| Titel: | Biegung eines dünnwandigen Hohlzylinders durch achsensymmetrische Kräfte und ungleiche Wandtemperatur. | 
| Autor: | Max Ensslin | 
| Fundstelle: | Band 324, Jahrgang 1909, S. 97 | 
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                        Biegung eines dünnwandigen Hohlzylinders durch
                           								achsensymmetrische Kräfte und ungleiche Wandtemperatur.
                        Von Dr.-Ing. Max Ensslin,
                           									Stuttgart.
                        (Fortsetzung von S. 85 d. Bd.)
                        Biegung eines dünnwandigen Hohlzylinders durch achsensymmetrische
                           								Kräfte und ungleiche Wandtemperatur.
                        
                     
                        
                           3. Biegung der Hohlzylinderwand durch Schubkräfte in den
                              									Endflächen.
                           Im Vorangehenden bestand die Belastung der Hohlzylinderwand in reinen
                              									Biegungsmomenten, die über die Endflächen gleichmäßig verteilt waren. Jetzt mögen an
                              									die Stelle der Momente lediglich Schubkräfte treten, die radial gerichtet sind und
                              									auf 1 cm des Umfangs: 2rπ die Größe Sl haben (vergl. Fig. 1). Wir setzen also jetzt in Gl. (31a) M' = 0, wogegen S' ≷ 0; dieser Gl. zufolge sind die
                              									Integrationskonstanten in der Gleichung der elastischen Mittelfläche des
                              									Hohlzylinders:
                           f=\frac{S'\,\mbox{cos}\,nl}{e^{nl}} und
                              										g=\frac{S'\cdot \mbox{sin}\,nl}{e^{nl}} (62)
                           In der Gl. (26) der elastischen Mittelfläche substituieren wir zur Vereinfachung der
                              									Form:
                           f = a . sin δg = a . cos δ
                           woraus mit Rücksicht auf den Wert von f und g:
                           
                              
                                 
                                    a=\sqrt{f^2+g^2}=\frac{S'}{e^{nl}}
                                    
                                    \mbox{tg}\,\delta=\frac{f}{g}=\mbox{ctg}\,nl=\mbox{tg}\,\left(\frac{\pi}{2}-nl\right)
                                    
                                    \delta=\frac{\pi}{2}-nl\,pm\,k\,\pi,
                                    
                                       
                                       Zu wählen ist der zwischen 0 und π (0° und 180°) liegende Wert von
                                          													δ.
                                       
                                    
                                 (63)
                                 
                              
                           wenn k = 0, 1, 2, ... ist.
                           Mit dieser Substitution erhält man für die Gleichung des Meridians der elastischen
                              									Mittelfläche des Hohlzylinders
                           u_0=\frac{S'}{e^{nl}}\,\left[e^{nz}\cdot
                                 										\mbox{sin}\,(nz+\delta)-e^{-nz}\cdot \mbox{sin}\,(nz-\delta)\right]
                              									(64)
                           Auch die Schubkräfte an den Zylinderenden bringen – wie
                              									die biegenden Momente – eine wellenförmige Deformation der
                                 										Hohlzylinderwand hervor, die sich vom Zylinderende gegen die Mitte hin rasch
                                 										verliert. Eine merkliche Biegung erfährt nur die Randzone, deren
                              									Durchbiegung genügend genau berechnet werden kann aus
                           u0 =
                              										S'e– n(l – z) .
                              									sin (nz + δ) . . (64a)
                           Die Durchbiegung des Zylinderendes ist
                           \begin{array}{rcl}n_0 &=&
                                 										S'=6\,\sqrt[4]{\frac{1}{2}\,\frac{m^2}{m^2-1}}\,\frac{r}{s}\,\sqrt{\frac{r}{s}}\,S_l\cdot
                                 										\alpha\\ &=&2,56\,\frac{r}{s}\,\sqrt{\frac{r}{s}}\cdot S_l\cdot
                                 										\alpha\end{array} (64b)
                           Die von den Schubkräften herrührenden Deformationswellen und die durch reine
                              									Biegungsmomente bewirkten besitzen die gleiche Wellenlänge
                              										Z=\frac{2\,\pi}{n}, sind jedoch in der Phase gegeneinander
                              									verschoben, und zwar um die Differenz ihrer Phasenwinkel δ, also zufolge (63) und
                              									(46) um \frac{\pi}{4}, d.h. um ⅛ Wellenlänge.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 324, S. 97
                              Fig. 10. Formänderung bei Belastung der Endfläche durch radiale
                                 										Schubkräfte.
                              A – A Mittelquerschnitt des
                                 										Hohlzylinders; l = 39 cm halbe Zylinderlänge.
                              
