| Titel: | Biegung eines dünnwandigen Hohlzylinders durch achsensymmetrische Kräfte und ungleiche Wandtemperatur. | 
| Autor: | Max Ensslin | 
| Fundstelle: | Band 324, Jahrgang 1909, S. 65 | 
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                        Biegung eines dünnwandigen Hohlzylinders durch
                           								achsensymmetrische Kräfte und ungleiche Wandtemperatur.
                        Von Dr.-Ing. Max Ensslin,
                           									Stuttgart.
                        (Fortsetzung von S. 54 d. Bd.)
                        Biegung eines dünnwandigen Hohlzylinders durch achsensymmetrische
                           								Kräfte und ungleiche Wandtemperatur.
                        
                     
                        
                           V. Dünnwandiger Hohlzylinder bei ungleichmäßiger
                              									Erwärmung in Richtung der Wandstärke.
                           Der Hohlzylinder ist frei von äußeren Kräften, in Richtung der Wandstärke herrscht
                              									jedoch verschiedene Temperatur und zwar so, daß die Temperatur der Mittelfläche
                              									ungeändert bleibt, während die Schichten auf der einen Seite der Mittelfläche
                              									erwärmt, auf der andern abgekühlt sind. Die Temperaturänderung ist dem Abstand λ von
                              									der Mittelfläche proportional angenommen und betrage ± λ . Tg, wobei Tg das Temperaturgefälle °C auf 1 cm der
                              									Zylindernormalen bedeutet. Die Temperaturverteilung sei in allen Querschnitten
                              									gleich.
                           Die Zylinderfläche „wirft sich“ unter dem Einfluß der ungleichmäßigen
                              									Erwärmung, der Meridian der elastischen Mittelfläche erscheint von der kälteren
                              									Seite aus gesehen, hohl gekrümmt.
                           Denkt man sich den Zylinder aus Zylinderelementen (Fig.
                                 										2), gleichsam aus Bausteinen zusammengefügt, und diese in der
                              									beschriebenen Weise erwärmt, bezw. abgekühlt, so passen sie in der neuen Gestalt wie
                              									leicht vorstellbar nicht mehr ohne Klaffen zusammen, Spannungen entstehen hierbei
                              									noch nicht. Soll ein zusammenhängender Körper hergestellt werden, so müßte man die
                              									Elemente mit Zwang zu einem fugenlosen Körper vereinigen; die entstehenden
                              									Spannungen sind die Temperatur Spannungen, sie treten in der Achsen- und in der
                              									Umfangsrichtung auf.
                           Gegenüber ungleicher Erwärmung in der Richtung der Wandstärke verhalten sich demnach
                              									ebene PlattenS. Dinglers Polyt.
                                    											Journ. 1907, S. 706 u. ff. 1908, S. 529. und Hohlzylinder
                              									verschieden. Die ersteren bleiben spannungsfrei, die letzteren erfahren
                              									Temperaturspannungen. Eine Belastung durch äußere Kräfte ist in beiden Fällen nicht
                              									vorhanden.
                           Die Gesamtdehnung eines Hohlzylinderelements setzt sich zusammen aus der Dehnung, die
                              									es infolge der ungleichmäßigen Erwärmung allein erfahren würde bei ungehinderter
                              									Wärmeausdehnung, und aus der Dehnung, welche die Temperaturspannungen für sich
                              									allein hervorbrächten (Zwang infolge gehinderter Wärmedehnung): Die Gesamtausdehnung
                              									ε' ist die algebraische Summe der freien Wärmedehnung εr und der von der Temperaturspannung herrührenden Dehnung ε:
                           ε' = εT + ε . . . . . (34)
                           Die Wärmedehnung für sich findet man wie folgt. Es werde ein Ring vom Halbmesser (r + λ) und vom Querschnitt dz . dr betrachtet, wenn er um λ . Tg erwärmt wird. Der ursprüngliche Umfang 2π . (r + λ) verlängert sich um 2π (r
                                 										+ λ) . αw . λ . Tg. Die Umfangsdehnung εϕr ist hiernach infolge der Erwärmung:
                           
