| Titel: | Biegung eines dünnwandigen Hohlzylinders durch achsensymmetrische Kräfte und ungleiche Wandtemperatur. | 
| Autor: | Max Ensslin | 
| Fundstelle: | Band 324, Jahrgang 1909, S. 50 | 
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                        Biegung eines dünnwandigen Hohlzylinders durch
                           								achsensymmetrische Kräfte und ungleiche Wandtemperatur.
                        Von Dr.-Ing. Max Ensslin,
                           									Stuttgart.
                        Biegung eines dünnwandigen Hohlzylinders durch achsensymmetrische
                           								Kräfte und ungleiche Wandtemperatur.
                        
                     
                        
                           Ein Hohlzylinder mit Endflanschen und Böden, der durch innern Ueberdruck oder
                              									Zentrifugalkräfte belastet ist – eine Hohlzylinderwand, die anders temperiert ist
                              									als die Endflanschen oder Abschlußböden – eine Zylinderwand, die in Richtung- der
                              									Wandstärke ungleiche Temperatur besitzt –, wird auf Biegung beansprucht. Obwohl eine
                              									solche Biegung in der Technik häufig vorkommt, z.B. bei Rohrleitungen,
                              									Gasmaschinenzylindern. Zentrifugen u.a. und obwohl die Aufgabe von E. Winkler (Zivilingenieur, 1858, Band 4), Grashof (Festigkeitslehre, 1866) und Love (Theory of Elasticity, 1893, Vol. 2) behandelt
                              									ist, ist die Vorstellung von dem Spannungs- und Formänderungszustand einer gebogenen
                              									Hohlzylinderwand in den Kreisen der Techniker eine meist recht unbestimmte. Die
                              									theoretische Untersuchung ist allerdings etwas schwierig im Vergleich zu dem, was
                              									Ingenieure vielfach von ihren Rechnungen her gewöhnt sind; auch sind die
                              									Schlußergebnisse der genannten Autoren nicht in einer Form gegeben, die eine rasche
                              									Anwendung auf technische Aufgaben gestattet. Es ist daher meine Absicht, den
                              									Gegenstand soweit zu verarbeiten – bis auf Sonderfälle und Zahlenbeispiele –, daß
                              									auch der konstruierende Ingenieur, der sich mit weitgehenden Berechnungen und den
                              									dazu erforderlichen Vorstudien naturgemäß in der Regel nicht beschäftigen kann, aus
                              									der Durchsicht der Arbeit und der Schlußergebnisse nützliche Anschauungen zu
                              									gewinnen vermag. Um die Biegung einer dünnen Hohlzylinderwand der Anschauung näher
                              									zu bringen, werden weiter unten charakteristische Sonderfälle zahlenmäßig
                              									durchgerechnet und der Verlauf der Spannungen graphisch dargestellt, wie das früher
                              									für Kreisplatten in D. P. J. 1904 geschehen ist. Ich benutze dabei die Ableitungen
                              									der genannten Autoren und gebe sie – in etwas anderer Form – ausführlich wieder,
                              									weil sie in Ingenieurkreisen wenig bekannt sind und weil von mathematischer Seite
                              									wegen der dabei gemachten Vernachlässigungen Einwände erhoben worden sind, was
                              									einige kritische Betrachtungen über die Zulässigkeit der Vernachlässigungen nötig
                              									macht.
                           Die Schlußgleichungen, die für die technische Anwendung gebraucht werden, sind in
                              									dieser Arbeit auf einfachere Form gebracht, als dies bisher der Fall war.
                           Die Beanspruchung eines dünnwandigen Hohlzylinders durch ungleiche Temperatur in
                              									Richtung der Wandstärke und besonders den Einfluß der Zylinderenden behandelt Föppl im Bd. 5 seiner „Technischen Mechanik“ in
                              									hübschem, leicht verständlichem Rechnungsgang. Das Wesentliche der nachfolgenden
                              									Behandlung liegt nicht in der etwas weiter gehenden Annäherung (Föppl nimmt zum Zweck der Vereinfachung keine Rücksicht
                              									auf die Querkontraktion), sondern in den anschaulichen und einprägsamen Schlüssen
                              									aus dem Endergebnis. Für die größte Temperaturspannung in der Umfangsrichtung wurde
                              									ein von dem Föpplschen verschiedener Wert gefunden.
                           Es werden im nachfolgenden nur dünnwandige Hohlzylinder betrachtet, d.h. solche,
                              									deren Wandstärke genügend klein ist im Vergleich zum Zylinderhalbmesser. Von der
                              									Deformation ist vorausgesetzt, daß sie zur Zylinderachse symmetrisch sei; bei der
                              									Bearbeitung von Sonderfällen wird überdies angenommen, daß die beiden
                              									Zylinderhälften genau gleich deformiert werden (s. Fig.
                                 										1), und daß der Zylinder verhältnismäßig lang ist im Vergleich zu seinem
                              									Halbmesser. Man gewinnt gleichzeitig einen Ausblick, wie sich der Spannungszustand
                              									gestaltet, wenn nur ein Zylinderende durch äußere Kräfte
                              									belastet, das andere ganz frei ist, wenn also kein Symmetriequerschnitt der
                              									Verzerrung vorhanden ist, wenigstens sofern der Zylinder verhältnismäßig lang
                              									ist.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 324, S. 49
                              Fig. 1.
                              
