| Titel: | Polytechnische Rundschau. | 
| Fundstelle: | Band 324, Jahrgang 1909, S. 125 | 
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                        Polytechnische Rundschau.
                        Polytechnische Rundschau.
                        
                     
                        
                           Fahrleitung mit Kettenlinienaufhängung.
                           Die Fahrleitung der Denver und Interurban Railroad besitzt Kettenlinienaufhängung und ist auf Holzmasten
                              									mit Auslegern gelagert, die in der Geraden 36,5 m voneinander und in Krümmungen in
                              									Abständen bis zu 15 m herabgesetzt sind. Für die geringen Mastabstände in den Kurven
                              									wird geltend gemacht, daß sich durch Aenderung der Schienenüberhöhung um 25 mm der
                              									Stromabnehmer um 115 mm seitlich verschiebt. Berücksichtigt man außerdem das
                              									Abweichen der Fahrleitung aus der Gleismitte, so kann durch eine Unebenheit in einer
                              									Schiene und entsprechendes Schwanken des Fahrzeuges leicht der Stromabnehmer
                              									entgleisen. Ueberdies sind bei geringerer Mastenfernung die Winkel des Polygonzuges
                              									stumpfer und die Seitenzüge geringer, so daß Verschiebungen der Fahrleitung nicht zu
                              									befürchten sind, wie bei stärkeren Seitenzügen. Bemerkenswert ist ferner die
                              									Verlegung eines 11 mm starken verzinkten Eisenseiles auf den Mastspitzen neben der
                              									ganzen Strecke. Mit diesem Seil sind die Ausleger und Querdrähte leitend verbunden
                              									und außerdem ist das Seil selbst an jedem fünften Mast an die Schienen
                              									angeschlossen. Da dieses Seil leitend mit Erde verbunden ist und überdies höher als
                              									der Fahrdraht liegt, so bildet es gleichzeitig einen sehr wirksamen Blitzschutz.
                              									Angeblich ist diese Anordung billiger als die Erdung jedes einzelnen Auslegers und
                              									die außerdem nötige Anbringung von Blitzableitern. Die Fahrschienen sind mit
                              									einander in mäßigen Abständen leitend verbunden und mit Erdplatten versehen.
                           Der Bau der für eine Fahrdrahtspannung von 11000 Volt bestimmten 71 km langen
                              									Fahrleitung geschah in sehr kurzer Zeit unter Verwendung von Dampfzügen. Eine
                              									Mannschaft von 26 Arbeitern mit einem Arbeitszuge setzte täglich 117 Mäste, und hob
                              									auch die erforderlichen Löcher dafür aus. Ein weiterer Arbeitszug bestand aus fünf
                              									geschlossenen Güterwagen, auf deren Dächern Arbeitsbühnen errichtet waren. Von
                              									diesem Wagen aus konnten an vier oder fünf Masten gleichzeitig die Ausleger
                              									befestigt werden, so daß 18 Arbeiter täglich 150 Ausleger anbrachten. Zum Auflegen
                              									des Tragseiles diente ein Kranwagen, auf dem die Seiltrommeln befestigt waren und
                              									von dem das Seil über am Ausleger gelagerte Rollen ablief. Die beste Tagesleistung
                              									im Verlegen und Befestigen des Tragseiles war 11,3 km und wurde von zwei Dampfzügen
                              									und 17 Arbeitern geleistet. Dieselbe Länge Fahrdraht wurde in einem Tage von 12
                              									Arbeitern mit einem Dampfzuge gespannt, während zur Aufhängung dieser Länge an dem
                              									Tragdrahte 13 Arbeiter mit einem Hilfszuge zwei Tage Zeit gebrauchten. (Lyford.) (Electric Railway Journal 1908, Bd. II. S.
                              									595–597.)
                           
                              Pr.
                              
