| Titel: | Polytechnische Rundschau. | 
| Fundstelle: | Band 324, Jahrgang 1909, S. 61 | 
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                        Polytechnische Rundschau.
                        Polytechnische Rundschau.
                        
                     
                        
                           Schwimmdrehkranevon 100, bezw. 60 t
                              									Tragfähigkeit
                           für den Hafen von Buenos Ayres sind auf der Werft Gusto der Firma A.F.
                                 										Smulders in Schiedam, Holland, fertiggestellt und haben die Seereise in
                              									vollständig montiertem Zustand unter eigenem Dampfe gemacht. In Hinsicht auf den
                              									beschränkten Hafenraum sind beide Krane drehbar ausgeführt, um schwere Lasten aus
                              									den Schiffen unmittelbar auf die Kaie absetzen zu können, wenn die Krane zwischen
                              									dem Schiffe und dem Kai liegen. Die Krane sollen außerdem beim Aufräumen von Wracken
                              									Verwendung finden.
                           Die Schiffskörper haben 47, bezw. 40 m Länge, beide 17 m Breite, eine größte
                              									Raumtiefe von 4, bezw. 3,6 m. Der 100-t Kran ist mit zwei Dampfkesseln von je 100 qm
                              									Heizfläche und 8 at versehen, deren Dampf zwei je auf eine Schraubenwelle wirkende
                              									Verbundmaschine von 380 × 760 mm  und 500 mm Hub zugeführt wird. Bei der
                              									Probefahrt gaben die zusammen etwa 550 PS indizierenden Maschinen dem Schiffe eine
                              									Geschwindigkeit von fast 15 km i.d. Std. Der Kran ist als Drehkran gebaut, und läuft
                              									mittels acht in Paaren angeordneten und in Schwinghebeln gelegenen Rädern auf einer
                              									gußstählernen Laufbahn. Die Kranwinde wird von einer stehenden Verbundmaschine (300
                              									× 600 mm  und 350 mm Hub) angetrieben, deren Frisch- und Abdampf durch den
                              									hohlen Königzapfen des Kranes zugeführt wird. Außer dem Haupthaken ist ein
                              									Hilfshaken für 201 Nutzlast mit eigener Seiltrommel vorgesehen. Heben und Drehen
                              									kann gleichzeitig stattfinden.
                           Um der Vorschrift, daß das Schiff beim Heben und Drehen der Höchstlast leicht
                              									wagerecht zu halten sei, zu genügen, wurde ein 250 t schweres auf acht Rädern
                              									laufendes Gegengewicht angeordnet, aus einer mit Eisenbahnschienen gefüllten Kiste
                              									aus Stahlblech bestehend, deren Inhalt in Hinsicht auf die Seereise mit Sand eingewaschen
                              									wurde. Die Bewegung des Gegengewichtes wird von einer Zwillingsdampfmaschine von 180
                              									mm Zylinderdurchmesser und 200 mm Hub erzielt, deren Dampf ebenfalls durch die
                              									Kranmittellinie zu- und abgeführt wird. Beim Krandrehen bleibt das Gegengewicht
                              									innerhalb der Schiffsgrenzen und seine Maschine wird selbsttätig angehalten, sobald
                              									sein äußerster Stand erreicht ist.
                           Alle Bedienungshebel, sowohl für die Winde wie für das Gegengewicht sind an einer
                              									Stelle zusammengebracht.
                           Die Ausladung beträgt 16.65 m, die Hubhöhe über dem Wasserspiegel rd. 22 m; bei der
                              									Erprobung wurde bei der Höchstlast eine Hubgeschwindigkeit von 1,52 m i.d. Min.
                              									erreicht, während eine vollständige Drehung 2 Min. 55 Sek. erforderte.
                           Der 60 t Kran ist dem großen Kran in der Hauptsache ähnlich, auch was Hubhöhe und
                              									Ausladung betrifft. (Dekker und Weve.) (De Ingenieur 1908. S. 871–875).
                           
