| Titel: | Polytechnische Rundschau. | 
| Fundstelle: | Band 324, Jahrgang 1909, S. 268 | 
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                        Polytechnische Rundschau.
                        Polytechnische Rundschau.
                        
                     
                        
                           Elektrisch gesteuerte Preßluftstellwerke.
                           Zur Ergänzung meiner Mitteilungen in Heft 7 S. 107 möchte ich bemerken, daß die Firma
                              										C. Stahmer in Georgsmarienhütte bereits im Jahre 1907 auf dem Bahnhof Harlem der Holländischen Eisenbahngesellschaft eine
                              									Druckluftstellwerksanlage ausgeführt hat, bei der die Außenteile durch das neue
                              									elektrische Stellwerk von Siemens & Halske
                              									gesteuert werden. Augenblicklich ist sie damit beschäftigt, die Bahnhöfe Dudweiler
                              									und Amsterdam mit derartigen Anlagen auszurüsten. Die Bahnhöfe Darmstadt und
                              									Linden-Fischerhof befinden sich ebenfalls in Bearbeitung. Hierbei sollen indes aus
                              									verschiedenen Gründen die Fahrstraßen und Signalschalter getrennt ausgeführt werden.
                              									Nach Ansicht der Firma C. Stahmer sind die oft
                              									beklagten Druckluftverluste in den Leitungen nicht ausschließlich auf
                              									Undichtigkeiten der Stopfbüchsen an den kleinen Steuerkolbenstangen zurückzuführen;
                              									sie verspricht sich daher von der Einführung der Drehschieber keine besonderen
                              									Vorteile, wenigstens keine völlige Behebung der Luftverluste. Da
                              									Stellwerksanlagen mit Drehschiebern aber noch nicht praktisch erprobt sind, so wird
                              									die Entscheidung über diese Frage der Zukunft vorzubehalten sein. Danzig-Langfuhr,
                              									den 3. April 1909.
                           Oder.
                           
                        
                           Versuche an einer Rateau-Dampfturbine von 150 KW.
                           An der Dampfturbine für das Maschinen-Laboratorium der Technischen Hochschule Danzig
                              									hat vor einigen Jahren Prof. Josse Versuche angestellt,
                              									welche hauptsächlich die Festteilung des Dampfzustandes in den einzelnen Abteilungen
                              									der Turbine bezwecken. Sie sind in den Berichten des Maschinenlaboratoriums der
                              									Technischen Hochschule Berlin mit einer genauen bildlichen Darstellung der Maschine
                              									veröffentlicht. In letzter Zeit sind weitere eingehende Versuche mit dieser Turbine
                              									gemacht worden, die über eine Reihe von Einflüssen Aufschluß gebracht haben und
                              									durch die Vollständigkeit der mitgeteilten Ergebnisse und Grundlagen besonders
                              									wertvoll sind.
                           