                           Wenn einerseits die Behandlung einfacher Sonderfälle trotz mannigfacher
                              									einschränkender Annahmen für die technische Anwendung wertvoll ist, weil solche
                              									Fälle in der Technik häufig vorkommen, so erweist sich die Bearbeitung einfacher
                              									Fälle anderseits auch darum als lehrreich und fruchtbar, weil dabei der Blick auch
                              									für weniger einfache Fälle geübt wird.
                           Bevor die Ableitung der Biegungsgleichungen für die Hohlzylinderwand in Angriff
                              									genommen wird, will ich beschreiben, wie ich mir die Anwendung dieser Gleichungen
                              									etwa auf den Hohlzylinder mit Endflanschen denke, wenn derselbe einem inneren
                              									Ueberdruck ausgesetzt ist. Ohne Endflanschen würde der Hohlzylinder durch den
                              									inneren Ueberdruck einfach radial erweitert und die Zylinderform beibehalten. Die
                              									radiale Erweiterung ist leicht berechenbar. Besitzt der Zylinder Endflanschen, so kann sich
                              									die radiale Erweiterung an den Enden nur so weit ausbilden, als es die Flanschen
                              									gestatten, die je nach ihrer Stärke mehr oder minder große Biegungsmomente und
                              									radial gerichtete Schubkräfte ringsum auf die Zylinderenden ausüben. Sei u1 die radiale
                              									Erweiterung des Zylinders ohne Endflanschen u2 die radiale Erweiterung der Endflanschen, so
                              									müssen die Momente und Schubkräfte an den Zylinderenden offenbar so groß sein, daß
                              									sie imstande sind, den um u1 erweiterten Zylinder um u1
                              									– u2 zurückzubiegen und
                              									daß sie – in gleicher Größe, aber entgegengesetztem Sinn wirkend – den Flansch um
                              										u1 aufbiegen.
                              									Gleichzeitig muß die Schrägstellung des Flanschs bei der Biegung der Neigung des
                              									Zylinderendes gegen seine ursprüngliche Richtung entsprechen. Auf gleiche Weise kann
                              									man verfahren, wenn der Zylinder andere Temperatur hat als der Flansch.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 324, S. 50
                              Fig. 2.
                              
                           So wird die Wirkung eines inneren Ueberdrucks und eines Temperaturunterschiedes
                              									einerseits und andererseits die Wirkung von Biegungsmomenten und Schubkräften auf
                              									den Zylinder getrennt betrachtet und die Gesamtwirkung nach dem Superpositionsgesetz
                              									als Summe der Einzelwirkungen angesehen. Daraus erklärt sich die Gliederung des
                              									Stoffes im Nachfolgenden
                           
                              I. Hohlzylinder mit gleichmäßiger innerer Pressung oder
                                 										Zentrifugalkräften;
                              II. Hohlzylinder mit gleichmäßiger achsialer Belastung;
                              III. Hohlzylinder bei gleichmäßiger Erwärmung;
                              IV. Hohlzylinder mit achsensymmetrischen Biegungsmomenten und
                                 										Schubkräften an den Enden;
                              V. Hohlzylinder mit linearer Temperaturverteilung in Richtung
                                 										der Wandstärke;
                              VI. Sonderfälle. Zahlenbeispiele. Der
                                    											Einfluß der Belastung der Zylinderenden ist bei verhältnismäßig langen
                                    											Zylindern auf die Randzone beschränkt. Einfluß der Wandstärke auf die
                                 										Widerstandsfähigkeit der Hohlzylinderwand gegen Biegung. Einfluß der
                                 										Zylinderlänge und des Radius auf Spannung und Verzerrung.
                                 										Temperaturspannungen;
                              VII. Kritische Bemerkungen zur Lösung. Geltungsbereich.
                              
                           
                        
                           Einheiten. Koordinatensystem.
                                 										Bezeichnungen.
                           Als Einheiten werden kg, cm und Celsiusgrade benützt.
                           Bei Zylinderaufgaben benutzt man am vorteilhaftesten Zylinder-
                                 										oder Halbpolarkoordinaten (r, ϕ, z); die
                              									Zylinderachse wird zur z-Achse gemacht, r hat die Richtung des Radius und der Winkel ϕ (0 bis
                              									2π) wird von einer festen Achsialebene aus positiv gezählt, wenn man auf der, z-Achse in Richtung der abnehmenden z blickend, den Winkel ϕ im Uhrzeigersinn sich öffnen
                              									sieht. Als Mittelfläche bezeichnen wir den mit dem Radius
                              										\frac{r_a+r_i}{2} beschriebenen Zylinder, im gebogenen
                              									Zustand heißt diese elastische Mittelfläche.
                           Die Normal- und Schubspannungen σ und τ, die an einem Zylinderelement, bestimmt durch
                              										(dr, dϕ, dz),
                              									angreifen können, erhalten Bezeichnungen, die aus Fig.
                                 										2 ersichtlich sindLamé hat die Gleichgewichtsbedingungen am
                                    											Zylinderelement angegeben; er berücksichtigt noch Massenkräfte, wie die
                                    											Schwerkraft und Trägheitskräfte infolge von Beschleunigungen am ganzen
                                    											Zylinder oder infolge von elastischen Schwingungen; auf die Masseneinheit
                                    											bezogen und in Richtung rϕz seien die beiden ersteren ρR, ρΦ, ρZ und die
                                    											letzteren -\rho\,\frac{d^2\,u}{d\,t^2},\
                                       												-\rho\,\frac{d^2\,v}{d\,t^2},\ -\rho\,\frac{d^2\,w}{d\,t^2}
                                    												(u, v, w Formänderungskoordinaten eines
                                    											Zylinderpunkts, \rho=\frac{\gamma}{g} Dichte, t Zeit); dann ist nach Lamé:\frac{\delta\,\sigma_{rr}}{\delta\,r}+\frac{1}{r}\,\frac{\delta\,\tau_{\varphi\,r}}{\delta_{\varphi}}+\frac{\delta\,\tau_{z\,r}}{\delta\,z}+\frac{\delta_{rr}-\delta_{\varphi\,\varphi}}{r}+\rho\,R=\rho\,\frac{d^2\,u}{d\,t^2}\frac{\delta\,\tau_{r\,\varphi}}{\delta\,r}+\frac{1}{r}\,\frac{\delta\,\sigma_{\varphi\,\varphi}}{\delta_{\varphi}}+\frac{\delta\,\tau_{z\,\varphi}}{\delta\,z}+\frac{\tau_{r\,\varphi}+\tau_{\varphi\,r}}{r}+\rho\,\Theta=\rho\,\frac{d^2\,v}{d\,t^2}\frac{\delta\,\tau_{r,z}}{\delta\,r}+\frac{1}{r}\,\frac{\delta\,\tau_{\varphi\,z}}{\delta_{\varphi}}+\frac{\delta\,\sigma_{z\,z}}{\delta\,z}+\frac{\tau_{rz}}{r}+\rho\,Z=\rho\,\frac{d^2\,w}{d\,t^2}.
                           Ferner bedeutet:
                           
                              
                                 
                                    \alpha=\frac{1}{E}
                                    
                                 den Dehnungskoeffizienten = reziproker Elasti-zitätsmodul.
                                 
