| Titel: | Polytechnische Rundschau. | 
| Fundstelle: | Band 324, Jahrgang 1909, S. 94 | 
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                        Polytechnische Rundschau.
                        Polytechnische Rundschau.
                        
                     
                        
                           Schlüpfungsmesser für Wechselstrom-Motoren.
                           Es ist eine bei den Elektroden von Aluminiumzellen bekannte Erscheinung, daß nach der
                              									Erhöhung der Spannung über einen bestimmten Betrag kleine über die Elektrodenfläche
                              									verteilte Funken auftreten. Wird eine Legierung verwendet, die außer Aluminium noch
                              									Zusätze von Kupfer, Zinn, geringe Mengen Mangan, Eisen und Zink, sowie Spuren von
                              									Silizium im Gesamtbetrage 10 v.H. enthält, so tritt die Lichterscheinung bei 250
                              									Volt auf, ohne daß größere Ströme fließen. Sie hat hier ein etwas anderes Aussehen
                              									und zwar kann ihre Erscheinung am besten als „Glühen“ bezeichnet und mit
                              									einem soeben in Wasser getauchten Stück weißglühenden Eisens verglichen werden. Zu
                              									den Versuchen wurde als Elektrolyt eine Boraxlösung verwendet; jedoch auch andere
                              									alkalische Lösungen zeigten die Erscheinung.
                           Wird die Aluminiumzelle an eine Wechselstramspannung angelegt, so tritt die
                              									Lichterscheinung an jeder der Elektroden nur während der Hälfte einer Periode und
                              									zwar an beiden Elektroden abwechselnd auf. Diese Erscheinung wird zur
                              									Schlüpfungsmessung von Induktionsmotoren in der Weise benutzt, daß durch eine von
                              									dem zu untersuchenden Motor angetriebene Stroboskopscheibe hindurch eine Elektrode
                              									einer derartigen Aluminiumzelle beobachtet wird. Diese Scheibe besitzt in
                              									verschiedenen Kreisen ein, zwei und drei Löcher, die verwendet werden, je nachdem es
                              									sich um die Untersuchung eines zwei-, vier- oder sechspoligen Motors handelt. Die
                              									Häufigkeit des durch die Stroboskopscheibe sichtbaren Aufleuchtens der Elektrode in
                              									einem bestimmten Zeitraum gibt dann ein Maß für die Schlüpfung. Der Versuchsapparat
                              									besaß eine Scheibe von 120 mm  mit 6 mm großen Löchern. Die Elektrode hatte
                              									eine Fläche von etwa 25 qmm und war in einem Reagenzglas von 13 mm Weite
                              									untergebracht. Trotz dieser geringen Abmessungen konnten mit diesem Instrument
                              									Schlüpfungen bis zu 200 in der Minute genau festgestellt werden. (Johnstone.) [Electrical World 1908, Bd. II, S.
                              									343–345].
                           
