| Titel: | Polytechnische Rundschau. | 
| Fundstelle: | Band 324, Jahrgang 1909, S. 206 | 
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                        Polytechnische Rundschau.
                        Polytechnische Rundschau.
                        
                     
                        
                           Elektrischer Schrägaufzug.
                           Auf der Haldenanlage der Oesterreichischen
                                 										Alpinen-Montangesellschaft in Donawitz ist zum Transport von
                              									Abfallmaterialien, wie Schlacken, Sand und Aushubmaterial, ein elektrischer
                              									Schrägaufzug von 344 m Länge, 22° Steigung gegen die Horizontale und etwa 130 m
                              									Hubhöhe erbaut worden. Die Förderung erfolgt mittels je eines auf- und
                              									abwärtsgehenden Aufzugsplateauwagens mit je einem Transportwagen, der durch eine von
                              									einem 12 PS, 220 Volt-Gleichstrommotor angetriebenen Winde bewegt wird. Die Bahn des
                              									Aufzuges ist zweigleisig mit ineinandergreifenden Gleisen von 1300 mm Spurweite und
                              									900 mm Gleisemittelentfernung ausgeführt. In ihrer Mitte befindet sich eine
                              									Ausweiche von 120 m Länge und 5550 mm größter Gleisemittelentfernung. Die
                              									Förderseile sind zwischen den Querschwellen in Abständen von etwa 15 m durch
                              									Tragrollen gestützt, die mit Metallbüchsen auf festen Achsen laufen. An der
                              									Aufgabestation liegen die Schienen des Aufzugsplateauwagens mit den Schienen des
                              									Zufuhrgeleises in einer Ebene. Der mechanische Teil der Fördermaschine besteht aus
                              									einem Förderhaspel mit zwei Seiltrommeln von 3 m  und 1,27 m Breite, von
                              									denen die eine auf der Welle verstellbar, die andere fest ist. Die lose Trommel
                              									besitzt eine Bandbremse, die mittels Fußtrittes, Schrauben spindel und Handrades vom
                              									Führerstand aus betätigt werden kann. Ihr Antrieb erfolgt durch den Motor über ein
                              									doppeltes Vorgelege, auf deren Welle eine zweite, durch einen Elektromagneten
                              									betätigte Bandbremse sitzt. Die Förderlast beträgt 18 t, die Fördergeschwindigkeit
                              									1,55 m, letztere kann jedoch durch Erhöhung der Tourenzahl des Motors bis zu 2,25 m
                              									i.d. Sekunde gesteigert werden. Der Motor, durch eine elastische Kupplung mit der
                              									Antriebswelle gekuppelt, ist ein sechspoliger Gleichstrommotor mit
                              									Nebenschlußerregung für eine Leistung von 150 PS bei 220 V und 480 Umdrehungen in
                              									der Minute. Er läuft auch bei 700 Umdrehungen in der Minute und bei Stromstärken bis
                              									zu 800 A funkenfrei. Die Widerstandsschaltung wird in einem Kontroller vorgenommen,
                              									dessen Steuerung von dem im Stockwerk über dem Maschinenraum angeordneten
                              									Führerstand mittels Gestänge und Zahnradübersetzung erfolgt. Hier befindet sich auch
                              									der zur Regulierung der Tourenzahl des Motors vorgesehene Feldwiderstand. Die zur
                              									Betätigung der auf der Vorgelegewelle angebrachten Bandbremse dienende
                              									elektromagnetische Bremse ist als Topfmagnet ausgebildet. Zur Vermeidung von Stößen
                              									ist eine nach beiden Richtungen wirkende Luftdämpfung vorhanden. Die Dauer einer
                              									Fahrt beträgt im Mittel drei Minuten, wovon 20 Sekunden auf das Anfahren mit
                              									Ankerwiderstand, 20 Sekunden auf die Geschwindigkeitssteigerung, 2 Minuten auf die
                              									Fahrt mit voller Geschwindigkeit und 20 Sekunden auf das Abstellen entfallen. Die
                              									Pausen zwischen zwei Fahrten sinken bei vollem Betriebe auf 1 Minute. Die mittlere
                              									Klemmspannung des Motors beträgt 210 V. Beim Anfahren und Beschleunigen betragen die
                              									Stromstöße zirka 650 bis 800 A (Oesterreichische Zeitschrift für Berg- und
                              									Hüttenwesen, 1908, S. 621.)
                           