                              \begin{array}{rcl}\varepsilon_{\varphi\,T}&=&
                                 										\frac{2\,\pi\,(r+\lambda)+2\,\pi\,(r+\lambda)\,.\,\alpha_w\,.\,\lambda\,.\,T_g-2\,\pi\,(r+\lambda)}{2\,\pi\,(r+\lambda)}\\
                                 										&=& \alpha_w\,.\,\lambda\,.\,T_g\end{array}
                              
                           Die radiale Abmessung dr wird zu dr . αw . λ . Tg, die radiale Dehnung durch die
                              									Erwärmung ist
                           
                              \varepsilon_{rT}=\frac{dr\,.\,\alpha_{\omega}\,.\,\lambda\,T_g}{dr}=\alpha_{\omega}\,.\,\lambda\,.\,T_g
                              
                           Die achsiale Wärmedehnung findet man ebenso zu
                           
                              \varepsilon_{zT}=\frac{dz\,.\,\alpha_{\omega}\,.\,\lambda\,.\,T_g}{dz}=\alpha_{\omega}\,.\,\lambda\,.\,T_g
                              
                           Es ist also
                           εrT = εϕT = εzT = αw . λ . Tg .
                              									. . . (35)
                           Von hier ab stimmt der Rechnungsgang mit demjenigen im vorigen
                              									Abschnitt überein.
                           Wie dort kann man annehmen, daß die radiale Normalspannung σrr klein sei im Vergleich zu den Achsialspannungen
                              										σzz und zu den Umfangsspannungen σϕϕ daß also angenähert sei
                           σrr = 0
                           Damit erhalten wir wieder die Gleichung (10) zwischen
                              									Normalspannungen σ und den von ihnen herrührenden Normaldehnungen ε:
                           
                              \left{{\sigma_{\varphi\varphi}=\frac{m}{m^2-1}\,\frac{1}{\alpha}\,(m\,\varepsilon_{\varphi\varphi}+\varepsilon_{zz})}\atop{\sigma_{zz}=\frac{m}{m^2-1}\cdot
                                 										\frac{1}{\alpha}\,(\varepsilon_{\varphi\varphi}+m\,.\,\varepsilon_{zz})}}\right\}\
                                 										.\ .\ (35)
                              
                           Wir setzen wiederum voraus, daß eine Zylinder-normale nach wie vor Eintritt der
                              									Deformation gerade und senkrecht zur elastischen Mittelfläche sei und können unter
                              									dieser Voraussetzung die resultierende Dehnung ε' in einem beliebigen Zylinderpunkt
                              										(r + λz) ausdrücken;
                              									wir erhalten wie in Gleichung (17),
                           
                              \varepsilon'_{zz}=\varepsilon'_{zzo}-\lambda\cdot
                                 										\frac{d^2\,u_0}{dz^2}
                              
                           sofern u0 die radiale Durchbiegung der Zylinderfläche und
                              										ε'zzo die Dehnung der elastischen Mittelfläche
                              									bedeutet.
                           Die resultierende Umfangsdehnung findet man wie in Gl. (19) zu
                           
                              \varepsilon'_{\varphi\varphi}=\frac{u_0}{r+\lambda}
                              
                           
                           oder sofern man bei hinreichend kleiner Wandstärke λ
                              									gegen r vernachlässigen kann, wie in Gl. (19a)
                           
                              \varepsilon'_{\varphi\varphi}=\frac{u_0}{r}
                              
                           Wir berechnen nun die durch die Temperatur-Spannungen hervorgerufenen Dehnungen,
                              									indem wir den Wert der resultierenden Dehnung ε' und der Temperaturdehnung εT aus (17) und (19a), und (35) in (34) einsetzen.
                              									Die so erhaltenen Dehnungen werden in (10) eingesetzt, womit sich für die
                              									Temperaturspannungen ergibt
                           