                              
                                 αw
                                 den Wärmeausdehnungskoeffizienten.
                                 
                              
                                 
                                    m
                                    
                                 das Verhältnis: Längsdehnung zur Quer-zusammenziehung.
                                 
                              
                                 εrr, εϕϕ,
                                    												εzz
                                 die Normaldehnungen in Richtung der Nor-malspannungen σrr, σϕϕ,
                                    												σzz.
                                 
                              
                                 
                                    T
                                    g
                                    
                                 Temperaturgefälle in °G auf 1 cm
                                 
                              
                           Für gleichzeitiges Auftreten senkrecht aufeinanderstellender Normalspannungen σrr, σϕϕ, σzz gilt die bekannte Beziehung der
                              									Elastizitätslehre:
                           
                              
                                 
                                    \sigma_{rr}=\frac{m}{m+1}\,\frac{1}{\alpha}\,\left[\varepsilon_{rr}+\frac{e}{m-2}\right]
                                    
                                    \sigma_{\varphi\varphi}=\frac{m}{m+1}\,\frac{1}{\alpha}\,\left[\varepsilon_{\varphi\varphi}+\frac{e}{m-2}\right]
                                    
                                    \sigma_{zz}=\frac{m}{m+1}\,\frac{1}{\alpha}\,\left[\varepsilon_{zz}+\frac{e}{m-2}\right]
                                    
                                 (1)
                                 
                              
                           worin e die sog. kubische
                              									Dilatation (Volumänderung der Volumeinheit):
                           e = εrr + εϕϕ + εzz
                           
                        
                           I. Dünnwandiger Hohlzylinder unter innerem Ueberdruck p
                              									kg/qcm.
                           Eine Achsialkraft sei nicht tätig; dann wird der Zylinder durch den inneren
                              									Ueberdruck lediglich erweitert und behält seine zylindrische Form bei. Es treten nur
                              									Normalspannungen σϕϕ in der Umfangsrichtung auf; die
                              									radial gerichtete Normalspannung verschwindet dagegen; die achsiale Spannung ist
                              									gleich o, da ja in der Achsialrichtung keine Kraftwirkungen auftreten.
                           Man betrachtet ein Zylinderstück von 1 cm Länge und denkt sich dieses mit einer
                              									Achsialebene aufgeschnitten; dann lautet die Gleichgewichtsbedingung zwischen
                              									äußerer Kraft und inneren Kräften an den Schnittflächen 2 × s × 1 qcm, über die man bei der dünnen Wandstärke die Spannungen als
                              									gleichmäßig verteilt annehmen kann:
                           2r . 1 . p = 2s . 1 . σϕϕ
                           \sigma_{\varphi\varphi}=\frac{r}{s}\,.\,p . . .
                              									. . . . . . (2)
                           Da keine sonstigen Normalspannungen tätig sind, besteht einfache Proportionalität
                              									zwischen Spannung und Dehnung (Schmiedeeisen und Stahl, Gußeisen bei mäßiger
                              									Spannung angenähert); es ist also die Umfangsdehnung:
                           \varepsilon_{\varphi\varphi}=\alpha\,.\,\sigma_{\varphi\varphi}=\alpha\,\frac{r}{s}\,.\,p
                              									. . . . . . (3)
                           Erweitert sich der Halbmesser r
                              									der Mittelfläche bei der Belastung um Δr, so drückt
                              									sich die Umfangsdehnung auch wie folgt aus:
                           \varepsilon_{\varphi\varphi}=\frac{\mbox{Zunahme des
                                 										Umfangs}}{\mbox{ursprünglicher
                                 										Umfang}}=\frac{2\,\pi\,(r+∆\,r)-2\,\pi\,r}{2\,\pi\,r}=\frac{∆\,r}{r}
                              									(4)
                           womit nach (3) die radiale Erweiterung des Hohlzylinders
                              									infolge des Ueberdrucks auch ist:
                           \Delta_r=r\,.\,\varepsilon_{\varphi\,\varphi}=\alpha\,.\,\frac{r^2}{s}\,.\,p
                              									. . . . (5)
                           Quer zur Umfangsrichtung, also auch in der Achsrichtung
                              									kontrahiert sich jedes cm um
                           
                              \varepsilon_{zz}=\frac{\varepsilon_{\varphi\varphi}}{m}=\frac{\alpha}{m}\,.\,\frac{r}{s}\,.\,p
                              
                           also kontrahiert sich ein Zylinderstück von der Länge l um
                           
                              \Delta_z=\varepsilon_{zz}\,.\,l=\frac{\alpha}{m}\,.\,\frac{r\,l}{s}\,.\,p
                              
                           Rotiert der Zylinder, so bildet die Zentrifugalkraft eine gleichmäßige Belastung der Zylinderwand, wenigstens
                              									darf man dies im Fall eines dünnwandigen Hohlzylinders annehmen. Die Belastung eines
                              									qcm der Mittelfläche durch Zentrifugalkraft ist
                           
                              \frac{\gamma}{100\,g}\,s,.,\frac{v^2}{r}
                              
                           wo g = 9,81 m/sec2, γ kg/cm3 das
                              									spezifische Gewicht des Zylindermaterials und v die
                              									Umfangsgeschwindigkeit in cm/sec bedeutet.
                           Diese Belastung tritt in den Gl (2)bis(5) an die Stelle von p.
                           
