| Titel: | Biegung eines dünnwandigen Hohlzylinders durch achsensymmetrische Kräfte und ungleiche Wandtemperatur. | 
| Autor: | Max Ensslin | 
| Fundstelle: | Band 324, Jahrgang 1909, S. 129 | 
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                        Biegung eines dünnwandigen Hohlzylinders durch
                           								achsensymmetrische Kräfte und ungleiche Wandtemperatur.
                        Von Dr.-Ing. Max Ensslin,
                           									Stuttgart.
                        (Schluß von S. 100 d. Bd.)
                        Biegung eines dünnwandigen Hohlzylinders durch achsensymmetrische
                           								Kräfte und ungleiche Wandtemperatur.
                        
                     
                        
                           3. Zahlenbeispiel: Ein Hohlzylinder vom mittleren
                              									Halbmesser r = 50 cm, der Wandstärke s = 1 cm und der Länge
                              										2l = 2 . 39 cm ist an beiden Enden mit vollständig-
                              									unnachgiebigen Böden oder Flanschen versehen. Welche Spannungen entstehen, wenn
                           
                              a) der Hohlzylinder einem inneren Ueberdruck von p = 20 kg/qcm ausgesetzt ist und die Böden einen
                                 										Achsialdruck r2π
                                 										. p erhalten;
                              b) die Hohlzylinderwand um ΔTm = 10° C wärmer ist als die Abschlußböden oder
                                 										= Flanschen?
                              
                           Zu a)
                           Ohne Endflanschen oder Abschlußböden würde sich der
                              									Hohlzylinder infolge des inneren Ueberdrucks nach (5) erweitern um:
                           
                              \Delta_r=\alpha\,\frac{r^2}{s}\,p
                              
                           und infolge der Achsialkraft Z =
                                 										r2πp nach
                              									(7) um:
                           
                              \Delta_r=-\frac{\alpha}{2\,m}\,\frac{r^2}{s}\,p
                              
                           Beide Belastungen bewirken eine radiale Erweiterung um:
                           \frac{2\,m-1}{2\,m}\,\alpha\,\frac{r^2}{s}\,p       (68)
                           Durch die unnachgiebig gedachten Endflanschen wird diese
                              									Erweiterung verhindert; es entstehen in den Endflächen radial gerichtete Schubkräfte
                              										Sl kg/cm und reine
                              									Biegungsmomente Ml
                              									kgcm/cm, die eine der vorigen gleiche, aber entgegengerichtete Durchbiegung der
                              									Zylinderenden hervorrufen und diese zwingen, ihre ursprüngliche Neigung
                              									beizubehalten.
                           Mit den Bezeichnungen (29 a) und (30 a) und mit (32), (33) und (68) erhält man:
                           
                              \left\{{{M'+S'=-\frac{2\,m-1}{2\,m}\,\alpha\,\frac{r^2}{s}\,p}\atop{2\,M'+S'=0}}\right
                              
                           woraus
                           
                              \left\{{{M'=\ \
                                 										\frac{2\,m-1}{2\,m}\,\alpha\,\frac{r^2}{s}\,p}\atop{S'=-2\,\frac{2\,m-1}{2\,m}\,\alpha\,\frac{r^2}{s}\,p}}\right\
                                 										(69)
                              
                           oder mit (49 a) und (64 b):
                           
                              \left\{{{M_l=\frac{1}{12}\,\sqrt{3\,\frac{(2\,m-1)^2}{m^2-1}}\cdot
                                 										r\,s\,p=\frac{3,09}{12}\,r\,s\,p}\atop{\begin{array}{rcl}S_l&=&-\frac{1}{\sqrt3}\,\frac{2\,m-1}{2\,m}\,\sqrt[4]{3\,\frac{m^2}{m^2-1}}\,\sqrt{\frac{s}{r}}\,r\,p\\
                                 										&=&-0,662\,\sqrt{\frac{s}{r}\cdot r\,p} \end{array}}}\right\
                                 										(69a)
                              
                           Aus dem Vorzeichen geht, wie auch unmittelbar einzusehen, hervor, daß die
                              									Biegungsmomente Ml die
                              									Zylinderwand nach außen zu biegen suchen und daß die Schubkräfte Sl nach innen gerichtet
                              									sind.
                           Spannungen:
                           Abgesehen von der Belastung der Endflächen mit Ml und Sl ist die Spannung in der Zylinder wand infolge des
                              									inneren Ueberdrucks und des Achsialdrucks auf die Abschlußböden:
                           achsial:
                           
                              \frac{1}{2}\,\frac{r}{s}\cdot p
                              
                           in der Umfangsrichtung:
                           
                              \frac{r}{s}\cdot p
                              
                           Dies sind zugleich die Spannungen in der mittleren Zone des
                                 										Zylinders, da ja die Belastung der Endflächen bei genügender Zylinderlänge
                              									auf die Mittelzone keinen Einfluß mehr hat, vielmehr nur in der Randzone in der Nähe
                              									der Endflächen bemerkbar ist.
                           In der Randzone addieren sich zu den eben genannten
                              									Spannungen noch die von der Belastung der Endflächen herrührenden; im ganzen wird
                              									die Achsialspannung am Zylinderende an der Außen- bzw.
                              									Innenkante: [vgl. (52 a)]
                           