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                           Der neue Daimler-Kraftwagenmotor.
                           Auf der jüngsten Vergnügungskraftwagen-Ausstellung in London wurde von der Daimler-Gesellschaft ein Motor vorgeführt, dessen
                              									Konstruktion erhebliche Abweichung vom hergebrachten zeigt. Die als
                              										„ventillos“ bezeichnete Maschine entspricht diesem Namen insofern, als
                              									die Ventile gewöhnlicher Bauart fehlen und durch eine gleiche Anzahl Schieber
                              									besonderer Anordnung ersetzt sind.
                           Der Zylinder ist in der üblichen Weise mit einem angegossenen Kühlmantel versehen,
                              									ist aber auf größerem Durchmesser wie der Kolben ausgebohrt. In dem so gebildeten
                              									ringförmigen Raum befinden sich zwei Schieber, die mittels kurzer Stangen von einer
                              									den Kurbelraum durchsetzenden Steuerwelle hin und her bewegt werden. Die
                              									ringförmigen Schieber sind nach oben über einen gewissen Abstand über den Kolbenlauf
                              									hinaus verlängert, während der Zylinderdeckel kolbenartig in den Zylinder hineinragt
                              									und hier gegen die Schieber mittels Kolbenringe gasdicht abschließt.
                           Die Ein- und Auslaßöffnungen in der Zylinderwand werden von den Oeffnungen in den
                              									auf- und abgehenden Schiebern entsprechend freigegeben. Der Arbeitskolben läuft also
                              									im innern Schieber, und das richtige Arbeiten des Motors wird in hohem Maße davon
                              									abhängen, ob die Schieber dicht halten. Außer der geringen Anzahl beweglicher Teile
                              									des Motors und dem Wegfallen des Ventilgeräusches wird als Vorteil die große
                              									Schieberöffnung und die bequeme Anordnung der Rohre angegeben, da man bei letzteren
                              									nicht auf gute Zugänglichkeit sich bewegender Steuerteile zu achten hat.
                           Der Motor wird in vier Größen in den folgenden Abmessungen ausgeführt:
                           
                              
                                 PS
                                 22
                                 38
                                 48
                                 57
                                 
                              
                                 Anzahl Zylinder
                                 4
                                 4
                                 4
                                 6
                                 
                              
                                 Durchmesser
                                 mm
                                 96
                                 124
                                 140
                                 124
                                 
                              
                                 Hub
                                 „
                                 130
                                 130
                                 150
                                 130
                                 
                              
                           (Engineering 1908, II, S. 681.)
                           