                           Die Maximal- und Minimalausschläge der Deformationswellen folgen im Abstand einer
                              									halben Wellenlänge aufeinander. Die Tiefe eines Wellentales ist gleich
                              										e^{-n}=\frac{1}{23} der Höhe des unmittelbar vorangehenden
                              									Wellenberges. Abstand eines Wellenberges oder Wellentales vom Zylinderende = ⅜
                              									Wellenlänge.
                           Der Verlauf der Deformation in dem Zahlenbeispiel S. 82 ist in Fig. 10 gezeichnet.
                           Die achsiale Biegungsspannung, die durch die am
                              									Zylinderende angreifenden Schubkräfte hervorgerufen wird, ergibt sich aus (22) auf
                              									demselben Weg wie auf S. 82 zu:
                           
                              \sigma_{zz}=-\frac{m^2}{m^2-1}\,\frac{\lambda}{\alpha}\cdot
                                 										2\,n^2\,\frac{S'}{e^{nl}}\,\left[e^{nz}\cdot
                                 										\mbox{cos}\,(nz+\delta)+e^{-nz}\,\mbox{cos}\,(nz-\delta)\right]
                              
                           wobei nach (63)
                              										\delta=\frac{\pi}{2}-nl+k\pi.
                           Nach Einführung des Wertes von S' aus (29a) wird an der Außen- oder
                              									Innenfläche des Hohlzylinders
                              										\left(\lambda=\pm\,\frac{s}{2}\right)
                           \sigma_{zz}=\mp\,\frac{S_1}{\frac{s^2}{6}}\cdot
                                 										\frac{1}{n}\cdot \frac{1}{e^{nl}}\,\left[e^{nz}\cdot
                                 										\mbox{cos}(nz+\delta)+e^{-nz}\cdot \mbox{cos}\,(nz-\delta)\right]
                              									(65)
                           Der wellenförmige Verlauf der Spannungen wird in der Randzone am Zylinderende, wie
                              									schon öfters begründet, genügend genau ausgedrückt, wenn man das zweite Glied in der
                              									Klammer wegläßt; mit Einsetzen des Wertes von \frac{1}{n} aus
                              									(25) und mit m=\frac{10}{3} wird
                           \sigma_{zz}=4,68\,\sqrt{\frac{r}{s}}\,\frac{S_e}{s}\,e^{-n\,(l-z)}\cdot
                                 										\mbox{cos}\,(nz+\delta) (65a)
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 324, S. 98
                              Fig. 11. Achsiale Biegungsspannung σzz
                                 										(Belastung: Schubkräfte in den Zylinderenden).
                              A – A Mittelquerschnitt des
                                 										Hohlzylinders; l = 39 cm halbe Zylinderlänge.
                              
                           Am Zylinderende z = l ist
                              									mit \delta=\frac{\pi}{2}-nl\,(\pm\,k\,\pi) der cos-Wert:
                              										\mbox{cos}\,\frac{\pi}{2}=0; die Welle der achsialen
                              									Biegungsspannung nimmt am Zylinderende ihren Anfang. Wellenlänge
                              										Z=\frac{2\,\pi}{n}; Abstand eines Wellenbergs oder Wellentals
                              									vom Mittelquerschnitt des Hohlzylinders z = 0:
                           
                              z_k=\frac{\frac{\pi}{4}-\delta\,\pm\,k\pi}{n}=l-\frac{\pi}{4\,n}\,\left[\pm\,\frac{k\pi}{n}\right]
                              