                              J.
                              
                           
                        
                           Mallet-Lokomotiven.
                           Die Erfolge, die die Mallet-Verbundmaschine in Europa
                              									bei der Beförderung schwerer Güterzüge auf großen und langen Steigungen mit
                              									Krümmungen erlangt hatte, hat viele amerikanische Eisenbahnverwaltungen gleichfalls
                              									zu dem Bau dieser Lokomotiv-Gattung angeregt. Die Erfahrungen, die man seit 1905 mit
                              									etwa 100 solchen Lokomotiven gemacht hat, lauten durchweg günstig. Es sind bis jetzt
                              									2 × 3/3, 2 × ¾ und
                              									2 × 4/4 gekuppelte
                              									Maschinen gebaut worden. Besonderer Wert wurde bei diesen Lokomotiven auf die Kessel
                              									Vergrößerung gelegt, und es wurden Heizflächen bis zu 521 qm erhalten. Mit der Länge
                              									der Siederohre von 57 mm Außendurchmesser ist man bis zur äußersten Grenze von 6,4 m
                              									gegangen. Der Raddruck ist bis zu 11,5 t gestiegen. Bei diesen Lokomotiven hat man
                              									den Einbau von Ueberhitzer und Dampftrockner für den Aufnehmer vorbereitet, um die
                              									Lokomotiven noch leistungsfähiger zu gestalten. Im folgenden seien einige Hauptmaße
                              									solcher Maschinen gegeben:
                           
                              
                                 
                                 2 × ¾ Mallet-Lokomotive.Baldwin
                                    											Loc.Works
                                 2 × 4/4 Mallet-Lokomotive.American
                                    											Loc.Comp.
                                 
                              
                                 Größte Zugkraft bei Verbundwirkung kg
                                 29655
                                 41510
                                 
                              
                                     „            „        „   Zwillings            
                                    											„
                                 41130
                                 56430
                                 
                              
                                 Gewicht der Lokomotive                    „
                                 159750
                                 184500
                                 
                              
                                 Hochdruckzylinder-Durchmesser      mm
                                 546
                                 635
                                 
                              
                                 Niederdruck   „               „                 
                                    											„
                                 838
                                 991
                                 
                              
                                 Hub                                                    „
                                 813
                                 711
                                 
                              
                                 Steuerung
                                 Heusinger
                                 Walschaert
                                 
                              
                                 Kesselbauart
                                 Belpair
                                 Wagentop Type
                                 
                              
                                 Kesseldruck                                    Atm.
                                   14
                                   15
                                 
                              
                                 Zahl der Siederohre
                                 437
                                 404
                                 
                              
                                 Rostfläche                                      
                                    											qm
                                         7,25
                                         9,28
                                 
                              
                                 Tenderfassungs-Vermögen
                                 Kohle                    
                                    											tWasser              cbm
                                     6  30
                                       7,2  28
                                 
                              
                           (Glasers Annalen f. Gewerben.
                              									Bauwesen 1909 S. 28–29.)
                           
                              W.
                              
                           
                        