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                           Neuere Brikettierungs- und Aufbereitungsanlagen für Eisenerze
                              									in Schweden.
                           Zu den neueren Brikettierungsanlagen für Kiesabbrände gehört das
                              									purpleore-Brikettwerk der Helsingborgs Kopparverks
                                 										Aktiebolag bei Helsingborg an der Westküste Südschwedens. Die zur
                              									Verarbeitung gelangenden Kiese werden auf den Sulitjelma-Kiesgruben im nördlichen
                              									Norwegen gewonnen, gelangen in besonderen Kiesdampfern an die Südküste Norwegens
                              									und werden hier in Papierfabriken abgeröstet und hierbei von dem größten Teil
                              									ihres Schwefelgehaltes befreit. Die Kiesabbrände werden in Küstendampfern den oben
                              									erwähnten Helsingborger Kupferwerken zugeführt, hier
                              									zur Gewinnung ihres Silber- und Kupfergehaltes mit gemahlenem Steinsalz in
                              									mehrbödigen Fortschaufelungsöfen Gröndalscher Bauart
                              									chlorierend geröstet, sodann mit Wasser ausgelaugt, und das Silber nach Claudets Verfahren mit Jodkalium ausgefällt. Nach
                              									abermaliger Auslaugung mit Wasser wird das Kupfer mittels alter Eisenteile als
                              									Zement mit einem Gehalt von 80% Cu gefällt, das in
                              									Doppelflammöfen auf Raffinatkupfer mit über 99,97 % Cu
                              									verschmolzen wird. An Kupfer werden rund 2000 t im Jahr erzeugt.
                           Das sog. purple ore (Purpurerz), nämlich der mulmige, aus Eisenoxyd zum größten Teil
                              									bestehende Rückstand der Kupferauslaugung wird bis zur Lufttrockene in Schuppen
                              									gelagert. Es enthält in der Regel 61% Fe, 0,15 bis
                              									0,20% Cu, 0,23% S und
                              									0,01% P. Sodann gelangt das purple ore in die
                              									Brikettpressen des Brikettwerkes, das hauptsächlich aus 3 Sutcliffe-Pressen, 3 älteren Dorstener
                              									Pressen und 3 Gröndalschen Doppelbrennöfen mit 2 Bildschen Generatoren besteht. Die Sutcliffe-Pressen haben sich im Betriebe besser als die
                              										Dorstener Pressen bewährt. Sie dienen auch
                              									andernorts zur Erzeugung von Kalksandsteinen, Betonsteinen, Kohlen- und Erzbriketts.
                              									Ihrer Bauart nach ist die Sutcliffe-Presse eine
                              									Kniehebel-Druckpresse mit wagerechtem, umsetzbaren Formtisch. Sie weist also eine
                              									Aehnlichkeit teils mit der Tigler-, teils mit der Couffinhal-Presse auf. Der Formtisch enthält 8 bis 10
                              									Formen, die zur Herstellung von purple ore-Briketts quadratischen Querschnitt haben
                              									und mit gehärteten Stahlplatten ausgefüttert sind. Die Bereitung von Erzbriketts
                              									erfolgt in einer Pressung mit 150,000 kg für jeden Stein. Die Preßvorrichtung wird
                              									beständig durch kaltes Wasser gekühlt. Die fertigen Steine oder Briketts werden nach
                              									Umsetzen des Formtisches von Hand entfernt. Diese Sutcliffe-Presse ist neuerdings dadurch wesentlich verbessert worden, daß
                              									die Steine gleichzeitig von oben und von unten gepreßt werden. Eine größere und
                              									stärkere Ausführung der einfachen Sutcliffe-Presse ist
                              									die Duplex-Emperor-Presse, mit der immer zwei Steine
                              									gleichzeitig hergestellt werden können. Eine einfache Sutcliffe-Presse liefert täglich bei etwa 9stündigem Betriebe gegen 13,000
                              									Steine zu je 4 kg = 52,000 kg; die Duplex-Presse
                              									leistet etwa das Doppelte. Zur Bedienung sind bei der Aufgabe 1 Mann, für die
                              									Abnahme der Rohbriketts vom Formtisch, ihr Verladen in die Brikettwagen und ihre
                              									Beförderung in den Brennofen 4 Mann erforderlich. Die Sutcliffe-Pressen haben sich erheblich besser als die Dorstener Fallpressen bewährt, da sie bei dreifacher
                              									Leistung weniger Reparaturen erfordern und die Briketts dichter werden mit
                              									schärferen Kanten.
                           Die Rohbriketts werden auf Wagen eine Stunde lang in die 3 Gröndalschen Doppelöfen gebracht, die ihre Heizgase von 2 Bildschen Generatoren erhalten. In einem Ofen werden
                              									täglich 75 t durchgesetzt. Die fertigen Briketts sind scharfkantig, rißfrei, dicht
                              									und fest, dabei porös; ihr Eisengehalt beträgt 62 bis 63% bei 0,19% Cu, 0,06% S und 0,01% P. Der Eisengehalt des purple ore hat sich durch die
                              									Brikettierung also um 1 bis 2% angereichert, der Schwefelgehalt aber um rund 0,2%
                              									vermindert.
                           An Löhnen entfielen auf 1 t Briketts 0,49 Mk., an Kohlenkosten 1,43 Mk. Der Absatz
                              									der Briketts ist auf England beschränkt. Der Verkaufspreis betrug 1906 22 s (= 22,44
                              									Mk.), die Fracht 5 s (= 5,10 Mk.) für 1 t Briketts.
                           