                           Die untersuchte Dampfturbine ist eine Aktionsturbine mit 13 Druckstufen und
                              									leistet bei 3000 Umdrehungen i.d.M. 150 KW. Sie ist mit einer Gleichstromdynamo
                              									direkt gekuppelt, die bei den Versuchen auf einen Wasserwiderstand arbeitete. Die
                              									Eigenverluste der Dynamo bei verschiedenen Belastungen und Tourenzahlen wurden
                              									besonders bestimmt.
                           Die Versuche mit verschiedener Tourenzahl lieferten zunächst das auf den ersten Blick
                              									auffällige Ergebnis, daß die durchströmende Dampfmenge bei gleichgehaltenem Anfangs-
                              									und Enddruck ganz unabhängig von der Tourenzahl ist. Selbst bei Stillstand der
                              									Turbine ging die gleiche Dampfmenge hindurch wie bei voller Tourenzahl. Auch zeigte
                              									sich in dem Druckabfall von Stufe zu Stufe kaum ein Unterschied zwischen der vollen
                              									Tourenzahl 3000 und Stillstand der Turbine, wenn beidemal Anfang und Enddruck gleich
                              									gehalten wurden. Die Turbine war mit Einrichtungen versehen, welche den Druck und
                              									die Temperatur in jeder einzelnen Stufe zu messen gestatteten.
                           Interessant sind die Ergebnisse über die Dampfaufnahme der Turbine bei verschiedenem
                              									Gegendruck und gleichem Anfangsdruck vor dem ersten Leitapparat. In Uebereinstimmung
                              									mit den Beobachtungen bei einer einfachen Mündung bleibt auch hier die Dampfaufnahme
                              									mit sinkendem Gegendruck fast unveränderlich bis zu einem kritischen Wert des
                              									Druckverhältnisses zwischen Anfangs- und Enddruck. Bei der einfachen Mündung ist
                              									dieser kritische Wert bekanntlich 0,58. Hier ergab sich das kritische Verhältnis
                              									etwa zu 0,25. Das rührt offenbar von den Widerständen beim Durchströmen durch die
                              									Turbine her. Demgemäß bleibt das durchströmende Dampfvolumen bei Auspuff bis etwa 4
                              									Atm. Anfangsspannung konstant und nimmt von da ab bei geringerer Anfangsspannung
                              									stark ab, während bei Kondensation das durchströmende Dampfvolumen bis auf eine
                              									Anfangsspannung von 1 Atm. konstant bleibt. Das durchtretende Dampfgewicht nimmt bei
                              									Kondensation mit dem Anfangsdruck fast genau linear zu, bei Auspuff erst von 4 Atm.
                              									Anfangsdruck an. In beiden Fällen hat die Veränderung der Tourenzahl keinen Einfluß
                              									auf die durchströmende Dampfmenge.
                           Bei gleicher durchströmender Dampfmenge und Tourenzahl verändert sich die Leistung
                              									der Turbine mit dem Gegendruck nach einem parabolischen Gesetz. Bei hoher Luftleere
                              									verursacht die Verbesserung des Vakuums um 1 v.H. einen Gewinn an Leistung von 2
                              									v.H.; wenn der Gegendruck von 1 Atm. auf 0,1 Atm. abnimmt, steigert sich die
                              									elektrische Leistung bei gleicher Dampfmenge um das 2½fache, auf die
                              									Turbinenleistung bezogen um das Doppelte. (Es entspricht dies auch annähernd dem
                              									Verhältnis der verfügbaren Wärmeenergie im Dampf bei 1 und 0,1 Atm. Gegendruck.) Bei
                              									den Versuchen mit verschiedenen Dampfmengen (von 400 bis 1900 kg/St.) und
                              									verschiedenen Tourenzahlen (von 3000 bis Null) ergab sich folgendes: Die Leistung
                              									nimmt mit der Tourenzahl nach einer Parabel zu bei den verschiedenen Dampfmengen,
                              									das Drehmoment nach einem ähnlichen Gesetz mit der Tourenzahl ab; etwa bei 9500
                              									Touren würde es zu Null. Drehmoment und Leistung nehmen mit dem Dampfverbrauch nicht
                              									genau linear zu; die Abhängigkeit wird durch eine schwache S-förmige Kurve
                              									dargestellt, und zwar mit gleicher Gesetzmäßigkeit für die verschiedenen
                              									Tourenzahlen. Die günstigste Tourenzahl liegt, nach dem Scheitelpunkt der
                              									Leistungsparabel zu urteilen, weit über 3000; die Widerstände der Dynamo, namentlich
                              									des eingebauten Ventilators, bewirken aber, daß die günstigste Tourenzahl für die
                              									elektrische Leistung nahe bei 3000 liegt.
                           Das Anzugsmoment der Turbine wurde bei losgekuppelter Dynamo mittels eines an
                              									der Kupplung festgeklemmten Hebels gemessen, der im Abstand von 1 m auf eine
                              									Dezimalwage drückte. Innerhalb gewisser Grenzen konnte die Wage be- und entlastet
                              									werden, ohne daß sich der Hebel bewegte; das war die Folge der ruhenden Reibung der
                              									Turbine in den Lagern, Stopfbüchsen usw. Dieses Reibungsmoment ergab sich so zu 1,5
                              									m/kg, was bei 3000 Touren einer Reibungsarbeit von 6,3 PS entsprechen würde.
                              									Leergangsversuche mit verschiedener Luftleere, bei denen die Turbine durch die
                              									Dynamo angetrieben wurde, ermöglichten durch Extrapolieren den Punkt für vollkommene
                              									Luftleere und damit diejenige Reibungsarbeit zu bestimmen, welche von der Reibung
                              									der Lager und Stopfbüchsen herrührt; sie ergab sich zu 2 PS. Die Reibung bei
                              									stillstehender Turbine geht also auf etwa ein Drittel zurück, wenn die volle
                              									Tourenzahl erreicht ist. (Gramberg.) Zeitschrift d.V.D.
                              									Ing. 1909 S. 250–256.
                           