                           
                           Druckluft-Lokomotivförderung unter Tage.
                           Der Druckluft-Lokomotivbetrieb hat sich im amerikanischen Bergbau unter Tage mit
                              									bestem Erfolge eingebürgert und sich trotz der Fortschritte und Verbesserungen, die
                              									der elektrische Lokomotivbetrieb in den letzten Jahren erfahren hat, neben diesem
                              									behauptet. In den Vereinigten Staaten von Nordamerika findet man unter Tage
                              									Druckluftlokomotiven, die Züge von 20 beladenen Kohlenwagen mit einem Bruttogewicht
                              									von 4,4 t zu ziehen vermögen, und deren Leistungen bis zu 1352 tkm im Tage betragen.
                              									Während 1895 nur 6 bis 7 derartige Lokomotiven vorhanden waren, betrug ihre Zahl im
                              									Jahr 1903 bereits 150.
                           Diese günstigen Erfahrungen in Amerika mit dem Druckluft-Lokomotivbetrieb gaben dem
                              									Kölner Bergwerksverein Veranlassung, auf den Emscherschächten bei Altenessen eine
                              									Druckluftversuchsanlage zu errichten. Die Primärstation wurde für die größte zu
                              									erwartende Förderleistung von etwa 400 tkm in der Schicht bemessen. Der über Tage
                              									aufgestellte Kompressor komprimiert in 2 Stufen bei einer Umlaufzahl von 200 in
                              									einer Minute 4,5 cbm angesaugte Luft auf 100 Atm. Der Antrieb erfolgt mittels
                              									Riemenübersetzung durch einen Gleichstrommotor von 85 PS.
                           Nachdem die erzeugte Preßluft zunächst zur Abscheidung mitgerissener Schmiermittel
                              									durch ein Standrohr gegangen ist, wird sie einem schmiedeeisernen, geschweißten
                              									Behälter von 1 cbm Inhalt zugeführt, an dem die in die Grube führende
                              									Druckluftleitung aus schmiedeeisernen Rohren von 5/4'' 1. D. angeschlossen ist. Ihre
                              									Rohrflanschen sind durch Gummikordelringe abgedichtet. Zur Neufüllung der Lokomotive
                              									sind unter Tage noch drei weitere Luftbehälter von je 1 cbm Inhalt eingeschaltet, an
                              									die die Lokomotiven mittels Hochdruckschlauch (Panzerschlauch) angeschlossen
                              									werden.
                           Die Lokomotiven gleichen in ihrem Aeußern den bekannten Dampffaßlokomotiven. Sie
                              									bestehen aus dem Hauptluftbehälter von 850 mm 1. D. und 3150 mm Länge, sowie aus dem
                              									Hilfsluftbehälter, die beide auf einem zur Erreichung des Dienstgewichtes (5600 kg)
                              									besonders schwer ausgeführten gußeisernen Rahmen montiert sind. Der Führersitz und
                              									die Arbeitszylinder befinden sich auf seinem vorderen Teil. Der Hauptluftbehälter
                              									kann Luft von 50 Atm. Ueberdruck aufnehmen. Ein Reduzierventil vermittelt die
                              									Verbindung mit dem Hilfsluftbehälter und hält die Druckluft innerhalb dieses
                              									Behälters auf 10 Atm. Von diesem Hilfsluftbehälter werden die Arbeitszylinder
                              									gespeist.
                           Der Radstand ist so gewählt, daß Kurven von 10 m Radius anstandslos durchfahren
                              									werden können.
                           Die Länge der Lokomotiven beträgt 4000 mm, die Höhe, über Schienenoberkante gemessen,
                              									1520 mm. Der Druckluftbehälter kann bei einem Inhalte von 1,65 cbm bei einem
                              									Ueberdruck von 50 Atm. etwa 82,5 cbm komprimierter Luft mit sich führen. Die Füllung
                              									des Lokomotivbehälters dauert etwa 1,5 bis höchstens 2 Minuten. Die Lokomotive kann
                              									normal 8 bis 12, maximal etwa 24 PS leisten. Sie ist imstande 40 bis 50 beladene
                              									Förderwagen von je 565 kg Nettoinhalt und 810 kg Bruttogewicht bei einem Gefälle von
                              									1 : 300 m mit einer Geschwindigkeit von etwa 2,5 m/Sek., entsprechend 9 km St., zu
                              									ziehen.
                           Die Gesamtkosten für 1 Nutzt-tkm beliefen sich bei der Versuchsanlage auf 8,59 Pf.,
                              									doch ist hierbei zu berücksichtigen, daß die Lokomotiven bei weitem nicht volltändig
                              									ausgenutzt wurden.
                           Die Gesamtergebnisse der Druckluft-Lokomotivförderung werden als durchaus günstige
                              									bezeichnet. Wenn auch der Wirkungsgrad des maschinellen Teiles wie bei allen
                              									Druckluftanlagen verhältnismäßig niedrig ist, so stehen dem gegenüber die Vorteile
                              									geringer Unterhaltungs- und Abnutzungskosten. (Glückauf 1908, S. 1685.)
                           