                        
                           II. Dünnwandiger Hohlzylinder unter achsialer
                              									Belastung.
                           In diesem Fall haben wir nur Achsialspannungen σzz,
                              									die überall gleich groß sind, wenn sich die Achsialkraft Z gleichmäßig über die Endflächen verteilt; es ist
                           
                              \sigma_{zz}=\frac{Z}{2\,r\,\pi\,s}
                              
                           Die Gesamtverlängerung eines Zylinderstücks von der Länge l ist
                           Δz = α . l . σzz . . . . . (6)
                           Die achsiale Dehnung ist
                           εzz = α . σzz,
                           die Umfangsdehnung
                           
                              \varepsilon_{\varphi\varphi}=\frac{-\varepsilon_{zz}}{m}=-\frac{\alpha}{m}\,.\,\sigma_{zz}
                              
                           und da nach Gl. (5)
                              										\varepsilon_{\varphi\varphi}=\frac{\Delta_r}{r}, so ist die
                              									Verkleinerung Δr des Halbmessers
                           \Delta_r=r\,.\,\varepsilon_{\varphi\varphi}=-\frac{\alpha}{m}\,.\,r\,.\,\sigma_{zz}
                              									. . (7)
                           
                        
                           III. Dünnwandiger Hohlzylinder bei gleichmäßiger Erwärmung um
                              										ΔTm.
                           Da keine äußeren Kräfte angreifen, erfolgt die Wärmeausdehnung ungehindert; es
                              									entstehen keine Temperaturspannungen. Jedes cm, sei es in Richtung r, ϕ oder z gemessen,
                              									dehnt sich bei Erwärmung um ΔTm °C aus um:
                           εrT = εϕT = εZT = αw . ΔTm . . .
                              									(8)
                           Der Halbmesser der Mittelfläche vergrößert sich um
                           Δr = r
                              									. εϕT = αwr . ΔTm . . . . (9)
                           Ein Zylinderstück von der Länge l
                              									wächst um
                           Δz = αw . l . ΔTm . . . . . . (10)
                           
                        
                           IV. Dünnwandiger Hohlzylinder an den Enden gleichmäßig durch
                              									Biegungsmomente und Schubkräfte belastet.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 324, S. 51
                              Fig. 3.
                              
                           Der Spannungszustand: Infolge der Biegung entstehen in der
                              									Zylinderwand Achsialspannungen σzz und, da bei der
                              									Biegung der Zylinder sich erweitert oder verengt, auch Umfangsspannungen σϕϕ hingegen kann man im Falle dünner Wandstärke die
                              									radialen Normalspannungen σϕϕ als unerheblich
                              									vernachlässigen:
                           σrr = 0.
                           Damit erhält man aus Gleichung (1):
                           
                              \left{{\sigma_{\varphi\varphi}=\frac{m}{m^2-1}\,.\,\frac{1}{\alpha}\,\left(m\,\varepsilon_{\varphi\varphi}+\varepsilon_{zz}\right)}\atop{\sigma_{zz}=\frac{m}{m^2-1}\,.\,\frac{1}{\alpha}\,\left(\varepsilon_{\varphi\varphi}+m\,.\,\varepsilon_{zz}\right)}}\right\}\
                                 										.\ .\ .\ (10)
                              
                           Da der Aufgabestellung zufolge keine Achsialkraft vorhanden
                              									ist, so läßt sich von den Achsialspannungen σzz noch
                              									sagen, daß sie keine Resultierende haben:
                           \int\limits_{\lambda=-\frac{s}{2}}^{\lambda=+\frac{s}{2}}\,\sigma_{zz}\,.\,df=0
                              									. . . . . . (10a)
                           
                           Schiebungen und Schubspannungen treten nur solche auf,
                              									durch die ein in der Achsialebene gezeichnetes Quadrat rhombisch verzerrt wird; es
                              									ist also (s. Fig. 2):
                           τzr ≷ 0,
                           während
                           τrϕ = τϕz = 0.
                           Man betrachte nunmehr ein Zylinderelement Fig. 3, begrenzt durch 2 im Abstand dz geführte Querschnittsebenen und durch 2 den Winkel
                              										dϕ einschließende Achsialebenen; die radiale Stärke
                              									dieses Elements ist hiernach = s. An diesem Element
                              									wirken die achsialgerichteten Biegungsspannungen σzz
                              									und die Umfangsspannungen σϕϕ nach
                              									Verteilungsgesetzen, die noch unbekannt und in Fig.
                                 										3 willkürlich angenommen sind, welche Annahme jedoch auf die nachfolgenden
                              									Gleichgewichtsbedingungen ohne Einfluß ist; ferner sind die Schubspannungen τz zu einer Resultierenden S vereinigt, die auf 1 cm des mittl. Zylinderumfangs 2rπ bezogen gedacht ist (vergl. Fig. 1); auf die Länge rdϕ kommt somit die Schubkraft:
                           S . rdϕ.
                           Der Abstand von der Mittelfläche sei mit ± λ bezeichnet, je nachdem er radial
                              									auswärts oder einwärts gemessen wird.
                           Ist die Spannung bezw. Schubkraft in der Ebene z = zσzz bezw. S, so muß sie
                              									in der Ebene z + dz um
                              										\frac{\delta\,\sigma_{zz}}{\delta,z}\,dz bezw.
                              										\frac{\delta\,S}{\delta\,z}\,dz größer sein. Die
                              									Umfangspannung σϕϕ ändert sich, da hier
                              									achsensymmetrische Deformation betrachtet wird, nicht, wenn man im konstanten
                              									Abstand r und um dϕ
                              									fortschreitet. Demgemäß sind die Spannungen in (Fig.
                                 										3) eingetragen.
                           Die Gleichgewichtsbedingung in Richtungr lautet nach Fig.
                                 									3
                           
