| Titel: | Der gegenwärtige Stand des Fördermaschinenbaus mit besonderer Berücksichtigung des elektrischen Antriebes. | 
| Autor: | K. Drews | 
| Fundstelle: | Band 324, Jahrgang 1909, S. 162 | 
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                        Der gegenwärtige Stand des Fördermaschinenbaus
                           								mit besonderer Berücksichtigung des elektrischen Antriebes.
                        Von Ingenieur K. Drews.
                        Der gegenwärtige Stand des Fördermaschinenbaus mit besonderer
                           								Berücksichtigung des elektrischen Antriebes.
                        
                     
                        
                           Es ist bereits im vorigen Jahrgang dieser Zeitschrift S. 2 darauf hingewiesen
                              									worden, daß im Bergbau die elektrische Kraftübertragung recht früh Verwendung
                              									gefunden hat. Heute dürfte es wohl wenige Gruben geben, die nicht mehr oder weniger
                              									umfangreiche elektrische Kraftwerke besäßen. Dampf, Druckluft und Druckwasser als
                              									Betriebskräfte für Bergwerksmaschinen sind dort einer scharfen Konkurrenz von Seiten
                              									der Elektrizität ausgesetzt. Ueber und unter Tag sehen wir von den großen Vorteilen
                              									elektrischer Energieverteilung für Licht- und Kraftzwecke den ausgiebigsten Gebrauch
                              									machen. Da linden wir elektrische Gesteinsbohrmaschinen, elektrisch angetriebene
                              									Ventilatoren, Pumpen, Streckenförderungen, elektrische Lokomotiven, Förderhaspel und
                              									Fördermaschinen..
                           Bei manchen dieser maschinellen Vorrichtungen dürfte der Sieg der Elektrizität schon
                              									heute entschieden sein, so z.B. bei den Ventilatoren, den Streckenförderungen, den
                              									Förderhaspeln und den Pumpen. Die mit dem Elektromotor direkt gekuppelte
                              									Hochdruckzentrifugalpumpe drängt die Kolbenpumpe mit Dampfantrieb sowohl als
                              									Wasserhaltungs- wie als Abteufpumpe immer mehr zurück.
                           Bei anderen Bergwerksmaschinen ist der Sieg noch unentschieden; das gilt z.B. von den
                              									Grubenlokomotiven; hier ist der elektrischen Lokomotive ein scharfer Konkurrent. in
                              									der Benzinlokomotive entstanden.
                           Ein hitziger Kampf wird ferner noch heute zwischen elektrischer und
                              									Dampf-Hauptschacht-Fördermaschine geführt.
                           Es lag zunächst keine Veranlassung vor, die über Tag meist in der Nähe des
                              									Kesselhauses gelegene Hauptschacht-Fördermaschine anstatt mit Dampf mit Elektrizität
                              									zu betreiben. Die Dampfzuführung bot hier keine Schwierigkeiten, höchstens wenn die
                              									Dampfleitung zu entfernten Nebenschächten geführt werden mußte, konnte sie unbequem
                              									und kraftverzehrend sein. Wohl sind namentlich die älteren Fördermaschinen arge
                              									Dampffresser, aber über der an und für sich wünschenswerten Dampfökonomie steht dem
                              									Bergmann doch die Betriebssicherheit und Manövrierfähigkeit dieser für ihn so
                              									überaus wichtigen Maschine. Und darin hat sich die Zwillingsdampffördermaschine
                              									trotz mancherlei Mängel auch gut bewährt.
                           Es hat also eine gewisse Berechtigung, wenn der Bergmann zum Teil auch heute noch, wo
                              									die Kinderkrankheiten der elektrischen Fördermaschinen doch als überwunden anzusehen
                              									sind, an dem alten Bewährten testhält oder dem Neuen doch nur zögernd und
                              									mißtrauisch gegenübertritt, obwohl er sich mit dem elektrischen Antrieb anderer
                              									Bergwerksmaschinen schon lange befreundet hat. Dazu kommt noch, daß der größere Teil
                              									der älteren Betriebsbeamten nur geringe, manchmal auch wohl gar keine
                              									elektrotechnischen Kenntnisse besaß; sie hatten wohl in ihren Studienjahren
                              									Elektrizitätslehre genossen, aber vom Standpunkte der reinen Physik. Erst jetzt
                              									gelangt die Generation in leitende Stellungen, die die Elektrotechnik als einen Teil
                              									der Maschinentechnik studiert hat und daher von vornherein vertrauter mit diesem
                              									neuen Kraftmittel ist.