                           d.h. ein Wellenberg oder Wellental, befindet sich im Abstand
                              										\frac{1}{8} Wellenlänge vom Zylinderende nach innen zu, die
                              									anderen folgen im Abstand von je ½ Wellenlänge aufeinander.
                           Die überhaupt größte achssiale Biegungspannung, welche durch die Belastung des
                              									Zylinderendes mit Schubkräften entsteht, ist mit
                              										z=l-\frac{\pi}{4\,n}:
                           \mbox{Max
                                 										}\sigma_{zz}=4,68\,\sqrt{\frac{r}{s}}\,\frac{S_l}{s}\,e^{-\frac{\pi}{4}}\cdot
                                 										\mbox{cos}\,\frac{\pi}{4}=1,52\,\sqrt{\frac{r}{s}}\cdot \frac{S_l}{s}
                              									(65b)
                           Der Verlauf der achsialen Biegungsspannungen ist in Figur
                                 										11 dargestellt.
                           Für die Umfangsspannung σϕϕ an der Außen- oder
                              									Innenfläche des Hohlzylinders \lambda=\pm\frac{s}{2} erhalten wir
                              									genau wie auf S. 83 mit den Substitutionen (43) und (53): an der Außenfläche:
                           
                              \sigma_{\varphi\varphi\alpha}=-\frac{aa_1}{r\alpha}\,\left[e^{nz}\cdot
                                 										\mbox{cos}\,(nz+\delta+\delta_1)+e^{-nz}\cdot
                                 										\mbox{cos}\,(nz-\delta-\delta_1)\right]
                              
                           an der Innenfläche:
                           
                              \sigma_{\varphi\varphi i}=\ \ \ \frac{aa_1}{r\alpha}\,\left[e^{nz}\cdot
                                 										\mbox{cos}\,(nz+\delta-\delta_1)+e^{-nz}\cdot
                                 										\mbox{cos}\,(nz-\delta+\delta_1)\right]
                              
                           Hierin ist nach (63) und (54)
                           
                              
                                 
                                    a=\frac{S'}{e^{nl}}
                                    
                                 
                                    a_1=\sqrt{\frac{m^2+2}{m^2-1}}=1,14
                                    
                                 
                              
                                 
                                    \delta=\frac{\pi}{2}-nl\,\pm\,k\,\pi
                                    
                                 
                                    \delta_1=\sqrt{\frac{m^2-1}{3}}=1,07
                                    
                                 
                              
                           Wie früher gezeigt, werden die Spannungen in der Nähe des Zylinderendes genügend
                              									genau ausgedrückt, wenn man nur das erste Glied in der Klammer beibehält; wird
                              									außerdem der Wert von a1 und a und der Wert S' aus (29a) bzw. (64b) eingeführt, so erhält man: an der Außenfläche
                           
                              
                                 
                                    \sigma_{\varphi\varphi
                                       												a}=-6\,\sqrt{\frac{m^2+2}{m^2-1}}\,\sqrt[4]{\frac{1}{3}\,\frac{m^2}{m^2-1}}\cdot
                                       												\sqrt{\frac{r}{s}}\,\frac{S_l}{s}\,e^{n\,(l-z)}\cdot
                                       												\mbox{cos}(nz+\delta+\delta_1)
                                    
                                    =-2,92\cdot \sqrt{\frac{r}{s}}\,\frac{S_l}{s}\cdot
                                       												e^{-n\,(l-z)}\cdot \mbox{cos}\,(nz+\delta+\delta_1)
                                    
                                    \mbox{an der Innenfläche}
                                    
                                    \sigma_{\varphi\varphi i}=2,92\,\sqrt{\frac{r}{s}}\cdot
                                       												\frac{S_l}{s}\cdot e^{-n\,(l-z)}\cdot
                                       												\mbox{cos}\,(nz+\delta-\delta_1)
                                    
                                 (66)
                                 
                              
                           An den Endflächen z = l ist cos (nl + δ + δ1)
                           
                              =\mbox{cos}\,\frac{\pi}{2}+\delta_1=-\mbox{sin}\,\delta_1=-0,878\mbox;{
                                 										bzw. }\mbox{cos}\,(nl+\delta-\delta_1)
                              
                           
                              =\mbox{cos}\,\frac{\pi}{2}-\delta_1=+\mbox{sin}\,\delta_1=+0,878,
                              
                           daher ist die Umfangsspannung an den Kanten der
                              									Endflächen:
                           
                              \left{{\mbox{außen}\ \ \ \ \sigma_{\varphi\varphi
                                 										a}=+2,56\,\sqrt{\frac{r}{s}}\,\frac{S_l}{s}}\atop{\mbox{innen}\ \ \ \
                                 										\sigma_{\varphi\varphi i}=+2,56\,\sqrt{\frac{r}{s}}\,\frac{S_l}{s}}}\right\}\
                                 										(66a)
                              