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                           Messung hoher Selbstinduktion von Spulen mit
                              									Eisenkernen.
                           Werden in Telegraphenleitungen mit großer Kapazität gemäß dem Vorschlage von Oliver Heaviside Selbstinduktionsspulen eingeschaltet,
                              									so kann nach den Versuchen der Eastern Telegraph
                                 										Company die Selbstinduktion einzelner dieser Spulen Werte bis zu 100 Henry
                              									erreichen. Derartige Spulen werden im allgemeinen mit nahezu geschlossenem
                              									Eisenkreis gebaut und der Luftschlitz im Eisenkern zur Regelung der Selbstinduktion
                              									einstellbar gemacht. Nun bereitet die Messung der Selbstinduktion dieser Spulen nach
                              									den üblichen Verfahren sehr große Schwierigkeiten und erfordert einen großen
                              									Zeitaufwand, wenn die Stromstärke des Wechselstromes nur 10– 4 bis 10– 5
                              									Amp. beträgt.
                           Zur Erleichterung der Messung wurde ein neues Galvanometer konstruiert, dessen
                              									Elektromagnet ein regelbares Feld liefert, welches bis auf 8000 C.G.S.-Einheiten
                              									verstärkt werden kann. Der Kraftlinienweg in dem Instrument ist bis auf die kleine
                              									Aussparung, in der das System angeordnet ist, durch Eisen geschlossen. Die Meßspule
                              									besitzt etwa 500 Windungen und ist auf einen leichten Aluminiumrahmen von 4 cm Länge
                              									und 0,5 cm Breite gewickelt. Der Spulenausschlag wird mittels Spiegels und
                              									Lichtstrahles gemessen. Der Spiegel ist jedoch nicht in der üblichen Weise mit der
                              									Spule selbst starr verbunden, sondern mittels Fäden zwischen zwei Armen um eine
                              									wagerechte Achse drehbar aufgehängt. An der Oberkante und Unterkante des Spiegels
                              									sind Fäden befestigt, die zu den Enden eines mit der Meßspule verbundenen
                              									doppelarmigen Hebels führen. Durch diese Anordnung, die der Steuerung des Hebers bei dem bekannten
                              									Heberschreiber (Siphonrecorder) der Kabeltelegraphie nachgebildet ist, wird eine
                              									Vergrößerung- der Ausschläge erreicht. Die Dämpfung- der Spule wird hauptsächlich
                              									durch die in dem Aluminiumrahmen bei der Bewegung- induzierten Wirbelströme
                              									bewirkt.
                           Die Messung- findet in der Weise statt, daß die Selbstinduktionsspule mit einem
                              									besonderen kleinen Wechselstromerzeuger bekannter Frequenz in Reihe geschaltet und
                              									der Ausschlag des Galvanometers beobachtet wird. Hierauf wird an Stelle der
                              									Selbstinduktion ein regelbarer induktionsfreier Widerstand eingeschaltet und so
                              									eingestellt, daß derselbe Ausschlag erreicht wird. Sind M und L Widerstand und
                              									Selbstinduktionskoeffizient der zu messenden Spule und R' der induktionsfreie Widerstand, der den gleichen Ausschlag
                              									hervorbringt, so besteht die einfache Beziehung
                              										R'=\sqrt{R^2-p^2\,L^2}; und da R
                              									im allgemeinen klein gegenüber pL ist, so ergibt sich
                              										L = R'/p, wo p die bekannte Wechselzahl des kleinen Stromerzeugers
                              									ist.
                           Zur Vergrößerung des Meßbereiches kann dem Galvanometer ein induktionsfreier
                              									Widerstand parallel geschaltet werden. (Lodge und Davies.) (The Electrician 1908 S. 835–837.).
                           