                           
                        
                           Meßvorrichtungen für Wasserturbinen.
                           Zur Untersuchung von Niederdruckturbinen besitzt die Versuchsanstalt für Wassermotoren in Charlottenburg eine hervorragend
                              									leistungsfähige Meßanlage: Die Versuchsdauer in Sekunden, die Zahl der ausgeführten
                              									Umdrehungen der Turbine, die Ober- und Unterwasserstände, und die mittlere
                              									Geschwindigkeit im Unterwasserkanal werden durch Präzisionseinrichtungen, zusammen
                              									auf einem Blatt, fortlaufend selbsttätig aufgezeichnet. Hieraus wird sofort durch
                              									Vergleich der zurückgelegten Umdrehungen mit der verflossenen Zeit die Tourenzahl
                              										n der Turbine, aus den Kurven der Wasserstandshöhen
                              									die mittlere Gefällshöhe H, durch Multiplikation der
                              									mittleren Geschwindigkeit mit der Wassertiefe und der Breite des Unterwasserkanals
                              									die sekundliche Wassermenge Q bestimmt, und die
                              									indizierten Pferdestärken. Aus dem zugehörigen Belastungsgewicht am Hebelarm der
                              									selbsttätig regulierenden Reibungsbremse an der Turbine ergibt sich mit n die effektive Leistung und somit auch sofort der
                              									Wirkungsgrad. Zur sofortigen Kontrolle der Zuverlässigkeit der einzelnen Messungen
                              									werden diese Rechnungen gleichzeitig mit dem Versuch ausgeführt. Die Zeitdauer eines
                              									derartig genauen Versuches ist 10 Minuten, einschließlich der Rechnungen.
                           Die Einrichtung selbst ist folgende: Auf einem mit konstanter Geschwindigkeit
                              									bewegten Papierblatt zeichnen Schreibstifte die erwähnten Messungen auf. Die
                              									Schreibstifte der Ober- und Unterwasserstände sind durch dünne, über leichtdrehbare
                              									Rollen geführte, Bronzedrähte mit den Schwimmern verbunden. Die Drähte werden in
                              									Spannung erhalten durch ein unterhalb des Schreibstiftes hängendes Gewichtsstück,
                              									das etwas leichter ist als der Schwimmer. Die Schwimmer sind außerhalb der Ober- und
                              									Unterwasserkanäle in Nischen untergebracht, die mit diesen kommunizieren. Mit
                              									Rücksicht auf die Größe des Blattes werden nur die Schwankungen der Wasserspiegel
                              									über oder unter eine bekannte Normalhöhe hinaus, in natürlicher Größe,
                              									aufgezeichnet.
                           Die übrigen Schreibstifte werden durch Elektromagnete in zweckmäßig gewählten Zeit-
                              									oder Wegabschnitten momentan betätigt. Da sie ständig am Papier anliegen, zeichnen
                              									sie bei dessen Bewegung eine gerade Linie, die nur von Zeit zu Zeit durch diese
                              									kleinen Ausschläge des Schreibstiftes unterbrochen wird. So wird die Versuchszeit
                              									alle ⅔ Sekunden durch einen Kontakt, von dem Pendel einer Uhr, angedeutet; die
                              									zurückgelegten Umdrehungen der Welle der Turbine durch einen Kontakt bei jeder
                              									einzelnen Umdrehung.
                           Die Messung der Wassermenge, die sonst bei Turbinenuntersuchungen immer sehr viel
                              									Zeit in Anspruch nimmt, wird in folgender Weise ausgeführt. Der Unterwasserkanal der
                              									Versuchsanstalt verläuft geradlinig, ist 10 m lang und von rechteckigem Querschnitt.
                              									Auf beiden Seitenmauern sind sorgfältig horizontal als Schienen Winkeleisen mit
                              									hochgestelltem und gehobeltem Steg befestigt. Auf 4 Rädern leicht verschiebbar,
                              									überbrückt ein Gestell aus leichten Stahlrohren den Kanal. 2 Stahlrohre reichen an
