| Titel: | Polytechnische Rundschau. | 
| Fundstelle: | Band 324, Jahrgang 1909, S. 285 | 
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                        Polytechnische Rundschau.
                        Polytechnische Rundschau.
                        
                     
                        
                           Die Dampfturbine in Betrieben mit gemischtem
                              									Energiebedarf.
                           Nur wenn es sich um reine mechanische oder elektrische Energieerzeugung durch eine
                              									Dampfmaschine handelt, ist diejenige Maschine am vorteilhaftesten, welche den
                              									geringsten Dampfverbrauch aufweist. Wo aber Dampf noch zum Kochen, Heizen und
                              									Trocknen verwendet wird wie in Brikett-, Zucker-, Papierfabriken, Brauereien,
                              									chemischen Fabriken, Schlacht- und Krankenhäusern, Waschanstalten und Warenhäusern,
                              									dann wird in der Regel nicht die Maschine mit geringstem Dampfverbrauch den Vorzug
                              									verdienen. Bei solchen Betrieben mit gemischtem Energiebedarf wird die Dampfmaschine
                              									mit Auspuff oder Gegendruck infolge der Verwendung des Abdampfes der besten
                              									Kondensationsmaschine, ja auch den sehr ökonomisch arbeitenden Gas- und Oelmaschinen
                              									in der Gesamtwirtschaftlichkeit in der Regel überlegen sein. In einem Falle hat sich
                              									auch die Verbindung eines Betriebes mit Dampfmaschine und Sauggasanlage als sehr
                              									vorteilhaft gezeigt. Der Abdampf der Dampfmaschinen dient im Winter zur Heizung;
                              									wenn nicht geheizt zu werden braucht, werden die Sauggasmaschinen in Betrieb
                              									genommen.
                           Wenn die nötige Abdampfmenge größer ist als die Maschine für ihre Leistung braucht,
                              									so wird der Rest durch Frischdampf gedeckt. Liefert aber die Maschine mehr Abdampf
                              									als zur Heizung gebraucht wird, so muß der Ueberschuß durch Kondensation ausgenutzt
                              									werden. Die Verwirklichung dieses Gedankens führt zu einer Art Verbundmaschine, aus
                              									deren Zwischenkammer der Heißdampf entnommen wird. Eine selbsttätige Regulierung der
                              									Niederdruckfüllung hält bei Belastungsschwankungen die Temperatur des abgezapften
                              									Dampfes konstant; dasselbe geschieht bei wechselndem Wärmebedarf für Heizung
                              									usw.
                           Die Dampfturbine scheint sich für den gemischten Betrieb mit Gegendruck besonders zu
                              									eignen, trotzdem die Vorteile geringen Gegendruckes bei ihr viel größer sind als bei
                              									der Kolbendampfmaschine. Denn wie bekannt kann die Turbine das höchste erreichbare
                              									Vakuum sehr gut ausnutzen. Im allgemeinen ist die Ausnutzung bei zwei Turbinen mit
                              									hohem und niedrigem Gegendruck annähernd gleich. Zu den Vorteilen der Turbine in
                              									ihrem Aufbau und Betrieb kommt noch die höhere Temperatur, der höhere Wärmegehalt
                              									des Abdampfes infolge der Rad- und Schaufelreibung und der dadurch bewirkte
                              									geringere Niederschlag in der Abdampfleitung.
                           Die Allgemeine Elektrizitätsgesellschaft hat schon seit
                              									einiger Zeit den Bau von Gegendruck- und Anzapfturbinen aufgenommen; erstere besitzt
                              									eine letztere zwei Druckstufen, wobei der Heizdampf der ersten Stufe entnommen
                              									und sein Druck durch ein Ueberströmventil geregelt wird, das sich unter dem Einfluß
                              									eben dieses Druckes selbsttätig verstellt. Wenn der spätere Bedarf an Abdampf nicht
                              									ganz sicher ist, hat man durch die Anwendung einer Anzapfturbine die Möglichkeit,
                              									den Betrieb in jedem Stadium wirtschaftlich zu gestalten. (A. Dahme.) Zeitschrift für das gesamte Turbinenwesen 1909, S. 49.
                           