                              (S+\frac{\delta\,S}{\delta\,z}\,dz)\,rd\varphi=2\,\int\,\sigma_{\varphi\varphi}\,\frac{d\,\varphi}{2}\,.\,d\lambda\,.\,dz+S,r,d\varphi
                              
                           woraus
                           r\,\frac{\delta\,S}{\delta\,z}=\int\,\sigma_{\varphi\varphi}\,d\lambda
                              									. . . . . (11)
                           Sämtliche Integrale sind zwischen
                              										\lambda=\pm\,\frac{s}{2} zu nehmen.
                           Die Momentengleichung um die Mittelachse des Elements
                              										(Fig. 3) lautet:
                           
                              (S+\frac{\delta\,S}{\delta\,z}\,dz)\,rd\varphi\,\frac{d\,z}{2}+S,rd\varphi\,\frac{d\,z}{2}=\int\,\frac{\delta\,d_{zz}}{\delta\,z}\,.\,dz\,(r+\lambda)\,d\varphi\,d\lambda\,.\,\lambda
                              
                           Nach Vernachlässigung des Glieds von höherer Ordnung der
                              									Kleinheit und nach Vereinfachung erhält man
                           S\,.\,r=\int\,\frac{\delta\,d_{zz}}{\delta\,z}\,.\,(r+\lambda)\,\lambda\,d\lambda
                              									. . . (12)
                           Setzt man diesen Wert von S in
                              									Gleichung (11) ein, so wird
                           \int\,\sigma_{\varphi\varphi}\,d\lambda=\frac{\delta}{\delta,z}\,\int\,\frac{\delta\,d_{zz}}{\delta\,z}\,.\,(r+\lambda)\,\lambda\,d\lambda
                              									. . (13)
                           Zur Ermittlung der Schubspannung denken wir uns das Element (Fig. 3) im Abstand λ neben dem schraffierten Band
                              									festgehalten und betrachten das überstehende Körperstück zwischen λ = + λ und
                              										\lambda=+\frac{s}{2}; man erkennt, daß die Normalspannungen
                              										σzz in achsialer Richtung einen Kraftüberschuß
                              									liefern, der das überstehende Stück in der Befestigungsfläche df = dz . (r + λ) dϕ abzuschieben sucht; bei der Kleinheit dieser Fläche
                              									dürfen die Schubspannungen τrz daselbst als
                              									gleichmäßig verteilt angenommen werden. Die Schubkraft ist gleich dem
                              									Ueberschuß der Normalspannungen, d.h.
                           
                              \tau_{rz}\,.\,(r+\lambda)\,d\varphi\,.\,dz=\int\limits_\lambda^{+\frac{s}{2}}\,\frac{\delta\,\sigma_{zz}}{\delta\,z}\,dz\,(r+\lambda)\,d\varphi\,d\lambda
                              
                           In dem Klammerausdruck (r + λ) darf, wie später noch
                              									deutlicher gezeigt wird, λ gegen r vernachlässigt
                              									werden, sofern der Hohlzylinder dünnwandig ist. Dann folgt nach Wegheben von r, dϕ und dz
                           \tau_{rz}=\int\,\frac{\delta\,\sigma_{zz}}{\delta\,z}\,d\lambda
                              									. . . . . (14)
                           Der Formänderungszustand: Wir machen die bei geraden
                              									Stäben und ebenen Platten bewährte Annahme, daß eine Zylindernormale auch nach
                              									Eintritt der Biegung gerade und senkrecht zur elastischen Mittelfläche bleibe. Der
                              									Nutzen dieser Annahme besteht darin, daß es genügt, die Deformation der Mittelfläche
                              									festzustellen; die Lagenänderung der übrigen Zylinderpunkte ist damit bestimmt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 324, S. 52
                              Fig. 4.
                              
                           Wir können nicht voraussetzen, daß die elastische Mittelfläche ungedehnt bleibe.
                           Ein Punkt (r, z) kommt durch die Biegung nach (r + u0, z + w0), wobei u0 die Durchbiegung in
                              										(r, z) bedeutet (vergl. Fig. 4). Die Normale im Abstand z ist um ψ,
                              									in z + dz um ψ + dψ gegen
                              									ihre ursprüngliche Richtung geneigt. Der Winkel zweier im Abstand dz aufeinanderfolgender Normalen oder Tangenten der
                              									elastischen Linie ist dψ. Für dψ hat man nach (Fig. 4) unter Beachtung,
                              									daß es sich nur um kleine Winkel handeln kann:
                           \mbox{tg}\,phi=\phi=\frac{d\,u_0}{dz} . . . . .
                              									(15)
                           folglich
                           \frac{d\,\phi}{dz}=\frac{d^2\,u_0}{dz^2} . . . .
                              									. (16)
                           Eine im Abstand + λ von der Mittelfläche befindliche Schicht
                              									hatte ursprünglich die Länge dz; infolge der Biegung
                              									ist diese Länge (vgl. Fig. 4) um – λdψ geändert. An derselben Stelle hat sich aber auch die
                              									Mittelfläche gedehnt und zwar betrage ihre Dehnung pro cm + εzzo; die Mittelschicht dz hat sich also um εzzo
                              									dz verlängert.
                           
                           Die gesamte achsiale Dehnung im Abstand + λ ist folglich
                           
                              \varepsilon_{zz}=\frac{\varepsilon_{zz0}\,d\,z-\lambda\,.\,d\,\phi}{d\,z}
                              
                           oder mit (16):
                           \varepsilon_{zz}=\varepsilon{zz0}-\lambda\,.\,\frac{d^2\,u_0}{dz^2}
                              									. . . . (17)
                           Die achsiale Verrückung eines Punkts (r, z) der Mittelfläche ist
                           w_0=\int\limits_{z=0}^{z=z}\,\varepsilon_{zz0}\,d\,z . . . .
                              									. (18)
                           und eines beliebigen Punkts (r +
                              									λ, z) im Abstand λ von der Mittelfläche
                           w=w_0-\lambda\,\phi=\_0^z\,\varepsilon_{zz0}\,d\,z-\lambda\,\frac{d\,u_0}{d\,z}
                              									(18a)
                           Der Punkt (r + λ, z) kommt nach (r + λ + u0, z + w0 – λψ), d.h. er
                              									rückt radial um u0 nach
                              									außen; die Umfangsdehnung in diesem Punkt ist demnach
                           \varepsilon_{\varphi\varphi}=\frac{2\,pi\,(r+\lambda+u_0)-2\,\pi\,(r+\lambda)}{2\,\pi\,(r+\lambda)}
                              									. . (19)
                           
                                  =\frac{u_0}{r+\lambda}.
                              