                           Die Schubkräfte an den Zylinderenden bringen also eine größte Umfangsspannung hervor,
                              									die größer ist als die maximale Biegungsspannung in der Achsenrichtung.
                           Dies erklärt sich daraus, daß die Schubkräfte das Zylinderende mit ihrer vollen Größe
                              									zu erweitern d.h. Zug in der Umfangsrichtung hervorzurufen streben, während sie
                              									biegende Wirkungen erst in den weiter innen gelegenen Querschnitten hervorbringen
                              									können, wo sie durch die Umfangszugspannungen schon abgeschwächt sind.
                           Erwähnenswert ist, daß die Umfangsspannungen im Endquerschnitt konstant sind,
                              									unabhängig von dem Abstand λ von der Mittelfläche.
                           Im Gegensatz hiezu waren die Umfangsspannungen, welche durch Belastung der Endflächen
                              									mit reinen Biegungsmomenten oder durch lineare Erwärmung in Richtung der Wandstärke
                              									entstehen, gemäß (56) und (60) an der Außenkante der Endfläche am größten und nehmen
                              									gegen die Innenkante hin ab.
                           Dieser Unterschied rührt davon her, daß im ersten Fall im Endquerschnitt keine
                              									Biegung vorhanden ist; die Krümmung \frac{d^2\,u_0}{d\,z^2} des
                              									Meridians der elastischen Mittelfläche ist daselbst gleich Null und wir haben
                              									zufolge (22)
                           
                              \sigma_{\varphi\varphi}=\frac{1}{\alpha}\cdot \frac{u_0}{r}
                              
                           Im zweiten Fall – Biegungsmomente an den Endflächen – ist der Meridian der
                              									elastischen Mittelfläche am Zylinderende gekrümmt, eben infolge der Biegung, und es ist
                              										\frac{d^2\,u_0}{dz^2}\,≷\,0, daher zufolge (22)
                           
                              \sigma_{\varphi\varphi}=\frac{1}{\alpha}\,\left[\frac{u_0}{r}-\frac{m}{m^2-1}\cdot
                                 										\lambda\cdot \frac{d^2\,u_o}{dz^2}\right]
                              
                           Das zweite Glied in der Klammer drückt den Einfluß der
                              									Querdehnung aus.
                           Die Maxima und Minima der Umfangsspannungen, m.a.W. die Wellenberge- und -täler der
                              									Spannungswelle liegen in einem Abstand z', der sich
                              									bestimmt aus
                           nz'+\delta\pm\delta_1=\frac{\pi}{4}\,\pm\,k\pi;
                           die Stellen, wo die Umfangsspannungen gleich Null sind, liegen
                              									da, wo der Cosinus in (66) den Wert Null, das Argument also den Wert
                              										\frac{\pi}{2} hat, also in Abständen z'' von der Mittelfläche, die sich bestimmen aus:
                           
                              nz''+\delta\,\pm\,\delta_1=\frac{\pi}{2}\pm\k\pi
                              
                           Die Wellenberge oder -täler liegen also im Abstand
                           z''-z'=\frac{\pi}{4\,n}=1/8 Wellenlänge
                           vom Beginn einer Welle, wenn man in der Richtung der
                              									abnehmenden Welle d.h. der abnehmenden z blickt.
                           Die Schubspannungen ermittelt man aus (23) genau wie auf
                              									S. 84. Mit (27) und der Substitution (43) und (63) folgt die Gleichung (57). Setzt
                              									man a aus (63) ein und benutzt den Wert S' aus (29a) bzw. (64b), so wird die größte
                              									Schubspannung in der Mittelfläche.
                           \mbox{max}\,\tau_{rz}=-\frac{3}{2}\,\frac{S_l}{s}\,\frac{\sqrt2}{e^{nl}}\,\left[e^{nz}\cdot
                                 										\mbox{cos}\,(nz+\frac{\pi}{4}+\delta)-e^{-nz}\cdot
                                 										\mbox{cos}\,(nz-\frac{\pi}{4}-\delta)\right] (67)
                           Auch diese Schubspannungen verlaufen wie eine stark gedämpfte Welle vom Zylinderende
                              									gegen die Mitte hin; in der Randzone am Zylinderende sind sie genügend genau
                              									ausgedrückt durch
                           \mbox{max}\,\tau_{rz}=-\frac{3}{2}\,\frac{S_l}{s}\,\sqrt2\,e^{-n\,(l-z)}\cdot
                                 										\mbox{cos}\,(nz+\frac{\pi}{4}+\delta) (67a)
                           Zweifellos tritt die größte Schubspannung in dem mit Schubkräften an den Endflächen
                              									belasteten Hohlzylinder in den Endflächen z = l selbst ein; es ist daselbst
                           