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                           Elektrische Stadt- und Vorortbahn Blankenese-Ohlsdorf.
                           Schon im Jahre 1894 hatte die Eisenbahndirektion Altona
                              									die Einführung elektrischen Betriebes auf dem Hamburger Stadt- und Vorortbahnen
                              									erwogen. Sie war jedoch wieder davon abgekommen, da weder die verlangte
                              									Leistungsfähigkeit noch die Ausführbarkeit der Steuerung sämtlicher Triebwagen von
                              									einem Punkte aus nachgewiesen werden konnte. In den Jahren 1901/1902 wurde die Frage
                              									der Elektrisierung den elektrotechnischen Großfirmen vorgelegt, die daraufhin die
                              									Verwendung von Gleichstrommotoren in den Fahrzeugen, Stromzuführung durch dritte
                              									Schiene und Drehstrom zur Energieverteilung an die Unterwerke vorschlugen. Die hohen
                              									Anlagekosten für die Unterwerke und die Leitungsanlagen einerseits und die günstigen
                              									Ergebnisse der Union-Elektrizitätsgesellschaft mit dem
                              										Winter-Eichberg-Motors. D. P. J. 1907 Bd. 322 S. 759.
                              									anderseits veranlaßten die Staatseisenbahnverwaltung vorerst die Versuche auf der
                              									Vorortstrecke Niederschöneweide-Spindlersfeld mit dem
                              									neuen Motor abzuwarten. Nach dem günstigen Ausfall dieser Versuche wurden im Jahre
                              									1904 abermals Kostenanschläge eingefordert, die die Verwendung von einphasigem
                              									Wechselstrom von 25 Perioden und 6000 Volt Spannung und Stromentnahme aus einer
                              									Oberleitung vorsehen sollten. Auf Grund dieser Kostenanschläge wurden den Siemens-Schuckertwerken die Bahnstromerzeuger, die
                              									Schaltanlage des Kraftwerkes, die Kessel-, Rohrleitungs-, Kohlenförderungs- und
                              									Rückkühlanlage des Kraftwerkes, der Bau der gesamten Oberleitung, sowie die
                              									Lieferung einiger Trieb Wagenausrüstungen übertragen. Die Allgemeine Elektrizitätsgesellschaft wurde mit der Lieferung des größten
                              									Teiles der elektrischen Triebwagenausrüstungen, Lahmeyer mit der Lieferung der Anlagen zur Erzeugung von Lichtstrom und
                              									Gleichstrom und Brown, Boveri & Co. in Mannheim mit
                              									der Lieferung der Dampfturbinen betraut.
                           Die Gesamtlänge der Bahn beträgt 26,67 km. Hiervon entfallen auf die eigentliche
                              									Stadtbahn Altona-Hasselbrook 10,67 km und 8,9 bezw.
                              									7,1 km auf die als Vorortstrecken anzusehenden Außenstrecken Altona-Blankenese und Hasselbrook-Ohlsdorf. An
                              									der Gesamtstrecke liegen 17 Stationen in Abständen von 0,6 bis zu 4,1 km. Das
                              									Längenprofil der Strecke ist wegen der starken Krümmungen und der bis 1 : 80
                              									betragenden Steigungen für Dampfbetrieb besonders ungünstig. Auch die Ausbildung des
                              									Hauptbahnhofs Altona als Kopfstation ist für den Dampfbetrieb von Nachteil.
                           Zur Bemessung der Kraftwerksleistung mußte zunächst der voraussichtliche Strombedarf
                              									ermittelt werden. Hierzu wurde ein Fahrplan aufgestellt, dem zur Festsetzung der
                              									Fahrzeiten eine höchste Fahrgeschwindigkeit von 50 km/Std., eine
                              									Anfahrbeschleunigung von etwa 0,5 m/Sek. und eine Bremsverzögerung von 0,66 m/Sek.
                              									zugrunde gelegt wurden. Als Aufenthaltszeit wurde für den Bahnhof Altona 1 Minute,
                              									für die übrigen Bahnhöfe je 30 Sekunden festgesetzt. Hieraus ergab sich eine
                              									Gesamtfahrzeit von 52 Minuten gegen 66 Minuten beim Dampfbetriebe. Die ungünstigste
                              									Belastung des Kraftwerkes wurde im Sonntagsfahrplan (Sommer) für den Zeitraum von 3
                              									Uhr 50 Minuten bis 4 Uhr nachmittags ermittelt, wo die Durchschnittsbelastung bei
                              									einem cos ϕ von 0,75 etwa 3000 KW beträgt und die höchste Belastungsspitze bis zu
                              									5100 KW ansteigt. An Werktagen fällt die Hauptbelastung des Kraftwerkes in die
                              									Vormittagsstunden von 7 bis 9 Uhr; sie bleibt jedoch hinter der Belastung an
