| Titel: | Neuere Einzylinder-Stufenkompressoren. | 
| Autor: | Fr. Freytag | 
| Fundstelle: | Band 324, Jahrgang 1909, S. 248 | 
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                        Neuere
                           								Einzylinder-Stufenkompressoren.
                        Von Fr. Freytag,
                           									Chemnitz.
                        (Schluß von S. 232 d. Bd.)
                        Neuere Einzylinder-Stufenkompressoren.
                        
                     
                        
                           Im Anschluß an die vorbeschriebenen Kompressoren, die – mit Ausnahme des
                              									letztgenannten fünfstufigen Kompressors – durchweg als
                              									Einzylinder-Stufenkompressoren ausgeführt sind, mag noch ein mit Dampf betriebener
                              									Verbund-Kompressor, der von der Firma Rud. Meyer A.-G.
                              									im Jahre 1905 für die Zeche „Graf Blumenthal“ der Bergwerksgesellschaft
                              											„Hibernia“ geliefert wurde, kurz
                              									Erwähnung finden.
                           Dieser Kompressor hat 800 mm Kolbenhub und liefert mit 90 minutlichen Umdrehungen
                              									(normal) 3300, mit 105 minutlichen Umdrehungen (maximal) 3850 cbm/St. Preßluft.
                           Die Dampfmaschine besitzt Ventilsteuerung (Patent Widnmann); sie arbeitet mit Sattdampf und läßt eine Regulierung der
                              									Umlaufzahl zwischen 35 und 105 zu. Es waren dies die ersten Kompressoren, die mit
                              									vollständig automatisch arbeitenden Reguliervorrichtungen, gleichzeitig für Dampf-
                              									und Druckluft, ausgerüstet wurden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 324, S. 248
                              Zweistufiger Einzylinder-Kompressor der Maschinenbau-A.-G. vorm. Breitfeld,
                                 										Daněk & Co.
                              
