| Titel: | Polytechnische Rundschau. | 
| Fundstelle: | Band 324, Jahrgang 1909, S. 189 | 
| Download: | XML | 
                     
                        Polytechnische Rundschau.
                        Polytechnische Rundschau.
                        
                     
                        
                           Dampfturbinen mit hohem Gegendruck.
                           Gegendruckturbinen sind besonders dort am Platze, wo die Kraftabgabe der Turbine in
                              									annähernd gleichem Verhältnis steht zu der Menge des Abdampfes, welcher zu
                              									Heizzwecken gebraucht wirdS.D. P. J. 1908 S.
                                    											733, Heft 46.. Wird aber zeitweise und unabhängig von dem
                              									Kraftbedarf des Betriebes weniger Heizdampf gebraucht, so empfiehlt sich eine
                              									kombinierte Turbine aus einem Hochdruck- und einem Niederdruckteil. Sobald die
                              									Abdampfmenge für die Heizung oder für andere Zwecke nicht ganz gebraucht wird,
                              									erhöht sich der Druck in der Abdampfleitung des Hochdruckteiles; dadurch wird
                              									selbsttätig ein Umleitventil zum Niederdruckteil geöffnet und der überschüssige
                              									Dampf in diesem zur Kraftabgabe ausgenutzt. Der Niederdruckteil ist an eine
                              									Kondensationsanlage angeschlossen und läuft unter normalen Verhältnissen leer mit,
                              									während der volle Kraftbedarf durch den Hochdruckteil gedeckt wird.
                           Der Betrachtung werde zunächst eine einstufige Aktionsturbine zugrunde gelegt. Für
                              									einen Anfangsdruck von 8,5 Atm. und einen Gegendruck von 3,8 Atm. beträgt die
                              									Dampfgeschwindigkeit 510 m/Sek. bei 8 v.H. Düsenverlust. Bei einer
                              									Umfangsgeschwindigkeit des Rades etwa einem Drittel der Dampfgeschwindigkeit- und
                              									bei 3000 Umdrehungen i.d. Minute ergibt sich ein mittlerer Schaufelkreisdurchmesser
                              									von 1150 mm. Es berechnet sich hierfür eine Ventilationsarbeit des zu einem
                              									Drittel beaufschlagten Rades zu 72 PS für eine Maschine von 400 KW. Ist aber der
                              									Anfangsdruck höher, z.B. 15 Atm., wobei der Dampfverbrauch von 36 kg f.d. KW/St, auf
                              									24 kg vermindert werden könnte, so muß die Umfangsgeschwindigkeit 240 m betragen und
                              									man erhält eine Leerlaufarbeit von 130 PS, die also über 20 v.H. der normalen
                              									Leistung beträgt. In diesem Falle ist eine Unterteilung des Druckes geboten und die
                              									Anwendung von etwa 4 Stufen. In der ersten Stufe wird man zweckmäßig ein höheres
                              									Druckgefälle verarbeiten lassen als in den folgenden, damit das erste Rad nicht in
                              									zu dichtem Dampf läuft. Die Aufteilung könnte etwa so geschehen, daß in der ersten
                              									Stufe eine Dampfgeschwindigkeit von 500 m, in den 3 folgenden von 350 m vorhanden
                              									ist. Eine Durchrechnung zeigt nun, daß es für die Nutzleistung an der Welle gleich
                              									ist, ob der höheren Dampfgeschwindigkeit in der ersten Stufe entsprechend eine
                              									höhere Radgeschwindigkeit von 160 m ausgeführt wird gegenüber 110 m in den folgenden
                              									Stufen, oder ob man die Radgeschwindigkeit in allen 4 Stufen = 110 m macht. In
                              									letzterem Falle ist zwar der Austrittsverlust aus dem ersten Rad größer,
                              									andererseits aber auch die Leerlaufarbeit geringer. Die Ausführung der kleineren
                              									Räder ergibt eine billigere Turbine und zudem kann durch richtige Anordnung des
                              									Leitapparates ein Teil der Austrittsgeschwindigkeit im folgenden Laufrad noch
                              									nutzbar gemacht werden.
                           