                              									Sommersonntagen zurück, selbst wenn der erhebliche Stromverbrauch für die Heizung
                              									der Wagen im Winter in Betracht gezogen wird.
                           Das am Nordende des Hauptbahnhofes Altona errichtete Kraftwerk zerfällt in die
                              									unmittelbar am Zufuhrgleis gelegene Kohlen- und Aschenforderungsanlage, das
                              									Kesselhaus mit anschließenden Pumpen- und Vorwärmerräumen, den Maschinenraum, das in
                              									vier Stockwerken erbaute Schalthaus und die Rückkühlanlage. Das 35,6 m × 24 m große
                              									Kesselhaus enthält in zwei Reihen neun Dampfkessel und Raum für drei weitere Kessel.
                              									Die von A. Borsig in Tegel
                              									gelieferten als Wasserrohrkessel ausgebildeten Dampfkessel sind mit Ueberhitzern und
                              									Kettenrosten, Bauart Babcock & Wilcox versehen.
                              									Ihre Heizfläche beträgt je 300 qm, die des Ueberhitzers 130 qm. Die Gesamtrostfläche
                              									eines Kessels beträgt 7,82 qm. Der Dampf erhält einen Betriebsdruck von 15 Atm. und
                              									kann bis auf 350° C. überhitzt werden. Die Kohlen- und Aschenförderung erfolgt
                              									mittels elektrisch angetriebener Becherketten und Förderbänder und ist von Unruh & Liebig in Leipzig-Plagwitz hergestellt.
                           Die aus den Kesseln abziehenden Rauchgase gelangen zu den von den Economiserwerken in Düsseldorf gelieferten beiden Vorwärmern, die stündlich 15 cbm Wasser von
                              									40° auf 105° C. erwärmen. Der an den Rohren dieser Vorwärmer sich absetzende Ruß
                              									wird durch elektrisch angetriebene Schaber entfernt. Schließlich gelangen die
                              									Rauchgase in die beiden Schornsteine, die je 71 m hoch sind und 2,7 m obere Weite
                              									besitzen. Für die Speisung der Dampfkessel sind im Pumpenraum zwei Dampfpumpen für
                              									je 75 cbm und zwei für je 20 cbm stündlicher Leistung aufgestellt. Zur Deckung der
                              									Verluste an Speisewasser wird das benötigte Frischwasser einem Wasserreiniger,
                              									Bauart Breda, von 10 cbm stündlicher Leistung
                              									entnommen.
                           Im Maschinenhause sind zur Erzeugung des Bahnstromes vier Maschinensätze aufgestellt,
                              									die bei einem Leistungsfaktor von 0,75 normal je 1250 KW liefern; eine halbe Stunde
                              									lang können sie je 1560 KW und etwa ½ Minute lang bis zu 1700 KW abgeben. Die
                              									Maschinenspannung des erzeugten Einphasen-Wechselstromes beträgt 6300 Volt und die Periodenzahl
                              									25 in der Sekunde. Jeder Satz besteht aus einer Dampfturbine und einem durch eine
                              									etwas bewegliche Kupplung verbundenen Stromerzeuger. Die beiden Wellen eines Satzes
                              									laufen in je zwei Lagern, und zwar sind die beiden mittleren in einem
                              									gemeinschaftlichen geschlossenen Lagerbock untergebracht. Die Schmierung der Lager
                              									erfolgt durch Drucköl, welches der Pumpe aus einem durch eine Kühlschlange gekühlten
                              									Oelbehälter zufließt. Die Drehzahl der Maschinen beträgt 1500 in der Minute. Die
                              									Regelung der Turbinen erfolgt durch ein Doppelsitzventil, dessen Oeffnen und
                              									Schließen sich regelmäßig in der Zeiteinheit wiederholt. Die Menge des eingelassenen
                              									Dampfes wird durch Aenderung der Zeit, während der das Ventil offen ist, in bezug
                              									auf die Zeit, während der es geschlossen ist, geregelt. Diese Vorrichtung begrenzt
                              									bei plötzlicher Ent- oder Belastung einer Turbine die Aenderung der Umdrehungszahl
                              									auf höchstens 2 v.H. Der Abdampf gelangt aus der Turbine zu einem im Keller neben
                              									dem Turbinenfundament aufgestellten Oberflächenkondensator. Die das Kühlwasser
                              									liefernde Kreiselpumpe und die zur Förderung des Kondensats dienende zweistufige
                              									Naßluftpumpe werden durch Gleichstrommotoren angetrieben.
                           Die Bahnstromerzeuger sind als Innenpolmaschinen gebaut. Ihr feststehender Teil
