| Titel: | Polytechnische Rundschau. | 
| Fundstelle: | Band 324, Jahrgang 1909, S. 222 | 
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                        Polytechnische Rundschau.
                        Polytechnische Rundschau.
                        
                     
                        
                           Blitzschutz bei elektrischen Bahnen in Amerika.
                           Mit Rücksicht darauf, daß zur Speisung der Fahrzeuge meist Gleichstrom von etwa 600
                              									Volt aus Umformerwerken dient und daß den letzteren die Energie als Drehstrom mit
                              									etwa 13000 Volt Spannung zugeführt wird, ergeben sich bei elektrischen Bahnen zwei
                              									Arten von BlitzableiternSiehe D. P. J. 1908,
                                    											S. 70., Diese müssen bei der Gleichstromanlage sowohl in der
                              									Oberleitung als auch auf dem Motorwagen angebracht werden und mit Rücksicht auf die
                              									der niedrigen Spannung entsprechende geringe Isolation äußerst betriebssicher sein.
                              									Ferner ist ihre Erdung durch eine auf dem kürzesten Wege zu den Fahrschienen
                              									verlaufende Leitung zu bewirken. Günstig für den Blitzschutz ist, daß zum mindesten
                              									an vielen Stellen Bäume und Häuser die Leitung überragen und daher die Blitzgefahr
                              									verringern.
                           Im Wechselstromkreise haben einerseits die unmittelbar an die Leitung angeschlossenen
                              									Transformatoren eine sehr hohe Isolation, anderseits ist der Blitzschutz
                              									günstiger zu erzielen, da die zu schützenden Apparate an den Leitungsenden in
                              									geschlossenen Räumen untergebracht sind. Im übrigen verliert der von einem
                              									Blitzschlag induzierte Strom sehr an Spannung, wenn er, was wohl meistens der Fall
                              									ist, ein längeres Leitungsstück durchfließen muß. Tritt der seltene Fall ein, daß
                              									ein Blitzschlag unmittelbar die Leitung trifft, so würde zwar ein Blitzableiter
                              									neuester Bauart auch eine derartige Beanspruchung aushalten. Da der Blitz jedoch am
                              									nächsten Mast zur Erde übersprüngt, käme das Arbeiten der Blitzschutzvorrichtung nur
                              									in Frage, wenn sie sich zufällig an der Einschlagstelle befindet. Blitzschläge, die
                              									in der Nähe der Leitung auftreten, erzeugen Induktionsströme, welche bis zum
                              									Leitungsende fließen, dort durch eine Drosselspule aufgehalten und durch einen
                              									geeigneten Blitzableiter zur Erde abgeleitet werden. Folgt der Arbeitsstrom dem nach
                              									Erde übergeschlagenen Funken im Blitzableiter, so muß der letztere imstande sein,
                              									diesen Strom zu unterbrechen.
                           Ein Blitzableiter soll jedoch außerdem die Anlage auch gegen solche Ueberspannungen
                              									sichern können,
                              									die von Resonanzerscheinungen herrühren. Das wesentlichste hierbei ist, daß
                              									diese Erscheinungen während einer längeren Zeitdauer auftreten können und daß sie
                              									infolgedessen hohe Anforderungen an die Apparate stellen. Mehrfach-Funkenstrecken
                              									werden einige Minuten lang, Aluminiumblitzableiter mit vorgeschalteter Funkenstrecke
                              									30 Minuten lang eine derartige Beanspruchung aushalten können. Zweckmäßig werden
                              									daher nur die letzteren angewendet, da erst die angegebene Zeit genügend sein
                              									dürfte, um Abhilfe zu schaffen.
                           Bei dem Aluminiumblitzableiter wird die Ableitung des Arbeitsstromes beschränkt, ohne
                              									daß die Ableitung der Ueberspannung irgendwie behindert wird. Die Wirkung beruht auf
                              									einer gegenelektromotorischen Kraft, die durch ein die Aluminiumplatten
                              									überziehendes Häutchen erzeugt wird. Bei den meisten anderen Blitzableitern ist ein
                              										Ohmscher Widerstand zur Begrenzung des nach Erde
                              									übergeschlagenen Arbeitsstromes verwendet worden, der jedoch den Nachteil hat, daß
                              									er auch die Ableitung der atmosphärischen Elektrizität erschwert und somit die
                              									Wirkungsweise verschlechtert.
                           Für 600 Volt Gleichstrom verwendet man zwei hintereinander geschaltete
                              									Aluminiumzellen, die unmittelbar an die Leitung angeschlossen sind. Von der
                              									Zwischenschaltung einer Funkenstrecke sieht man ab, da der geringste betriebssicher
                              									zu verwendende Luftzwischenraum erst bei einer Ueberspannung von 2 bis 3000 Volt
                              									durchschlagen wird. Durch ein derartiges Zellenpaar geht ständig ein Strom von 0,001
                              									bis 0,005 Ampere zur Erde. Dieser Strom ist übrigens die Ursache davon, daß die
                              									positiven Elektroden der Zellen abgenutzt werden. Immerhin beträgt deren Lebensdauer
                              									mehr als ein Jahr.
                           Der Wechselstrom-Hochspannungsblitzableiter besteht aus einer Säule, die aus
                              									konischen in 6 mm Abstand voneinander aufgeschichteten Gefäßen hergestellt ist. Die
                              									Zwischenräume sind mit dem Elektrolyten teilweise gefüllt. Mit Rücksicht auf die
                              									starke Abnutzung bei Wechselstrom werden die Zellen an die zu schützende Leitung
                              									unter Zwischenschaltung einer Funkenstrecke angelegt, die bereits von geringen
                              									Ueberspannungen überwunden wird.
                           Zur Herstellung einer guten Erdung empfiehlt der Verfasser, eine größere Anzahl
                              									Gasrohre in Abständen von 1½ bis 2½ m in den Erdboden einzubringen und untereinander
                              									durch ein Kupferseil leitend zu verbinden. Sollte die Leitfähigkeit des Bodens mäßig
                              									sein, so kann an jedem Rohr ein Loch ausgehoben, einige Kilo Salz hineingeschüttet
                              									und durch Wasser im Boden verteilt werden. (Creighton.)
                              									(Electric Railway Journal 1908, Bd. II, S. 996–998.)
                           