                              									den Seitenwänden in das Unterwasser hinab. Sie dienen als Führungsstücke für ein
                              									rahmenartiges Gleitstück, das auf und ab mittels zweier Drahtseile bewegt werden
                              									kann. In der Strömungsrichtung hinter diesem Gleitstück befindet sich ein Schirm aus
                              									geölter Leinwand, die über einen Rahmen aus Winkeleisen gespannt ist. Dieser Schirm
                              									ist mit seinem oberen Rande drehbar an jenem Gleitstück befestigt. Durch eine
                              									Sperrklinke kann diese Drehbarkeit aufgehoben werden.
                           Das Unterwassergerinne ist glatt mit Zement verputzt worden, wobei der herabgelassene
                              									Schirm, mit dem Wagen fortbewegt, als Lehre diente. Zwischen Schirmrand und
                              									Wandfläche blieben dabei 5 bis 7 mm Spielraum.
                           Am Anfang des 10 m langen Kanals wird das Gleitstück mit dem Schirm, bei versperrter
                              									Drehbarkeit, fallen gelassen, wobei die Geschwindigkeit durch eine Handbremse so
                              									weit ermäßigt wird, daß es sich sanft auf die, an den Führungsstahlrohren
                              									vorgesehenen, Gummipuffer auflegt. Beim Eintauchen setzt sich der Wagen sofort in
                              									Bewegung. Nach einer Wegstrecke von 2 m ist die Bewegung des Schirmwagens vollkommen
                              									gleichförmig geworden. Sie stimmt überein mit der mittleren Geschwindigkeit des
                              									Unterwassers. Am Ende des Kanals wird der Wagen durch einen Anschlag angehalten und
                              									gleichzeitig die Sperrklinke gelöst. Der Schirm wird infolgedessen vom fließenden
                              									Wasser zum Ausschwingen, in Richtung der Strömung, gebracht; gestattet dem Wasser
                              									freien Durchtritt und wird sofort von Hand mit dem Gleitstück hochgezogen. Der ganze
                              									10 m lange Weg wird in wenigen Sekunden zurückgelegt und kann deshalb bei jeder
                              									einzelnen Turbinenmessung 2 bis 3 mal wiederholt werden.
                           Der Höhenunterschied des Wassers vor und hinter dem Schirm beträgt noch nicht 2 mm.
                              									Die Stauwelle beim Eintauchen des Schirms ist sehr gering und beeinträchtigt nicht
                              									im geringsten die Genauigkeit der Turbinenmessung. Zur Aufzeichnung der so
                              									gemessenen mittleren Wassergeschwindigkeit berührt der Wagen, in Abständen von ½
                              									anfangs und weiterhin im, ein Kontaktstück und bringt so durch den Elektromagneten
                              									den Schreibstift zum Ausschlag. Die Anzahl der so in der Sekunde gemachten Kontakte
                              									ändert sich hierbei mit der Wassergeschwindigkeit im Kanal.
                           Bei Untersuchungen außerhalb der Versuchsanstalt wurde eine ähnliche
                              									selbstaufzeichnende Vorrichtung mit gutem Erfolge benutzt. Anstatt der Schirmmessung
                              									muß in solchen Fällen meist die Geschwindigkeit in einer Reihe von einzelnen Punkten
                              									eines Kanalquerschnitts mit Drehflügeln bestimmt werden. Bei einem Querschnitt von
                              									6,3 mal 2,8 qm wurde dabei mit 5 übereinander in entsprechenden Abständen an einer
                              									gemeinsamen Stange befestigten geeichten Flügeln die Geschwindigkeit nacheinander an
                              									9 lotrechten Schnitten des Meßquerschnitts gemessen. Auf diese Weise wurde die
                              									Geschwindigkeit an den 45 Punkten in 8 Minuten bestimmt. Jede Umdrehung der
                              									einzelnen Flügel wurde durch Elektromagnete auf die Schreibstifte übertragen.
                              									Aus diesen Aufzeichnungen wurde dann die Geschwindigkeit in jedem einzelnen Punkte
                              									und daraus die mittlere Geschwindigkeit berechnet. (Reichel) Zeitschrift d.V.d. Ing. Seite 1835–41.
                           Schn.
                           
