| Titel: | Neuerungen in der Erzeugung der verschiedenen Papiersorten. | 
| Autor: | Alfred Haußner | 
| Fundstelle: | Band 324, Jahrgang 1909, S. 137 | 
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                        Neuerungen in der Erzeugung der verschiedenen
                           								Papiersorten.
                        Von Professor Alfred Haußner,
                           									Brünn.
                        (Fortsetzung von S. 120 d. Bd.)
                        Neuerungen in der Erzeugung der verschiedenen
                           								Papiersorten.
                        
                     
                        
                           Gestrichenes Papier unmittelbar auf der
                              									Papiermaschine herzustellen, um dadurch die Fabrikation zu beschleunigen und zu
                              									verbilligen, ist ein recht verlockender Gedanke, welcher zu patentierten Neuerungen
                              									geführt hat, denen manches Bestechende nicht abzusprechen ist. Doch sei auch hier
                              									wie anderwärts, z.B. für das gewöhnliche Färben auf der Papiermaschine, das Bedenken
                              									nicht verhehlt, daß die Papiermaschine an sich schon so groß geworden ist, eine
                              									solche Anzahl von Teilen besitzt, daß eine Vermehrung derselben durchaus nicht
                              									unbedingt zu begrüßen ist. Immerhin sind die erwähnten Neuerungen da, welche an
                              									verschiedene Teile der Maschine anknüpfen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 324, S. 137
                              Fig. 8.
                              
                           Die Einrichtung von Leykam-Josefsthal (D.R.P. 160954)
                              									trägt die Streichmasse bei der Vordruckwalze auf. (Fig.
                                 										8 u. 9.) In der hochgestellten Bütte a wird die entsprechend zusammengesetzte Streichmasse
                              									durch den Rührer b tunlichst gleichmäßig verteilt
                              									erhalten.. Aus a fließt die Streichmasse durch das Rohr
                              										c und den stellbaren Hahn s, welcher die Menge des zufließenden Farbstoffes regelt, in den bei l gelenkig an das Papiermaschinen gestelle
                              									geschlossenen Auflaufkasten f. Die in diesen strömende
                              									Farbmenge ist nach Stellung des Hahnes s aus dem
                              									mit diesem in Verbindung stehenden Zeigerwerk t,
                              									jederzeit ersichtlich und wird in dem Stoffkasten f
                              									durch die Ausweitung e mit zahlreichen Löchern nach der
                              									ganzen Breite verteilt. Den Ablauf der Farbe aus f
                              									regelt einerseits die durch p stellbare Schaumlatte g anderseits die Stellvorrichtung m, n, o, durch welche die Schnauze h gehoben oder gesenkt wird. Ueber die Filzauflage i fließt die Farbe an die Vordruckwalze k, welche die Farbe weiter an die Papierbahn abgibt.
                              									Bedenklich könnte bei diesem Verfahren werden, daß die Streichmasse aus einer
                              									Mischung von Mineralien, dann Käsern oder Leim bestehend, durch die Naßpressen und
                              									über die Trockenzylinder gehend, Schwierigkeiten verursacht. Es erscheint aber doch
                              									nicht unausführbar, daß der Klebstoff so gering bemessen wird, um jene
                              									Schwierigkeiten nicht befürchten zu müssen. Gibt es ja auch schon Kunstdruckpapiere,
                              									welche, wie die sogenannten Natur-Kunstdruckpapiere, stark geglättet sind und wie
                              									gestrichene Papiere aussehen, trotzdem sie keinen Strich empfangen haben.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 324, S. 137
                              Fig. 9.
                              
                           Noch weiter wie Leykam-Josefsthal geht Ch. F. Schuhmacher (amerikan. Pat 726358Vergl. z.B. Papierzeitung 1903, S.
                                    										2590.). Fig. 10. Von den Naspressen
                              									kommt das Papier a zwischen den Walzen bb1 hindurch zur
                              									Auftragvorrichtung für Leim und Ton, mit Trog c,
                              									Auftragwalzen dd1 und
                              									Gegenwalze e, worauf es über einen Streichtisch zieht,
                              									der aus dem endlosen Tuche f um die beiden Walzen g gebilbildet ist. Dort wird das Papier von den
                              									Verstreichbürsten h an Exzenterstangen in bekannter
                              									Weise behandelt, um dann weiter um den Trockenzylinder i zu ziehen, von dem sie den größten Teil der Mantelfläche umfaßt, während
                              									Luft aus Rohren k die scharfe Trockenwirkung des
                              									Zylinders beeinflußt. Die Leitwalzen l führen die
                              									Papierbahn gewendet zur Auftragvorrichtung m, um die
                              									zweite Seite des Papiers mit Streichfarbe zu versehen, welche bei n ganz ähnlich wie bei h
                              									verstrichen wird, worauf die Bahn um einen zweiten Zylinder o sich legt, getrocknet und bei p
                              									neuerlich von Luft
                              									bestrichen wird, um endlich von den Leitwalzen q dicht
                              									an der Zylinderoberfläche vorüber durch die Walzen abgeleitet und im weiteren auf
                              									gewöhnlichen Trockenzylindern der Papiermaschine fertig getrocknet zu werden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 324, S. 138
                              Fig. 10.
                              