                              									besitzt 84 Längsnuten, von denen 56 die Wechselstromwicklung aufnehmen. Der
                              									zweipolige umlaufende Feldmagnet besitzt keine ausgeprägten Pole, sondern ist wie
                              									ein Gleichstromanker mit einer in Nuten liegenden geschlossenen
                              									Gleichstrom-Schleifenwicklung versehen. Die Kühlung des wirksamen Eisens und der
                              									Wicklung bewirken an den Stirnseiten des Läufers angebrachte Ventilatoren. Zur
                              									Erregung ist mit dem Stromerzeuger unmittelbar eine 20 KW-Gleichstrommaschine
                              									gekuppelt, deren Magnete von einer nach dem Prinzip von Danielson geregelten Hilfserregermaschine gespeist werden, die eine
                              									möglichst gleichbleibende Klemmenspannung des Stromerzeugers trotz der großen
                              									Spannungsschwankungen liefert.
                           Für die elektrische Beleuchtung der Bahnhöfe erzeugt eine besondere 600
                              									KW-Turbodynamo einphasigen Wechselstrom von 50 Perioden und 6300 Volt. Als Reserve
                              									für diese Lichtmaschine dienen zwei Dreiankerumformer, die gleichzeitig den für die
                              									Hilfsmaschinen im Kraftwerk nötigen Gleichstrom zu liefern haben. Jeder Umformer
                              									besteht aus drei auf einer Welle sitzenden Maschinen, von denen eine einphasigen
                              									Wechselstrom von 25 Perioden, die zweite solchen von 50 Perioden und die dritte
                              									Gleichstrom verbraucht oder erzeugt. Mit diesem Umformer kann daher jede Stromart in
                              									eine der beiden anderen Stromarten umgewandelt werden. Zum Anlassen des Umformers
                              									wird eine Akkumulatorenbatterie von 814 Amp./Std. Leistung benutzt, die gleichzeitig
                              									als Pufferbatterie für den Gleichstrombetrieb dient.
                           Bezüglich der Schaltanlage, deren Schema infolge, der drei Stromarten und Umformer
                              									sehr verwickelt ist, sei erwähnt, daß durch Drosselspulen, Hörnerblitzableiter,
                              									sowie Funkenstrecken mit Oelwiderständen und Wasserstrahlerdern eine sorgfältige
                              									Sicherung gegen Ueberspannungen bewirkt ist. Zwei 650 KVA-Transformatoren setzen die
                              									Spannung eines Teiles des Bahnstromes auf 30000 Volt hinauf, der mittels zweier
                              									besonderer zweipoliger Speiseleitungen einem Unterwerk auf Bahnhof Barmbeck zugeführt und dort wieder durch Transformatoren
                              									auf 6300 Volt umgeformt wird.
                           Aus dem Kraftwerk und dem Unterwerk wird der Bahnstrom den Fahrleitungen durch
                              									Speiseleitungen zugeführt, die unmittelbar auf den, die Ausleger oder
                              									Querträger für die Aufhängung der Fahrleitung tragenden Masten gelagert sind. Die
                              									Mastentfernung beträgt im Mittel 45 m. Bahnspeise- und Fahrleitungen sind einpolig;
                              									die Rückleitung geschieht durch die Fahrschienen, welche an den Stößen durch
                              									Kupferstreifen leitend mit einander verbunden sind. Die Fahrleitung liegt im
                              									allgemeinen 5,2 m, unter Brücken meist 4,81 m über S.O. Sie besteht aus einem
                              									Kupferdraht von 90 qmm Querschnitt und ist in Abständen von 3 m mittels Oesen an
                              									einem verzinkten Stahldraht von 6 mm  aufgehängt, der wiederum in Abständen
                              									von 6 m mittels Hängedrähte und Klemmen von einem Stahldrahtseil von 35 qmm
                              									Querschnitt getragen wird. Dieses Tragseil ist mittels Porzellanisolatoren und
                              									hartgummiumpreßten Stützen auf Auslegern oder Jochen unter Vermittelung von
                              									schmiedeeisernen Böcken gelagert. Zur Vermeidung von Seitenschwankungen in der
                              									Geraden und zur Abspannung in Krümmungen sind Fahrdraht und Hilfstragdraht durch
                              									isolierte, am Ausleger oder Joch befestigte Rohrstreben gehalten. Um die
                              									Stromabnehmerbügel gleichmäßig abzunutzen, ist die Fahrleitung in bekannter Weise im
                              									Zickzack verlegt. (Schluß folgt.) (Röthig.) (Glasers
                              									Annalen für Gewerbe und Bauwesen 1908 Bd. II S. 41–48 und 61–70).
                           