                              (36)\ \left\{{{\begin{array}{rcl}\sigma_{\varphi\varphi}&=&
                                 										\frac{m}{m^2-1}\,\frac{1}{\alpha}\,\left[m\,\left(\frac{u_0}{r}-\alpha_{\omega}\,.\,\lambda\,T_g\right)+\left(\varepsilon'_{zzo}-\lambda\cdot
                                 										\frac{d^2\,u_0}{dz^2}-\alpha_{\omega}\,\lambda\,.\,T_g\right)\right]\\
                                 										&=& \frac{m}{m^2-1}\cdot
                                 										\frac{1}{\alpha}\,\left[m\,\frac{u_0}{r}+\varepsilon'_{zzo}-\lambda\cdot
                                 										\frac{d^2\,u_0}{dz^2}-(m+1)\,\alpha_{\omega}\,.\,\lambda\,.\,T_g\right]
                                 										\end{array}}\atop{\begin{array}{rcl}\sigma_{zz}&=&
                                 										\frac{m}{m^2-1}\,\frac{1}{\alpha}\,\left[\left(\frac{u_0}{r}-\alpha_{\omega}\,.\,\lambda\,.\,T_g\right)+m\,\left(\varepsilon'_{zzo}-\lambda\cdot
                                 										\frac{d^2\,u_0}{dz^2}-\alpha_{\omega}\,\lambda\,.\,T_g\right)\right]\\
                                 										&=&
                                 										\frac{m}{m^2-1}\,\frac{1}{\alpha}\,\left[\frac{u_0}{r}+m\,.\,\varepsilon'_{zzo}-m\,.\,\lambda\,\frac{d^2\,u_0}{dz^2}-(m+1)\,\alpha_{\omega}\,.\,\lambda\,.\,T_g\right]
                                 										\end{array}}}\right
                              
                           Die noch unbekannte Dehnung ε'zzo der Mittelfläche bestimmt man aus der Bedingung, daß die
                              									Achsialspannungen keine Resultierende haben und erhält genau wie in Gl. (21) mit.
                              									der dort angedeuteten Vernachlässigung
                           
                              \varepsilon'_{zzo}=-\frac{u_0}{mr}
                              
                           Setzt man diesen Wert in die Gleichungen (36) für die
                              									Normalspannungen ein, so nehmen diese die Form an
                           
                              \left{{\sigma_{\varphi\varphi}=\frac{m}{m^2-1}\,\frac{1}{\alpha}\,\left[\frac{m^2-1}{m}\,\frac{u_0}{r}-\lambda\cdot
                                 										\frac{d^2\,u_0}{dz^2}-(m+1)\,\alpha_{\omega}\,.\,\lambda\,T_g\right]}\atop{\sigma_{zz}=\frac{m}{m^2-1}\,\frac{1}{\alpha}\,\left[\
                                 										\ \ \ \ \ \ \ \ \
                                 										-m\,\lambda\,\frac{d^2\,u_0}{dz^2}-(m+1)\,\alpha_{\omega}\,.\,\lambda\,.\,T_g\right]}}\right\}\
                                 										(37)
                              
                           Für die Temperaturschubspannung ergibt sich aus (14) unter Benützung des Wertes σzz in (37)
                           \tau_{rz}=-\frac{m^2}{m^2-1}\,\frac{1}{\alpha}\,.\,\frac{d^3\,u_0}{dz^3}\,\left(\frac{s^2}{8}-\frac{\lambda^2}{2}\right)
                              									. . . . . . (38)
                           Die an einem Zylinderelement wirkenden Spannungen sind in Fig. (3) eingezeichnet; sie
                              									sind im Gleichgewicht, was die bereits abgeleitete Bedingung (13) liefert:
                           
                              \int\,\sigma_{\varphi\varphi}\,d\,\lambda=\frac{\delta}{\\delta\,z}\,\int\,\frac{\delta\,\sigma_{zz}}{\delta\,z}\,.\,(r+\lambda)\,\lambda\,d\,\lambda,
                              