                           oder sofern bei hinreichend kleiner Wandstärke λ gegen r vernachlässigbar ist:
                           \varepsilon_{\varphi\varphi}=\frac{u_0}{r} . . .
                              									. . . . . . (19a)
                           Setzt man εϕϕ und εzz
                              									aus (19) und (17) in (10) ein, so wird
                           
                              \left{{\sigma_{\varphi\varphi}=\frac{m}{m^2-1}\,\frac{1}{\alpha}\,\left[m\,\frac{u_0}{r\,[+\lambda]}+\varepsilon_{zz0}-\lambda\,\frac{d^2\,u_0}{dz^2}\right]}\atop{\sigma_{zz}=\frac{m^2}{m^2-1}\,\frac{1}{\alpha}\,\left[\frac{u_0}{r\,[+\lambda]}+m\,.\,\varepsilon_{zz0}-m\,\lambda\,\frac{d^2\,u_0}{dz^2}\right]}}\right\}\
                                 										(20)
                              
                           Die hierin auftretende Unbekannte εzzo wird aus der
                              									Bedingung bestimmt, daß die resultierende Achsialkraft gleich 0 ist, d.h. nach Gl.
                              									(10a). In dieser ist df = (r + λ) dϕ, dλ
                              									und bei der Integration ist λ als einzige Veränderliche anzusehen Man erhält
                           \varepsilon_{zz0}=-\frac{u_z}{m\,r}+\left[\frac{s^2}{12\,r}\,\frac{d^2\,u_0}{dz^2}\right]
                              									. . (21)
                           Wenn die gelegentlich Gl. (19a) angeführte Vernachlässigung von λ gegenüber r statthaft ist, so fallen die in [] eingeschlossenen
                              									Größen in den letzten Gleichungen weg.
                           Mit (21) liefert (20)
                           
                              \left{{\sigma_{\varphi\varphi}=\frac{1}{\alpha}\,\left[\frac{u_0}{r}-\frac{m}{m^2-1}\,\lambda\,\frac{d^2\,u_0}{dz^2}\right]}\atop{\sigma_{zz}=-\frac{m^2}{m^2-1}\,\frac{1}{\alpha}\,\lambda\,\frac{d^2\,u_0}{dz^2}}}\right\}\
                                 										.\ (22)
                              
                           Für die Schubspannung + λ erhält man noch nach Gl. (14) unter Benutzung von (22):
                           
                              \tau_{rz}=\frac{m^2}{m^2-1}\,\frac{1}{\alpha}\,\frac{d^3\,u_0}{dz^3}\,\int\limits\,\lambda\,d\,\lambda
                              
                                 =\frac{m^2}{m^2-1}\,\frac{1}{\alpha}\,\left(\frac{s^2}{8}-\frac{\lambda^2}{2}\right)\,\frac{d^3\,u_0}{dz^3}
                              									(23)
                           Beziehung zwischen Formänderung und Spannung.
                                 										Differentialgleichung der elastischen Mittelfläche.
                           Durch Einsetzen von (22) in (13) erhält man
                           
                              \left\frac{m}{m^2-1}\,\frac{1}{\alpha}\,\left[\lambda\,\frac{m^2-1}{m}\,\frac{u_0}{r}-\frac{\lambda^2}{2}\,\frac{d^2\,u_0}{dz^2}\right]\right|_{+\frac{s}{2}}
                              
                           
                              =\left-\frac{m^2}{m^2-1}\,\frac{1}{\alpha}\,\frac{d^4\,u_0}{dz^4}\,\left(\frac{r\,\lambda^3}{3}+\frac{\lambda^4}{4}\right)\right|_{-\frac{s}{2}}
                              
                           Nach Einführung der Grenzen und Vereinfachung erhält man als Gleichung der
                              									elastischen Mittelfläche:
                           \frac{d^4,u_0}{dz^4}+12\,\frac{m^2-1}{m^2}\,\frac{1}{r^2\,s^2}\,u_0=0
                              									. . (24)
                           Setzt man zur Abkürzung:
                           n^4=3\,\frac{m^2-1}{m^2}\ \frac{1}{r^2,s^2} . .
                              									. . (25)
                           so läßt sich die Differentialgleichung der elastischen
                              									Mittelfläche auch schreiben:
                           \frac{d^4\,u_0}{dz^4}+4\,n^4\,u_0=0 . . .
                              									(24a)
                           Ein Integral dieser linearen Differentialgleichung 4. Ordnung ist bekanntlich:
                           
                              u
                              0
                              = Ce
                              ρz
                              