                              \begin{array}{rcl}\sigma_{zz}&=&\frac{1}{2}\,\frac{r}{s}\,p\,\mp\,\frac{1}{2}\,\frac{r}{s}\,p\,\sqrt{3\,\frac{(2\,m-1)^2}{m^2-1}}=\frac{1}{2}\,\frac{r}{s}\,p\,(1\,\mp\,3,09)\\&=&-1,045\,\frac{r}{s}\,p\mbox{
                                 										bzw. }+2,045\,\frac{r}{s}\,p\ (70)\end{array}
                              
                           Die Umfangsspannung am Zylinderende an der Außen- bzw.
                              									Innenkante bzw. in der Mittellinie: [vgl. (56) und (66 a)]:
                           
                           
                              
                                 
                                    
                                    \begin{array}{rcl}\sigma_{\varphi\varphi
                                       												a}&=&\frac{r}{s}\,p+0,25\,\frac{1}{2}\,\frac{r}{s}\,p\,\sqrt{3\,\frac{(2\,m-1)^2}{m^2-1}}\\
                                       												& &\ \ \ \ \
                                       												-2,56\,\frac{1}{\sqrt3}\,\frac{2\,m-1}{2\,m}\,\sqrt[4]{3\,\frac{m^2}{m^2-1}\,\frac{r}{s}\,p}\\
                                       												&=&(1+0,368-1,69)\,\frac{r}{s}\,p=-0,304\,\frac{r}{s}\,p\end{array}
                                    
                                    \begin{array}{rcl}\sigma_{\varphi\varphi
                                       												i}&=&\frac{r}{s}\,p+0,85\cdot \frac{1}{2}\cdot \frac{r}{s}\cdot
                                       												p\,\sqrt{3\,\frac{(2\,m-1)^2}{m^2-1}}\\ & & \ \ \ \ \
                                       												-2,56\,\frac{1}{\sqrt3}\,\frac{2\,m-1}{2\,m}\,\sqrt[4]{3\,\frac{m^2}{m^2-1}\,\frac{r}{s}\,p}\\
                                       												&=&(1+1,31-1,69)\,\frac{r}{s}\,p=+0,62\,\frac{r}{s}\,p\end{array}
                                    
                                    \sigma_{\varphi\varphi o}=(1+0,85-1,69)\,\frac{r}{s}\,p=+0,16\cdot
                                       												\frac{r}{s}\,p
                                    
                                 (71)
                                 
                              
                           Die größte Spannung tritt an der Innenkante der Endfläche
                              									auf; es ist eine Achsialspannung, die rund doppelt so groß ist wie die
                              									Umfangsspannung in der Mittelzone des Zylinders.
                           Abschlußböden oder Endflanschen waren hier vollkommen starr gedacht; in Wirklichkeit
                              									sind sie das nicht. Bei einem Flansch tritt zudem eine Biegungswirkung hinzu, die
                              									davon herkommt, daß die Schraubenkräfte (Montierungsbelastung und Betriebsdruck)
                              									einen biegenden Hebelarm in bezug auf die Zylinderwand besitzen. Durch diese
                              									Biegung, wird die größte oben angegebene Achsialspannung verkleinert. Weiteres über
                              									die Verbindung eines Zylinderrohres mit einem nachgiebigen Flansch ist einer
                              									besonderen Mitteilung vorbehalten.
                           Die größte resultierende Anstrengung bei vollständig
                              									festgehaltenen Zylinderenden tritt in der Endfläche an der Innenkante auf, und zwar
                              									in achsialer Richtung und ist:
                           \begin{array}{rcl}\mbox{max res
                                 										}\sigma_{zzi}&=&\sigma_{zzi}-\frac{\sigma_{zzi}}{m}=\frac{r}{s}\,p\,(2,045-0,186)\\
                                 										&=&1,859\,\frac{r}{s}\cdot p \end{array}         (72)
                           An derselben Stelle ist die resultierende Anstrengung in Richtung des Umfangs gleich
                              									Null.
                           Die größte resultierende Anstrengung in der Mittellinie der Endfläche beträgt weniger
                              									als die Hälfte von max res σzzi.
                           Diese Werte der resultierenden Anstrengung hat schon Grashof angegeben.
                           Mit den Zahlenwerten der Aufgabe wird:
                           
                              
                                 σzza =
                                 – 1045 kg/qcm
                                 σzzi =
                                 2045 kg/qcm
                                 
                              
                                 σϕϕa =
                                 –   304 kg/qcm
                                 σϕϕi =
                                   620 kg/qcm
                                 
                              
                                 σϕϕo =
                                      160 kg/qcm
                                 max res σzzi =
                                 1853 kg/qcm
                                 
                              
                           In der Mittelzone des Hohlzylinders oder auch in einem Hohlzylinder, dessen
                              									Endflächen frei von Biegung sind und der durch inneren Ueberdruck und eine
                              									Achsialkraft belastet ist, wäre:
                           
                              
                                 σzz =
                                 500 kg/qcm   σzz = 1000 kg/qcm
                                 
                              
                                 max res σϕϕ =
                                 1000 – 0,3 . 500 = 850 kg/qcm.
                                 