                              Pr.
                              
                           
                        
                           Mittels Federdruckes angepreßte Schienenbremse.
                           Bei der insbesondere für elektrische Bahnen bestimmten Schienenbremse von Freund wird das Anpressen der Bremsbacken an die
                              									Fahrschienen durch eine oder mehrere Spiralfedern bewirkt, welche um die im
                              									Untergestell gelagerte Bremswelle angeordnet sind. Das Spannen dieser Federn
                              									geschieht durch ein auf einer Wagenachse sitzendes Exzenter, mittels dessen ein
                              									Hebel in schwingende Bewegung, sowie ein hierdurch gesteuerter Sperrkegel an dem
                              									zugehörigen Sperrade hin und her bewegt und das letztere jedesmal um einen
                              									entsprechenden Winkelbetrag mitgenommen wird. Mit dem Sperrade ist ein kleines
                              									Zahnrad gekuppelt, welches in ein mit dem einen Ende der Spiralfedern verbundenes
                              									großes Zahnrad eingreift. Das andere Ende der Spiralfedern ist mit zwei Zahnrädern
                              									verbunden: ein kleineres, welches unter Vermittelung von drei Planetenrädern mit der
                              									Bremswelle gekuppelt ist; ein größeres, in das ein mit einem Bremsrade gekuppeltes
                              									kleines Zahnrad eingreift. Die Planetenräder kämmen außerdem mit einem fliegend
                              									ausgesetzten Rade mit Innenverzahnung zusammen, dessen Kranz als Bremsrad
                              									ausgebildet ist, um das sich ebenso wie um das bereits erwähnte Bremsrad je ein
                              									Bremsband legt. Der hin und her bewegte Sperrkegel wird durch ein Schneckengetriebe
                              									derart gesteuert, daß er nach einer Anspannung der Spiralfedern um eine bestimmte
                              									Anzahl Umdrehungen außer Eingriff mit dem Sperrade gebracht wird; infolgedessen
                              									unterbleibt trotz der auch weiterhin fortgesetzten hin und her gehenden Bewegung
                              									eine weitere Anspannung der Federn. Eine Bewegung des Wagens um etwa 80 m genügt zum
                              									völligen Spannen der letzteren. Alsdann sind die Federn imstande, vier Bremsungen
                              									nacheinander auszuführen, ohne daß inzwischen ein Wiederspannen erfolgt. Das
                              									Anstellen und Lösen der Bremse geschieht in einfacher Weise durch Lüften je eines
                              									der Bremsbänder.
                           Die Bremse ist seit vier Jahren im Betrieb, und Versuche, die mit den Wagen der Yorkshire Woollen District Tramways vorgenommen wurden,
                              									haben befriedigende Ergebnisse geliefert, Als wesentlicher Vorteil wird hingestellt, daß die
                              										Freundsche Schienenbremse sowohl von der Handbremse
                              									als auch von der elektrischen Einrichtung- des Wagens unabhängig ist und sich daher
                              									besonders für Bahnen mit schwierigen Steigungsverhältnissen eignet. (The Electrician
                              									1908 S. 830–832.)
                           
                              Pr.
                              