                           Das gleiche gilt auch von den Bedienungsmannschaften. Die elektrische Fördermaschine
                              									erfordert im allgemeinen weniger Geschicklichkeit im Steuern und ist leichter zu
                              									handhaben als die Dampffördermaschine. Zudem kann die Automatik dort in bequemer
                              									Weise viel weiter getrieben werden als hier, so daß ein Maschinist ja in kurzer Zeit
                              									angelernt werden kann, soweit die nötigen Handhabungen in Frage kommen.
                           Der Führer einer elektrischen Fördermaschine wird indes eines gewissen Maßes
                              									elektrotechnischer Kenntnisse nicht entbehren können. Er muß doch wenigstens wissen,
                              									welche Vorgänge sich in der Fördermaschine abspielen und was geschieht, wenn er den
                              									Steuerhebel in irgendeine Stellung bringt; er muß die Bedeutung von Strom und
                              									Spannung kennen, er muß die Sprache der Meßinstrumente am Schaltbrett in ihrem
                              									Zusammenhang mit dem Elektromotor verstehen. Auch sollte er wohl die Ursachen
                              									etwaiger Störungen erkennen und diese beseitigen können. Das ist bei der
                              									Dampfmaschine alles viel leichter zu begreifen und auszuführen als beim
                              									Elektromotor. Dort hat der Mann einen sichtbaren Körper, den Dampf, vor sich; die
                              									Beziehungen zwischen diesem und dem Steuerhebel sind einfach und durchsichtig. Grade
                              									das Körperlose der Elektrizität macht den, der gewohnt ist, hauptsächlich mittels
                              									Auge und Ohr mit der Außenwelt zu verkehren, stutzig und ihr oft scheinbar
                              									unberechenbares, launisches Verhalten ratlos.
                           Aber abgesehen von allen diesen äußeren Schwierigkeiten hatte die elektrische
                              									Fördermaschine anfänglich noch mit den viel größeren inneren zu kämpfen.
                           Eine Fördermaschine ist ja weiter nichts als eine Aufzugswinde, allerdings
                              									allergrößten Stiles; sie gehört mithin zur Gruppe der Lasthebezeuge, und sie
                              									arbeitet unter den gleichen Bedingungen wie diese. Das Bezeichnende an ihr ist
                              									ebenfalls der intermittierende Betrieb, bei dem der An- und Auslauf eine so
                              									hervorragende Bedeutung erhält.
                           Wenn die Fördermaschine gewöhnlich mit den Lasthebezeugen zusammen nicht behandelt
                              									wird, so liegt das daran, daß sie einmal eine spezielle Bergwerksmaschine ist und dann, daß
                              									zwischen ihr und den Lasthebezeugen im engeren Sinne, wie Kranen und Winden, ein
                              									großer, unausgefüllter Zwischenraum liegt, nämlich bezüglich der Leistung. Bei
                              									diesen dürfte die Leistung des Hubmotors nur in seltenen Fällen 150 PS übersteigen,
                              									bei jenen sind aber Durchschnittsleistungen von 1000 PS und mehr keine Seltenheit.
                              									Wenn bei Lasthebezeugen Hubhöhen von 50 m und Hubgeschwindigkeiten von 1–2 m/Sek.
                              									kaum überschritten werden, so handelt es sich bei den Fördermaschinen um Hubhöhen
                              									von 500–700 ja 1000 m und um Geschwindigkeiten bis zu 20 m/Sek.
                           Schon bei der Besprechung der Schrägaufzüge für Hochofen im vorigen Jahrgang S. 168
                              									u.f. ist darauf hingewiesen worden, daß bei Motorleistungen über 100 PS die
                              									gewöhnlichen Kontroller, deren Kontakte den vollen Betriebsstrom führen, sehr groß
                              									und unhandlich ausfallen.
                           Es handelte sich bei den elektrischen Fördermaschinen um die Lösung hauptsächlich
                              									zweier Fragen, nämlich um die Beherrschung der hohen Anlaufstromstärken in den
                              									Steuerapparaten und um den Ausgleich der, Kraftschwankungen während eines
                              									Förderzuges oder Treibens so zwar, daß das Kraftwerk von der Fördermaschine her
                              									möglichst gleichmäßig belastet wird.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 324, S. 162
                              Fig. 1. Schematisches Leistungs- und Geschwindigkeitsdiagramm einer
                                 										Fördermaschine. Beschleunigung 1 m/Sek.; Fördergeschwindigkeit 16 m/Sek.;
                                 										Verzögerung 2 m/Sek.