                           Empfehlenswert ist die Anwendung von Geschwindigkeitsstufen, weil es möglich
                              									ist, in dem Turbinengehäuse einen geringen Druck zu bekommen und dadurch die
                              									Abdichtung der Welle günstiger zu gestalten. Es ergibt sich z.B. bei 15 Atm.
                              									Anfangsdruck und 300° bei zwei Geschwindigkeitsstufen und einem praktisch günstigen
                              									Verhältnis \frac{e}{u}=4,5 eine Umfangsgeschwindigkeit von etwa
                              									150 m und für 3000 Umfangsdrehungen errechnet sich für das zweikränzige Rad eine
                              									Leerlaufarbeit von ∾ 45 PS, d.i. nur ein Drittel des Wertes bei der einstufigen
                              									Turbine. Wenn auch bei Geschwindigkeitsabstufung ein Spaltverlust eigentlich nicht
                              									auftreten sollte, tut man doch gut, die Schaufelkränze, wo sie nicht beaufschlagt
                              									sind, innen und außen abzudecken, und enge Abstände zu nehmen, weil man bemerkt hat,
                              									daß der Dampf doch neben den Schaufeln zu entweichen sucht.
                           Für den Niederdruckteil kombinierter Turbinen wird zweckmäßig mehrstufige Anordnung
                              									zu wählen sein, weil bei einem Gegendruck von beispielsweise 3,8 Atm. und einem
                              									Vakuum von 90 v.H. für den Niederdruckteil ein großes Druckgefälle zu verarbeiten
                              									bleibt, dem eine Dampfgeschwindigkeit von etwa 1100 m entspricht. Die Anwendung
                              									zweier Druckstufen mit je einem zweikränzigen Laufrad ermäßigt die
                              									Dampfgeschwindigkeit auf 770 m und verlangt eine Radgeschwindigkeit von etwa 160 m.
                              									Noch günstiger wird es bei einer größeren Zahl von Druckstufen: bei 7 Druckstufen
                              									z.B. kann die Radgeschwindigkeit auf 125 m verringert werden. (H. Wagner.) Zeitschrift für das gesamte Turbinenwesen
                              									1909 S. 1.
                           
                              M.
                              
                           
                        
                           Akkumulatoren-Doppelwagen der preußischen Staatsbahnen.
                           Entsprechend der Betriebseinheit für die elektrischen Vorortbahnen in Hamburg hat die preußische
                                 										Staatsbahnverwaltung auch für die neuen Akkumulatorenwagen als Einheit zwei
                              									kurzgekuppelte Personenwagen gewählt. Die Wagen mit einem Fassungsraum von 100 Sitz-
                              									und Stehplätzen sind jedoch nur zweiachsig und je mit einem Motor auf der der
                              									Kupplung zunächst liegenden Achse ausgerüstet. An den anderen Wagenenden sind zur
                              									Aufnahme der Akkumulatorenbatterie Vorbauten angebracht, die vollständig von den
                              									übrigen Räumen abgetrennt sind, so daß Beschädigungen sowie Belästigungen durch
                              									Säure und Säuredämpfe unbedingt vermieden sind. Zum Antriebe der Wagen dienen zwei
                              									Hauptstrommotoren mit Wendepolen für 80–85 PS Stundenleistung, welche durch
                              									Reihenparallelschalter gesteuert werden. Diese Schalter sind derart eingerichtet,
                              									daß beim Loslassen des Kurbelgriffes auf jeder Fahrstellung sofort eine
                              									Unterbrechung des Fahrstromes und ein Anstellen der Notbremse stattfindet. Die
                              									Batterie besteht aus 168 Zellen und besitzt eine Kapazität von 368 Amp./Std. bei
                              									einer Mindestklemmenspannung von 310 Volt. Eine Ladung reicht für mindestens 100 km
                              									und zwar kann der 55 t schwere Wagen eine Höchstgeschwindigkeit von 50 km/Std.
                              									erreichen. Zur Bremsung dient die Knorrsche
                              									Zweikammer-Luftdruckbremse, deren Betriebsluft mittels eines Motorkompressors
                              									erzeugt wird. Die Steuerung des letzteren geschieht selbtstätig entsprechend dem im
                              									Hauptluftbehälter vorhandenen Druck. Ueberdies sind alle Wagen mit einer einfachen
                              									mechanischen Bremse ausgerüstet; ferner ist bei einem Teil der Wagen neben der
                              									Luftbremse noch elektrische Bremsung vorgesehen.
                           Die Entwürfe für die Wagen stammen vom Geh. Oberbaurat Wittfeld, die Batterien sind von der Akkumulatorenfabrik A.G. Berlin-Hagen, die übrige elektrische Ausrüstung
                              									für je 19 Wagen seitens der Allgemeinen
                                 										Elektrizitäts-Gesellschaft. der Siemens-Schuckertwerke G.m.b.H. und der Felten u. Guilleaume Lahmeyerwerke A.G.
                              									geliefert. (Elektrotechnische Zeitschrift 1908 S. 943 u.S. 1051–1054.)
                           