                              
                           Die Wirkung der Endflächenbelastung ist in noch höherem Grad auf die Randzone
                              									beschränkt, als die Figuren 5 und 10 zeigten, – sofern der Zylinder hinreichend lang
                              									ist (vgl. Abschn. VII).
                           Zu b)
                           Ohne Endflanschen oder Abschlußböden würde der überall um
                              										ΔTw erwärmte
                              									Hohlzylinder sich nach (9) radial erweitern um:
                           Δr = αw . r . ΔTm
                           Durch die unnachgiebig gedachten Endflanschen wird
                              									diese Erweiterung verhindert; es entstehen in den Endflächen radial gerichtete
                              									Schubkräfte Sl kg/cm
                              									und reine Biegungsmomente Ml kgcm/cm, die eine der vorigen gleiche, aber entgegengerichtete
                              									Durchbiegung der Zylinderenden hervorrufen und diese zwingen, ihre ursprüngliche
                              									Neigung beizubehalten.
                           Mit den Bezeichnungen (29a) und (30a), mit (32), (33) und (u0)l
                              									= – Δr wird
                           
                              \left{{\ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ M'+S'=-\alpha_w\cdot r\cdot
                                 										\Delta\,T_m}\atop{2\,M'+S'=\ \ \ 0}}\right\}
                              
                           woraus
                           
                              \left{{M'=\ \ \ \alpha_w\cdot r\cdot \Delta\,T_m}\atop{\ \ \
                                 										S'=-2\,\alpha_w\cdot r\cdot \Delta\,T_m}}\right\}\ \ \ (73)
                              
                           oder mit (49a) und (64b):
                           
                              \left{{M_l=\frac{s^2}{6}\,\sqrt{3\,\frac{m^2}{m^2-1}}\cdot
                                 										\frac{\alpha_w}{\alpha}\cdot \Delta\,T_m\ \ \ \ \ \
                                 										}\atop{S_l=\frac{s}{\sqrt3}\,\sqrt{\frac{s}{r}}\,\sqrt[4]{3\,\frac{m^2}{m^2-1}}\cdot
                                 										\frac{\alpha_w}{\alpha}\cdot \Delta\,T_m}}\right\}\ (73a)
                              
                           Spannungen (Temperaturspannungen) treten nur in der Nähe
                              									der (gänzlich festgehalten gedachten) Zylinderendflächen auf, und zwar beträgt an
                              									der Außen bzw. Innenkante der Endfläche die achsiale Biegungsspannung nach (52a):
                           \sigma_{zz}=\mp\,\frac{M_l}{s\,2/3}=\mp\,\sqrt{3\,\frac{m^2}{m^2-1}}\cdot
                                 										\frac{\alpha_w}{\alpha}\cdot
                                 										\Delta\,T_m=\mp\,1,815\,\frac{\alpha_w}{\alpha}\cdot \Delta\,T_m
                              									(74)
                           ferner die Umfangsspannung an der
                              									Außen- bzw. Innenkante der Endfläche nach (56) und (66a):
                           
                              \left{{\begin{array}{rcl}\sigma_{\varphi\varphi
                                 										a}&=&0,25\,\sqrt{3\,\frac{m^2}{m^2-1}}\cdot\frac{\alpha_w}{\alpha}\cdot\Delta\,T_m-
                                 										\frac{2,56}{\sqrt3}\,\sqrt[4]{3\,\frac{m^2}{m^2-1}}\cdot
                                 										\frac{\alpha_w}{\alpha}\cdot\Delta\cdot T_m\\
                                 										&=&-1,536\,\frac{\alpha_w}{\alpha}\cdot\Delta\,T_m
                                 										\end{array}}\atop{\begin{array}{rcl}\sigma_{\varphi\varphi
                                 										i}&=&0,85\,\sqrt{3\,\frac{m^2}{m^2-1}}\cdot\frac{\alpha_w}{\alpha}\cdot\Delta\,T_m-
                                 										\frac{2,56}{\sqrt3}\,\sqrt[4]{3\,\frac{m^2}{m^2-1}}\cdot
                                 										\frac{\alpha_w}{\alpha}\cdot\Delta\cdot T_m\\
                                 										&=&-0,448\,\frac{\alpha_w}{\alpha}\cdot\Delta\,T_m
                                 										\end{array}}}\right\}\ (75)
                              
                           Für Gußeisen ist \frac{\alpha_w}{\alpha}=\sim\,11, für
                              									Schmiedeisen und Stahl rd. 25; bei gänzlich festgehaltenem Zylinderende und bei
                              									Erwärmung des Zylinders um 10° C wird also die größte Biegungsspannung am
                              									Zylinderende:
                           in Gußeisen σzz = 1,815 . 11 . 10 =
                              									200 kg/qcmStreng genommen ist
                                    											bei Gußeisen m nicht gleich 10/3 zu setzen,
                                    											sondern nach Versuch von Eugen Meyer eher m = 4 bis 5, was jedoch den angegebenen
                                    											Zahlenwert nur wenig ändert. in Schmiedeeisen und Stahl
                           σzz = 1,815 . 25 . 10 = 445
                              									kg/qcm
                           Die resultierende Anstrengung ist leicht berechenbar.
                           
                              Die Widerstandsfähigkeit
                              der Hohlzylinderwand hängt bei Belastung der Endflächen
                                 										mit Biegungsmomenten von der zweiten Potenz der Wandstärke ab; bei Belastung mit
                                 										radialen Schubkräften von der Größe
                                 											s^{\frac{3}{2}}\,:\,r^{\frac{1}{2}}.
                              
                           
                              Die Nachgiebigkeit
                              der Hohlzylinderwand, wenn man die Durchbiegung des Zylinderendes ins Auge faßt, hängt bei Belastung der
                                 										Endflächen mit Biegungsmomenten vom reziproken Wert des Quadrats der Wandstärke
                                 										und von der ersten Potenz des Radius ab \left(\mbox{also von
                                    											}\frac{r}{s^2}\right); bei Belastung mit radialen Schubkräften von
                                 										dem Wert \left(\frac{r}{s}\right)^{\frac{1}{2}}.
                              