                           die Integrale genommen zwischen
                              										\lambda=\pm\,\frac{s}{2}.
                           Setzt man in diese Gleichung die Werte von σϕϕ und
                              										σzz aus (37) ein, so hat man die Differentialgleichung der elastischen Mittelfläche des
                                 										ungleich erwärmten Zylinders:
                           \frac{d^4\,u_0}{dz^4}+12\,\frac{m^2-1}{m^2}\,\frac{1}{r^2\,s^2}\,.\,u_0=0
                              									. . (24)
                           das ist genau die Gleichung (24), die für den durch äußere
                              									Kräfte beanspruchten Hohlzylinder gefunden wurde. Die Formänderung hat also in
                              									beiden Fällen etwas Gemeinsames. Durch ungleiche Temperatur in
                                 										Richtung der Wandstärke erfährt der Hohlzylinder eine Art Biegung.
                           Mit der Abkürzung
                           
                              n^4=3\,\frac{m^2-1}{m^2}\cdot \frac{1}{r^2\,s^2}
                              
                           wird (24):
                           \frac{d^4\,u_0}{dz^4}+4\,n4\cdot u_0=0 . . . . .
                              									(24a)
                           Beachtet man, daß die beiden Hälften eines Hohlzylinders von der Länge 2l sich unter dem Einfluß ungleicher Erwärmung
                              									gleich verhalten, d.h. symmetrisch zum Querschnitt z =
                              									0 deformiert werden, so kann man, wie im vorigen Abschnitt ausführlich dargelegt,
                              									das Integral der Differentialgleichung (24a) in der Form anschreiben?
                           u0= f (enz
                              									+ e– nz) cos nz + g (enz
                              									– e– nz) sin nz. (26)
                           das ist die frühere Gleichung (26). Es gelten auch die schon
                              									angeschriebenen Ausdrücke für die 1. bis 3. Ableitung, Gl. (27).
                           Aus der Bestimmung der 2 Integrationskonstanten wird noch ein wesentlicher Nutzen zu
                              									ziehen sein.
                           Dazu braucht man die 2 Grenzbedingungen, daß an den Endflächen des Hohlzylinders in
                              										z = ± l keine äußeren
                              									Kräfte angreifen und daß daher dort σzz = 0 und τzr = 0 sein muß.
                           Das Fehlen von Normalspannungen in z = ± l bedingt, daß nach (37):
                           
                              \left|\frac{d^2\,u_0}{dz^2}\right|_{z=\pm\,l}=-\frac{m+1}{m}\,\alpha_{\omega}\cdot
                                 										T_g
                              
                           und das Fehlen von Schubspannungen an der gleichen Stelle, daß
                              									nach (38):
                           
                              \left|\frac{d^3\,u_0}{dz^3}\right|_{z=\pm\,l}=0
                              
                           Mit diesen beiden Bedingungen liefern die Gl. (27)
                           0 = – (g +
                                 										f) (enl
                              									+ e– nl) sin nl + (g – f) (enl
                              									– e– nl) cos nl
                           
                              -\frac{m+1}{m}\,\frac{\alpha_w\cdot
                                 										T_g}{2\,n^2}=g\,(e^{nl}+e^{-nl})\,\mbox{cos}\,nl-f\,(e^{nt}-e^{-nl})\,\mbox{sin}\,nl
                              
                           Setzt man in der letzten Gleichung zur Abkürzung:
                           -M'_T=-\frac{m+1}{m}\,\frac{\alpha_w\cdot
                                 										T_g}{2\,n^2} . . . (39)
                           so erhält man für die Integrationskonstanten f und g durch
                              									Auflösung:
                           