                              Pr.
                              
                           
                        
                           Bremsschuhversuche.
                           Im Maschinenlaboratorium der „Perdue-Universität“
                              									wurden Versuche mit Bremsschuhen auf gußeisernen Rädern und auf Rädern mit
                              									Stahlgußreifen angestellt, da die von den amerikanischen Eisenbahngesellschaften
                              									verwendeten Bremsklötze meist den Anforderungen des Betriebes nicht genügt haben.
                              									Der geringe Reibungskoeffizient zwischen Rad und Bremsklotz, die große Abnutzung der
                              									Bremsschuhe, der geringe Widerstand bei Erhitzung der Schuhe und der durch Abnutzung
                              									oft auftretende Bruch machten das Bestreben geltend, Normalien für die Bremsschuhe
                              									aufzustellen. Es wurden je 9 Bremsklötze unter einem Druck von 486, 1264 und 1868 kg
                              									erprobt. Bei den beiden niedrigen Bremsdrucken waren die Klötze während 190
                              									Umdrehungen mit dem Rade in Berührung und während den folgenden 610 Umdrehungen
                              									außer Tätigkeit. Bei dem Bremsdruck von 1868 kg lagen die Schuhe bei 1600
                              									Umdrehungen nur während 150 Umdrehungen an. Bei 32 km/St. Umfangsgeschwindigkeit des
                              									gebremsten Rades und 1264 kg Bremsdruck wurden folgende Bremsarbeiten in
                              									Millionen-mkg durch die Abnutzung des Bremsschuhes um 1 kg geleistet.
                           
                              
                                 
                                    Bremsschuh
                                    
                                 Gußeisenrad
                                 Rad mit Fluß-stahlreifen
                                 
                              
                                 No.
                                 Material
                                 
                              
                                 1
                                 Weiches Gußeisen
                                   28
                                 22
                                 
                              
                                 234
                                 desgl. mit harten Einlagen
                                 124118  45
                                 709851
                                 
                              
                                 5
                                 desgl. mit Stahleinlagen
                                   79
                                 54
                                 
                              
                                 67
                                 Hartes Gußeisen
                                 169107
                                 6473
                                 
                              
                                 8
                                 Hämmerbares Filler-Eisen
                                   35
                                 27
                                 
                              
                                 9
                                 Fillerscher
                                    											Preßstahl
                                   53
                                 30
                                 