                        
                           Einiges über Dampfturbinen für geringe Leistung.
                           Die Vorteile der Dampfturbine gegenüber der Kolbenmaschines. D. P. J. 1908, Bd. 323, S. 812.:
                              									billige Herstellung, geringer Platzbedarf, günstiger Dampfverbrauch, einfache und
                              									geringe Wartung machen sich erst bei größeren Einheiten in vollem Maße geltend.
                              									Deshalb hat die Großdampfturbine in großen elektrischen Zentralen, wie jetzt auch
                              									auf Schiffen zum Antrieb der Schrauben sich rasch das Feld erobert, während für
                              									kleinere Leistungen die Kolbendampfmaschine nach wie vor ihre Vorherrschaft
                              									behauptet. Für die Turbine kleinerer Leistung liegen eben die Verhältnisse sehr
                              									ungünstig. Um die Umdrehungszahlen zu verringern, teilt man entweder das
                              									Druckgefälle auf eine Reihe von Rädern auf, oder aber man nutzt die
                              									Dampfgeschwindigkeit in mehreren Stufen aus. Oft werden auch beide Verfahren
                              									vereinigt. In allen Fällen wird die Turbine bei mehrstufiger Ausführung
                              									komplizierter und teuerer und namentlich die Turbinen mit axial aneinander gereihten
                              									Rädern. Die Herstellungskosten wachsen nun nur wenig mit der Leistung. Es sind
                              									deshalb gerade die kleinen Turbinen, welche verhältnismäßig teuer werden und nicht
                              									immer den Wettbewerb mit Kolbendampfmaschinen gleicher Leistung aushalten können.
                              									Bei Turbinen mit Druckstufen, besonders bei den nach dem Ueberdrucksystem
                              									arbeitenden, macht sich dies in höherem Maße geltend, wegen der größeren Zahl von
                              									Stufen, als bei Turbinen mit Geschwindigkeitsstufen. Nur wenn man die
                              									Geschwindigkeit erhöhen und damit die Maschine selbst verkleinern würde, könnten
                              									auch Dampfturbinen mit Druckstufen für kleinere Leistungen in erfolgreichen
                              									Wettbewerb mit der Dampfmaschine treten; in der Regel verbietet es aber die
                              									Rücksicht auf die direkt gekuppelte Dynamomaschine, bei welcher zu hohe Tourenzahl
                              									große Schwierigkeiten macht. Bei Drehstrommaschinen kann man zudem bei uns nicht
                              									über 3000 Umdrehungen in der Minute hinausgehen.
                           Es bleibt für die Turbine kleiner Leistung nur die Turbine von de Laval, ferner die Turbine mit Geschwindigkeitsabstufung
                              									übrig, deren Hauptvertreterinnen die Curtisturbine und
                              									die Elektraturbine sind. Die Elektraturbine hat die
                              									Besonderheit, daß nur 1 Rad verwendet wird, das aber mehrmals vom Dampf durchströmt
                              									wird. Der Dampf hat beim aufeinanderfolgenden Durchgang durch das Rad jedesmal eine
                              									geringere Geschwindigkeit als vorher, weil er immer einen Teil seiner
                              									Bewegungsenergie abgibt. Da nun die Umfanggeschwindigkeit des Rades in allen
                              									Geschwindigkeitsstufen dieselbe ist, so müßten die Schaufelwinkel für jede Stufe
                              									andere sein, wenn der Dampf immer stoßfrei auf das Rad treffen soll. Bei einem