                              \left{{\begin{array}{rcl}f&=& +\ \ \ \
                                 										\frac{(e^{nl}+e^{-nl})\,\mbox{sin}\,nl-(e^{nl}-e^{-nl})\,\mbox{cos}\,nl}{(e^{nl}+e^{-nl})\,(e^{nl}-e^{-nl})+4\,\mbox{sin}\,nl\cdot
                                 										\mbox{cos}\,nl}\cdot M'_T\\ &=& +\frac{1}{2}\cdot
                                 										\frac{\frakf{Cos}\,nl\cdot \mbox{sin}\,nl-\frak{Sin}\,nl\cdot
                                 										\mbox{cos}\,nl}{\frak{Sin}\,nl\cdot \frak{Cos}\,nl+\mbox{sin}\,nl\cdot
                                 										\mbox{cos}\,nl}\cdot M'_T\end{array}}\atop{\begin{array}{rcl}g&=& -\ \ \
                                 										\
                                 										\frac{(e^{nl}-e^{-nl})\,\mbox{cos}\,nl+(e^{nl}+e^{-nl})\,\mbox{sin}\,nl}{(e^{nl}-e^{-nl})\,(e^{nl}+e^{-nl})+4\,\mbox{sin}\,nl\cdot
                                 										\mbox{cos}\,nl}\cdot M'_T\\ &=& -\frac{1}{2}\cdot
                                 										\frac{\frakf{Sin}\,nl\cdot \mbox{cos}\,nl+\frak{Cos}\,nl\cdot
                                 										\mbox{sin}\,nl}{\frak{Sin}\,nl\cdot \frak{Cos}\,nl+\mbox{sin}\,nl\cdot
                                 										\mbox{cos}\,nl}\cdot M'_T\end{array}}}\right\}\ (40)
                              
                           oder bei einem genügend langen dünnwandigen Zylinder:
                           
                              \left{{f=+\frac{\mbox{sin}\,nl-\mbox{cos}\,nl}{e^{nl}}\cdot
                                 										M'_T}\atop{g=-\frac{\mbox{sin}\,nl+\mbox{cos}\,nl}{e^{nl}}\cdot
                                 										M'_{T'}}}\right\}\ .\ .\ .\ (40a)
                              
                           Wir sahen schon, daß zwischen der Biegung eines Hohlzylinders durch äußere Kräfte und
                              									der Biegung; durch ungleiche Temperatur in Richtung der Wandstärke etwas Gemeinsames
                              									bestehen müsse, da die Gleichungen der elastischen Mittelflächen in beiden Fällen
                              									von der gleichen Form sind; nur die Integrationskonstanten können verschieden sein.
                              									Es läßt sich leicht angeben, unter welchen Bedingungen der Hohlzylinder durch äußere
                              									Kräfte einerseits und durch ungleiche Erwärmung anderseits in gleicherweise gebogen
                              									wird, m.a.W. welche äußeren Kräfte die Wand des Hohlzylinders ebenso biegen, wie
                              									ungleiche Erwärmung in Richtung der Wandstärke: Die Integrationskonstanten in beiden
                              									gleichgebauten Gleichungen der elastischen Mittelflächen müssen übereinstimmen. Um
                              									die Bedingungen anzuschreiben, können wir von den vereinfachten Ausdrücken (31a) und
                              									(40a) für die Integrationskonstanten ausgehen; vergleicht man diese, so findet man, daß
                              									sie identisch sind, wenn:
                           S' = 0
                           M' = – M'T
                           oder wenn man die ursprünglichen Werte von M' und M'T in (30a) und (39) benutzt, –
                           sofern
                           
                              12\,\frac{m^2-1}{m^2}\cdot \alpha\cdot \frac{M_l}{s^3}\cdot
                                 										\frac{1}{2\,n^2}=-\frac{m+1}{m}\cdot \alpha_w\cdot T_g\cdot
                                 										\frac{1}{2\,n^2}
                              
                           woraus mit etwas geänderter Bezeichnung:
                           M_{lT}=-\frac{m}{m-1}\cdot \frac{\alpha_w}{\alpha}\cdot
                                 										T_g\cdot \frac{s^3}{12} . . . (41)
                           Die äußeren Kräfte, welche den Hohlzylinder ebenso biegen wie
                                 										ungleiche Erwärmung in Richtung der Wandstärke, müssen also in reinen
                                 										Biegungsmomenten bestehen, die gleichmäßig über die Endquerschnitte des
                                 										Hohlzylinders verteilt sind und für jedes cm des mittleren Umfanges 2rπ die Große (41) haben:
                           