                              Faßt man anderseits die Neigung des Zylinderendes
                                 										ins Auge, so hängt die Nachgiebigkeit hinsichtlich dieser Neigung bei Belastung
                                 										der Endflächen mit Biegungsmomenten von dem Wert
                                 											r^{\frac{1}{2}}\,:\,s^{\frac{5}{2}} ab; bei Belastung mit
                                 										Schubkräften von dem Wert r : s2.
                              
                           
                        
                           VII. Kritische Bemerkungen zu der Lösung.
                           
                              Geltungsbereich.
                              
                                 Exakte Lösung.
                                 
                              Die Hohlzylinder, aufweiche die vorangehende Rechnunganwendbarist, müssen
                                 										verhältnismäßig lang und dünnwandig sein im Vergleich zur Länge des mittleren
                                 											ZylinderhalbmessersBei Dampfkesseln
                                       												kommt vor s = 50r, bei verhältnismäßig kräftig dimensionierten
                                       												Gasmaschinenzylindern. s = 7 . r.. Ich werde die
                                 										Voraussetzungen der Rechnung der Reihe nach besprechen.
                              Die erste Annahme, die der Lösung zugrunde liegt, besagt, daß die radiale Normalspannung σrr
                                    											überall gleich Null sei. Ueber die Zulässigkeit dieser Annahme erlangt
                                 										man Aufschluß wie folgt: Das z.B. nach außen aufgebogene Zylinderende wird in
                                 										der Umfangsrichtung auf Zug beansprucht, in der Achsrichtung auf Biegung, so
                                 										zwar, daß die Druckspannungen in der Zylinderwand außen, die Zugspannungen innen
                                 										liegen. Wir betrachten nun ein ringförmiges Zylinderelement, begrenzt durch zwei
                                 										benachbarte Querschnittsebenen, bei der Deformation und denken uns an ihm eine
                                 										Anzahl zur Zylinderachse konzentrischer Schichten. Eine im Abstand (– λ) von der
                                 										Mittelfläche nach innen zu gelegene Schicht befindet sich, wenn in der
                                 										Dickenrichtung keine Veränderungen vor sich gingen, nach der Deformation auch
                                 										wieder im Abstand (– λ). Nun ist diese Schicht in der Umfangs- und in der
                                 										Achsrichtung gedehnt, sie muß sich also in der Dickenrichtung kontrahieren;
                                 										ähnlich die benachbarten Schichten; da zwischen den Schichten keine
                                 										Zwischenräume entstehen können, so werden diese ringförmigen Schichten ihren
                                 										Zusammenhang bewahren, und es ist die Frage, ob mit oder ohne Zwang. Es ist ohne
                                 										weiteres ersichtlich, daß ein System konzentrischer Ringe, die nicht genau
                                 										ineinander passen, nur mit Zwang und zwar mittels radialer Kraftwirkung, zur
                                 										Berührung untereinander gebracht werden können.
                              Es müssen daher in unserem Fall radiale Zugspannungen eintreten, da wo die
                                 										Ringschichten infolge der Querkontraktion klaffen wollen, Druckspannungen, da wo
                                 										eine Querausdehnung angestrebt wird.
                              Daraus folgt, daß die Annahme die radialen Normalspannungen seien überall auf den
                                 										Normalen der Hohlzylinderwand gleich Null, im allgemeinen nicht zutrifft; es liegt hierin ein offenkundiger
                                 										Unterschied zwischen Zylinderwand und ebener Wandung; bei letzterer hat es,
                                 										sofern die Wandstärke nicht zu groß ist, weit weniger Bedenken, die
                                 										Normalspannung in Richtung der Plattendicke Null zu setzen; denn die den eben
                                 										betrachteten Ringschichten des Hohlzylinders analogen Schichten einer Platte
                                 										sind eben und eine Querkontraktion oder Querausdehnung kann sich in Richtung der
                                 										Plattendicke ohne Zwang, ausbilden.
                              Es läßt sich nun leicht einsehen, in welchem Fall die radialen Normalspannungen
                                 										in einer Hohlzylinderwand nur geringfügig sein werden und gegenüber den
                                 										achsialen und den Umfangs-Spannungen verschwinden werden: der mittlere Halbmesser der Hohlzylinderwand muß genügend groß und die
                                    											Wandstärke genügend klein sein.
                              Die exakte Differentialgleichung der gebogenen
                                    											Hohlzylinder mit Berücksichtigung der radialen Normalspannung läßt
                                 										sich mit Hilfe der Lameschen. Zylindergleichungen
                                 										ohne weiteres anschreiben (vgl. Fußnote S. 50):
                              Wegen der achsensymmetrischen Deformation sind sämtliche Ableitungen nach cp
                                 										gleich Null, also
                              
                                 \frac{\delta}{\delta\,\varphi}=0
                                 
                              ferner ist wie früher begründet
                              τrϕ = τϕz = 0.
                              Sofern keine Massenkräfte wirken, ist R = Φ = Z = 0 und
                                 											\frac{d}{dt^2}=0, womit die erwähnten Gleichungen
                                 										liefern:
                              
                                 \left{{\frac{\delta\,\sigma_{rr}}{\delta\,r}+\frac{\delta\,\tau_{zr}}{\delta\,z}+\frac{\delta_{rr}-\delta_{\varphi\varphi}}{r}=0}\atop{{\frac{\delta\,\tau_{rz}}{\delta\,r}+\frac{\delta\,\sigma_{zz}}{\delta\,z}+\frac{\tau_{rz}}{r}\
                                    											\ \ \ \ \ =0}}\right\}\ (76)
                                 
                              Ferner ist:
                              \varepsilon_{rr}=\frac{\delta\,u}{\delta\,r}    
                                 											\varepsilon_{\varphi\varphi}=\frac{u}{r}    
                                 											\varepsilon_{zz}=\frac{\delta\,w}{\delta\,z}
                              
                                 \gamma_{rz}=\frac{\delta\,u}{\delta\,z}+\frac{\delta\,w}{\delta\,r}.
                                 