                              									einzigen Rad ist aber nur eine Schaufelform möglich, die dann so gewählt wird, daß
                              									sie etwa gleichviel von der für die verschiedenen Geschwindigkeiten erforderlichen
                              									Form abweicht. Werden wie bei der Curtisturbine mehrere
                              									Schaufelkränze nebeneinander angeordnet, so können natürlich die Schaufelwinkel der
                              									Geschwindigkeit in jeder Stufe angepaßt werden.
                           Werden zwei Druckstufen angewendet, so wird die Dampfausnutzung bei mehrmals
                              									beaufschlagten Rädern günstiger, einmal wegen der geringeren Dampfgeschwindigkeiten
                              									in jeder Stufe und dann deshalb, weil die Schaufelwinkel des zweiten Rades anders ausgeführt
                              									und den Dampfgeschwindigkeiten der zweiten Druckstufe angepaßt werden können.
                           Wenn es möglich wäre, eine einkränzige. Turbine mit reinen Druckstufen zu bauen, so
                              									könnte die Geschwindigkeit in allen Stufen gleich gemacht werden. Die Schaufelwinkel
                              									würden dann in allen Fällen den Dampfgeschwindigkeiten entsprechen. Die in jeder
                              									Stufe in Arbeit umgesetzte Dampfenergie kann annähernd gleichgemacht werden, während
                              									sie bei Geschwindigkeitsstufen mit dem Quadrat der Geschwindigkeiten abnimmt. Die
                              									ersten Stufen leisten also die Hauptarbeit und ihr Wirkungsgrad ist für die
                              									Oekonomie der Maschine entscheidend. Bei den Turbinen von kleiner Leistung mit
                              									Geschwindigkeitsstufen beträgt das Verhältnis von Umfangsgeschwindigkeit zur
                              									Dampfgeschwindigkeit etwa 0,12, selten 0,2. Dabei wird aber bei einem Düsenwinkel
                              									von 20° und einem Schaufelwinkel von 30° und 20 v.H. Geschwindigkeitsverlust in den
                              									Schaufeln der hydraulische Wirkungsgrad der ersten Geschwindigkeitsstufe 35–50
                              									v.H.
                           Anders bei Druckstufen. Dort beträgt unter den gleichen Verhältnissen wie bei
                              									Geschwindigkeitsstufen das Verhältnis von Umfangs- zu Dampfgeschwindigkeit
                              									mindestens = 0,2; im Mittel etwa 0,35; es kann bei 200 m Umfangsgeschwindigkeit 0,5
                              									betragen. Für 20 v.H. Geschwindigkeitsverlust in den Schaufeln werden hier
                              									hydraulische Wirkungsgrade von 67 bis 77 v.H. erreicht. Es würde sich also
                              									empfehlen, auch kleine Turbinen mit Druckstufen zu bauen, wenn sie billig genug
                              									hergestellt werden könnten, wenn es z.B. gelänge, die einkränzige Turbine mit
                              									Druckstufen so auszuführen, daß keine zu großen Spaltverluste auftreten. Ein Mittel
                              									dagegen wäre ein radialer Verlauf der Dampfströmung durch die einzelnen konzentrisch
                              									angeordneten Schaufelkränze von der Nähe des Radmittels ausgehend nach außen.
                              									Anderseits geht bei Druckstufen eine Reihe von Vorteilen verloren, welche die
                              									Turbine mit Geschwindigkeitsstufen besitzt; das sind die einfachere Abdichtung und
                              									die geringere Radreibung. (R. Roskowetz.) [Zeitschrift
                              									für das ges. Turbinenwesen S. 485–488 und 507–511.]
                           