                           R. Kron gibt im D.R.P. 152123 auch eine sorgfältig
                              									gedachte Methode für die Erzeugung von mit Kasein, Leim und dgl. überzogene Bahnen
                              									an. Es wird auch durch einen besonders konstruierten Auflaufkästen die aufzugießende
                              									Masse schließlich tunlichst mit derselben Geschwindigkeit, wie sie die Papierbahn
                              									selbst besitzt, auf diese, kaum von der Schnauze des Farbkastens fallend, geleitet.
                              									Durch Schützen u.a. Hilfsmittel wird Menge und Geschwindigkeit regelbar. Je nach der
                              									Breite des Auflautkastens kann die ganze Breite der Papierbahn, oder nur ein Teil
                              									derselben bestrichen werden. Luft oder Schaumblasen werden durch einen feinen, auf
                              									die Bahn fallenden Sprühregen zu entfernen versucht.
                           Es sei bei dieser Gelegenheit jener Stimmen gedacht, welche, bei aller Anerkennung
                              									für die Schönheit von Drucken, welche auf solchem Papier hergestellt werden können,
                              									doch aufmerksam machen, daß die Drucke wesentlich auf der Strichmasse liegen, also,
                              									wenn diese Zugrunde geht, auch verloren sind. Nun ist aber die Strichmasse, schon
                              									ihrer organischen Bestandteile halber, etwas recht Vergängliches. Man hat deshalb
                              									versucht, andere Massen zu gebrauchen, etwa mit Viskose (oder nach D.R.P. 150866 von
                              										Schmaedel Zusatz von Glykosiden), ohne daß ein
                              									nennenswerter Erfolg erreicht worden wäreGlycerin
                                    											zum Geschmeidigmachen etwa für Druckpapiere ist bekannt. Durch amerikan.
                                    											Pat. 748179 „Fowler & Hoover“
                                    											bezieht sich darauf..
                           Die sogenannten „Federleicht Dickdruckpapiere“ sind ohne Füllstoffe
                              									hergestellt und müssen sich deshalb durch höchste Feinheit und Weiße der Faserstoffe
                              									auszeichnen.
                           Eine Walzenstreichmaschine hat W. Schade patentiert
                              									erhalten. D.R.P. 128093. Fig. 11. Das Papier wird
                              									über die Leitwalzen l, l1 etwa von links gegen rechts über die Farbwalzen a, b, c gezogen, welche gegen die
                              									Uhrzeiger-Richtung sich drehen, daher an der sich anlegenden Papierbahn kräftig
                              									vorbeistreichen. Die Walzen a, b, c nehmen nun Farbe
                              									von der großen mit Filz s überzogenen, im Troge t am Gestelle r sich
                              									drehenden Walze f. Dabei ist insbesonders a stellbar, wodurch eine Regelung des Farbeauftrages
                              									möglich wird.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 324, S. 138
                              Fig. 11.
                              