                              
                           Hiernach gehen die Unterschiede in den Abnutzungseigenschaften der Bremsschuhe bis 1
                              									: 4 auseinander. Die größte Widerstandsfähigkeit haben die Gußeisenklötze mit harter
                              									Einlage. Alle Schuhe zeigen auf Stahlgußreifen eine weit größere Abnutzung, als auf
                              									Gußeisenräder.
                           Auf Grund dieser Versuche wird bei der Prüfung von Bremsklötzen verlangt, daß sie bei
                              									einem Druck von 1264 kg und 32 km/St. Umfangsgeschwindigkeit der Räder bei 1 kg
                              									Abnutzung auf Gußeisenräder 107000000 mkg Reibungsarbeit zu leisten haben. Die
                              									Bremsschuhe sind bei je 1600 Umdrehungen während 150 Umdrehungen mit dem Radreifen
                              									in Berührung.
                           Ungelöst blieb die äußerst wichtige Frage, wie der Radreifen selbst durch die Schuhe
                              									angegriffen wird, da im Laboratorium geeignete Wägevorrichtungen fehlen, die das
                              									Radgewicht von 315 kg mit einer Genauigkeit von 1 g messen. (Glasers Annalen für Gewerbe und Bauwesen, 1909, S. 9–10.)
                           
                              W.
                              
                           
                        
                           Seil-Brücke.
                           Zur Aufhängung der Laufbahnen und Querverstrebungen an den Hauptseilen der
                              									Manhattan-Brücke in
                              									New-York sind 600 Aufhänger in je 6 m Abstand voneinander vorgesehen und für je
                              									180000 kg berechnet. Sie bestehen aus je zwei um das Hauptseil gelegten verzinkten
                              									Drahtseilen von etwa 44,5 mm , an deren Enden mittels Verschraubungen die
                              									Gurtungen der Verstrebungen hängen. Die Länge von den Hauptseilen bis zu den
                              									Verschraubungen beträgt je nach dem Abstande der Aufhänger von der Brückenmitte 9–55
                              									m. Als Endverbindungen dienen Gußstahlmuffen (430 mm Länge und 130 mm ) mit
                              									konischer Bohrung (47 bis 89 mm ), in die das aufgelöste, mit verdünnter
                              									Salzsäure gereinigte, abgewaschene und getrocknete Ende der Seile mit dünnflüssigem
                              									Zink vergossen wird. Außen sind die Muffen mit Gewinde versehen, auf das eine 135 mm
                              									hohe Gußstahlmutter paßt, deren kugelige Grundfläche sich gegen eine passende Platte
                              									der Gurtung legt und konzentrische Kraftübertragung bewirkt.
                           Die Seile sind rechts geschlagen aus 6 Litzen zu je 19 Drähten um eine links
                              									geschlagene Seele aus 7 Litzen zu je 7 Drähten.
                           Die verzinkten Drähte haben folgende Durchmesser:
                           
                              
                                 1. Seillitzen
                                 je
                                 6
                                 Drähte
                                 von
                                 3,38
                                 mm
                                 
                                    
                                    
                                 
                              
                                 
                                 „
                                 7
                                 „
                                 „
                                 2,82
                                 „
                                 „
                                 
                              
                                 
                                 „
                                 6
                                 „
                                 „
                                 2,44
                                 „
                                 „
                                 
                              
                                 2. Seelenlitzen
                                 „
                                 7
                                 „
                                 „
                                 1,60
                                 „
                                 „
                                 
                              
                           Verlangt war für die Drähte
                           
                              1. vor dem Verzinken: Zugfestigkeit > 150,5 kg/qmm, Dehnung
                                 										< 2% auf 305 mm, Biegefähigkeit 1½ Biegungen um einen Dorn vom
                                 										Drahtdurchmesser.
                              2. nach dem Verzinken: Zugfestigkeit > 140 kg/qmm.
                              