                              Pr.
                              
                           
                        
                           Schaltung von Bahnmotoren.
                           Als Spragne im Jahre 1898 auf der South Side Elevated in Chicago zum erstenmal eine sogenannte Zugsteuerung
                              									anwendete, bei der die auf mehreren Wagen angeordneten Motoren gemeinsam von einem
                              									Führerstand aus gesteuert wurden, benutzte er bereits ein Stromrelais, welches
                              									selbsttätig das Fortschreiten des Einschaltvorganges überwachte. Erst in neuerer
                              									Zeit hat man jedoch diese Regelung in größerem Umfange angewendet. Sie schützt
                              									erstens die Motoren und die elektrische Ausrüstung vor Ueberanstrengung mit zu
                              									großen Strömen, die bei ungeschicktem Schalten auftreten können. Ferner ist es
                              									möglich, hierdurch eine wirksame und gleichförmige Beschleunigung zu erzielen, ohne
                              									die Fahrgäste durch Stöße zu belästigen, und schließlich wird der Wagenführer
                              									entlastet, so daß er der Beobachtung der Strecke größere Aufmerksamkeit widmen kann.
                              									Allerdings sind die Anfahrverhältnisse für einen schwachbesetzten Zug auf
                              									ebener Strecke andere, als für einen überfüllten Zug in einer kleinen Krümmung oder
                              									auf einer großen Steigung. Im letzteren Fall wird zweckmäßig dem Höchststromrelais
                              									ein Widerstand parallel geschaltet; außerdem empfiehlt es sich, das Relais mit einer
                              									Dämpfung zu versehen, um das Fortschreiten des Einschaltens auch von der Zeit
                              									abhängig zu machen.
                           Die gleichförmigste Belastung der Motoren wird selbstverständlich durch eine
                              									möglichst große Stufenzahl erzielt. Mit Rücksicht auf die Wirtschaftlichkeit,
                              									Einfachheit und Betriebssicherheit empfiehlt sich dagegen eine geringe Anzahl von
                              									Schaltstufen, und man arbeitet im allgemeinen mit fünf Einschaltstufen für die
                              									hintereinanderliegenden und vier Einschaltstufen für die parallelgeschalteten
                              									Motoren. Als zweckmäßig hat es sich herausgestellt, beim Uebergang von einer Stufe
                              									auf die nächste die Beschleunigung nicht um mehr als 0,3 m i.d. Sek., bei
                              									Personenbeförderung und bei Güterbeförderung die Zugkraft nicht um mehr als 15 v.H.
                              									zu ändern.
                           Bei der Regelung von Gleichstrommotoren hat sich für den Uebergang von
                              									Hintereinander- auf Parallelschaltung die sogenannte Brückenschaltung am meisten
                              									eingebürgert. Bei ihr sind für zwei Motoren zwei getrennte Widerstandsgruppen
                              									vorhanden, die anfangs in Hintereinanderschaltung liegen und nach und nach kurz
                              									geschlossen werden. Hierauf werden die den Widerständen zugekehrten Motorklemmen
                              									unmittelbar überbrückt und die Widerstände den Motoren derart parallel geschaltet,
                              									daß nach Oeffnen des Ueberbrückungsschalters je ein Motor und ein Widerstand in
                              									Reihe und die so gebildeten Gruppen einander parallel geschaltet sind. Durch
                              									stufenweises Kurzschließen der Widerstände wird schließlich das Einschalten
                              									beendet.
                           Für die Steuerung der Einzelschalter auf den Fahrzeugen verwendet die Westinghouse-Gesellschaft Druckluftmotoren und
                              									Druckluftzylinder, deren Ein- und Auslaßventile mittels besonderer
                              									Niederspannungsströme gesteuert werden. Als Vorteil hierfür wird geltend gemacht,
                              									daß der Betrieb der Schaltapparate vom Fahrstrom unabhängig ist, daß in allen
                              									Apparaten eine sehr große und dauernd gleiche Steuerkraft zur Verfügung steht, und
                              									daß schließlich die Steuerschalter in den Führerständen nur Strom geringer Spannung
                              									führen. (Case und Cooper.)
                              									[Electric Railway. Journal 1908 Bd. II, S. 1093–1095 u.S. 1109–1111.]
                           