                           Eine in der Praxis manchmal recht unangenehm werdende Sache ist das Durchfärben der Papierbahnen, wie es etwa bei
                              										„Lederpapieren“ durchaus zu wünschen ist. Es läßt sich eben gut
                              									geleimtes Streichpapier nicht ohne weiters mit in Wasser gelösten Anilinfarbstoffen
                              									durchfärben, es muß die Raschheit im Eindringen der Farbstoffe durch künstliche
                              									Mittel erhöht werden, wie etwa dadurch, daß man der Farbstofflosung die bekannte
                              									Ochsengalle, Natron und denaturierten Spiritus zusetzt, von den Anilinfarbstoffen
                              									die alkalibeständigen wählt.
                           Das heute bei Streichfarben schon viel gebrauchte Kaseïn gewinnt man bekanntlich
                              									durch Ausfällen des Käsestoffes aus Milch, häufig mit Hilfe von Salzsäure. Das
                              									dadurch gewonnene Kasein ist überaus wasseraufsaugend, so daß es die bei der
                              									gewerblichen Verwendung so wichtige Klebrigkeit einbüßt. Deshalb empfiehlt
                              									(amerikan. Pat. 695925) W.A. Hall, der sich mit der
                              									Gewinnung und Verarbeitung von Kasein schon viel beschäftigt hat, statt der üblichen
                              									Lösungsmittel für Kasein (Soda, Ammoniak, Borax) Trinatriumphosphat zu nehmen,
                              									wodurch eine verhältnismäßig dünnflüssige Lösung von Kasein zu erhalten ist, welche
                              									die gewünschten klebrigen Eigenschaften aufweist und deshalb zum Streichen von
                              									Papier gut verwendbar ist.
                           Auch der Schwierigkeiten mag hier gedacht werden, welche echte Metallpapiere, d.h.
                              									mit wirklichen Metallhäutchen überzogene Papiere verursachen, z.B. echtes
                              									Silberpapier. Dafür geben E. Schroeder und E.G. Prillwitz (D.R.P. 128075) ein Verfahren an, wonach
                              									sehr dünne Silberhäutchen auf ganz reinen, eben geschliffenen, den elektrischen
                              									Strom nicht leitenden Körpern aus einer Silbernitratlösung unter Zusatz einiger
                              									Tropfen Cajeputöl niedergeschlagen und dann in bekannter Weise auf Papier übertragen
                              									werden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 324, S. 138
                              
                           Befindet sich Gummi in der Streichmasse, so ist mit dem Einrollen der gummierten
                              									Papierseite zu rechnen. Dies ist aber für die Weiterverwendung zum mindesten lästig.
                              										C. Töbelmann arbeitet nun (D.R.P. 1 32241 und
                              									134212) dem Einrollen dadurch entgegen, daß er die gummierte Seite mit einer Unzahl
                              									von feinen (Haar-)Rissen versieht, indem er die Bahn, mit der gummierten Seite nach
                              									oben, über zwei, allenfalls auch gegen oben gekrümmte, rechtwinkelig gegeneinander
                              									gestellte Kanten zieht. Dadurch wird der Zusammenhang in der Gummischicht
                              									unterbrochen und die Ursache für das Rollen fällt weg. Auch F. Wagenknecht (D.R.P. 166463) zieht gestrichenes Papier, um das Einrollen
                              									zu hindern, über Brechkanten, doch sucht er den Erfolg dadurch zu erhöhen, daß er,
                              									knapp bevor die Papierbahn um die erste jener Brechkanten sich legt, das Papier mit
                              									dem Aufstrich einer scharfen Walzenpressung aussetzt und dadurch den Aufstrich
                              									spröde macht. Solche Gummischichten, oder andere lösliche Schichten kommen übrigens
                              									im Verein mit unlöslichen SchichtenEine neue
                                    											Leimschicht für Streichfarben mengt die Gesellschaft „Le Fibrocol“
                                    											aus Viskose und Kasein. auch bei jenen Papieren als Ueberzüge
                              									vor, welche dem Tintenkopierprozeß dienen sollen, wie A.
                                 										Haucke (D.R.P. 142046) es angegeben hat.
                           
