Hartlöten mit besonderer
                           								Berücksichtigung der Blechschweißung.
                        (Schluß von S. 24 d. Bd.)
                        Das Schweißen und Hartlöten mit besonderer Berücksichtigung der
                           								Blechschweißung.
                        
                     
                        
                           
                              
                              Das Hartlöten der Bleche.
                              
                           Schwächere Bleche, bis zu etwa 6 mm Stärke aufwärts, werden besser hartgelötet als
                              									geschweißt. Die Festigkeit der überlappten Lötnaht ist erheblich größer als die des
                              									vollen Bleches, und die Dehnbarkeit des Materials leidet beim Hartlöten nicht.
                           Die Verbindung erfolgt beim Hartlöten bekanntlich dadurch, daß in der Rotwärme
                              									Lot zwischen die überlappten Blechenden einfließt, das sich mit der Oberfläche des
                              									Bleches legiert, an dieser fest haftet, einen etwaigen geringen Zwischenraum der
                              									aneinanderliegenden, legierten Flächen ausfüllt und diese dadurch zusammenhält. Die
                              									Widerstandsfähigkeit der
                           
                              Zahlentafel IV.
                              
                           
                              Hartlöten von Flußeisenblech.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 324, S. 41
                              Versuchsreihe; Stäbe; Material;
                                 										Anzahl; Abmessungen; Stärke; Breite; Querschnitt; Meßlänge; Ueberlappug, Fläche;
                                 										Lage des Bruches zur Lötnaht; Gesamt-Bruchbelastung eines Stabes im Mittel;
                                 										Bruchfestigkeit des Stabes außerhalb der Lötnaht im Mittel; Bruchfestigkeit des
                                 										Lotes auf 1 qmm Ueberlappung; Bemerkungen; Flußeisenblech; Außerhalb; Lötung
                                 										aufgetrennt; Gebräuchliche Breite der Ueberlappung; Breite der Ueberlappung so
                                 										verringert, daſs die Lötnaht reißen muſste.
                              
                           
                           
                              
                              Zahlentafel V.
                              
                           
                              Prüfung überlappt hart gelöteter Behälter aus Flußeisenblech
                                 										durch das Sprengen mit innerem Wasserdruck
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 324, S. 42
                              Behälter; Versuchsreihe; Nummer;
                                 										Abmessungen; Länge rund; Durchmesser im Lichten; Blechstärke des Mantels in der
                                 										Nähe des Bruches; Prüfung mit innerem Wasserdruck; Erreichen bezw.
                                 										Ueberschreiten der Flieſsgrenze des Mantels; Innerer Druck; Ausdehnung des
                                 										Mantels im Umfange; Eingetretener Bruch des Mantels; Gröſste Ausdehnung des
                                 										Mantels im Umfange; Wo gebrochen; Errechnete Bruchfestigkeit; Bruch-Dehnung;
                                 										Zerreißprüfung des Mantelbleches nach vorherigem Glühen; Bruchfestigkeit des
                                 										vollen Bleches (Mittel von je 3 Stäben); Bruchdehnung des vollen Bleches (Mittel
                                 										von je 3 Stäben); Ergebnis; In der Naht gebrochene Behälter in; Bruchfestigkeit
                                 										des Mantels von der Zerreiſsfestigkeit des geglühten vollen Bleches in;
                                 										Bruchdehnung des Mantels von der Bruchdehnung des geglühten vollen Bleches beim
                                 										Zerreiſsen in; Mittel; Volles Blech des Mantels; Volles Blech im Börtel d.
                                 										Bodens; Mittel aus allen Versuchen
                              
                                 
                                 Siehe die Fußnote auf Zahlentafel II als Erklärung der 100 überschreitenden
                                    											Ziffern in der vorletzten Zahlenspalte dieser Tafel Die Prüfung des nicht
                                    											geglühten Bleches ergab für Behälter Reihe VI No. 22 = 40,5 kg/qmm
                                    											Bruchfestigkeit und 16 V. II. Bruchdehnung. Reihe VI No. 25 = 41,8 kg/qmm
                                    											Bruchfestigkeit und 13,4 v.H. Bruchdehnung.
                                 