                              M.
                              
                           
                        
                           Die Rittnerbahn.
                           Die etwa 12 km lange von Bozen nach Klobenstein führende elektrisch betriebene
                              									Rittnerbahn ist anfangs nahezu 1 km lang als Adhäsionsbahn ausgeführt. Es folgt eine
                              									4,1 km lange Zahnradstrecke, mittels der ein Höhenunterschied von 910 m bei einer
                              									Höchststeigung von 255 a.d. Tausend überwunden wird. Von Beginn der Zahnradstrecke
                              									ab liegt das Gleis auf eigenem Bahnkörper; dementsprechend ist nur die
                              									Straßenstrecke mit Rillenschienen von 34,4 kg/m Gewicht, der übrige Teil mit
                              									Vignolschienen von 21,8 kg/m und 17,89 kg/m ausgerüstet. Für die Steilstrecke ist
                              									die Strubsche Zahnstange verwendet; letzere ist im
                              									wesentlichen eine Keilkopfschiene, deren Kopf von einer an der Lokomotive
                              									angebrachten Sicherheitszange umfaßt wird. Die in Längen von 4 m eingebaute
                              									Zahnstange wiegt 34 kg/m und besteht aus weichem Stahl von etwa 45 kg/qmm mittlerer
                              									Zugfestigkeit und 20 v.H. Dehnung.
                           Der Betriebstrom wird von den Etschwerken in Meran der
                              									in der Mitte der Zahnstangenstrecke gelegenen Umformerstation als Drehstrom von
                              									10000 Volt zugeführt, welcher nach Herabtransformierung auf 3000 Volt mittels eines
                              									Motorgenerators in Gleichstrom von 750 Volt umgeformt wird. Dem Gleichstromerzeuger
                              									liegt eine Akkumulatorenbatterie von 364 Zellen und einer Kapazität von 296 Amp./St.
                              									parallel. Die Fahrleitung besteht mit Rücksicht auf die Stromstärke aus zwei Drähten
                              									von je etwa 60 mm Querschnitt.
                           An elektrisch ausgerüsteten Betriebsmitteln sind drei Lokomotiven, zwei vierachsige
                              									und zwei zweiachsige Motorwagen beschafft. Jede Lokomotive wiegt 16,5 t und ist mit
                              									zwei 150 PS Gleichstrom-Nebenschlußmotoren ausgerüstet. Jeder Motor arbeitet mittels
                              									eines doppelten Vorgeleges auf ein Triebzahnrad, das zur Sicherung eines guten
                              									Eingriffes in die Zahnstange ungefedert gelagert ist. Jede Zahnradachse treibt
                              									mittels Kurbel und Schubstange auch die zunächst gelegene Adhäsionsachse an. Wegen
                              									der hierdurch bedingten Abhängigkeit zwischen dem Teilkreisdurchmesser des Zahnrades
                              									und dem Laufraddurchmesser muß die Abnutzung der Laufradbandage auf 6 mm beschränkt
                              									werden. Bemerkenswert ist, daß außer den bekannten Sicherheitsvorrichtungen an den
                              									Fahrzeugen eine Rutschkuppelung in das Getriebe der Motoren eingeschaltet ist. Durch
                              									diese wird die zwischen Zahnstange und Motor zu übertragende Kraft auf einen
                              									Höchstwert beschränkt und hierdurch das bei Kurzschlußbremsungen mögliche Kippen der
                              									Lokomotive ausgeschlossen. Außerdem wirken die Rutschkuppelungen bei Ungleichheiten
                              									im Zahneingriff,
                              									die insbesondere bei den Stößen der Zahnstange auftreten. Die mit vier Wendepolen
                              									versehenen vierpoligen Motoren laufen bei der Talfahrt als Stromerzeuger.
                           Die Motorwagen sind nur mit Antrieben für die Laufräder und mit in die Zahnstange
                              									eingreifenden Bremszahnrädern ausgerüstet. Die größeren Wagen sind 15 m lang und
                              									ruhen auf Drehgestellen mit 2 m Radstand, deren Drehzapfen 8,3 m voneinander
                              									entfernt sind. Zum Antriebe der inneren Achsen dienen zwei 45 PS-Motoren; die
                              									äußeren Laufachsen tragen die Bremszahnräder. Die zweiachsigen Motorwagen sind 9,8 m
                              									lang, haben 3,8 m Radstand und sind mit den gleichen Motoren ausgerüstet. Das
                              									Bremszahnrad ist bei denselben zwischen den Laufachsen gelagert. Jeder große
                              									Motorwagen faßt 90 Fahrgäste bei 27,7 t Gewicht; jeder kleine Wagen 60 Personen bei
                              									etwa 16 t Gewicht. Der Betrieb vollzieht sich in der Weise, daß auf den
                              									Adhäsionsstrecken die Motorwagen allein oder mit Anhängewagen mit einer
                              									Geschwindigkeit von 25 km/St, verkehren und daß je eine Lokomotive einen Zug über
                              									die Steilstrecke mit 7 km stündlicher Geschwindigkeit befördert. (Korger, Zeitschrift des österreichischen Ingenieur- und
                              									Architektenvereins 1908, S. 598–601 und Seefehlner,
                              									Elektrische Kraftbetriebe und Bahnen 1908, S. 577–584 und S. 617–624).
                           