                           Bei einem tragenden Querschnitt von 890,7 qmm würde sich die Bruchlast der Seile
                              									demnach auf 188000 kg berechnen. Das Metergewicht der fertigen Seile betrug etwa 8,2
                              									kg. Zur Prüfung wurden 3 Seilabschnitte von etwa 6 m Länge an einem Ende mit Muffen
                              									vergossen und zerrissen. Die Bruchlast betrug im Mittel aus 3 Versuchen 144200 kg.
                              									Die Seile hatten sich etwa 6 mm aus den Muffen herausgezogen. Letztere zeigten keine
                              									Zerstörungen im Gewinde und Guß. (Engineering Record 1908, S. 892.)
                           
                              Fk.
                              
                           
                        
                           Betonbrücke mit Eisenbetongelenken.
                           Ueber die Neiße oberhalb Steinbach im Zuge der Kleinbahn Horka-Rothenburg-Priebus war
                              									ursprünglich eine Eisenbahnbrücke aus Flußeisen mit 3 Oeffnungen mit je 50 m
                              									Spannweite geplant. Mit Rücksicht auf die Vorteile einer Massivbrücke – geringere
                              									Kosten wegen vorhandener Kiesmengen, Fortfall der Unterhaltung, unbeschränkte Dauer
                              									und kurze Bauzeit – wurde eine Betonbrücke mit 5 Dreigelenkbögen zu je 30,5 m
                              									Spannweite und 4,2 m Pfeilhöhe errichtet.
                           Die Brücke ist zwischen den Geländern 4,5 m breit. Wegen des verschiedenen Baugrundes
                              									war die Gründung der Pfeiler nicht gleichmäßig. Der obere Teil des Geländes bestand
                              									aus einer 2 bis 2,5 m hohen Kiesschicht. Darunter lag am linken Widerlager Kies mit
                              									Lehm vermischt über festem, grauem Ton. Bei den folgenden 3 Pfeilern lag unter der
                              									Kiesschicht Wasser und nicht durchlassender grauer Mergel. Bei dem 4. Pfeiler lag
                              									unter der 2 m starken Mergelschicht fester Kies. Am rechten Widerlager lag unter
                              									sandigem, festem, gelbem Lehm dichter, harter Kies. Daher konnten das linke
                              									Widerlager und die 3 ersten Pfeiler ohne Spundwände gegründet werden, die bei dem
                              									letzten Pfeiler und dem rechten Widerlager erforderlich wurden. Das rechte
                              									Widerlager ist außerdem durch einen mit Beton ausgefüllten Fangedamm gegen
                              									Auskolkungen geschützt und besonders tief gegründet. Die Bodenpressung ist
                              									höchstens 5 kg/qcm. Der Beton der Fundamente besteht über Wasser aus einer
                              									Mischung 1 : 10, unter Wasser aus einer Mischung 1 : 6, die geschüttet wurde. Der
                              									aufgehende Beton ist in einer Mischung 1 : 8 hergestellt und gegen die Stromrichtung
                              									mit Granit verkleidet. – Die Widerlager sind im Fundament um, die Pfeiler 6,75 m
                              									breit. Erstere verjüngen sich in Kämpferhöhe auf 3 m, letze auf 2 m Breite. Um ein
                              									Abscheren dieser schmalen Pfeilerköpfe zu verhindern, ist ihr Beton durch senkrechte
                              									Eiseneinlagen verstärkt. Das Betongewölbe hat in der Bruchfuge 100 cm, am
                              									Kämpfergelenk 70 cm, am Scheitelgelenk 55 cm Stärke. Der Beton ist in einer Mischung
                              									1 : 6 hergestellt. Die größte Beanspruchung aus dem Eigengewicht und der
                              									Lokomotivbelastung von 12 t Achsdruck beträgt 20,9 kg/qcm. Die Betongelenksteine
                              									haben in der Längsansicht des Brückenbogens im Kämpfer 70-70 cm, im Scheitel 55-55
                              									cm Abmessung. Der Radius des konkaven Steines an der Berührungsfläche ist 3,5 m, des
                              									konvexen Steines 2,9 m. Die Steine sind in einer Mischung 1 : 3, an den
                              									Berührungsflächen 1 : 1½ hergestellt. Um die aus den Querzugspannnungen entstehenden
                              									Risse zu vermeiden, sind in den Ecken senkrecht zur Ansichtsfläche Rundeisen
                              									eingelegt, die miteinander verschnürt sind. Außerdem ragen aus den Gelenksteinen
                              									eiserne Bügel hervor, die in den Gewölbebeton eingreifen und beim Versetzen der
                              									Gelenksteine als Handhabe dienen sollen. Die Stirn- und Flügelmauern sind in Beton 1
                              									: 8 ausgeführt. Für den Fußverkehr sind 0,7 m weite Eisenbetonkonsole ausgekragt.
                              									Der Gewölberücken hat eine doppelte, geteerte Papplage erhalten. Die Stirnmauern
                              									sind auf der Rückseite mit heißem Gudron gestrichen. Die Fugen der Gelenke und
                              									Stirnmauern sind mit Zinkblech abgedeckt. (Hart.)
                              									[Deutsche Bauzeitung, Mitteilungen über Zement usw. 1908, S. 101 bis 102,
                              									106–107.]
                           Dr.-Ing. Weiske.
                           