                              J.
                              
                           
                        
                           Schutzvorrichtung für Straßenbahnen.
                           Bei dem Preisauschreiben des Rates der Stadt Dresden, betreffend Schutzvorrichtungen
                              									an Straßenbahnwagen, waren aus dem Probebetriebe drei Vorrichtungen erfolgreich
                              									hervorgegangen:
                           
                              1. eine durch ein Tastgitter ausgelöste Umschaltung der
                                 										Wagenmotoren von Fahrt auf Bremse;
                              2. ein in gleicher Weise ausgelöstes Fangnetz mit
                                 										Kettenabschluß und
                              3. eine durch Bremsstrom ausgelöste
                                 										Sandstreuvorrichtung.
                              
                           Um eine größtmögliche Sicherheit zu erhalten, sind die drei Vorrichtungen vereinigt
                              									und an 20 Wagten angebracht worden. Die Umschaltung von Fahrt auf Bremsen wird
                              									dadurch bewirkt, daß eine Druckfeder mittels eines Stahlbandes, welches um eine auf
                              									der Fahrwalzenachse sitzende Scheibe aufgewickelt ist, die Fahrwalze aus jeder
                              									beliebigen Fahrstellung in die letzte! Bremsstellung dreht. Ein Luftpuffer dämpft
                              									hierbei zum Schluß die Bewegung. Das Fangnetz wurde bereits früher beschrieben.S.D.p. J 1907, S. 783. Zum
                              									Sandstreuen sind an jedem Fahrzeugende unter den Sitzbänken zwei Sandbehälter
                              									angeordnet, deren Schiebeverschlüsse mittels einer senkrecht zur Fahrzeugachse
                              									gelagerten drehbaren Schiene gesteuert werden. Letztere wird durch einen vom
                              									Bremsstrom durchflossenen Elektromagneten um die volle Schlitzbreite bewegt;
                              									außerdem kann durch ein Gestänge mit Fußbetrieb die halbe Ausnußöffnung freigegeben
                              									werden. Das Zurückstellen des Fahrschalters sowie das Niederlegen des Fangnetzes
                              									kann auch seitens des Führers mittels eines für gewöhnlich plombierten Hebels
                              									erfolgen.
                           Da in der ersten Zeit des Betriebes dieser 20 Wagen die Vorrichtungen bisweilen ohne
                              									erkennbare Veranlassung auslösten und durch die starke Bremsung Personen gefährdet
                              									wurden, ist bei weiteren 30 Wagen die Umschaltung von Fahrt auf Bremsen vorläufig
                              									fortgelassen. Sämtliche Wagen haben sich nach nunmehr einjährigem Betriebe bewährt;
                              									doch hat die erforderliche gute Wartung eine nicht unwesentliche Erhöhung der
                              									Betriebskosten im Gefolge gehabt. Vor Ausrüstung weiterer Wagen der städtischen
                              									Straßenbahn mit der neuen Einrichtungsoll nunmehr eine längere Versuchszeit
                              									abgewartet werden. Inzwischen wird bei den übrigen Wagen zur Verhütung von Unfällen
                              									vorerst deren Bremswirkung durch Einbau der angegebenen Sandstreuer erhöht.
                              									(Elektrische Kraftbetriebe und Bahnen 1908, S. 667 bis 669).
                           
                              Pr.
                              
                           
                        