                              
                           Wir wollen nun vorläufig annehmen, daß der Fördermotor ein Gleichstrommotor ist. Da
                              									die weitaus meisten Betriebe Drehstrom in ihren Kraftwerken erzeugen, so muß dieser
                              									erst umgeformt werden; es wird also immer ein Drehstrom-Gleichstromumformer für eine
                              									oder mehrere Fördermaschinen vorhanden sein.
                           Wollte man nun, wie gewöhnlich bei Kranen, das Anlassen und Regulieren des
                              									Fördermotors durch Aenderung des Widerstandes im Ankerstromkreise bewirken, so
                              									müßten die Kontakte der Steuerapparate Stromstärken oft bis 2000 Amp. und darüber
                              									führen. Eine starke Abnutzung der Gleitkontakte und auch sonstige Unbequemlichkeiten
                              									baulicher Natur würden die Folge sein. Die Elektrotechnik hat nun auf Mittel
                              									gesonnen, die Steuerung so einzurichten, daß durch den eigentlichen Steuerapparat
                              									nicht der volle jeweilige Betriebsstrom, sondern nur ein ganz geringer Teil geht,
                              									daß dieser Apparat also verhältnismäßig klein und handlich ausfällt und seine
                              									Kontakte nur geringem Verschleiß ausgesetzt sind. Eine solche Anordnung haben die
                              									Leser dieser Zeitschrift schon im vorigen Jahrgang S. 179 bei den
                              									Hochofen-Schrägaufzügen und auch bei den Spills S. 146 kennen gelernt, nämlich die
                              									Schützensteuerung der A.E.G. Hier geht durch den
                              									sogenannten Führerkontroller nur Strom von geringer Stärke, der lediglich zur
                              									Betätigung der Relais dient, die ihrerseits die eigentlichen
                              									Starkstromsteuerapparate, die Schützen, betätigen. Wenn nun auch durch das momentane
                              									Ausschalten und dadurch, daß die Kontakte der Schützen bis zum letzten
                              									Augenblick mit voller Fläche anliegen, der Verschleiß ein geringer ist, so dürfte
                              									sich diese Steuerung für Fördermaschinen kaum eignen, da das Unschädlichmachen des
                              									Oeffnungsfunkens für so große Stromstärken doch auf Schwierigkeiten stoßen würde.
                              									Die Schützensteuerung ist daher meines Wissens auch niemals bei Fördermaschinen
                              									verwandt worden.
                           An dem Prinzip des Anlassens und Regulierens mittels Widerstandsänderung im
                              									Ankerstromkreise hat die Schützensteuerung im übrigen nichts geändert. Diese
                              									Reguliermethode setzt eine konstante Spannung voraus. Der Steuerapparat, sei es nun
                              									ein Kontroller oder Schützen, den man zwischen Stromerzeuger, der Dynamo, und
                              									Stromverbraucher, dem Motor, einfügt, gleicht in seiner Wirkung völlig dem
                              									Drosselventil einer Dampfmaschine; gleich diesem drosselt er die Spannung, hier des
                              									Netzes, mehr oder weniger ab. Ebenso wie das Arbeiten mit dem Drosselventil
                              									unwirtschaftlich ist, ist es auch die Widerstandsregulierung. Die Stromverluste beim
                              									Anfahren und bei kleineren Fördergeschwindigkeiten als der normalen sind sehr
                              									groß.
                           Wenn man nun den Gang einer Dampffördermaschine nicht durch ein Drosselventil,
                              									sondern durch Aenderung des Druckes im Dampfkessel selbst regulierte, so würden die
                              									Verluste weit geringer sein. Das Gegenstück zum Dampfkessel ist bei der elektrischen
                              									Fördermaschine der Stromerzeuger, die Dynamo. Auch hier würde man eine verlustlose
                              									Regulierung des Fördermotors erreichen, wenn man die Bürstenspannung der Dynamo nach
                              									Bedarf änderte.