                              M.
                              
                           
                        
                           Selbsttätige Vorrichtung zum Speisen von Dampfkesseln.
                           Die Lösung der Aufgabe, den Wasserstand eines Dampferzeugers auf unveränderlicher
                              									Hohe zu erhalten, ist schon vielfach unternommen worden. Sie ist von besonderer
                              									Wichtigkeit dort, wo es sich um stark wechselnde Beanspruchungen von Dampfkesseln,
                              									um Wasserrohrkessel oder solche Dampferzeuger handelt, deren Wasserinhalt
                              									verhältnismäßig beschränkt ist und welche deshalb der Gefahr des Ausglühens um so
                              									leichter ausgesetzt sind. Das Bedürfnis nach Vorrichtungen, welche unabhängig vom
                              									Kesselwärter für die Erhaltung eines genügend hohen Wasserstandes im Kessel sorgen,
                              									ist aber auch bei den großen Betriebsdampfkesseln sehr dringend, was allein schon
                              									der Umstand beweist, daß weitaus der größte Teil von Unfällen an Dampfkesseln durch
                              									Wassermangel herbeigeführt wird.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 324, S. 126
                              Fig. 1.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 324, S. 126
                              Fig. 2.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 324, S. 126
                              Fig. 3.
                              
                           Gegenüber den bis jetzt bekannten Einrichtungen dieser Art dürfte die nachstehend
                              									beschriebene Speisevorrichtung des Lever Spring Suspension
                                 										and Engineering Syndicate in London, welche auf der letzten
                              									Olympia-Ausstellung an einem Wasserröhrenkessel vorgeführt worden ist, trotz ihrer
                              									vielen Teile den Eindruck großer Zuverlässigkeit hervorrufen. Die Vorrichtung, deren
                              									Gesamtanordnung in Fig. 1 dargestellt ist,
                              									kennzeichnet sich im wesentlichen als eine kleine, ununterbrochen im Betrieb
                              									befindliche Dampfpumpe, die annähernd in der Höhe des normalen Wasserstandes
                              									angeordnet ist, und welche, sobald der Wasserstand im Kessel sinkt, Wasser in einen
                              									Druckwasserzylinder fördert, mit dessen Kolbenstange das Dampfventil der Kesselspeisepumpe so
                              									verstellt wird, daß Speisewasser in den Kessel gelangt, während beim Erreichen des
                              									normalen Wasserstandes das Dampfventil wieder geschlossen wird.
                           Die erwähnte Dampfpumpe, deren Dampfzylinder mit Steuerdrehschieber o im übrigen auch durch irgend einen anderen
                              									verfügbaren Antrieb ersetzt werden kann, ist in Fig.
                                 										2 und 3 dargestellt. Ihre beiden Zylinder
                              										a und b ruhen auf
                              									gemeinsamer Grundplatte c in der Höhe des
                              									Normalwasserstandes des Dampfkessels und der den Pumpenzylinder a umgebende Ringraum ist durch dünne Kupferrohre f und g mit dem Dampf- und
                              									dem Wasserraum des Wasserstand-Stutzens so verbunden (s. Fig. 1), daß das Wasser im Zylinder a stets
                              									die gleiche Höhe mit dem im Dampfkessel einnimmt. Angenommen, die Speisepumpe s (Fig. 1) sei im
                              									Betrieb, d.h. der Wasserstand des Kessels sei im Steigen begriffen. Der in ständiger
                              									Bewegung begriffene Kolben der kleinen Dampfpumpe führt daher bei jedem Druckhube in
                              									seiner Aushöhlung h eine geringe Wassermenge mit sich
                              									und drückt sie in den Raum i des Zylinders a, von wo aus sie durch das Druckventil h und die angeschlossene Leitung e (s. Fig. 4) in den
                              									Druckwasserzylinder d gelangt. Da zwischen Dampfkolben
                              										m und Pumpenkolben der kleinen Dampfpumpe Federn
                              										p eingeschaltet sind, so vollendet hierbei der
                              									Pumpenkolben seinen Hub nicht ganz, da er durch das im Raume i eingeschlossene Wasser daran gehindert wird.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 324, S. 127
                              Fig. 4.
                              