                              Pr.
                              
                           
                        
                           Wasserschloßprobleme.
                           Die Berechnung der Vorgänge, welche sich in dem Sammelbecken einer Wasserkraftanlage
                              									abspielen, führt zu folgenden Hauptsätzen:
                           Mündet der Oberwasserstollen in einen Weiher, von welchem aus die Druckleitung zu den
                              									Turbinen führt und ist die Fläche F des Weihers größer
                              									als 100nf, worin n die
                              									Länge des Stollens in Kilometern und f den Querschnitt
                              									des Stollens in Quadratmetern darstellen, so sind periodische Schwankungen des
                              									Wasserspiegels auch bei zeitlichen Veränderungen des Abflusses nicht zu erwarten;
                              									ist dagegen, wie es bei künstlichen Wasserschlössern der Fall zu sein pflegt, F kleiner als 100nf, so
                              									können solche periodische Schwankungen eintreten. Die größte Erhebung über den
                              									ursprünglichen Wasserspiegel bei vollem Abfluß im Betriebe bleibt der Größe nach
                              									ziemlich unveränderlich, gleichgültig, ob plötzlicher oder allmählicher Abfluß
                              									stattfindet. Diese größte Erhebung des Wasserspiegels wird am einfachsten mit Hilfe
                              									der Arbeitsbilanz berechnet, wobei für die mittlere Widerstandshöhe etwa 0,7
                              									derjenigen Widerstandshöhe hwn einzusetzen sind, welche der Absenkung des Wasserspiegels im
                              									Wasserschloß unter die Höhe des Wasserspiegels vor dem Stollen bei vollem Abfluß
                              									entspricht. Die Größe der Absenkung unter die Höhe des Wasserspiegels vor dem
                              									Stollen ist bei voller Eröffnung des Abflusses annähernd ebenso groß, wie die weiter
                              									oben angegebene größte Erhebung. Für die Bestimmung der Vorgänge während des
                              									Abschlusses und nach erfolgtem Abschluß der Leitung können mit guter Annäherung
                              									diejenigen Formeln, Rechnungs- und Darstellungsverfahren verwendet werden, welche
                              									sich entsprechend den obigen Ausgaben auf Grund der Theorie der gedämpften
                              									Schwingungen ergeben. Hierbei können die Zeitwerte T
                              									und T0 und damit die
                              									Schwingungsdauer 9> aus den weiter oben erörterten Ergebnissen der Berechnung- für
                              									die größte Erhebung des Wasserspiegels über die ursprüngliche Höhe bei vollem Abfluß
                              									bestimmt werden. Bei Betrieben, die mit einer periodischen Veränderung des Abflusses
                              									zu rechnen haben, können unter Umständen auch Resonanzerscheinungen fühlbar werden.
                              									Die größten Erhebungen des Wasserspiegels kann man durch Anordnung von
                              									Ueberfallwehren im Wasserschloß oder im Stollen vor dem Wasserschloß
                              									verkleinern.
                           Die vorstehenden Ergebnisse der Berechnung bedürfen aber, um ihren Einfluß auf
                              									praktische Verhältnisse besser beurteilen zu können, der Nachprüfung- durch Versuche
                              									in großem Maßstab, welche insbesondere auch die Größen der Widerstände für
                              									verschiedene Stollenverhältnisse liefern müßten. [Prašil] [Schweizerische Bauzeitung 1908 II. S. 271 bis 277, 301 bis
                              									306, 317 bis 320, und 333 bis 336].
                           