                           Strom- und Spannungsmesser.
                           Bei den neuen Wechselstrommeßinstrumenten der General
                                 										Electric Company besteht das bewegliche System aus einer Aluminiumscheibe
                              									mit spiralförmiger Begrenzung, die zwischen den Polen eines lamellierten
                              									Eisenkernes, sowie eines permanenten Magneten liegt und gemeinsam mit dem Zeiger auf
                              									einer in Edelsteinlagern ruhenden Stahlachse sitzt. Der Meßstrom durchfließt; zwei
                              									auf dem Einsenkern sitzende Spulen und erzeugt ein Drehmoment dadurch, daß er einen
                              									phasenverschobenen Strom in einer Kurzschlußwicklung induziert,
                              									die um den halben Querschnitt jedes Poles gelegt ist und somit das halbe Feld
                              									beeinflußt. Dem Drehmoment des Systems hält die Wirkung einer Phosphorbronzefeder
                              									das Gleichgewicht. Der permanente Magnet erzeugt bei der Bewegung des Systems in der
                              									Aluminiumscheibe Wirbelströme, infolge deren die Ausschläge völlig aperiodisch sind.
                              									Zur Verhinderung des Einflusses von Streufeldern ist das bewegliche System in einem
                              									Gußeisengehäuse untergebracht.
                           Um bei Amperemetern fehlerhafte Angaben zu vermeiden, ist den Stromspulen eine
                              									Nebenschlußspule parallel geschaltet. Diese Vereinigung einer praktisch
                              									induktionsfreien Spule mit einer Spule mit hoher Selbstinduktion ergibt für gleiche
                              									Ströme verschiedener Frequenz gleiche Ausschläge. Durch entsprechende Wahl des
                              									Temperatur-Koeffizienten der Nebenschlußspule können überdies die Angaben des
                              									Instrumentes von Temperaturschwankungen unabhängig- gemacht werden. (Burleigh.) [General Electric Review 1908, S. 282 bis
                              									283.]
                           
                              Pr.
                              
                           
                        
                           Verstärkung von Rohrmasten.
                           Rohrmasten, die sowohl an ihrem unteren im Erdboden selbst, als auch unmittelbar
                              									darüber befindlichen Teil durch Rost stark angegriffen waren, sind in Amerika auf
                              									folgende einfache Weise verstärkt worden. Nach Abnehmen der Mastkappe wurde bei etwa
                              									1 m tief eingesetzten Masten ein 2 m langes Bündel Drähte, welche unten durch einen
                              									kleinen Betonkopf vereinigt waren und deren obere freie Enden zeitweilig durch einen
                              									Bund zusammengehalten wurden, von oben in den Mast hineingesteckt. Der Bund wurde
                              									hierbei gelöst, so daß nach dem Herabfallen die Drahtenden sich an die Mastwand
                              									anlegten. Hierauf wurde von einem Wagen, der mit einer Betonmischmaschine und einer
                              									Druckluftanlage ausgerüstet war, durch ein biegsames Metallrohr Beton von oben in
                              									den Mast hineingeblasen, bis er etwa 2 m hoch gefüllt war. Das untere Mastende ist
                              									infolgedessen im Erdboden sowie bis zu etwa 1 m Höhe mit einem armierten Betonkörper
                              									gefüllt, der auch bei völligem Durchrosten der Außenhaut völlige Standfestigkeit des
                              									Mastes sichert. Ein großer Vorzug des Verfahrens besteht übrigens darin, daß für die
                              									Arbeiten an einem Mast nur wenige Minuten Zeit gebraucht werden und daher Störungen
                              									des Verkehrs vermieden werden. (Electric Railway Journal 1908, Bd. II, S. 929.)
                           
                              Pr.
                              
                           
                        
                           Wasserkraft-Elektrizitätswerk bei Gordola (Schweiz).
                           Für die Versorgung der Stadt Lugano sowie des benachbarten oberitalienischen Gebietes
                              									mit elektrischem Strom für Licht- und Kraftzwecke ist bei Gordola ein
                              									Wasserkraftwerk ausgeführt worden, welches im endgültigen Ausbau eine Gesamtleistung
                              									von 6250 PS erhalten soll. Zur Ausnutzung gelangt die Wasserkraft des
                              									Verzascaflusses, dessen Wasser bei Vorogno mit Hilfe eines Wehres aus Bruchsteinen
                              									mit Hauptschleuße, Kiesfall und Leerlaufschleuße aufgestaut und durch einen kurzen
                              									Kanal sowie einen 7500 m langen aus dem Felsen ausgesprengten, an einzelnen Stellen
                              									ausbetonierten und über Einschnitte in der Form eines Betonkanales hinweggeführten
                              									Stollen zum Wasserschloß geleitet wird, von dem vorläufig eine 800 mm weite, 669 m
                              									lange Druckleitung von 270 m Gesamtgefälle abgeht. Das Wasserschloß, das mit dem
                              									üblichen Ueberfallwehr und mit selbsttätigen Rohrabschlußschützen ausgerüstet ist,
                              									ist für zwei Druckleitungen eingerichtet. Die Rohrleitung besteht aus genieteten
                              									Blechrohren von 5 bis 18 mm Wandstärke und 8,2 m Baulänge und hat bei einer
                              									Wassergeschwindigkeit von 2,2 m i.d. Sekunde einen Gesamt-Druckröhrenverlust von um
                              									oder 4,1 v.H. ergeben. Die Maschinenanlage umfaßt vorläufig zwei Maschinengruppen
                              									von je 1000 PS Leistung für Stromerzeugungs- und zwei von je 125 PS Leistung für
                              									Erregerzwecke. Die großen Turbinen sind für 260 m Nutzgefälle und 500 Umdrehungen
                              									i.d. Minute berechnet und haben Löffelräder von 1400 mm Durchmesser, welche der
                              									Einfachheit halber fliegend auf der Welle des Stromerzeugers angeordnet sind, und
                              									werden von einem Servomotor mit gesteuertem Vorventil geregelt. Die außerordentlich
                              									günstigen Ergebnisse der Abnahmeversuche zeigt die nachstehende Zahlentafel:
                           