                           wobei C eine
                              									Integrationskonstante, ρ eine Wurzel der Gleichung ist:
                           ρ4 + 4n4 = 0,
                           d.h. wenn ρ1 = (1 + i) n      ρ3 = – (1 + i) n
                                         ρ2 = (1 – i) n      ρ4 = – (1 – i) n
                           Das vollständige Integral der Differentialgleichung der elastischen Mittelfläche ist
                              									also:
                           u_0=C_1\,e^{{\rho_1}^z}+C_2\,e^{{\rho_2}^z}+C_3\,e^{{\rho_3}^z}+C_4\,e^{{\rho_4}^z}
                              									(24b)
                           was sich auf die Form bringen läßt:
                           u0= enz (f cos nz + g sin nz) + enz (f1
                              									cos nz + g1
                              									sin nz) (24c)
                           hierin sind. f, g, f1, g1, Integrationskonstante.
                           Wir betrachten von jetzt an ausschließlich einen Zylinder von der Länge 2l, dessen beide Hälften in gleicher Weise deformiert
                              									werden, was der Fall ist, wenn die beiden Zylinderenden in gleicher Weise belastet
                              									sind. Die Ebene z = 0, der Mittelquerschnitt des
                              									Hohlzylinders, ist dabei eine Symmetrieebene der Deformation. Unter dieser
                              									besonderen Voraussetzung muß die Durchbiegung der Zylinderwand rechts und links von
                              									dem Symmetriequerschnitt gleich groß sein, d.h. es muß u0 für z = +
                                 										z1 denselben Wert haben, Das kann nur sein,
                              									wenn in (24c) f = f1 und g = – g1. Damit erhält man
                              									für die Durchbiegung eines beiderseits vom Querschnitt x
                                 										= 0 symmetrisch deformierten Hohlzylinders:
                           u0 =
                              										f (enz + e– nz) cos nz + g (enz
                              									– e– nz) sin nz (26)
                           Als Zwischen werte werden folgende Differentiale gebraucht:
                           
                              
                                 
                                    \frac{d\,u_0}{dz}=n\,[(g-f)\,(e^{nz}+e^{-nz})\,sin\,nz+(g+f)\,(e^{nz}-e^{-nz})\,cos\,nz]
                                    
                                    \frac{d^2\,u_0}{dz^2}=2\,n^2\,[g\,(e^{nz}+e^{-nz})\,cos\,nz-f\,(e^{nz}-e^{-nz})\,sin\,nz]
                                    
                                    \frac{d^3\,u_0}{dz^3}=2\,n^3\,[-(g+f)\,(e^{no}+e^{-nz})\,sin\,nz+(g-f)\,(e^{nz}-e^{-nz})\,cos\,nz]
                                    
                                 (27)
                                 
                              
                           Wir nehmen nun an, die Belastung des Zylinders bestehe aus Schubkräften und
                              									Biegungsmomenten, die sich über die ringförmigen Endquerschnitte des Hohlzylinders
                              									gleichmäßig verteilen, und es bedeute (vergl. Fig.
                                 									1):
                           S kg/cm Schub auf 1 cm des Umfanges 2rπ (± wenn in
                              									Richtung der ± Schubspannung wirkend.
                           M kg. cm/cm Biegung auf 1 cm des Umfanges 2rπ, (± wenn
                              									man, auf der Tangente an den Bogen ϕ stehend und in Richtung der abnehmenden ϕ gegen
                              									das Moment blickend, dieses im ± Uhrzeigersinn sich drehen sieht.
                           Wenn M im Abstand z = ± z
                              									positiv ist, so heißt dies, daß die in der „Vorderfläche“ bei z = ± l wirkenden
                              									Spannungen ein + Moment liefern.
                           
                           Die Schubkraft ist nach (12) mit Einsetzen von (22).
                           S=\frac{1}{r}\,\int\limits\,\frac{\delta\,\sigma_{zz}}{\delta\,z}\,(r+\lambda)\,\lambda\,d\,\lambda=-\frac{m^2}{m^2-1}\,\frac{1}{\alpha}\,\frac{s^3}{12}\,\frac{d^3\,u_0}{dz^3}
                              									(28)
                           In z = ± l d.h. im
                              									Endquerschnitt ist ihre Größe daher
                           
                              S_l=-\frac{m^2}{m^2-1}\,\frac{1}{\alpha}\,\frac{s^3}{12}\,\left|\frac{d^3\,u_0}{dz^3}\right|_{z=\,\pm\,l}
                              
                           Erweitert man diese Gleichung mit \frac{1}{2\,n^3} so wird durch
                              									Auflösen
                           \frac{1}{2\,n^3}\,\left|\frac{d^3\,u_0}{dz^3}\right|_{z=\,\pm\,l}=-\frac{m^2-1}{m^2}\,\alpha\,\frac{12}{s^3}\,S_l\,\frac{1}{2\,n^3}=-S'
                              									(29)
                           wobei zur Abkürzung gesetzt ist
                           S'=\frac{1}{2\,n^3}\,.\,\frac{m^2-1}{m^2}\,.\,\alpha\,\frac{12}{s^3}\,S_l
                              									. . . (29a)
                           Für das Biegungsmoment im Abstand z = ± l wird ein analoger Ausdruck angeschrieben.
                           Eine positive Normalspannung σzz, die in der
                              									Endfläche („Vorderfläche“) im Abstand + λ von der Mittelfläche wirkt, liefert
                              									das Moment σzz
                              									df . λ im negativen Uhrzeigersinn wirkend. Um unserer
                              									Vereinbarung über das Vorzeichen von M zu genügen,
                              									müssen wir setzen
                           
                              M_l=\frac{1}{r}\,\int\,-\sigma_{zz}\,d\,f\,\lambda
                              
                           oder mit (22).
                           