                           Mit einer im April 1907 errichteten Anlage von magnetischen Erzscheidern wird
                              									der Eisengehalt armer Magneteisenerze in Vintjen, Provinz Dalarne, von 32% Fe auf 62% Fe
                              									angereichert. Der Erzscheider arbeitet mit festen Elektromagneten und einer
                              									kreisenden Trommel mit sekundärem Magneten, wobei die Trommel ganz innerhalb des
                              									magnetischen Feldes angeordnet ist. Hierdurch wird der Nachteil anderer Systeme
                              									vermieden, der darin besteht, daß die Trommel sehr groß sein muß, um ein größeres
                              									magnetisches Feld und eine höhere Leistung zu erzielen. Die kurze konische Trommel
                              									dreht sich um eine wagerechte Achse und besteht aus einem unmagnetischen Stoff. An
                              									ihrer Innenseite sind durch Zement voneinander getrennte Eisenstücke angeordnet,
                              									während außerhalb der Trommel 3 Elektromagnete so aufgestellt sind, daß sie nur auf
                              									den unteren Trommelumfang wirken. Die äußeren Magnete haben gleichnamige Pole. Die
                              									an der Trommelinnenseite befestigten Eisenstücke werden bei Drehung der Trommel an
                              									den Elektromagneten vorbeigeführt und hierbei zu sekundären Magneten induziert. Das
                              									in die Trommel aufgegebene, fein zerteilte Roherz wird, soweit es aus
                              									Magneteisenerzteilchen besteht, von diesem sekundären Magneten angezogen und bei der
                              									Drehung der Trommel mit emporgehoben. Sobald die an der Innenseite der Trommel
                              									befestigten Eisenstücke von den beiden äußersten der am unteren Umfang der Trommel
                              									angeordneten Magneten gleich weit entfernt sind, tritt Polwechsel ein, und die bei
                              									der Trommeldrehung mit emporgehobenen Erzteilchen fallen herab, und zwar auf ein in
                              									die Trommel hineinragendes Blech, von dem sie durch die Wasserstrahlen einer
                              									Rohrbrause auf ein endloses Transportband gespült werden. Die unhaltigen,
                              									unmagnetischen Bestandteile wandern unbeeinflußt aus der Trommel ab. Der Apparat
                              									erzielt die oben angegebene Anreicherung mit einem Stromverbrauch von 10 Amp bei 110
                              									Volt. Dieser Magnetseparator soll demnächst auch in den Aufbereitungsanlagen der Lesjöfors Actiebolag bei Längsbanshyttan zur Anwendung
                              									kommen. Der fertige Magneteisenerzschlich soll aber nicht durch Brikettierung,
                              									sondern durch das Peterssonsche Sinterungsverfahren zur
                              									Verschmelzung im Hochofen geeignet gemacht werden. Dieses Verfahren besteht darin,
                              									daß der oben aufgegebene Erzschlich durch mehrere untereinander liegende Abteilungen
                              									eines durch Hochofengichtgas geheizten Röstofens rollt und hierbei zumeist zu
                              									Klumpen zusammensintert. Ein zu Dalsbruk in Finnland seit 1905 betriebener Ofen hat
                              									sich bestens bewährt. Die Kosten des Aufgebens und Röstens für 1000 kg gebrannten
                              									Produktes betrugen 2,63 Mk. (Glückauf, 1908, S. 1453.)
                           
                              J.
                              
                           
                        