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                           Wasserkraft-Elektrizitätswerk der West Kootenay Power and
                              									Light Company in Britisch Columbien.
                           Seit Ende des Jahres 1906 befindet sich an den Bonnington-Fällen des Kootenayflusses
                              									ein Wasserkraftwerk im Betrieb, welches als Zeichen weiten Vordringes der Kultur in
                              									die unwirtlichsten Teile des amerikanischen Festlandes angesehen werden kann und
                              									durch seine eigenartigen Wasserverhältnisse einige Schwierigkeiten der Ausführung
                              									geboten hat. Das Werk ist gegenüber einer schon früher errichteten 5000pferdigen
                              									Wasserkraftanlage der Stadt Nelson an einer Stelle des Flußbettes erbaut, welche
                              									oberhalb der genannten Fälle liegt und durch eine Reihe von Klippen und Inseln stark
                              									eingeengt ist, derart, daß bei Hochwasser ein großer Rückstau des
                              									Unterwasserspiegels eintritt, welcher das bei Mittelwasserstand verfügbare Gefalle
                              									von 21 m auf 16,5 in herabmindert. Das Nutzgefälle soll später durch Absperrung der
                              									ganzen Flußbreite mit Hilfe eines Ueberfallwehres auf 25,5 m erhöht werden. Beim
                              									Entwurf der Turbinen war daher zu berücksichtigen, daß das Werk entweder mit
                              									geringerer Wassermenge und größerem Gefälle oder mit großer Wassermenge und geringem
                              									Gefälle arbeiten würde. Dementsprechend hat das unmittelbar in den Fluß hinein ganz
                              									aus Eisenbeton erbaute Maschinenhaus von 43 m × 12 m freier Grundfläche
                              									Dreifach-Francisturbinen mit senkrechter Welle erhalten, von denen bis jetzt zwei
                              									eingebaut sind, und welche je bei 21 m Nutzgefälle und einer Wassermenge von 36 cbm
                              									i.d. Sekunde 180 Umdrehnungen i.d. Minute machen und 8000 PS leisten. Jede dieser
                              									Turbinen ist mit drei auf gemeinsamer, senkrechter Welle angeordneten Laufrädern mit
                              									äußerer Beaufschlagung und Drehschaufelregulierung versehen, welche aus einer
                              									besonders für Wasserturbinen geeigneten Legierung von 88 Teilen Kupfer, 10 Teilen
                              									Zink und 2 Teilen Zinn in einem Stück gegossen und auf drei aus der Welle
                              									herausgeschmiedete Flanschen aufgeschraubt sind. Das oberste und das mittlere
                              									Laufrad haben einen gemeinsamen Ablautkanal; außerdem sind die hydrostalischen
                              									Drücke zu beiden Seiten des oberen Laufrades durch Einleiten von Wasser aus der
                              									Druckleitung auf die Unterseite dieses Laufrades ausgeglichen. Das ingesamt etwa
                              									77000 kg betragende Gewicht jeder Welle mit den darauf befestigten
                              									Turbinenlaufrädern und Magneträdern der Stromerzeuger wird außer von einigen
                              									Halslagern, welche aber nur zur Führung der Welle dienen, von einem Spurlager
                              									getragen, welches aus zwei gußeisernen Scheiben besteht. Die untere davon ist in
                              									ihrem Tragkörper kugelig eingepaßt, und schließt mit ihrem umlaufenden erhöhten Rand
                              									zusammen mit der oberen Scheibe einen schmalen Raum ein, in welchen mit Hilfe einer
                              									von der Turbinenwelle angetriebenen Drillings-Preßpumpe Drucköl von 17,5 kg/qcm
                              									eingepreßt wird. Auf diese Weise wird das ganze Gewicht der Welle auf einer dünnen
                              									Oelschicht getragen. Beim Anlassen der Turbinen wird das erforderliche Drucköl von
                              									einer besonderen elektrisch betriebenen Druckpumpe geliefert. Jede Turbinenwelle ist ferner mit
                              									einer kräftigen Backenbremse ausgerüstet, um die großen mit hoher Geschwindigkeit
                              									umlaufenden Massen in kurzer Zeit anhalten zu können. Die J.P. Morris Company in Philadelphia, die Erbauerin der ganzen Anlage, hat
                              									für diese Turbinen bei voller Belastung einen Wirkungsgrad von mindestens 80 v.H.
                              									garantiert. Der erzeugte Drehstrom wird mit 60000 Volt Spannung 127 km weit nach
                              									Phoenix, 110 km weit nach Grand Forks und 60 km weit nach Greenwood sowie mit 22000
                              									Volt auf einer vorhandenen Fernleitungsanlage 51 km weit nach Rossland übertragen
                              									und in den meisten Fällen zum Betrieb von verschiedenen Bergwerksmaschinen,
                              									verwendet. (The Engineer 1908, II, S. 481 bis 485.)
                           