                              Pr.
                              
                           
                        
                           Windkraft-Elektrizitätswerke.
                           Die von den Deutschen Windturbinen-Werken in Dresden in
                              									Tremsbütel (Bezirk Hamburg) errichtete Herkules-Windturbinen-Anlage, die zum Betrieb
                              									einer kleinen elektrischen Zentrale mit einem Anschlußwert von etwa 40 KW dient,
                              									besteht aus einer auf einem stählernen Turm von 29 m Flöhe aufgestellten Turbine von
                              									12 m Raddurchmesser. Letztere hat starre, fest vernietete Windflügel aus Stahlblech.
                              									Das Drehmoment wird durch ein konisches Räderpaar und eine senkrechte Welle auf ein
                              									Vorgelege übertragen, welches die Dynamomaschine antreibt. Die Einstellung des Rades
                              									nach der Windrichtung erfolgt durch eine Fahne, welche im Motorkörper beweglich
                              									gelagert ist, die Regulierung nach der Windstärke mittels einer Seitenfahne, durch
                              									welche bei steigender Windstärke das ganze Rad mehr und mehr parallel zur
                              									Windrichtung gestellt und die dem Wind ausgesetzte Fläche verkleinert wird. Der
                              									bisherige Betrieb hat gezeigt, daß trotz außerordentlich starker Stürme keine
                              									Beschädigungen eintraten. Die Leistung der Windturbine beträgt bei 4 bis 4 m
                              									Windgeschwindigkeit in der Sekunde 6 PS, bei 6 bis 7 m 14 PS und bei 8 m etwa 30 PS.
                              									Die Dynamo ist als Wendepolmaschine ausgeführt und wurde unter Zugrundelegung von 6 bis 7
                              									m Windgeschwindigkeit für 80 Amp. bei 110 Volt und 1350 Umdr./Min. bemessen. Die
                              									Anlagekosten betragen 32700 Mk., die jährlichen Betriebskosten 4550 Mk. gegenüber
                              									6770 Mk. bei der bisherigen Stromerzeugung mit zwei durch Benzinmotoren von 12 und
                              									20 PS angetriebenen Gleichstromdynamos und einer Batterie, deren Anlagekosten auf
                              									20600 Mk. sich beliefen. Diese neue Anlage bedarf nur sehr geringer Aufsicht, die
                              									sich auf ein wöchentliches Nachfüllen der Oelgefäße beschränkt. (Elektrotechnische
                              									Zeitschrift 1908 S. 1250.)
                           