                        
                           Härteprüfer.
                           In Anlehnung an das bekannte Brinellsche
                              										KugeldruckverfahrenS.D. P. J. 1903, S.
                                    											188; 1905, S. 280 u. 294; 1907, S. 33. hat Martens einen Apparat entworfen, bei dem die
                              									Eindrucktiefe unter Zwischenschaltung einer hydraulischen Uebersetzung an einem mit
                              									Quecksilber gefüllten Haarröhrchen unmittelbar abgelesen werden kann. Der nach
                              									diesem Prinzip von Schopper in Leipzig gebaute
                              									Härteprüfer ruht auf einem Fuß mit darin gelagertem Preßkolben; auf dem Fuß sind
                              									zwei Säulen mit einem Querhaupt aufgesetzt, welches als Widerlager für | die
                              									Stahlkugel dient, die hydraulische Uebersetzung enthält und oben das Haarröhrchen
                              									mit einem darunterliegenden Maßstab trägt. Zur Druckerzeugung dient eine aus einer
                              									Gummi- und einer Lederscheibe bestehende Biegehaut, deren Unterseite durch Einlassen
                              									von Wasserleitungswasser unter Druck gesetzt wird und gegen deren Oberseite sich der
                              									Preßkolben legt, in dessen Mitte eine kräftige Schraube von geringer Steigung
                              									eingefügt ist. Auf dieser Schraubung ruht unten Zwischenschaltung einer
                              									Kugellagerung ein Tischchen, auf das der Probekörper gelegt wird. In die Unterseite
                              									des Querhauptes ist ein Futterkörper eingesetzt, der eine nahezu halbkugelförmige
                              									Aussparung zur Aufnahme der Stahlkugel und drei Längsbohrungen besitzt, durch die
                              									Stahlstäbchen geführt sind. Diese Stäbchen ruhen mit ihren unteren Enden auf dem
                              									Probekörper und tragen auf den oberen Enden eine Stahlplatte, auf die sich unter
                              									Zwischenschaltung eines Führungskolbens ein Stahlkolben stützt. Der letztere ist
                              									dicht in den Boden eines Gefäßes eingeschliffen, das mit Quecksilber gefüllt ist und
                              									an das sich das Hahrröhrchen anschließt.
                           Zur Messung wird der Probekörper auf das Tischchengelegt und durch die
                              									Schraube der Tisch angehoben bis die Stahlkugel den Probekörper berührt. Durch
                              									Speisung des Raumes unter der Biegehaut über ein durch eine Schraube gesteuertes
                              									Ventil mit Druckwasser kann dann die Kugel eingepreßt werden, wobei die Stahlstifte
                              									den Stahlkolben in das Quecksilbergefäße hineinbewegen und infolgedessen die
                              									Quecksilbersäule in dem Haarröhrchen in entsprechend vergrößertem Maße steigt.
                           Der verwendete Wasserdruck wird an einem Manometer abgelesen. Die Aichung des
                              									Instrumentes geschieht mit Hilfe einer Mikrometerschraube, die an Stelle des
                              									Tischchens auf die Stellschraube aufgesetzt wird. Durch die Mikrometerschraube
                              									werden die Stahlstäbchen um bestimmte Werte angehoben und die entsprechenden
                              									Bewegungen des Quecksilbers in dem Haarröhrchen festgestellt.
                           Die Verfasser führen eine Reihe von Prüfungsergebnissen an, die die Brauchbarkeit des
                              									neuen Härteprüfers erweisen. (Martens und Heyn.) [Zeitschrift des Vereins Deutscher Ingenieure,
                              									S. 1719–1723.]
                           