                           Was nun aber beim Dampfkessel praktisch nicht gut ausführbar ist, ist bei einer
                              									Dynamo spielend leicht zu erreichen, ein Beweis, wie schwerfällig jede andere
                              									Betriebskraft gegenüber der Elektrizität ist.
                           Die Klemmenspannung einer Dynamomaschine wird durch die Gleichung
                           
                              c=\frac{K\,n\,Z}{30\cdot 10^8}
                              
                           ausgedrückt, ist also eine Funktion der Kraftlinienzahl K des Feldes und der Umlaufzahl n, die Anzahl Z der Windungen konstant
                              									gedacht. Die Umlaufzahl wird man aus naheliegenden Gründen nicht ändern; es bleibt
                              									also die Spannungsregulierung mittels Aenderung der Felderregung K durch einen Regulierwiderstand im Erregerstromkreis
                              									der Dynamo übrig.
                           Diese Art der Regulierung, nach dem Amerikaner Leonard,
                              									der sie zuerst anwandte, Leonard-Schaltung genannt,
                              									wird nun heute bei Fördermaschinen fast ausschließlich angewandt, sofern der
                              									Fördermotor ein Gleichstrommotor ist.
                           Der große Vorteil der Leonard-Schaltung besteht darin,
                              									daß die Regulierung der Umlaufzahl des Fördermotors von Null bis zu einem Höchstwert
                              									verlustlos vor sich geht und daß durch die Kontakte des Steuerapparates nur der
                              									Erregerstrom der Dynamo, etwa 5% der Betriebsstromstärke, fließt; man kommt mithin
                              									mit verhältnismäßig kleinen, leicht zu handhabenden Kontrollern aus.
                           Der zweite Punkt, der, wenn er auch eigentlich keine Schwierigkeiten bot, so doch
                              									Ueberlegung erforderte, wie man mit den geringsten Kosten zum Ziele gelangt, ist der
                              									Ausgleich der außerordentlich schwankenden Energieentnahme einer Fördermaschine.
                           Fig. 1 zeigt das schematische Schaubild eines
                              									Förderzuges. Entsprechend der Beschleunigung steigt die Leistung beim Anfahren bis
                              									nahezu 2000 PS; nachdem die Höchstgeschwindigkeit erreicht ist, fällt sie auf 600 PS
                              									und erreicht in der Verzögerungsperiode einen negativen Wert von etwa 2000 PS, d.h.
                              									der Förderungsmotor gibt beim Bremsen Energie zurück.
                           Die durchschnittliche Leistung des Fördermotors während eines Treibens einschließlich
                              									der Sturzpause beträgt nach Fig. 1 etwa 400 PS. Wenn
                              									die Fördermaschine in dem Kraftwerk nun einen eigenen Generator hätte, dann würden
                              									diese Schwankungen ja an und für sich nichts schaden, wenn nur dieser genügend
                              									überlastungsfähig wäre. In der Regel arbeiten jedoch alle Generatoren des
                              									Kraftwerkes auf ein gemeinsames Netz für Licht und Kraft. Eine möglichst konstante
                              									Belastung- von Seiten der Fördermaschine erscheint daher Erfordernis. Nur dort, wo
                              									die Gesamtleistung des Kraftwerkes gegenüber der Höchstleistung der Fördermaschine
                              									sehr groß ist, so daß die schwankende Energieentnahme dieser den Gang der
                              									Generatoren wenig beeinflußt, kann man von einer Abpufferung der Stromstöße Abstand
                              									nehmen.
                           Ein bekanntes Mittel für eine solche Abpufferung bietet ja eine
                              									Akkumulatorenbatterie. Diese ist denn auch bei der ersten größeren elektrischen
                              									Fördermaschine, nämlich auf der Zeche Zollern II der Gelsenkirchener
                              										Bergwerks-A.-G.D. P. J. 1902, S. 379
                                    											u.f. zu diesem Zweck verwandt worden. Eine solche Pufferbatterie
                              									mit Zubehör, selbsttätigem Zellenschalter u. dgl. ist aber recht teuer und nimmt
                              									viel Raum ein. In der Regel wird eine Aufgabe auf elektrischem Wege eine elegantere
                              									und meist bequemere Lösung ergeben als auf mechanischem Wege. Es gibt indes auch
                              									Ausnahmen und eine solche liegt hier vor, wenn man nicht eine Akkumulatorenbatterie,
                              									sondern ein Massenschwungrad zum Belastungsausgleich benutzt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 324, S. 163
                              Fig. 2. Anordnung einer elektrischen Fördermaschine mit Ilgner-Umformer und
                                 										Leonard-Schaltung; a Hochspannungs-Schaltkasten,
                                 											b Steuerbock. c
                                 										Anlasser. d Feldschwächer. e Steuerapparat. f Notausschalten. g Hubzylinder der Sicherheitsbremse. h Teufenzeiger mit Sicherheitsapparat. A Ankerstromkreis. DM
                                 										Drehstrom-Umformermotor. ED Erreger-Dynamo. E Erregerstromkreis. FM Fördermotor. GD
                                 										Gleichstrom-Anlaßdynamo. S Schwungrad. T Trommeln.