                           Ob das neue in Amerika patentierte Verfahren von Smith,
                                 										Craigie und Holston, wonach Kunstdruckpapier
                              									als Rohpapier geglättet, dann gestrichen und hierauf nicht mehr geglättet wird,
                              									tatsächlich den Erwartungen der Erfinder entspricht, ist immerhin nicht sicher. Sie
                              									erhoffen, auf diesen nach dem Strich nicht geglätteten Papieren infolge größerer
                              									Saugfähigkeit derselben sattere Farbentöne beim Drucke auftragen zu können, ohne
                              									Abfärben fürchten zu müssen.
                           L.W. Noyes und J. Williams
                              									versuchen das endlose, als Streichtisch anzusehende Transportband für das Papier
                              									dadurch als Unterlage während des Verstreichens unveränderlicher zu machen, daß das
                              									endlose Band (Streichtisch) unten, in der Nähe der beiden Seitenränder mit
                              									stiftenartigen Ansätzen versehen wird, welche in entsprechende Ringnieten der
                              									zahlreichen Führungswalzen greifen. Auch Saugkästen unterhalb der Transportbänder
                              									werden angeordnet, wodurch diese niedergehalten werden.
                           Wendet man während des Verstreichens Kämme aus Stahl, Leder, oder anderen geeigneten
                              									Stoffen an und bewegt diese, übrigens gegen das Papier stellbaren Kämme über die
                              									gestrichene Oberfläche hin und her, so wird diese gerippt. Dieses Verfahren hat sich
                              										J.C. Petitjean in Frankreich patentieren
                              									lassen.
                           Um die aufgetragenen Farben rascher zu trocken, macht C.
                                 										Töbelmann (D.R.P. 138217) den Vorschlag, vor dem Streichen das Papier, die
                              									Streichmasse oder beide zu erwärmen. Abgesehen hiervon geben Krause und Baumann (D.R.P. 148824) eine
                              									interessante, im Prinzipe einfache Trockenvorrichtung für zweiseitig gestrichene
                              									Papiere an. Fig. 12,
                              										13. Das Papier
                              										a zieht lotrecht in einem ziemlich engen Schacht
                              										a1 aufwärts. An
                              									diesen schließen, nach oben sich verengend, Kammern b,
                              									welche durch schief gegen aufwärts gerichtete, zahlreiche Schlitze c mit a1 in Verbindung stehen. Aus einer Zentralrohrleitung
                              										d mit Abzweigungen e,
                                 										f wird Heißluft tunlichst gleichmäßig in die Kammern b verteilt und durch die Oeffnungen c gegen das Papier a
                              									geleitet. Dieses trocknet dadurch nicht bloß, sondern durch die Richtung der
                              									zahlreichen Luftströme wird es im Aufwärtsgang gefördert, was noch durch Saugwirkung
                              									in der oben angeordneten Rohrleitung h, i, k
                              									unterstützt wird, so daß auch die weitere, ganz oben befindliche
                              									Weiterförderungs-Einrichtung entlastet, das Papier nicht so sehr gezogen wird.
                           Es ist auch möglich, die oben abgesaugte Luft mit Hilfe eines geeigneten Ventilators
                              									unten wieder zuzuführen, einzudrücken. Doch muß durch eingeschaltete
                              									Heizvorrichtungen für neuerliche Wärmezufuhr, beziehungsweise dafür gesorgt werden,
                              									daß die abgesogene Luft vor ihrer Wiedereinführung tunlichst- entwässert werde. Dann
                              									ist tatsächlich ein Kreislauf derselben Luft in der Trockenvorrichtung denkbar.
                           Eine verhältnismäßig einfache Bürstmaschine im Verein mit dem „Wachsen“ des
                              									Papieres gibt die Radebeuler Maschinenfabrik an.
                              									(D.R.P. 143276). Fig. 14. Das von der Rolle p kommende Papier wird an die große Bürstentrommel u herangeführt, u.z. angedrückt durch Leitwalzen a und dazwischen immer wieder abgelenkt durch
                              									Leitwalzen b, um erst nach mehrmaligem Bürsten gegen
                              									die Aufwicklung p1
                              									abgeleitet zu werden. An die Borsten von u gibt die
                              									Wachsleiste l fortwährend Wachs ab, welches dann in
                              									weiterer Folge auf das Papier gestrichen wird. Damit dies regel- und
                              									gleichmäßiggeschehe, wird die Wachs-Leiste langsam von der mit Wurmräderübersetzung
                              									von der Trommel welle aus gedrehten Kurbel Je und einer
                              									Schubstange hin und her bewegt. Mit Hilfe der Schraubens und der Schalträder d, beziehungsweise mit diesem zusammenarbeitende
                              									Anschläger, wird die Wachsleiste, entsprechend ihrer Abnutzung durch die Borsten von
                              										u gegen diese herangeschaltet und dadurch
                              									gleichmäßiger Wachsauftrag gesichert. Um die Stellen, an welchen gebürstet wird,
                              									tunlichst zu vermehren, schlägt J. Blank vor (D.R.P.
                              									145690), die Papierbahn um einen großen Zylinder zu leiten und die Bürsten als
                              									endlose Kette, ähnlich wie die Lammelen, bei den bekannten Revolver-Deckelkrempeln
                              									auszubilden. Die Bürstenkette umgibt etwa 1/3 der Umfläche des
                              									Papierführungszylinders und bewegt sich rascher als jene. Dies scheint immerhin für
                              									die Durchführung bedenklich und müssen Erfolge abgewartet werden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 324, S. 139
                              Fig. 14.
                              
                           
                              (Fortsetzung folgt.)