                              
                           Naht ist abhängig von der Festigkeit des verwendeten Lotes und
                              									der Breite der Ueberlappung. Das Lot haftet um so fester an dem Eisen, je
                              									sorgfältiger dieses vor dem Löten von Zunder und Rost befreit wird. Zum Verschlacken
                              									der bei der Erwärmung der Lötstelle gebildeten Oxyde ist ein Flußmittel
                              									erforderlich. In der Regel verwendet man dazu Borax. Gut bewährt hat sich das
                              									Flußmittel „Pertinax.“ Als Lot dient meistens eine Legierung aus Kupfer und
                              									Zink. Das Löten kann aber auch mit reinem Kupfer oder dessen Legierungen mit anderen
                              									Metallen als Zink ausgeführt werden, z.B. mit Zinnbronze. Je geringer der Zinkgehalt
                              									des Lotes aus Kupfer und Zink ist, um so schwerflüssiger wird es. Mit steigendem
                              									Zinkgehalte wächst zwar die Leichtflüssigkeit, es vermindert sich aber auch die
                              									Zähigkeit. Der Zusatz von 4–10 v.H. an Silber macht das Lot leichtflüssig und
                              									zähe.
                           Die Zahlentafel IV läßt die Ergebnisse einer Anzahl von Versuchen mit hartgelötetem
                              									Flußeisenblech von 3–6,5 mm Stärke ersehen. Die Stäbe mit gebräuchlicher Breite der
                              									Ueberlappung (Reihe I–III) sind in allen Fällen außerhalb der Naht gebrochen. Um ein
                              									Auftrennen in der Naht zu erreichen, wurden die Stäbe der Reihen IV–VI mit ganz
                              									geringer Breite der Ueberlappung geprüft. Sie ergaben eine Bruchfestigkeit des Lotes
                              									von 14 bis 19 kg/qmm. Nimmt man 14 als maßgebend an und bezeichnet die
                              									Bruchfestigkeit des zu lötenden, s mm starken Bleches
                              									in kg/qmm mit k, so ergibt sich die mindestens
                              									erforderliche Breite der Ueberlappung b zu
                           
                              b=\frac{s\,.\,k}{14}\mbox{ mm}
                              
                           In der Praxis wird die Ueberlappung aus Bearbeitungsgründen
                              									aber erheblich breiter gewählt.
                           Die Prüfung hartgelöteter Behälter durch das Sprengen mit innerem Wasserdrucke hatte
                              									den Zweck, in anderer Weise als durch Zerreißprüfungen festzustellen, in
                              									welchem Maße das Hartlöten dem autogenen Schweißen hinsichtlich der
                              									Widerstandsfähigkeit der Naht überlegen ist. Die Herstellung der Versuchsbehälter
                              									erfolgte in der Fabrik der Aktiengesellschaft Julius
                                 										Pintsch.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 324, S. 42
                              Fig. 21a. Hart gelötete Behälter nach dem Sprengen mit innerem Wasserdrücke.
                                 										a) Behälter No. 21–25 der Versuchsreihe VI.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 324, S. 42
                              Fig. 21b. b) Behälter No. 26–28 der Versuchsreihe VII.
                              
                           Zur Erzielung eines einwandfreien Vergleiches wurden zwei Sorten von Behältern durch
                              									Hartlötung aus Blechen angefertigt, die derselben Lieferung entstammten, wie
                              									diejenigen der autogen geschweißten Behälter in Reihe IV und V der Zahlentafel II,
                              									und die auch die gleiche Stärke hatten. Die Durchmesser der hartgelöteten Behälter
                              									wurden denjenigen der autogen geschweißten genau gleich gehalten, die Längen zeigten
                              									nur geringe Abweichungen. Die Böden waren ebenfalls in beiden Fällen fast genau
                              									übereinstimmend.
                           Schließlich ist auch die Prüfung der hartgelöteten Behälter in der gleichen Weise
                              									ausgeführt worden, wie diejenige der autogen geschweißten. Die hartgelöteten
                              									Behälter sind in ihrem Zustande nach der Prüfung in Fig.
                                 										21a und b dargestellt, während Zahlentafel
                              									V die Prüfungsergebnisse ersehen läßt. Hiernach ist keiner der 8 hartgelöteten
                              									Behälter in der Längsnaht gerissen. Der Bruch erfolgte stets im vollen Blech,
                              									meistens neben der Naht, weil hier das Blech infolge des Glühens beim Löten am
                              									weichsten sein wird.
                           Setzt man in den beiden letzten Zahlenspalten der Zahlentafel V die Ergebnisse = 100,
                              									so ergibt sich für den Vergleich der hartgelöteten Behälter mit den aus gleichen
                              									Blechen durch autogene Schweißung hergestellten die Zusammenstellung der Zahlentafel
                              									VI.
                           