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                           Das Wasserkraft-Elektrizitätswerk des schwedischen Staates an
                              									den Trollhättanfällen.
                           Diesem größten schwedischen Wasserkraftwerk steht in den fünf 9,45, 8,53, 9,45, 5,18
                              									und 8,53 m hohen Gefällstufen des Götaflusses eine Wasserkraft von insgesamt etwa
                              									150000 PS zur Verfügung. Die ganze Anlage erfordert den Bau eines den gesamten
                              									Wasserabfluß des Götaelfs regulierenden Staudammes zwischen dem Ort Västra-Malgön
                              									und dem westlichen Ufer, die Errichtung eines großen Einlaufbeckens mit
                              									Absperrschützen und Sicherungen gegen Treibeis an der Südspitze der Insel Spikön mit
                              									Oberwasserkanal und Wasserschloß, sowie den Bau des eigentlichen Kraftwerkes bei
                              									Trollhättan mit den Druckleitungen und Ablaufrohren. Der auf dem größten Teil seiner
                              									Ausdehnung als Ueberfallwehr ausgebildete, aus Schützen und gemauerten Pfeilern
                              									bestehende, etwa 72 m lange Staudamm erhält drei größere und eine kleinere
                              									Ueberlauföffnung 35,66 über dem mittleren Unterwasserspiegel und 2,44 m unterhalb
                              									des Wasserspiegels flußaufwärts von den Fällen. Die Durchflußöffnungen dieses Dammes
                              									sind an dem westlichen Ufer mit Rollschützen, zylindrischen Körpern von 4,6 m
                              									Durchmesser und bis 20 m Länge aus kräftigem Eisenblech abgeschlossen, welche an den
                              									Unterseiten mit Holzbalken gegen die Sohlenschwellen abgedichtet sind und an
                              									geneigten Zahnstangen in dem Mauerwerk der Pfeiler mit Hilfe von Elektromotoren oder
                              									von Hand emporgewunden werden können, um das Wasser unter ihnen hindurchzulassen. In
                              									ihrer Gesamtheit sind diese Schleusen so bemessen, daß die größte in absehbarer Zeit
                              									zu erwartende Hochwassermenge, welche sich nach der in Aussicht genommenen
                              									Regulierung des Vänernseeabflusses auf etwa 1000 cbm in der Sekunde belaufen dürfte,
                              									ohne merklichen Rückstau hindurchgelassen werden kann.
                           Etwas oberhalb dieses Staudammes ist das Einlaufbecken mit fünf je 12 m weiten, durch
                              									Nadelwehre abschließbaren Schützenöffnungen angelegt worden. Die mittlere
                              									Durchflußgeschwindigkeit des Wassers ist hier auf 1 m i.d. Sekunde festgesetzt. Für
                              									den Fall einer späteren Vergrößerung der vorläufig 250 cbm i.d. Sekunde betragenden
                              									Wassermenge, welche hier durchtritt, soll die Zahl der Schützenöffnungen um eine
                              									vermehrt werden. Der zu diesem Zwecke erforderliche Pfeiler ist bereits vorhanden.
                              									An dieses Einlaufbecken, welches durch Bollwerke gegen den Eisgang geschützt ist,
                              									besonderen Schutz gegen schwimmendes Holz aber vorläufig noch nicht besitzt,
                              									schließt sich der zumeist in den Felsen gehauene, stellenweise aber auch mit
                              									Betonwänden und Verkleidungen aus Granitplatten versehene Oberwasserkanal, dessen
                              									Querschnitt für eine Wassermenge von 350 cbm i.d. Sekunde bei einer
                              									Durchflußgeschwindigkeit von 2,2 m i.d. Sekunde bemessen ist, und welcher in ein dem
                              									eigentlichen Kraftwerk unmittelbar vorgelagertes, durch eine dicke Mauer aus Beton
                              									gegen Eisgang sowie gegen die Kälte geschütztes Wasserschloß mündet. Hier sind für
                              									die acht Hauptturbinen des Kraftwerkes je eine und eine weitere Kammer gemeinsam für
                              									die drei Erregerturbinen vorgesehen. Jede dieser Kammern kann mit Hilfe von großen
                              									elektrisch betriebenen und mit Druckausgleichern versehenen Absperrschiebern gegen
                              									den Oberwasserkanal für sich abgeschlossen werden und ist außerdem mit einem
                              									eisernen Gitter versehen, dessen obere Hälfte mit Hilfe eines Elektromotors
                              									abgehoben werden kann.
                           Von dem Wasserschloß führen acht Hauptleitungen von je 4270 mm und drei Leitungen von
                              									je 1220 mm Durchmesser zu den Turbinen des Kraftwerkes, welches je ein Gebäude für
                              									die Erzeugung und für die Verteilung und Fortleitung des elektrischen Stromes
                              									enthält. Das dem Ufer des Götaflusses zunächst gelegene Maschinenhaus wird schon im
                              									ersten Ausbau acht Turbinen mit wagerechten Wellen erhalten, welche bei einer
                              									Wassermenge von je 30,7 cbm i.d. Sekunde je 7000 KW leisten, sowie drei
                              									Erregerturbinen von je 340 KW bei 1,5 cbm i.d. Sekunde. Insgesamt verbraucht demnach
                              									das Kraftwerk 250 cbm i.d. Sekunde, wobei die gleiche Wassermenge bei
                              									Außerbetriebsetzung einer Maschinengruppe auch unter entsprechender Ueberlastung der
                              									übrigen sieben Maschinengruppen von diesen ausgenutzt werden kann. Das Rohgefälle
                              									beträgt 32,3 m; davon gehen im Oberwasserkanal durch Reibungsverluste etwa 1 m und
                              									in den Druckleitungen sowie beim Austritt des Wassers etwa 0,8 m ab, so daß ein
                              									Nutzgefälle von etwa 30,5 m verbleibt.
                           