                              J.
                              
                           
                        
                           Luftdruckhammer zum Aufziehen von Radkränzen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 324, S. 223
                              Fig. 1.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 324, S. 223
                              Fig. 2.
                              
                           Nachstehende Abbildungen (Fig. 1 u. 2) stellen eine Maschine dar, die zum Aufziehen der
                              									Radkränze auf Eisenbahnwagen und Lokomotiv-Rädern benutzt wird. Sie arbeitet mittels
                              									Luftdruck. Die in die Zylinder gepreßte Luft wird von einer doppeltwirkenden Pumpe
                              									erzeugt, deren Antrieb entweder durch Riemen oder Motor erfolgen kann. Das Triebwerk
                              									der Pumpe sowie der Zylinder bestehen aus Gußstahl, während der Kolben und die
                              									Kolbenstange aus einem Stück geschmiedet sind. Die Regulierung ist eine genaue und
                              									geschieht wie folgt. Beim größten Ausschlage der am Zylinder befindlichen Handkurbel
                              										(Fig. 1) nach rechts, hebt sich der Fallbär bis
                              									zu seiner höchsten Stellung und verbleibt dort, die Amboßfläche freilassend. Bei
                              									einer geringen Bewegung der Kurbel nach links senkt sich der Hammer langsam und erst
                              									bei einer weiteren Bewegung der Kurbel fällt der Bär mit steigender Heftigkeit
                              									nieder. Er läßt sich aber während des Arbeitens durch einen raschen Griff an
                              									den unter der Kurbel befindlichen Handhebel leicht in seiner Bewegung aufhalten. Die
                              									Firma B.& S. Massey in Manchester, welche diese
                              									Luftdruckhammer baut, versieht sie mit Rädertischen in zwei verschiedenen Größen,
                              									nämlich solche für gewöhnliche Eisenbahnwagenräder und solche für Lokomotivräder.
                              									Jeder Tisch läßt sich derart regulieren, daß sich sein Durchmesser dem der Räder
                              									anpaßt. Der mittlere Teil des Tisches ist als Trommel drehbar ausgebildet, das zu
                              									bearbeitende Rad mit sich tragend. Für Räder kleineren Durchmessers dreht sich diese
                              									Trommel bei gleichmäßiger Geschwindigkeit. Der Hammer für größere Räder besitzt eine
                              									Gegenwelle, welche mittels Kegelräder sowohl das Getriebe als auch die sich drehende
                              									Scheibe treibt. (Fig. 2.) Das Aufziehen eines
                              									Radkranzes auf ein Rad von 6 Zoll Durchmesser wird in einem Zeitraum von 35 Sekunden
                              									bewerkstelligt. Die ganze Arbeit des Aufziehens einschließlich des Auf- und
                              									Abspannens beträgt 5 Minuten. Abgesehen von einer Ersparnis an Arbeitskräften bietet
                              									der vorgeschriebene Luftdruckhammer eine wesentliche Ersparnis an Zeit im Vergleich
                              									zur Handarbeit. Der Hub des Hammers beträgt 8 Zoll, und das Gewicht der Maschine
                              									beläuft sich für den Hammer der kleineren Bauart auf 3,14 t und für den der größeren
                              									Konstruktion auf 5½ t.
                           
                              B.
                              
                           
                        