                           Nach einigten Hüben der kleinen Dampfpumpe ist genügend Wasser in den Druckzylinder
                              										d gelangt, so daß eine merkliche Verschiebung
                              									seines Kolbens stattgefunden hat, wodurch das Dampfventil t (Fig. 1) verstellt und entweder
                              									geringere Leistung oder Stillstand der Kesselspeisepumpe erzielt worden ist. Bei
                              									Transmissionsspeisepumpen kann statt des Dampfventiles ein Umlaufventil verstellt
                              									werden, welches die Leistung der Pumpe zwischen Null und einem Höchstwert zu regeln
                              									gestattet.
                           Sinkt dann der Wasserstand im Kessel, so wird die Förderung von Druckwasser im
                              									Zylinder a immer geringer, der Hub des Kolbens aber
                              									immer größer, bis endlich, wenn kein Wasser im Zylinder a mehr, vorhanden ist, der Kolben seinen vollen Hub zurückfegen und mit
                              									seiner Stange gegen den Winkelhebel r schlagen kann,
                              									welcher mit seinem zweiten Arm das Druckventil h anhebt
                              									und hierdurch das Druckwasser aus dem unter dem Druck von Federn u, v stehenden Zylinder d
                              									in den Zylinder a und von diesem aus zum Teil
                              									durch den Rohranschluß bei y in den Kessel zurücktreten
                              									läßt. Der im Zylinder a verbleibende Teil des Wassers
                              									genügt, um abermalige Oeffnung des Dampfventiles t
                              									einzuleiten, wodurch die Speisepumpe wieder in Tätigkeit gesetzt wird.
                           Aus der erläuterten Wirkungsweise der Vorrichtung ist ersichtlich, daß bei richtiger
                              									Einstellung der Teile der Wasserstand im Kessel nur verhältnismäßig geringe
                              									Schwankungen erfahren kann. (Engineering 1908, II, S. 51 bis 52.)
                           
                              H.
                              
                           
                        
                           Knickfestigkeit von Mannesmann-Röhren mit Betonfüllung.
                           Gessner hat Mannesmann-Stahlrohre von 3 verschiedenen
                              									Querschnitten je in drei Längen (s. Zahlentafel I) auf ihre Knickfestigkeit
                              									untersucht. Von je vier Säulen mit gleicher Abmessung waren zwei mit Beton gefüllt,
                              									zwei leer.
                           Zahlentafel I.
                           
                              
                                 Rohrart
                                 Längelo. cm.
                                 Äuß.Durch-messerD cm.
                                 Wand-stärked cm
                                 Eisen-quer-schnittfe qm.
                                 Betonquer-schnittfb qm
                                 
                                    
                                    \frac{f\,c}{f\,b}
                                    
                                 Träg-heits-radiusi cm
                                 
                                    
                                    \frac{l\,c}{i}
                                    
                                 
                              
                                 123
                                 200300400
                                 10,8
                                 0,4
                                 13,1
                                 78,5
                                 
                                    
                                    \frac{1}{6}
                                    
                                 3,68
                                 54,481,5108,7
                                 
                              
                                 456
                                 200400600
                                 15,2
                                 0,45
                                 20,9
                                 160,6
                                 
                                    
                                    \frac{1}{7,7}
                                    
                                 5,22
                                 38,357,5114,9
                                 
                              
                                 789
                                 200400600
                                 20,3
                                 0,50
                                 31,1
                                 292,6
                                 
                                    
                                    \frac{1}{9,4}
                                    
                                 7,00
                                 28,657,185,7
                                 
                              
                           Die Kopfplatte war viereckig, die Fußplatte kreisrund. Der Beton bestand aus 1 Tl.
                              									Portlandzement und 3 Tl. gesiebtem Donausand. Der Zement hatte nach 7 Tagen 184,5
                              									kg/qcm, nach 28 Tagen 270 kg/qcm Druckfestigkeit.
                           Aus den Versuchsergebnissen (Zahlentafel II) folgt, daß die Zunahme der Knicklast
                              									durch das Ausbetonieren mit dem Betonquerschnitt zunimmt und bei gleichem
                              									Querschnitt mit der Länge der Probe abnimmt. Gessner
                              									leitet aus den Versuchen die empirische Formel
                           
                              \Delta\,P_t=0,22\,F_{qcm}-\frac{1}{1000}\cdot O_{qcm}
                              
                           ab in der bedeuten ΔP die Zunahme
                              									der Knicklast durch Ausbetonierung, F den Querschnitt
                              									und O den Mantel des Betonkernes. Die berechneten Werke
                              									stimmen mit den beobachteten gut überein.
                           Die gemessenen Ausknickungen betrugen bei den ausbetonierten Säulen im Mittel nur
                              									0,53 des entsprechenden Werkes bei leeren Säulen.
                           Da der Betonkern in Fällen der Praxis mindestens 25 v.H. der Knicklast, also bei
                              									vierfacher Sicherheit und kalter Säule die ganze Nutzlast zu tragen vermag, so wird
                              									im Falle einer Erwärmung eine ausbetonierte Säule bedeutend tragfähiger sein als
                              									eine leere Säule. (Gessner.) [Beton u. Eisen 1908 St.
                              									333–335.]
                           