                              Damit nach (1):
                              
                                 
                                    
                                       \sigma_{rr}=\frac{m}{m+1}\,\frac{1}{\alpha}\,\left[\frac{\delta\,u}{\delta\,r}+\frac{e}{m-2}\right]
                                       
                                       \sigma_{\varphi\varphi}=\frac{m}{m+1}\,\frac{1}{\alpha}\,\left[\frac{u}{r}+\frac{e}{m-2}\right]
                                       
                                       \sigma_{zz}=\frac{m}{m+1}\,\frac{1}{\alpha}\,\left[\frac{\delta\,w}{\delta\,z}+\frac{e}{m-2}\right]
                                       
                                    (77)
                                    
                                 
                              worin
                              
                                 e=\ \ \ \ \
                                    											\frac{\delta\,u}{\delta\,r}+\frac{u}{r}+\frac{\delta\,w}{\delta\,z};
                                 
                              ferner ist
                              
                                 \tau_{rz}=\frac{1}{\beta}\,\gamma_{rz}=\frac{1}{2}\,\frac{m}{m+1}\,\frac{1}{\alpha}\,\frac{1}{\alpha}\,\left[\frac{\delta\,u}{\delta\,z}+\frac{\delta\,w}{\delta\,r}\right].
                                 
                              Setzt man σ und τ in (76) ein, so erhält man zur Bestimmung der Durchbiegung u und der achsialen Verrückung w eines Zylinderpunktes die Gleichungen:
                              
                                 \left{{\frac{\delta^2\,u}{\delta\,z^2}+2\,\frac{m-1}{m-2}\,\frac{\delta}{\delta\,r}\,\left(\frac{1}{r}\,\frac{\delta\,u\,r}{\delta\,r}\right)+\frac{m}{m-2}\,\frac{\delta^2\,w}{\delta\,r\cdot
                                    											\delta\,z}=0}\atop{\frac{\delta}{\delta\,r}\,\left(r\,\frac{\delta\,w}{\delta\,r}\right)+2\,\frac{m-1}{m-2}\,\frac{\delta^2\,w}{\delta\,z^2}\
                                    											\ +\frac{m}{m-2}\,\frac{\delta^2\,u\,r}{\delta\,r\cdot
                                    											\delta\,z}}=0}\right\}\ (78)
                                 
                              Nach A.E.H. Love, Lehrbuch der Elastizität, Deutsch
                                 										von TimpeS
                                       												188 und 189., ist es nicht nötig, zwei unbekannte Funktionen
                                 										durch Integration des letzten Gleichungssystems zu suchen; es genügt eine sog.
                                 										Spannungsfunktion χ von (r, z) zu finden, worauf
                                 										die Durchbiegung u in radialer Richtung und die
                                 										achsiale Verrückung eines Zylinderpunkts aus den Gleichungen sich ergaben:
                              
                                 \left{{u=-\frac{m+1}{m}\,\alpha\,\frac{\delta^2\,\chi}{\delta\,r\cdot
                                    											\delta\,z}\ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ }\atop{w=\ \
                                    											\frac{m+1}{m}\,\alpha\,\left[\frac{m-2}{m}\,\Delta^2\,\chi+\frac{\delta^2\,\chi}{\delta\,r^2}+\frac{1}{r}\,\frac{\delta\,\chi}{\delta\,r}\right]}}\right\}\
                                    											(79)
                                 
                              worin:
                              
                                 \Delta^2\,\chi=\frac{\delta^2\,\chi}{\delta\,r^2}+\frac{1}{r}\,\frac{\delta\,\chi}{\delta\,r}+\frac{\delta^2\,\chi}{\delta\,z^2}.
                                 
                              Ueber die bisher vorliegenden Versuche zur Auffindung der Funktion χ berichtet
                                 											Love a.a.O.D.: exakte Lösung würde u.a. dazu
                                 										dienen, die Zulässigkeit der Annahme σrr = 0
                                 										zahlenmäßig zu prüfen.
                              