                              \mbox{cos}\,nz+\frac{\pi}{4}+\delta=\mbox{cos}\,\frac{3}{4}\,\pi=-\frac{1}{\sqrt2},
                              
                           somit ist nach (67a):
                           \mbox{Max}\,\tau_{rz}=\frac{3}{2}\,\frac{S_l}{s}
                              									(67b)
                           Im einzelnen ist über den Verlauf der Schubspannungen längs einer Mantellinie der
                              									Mittelfläche Aehnliches zu bemerken wie früher: Wellenlänge
                              										Z=\frac{2\,\pi}{n}; Abstand z'
                              									der Wellenberge und -täler von z = 0 folgt aus:
                           
                              nz'+\frac{\pi}{4}+\delta=\frac{\pi}{4}\pm\,k\pi
                              
                           Abstand z'' der Stellen, wo die
                              									Schubspannungen 0 sind:
                           
                              nz''+\frac{\pi}{4}+\delta=\frac{\pi}{4}\pm\,k\pi
                              
                           somit Entfernung zwischen Wellenberg und Anfang einer
                              									Welle
                           z''-z'=\frac{\pi}{4\,n}=1/8 Wellenlänge
                           in Richtung der abnehmenden Welle d.h. der abnehmenden
                              										z gemessen. Höhe eines Wellenbergs = eπ = 23 mal Tiefe des
                              									vorhergehenden Wellentales (beim Fortschreiten von Zylindermitte gegen das
                              									Zylinderende).
                           1. Zahlenbeispiel: Ein Zylinder von r = 50 cm mittlerem Halbmesser und s = 1 cm Wandstärke und 2l
                                 										= 2 . 39 cm Gesamtlänge ist an beiden Endflächen durch reine Biegungsmomente von Ml = 200 kg/cm auf 1 cm des Umfangs 2πr belastet. Spannungen und Ausbiegung des Zylinderendes
                              									anzugeben.
                           Achsiale Biegungsspannung am Zylinderende (Außen- oder
                              									Innenkante) nach (52a)
                           
                              \mbox{Max}\,\sigma_{zz}=\frac{M_l}{s\,2/6}=\frac{200}{1\,2/6}=1200\mbox{
                                 										kg/qcm}
                              
                           Umfangsspannung am Zylinderende nach (56) Außenkante:
                           
                              \sigma_{\varphi\varphi a}=0,25\,\frac{M_l}{s\,2/6}=300\mbox{
                                 										kg/qcm}
                              
                           Innenkante
                           
                              \sigma_{\varphi\varphi i}=0,85\,\frac{M_l}{s\,2/6}=1020\mbox{
                                 										kg/qcm}
                              
                           Schubspannung (allergrößte), im Abstand einer Achtelswelle
                              										\frac{Z}{8}=\frac{\pi}{4n}=\frac{34,6}{8}=4,325 cm vom
                              									Zylinderende gegen den Mittelquerschnitt hin gemessen nach (57b)
                           
                              \begin{array}{rcl} \mbox{Max
                                 										}\tau_{rz}&=&0,88\,\sqrt{\frac{r}{s}}\,\frac{M_l}{r\,s}=0,88\cdot
                                 										7,07\,\frac{200}{50\,.\,1}\\ &=& 24,9\mbox{ kg/qcm}\end{array}
                              
                           Ausbiegung des Zylinderendes nach (49a)
                           
                              u_0=0,55\,\alpha\,r\,\frac{M_l}{s\,2/6}=0,55\cdot \alpha\cdot 50\cdot
                                 										1200=33000\,\alpha
                              
                           Für Schmiedeeisen mit α = 1 : 2100000
                           u0 =
                              									0,0157 cm = 0,157 mm
                           Die Neigung des Zylinderendes gegen die ursprüngliche
                              									Richtung ist nach (33):
                           
                              \begin{array}{rcl}\left(\frac{du_0}{dz}\right)_l&=&2\,n\,M'=2\,n\,(u_0)_l\\
                                 										&=&2\cdot 0,1815\cdot 33000\,\alpha\\
                                 										&=&\sim\,12000\,\alpha=1\,:\,175 \end{array}
                              