                              M_{lT}=-\frac{m}{m-1}\,\frac{\alpha_w}{\alpha}\cdot T_g\cdot
                                 										\frac{s^3}{12}
                              
                           Aeußere Schubkräfte dürfen nicht tätig sein.
                           Ferner folgt, daß die Biegung durch ungleiche Erwärmung in
                                 										Richtung der Wandstärke durch reine Biegungsmomente rückgängig gemacht werden
                                 										kann und zwar vollständig rückgängig, wenn diese Momente den in Gl. (41)
                              									angegebenen Wert haben. In diesem letzteren Fall behält der durch ungleiche
                              									Erwärmung in Richtung der Wandstärke und durch äußere Biegungsmomente in den Enden
                              									beanspruchte Zylinder seine ursprüngliche Gestalt bei, und zwar eben dadurch, daß
                              									die Wärmedehnung durch die äußeren Biegungsmomente vollständig gehindert wird. Da
                              									die Wärmedehnung sich weder in der Achsrichtung noch in der Umfangsrichtung
                              									ausbilden kann, so handelt es sich hier um eine in Richtung
                                 										einer Fläche vollständig gehinderte Warmedehnung.
                           Die in diesem Fall auftretende Temperaturspannung ist in D. P. J., 322, 1907 S. 706
                              									angegeben; sie ist an der Außen- oder Innenfläche des Hohlzylinders in
                              										\lambda=\pm\,\frac{s}{2}
                           \sigma_T=-\frac{m}{m-1}\,\frac{\alpha_w}{\alpha}\,\frac{\triangle\,T}{s}\,\frac{s}{2}=-\frac{m}{m-1}\,\frac{\alpha_w}{\alpha}\,T_g\,\frac{s^3}{12}
                              									(42)
                           Sofern die größte Biegungsspannung diesen Wert hat, muß das
                              									auf 1 cm entfallende Biegungsmoment, wie leicht nachgerechnet werden kann, sein
                           
                              M_{lT}=-\frac{m}{m-1}\,\frac{\alpha_w}{\alpha}\,T_g\,\frac{s^3}{12}
                              
                           das ist, wie zu erwarten, der oben stehende Ausdruck.
                           Vorgreifend erwähne ich hier, daß die Belastung vier Endflächen eines verhältnismäßig
                              									langen Hohlzylinders sich vorwiegend in der Randzone bemerklich macht; der
                              									Belastungszustand der Endflächen ist auf die Formänderung und Spannung des mittleren
                              									Teils des Zylinders fast ohne Einfluß, sofern nur der Zylinder genügend lang ist (s.
                              									Abschn. VII). Faßt man nun ein Zylinderelement nahe der Zylindermitte ins Auge, wenn
                              									der Zylinder in Richtung der Wandstärke ungleich erwärmt wird, so erkennt man, daß
                              									die Wärmedehnung daselbst in der Flächenerstreckung nahezu vollständig gehindert ist
                              									durch die Wirkung des anschließenden Materials das eben einem
                              									Wärmeausdehnungsbestreben nur in der Nähe der Zylinderenden, in begrenztem Maße
                              									nachgeben kann. Bei vollständig gehinderter
                                 										Flächenausdehnung entstehen in der mittleren Zone des Hohlzylinders nach D. P.
                                 										J. 322, 1907, S. 706 die Temperaturspannungen
                           
                              \sigma_T=-\frac{m}{m-1}\,\frac{\alpha_w}{\alpha}\cdot T_g\cdot
                                 										\lambda
                              