                              
                                 Nutzleistung in PS
                                 250
                                 500
                                 750
                                 1000
                                 
                              
                                 Wassermenge in Liter i.d. Sekunde
                                 100
                                 200
                                 290
                                 390
                                 
                              
                                 Nutz-Gefälle in m
                                 270
                                 260
                                 255
                                 250
                                 
                              
                                 Garantierte Wirkungsgrade in v.H.
                                 66
                                 75
                                 78
                                 78
                                 
                              
                                 Erreichte Wirkungsgrade in v.H.
                                 71
                                 78
                                 80
                                 79
                                 
                              
                                 Garantierte Zunahme der Geschwindigkeit    bei völliger
                                    											Entlastung v.H.
                                 2,4
                                 4
                                 6,5
                                 9,4
                                 
                              
                                 Wirkliche Zunahme der Geschwindigkeit    bei völliger
                                    											Entlastung v.H.
                                 1,2
                                 2,6
                                 3,5
                                 4,4
                                 
                              
                                 Garantierte Drucksteigerung bei völliger    Entlastung
                                    											v.H.
                                 2,1
                                 3,4
                                 4,7
                                 6,0
                                 
                              
                                 Wirkliche Drucksteigerung bei völliger    Entlastung
                                    											v.H.
                                 1,7
                                 2,3
                                 3,1
                                 4,0
                                 
                              
                           Zu bemerken ist zu den Ergebnissen der vorstehenden Regulierversuche besonders, daß
                              									dabei die Schlußzeit des Servomotors nur 0,8 Sekunden betragen hat und daß die
                              									Turbine nach 9 Sekunden bereits wieder ihren Beharrungszustanderlangthatte. (Herzog.) [Zeitschr. f.d. gesamte Turbinenwesen 1908, S.
                              									501 bis 505.]
                           
                              H.
                              
                           
                        