                           = 2 . 0,1815 . 33000 α
                           = ∾ 12000 α = 1 : 175
                           Vergleich mit einer Kreisplatte
                           mit Radius r = 50 cm und h = 1 cm Wandstärke mit derselben Belastung am Rand wie
                              									der Hohlzylinder. Die radiale Biegungsspannung ist in der
                              									Platte:
                           
                              \sigma_{rr}=\frac{M_l}{\frac{s^2}{6}}=1200\mbox{ kg/qcm.}
                              
                           Nach D. P. J. 1904, Heft 39, Gl. (4) bis (6) ist die Platte sphärisch gekrümmt; an
                              									der Ober- und Unterfläche ist die radiale Spannung überall gleich groß und gleich
                              									der Umfangsspannung. Für die konstante c4 erergibt sich c4 = 1680α; damit wird die Durchbiegung der Plattenmitte
                           
                              w_0=\frac{r^2}{2}\,c_4=\frac{2500}{2}\cdot 1680\,\alpha=1\mbox{
                                 										cm}
                              
                           Die Neigung des Plattenrandes:
                           
                              \begin{array}{rcl}\frac{dw_0}{dr}=c_4\cdot r=1680\cdot
                                 										50\,\alpha&=&8400\,\alpha\\ &=&1\,:\,25\end{array}
                              
                           Die Kreisplatte erweist sich also bei gleichem Radius, gleicher
                                 										Wandstärke und gleicher Belastung durch reine Biegungsmomente nachgiebiger als
                                 										der Hohlzylinder; während die Platte als Ganzes (in
                                 										gleichem Abstand
                              									von der Mittelfläche) überall
                                 										gleich beansprucht wird, ist die Beanspruchung des Hohlzylinders auf die
                                 										Randzone beschränkt.
                           2. Zahlenbeispiel: Derselbe Hohlzylinder, wie im vorigen
                              									Beispiel, ist an beiden Endflächen durch radial gerichtete Schubkräfte von
                           Sl =
                              									66,3 kg auf 1 cm des Umfangs 2rπ
                           belastet. Spannungen und Ausbiegung des Zylinderendes
                              									anzugeben.
                           
                              Achsiale Biegungsspannung
                              
                           am Zylinderende gleich Null;
                           im Abstand einer Achtelswelle \frac{Z}{8}=4,325
                              									cm vom
                           Zylinderende achsial gegen innen nach (65b)
                           
                              \sigma_{zz}=1,52\,\sqrt{\frac{r}{s}}\cdot \frac{S_l}{s}=710\mbox{
                                 										kg/qcm}
                              
                           Umfangsspannung an Außen- und
                              									Innenkante der Endflächen nach (66a):
                           
                              \sigma_{\varphi\varphi a}=\sigma_{\varphi\varphi i}=2,56\cdot
                                 										\sqrt{\frac{r}{s}}\cdot \frac{S_l}{s}=1200\mbox{ kg/qcm}
                              
                           Schubspannung in der Endfläche
                              									in deren Mitte nach (67b)
                           
                              \mbox{Max}\,\tau_{rz}=\frac{3}{2}\,\frac{S_l}{s}=100\mbox{
                                 										kg\qcm}
                              
                           Ausbiegung des Zylinderendes nach
                              									(64b)
                           
                              \begin{array}{rcl}(u_0)_l=S'&=&2,56\,\alpha\cdotr\,\sqrt{\frac{r}{s}}\cdot\frac{S_l}{s}\\
                                 										&=&60000\,\alpha=0,0286\mbox{ cm}\\ & &\ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \
                                 										=0,286\mbox{ mm}\end{array}
                              
                           Neigung des Zylinderendes gegen die
                              									ursprüngliche Richtung nach (33):
                           
                              \left(\frac{du_0}{dz}\right)_l=n\,.\,S'=0,1815\cdot
                                 										60000\,\alpha=10900\,\alpha=1\,:\,193
                              
                           Man erkennt, daß die Biegungsmomente am Zylinderende hauptsächlich die Steigung, die
                              									Schubkräfte am Zylinderende hauptsächlich die Durchbiegung des Zylinderendes
                              									beeinflussen.
                           
                              (Schluß folgt.)