                              M.
                              
                           
                        
                           Eisenbetonwasserbehälter.
                           Für den neuen Wasserbehälter der Stadt Osnabrück auf dem Schölerberge mußte möglichst
                              									wenig Beton verwendet werden, da die Kosten für den Kies frei Baustelle 15 Mk. für
                              									den cbm betrugen. Daher wurde als Form ein kugelkalottenartiges Gewölbe, als
                              									Baustoff Eisenbeton gewählt. Es sind zwei Behälter von je 1600 cbm Inhalt
                              									hergestellt, die durch die Maschinenkammer miteinander verbunden sind. Die 28 cm
                              									starke Behältersohle ist tellerförmig mit einer Verstärkung des oberen Randes
                              									hergestellt. Dieser Rand bildet das Widerlager eines runden, i.M. 20 cm starken, bis
                              									4,50 m über Fundamentsohle steigenden Gewölbes, dessen zweites Widerlager ein
                              									kreisrunder auf 8 Eisenbetonsäulen ruhender Eisenbetonunterzug ist. Der von diesem
                              									Unterzug eingeschlossene Raum wird durch eine 22 cm starke Kugelkalotte überdeckt.
                              									Der größte lichte Durchmesser des Behälters ist 23,2 m, der mittlere Durchmesser des
                              									runden Unterzuges ist 10,0 m. Der höchste Wasserstand im Behälter ist + 4,50 m über
                              									der Sohle.
                           Der Zwickel zwischen den beiden Gewölben über dem Unterzug ist mit Sparbeton 1 : 15
                              									ausgefüllt. Die Erdauffüllung ist mindestens 1 m hoch. Die Betonmischungen sind: in
                              									der Sohle 1 t Zement, 4 t scharfer Sand, 1 t Weserkies, 5 t Kalksteinschotter bis 50
                              									mm Korngröße, im Gewölbe 1 t Zement, 3½ t Sand, 2 t Kies, 1½ t Schotter bis 30 mm
                              									Korngröße. Zu dem vom Wasser bespülten Beton wurde zur Erzielung größerer
                              									Dichtigkeit 20 v.H. des Zementes an Traß zugesetzt. Sämtliche Innenflächen bis 20 cm
                              									über dem höchsten Wasserstand erhielten einen 3 cm starken Zementmörtelputz,
                              									sämtliche Außenflächen einen Zementrapputz und zweimaligen Anstrich mit heißem
                              									Teergoudron.
                           Die ringförmigen Unterzüge haben als Einlage 7 Rundeisen von 30 mm Durchmesser, die
                              									55 cm starken quadratischen Säulen 4 Rundeisen von 20 mm Durchmesser mit
                              									Rundeisenbügeln und die Gewölbe auf der Außen- und Innenseite Ring- und
                              									Meridianstäbe erhalten. An den Kreuzungsstellen sind sämtliche Eisen durch
                              									Bindedraht verbunden.
                           
                           Das Ende des Zuflußrohres ist längs der Behälterwand umgebogen. Das Abflußrohr
                              									ist in der Mitte unter der Behältersohle einbetoniert. Hierdurch ist die Bewegung
                              									des Wassers eine ständige und spiralförmige. (Graff)
                              									(Zement und Beton, 1908 S. 771–773.)
                           Dr. Ing. Weiske.
                           