                           Instandsetzung beschädigter Bauwerke durch
                              									Zementeinpressung.
                           Der nördliche Pfeiler der westlichen Eisenbahndrehbrücke über den
                              									Kaiser-Wilhelm-Kanal bei Rendsburg war durch den Anprall eines Erzdampfers so schwer
                              									beschädigt worden, daß der massive Pfeiler etwa 3 m unter Wasser in zwei Hälften
                              									geteilt und das obere etwa 400 cbm Mauerwerk enthaltende Pfeilerstück rund 40 cm auf
                              									dem Pfeilerstumpf verschoben war. Hierbei entstanden Fugen von 10 bis 15 cm Weite.
                              									Um eine längere Außerbetriebsetzung der Brücke und die großen Kosten des Abreißens
                              									und der Wiederherstellung des Brückenpfeilers zu vermeiden, wurde nach dem Verfahren
                              									von Wolfsholz in die Fugen unter Ueberdruck
                              									Zementmörtel bis zur vollständigen Dichtung eingepreßt. Hier wurde diese Dichtung
                              									zum ersten Male unter Wasser vorgenommen. Zunächst wurde die Steinpackung
                              									zwischen Pfeiler und Ufer beseitigt, um die Risse freizulegen. Dann wurden 9
                              									schmiedeeiserne Einspritzröhren in die Risse eingeführt und durch halbringförmige
                              									Holzscheiben in die Fugen eingedichtet. Die Fugen wurden nach Möglichkeit durch
                              									Holzkeile geschlossen. Ueber diese wurde ein starkes, 1½ m hohes Segeltuchband um
                              									den Pfeiler herumgelegt und durch zwei starke Zugbänder an das Mauerwerk stark
                              									angepreßt. Der Saum des Segeltuches umschloß ein mit Werg umwickeltes Drahtseil.
                              									Durch Streben und Latten wurde eine weitere Verstärkung und Aussteifung der
                              									Abdichtung erzielt. Der Ueberdruck im Luftkompressor betrug 8 bis 10 at. Von hier
                              									wurde durch Luftschläuche ein Druck von 4 at auf die drei je 70 l Mörtel haltenden
                              									Mörtelkessel übertragen, von denen aus die Einspritzröhren durch Auswurfschläuche
                              									gespritzt wurden. Die an einem Tage in den Pfeiler eingepreßte Mörtelmenge von 15
                              									cbm genügte, um den Segeltuchverband von innen straff aufzutreiben, so daß die
                              									Arbeit eingestellt werden. konnte. Der Mörtel bestand aus 1 Teil Zement und 1 Teil
                              									Sand. Das Abbinden des Mörtel wurde durch im Kanal aufgehängte Mörtelkästen geprüft.
                              									Nach 5 Wochen war der Mörtel soweit abgebunden, daß der Eisenbahnbetrieb wieder
                              									aufgenommen werden konnte. Die Wiederherstellungsarbeiten kosteten nur 13000 Mk.
                           An Stelle der üblichen Abdeckung des Gewölberückens des Tunnelmauerwerkes mit
                              									Asphalt-Isolierplatten und Ziegelflachschicht, die leicht durch nachdrückendes
                              									Gesteinsmauerwerk. beschädigt werden können, wird eine Abdichtung durch
                              									Zementeinspritzung empfohlen. Hierbei wird das Tunnelgewölbe im Schutz dünner
                              									Eisenbleche auf dem Gewölberücken gemauert, durch die eine Ableitung des aus dem
                              									Gestein kommenden Wassers ermöglicht wird. Die Hohlräume zwischen den Eisenblechen
                              									und dem Gebirge werden mit dem Fortschreiten des Baues durch Steine und Geröll
                              									ausgefüllt. Dann werden durch das Mauerwerk und das Schutzblech hindurch Bohrlöcher
                              									getrieben und durch diese Zementmörtel in die Hinterfüllung unter hohem Druck
                              									eingepreßt. Hierdurch entsteht ein sämtliche Hohlräume bis tief in das Gebirge
                              									hinein ausfüllender tragfähiger und wasserdichter Betongürtel um das
                              									Tunnelmauerwerk. Zur Beseitigung von Undichtigkeiten läßt sich das Verfahren in
                              									alten Tunnels nachträglich anwenden. (Wolfsholz.)
                           (Zement u. Beton 1908 S. 508 u.S. 602).
                           Dr.-Ing. P. Weiske.
                           
                        
                           Betonsenkwalzen.
                           In Oesterreich sind seit 1903 Betonsenkwalzen nach System Feuerlöscher zur Sicherung von Grund- und Stauwehren, von Uferschutzbauten
                              									und Brückenpfeilern selbst in reißendem Wasser mit großem Erfolge verwendet worden.
                              									Die Herstellung der Senkwalzen erfolgt in zylindrischen, zweiteiligen Formen, deren
                              									Enden zigarrenförmig zugespitzt sind. Diese Formen werden mit Eisendrähten von 5 mm
                              									 in der Längs- und Querrichtung, darüber mit einem Drahtnetz von 4 cm
                              									Maschenweite und mit einer Lage von Jute ausgekleidet. Dann wird Beton eingestampft,
                              									die Jute zusammengenäht und durch die angezogenen Drähte fest verschnürt. Diese
                              									Senkwalzen werden ins Wasser geworfen, solange der Beton noch nicht abgebunden ist,
                              									so daß sich die noch frischen Walzen allen Unebenheiten des Ufers und der Sohle
                              									anpassen können. Nach dem Einwerfen in das Wasser ist dieses durch das Auslaugen der
                              									Jute etwas getrübt, aber schnell klärt es sich, und man sieht die Senkwalzen
                              									unbeweglich nebeneinander liegen. Senkwalzen von 1 bis 1,10 m  kosten 30
                              									bis 35 Mk. für das Meter Länge. (Schellenberger.)
                              									(Mitteilungen über Zement etc. der Deutschen Bauzeitung 1908, S. 88).
                           Dr.-Ing. P. Weiske.
                           