                           Veränderungen des Betons durch Rauchgase.
                           Um die Wirkung der Rauchgase der Lokomotiven auf den Beton festzustellen, wurde auf
                              									Veranlassung der K.K. Generalinspektion der Oesterreichischen Eisenbahnen der Beton
                              									zweier jetzt 18 Jahre alter Monierbrücken bei den Stationen Mödling und Guntramsdorf
                              									der Südbahn untersucht. Diese Brücken bestehen aus 2 bzw. 3 je 10 m weiten im
                              									Scheitel 15 cm, im Kämpfer 30 cm starken Eisenbetongewölben, deren Eiseneinlagen 1
                              									bis 3 cm stark von Beton umhüllt waren. Die Betonmischung war in Mödling 1 : 5, in
                              									Guntramsdorf 1 : 3. Das im Verschubbereiche gelegene Bauwerk in Mödling war häufig
                              									den Rauchgasen längere Zeit darunter stehender Lokomotiven ausgesetzt, während das
                              									Bauwerk in Guntramsdorf nur von Rauchgasen durchfahrender Lokomotiven getroffen
                              									wurde. Die untersuchten Proben waren den am meisten den Rauchgasen ausgesetzten
                              									Stellen in 1 cm Schichtstärke entnommen, um die Tiefe des Einflusses der Rauchgase
                              									feststellen zu können. Die Eiseneinlagen wurden an den untersuchten Stellen
                              									freigelegt. Die Oberfläche des Betons zeigte keine sichtbaren Veränderungen, außer
                              									einem dünnen Rußbeschlag über dem Wege des Rauchfanges. Die bloßgelegten Eisen
                              									einschließlich der Bindedrähte zeigten eine tadellose, schwach bläuliche Oberfläche,
                              									an der der Beton festhaftete. Nur an einer schlecht ausgeführten porösen Stelle, die
                              									absichtlich als Probestelle gewählt wurde, zeigten die Tragstäbe Roststellen bis ½
                              									mm Tiefe, von denen der Beton sieht leicht ablöste, während die Bindedrähte
                              									teilweise durchgerostet waren. Der Beton war durch braunes Eisenoxydhydrat gefärbt.
                              									Der Wasserdampf der Rauchgase war also bis zum Eisen gedrungen und hatte den Rost
                              									erzeugt, der sich in den Poren des Betons ablagerte. Von den Bestandteilen der
                              									Rauchgase wirken besonders die Kohlensäure und die schwefelige Säure auf den Beton
                              										eins. D.p. J 1908, S.
                                    											494.. Die Kohlensäure karbonisiert den im Beton enthaltenen
                              									freien Kalk und zersetzt die schwefelverbindungen unter Ausscheidung von
                              									Schwefelwasserstoff. Die schwefelige Säure oxydiert sich im Beton infolge der
                              									Feuchtigkeit der Luft zu Schwefelsäure, die sich mit dem freien Kalk
                              									zu Gips verbindet. Diese chemischen Veränderungen zeigten sich nur in der Nähe
                              									der Oberfläche in größerem Maße. Schließlich hat sich gezeigt, daß der Zement einen
                              									Teil der Kieselsäure des Sandes im Laufe der Jahre aufgeschlossen hat. Der Beton und die Eiseneinlagen sind durch die Einwirkung der
                                 										Rauchgase praktisch nicht entwertet worden. (Gebauer.) [Beton u. Eisen
                              									1908, S. 375–377.]
                           Dr.-Ing. Weiske.
                           
                        
                           Alkohol aus Holz.
                           Ueber die fast 100 Jahre alte Aufgabe, aus Zellstoff durch Kochen mit Schwefelsäure
                              									und Vergären des so erhaltenen Zuckers mit guter Ausbeute Alkohol herzustellen, hat
                              										T. Koerner vergleichende Versuche angestellt. Er
                              									findet die Angabe von Simonsen, daß aus 1 kg Holz
                              									trockenem 60 g Alkohol gewonnen werden, bestätigt. Da 1 kg Holz etwa 50 v.H.
                              									Zellulose enthält, die theoretisch über ¼ kg Alkohol ergeben könnten, so folgt, daß
                              									aus dem Zellulosemolekül nur ein mäßiger Teil (günstigstens etwa ¼ abgespalten und
                              									in vergärbaren Zucker übergeführt wird.
                           Entgegen den Patenten von Classen erwies sich der Zusatz
                              									von schwefliger Säure als schädlich für die Ausbeute, ebenso Ozon (Patent von Roth und Grenzen).
                           Auch chromsaures Kali und Kaliumpersulfat wirkten ungünstig, dagegen erhöhte der
                              									Zusatz von Wasserstoffsuperoxyd die Ausbeute um die Hälfte. Koerner schließt daraus, daß schwache Oxydationsmittel die Zellulose in
                              									eine der Zuckerbildung geneigte Verbindung (wohl Hydrozellulose) überführen.
                              									(Zeitschrift f. angewandte Chemie 1900 S. 2353–2359.)
                           
                              A.