                           Zahlentafel II.
                           
                              
                                 Rohrart
                                 Mittlere Knicklasten
                                 Zunahmeder Knick-last
                                    											durchAusbe-tonierung
                                 
                              
                                 Leere Säulen
                                 Ausbetonierte Säulen
                                 
                              
                                 DurchVersuchemittelt
                                 berechnetnachTetmajer
                                 DurchVersuchermittelt
                                 berechnet
                                 
                              
                                 1
                                     49,5
                                   42
                                   55
                                   53
                                 11,1
                                 
                              
                                 2
                                   42
                                   40
                                   49
                                   48
                                 16,7
                                 
                              
                                 3
                                   39
                                   39
                                     44,5
                                   44
                                 14,1
                                 
                              
                                 4
                                   66
                                   67
                                   90
                                   93
                                 36,4
                                 
                              
                                 5
                                   63
                                   65
                                   79
                                   82
                                 25,4
                                 
                              
                                 6
                                   59
                                   57
                                   68
                                   65
                                 15,3
                                 
                              
                                 7
                                 103
                                 101
                                 164
                                 153
                                 59,2
                                 
                              
                                 8
                                 100
                                   99
                                 141
                                 139
                                 41,0
                                 
                              
                                 9
                                   95
                                   95
                                 132
                                 123
                                 39,0
                                 
                              
                           Dr.-Ing. P. Weiske.
                           
                        
                           Die Wasseraufnahmefähigkeit des Koks.
                           Um die Wasseraufnahme des Koks infolge Regenfällen während eines Eisenbahntransportes
                              									kennen zu lernen, wurden trockne Koksstücke von bekanntem Gewicht und verschiedener
                              									Stückgröße in kaltes Wasser gelegt und nach bestimmten Zeiten herausgenommen.
                              									Nach Abtupfung- des anhaftenden Wassers mit einem Tuche wurden die Stücke gewogen.
                              									Die Ergebnisse zeigen, daß eine bedeutende Wasseraufnahme des Koks während einer
                              									Eisenbahnfahrt sehr unwahrscheinlich ist. Koks mit einem Wassergehalt von 5% mußte
                              									rund 40 Stunden lang andauernd mit überschüssigem Wasser in Berührung sein, um noch
                              									10% Feuchtigkeit aufzunehmen. Selbst wenn durch außergewöhnliche Regenfälle die
                              									hierzu erforderliche Niederschlagshöhe von 68 mm während einer Fahrzeit erreicht
                              									würde, würde die eine Schutzdecke bildende oberste Koksschicht die darunter
                              									liegenden Stücke schützen. Bei höheren Temperaturen ist die Wasseraufnahmefähigkeit
                              									des Koks dagegen eine weit größere. Glühender, unmittelbar aus dem Ofen in das
                              									Wasser geworfener Koks wurde nach dem Abkühlen und Abtupfen mit einem Tuche gewogen,
                              									sodann bis zur Gewichtskonstanz getrocknet, und hierbei eine Aufnahme von 45–51%
                              									Wasser festgestellt. Diese verschiedene Wasseraufnahmefähigkeit des kalten und
                              									warmen Koks erinnert an das Verhalten von Kapillarröhren, bei denen in der Kälte die
                              									eingeschlossene Luft auch kein Wasser eindringen läßt, die dagegen nach Austreibung
                              									der Luft durch Erwärmen mit großer Begierde Wasser aufnehmen. Von Wichtigkeit für
                              									das Wasseraufnahmevermögen des Koks ist endlich auch seine Struktur. (Glückauf, 44.
                              									Jahrgang, No. 45, Seite 1601.)
                           
                              J.