                              M_l=\frac{m^2}{m^2-1}\,\frac{1}{\alpha}\,\frac{s^3}{12}\,\left|\frac{d^2\,u_0}{dz^2}\right|_{z=l}
                              
                           und analog wie oben für S
                           \frac{1}{2\,n^2}\,\left|\frac{d^2\,u_0}{dz^2}\right|_{z=l}=\frac{m^2-1}{m^2}\,\alpha\,\frac{12}{s^3}\,M_l\,\frac{1}{2\,n^2}=M'
                              									(30)
                           wenn zur Abkürzung gesetzt wird
                           M^i=\frac{1}{2\,n^2}\
                                 										\frac{m^2-1}{m^2}\,\alpha\,\frac{12}{s^3}\,M_l . . (30a)
                           Es sollen nunmehr die Integrationskonstanten f und g in (24c) durch M' und
                              										S' ausgedrückt werden; aus (29) und (27), bzw. (30)
                              									und (27) folgt mit z = l
                              									oder z = – l
                           – S' = – (g +
                                 										f) . (enl
                              									+ e– nl) sin nl + (g – f) (enl
                              									– e– ul) cos nl
                           M' = g)
                              										(enl + e– nl) cos nl – f (enl
                              									– e– nl) sin nl
                           woraus
                           \left{{g=\frac{M'\,\left(\mbox{cos}\,nl+\frac{e^{nl}+e^{-nl}}{e^{nl}-e^{-nl}}\,\mbox{sin}\,nl\right)+S'\,\mbox{sin}\,nl}{e^{nl}+e^{-nl}+\frac{4\,\mbox{sin}\,nl\,\mbox{cos}\,nl}{e^{nl}-e^{-nl}}}}\atop{f=\frac{-M'\,\left(\mbox{sin}\,nl-\frac{e^{nl}-e^{-nl}}{e^{nl}+e^{-nl}}\,.\,\mbox{cos}\,nl\right)+S'\,\mbox{cos}\,nl}{e^{nl}-e^{-nl}+\frac{4\,\mbox{sin}\,nl\,\mbox{cos}\,nl}{e^{nl}+e^{-nl}}}}}\right\}\
                                 										.\ (31) (31)
                           Diese Werte vereinfachen sich bedeutend, wenn die halbe Zylinderlänge l groß ist im Vergleich zum Zylinderhalbmesser r. Ueber
                              									den hiezu erforderlichen Wert \frac{r}{l} folgt Angabe weiter
                              									unten. Sofern nun l groß und s klein im Vergleich zu r, kann e– nl gegen enl vernachlässigt
                              									werden, ebenso der Wert
                           
                              \frac{4\,\mbox{sin}\,nl\,\mbox{cos}\,nl}{e^{nl},\pm,e^{-nl}},
                              
                           wie man sich leicht klar machen kann. Damit wird, giltig
                              									für verhältnismäßig lange Zylinder:
                           
                              \left{{f=\frac{-M'\,(\mbox{sin}\,nl-\mbox{cos}\,nl)+S'\,\mbox{cos}\,nl}{e^{nl}}}\atop{g=\frac{M'\,(\mbox{sin}\,nl+\mbox{cos}\,nl)+S'\,\mbox{sin}\,nl}{e^{nl}}}}\right\}\
                                 										(31\mbox{a})
                              
                           Wir haben hiermit statt der Integrationskonstanten f und
                              										g zwei andere Integrationskonstante M' und S' eingeführt;
                              									diese hängen durch Gleichung (29a) und (30a) in einfachster Weise mit einem
                              									Biegungsmoment und einer Schubkraft zusammen, man kann ihnen also eine leicht
                              									anschaulich faßbare Deutung geben. Ueberdies werden diese Biegungsmomente und
                              									Schubkräfte an den Zylinderenden ohnehin gebraucht, wenn man etwa die Verbindung des
                              									Zylinders mit einem Boden oder Flansch untersuchen will.
                           Immer handelt es sich dabei um die Grenzbedingungen an den Zylinderenden,
                              									hauptsächlich um die Durchbiegung und Neigung der elastischen Linie, d.h. des
                              									Meridians der Mittelfläche gegenüber dem nicht deformierten Zustand; für die
                              									Durchbiegung und Neigung erhalten wir nunmehr ganz einfache Ausdrücke:
                           Die Durchbiegung (u0)l des Zylinderendes
                              									z = ± l wird nach
                              									(26):
                           (u0)l = f . enl cos nl + g . enl sin nl,
                           woraus durch Einsetzen der Werte von f und g aus (31a)
                           (u0)l
                              									= M' + S' . . . . . (32)
                           Die Neigung der Zylinderenden
                              									z = ± l gegen die z = Richtung ist nach (27):
                           
                              \left(\frac{d\,u_0}{d\,z}\right)_t=n\,[(g-f)\,e^{nl}\,\mbox{sin}.\,nl+(g+f)\,e^{nl}\,\mbox{cos}\,nl],
                              
                           woraus mit (31a):
                           \left(\frac{d\,u_0}{d\,z}\right)_t=n\,(2\,M'+S')
                              									. . . . (33)
                           Die Durchbiegung (u0)0
                              									in der Zylindermitte wird nach (26) mit z = 0, und ferner mit (31a):
                           
                              (u_0)_0=2\,f=2\,\frac{+M'\,(\mbox{cos}\,nl-\mbox{sin}\,nl)+S'\,\mbox{cos}\,nl}{e^{nl}}
                              
                           An derselben Stelle ist die Neigung des Meridians der
                              									elastischen Mittelfläche gegen die ursprüngliche Richtung gleich Null, wie ohne
                              									weiteres klar, und auch aus (27) mit z = 0 folgt.
                           Zur Berechnung der Biegungs- und Schubspannungen werden noch einige Sonderwerte
                              									angeführt, die später gebraucht werden:
                           In z = – l ist nach (27) und (31a), sofern e– nl gegen e+ nl
                              									vernachlässigbar ist.
                           
                              \left|\frac{d^2\,u_0}{d\,z^2}\right|_l=2\,n^2\,[ge^{nl}\,\mbox{cos}\,nl-fe^{nl}\,\mbox{sin}^{nl}]=2\,n^2\,M'\,2\,\mbox{sin}\,nl\,\mbox{cos}\,nl
                              
                           In z = 0 ist ebenso:
                           
                              \left|\frac{d^2\,u_0}{d\,z^2}\right|_0=2\,n^2\,.\,2\,g=2\,n^2\,.\,2\,\frac{M'\,(\mbox{sin}\,nl+\mbox{cos}\,nl)+S'\,\mbox{sin}\,nl}{e^{nl}}
                              
                           
                              \left|\frac{d^3\,u_0}{d\,z^3}\right|_0=0.
                              
                           
                              (Fortsetzung folgt.)