                        
                           Eisenbeton-Bohlwerk.
                           Bei Spandau wird ein Durchstich durch die Götelwiesen zur Geradelegung- eines Teiles
                              									der Havel hergestellt. Die Ufer sind mit Eisenbeton-Spundbohlen verkleidet. Letztere
                              									sind 6,6 m lang, 0,8 m breit und 0,16 m dick, unten keilförmig zugespitzt und an den
                              									Seiten mit Nut und Feder versehen. Ihre Eiseneinlagen bestehen aus 8 Längseisen von
                              									16 mm , die in Abständen von 50 cm durch Bügel von 6 mm  verbunden
                              									sind. Mit dem dahinterliegenden Boden sind die Bohlen in 2,40 m Abstand durch 7 m
                              									lange eiserne Anker von je 35 mm  und eine Ankerplatte von 1 qm Fläche
                              									verbunden. Anker und Ankerplatte sind mit Beton umhüllt. Die Anker greifen durch die
                              									Spundwand hindurch und sind von derselben durch einen mit 4 Rundeisen von 16 mm
                              									 bewehrten Eisenbetonholm von 35.45 cm Querschnitt verbunden. Die Köpfe der
                              									Bohlen sind durch einen Eisenbetonholm von 35.35 cm Querschnitt verbunden und
                              									abgedeckt. Zum Schutz gegen Stöße der Schiffe und zum Einsetzen der Stakstangen der
                              									Schiffer sind zwischen den Holmen an der Spundwand durchlaufende Eichenholzbohlen
                              									befestigt und vor der Spundwand in Abständen von 15 m 40 cm starke kieferne
                              									Holzpfähle eingerammt. Die Bohlen sind an Ort und Stelle in einer Mischung von 1 T.
                              									Zement, 2½ T. Elbkies und 2½ T. Elbkiesschotter von 3–4 cm Korngroße hergestellt.
                              									Die durch Erd- und Wasserdruck auf Biegung beanspruchten Bohlen erleiden im
                              									ungünstigsten Falle 39,6 kg/qcm Betondruck- und 1130 kg/qcm Eisenzugspannung.
                           Bei der Bauausführung wurden zunächst in 72 m Abstand voneinander die beiden
                              									Bohlenreihen eingerammt. Dann wurde der Durchstich ausgebaggert und das Ufergelände
                              									um 1,5 m erhöht, so daß die Spundbohlen 2,30 bis 2,50 m weit im Boden stecken bei
                              									einer Höhe des Kanalbettes von 4,0 bis 4,2 m.
                           (Zement u. Beton 1908, S. 568 mit Ergänzungen aus den Mitteilungen über Zement etc.
                              									der Deutschen Bauzeitung 1908, S. 91 ff. und 93 ff.)
                           Dr.-Ing. P. Weiske.
                           
                        
                           Ueber Grundlagen der technologischen Mechanik.
                           In dieser vorläufigen Mitteilung zeigt der Verfasser theoretisch und experimentell
                              									(an vergleichenden Zug-, Druck- und Zug-Torsionsproben), daß die Zug-, Druck- und
                              									Torsionsdiagramme des gleichen Materials in gegenseitiger Beziehung stehen und aus
                              									der sogenannten „Fließkurve,“ welche die Beziehung zwischen innerer Reibung
                              									und spezifischer Schiebung ausdrückt, ableitbar sind. Auch die technologische
                              									Qualität eines Materials wird durch diese Fließkurve charakterisiert: „Je höher
                                 										der Reginn der „Fließkurve“ liegt, um so härter ist das ursprüngliche
                                 										Material, je steiler dieselbe verläuft, eine um so itensivere, kalte Härtung
                                 										erfährt es mit wachsender Deformation und einen um so bedeutenderen
                                 										Deformationswiderstand setzt es seiner weiteren Kaltbearbeitung entgegen, je
                                 										später diese Kurve ihren Kulminationspunkt erreicht, um so „schmeidiger“
                                 										wird es sein.“ (Ludwik.) [Oesterr.
                              									Wochenschrift f.d. öffentl. Baudienst, 1908, No. 42, S. 762.]
                           A.L.
                           