                              Von der Voraussetzung kleiner Wandstärke wurde
                                 										Gebrauch gemacht in den Gl. (19a) und (22) für die Umfangsdehnung und die
                                 										Normalspannung im Abstand λ von der Mittelfläche; es wurde nämlich statt r + λ, einfach r
                                 										geschrieben. Was dies heißt, sieht man aus (22), wenn man die sich im Abstand λ
                                 										herrschende Spannung senkrecht zu einer Normalen der Zylinderwand graphisch
                                 										aufgezeichnet denkt; die Spannungskurve ist die Summe der Ordinaten einer
                                 										Geraden und einer Hyperbel. Diese Hyperbel ist nun bei dünner Wandstärke im
                                 										Vergleich zum Radius – sehr flach; die Vernachlässigung von λ gegenüber r heißt also, daß die flache Hyperbel durch eine
                                 										Gerade ersetzt wurde. Man kann sich mit Hilfe der Zahlenwerte des Beispiels S.
                                 										99 klar machen, daß die Vernachlässigung unter den dortigen Verhältnissen
                                 										geringfügig ist, desgleichen die in Gl. (21) vorgenommene Vernachlässigung von
                                 											\frac{s^2}{12\cdot r}\cdot \frac{d^2\,u_0}{dz^2}
                                 										gegenüber \frac{u_0}{m\cdot r}.
                              Wenn aber die Vernachlässigung einer Variablen (λ) und eines
                                 										Differentialquotienten \left(\frac{d^2\,u_0}{dz^2}\right) aus
                                 										formalen Gründen zu anstößig erscheinen sollte, so kann man auch beide bis zur
                                 										Aufstellung der Differentialgleichung der elastischen Mittelfläche beibehalten;
                                 										diese würde dann lauten:
                              
                                 \left(1-\frac{1}{12}\,\frac{s^2}{r^2}\right)\,\frac{d^4\,u_0}{d\,z^4}+\frac{2}{m\,r^2}\,\frac{d^2\,u_0}{d\,z^2}+\frac{12}{r\,s^3}\,\left(ln\,\frac{r_a}{r_i}-\frac{s}{m^2\,r}\right)\,u_0=0
                                 
                              oder wenn mein jetzt erst die im Falle eines genügend
                                 										kleinen \frac{s}{r} zulässige Vernachlässigung des 2. Gliedes
                                 										in der ersten Klammer vornimmt und ln\,\frac{r_0}{r_i}=\mbox{ rd.
                                    											}\frac{s}{r} setzt:
                              \frac{d^4\,u_0}{d\,z^4}+\frac{2}{m\,r^2}\,\frac{d^2\,u_0}{d\,z^2}+12\,\frac{m^2-1}{m^2}\,\frac{u_0}{r^2\,s^2}=0    
                                 										(80)
                              Das Integral dieser Gleichung hat dieselbe Form (24b) wie das der früheren
                                 										einfacheren Differentialgleichung (24a); nur lautet die Wurzelgleichung
                                 										jetzt:
                              
                                 \rho^4+\frac{2}{m\,r^2}+12\,\frac{m^2-1}{m^2}\,\frac{1}{r^2\,s^2}=0
                                 
                              Diese Gleichung hat auch komplexe Wurzeln wie die frühere
                                 										Wurzelgleichung:
                              
                                 \rho^4+12\,\frac{m^2-1}{m^2}\,\frac{1}{r^2\,z^2}=0
                                 
                              Solange die Wurzeln der beiden letzten Gleichungen genügend wenig
                                 										voneinander verschieden sind, kann man die erwähnten Vernachlässigungen als
                                 										zulässig ansehen.
                              Von der Voraussetzung verhältnismäßig großer
                                 										Zylinderlänge wurde Gebrauch gemacht, als in den Ausdrücken (31) für die
                                 										Integrationskonstanten der Gleichung der elastischen Mittelfläche die Zahl e– nl gegenüber
                                 											e+ nl
                                 										vernachlässigt wurde; dies erscheint mit einem Fehler von etwa 1,5% statthaft,
                                 										wenn nl= 2,36 (dann ist enl = 10; e– nl = 0,1; sin nl = 0,707; cos nl = -
                                 										0,707; \left\frac{4\,\mbox{sin}\,nl\cdot
                                    											\mbox{cos}\,nl}{e^{nl}\,\pm\,e^{-nl}}=0,2\right); die Bedingung
                                 										dafür, daß der Fehler nicht größer wird, d.h. daß der Wert der
                                 										Integrationskonstanten nach (31) und (31a) um nicht mehr als 1,5% verschieden
                                 										ist, lautet gemäß (25) mit m =
                                 										l0/3:
                              
                                 nl=\frac{1,283}{\sqrt{rs}}\cdot l\,>\,2,36
                                 
                              
                                 l\,>\,1,84\,\sqrt{r\cdot s}.
                                 
                              Solange diese Bedingung erfüllt ist, darf man mit gut befriedigender Genauigkeit
                                 										mit dem vereinfachten Ausdruck (31a) für die Integrationskonstanten g und f bzw. M' und S' rechnen,
                                 										sofern eben der Zylinder dünnwandig ist.
                              Damit ist noch nicht gesagt, daß die Spannung und Formänderung in der Randzone
                                 										lokalisiert und die Mittelzone spannungs- und dehnungsfrei sei, dazu muß der
                                 										Zylinder noch länger sein; es wurdeim Abschnitt VI häufig hervorgehoben, daß bei
                                 										genügend großer Zylinderlänge der Einfluß einer Belastung der Zylinderenden nur
                                 										in der Nähe der Zylinderenden und in der Randzone bemerkbar sei. Die Spannung-
                                 										und Formänderung ließ sich als Summe einer vom Zylinderende gegen die Mitte zu
                                 										ab- und anschwellenden Welle darstellen, von welch letzterer gesagt werden kann,
                                 										daß sie bei hinreichender Zylinderlänge gegenüber der ersteren verschwinde.
                                 										Ueber die Große der hierzu erforderlichen Zylinderlänge ist noch eine Angabe zu
                                 										machen: Wir haben gesehen, daß die Spannungs- und Deformationswellen in der
                                 										Zylinderwand längs einer Mantellinie rasch abnehmen, und zwar ist die Tiefe
                                 										eines Wellentals gleich 1/23 der Höhe des vorangehenden Wellenberges, wenn
                                 										die achsiale Koordinate z um eine halbe Wellenlänge
                                 										d.h. nach (48) um \frac{Z}{2}=\frac{\pi}{n} abgenommen hat.
                                 										Die Spannungen und Formänderungen in der Mittelzone des Hohlzylinders werden
                                 										also schon recht klein, wenn die halbe Zylinderlänge l gleich einer halben Wellenlänge ist, d.h. wenn
                              