                              Pr.
                              
                           
                        
                           Durchscheinende Metallhäutchen.
                           Erhitzt man dünne Häutchen von Gold oder Silber, die auf Glas aufgebracht sind, so
                              									werden sie bei einer gewissen unter Rotglut liegenden Temperatur stark verändert:
                              									sie lassen dann weißes Licht ungehindert durch, werfen entsprechend weniger Licht
                              									zurück und ihr elektrischer Widerstand ist gewaltig gewachsen.
                           Schon Faraday hatte gefunden, daß diese Veränderung der
                              									Goldschicht nicht davon abhängt, daß man. statt Glas, eine andere Unterlage benutzt
                              									und statt in Luft in Kohlenoxyd erhitzt. Goldhäutchen, die in der Muffel erhitzt
                              									waren, bis sie farblos wurden, ließen nach dem Polieren wieder grünes Licht
                              									durch.
                           Turner und Dixon legten
                              									Goldblättchen, die etwa 0,00008 mm dick waren, zwischen zwei Glasplättchen und maßen
                              									die Temperatur mit einem Thermoelement. Bei 550° verschwindet die grüne Farbe binnen
                              									wenigen Minuten in Luft, noch rascher in Wasserstoff. Auf Glas eingebranntes Gold
                              									zeigt nach Beilby ein kristallinisches Netzwerk, das
                              									mit durchsichtigem amorphem Metall gefüllt ist. Aber die Mikrophotographie der auf
                              									550° erhitzten Goldschicht zeigt nicht kristallinische dunkle Stellen, wo das Gold
                              									sich gehäuft hat, und weiße klare Stellen freien Glases. Das Gold selber ist opak,
                              									anstatt durchsichtig und das weiße Licht geht durch die klaren Zwischenräume.
                           Um das Verhalten des transparenten Silbers zu beobachten, wurden Silberblättchen
                              									benutzt, die etwa 0,002 mm dick waren. Die Silberschicht begann bei 260° transparent
                              									zu werden; die Transparenz war erheblich bei 635° und praktisch vollständig bei
                              									390°. In Sauerstoff trat die Umwandlung bei der gleichen Temperatur ein; beim
                              									Erhitzen auf 750° in Wasserstoff wurden Silberblättchen wieder opak und glänzend.
                              									Sauerstoff scheint also hier von Einfluß zu sein, doch läßt sich bei 500° keine
                              									chemische Umsetzung mit dem Silber nachweisen.
                           Transparentes Kupfer (0,0003 mm dick) bleibt in reduzierender Atmosphäre
                              									metallischglänzend und opak; in Luft erhitzt, läuft es wie bekannt, nacheinander
                              									orange, rot, purpur, blau und grün an. Gegen das Licht erscheint das an Luft
                              									erhitzte Kupferhäutchen erst hellgrün, bei weiterem Erhitzen olivgrün, dunkelgrün,
                              									schließlich portweinfarben. Die Transparenz tritt zwischen 200 und 250° ein.
                           Aluminium (0,0004 mm) blieb an Luft bis 500° opak; die Oxydation ist innerhalb
                              									einer Stunde gering. (Proceedings of the Royal Society, Serie A Bd. 81, S. 301 bis
                              									310.)
                           