                              
                           Das Schwungrad in seiner Eigenschaft als Kraftspeicher ist ja allbekannt. In unserem
                              									Falle müßte es den Kraftüberschuß von der Generatorseite aufnehmen und ihn im
                              									gegebenen Augenblick an den Fördermotor abgeben. Seine Aufgabe kann es natürlich nur
                              									erfüllen durch Aenderung seiner Umfangsgeschwindigkeit.
                           Die Wirkung ist nun die, daß das Kraftwerk durch die Fördermaschine eine nahezu
                              									konstante Belastung erfährt, die der durchschnittlichen Förderleistung nahe kommt.
                              									Einen solchen Umformer mit Schwungrad als Belastungsausgleich nennt man nun nach
                              									seinem Erfinder Ilgner-Umformer.
                           Nach diesem System, Ilgner-Umformer mit Leonard-Schaltung werden heute fast alle größeren
                              									elektrischen Fördermaschinen gebaut.
                           Fig. 2 zeigt das Schema einer solchen Anlage im
                              									Anschluß an das Kraftwerk. Auf der Welle I des
                              									Umformer-Aggregates sitzen von rechts nach links der Drehstrommotor DM, das Schwungrad S, die
                              									Anlaßdynamo GD und die kleine Erregerdynamo ED, die den Erregerstrom sowohl für die Anlaßdynamo wie
                              									für den Fördermotor liefert. Auf der Welle II der
                              									Fördermaschine sitzen die zylindrischen Fördertrommeln T und der Fördermotor FM.
                           Die Vorgänge während eines Förderzuges mögen an Hand des Schaltungsschemas, Fig. 3, und des Schaubildes, Fig. 1, verfolgt werden.
                           Zu Beginn einer Förderschicht wird der Umformmotor DM,
                              									in bekannter Weise mittels des Anlassers c (Fig. 2) angelassen, bis er nahezu seine höchste
                              									Umlaufzahl erreicht hat; die Anlaßdynamo GD läuft
                              									vorläufig leer. Nun ist alles zur Förderung bereit. Der Führer legt den Steuerhebel
                              									langsam nach der gewünschten Fahrtrichtung um, dadurch schaltet er Widerstand aus
                              									dem Erregerstromkreis der Anlaßdynamo aus. So liegt z.B. in Vorwärts-Stellung 3 des
                              									Steuerhebels nur noch der Widerstand W3 im Stromkreis. Der Strom fließt in der
                              									Pfeilrichtung von der Bürste der Erregerdynamo über die Schiene S1, die Brücke am
                              									Steuerhebel durch W3,
                              									die Feldwicklung F2 der
                              									Anlaßdynamo über die Schiene S3, die Brücke am Steuerhebel und die Schiene S2 zurück in die andere
                              									Bürste der Erregerdynamo. Legt der Führer den Steuerhebel nach rückwärts aus, dann
                              									wird die Stromrichtung in der Erregerwicklung F2 der Anlaßdynamo und damit auch die des
                              									Ankerstromes des Fördermotors umgekehrt, d.h. dieser wird umgesteuert.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 324, S. 163
                              Fig. 3. Schaltungsschema einer Fördermaschine mit Ilgner Umformer und
                                 										Leonard-Schaltung; a rückwärts, b vorwärts. A
                                 										Drehstromnetz, B Regulierwiderstand, C Regulator, D
                                 										Schwungrad, E Steuerhebel, F Stromrichtung für vorwärts, F1, F2 Dynamofeld, F3 Motorfeld, DM
                                 										Umformermotor, ED Erregerdynamo, FM Fördermotor, GD
                                 										Anlaßdynamo.