                                 l\,\geq\,\frac{\pi}{n}=\sqrt[4]{\frac{1}{3}\,\frac{m^2}{m^2-1}}\cdot
                                    											\sqrt{r\cdot s}
                                 
                              d.h. mit m=10/3\,:\,l\,\geq\,2,45\,\sqrt{r\cdot
                                    											s}
                              Die Mittelzone kann vollends als praktisch spannungsfrei gelten, wenn die halbe Zylinderlänge doppelt
                                 										so groß ist, wenn also
                              l\,\geq\,4,9\,\sqrt{r\cdot s} (81)
                              
                           
                              Einfluß der Zylinderlänge.
                              Solange l\,\geq\,4,9\,\sqrt{r\cdot s}, sind die vereinfachten
                                 										Gleichungen für Formänderung und Spannung in der Randzone mit großer Annäherung
                                 										brauchbar; sie sind in den Zahlenbeispielen S. 99 und 100 aufgeführt. In diesen
                                 										Gleichungen kommt die Zylinderlänge l gar nicht
                                 										vor. Wenn also l\,\geq\,4,9\,\sqrt{r\cdot s} ist, so macht
                                 										sich der Einfluß der Belastung der Zylinderenden nur in
                                    											deren Nähe m.a.W. in der Randzone bemerklich, und zwar unabhängig von der
                                    											Zylinderlänge.
                              
                           
                              Einfluß von Versteifungsringen oder -rippen bei äußerem
                                 										oder innerem Ueberdruck.
                              Dem Einfluß der Belastung der Endflächen steht nahe der Einfluß von
                                 										Versteifungsringen oder -rippen. Zwischen diesen wird stets eine Zone sein, die
                                 										als nicht versteift angesehen werden muß, wenn der Abstand zwischen zwei
                                 										aufeinanderfolgenden Ringen oder Rippen
                              
                                 2\,l\,\geq\,2\cdot 4,9\cdot \sqrt{r\cdot s}
                                 
                              Selbst wenn dieser Abstand auf die Hälfte des soeben
                                 										angegebenen Wertes herabgesetzt wird, befindet sich zwischen 2 Ringen oder
                                 										Rippen immer noch ein nahezu unversteiftes Zylinderstück.
                              Im Falle eines äußeren Ueberdrucks wird der Zylinder auf Knickung (Einbeulen)
                                 										beansprucht; ist keine Versteifung vorhanden, so folgt die Einbeulungspressung
                                 										(vgl. Love,
                                 										Lehrb. der Elastiz., oder Föppl, Techn. Mechanik
                                 										III),
                              
                                 p_k=\frac{1}{4\,\alpha}\cdot \left(\frac{s}{r}\right)^3
                                 
                              oder wenn bei unendlich lang gedachtem Zylinder die
                                 										Hinderung- der Querdehnung berücksichtigt wird,
                              
                                 p_k=\frac{1}{4\,\alpha}\,\frac{m^2}{m^2-1}\,\left(\frac{s}{r}\right)^3
                                 
                              Im Falle inneren Ueberdrucks gelten die Gleichungen im Abschnitt I.
                              
                           
                              Nur ein Zylinderende ist belastet.
                              Da bei hinreichender Zylinderlänge (s. ob.) die Belastung der Endflächen nur in
                                 										der Randzone bemerklich wird, während die Mittelzone davon nicht mehr belastet
                                 										wird, so kann man das unbelastete Zylinderende als
                                 										Mittelquerschnitt eines Hohlzylinders mit zwei gleich belasteten Enden ansehen
                                 										und die vorliegende Berechnung anwenden.
                              
                           
                              Zusammenfassung.
                              Wird ein dünnwandiger Hohlzylinder an seinen Enden mit
                                    											Biegungsmomenten und radialgerichteten Schubkräften symmetrisch zur Achse
                                    											belastet, so wird die Zylinderwand gebogen; Formänderung und Spannung
                                 										verlaufen längs einer Mantellinie nach Art einer stark gedämpften Schwingung,
                                 										die vom Zylinderende gegen die Mitte hin abnimmt. Ist der
                                    											Hohlzylinder lang genug (l\,\geq\,4,9\,\sqrt{rs}),
                                 										so ist die Formänderung und Spannung in der Randzone nahe dem Zylinderende
                                 										lokalisiert, während die mittlere Zone von der Belastung der Endflächen
                                 										unabhängig ist, also z.B. spannungs- und dehnungsfrei bleibt, wenn nur die
                                 										Endflächen des Hohlzylinders belastet sind. Die Länge der Deformations- und
                                 										Spannungswellen in der Randzone ist gemäß (48)
                              