                              A.
                              
                           
                        
                           Wirtschaftliche Gesichtspunkte beim Veranschlagen von
                              									Wasserkraftmaschinen.
                           Die Wirtschaftlichkeit von Wasserkraftanlagen kann ganz allgemein nach zwei
                              									Richtungen hin untersucht werden. Soweit es sich um die Rentabilität handelt, wird
                              									die Aufgabe gelöst durch einen einfachen Vergleich der Gesamteinnahmen mit den
                              									Gesamtausgaben. Man kann aber auch, ganz abgesehen von der Rentabilität,
                              									untersuchen, welche Gattung, Aufstellungsart und Größe der Wasserkraftmaschine unter
                              									den gegebenen äußeren Verhältnissen den wirtschaftlich günstigsten Erfolg
                              									verspricht. Auch hier sind die Kosten der Anlage und des Betriebes ins Auge zu
                              									fassen. Ihnen werden aber nicht die Gesamteinnahmen gegenübergestellt, sondern jene
                              									Mindereinnahmen zugezählt, welche sich aus den unvermeidlichen Unvollkommenheiten
                              									der Anlage ergeben. Der Entwurf, für welchen die Summe aus diesen auf ein Jahr
                              									berechneten Mindereinnahmen und den jährlichen Aufwendungen für Verzinsung und
                              									Betriebskosten am kleinsten wird, ist der wirtschaftlich günstigste. Das Verfahren,
                              									welches natürlich auf alle Teile einer Wasserkraftanlage angewendet werden muß, läßt
                              									sich am anschaulichsten an den Bedingungen für die wirtschaftlich günstigste
                              									Rohrleitung darstellen. Je größer der Durchmesser der Rohrleitung gewählt wird,
                              									desto langsamer bewegt sich das Wasser darin, um so geringer sind also die
                              									Reibungsverluste, aber um so kostspieliger wird der Bau. Auf der einen Seite hat man
                              									also Verlust an Gefälle und Nutzarbeit, auf der anderen größere Ausgaben für
                              									Verzinsung und Abschreibungen. Für die wirtschaftlich günstigste Leitung werden also
                              									diese Verluste einen Mindestwert darzustellen haben. Die Ausdehnung einer solchen
                              									für eine Rohrleitung leicht durchführbaren Untersuchung auf eine ganze
                              									Wasserkraftanlage erfordert aber nicht nur einen genauen Ueberblick über die
                              									voraussichtlichen, zunächst nur annähernd schätzbaren Kosten, sondern auch die
                              									Kenntnis der in Betracht kommenden Turbinenbauarten, namentlich hinsichtlich ihres
                              									Verhaltens bei wechselnden Gefällhöhen und wechselnden Belastungen. Diese Kenntnis
                              									läßt sich nur an ausgeführten Maschinen durch eingehende Versuche erlangen. Vor der
                              									Verwendung von Turbinen, von denen keine genauen Bremsversuche vorliegen, ist daher
                              									zu warnen, weil nur auf Grund solcher Versuche die zweckmäßigsten Abmessungen mit
                              									Sicherheit vorausbestimmt werden können. Besondere Aufmerksamkeit ist schließlich
                              									auch den Wasserverhältnissen zu widmen, die durch langjährige Messungen verfolgt und
                              									hinsichtlich der Veränderlichkeit der Wassermengen berücksichtigt werden müssen. Der
                              									Verkaufswert der Wasserkraft spielt bei der Ermittlung der Grenze der
                              									Ertragfähigkeit einer Anlage eine Rolle. [Camerer.]
                              									(Zeitschr. d. Vereins Deutscher Ingenieure 1908 S. 1901 bis 1911.)
                           
                              H.