                              
                                 Die verfügbare Wasserkraft berechnet sich daher
                                 zu 100000 PS
                                 
                              
                                 die Turbinenleistung
                                 zu   80000 PS
                                 
                              
                                 und die elektrische Nutzleistung
                                 zu   76000 PS.
                                 
                              
                           Die Wahl möglichst großer Maschineneinheiten für die Ausnutzung dieser Wasserkraft
                              									entspricht einer heute fast allgemein, gültigen Anschauung, die zum Beispiel auch
                              									bei den Niagarakraftwerken, wo viel größere Wasserkräfte in Betracht kommen, befolgt
                              									worden ist. Die acht Maschinengruppen sind in zwei Reihen in der Mitte der
                              									Maschinenhalle so aufgestellt, daß eine zwischen den Reihen verlaufende Reihe von
                              									Pfeilern die Fahrbahnen für zwei Lautkrane aufnehmen kann. Die Anordnung bietet für
                              									die Aufstellung der Maschinen gewisse Vorteile.
                           Der mit 10000 Volt Spannung erzeugte Drehstrom soll, soweit es sich um die näher
                              									gelegenen Betriebe handelt, mit der gleichen Spannung fortgeleitet, auf größere
                              									Entfernungen dagegen, wofür annähernd die Hälfte der verfügbaren Leistung in
                              									Betracht kommt, mit 50000 Volt Hochspannung übertragen werden.
                           Die Gesamtkosten der Anlage betragen 12560500 M. (Engineering 1908 II. S. 816 bis
                              									818.)
                           
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