                           Die Temperaturspannungen in; der
                                 										mittleren. Zone des Hohlzylinders besitzen mit großer Annäherung diesen Wert,
                                 										und zwar nahezu unabhängig davon, ob das Zylinderende belastet ist oder nicht.
                                 										Die mittlere Zone des Zylinders bleibt nahezu ungebogen.
                           Die Temperaturspannungen in dem von uns betrachteten Hohlzylinder sind dem Abstand
                              									von der Mittelfläche proportional. Eine andere Spannungsverteilung muß sich
                              									einstellen, wenn der Zylinder dickwandig ist – dann sind die in dieser Rechnung
                              									eingeführten Vernachlässigungen nicht mehr zulässig und ferner wenn die Temperaturen
                              									in Richtung der Wandstärke sich nicht nach einem linearen Gesetz, sondern nach einem
                              									logarithmischen ändern. Fließt ein stationärer Wärmestrom senkrecht durch die
                              									Zylinderwand, so folgt nach den Gesetzen der Wärmeleitung die Temperaturverteilung
                              									einem logarithmischen Gesetz. Während bei dicker Wand die Berücksichtigung dieser
                              									Gesetzmäßigkeit geboten sein kann, genügt es für eine dünne
                                 										Wand vollständig, einen linearen Temperaturabfall durch die Wand
                                 									anzunehmen. Die Temperaturspannung in einem dickwandigen Hohlzylinder sind von
                              										Huber, V. LeonZtschr.
                                    											f. Math. und Physik 1905. und R.
                                 										LorenzZtschr. d.V.D. Ing.
                                    											1907, S. 743. untersucht worden. Die Temperaturverteilung ist in
                              									allen Hohlzylinderquerschnitten als gleich angenommen. Huber und Lorenz rechnen mit einem
                              									logarithmischen LeonLeon gibt in Z.d.V.D. Ing. 1907, S. 1315 den
                                    											Einfluß der Annahme einer logarithmischen und linearen Temperaturverteilung
                                    												zahlenmäßig an. Vergl. auch die Zuschriften
                                    											von Duffing, Föppl im gleichen Jahrgang d.Z.d.V.D. Ing. mit einem
                              									linearen Temperaturgesetz. Schubspannungen zwischen den einzelnen Querschnitten sind
                              									nicht berücksichtigt; die Zylinderwand bleibt also den Annahmen zufolge ungebogen.
                              									Dies entspricht dem oben erwähnten Fall, daß die Wärmedehnung des Zylinders durch
                              									zurückbiegende Momente an den Zylinderenden völlig aufgehoben wird, m.a.W. es
                              									entspricht dem Zustand in hinreichender Entfernung von den Zylinderenden, mögen
                              									diese im übrigen belastet sein oder nicht. Solche Momente kommen in der Lösung von
                              										Huber, Leon und R.
                                 										Lorenz auch vor, sie haben auf allen Normalen der Zylinderfläche gleiche
                              									Größe. Ist nun der Zylinder dickwandig, so werden die Wärmespannungen an der
                              									Innenfläche des Hohlzylinders größer als bei dünner Wandstärke. Die in (42)
                              									angegebene Temperaturspannung an der Innenfläche des Hohlzylinders (giltig für
                              									vollständig gehinderte Wärmedehnung in dünnwandigen Hohlzylindern):
                           
                              \sigma_T=-\frac{m}{m-1}\,\frac{\alpha_w}{\alpha}\cdot T_g\cdot
                                 										\frac{s}{2}=-\frac{m}{m-1}\,\frac{\alpha_w}{\alpha}\,(T_a-T_i)
                              
                           muß mit einem Faktor größer als Eins multipliziert werden, für
                              									den R. Lorenz a.a.O. und Leon (s. Fußnote) Zahlenwerte mitteilen, die in Abhängigkeit von dem
                              									Radienverhältnis ra
                              									: ri, tabellarisch
                              									zusammengestellt sind.
                           Durch diese Betrachtung lassen sich die Verhältnisse in einem dickwandigen
                              									Hohlzylinder, der in Richtung der Wandstärke ungleich temperiert ist, leicht
                              									übersehen, wenn man den Spannungszustand in einem dünnwandigen Hohlzylinder
                              									kennt.
                           
                              (Fortsetzung folgt.)