| Titel: | Neuere Einzylinder-Stufenkompressoren. | 
| Autor: | Fr. Freytag | 
| Fundstelle: | Band 324, Jahrgang 1909, S. 169 | 
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                        Neuere
                           								Einzylinder-Stufenkompressoren.
                        Von Fr. Freytag,
                           									Chemnitz.
                        (Fortsetzung von S. 69 d. Bd.)
                        Neuere Einzylinder-Stufenkompressoren.
                        
                     
                        
                           Die Bauart der von A. Borsig in Tegel bei Berlin
                              									ausgeführten normalen Einzylinder-Stufenkompressoren zeigen Fig. 9. bis 11. Derartige
                              									Kompressoren können mit Riemenantrieb, mit Elektromotor oder Zahnradantrieb oder
                              									auch in Verbindung mit einer Dampfmaschine für Luftpressungen bis zu 40 Atm. noch
                              									mit Vorteil Verwendung finden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 324, S. 168
                              A Druckventile, B Saugventile.
                              
                           Zur Steuerung auf der Saug- und Druckseite dienen ringförmige Plattenventile von
                              									äußerst geringem Gewicht, so daß die beim Oeffnen und Schließen derselben
                              									auftretenden Widerstände verschwindend klein ausfallen und auch bei hohen
                              									Umlaufzahlen des Kompressors ein geräuschloser Gang der Ventile erreicht wird.
                           Fig. 9 läßt erkennen,
                              									in welcher Weise die Ventile in die Zylinderdeckel eingesetzt werden; Fig. 12 bis 14 zeigen ein Saug- und ein Druckventil in größerem
                              									Maßstabe, sowie die Einzelteile, aus denen diese Ventile bestehen.
                           Der über dem Kompressorzylinder angeordnete, nach dem Gegenstromprinzip gebaute
                              									Zwischenkühler dient dazu, die im Niederdruckzylinder infolge Kompression erzeugte
                              									Wärme durch Wasserkühlung abzuführen, damit die Luft wieder mit der Außentemperatur
                              									in den Hochdruckzylinder strömen kann; er ist mit Entwässerungs- und
                              									Entlüftungshahn, Manometer- und Thermometeranschlüssen
                              									zum Messen der Wasser- und Lufttemperaturen versehen. Besondere Erwähnung
                              									verdient die an Borsigschen Kompressoren auf Wunsch
                              									angeordnete selbsttätige Druckluft-Regulierung–. Dieselbe kommt bei Anlagen mit
                              									wechselndem Lichtbedarf in Anwendung, wo andernfalls – behufs Vermeidung eines zu
                              									hohen Windkesseldruckes – der Kompressor fortwährend ein- und ausgeschaltet, oder
                              									aber der Luftüberschuß durch ein Sicherheitsventil abgeführt werden müßte. Erstere
                              									Methode ist wegen der stets erforderlichen Wartung unbequem, die zweite
                              									unwirtschaftlich, da die erzeugte Preßluft nutzlos entweicht. Beide Nachteile werden
                              									durch die selbsttätige Leerlaufregulierung vermieden, die den Kompressor, ohne daß
                              									ein Stillstehen erforderlich wird, selbsttätig bei Ueberschreitung eines gewünschten
                              									höchsten Windkesseldruckes leerlaufen und ihn wieder normal, d.h. belastet arbeiten
                              									läßt, sobald der Luftdruck um etwa 0,6 bis 1 Atm. gesunken ist. Da der Kompressor
                              									während der Leerlaufperiode nicht gegen Druck arbeitet, ist der hierfür
                              									aufzuwendende Arbeitsbedarf nur ein sehr geringer. Die Anlage arbeitet also
                              									wirtschaftlich.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 324, S. 169
                              Fig. 12. Druckventil. Fig. 13. Saugventil
                              A Ventildeckel, B Ventilsitz, C
                                 										Hubfänger, D Ventilplaste, E Ventilfeder.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 324, S. 169
                              Fig. 14.
                              
                           Die selbsttätige Leerlaufregulierung besteht aus einem Druckregler und aus einer
                              									Greifersteuerung, zum Anheben von Saugventilplatten. Der Druckregler (Fig. 11) setzt sich
                              									aus dem Reglergehäuse H, dem Kolben K und der stellbaren Regulierfeder R zusammen; er wird entweder auf dem Windkessel oder,
                              									wie in Fig. 11, auf
                              									einem mit letzterem durch ein Rohr verbundenes Konsol am Luftzylinder selbst
                              									möglichst lotrecht aufgestellt, damit der Kolben K
                              									seine auf- und abwärts gerichteten Bewegungen reibungslos ausführen kann. Mittels
                              									der durch eine Stellschraube auf den gewünschten höchsten Regulierdruck
                              									eingestellten Feder R wird die Kolbenbewegung geregelt.
                              									Bei diesem Druck steigt dann der Kolben und läßt die vom Windkessel kommende
                              									Druckluft nach dem Kolben der betreffenden Greifersteuerung gelangen. Indem die mit
                              									dem ersteren in starrer Verbindung stehenden Greifer die Saugventilplatte offen
                              									halten, tritt Leerlauf des Kompressors ein, da die angesaugte Luft durch die
                              									geöffneten Saugventile wieder entweichen kann. Sinkt jetzt der Windkesseldruck durch
                              									Luftentnahme, so drückt die Regulierfeder R den Kolben
                              										K in die Anfangsstellung zurück und schließt
                              									dadurch die Verbindung nach dem Windkessel ab. Die hinter den Greiferkolben
                              									befindliche Druckluft entweicht durch eine absichtlich geschaffene Undichtigkeit ins
                              									Freie. Die Maschine fördert dann wieder in normaler Weise.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 324, S. 169
                              Fig. 15. Dreistufiger Luftkompressor für 200 Atm. Enddruck.
                              
                           Die Greifersteuerung kommt bei doppelt wirkenden, einstufigen Kompressoren auf jeder
                              									Kolbenseite, und zwar je nach der Größe der Maschine, an einem oder mehreren
                              									Ventilen zur Ausführung, bei Stufenkompressoren auch bei jeder Stufe, wie dies Fig. 9 und 10 erkennen lassen.
                              									Bei Verbund – Kompressoren kommt noch ein zwischen den auf der Hochdruck- und der
                              									Niederdruckseite eingebauten Greifersteuerungen liegendes kleines Rückschlagventil
                              									hinzu, um die durch etwa vorhandene Undichtigkeiten des auf der Hochdruckseite
                              									eingebauten Greiferkolbens nach den Niederdruck-Greifersteuerungen übertretende Luft
                              									von diesen fernzuhalten.
                           Dreistufige Kompressoren für hohe Drücke von etwa 200 Atm.
                              									führt die Firma A. Borsig derart aus, daß für die 1.
                              									und 2. Stufe der normale Einzylinder-Stufenkompressor Verwendung findet und die 3.
                              									Stufe dem Niederdruckzylinder angegliedert wird. (Fig.
                                 										15.)
                           
                              (Schluß folgt.)