                           
                        
                           Eine neue Koksaschefeuerung.
                           Einen erheblichen technischen Fortschritt weist die seit einiger Zeit auf der Zeche
                              									Preußen I im Oberbergamtsbezirk Dortmund in Betrieb befindliche Dampfkesselfeuerung
                              									für Koksasche u. dgl. minderwertiges Brennmaterial auf, die in das Feuerrohr bezw.
                              									Flammrohr eingebaut wird. Während das derartige, meist mit Dampfstrahlgebläse
                              									betriebene Feuerungen nach oben in bekannter Weise abschließende feuerfeste Gewölbe
                              									bisher unmittelbar auf dem unteren Plattenrost aufsaß, so daß die glühende Koksasche
                              									ein allmähliches Anfressen des Gewölbes verursachte, wird bei der vorliegenden
                              									Ausführung zu beiden Seiten des Plattenrostes noch ein senkrechter, 1,5 m hoher
                              									Seitenrost aufgesetzt, auf dessen oberen, rechtwinklig abgebogenem Ende das oben
                              									abschließende Gewölbe seine Widerlager findet, wodurch eine unmittelbare Berührung
                              									der Koksasche mit den feuerfesten Steinen vermieden wird. Der Wind wird in den
                              									Aschenfall durch einen mit Dampf betriebenen Ventilator gepreßt und gelangt durch
                              									die zu diesem Zweck angebrachten Windlöcher des Plattenrostes und der Seitenroste in
                              									das Feuer. Der Plattenrost ist unten gerillt, so daß er einem Stabrost ähnlich wird.
                              									In diesen Rillen befinden sich die Löcher für den Luftzutritt. Infolge dieser
                              									Anordnung kann der Feuerung gegenüber älteren Einrichtungen fast die dreifache
                              									Windmenge zugeführt werden. Der Aschenfall ist vorne durch eine luftdichte Platte
                              									abgeschlossen, da man mit ziemlich hohem Windüberdruck arbeitet.
                              									Verdampfungsversuche ergaben eine nutzbare Verdampfung von 14,45 kg auf 1 qm
                              									Heizfläche nach Abzug des Eigenverbrauches, während sie bei der früheren
                              									Rostkonstruktion mit Dampfstrahlgebläse nur 7,3 kg betrug. Der Eigenverbrauch ist
                              									von 9,9% vom Speisewasser auf 3,65% zurückgegangen. (Glückauf, 44. Jahrgang, No. 42,
                              									Seite 1506.)
                           
                              J.
                              
                           
                        
                           Eine hervorragende Bronze.
                           Unter dem Namen „Parsons Manganbronze“ wird ein
                              									eisenhaltiges Messing, dem zur Erhöhung seiner Festigkeit noch 0,5% Mangan und 1,0%
                              									Aluminium zugesetzt sind, trotz seines hohen Kaufpreises in Amerika und England
                              									ausgiebig verwendet, z.B. werden wegen seiner Seewasserbeständigkeit sämtliche
                              									Schiffsschrauben der amerikanischen Kriegsschiffe daraus hergestellt. Diese Bronze
                              									beginnt sich für in sandigem oder säurehaltigem Wasser arbeitende, starken
                              									Korrosionen unterworfene Turbinen- und Zentrifugalpumpenräder auch auf dem Festlande
                              									einzubürgern. Es lassen sich mit ihr bei hoher Dehnung leicht Festigkeiten von über
                              									40 kg erzielen. Zwecks Prüfung ihrer Säurebeständigkeit gleichzeitig mit anderen
                              									Legierungen 4 Wochen lang mit 10prozentiger Salzsäure behandelte Stücke zeigten
                              									keine wesentliche Gewichtsabnahme, die bei den andern Bronzen 2% bis 3% betrug. Vor
                              									dem Sandstrahlgebläse zeigte Manganbronze unter verschiedenen
                              									Konstruktionsmaterialien die geringste Gewichtsabnahme. (Metallurgie, 1908, Seite
                              									567.)
                           
                              J.