                                 Z=\frac{2\,\pi}{n}=4,9\,\sqrt{rs}
                                 
                              Die Wellen besitzen die Eigentümlichkeit, daß ein
                                 										Wellental eine Tiefe hat, die V23 der Höhe des
                                 										unmittelbar vorhergehenden Wellenberges ist. Die Entfernung der Wellenberge oder
                                 										-täler vom Zylinderende läßt sich in einfacher Weise ausdrücken (s. die Arbeit).
                                 										Die Berge und Täler liegen im Abstand einer Achtelswellenlänge von einem Punkt
                                 										einer Mantellinie, der spannungs- oder dehnungsfrei ist. (s. die Figuren 5 und
                                 										ff.)
                              Die achsialen Biegungsspannungen, Umfangsspannungen, Schubspannungen, die
                                 										Durchbiegung und Neigung des Zylinderendes können aus einfachen Gleiungen
                                 										berechnet werden, wenn das Zylinderende mit Biegungsmomenten oder Schubkräften
                                 										belastet ist; diese Gleichungen sind auf S. 99 und 100 zusammengestellt.
                              Reine Biegungsmomente am Zylinderende suchen dieses
                                 										gleichsam umzukrempen; die größte Spannung tritt an der Außen- oder Innenkante
                                 										des Zylinderendes auf und ist eine achsial gerichtete Biegungsspannung.
                              Radial gerichtete Schubkräfte am Zylinderende suchen
                                 										dieses vorzugsweise radial zu erweitern; die größte Spannung tritt am
                                 										Zylinderende auf und ist eine in der Umfangsrichtung tätige Normalspannung;
                                 										diese Umfangs- oder Ringspannung ist an der Außenkante und an der Innenkante des
                                 										Zylinders gleichgroß.
                              Während die reinen Biegungsmomente in erster Linie die Neigung des Zylinderendes
                                 										zu vergrößern suchen, die Durchbiegung dagegen weniger beeinflussen, bewirken
                                 										die Schubkräfte in erster Linie eine Durchbiegung (= radiale Erweiterung) des
                                 										Zylinderendes, wogegen sie die Neigung des Zylinderendes weniger stark
                                 										beeinflussen.
                              Die Umfangsspannungen am Zylinderende, die von reinen Biegungsmomenten daselbst
                                 										herrühren, sind an der Innenkante am größten und nehmen gegen die Außenkante hin
                                 										ab; diese Spannungen sofern sie von Schubkräften hervorgerufen werden, sind von
                                 										der Innen bis zur Außenkante der Endfläche gleich groß, was auf S. 98 erklärt
                                 										ist.
                              Ist die Zylinderwand auf allen Radien nach demselben linearen Gesetz temperiert,
                                 										so bewirkt diese ungleiche Wandtemperatur eine
                                 										Biegung der Zylinderwand; letzere „wirft sich“
                                 										genau so, als ob die Endflächen mit reinen Biegungsmomenten [vgl. (59)] belastet
                                 										wären. Es entstehen Temperaturspannungen die bei
                                 										hinreichender Zylinderlänge
                                 										(l\,>\,4,9\,\sqrt{7\,.\,s}) in der Mittelzone eine
                                 										Größe haben, wie sie durch vollständig gehinderte Flächenausdehnung bedingt ist,
                                 										nämlich an der Außen- und Innenfläche:
                              
                                 \begin{array}{rcl}\sigma_{\varphi\varphi
                                    											T}=\sigma_{zzT}&=&-\frac{m}{m-1}\cdot \frac{\alpha_w}{\alpha}\cdot
                                    											T_g\cdot \frac{s}{2}\\
                                    											&=&-\frac{m}{m-1}\cdot\frac{\alpha_w}{\alpha}\cdot\frac{T_a-T_i}{2}
                                    											\end{array}
                                 
                              Am freien, unbelasteten Zylinderende tritt eine rund 25% größere Spannung- ein,
                                 										und zwar an der Innenkante in Richtung des Umfangs [vgl. (60)].
                              Die infolge der ungleichen Wandtemperatur gebogene Zylinderwand kann durch reine
                                 										Biegungsmomente, die man an den Zylinderenden anzubringen hat, gerade gerichtet
                                 										werden; dann herrscht überall an der Außen- und Innenfläche die zuletzt
                                 										angeschriebene Spannung.
                              Eine solche Sachlage ist auch für einen dickwandigen
                                 										Hohlzylinder von Huber, A. Leon und R. Lorenz untersucht worden; bei logarithmischer
                                 										Temperaturverteilung auf den Zylinderradien ist an der Innenfläche
                                 										(Größtwert):
                              
                                 \sigma_{\varphi\varphi
                                    											T}=\sigma_{zzT}=-\frac{m}{m-1}\cdot\frac{\alpha_w}{\alpha}\cdot\frac{T_a-T_i}{2}\,\left[\frac{r_a^2}{r_a^2-r_i^2}-\frac{1}{2\,.\,ln\,\frac{r_a}{r_i}}\right]
                                 
                              an der Außenfläche:
                              
                                 \sigma_{\varphi\varphi
                                    											T}=\sigma_{zzT}=-\frac{m}{m-1}\cdot\frac{\alpha_w}{\alpha}\cdot\frac{T_a-T_i}{2}\,\left[\frac{r_i^2}{r_a^2-r_i^2}-\frac{1}{2\,.\,ln\,\frac{r_a}{r_i}}\right]
                                 
                              Durch die Klammerwerte wird also der Einfluß dicker
                                 										Wandstärke ausgedrückt; bei dünner Wand ist der Klammerwert gleich Eins. Aus dem
                                 										oben Bemerkten erkennt man auch die anschauliche Bedeutung des Faktors vor der
                                 										Klammer: es ist die Temperaturspannung bei vollständig gehinderter
                                 										Flächenausdehnung.