                           Wasserkraft-Elektrizitätswerk am Pianbaha-River in
                              									Brasilien.
                           Als erstes von einer Reihe großer Wasserkraftwerke, welche Rio de Janiero und andere
                              									Städte von Brasilien mit elektrischem Strom versorgen werden, ist das für 50000 PS
                              									Höchstleistung bemessene Werk am Pianbaha-Fluß zu Anfang Oktober 1908 in Betrieb
                              									genommen worden. In den genannten Fluß, dessen Wassermenge zwischen 20 und 700 cbm
                              									i.d. Sekunde schwankt, ist ein 110 m langer und 4 m hoher Damm schräg hineingebaut
                              									worden, welcher ⅛ der Flußbreite freiläßt und welcher sich am Ufer an ein
                              									Einlaufbecken von 15 m Breite, 25 m Länge und 9 m Tiefe anschließt. Der Boden dieses
                              									Beckens fällt gegen den Auslauf zur Oberwasserleitung um 1 m ab, wodurch eine Art
                              									Sandfang geschaffen wird. An dieses Becken schließen sich zwei, päter vier 2200 m
                              									lange Leitungen von 1800 mm Durchmesser an, welche in offenen Gräben dem Gelände
                              									folgen und in das aus Eisenbeton erbaute 50 m lange, 7 m breite und 5 m hohe
                              									Wasserschloß münden. Von hier gehen vier 105 m lange Druckrohre zum Kraftwerk ab,
                              									drei davon haben 2800 und eines 700 mm inneren Durchmesser. Das Maschinenhaus ist
                              									mit drei großen Maschineneinheiten und zwei 130 pferdigen Erregereinheiten ausgerüstet. Die
                              									großen Maschineneinheiten bestehen aus liegenden Francis-Turbinen von je 5 t 50 PS Leistung, die von J.M. Voith in Heidenheim gebaut sind, sowie 3000 KW =
                              									2300 Volt = Drehstromerzeugern der General Electric
                                 										Company. Der erzeugte Strom wird mit Hilfe von öl- und wassergekühlten
                              									Transformatoren auf 40000 Volt Spannung gebracht und auf kupfernen Freileitungen 80
                              									km weit längs der Bucht von Rio de Janeiro nach der gleichnamigen Stadt sowie nach
                              									Nictheroy und Petropolis übertragen. Umformerwerke in diesen Städten besorgen die
                              									weitere Verteilung des Stromes mit einer niedrigeren Verbrauchsspannung. (Electrical
                              									World 1908, II. S. 1061 bis 1063.)
                           
                              H.
                              
                           
                        
                           Das Wasserkraft-Elektrizitätswerk Pontebrolla.
                           Für den Betrieb der Einphasenbahn von Locarno nach Bignasco, die bei 27,33 km
                              									Betriebslänge Steigungen bis zu 33 v.H. zu überwinden hat, ist das ursprünglich zur
                              									Stromlieferung für die Stadt Locarno errichtete Kraftwerk Pontebrolla herangezogen und ausgebaut worden. Das Kraftwerk wird aus der
                              									Maggia durch einen für 7 cbm sekundliche Wassermenge bemessenen Oberwasserkanal, ein
                              									für zwei Rohranschlüsse eingerichtetes Wasserschloß und zwei 1500 mm weite
                              									Druckrohrleitungen gespeist und enthielt im ersten Ausbau zwei 600pferdige Turbinen
                              									zur Lieferung von Drehstrom sowie eine Maschinengruppe für Erregerzwecke. Für
                              									die Stromlieferung an die elektrische Bahn sind nun zwei weitere 600-pferdige
                              									Maschinengruppen aufgestellt worden, deren Turbinen, wie die älteren als einfache
                              									Schraubenturbinen von 800 mm Raddurchmesser mit einseitigen Saugkümmern,
                              									Leitradregulierung und selbsttätigen Druckölregulatoren ausgeführt sind. Sie machen
                              									500 Umdrehungen i.d. Minute und sind mit Rücksicht auf daß zwischen 34,8 und 37,3 m
                              									schwankende Nutzgefälle und die durch die Verhältnisse gebotene ziemlich große
                              									Schlußzeit der Regulatoren von 4 Sekunden mit Schwungrädern von je 1100 kg Gewicht
                              									ausgerüstet. Die Druckölregulatoren bestehen im wesentlichen aus je zwei
                              									Kapselrädergetrieben, welche Oel nach dem Regulierventil fördern, und von denen je
                              									nach der Stellung des Regulators das eine oder das andere gehemmt und dadurch das
                              									zweite um so schneller angetrieben wird. Dadurch wird eine Drehung der Regulierwelle
                              									eingeleitet. Die mit den Turbinen gekuppelten Stromerzeuger von 380 KVA mittlerer
                              									und 450 KVA zweistündiger Höchstleistung liefern einphasigen Wechselstrom von 5000
                              									Volt Spannung und 20 Perioden i.d. Sekunde, welcher der Fahrdrahtleitung der Bahn
                              									ohne Umformung zugeführt wird. Mit den Stromerzeugern sind die Erregermaschinen
                              									unmittelbar zusammengebaut. Eine besondere weitere Maschinengruppe für Erregerzwecke
                              									soll später aufgestellt werden. (Zeitschr. f.d. gesamte Turbinenwesen 1908, S.
                              									520–524.)
                           H.