                           Dieselben wirken derart, daß sie bei Erreichung des höchsten Luftdruckes die
                              									Steuerung des Hochdruckdampfzylinders automatisch auf kleinere und schließlich auf
                              									die kleinste zulässige Füllung einstellen, wobei die niedrigste Umlaufzahl, die der
                              									kleinsten Füllung entspricht, ein Drittel der normalen Umlaufzahl beträgt. Sobald
                              									der Luftdruck im Luftsammler um ½ Atm. gesunken, wird der Kompressor selbsttätig
                              									durch Vergrößerung der Füllung wieder allmählich auf normale Umlaufzahl gebracht.
                              									Durch diese Reguliervorrichtungen wird nicht nur eine große Betriebsökonomie
                              									geschaffen, sondern auch große Betriebssicherheit erreicht, indem Störungen, wie sie
                              									durch Unachtsamkeit des Maschinisten eintreten können, nunmehr ausgeschlossen
                              									sind.
                           Die Kompressoren besitzen Mantelkühlung und einen großen, unter Flur aufgestellten
                              									Röhrenzwischen-kühler.
                           Die Luftsteuerung bestand ursprünglich aus Plattenringventilen (D.R.P. No. 142272), an deren Stelle inzwischen
                              									reibungslos geführte Streifenventile (Fig. 18 s. S. 213) aus besonders geeignetem Stahl
                              									hergestellt sind. Diese Streifen können praktisch als gewichtslos angesehen werden,
                              									und ermöglichen anstandslos die höchsten Umlaufzahlen bei geräuschlosem Gange. Die
                              									Ventile besitzen keinen äußeren Steuerungsantrieb und bedingen daher, gegenüber den
                              									Schiebersteuerungen und gesteuerten Ventilen mit ihren Führungen, Stangen,
                              									Bolzen, Exzentern usw., die viel Kraft und Schmiermaterial verzehren und verschärfte
                              									Wartung benötigen, einen bedeutsamen Vorteil.
                           Bei einem Abnahmeversuch, der mit 88 Uml./Min. angestellt wurde, ergab sich die
                              									indizierte Leistung der Dampfmaschine zu 339 PS, die des Kompressors zu 311 PS,
                              									entsprechend einem mechanischen Wirkungsgrade von 90,8 v.H. Bei 97,2 v.H.
                              									volumetrischem Wirkungsgrade, den die Luftdiagramme ergaben, betrug die Saugleistung
                              									3365 cbm/St., somit saugt ein indiziertes Dampfpferd 9,93 cbm/St. Luft an.
                           Fig. 22 und 23 veranschaulichen
                              									einen zweistufigen Einzylinder-Kompressor, Bauart Castellain, der Maschinenbau-A.-G. vormals
                                 										Breitfeld, Daněk & Co. in Prag-Karolinental von 150 bzw. 300 mm 
                              									und 250 mm Hub, der mit 175 Uml./Min. stündlich 130 cbm Luft ansaugt.
                           Der auf der Hochdruckseite mit drei, auf der Niederdruckseite mit zwei Ringen
                              									geliderte Stufenkolben ist nach der Kurbelseite hin zu einer Rundführung
                              									ausgegebildet und damit für hinreichende Luftkühlung des Niederdruckzylinders
                              									gesorgt. Der Ventilkasten dieses Zylinders bildet in seiner Verlängerung den
                              									Hochdruckzylinder, der durch einen besonderen Deckel mit Ventilkammer abgeschlossen
                              									wird. Der Mantel des Hochdruckzylinders ist für Wasserkühlung eingerichtet. Die vom
                              									Niederdruckzylinder gelieferte Luftmenge durchströmt behufs wirksamer Rückkühlung
                              									einen im Maschinenrahmen in Gestalt einer schmiedeeisernen Rohrschlange
                              									untergebrachten Zwischenkühler. Der Niederdruckzylinder hat zwei an seinem Umfang
                              									angeordnete Saug- und zwei ebensolche Druckventile, während die Ventile des
                              									Hochdruckzylinders – je ein Saug- und ein Druckventil – im hinteren Deckel achsial
                              									angeordnet sind. Die aus Stahl hergestellten Ventile sind einfache, selbsttätige
                              									Tellerventile b, die zur Stoßverminderung mit
                              									Luftpuffern a versehen sind; sie führen sich in
                              									durchbrochenen Bronzebüchsen m, die durch
                              									Verschlußstücke c mit übergeschraubten Kapseln g in den Wandungen des Niederdruckzylinders bzw. des
                              									hinteren Ventilkastens befestigt sind.
                           Den Luftzylinder eines als Luftfüllapparat dienenden zweistufigen
                              									Einzylinderkompressor derselben Firma zeigt Fig. 24.
                              									Dieser Kompressor, dessen Wirkungsweise dem D.R.P. No. 159583 entspricht, hat 225, 135 und 85
                              									mm Zylinderbohrung und 100 mm Hub; er kann bis zu 20 Atm. Druck verwendet werden und
                              									saugt bei 150 Uml/Min. etwa 400 l/Min. Luft von atmosphärischer Spannung an. Der
                              									eigentliche Saugraum s des Zylinders wird von einer
                              									Ringfläche gebildet, in welche die Luft durch runde Säugöffnungen, also ohne
                              									Saugventile, eintritt, um nach erfolgter Verdichtung durch drei am Umfange des
                              									Niederdruckzylinders angeordnete Druckventile d in
                              									einen Zwischenraum zu strömen, aus dem die Preßluft durch eine außen um den Zylinder
                              									gewickelte Rohrspirale von entsprechender Kühlfläche zum Hochdruckzylinder gelangt.
                              									Hier wird sie in gleicher Weise durch Oeffnungen im Zylinder angesaugt und durch ein
                              									im Deckel desselben befindliches Druckventil h zu dem
                              									betreffenden Luftkessel geleitet.
                           Hochdruck- und Niederdruck-Kolbenkörper sind mit je drei gußeisernen Ringen gelidert.
                              									Die Schubstange zur gekröpften Antriebswelle greift im Innern des Trunkkolbens an
                              									und es bildet der Kolben zugleich die Geradführung, wodurch die Bauart sehr
                              									gedrungen ist. Eine besondere Hochdruckstopfbüchse ist nicht erforderlich. Um einen
                              									zu hohen Gegendruck beim eventuellen Durchströmen der Preßluft im geschlossenen
                              									Zwischenraum der beiden Zylinder zu verhüten, ist durch zwei
                              									Ueberdruckventilchen i eine Verbindung desselben mit
                              									dem Saugraum des Kompressors vorgesehen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 324, S. 249
                              Fig. 24. Luftzylinder der Maschinenbau-A.-G. vorm Breitfeld, Daněk &
                                 										Co.
                              
                           Diese Luftfüllpumpe arbeitet ohne Einspritzung und wird mittels Riemens von einer
                              									Dynamo mit etwa 1000 Uml./Min. angetrieben.
                           Für höhere Drücke als 20 Atm. verwendet die Firma zweistufige Kompressoren mit
                              									Wassereinspritzung.