                        
                           Mikrographische Zementuntersuchungen.
                           Die mikrographische Zementuntersuchung hat sich als ein brauchbares Hilfsmittel für
                              									die praktische Zementuntersuchung erwiesen, da es möglich ist, einen Portlandzement
                              									von einem Eisenportlandzement mikrographisch zu unterscheiden, ferner aber auch die
                              									Abbinde- und Erhärtungsvorgänge zu klären. Die Herstellung eines Zementschliffes
                              									bietet keine besonderen Schwierigkeiten. Besondere Sorgfalt erfordert nur die
                              									schließliche Entwicklung des Zementgefüges durch Polieren auf einer Tuchscheibe, was
                              									zur Erhaltung klarer Gefügebilder unbedingt nötig ist.
                           Bei der Untersuchung des Portlandzementes im auffallenden Lichte wurde festgestellt,
                              									daß jeder normal beschaffene Portlandzement, unabhängig von der Dauer der Erhärtung,
                              									aus zwei Gefügebestandteilen, einem primären und einem sekundären besteht, von denen
                              									letzterer mit dem Alter auf Kosten der ersteren zunimmt. Durch Aetzungen ließ sich
                              									der primäre Gefügebestandteil teilweise in Kristallaggregate auflösen. Die einzelnen
                              									Kristalle hatten einen 4- oder 6seitigen Umriß und sind hiernach zu urteilen Alite
                              									Törnebohms. Als sehr geeignetes Aetzmittel erwies sich alkoholische Salzsäure.
                              									Besonders kennzeichnend ist für den Portlandzement die Flußsäureätzung.
                              									Eisenportlandzement ist im Schliff an den Schlackenresten meist leicht zu erkennen.
                              									Einen weiteren Anhaltspunkt für die Anwesenheit von Schlacke erhält man durch
                              									Behandlung mit Wasser; der Schliff erscheint in kurzer Zeit bis auf die
                              									Schlackenreste mit flockigen Niederschlägen überzogen. In zweifelhaften Fällen
                              									gewährt eine sichere Entscheidung die Flußsäure-Reaktion; die unveränderten
                              									Schlackenreste sind an prachtvollen Interferenzfarben zu erkennen, die auf den
                              									oberflächlichen Angriff der Schlacke durch Fluorwasserstoffsäure zurückzuführen
                              									sind. Durch Vergleich der Interferenzbilder für bekannte Mischungen mit denen für zu
                              									untersuchende Zemente ist es gelungen, noch 1 bis 2% Schlacke mit Sicherheit
                              									nachzuweisen. Unsicher wird die Bestimmung, wenn die äußerst feinkörnige Schlacke
                              									mehr oder weniger vollständig hydratisiert ist. Um ferner den Beweis zu erbringen,
                              									daß die in den Portlandzementschliffen festgestellten Kristallbildungen tatsächlich
                              									Alite sind, wurden Zementschliffe bis auf 200° im elektrischen Ofen nach Heräus eine Stunde lang erhitzt. Die Alitegruppen
                              									traten deutlich hervor. Wären die Kristalle Kalkhydrat gewesen, so wären sie
                              									zerstört worden. (Stern, Stahl und Eisen, 1908, S. 1542
                              									bis 1546.)
                           
                              J.
                              
                           
                        
                           Reinigung des Eisessigs von Ameisensäure.
                           Die dem Eisessig beigemengte Ameisensäure kann man, wie P.
                                 										Pikos mitteilt, anstatt sie durch Permanganatlösung oder festes
                              									Kaliumdichromat zu zerstören, durch metallisches Rhodium katalytisch in Kohlensäure und Wasterstoff zersetzen. Dieser
                              									Prozeß wird vor der letzten Rektifikation ausgeführt. 30 g Rhodium reichen für einen
                              									2000 l Kolonnenapparat beliebig lange Zeit aus. [Chemiker-Zeitung 1908, S.
                              									906–907.]
                           
                              A.