                              Zahlentafel VI.
                              
                           Vergleich der Festigkeit hartgelöteter und autogen geschweißter
                              									Behälter.
                           
                              
                                 Nummer
                                 HerstellungderBehälter
                                 Ver-suchsreihe
                                 NachZah-len-tafel
                                 Behälter
                                 Sprengungs-druck
                                 Bruchfestigkeitder Behälter
                                 Bruchdehnungder Behälter
                                 
                              
                                 Blechstärkedes Mantels
                                 Durchmesserim lichten
                                 Länge
                                 
                              
                                 mm
                                 mm
                                 mm
                                 kg/qcm
                                 v.H.
                                 v.H.
                                 
                              
                                 1
                                 Hart gelötetAutogen ge-schweißt
                                 VIIV
                                 VII
                                    2,6   2,5
                                 302301
                                   570  600
                                 6429
                                 100  49
                                 100    4
                                 
                              
                                 2
                                 Hart gelötetAutogen ge-schweißt
                                 VIIV
                                 VII
                                 4    4,3
                                 419420
                                 17701850
                                 7148
                                 100  62
                                 100    4
                                 
                              
                           Die Widerstandsfähigkeit der autogen geschweißten Behälter beträgt also im
                              									Durchschnitte nur 1/2 bis höchstens 2/3 von derjenigen der aus gleichen Blechen
                              									hergestellten hartgelöteten. Bei den einzelnen Behältern wird dies Verhältnis noch
                              									weit ungünstiger, da die Hartlötung stets gleichmäßig gut ausfällt, die autogen
                              									geschweißten Nähte aber in ihrer Qualität sehr verschieden sind.
                           Für Bleche, die der Einwirkung des Feuers ausgesetzt oder die in anderer Weise
                              									auf eine Temperatur von mehr als etwa 150° C erwärmt werden, ist die Hartlötung
                              									nicht zu empfehlen.
                           Indem wir noch auf den VI. Abschnitt über das Materialgefüge der Schweißnähte
                              									hinweisen, werden zum Schlusse die Vorschläge über die Anwendung des Schweißens im
                              									Neubau und der Reparatur von Dampfkesseln kurz angeführt. Hiernach würde in den
                              									sogenannten Hamburger Normen für Koks- und Wassergasschweißung ein Unterschied zu
                              									machen sein. Letztere könnte auch für Nähte zugelassen werden, die Zug- und
                              									Biegebeanspruchungen ausgesetzt sind. Die Festigkeit der mit Wassergas geschweißten
                              									Ueberlappungsnähte wäre mit 0,8 der Festigkeit des vollen Bleches nicht zu hoch
                              									angesetzt (jetzt 0.7).
                           Das autogene Schweißverfahren läßt sich zur Reparatur
                              									von Dampfkesseln mit Vorteil verwenden, wenn bestimmte Vorsichtsmaßregeln beobachtet
                              									werden. Diese sind allgemein:
                           
                              a) Ebene oder wenig gekrümmte Wandungen bleiben ausgeschlossen,
                                 										soweit es sich nicht um Ausbesserungen an den Rändern bandelt, weil die
                                 										entstehenden Spannungen nicht durch vollständiges Glühen der Wandungen beseitigt
                                 										werden können.
                              b) Nähte, die auf Zug oder Biegung beansprucht werden, sind nur
                                 										in geringer Länge zulässig und müssen auch dann noch stärker ausgeführt werden
                                 										als das volle Blech.
                              c) Soweit als irgend möglich sind die Nähte von beiden Seiten
                                 										zu schweißen.
                              d) Beim Schweißen von Blechen in größerer Stärke als 8 bis 10
                                 										mm ist die Naht tunlichst von der Rückseite aus durch eine Gasflamme usw.
                                 										vorzuwärmen.
                              e) Das eingeschmolzene Material wird zwecks Verdichtens während
                                 										des Abkühlens von Weißglut bis Dunkelrot leicht gehämmert.
                              f) Es sind reine Gase und einwandfreie Apparate zu verwenden.
                                 										Die Arbeiter müssen gut angelernt und zuverlässig sein und dauernd unter
                                 										Aufsicht eines mit dem Schweißen vertrauten Sachverständigen stehen.