                              
                           Durch das Abschalten von Widerstand wächst die Erregerstromstärke der Dynamo und
                              									damit auch ihre Klemmenspannung. Die Anlaßdynamo sowie der Fördermotor sind
                              									Nebenschlußmaschinen. Die Umlaufzahl eines Nebenschlußmotors mit konstanter Erregung
                              									häng nun lediglich von seiner Ankerklemmenspannung ab. Die Fördermaschine wird also
                              									nach der ansteigenden strichpunktierten Linie in Fig.
                                 										1 beschleunigt werden und ihre höchte Fördergeschwindigkeit bei ganz
                              									ausgelegtem Steuerhebel erreichen. Nähert sich der Förderkorb der Hängebank, so
                              									müssen die Massen der Fördermaschine verzögert werden. Der Führer geht mit dem Hebel
                              									in einem gewissen Tempo bis in die Nullstellung zurück. In jeder neuen Hebelstellung
                              									stimmt anfänglich die jeweilige Ankerspannung des Motors mit seiner jeweiligen
                              									Umlaufzahl nicht überein, oder es ist das Gleichgewicht zwischen Ankerspannung und
                              									elektromotorischer Gegenkraft gestört, und zwar so, daß diese überwiegt. Der
                              									Fördermotor gibt mithin unter dem Antrieb der bewegten Massen Strom an die
                              									Anlaßdynamo zurück, d.h. der Motor leistet nun Bremsarbeit. Die
                              									Fördergeschwindigkeit und die Bremsleistung des Motors nehmendann entsprechend den
                              									betreffenden Linien in Fig. 1 bis Null ab.
                           Solange die Leistungskurve des Fördermotors über der Leistungskurve des
                              									Umformermotors DM (Fig.
                                 										3) liegt, also von a bis b (Fig. 1), muß der
                              									Ueberschuß der Förderleistung über die konstante Leistung der Zentrale durch das
                              									Arbeitsvermögen des Schwungrades gedeckt werden. Wollte der Umformermotor die
                              									Mehrleistung decken, so wäre das nur durch Verminderung seiner Umlaufzahl möglich;
                              									daran hindert ihn aber vorläufig das Schwungrad. Erst nach einem Tourenabfall würde
                              									der Umformermotor mehr belastet werden, d.h. mehr Strom aufnehmen.
                           Die selbsttätige Regulierung hat nun die Aufgabe, die Leistung des Motors, also die
                              									Belastung des Kraftwerkes, trotz der Aenderung der Umlaufzahl konstant zu halten.
                              									Dies geschieht durch Ab- und Zuschalten von Widerstand in dem Rotorstromkreis des
                              									Umformermotors, und zwar nach Fig. 3 mit Hilfe des
                              										FliehkraftreglersEin Fliehkraftregler
                                    											wird heute nicht mehr für diesen Zweck verwandt. Die Siemens-Schuckert-Werke verwenden hierfür ein Stromrelais,
                                    											die A.E.G. einen Schlupfregler. Die obige ältere Anordnung ist nur
                                    											wegen der übersichtlichen Darstellung gewählt worden.
                              									C.
                           Von Punkt b (Fig.
                                 									1) an verbraucht der Fördermotor nicht nur keinen Strom, sondern liefert
                              									solchen an die Anlaßdynamo GD zurück, diese als Motor
                              									antreibend. Beide, die Anlaßdynamo und der Umformermotor DM laden nun das Schwungrad D wieder auf,
                              									wobei der Fliehkraftregler C durch Abschalten von
                              									Widerstand die Belastung des Motors konstant erhält. Von c an geht die gesamte dem Kraftwerk entnommene Energie in das Schwungrad
                              									über. Hat dieses seine höchste Umlaufzahl, bestimmt durch die des Drehstrommotors
                              									bei abgeschalteten Regulierwiderständen B, erreicht,
                              									dann würde dessen Leistung sinken, da nunmehr nur die Lagerreibung und der
                              									allerdings nicht geringe Luftwiderstand des Schwungrades zu überwinden sind.
                           Es wird jedoch meistens die Anordnung so getroffen, daß bei regelrechtem Betriebe in
                              									jenem Augenblick ein neues Treiben beginnt. Im anderen Falle, also bei längerer
                              									Förderpause, würde die Leistungslinie des Umformermotors Einbuchtungen nach unten
                              									aufweisen.
                           
                              (Fortsetzung folgt.)