                        
                           Wasserdichte Kanäle aus Zement-Kalk Beton.
                           Für das Kraftwerk Herdecke-Buhr ist ein wasserdichter Kanal für die Leitung der
                              									Turbinenkühlungswässer aus Zementkalkbeton ohne wasserdichten Zementverputz
                              									hergestellt worden. Auf den Putz wurde wegen seiner Gefährdung durch mechanische
                              									Angriffe der Grundgeschiebe, wegen der zu befürchtenden Oberflächenrisse infolge von
                              									Längsspannungen und wegen seiner Gefährdung bei der Ausführung unter Wasserandrang
                              									verzichtet. Als dichtende Zuschläge zum Zementbeton kommen in Frage Fettkalk,
                              									Traßfettkalk, hydraulischer Stückkalk und hydraulischer gemahlener Kalk. Der letzte
                              									Zuschlagsstoff zeigte sich als der beste. Er läßt sich wie der Zement bequem
                              									verarbeiten, hat auch im frischen Mörtel genügenden Widerstand gegen Wasser, ist
                              									ziemlich unempfindlich gegen Störungen beim Abbinden und verhältnismäßig billig.
                           Der verwendete Meteorkalk extra hat mit drei Teilen Normalsand Druckfestigkeiten von
                              									100, 181 und 261 kg/qcm und Zugfestigkeiten von 15,2, 30,0 und 38,6 kg/qcm nach 7,28
                              									bzw. 90 Tagen. Auf dem 900-Maschensieb war der Rückstand nur 1 v.H. Die
                              									Raumbeständigkeit war einwandfrei.
                           Als Betonmischungen wurden verwendet:
                           1. für gewöhnlichen Beton: 1 t Portlandzement, 1 t
                              									Sackkalk, 4 t grobkörnigen Rheinsand, 6 t Herdecker Sandsteinkleinschlag und und 6 t
                              									Kies.
                           2. für Vorsatzbeton: 2 t Portlandzement, 1 t Sackkalk, 3 t
                              									gemischt-körnigen Rheinsand und 3 t feiner Kies.
                           3. für den Mauermörtel: 2 t Portlandzement, 1 t Sackkalk
                              									und 2 t gemischt-körnigen Rheinsand.
                           Zur Erzielung einer dichteren Oberfläche erhielten die inneren Flächen des Kanales
                              									den Vorsatzbeton. Die Außenflächen erhielten einen Zementkalkputz. Gegen schädliche
                              									Einflüsse der Kohlensäure des reinen strömenden Wassers erhielten die Betonflächen
                              									einen Anstrich mit Siderosthen-Lubrose. Besonders gefährdete Stellen wurden durch
                              									Flacheiseneinlagen geschützt.
                           Nach Fertigstellung zeigte sich im allgemeinen Wasserdichtigkeit, jedoch waren an den
                              									Anschlußstellen, sowie dort, wo Eisenteile in den Beton einbinden, zahlreiche
                              									Undichtigkeiten vorhanden. Mit zunehmendem Alter verstopfen sich diese Löcher von
                              									selbst durch Auslaugung von Kalk bei gleichzeitiger Bildung einer Schutzschicht aus
                              									Kieselsäure, Tonerde und Eisenoxyd vor den Löchern. Der größte äußere Wasserdruck
                              									auf die Bausohle beträgt 3000–3500 kg/qm.
                           Auch bei den Fundamenten und Umfassungswänden des Kraftwerkes wurde Zement-Kalk-Beton
                              									in einer Mischung 1 t Portlandzement, 1 t Sackkalk, 10 t Kleinschlag, 10 t Kies
                              									verwendet, der sich durch große Festigkeit, Dichtigkeit, Glätte und dichte
                              									Außenflächen und 25 v.H. Ersparnis an Bindemittelkosten bei Verwendung nur reinen
                              									Portlandzements auszeichnete. (Zantopf.) (Zement und
                              									Beton 1908 Lt. 786–789.)
                           Dr.-Ing. Weiske.
                           
                        
                           Löschbrücke in Eisenbeton.
                           Am Hohentorhafen in Bremen sind zwei 7 m breite und 40,6 bzw. 72,6 m lange
                              									Löschbrücken in Eisenbeton hergestellt worden. Die Tragkonstruktion der
                              									Fahrbahn besteht aus kräftigen Eisenbetonrahmen, die in Abständen von 3,6 m bzw.
                              									3,36 m senkrecht zur Längsrichtung angeordnet sind. Die Stützen dieser Rahmen sind
                              									auf der Wasserseite auf der vorhandenen eisernen Spundwand, auf der Landseite auf
                              									Betonbrunnen gegründet. Auf die eiserne Spundwand (System Larßen) wurden zwei durchlaufende Winkeleisen 60 . 60 . 8 als Randwinkel
                              									genietet. Ihr Zwischenraum wurde durch einen 30 cm breiten und 15 cm hohen
                              									Eisenbetonbalken ausgefüllt, der die Belastung der Rahmenstützen gleichmäßig auf die
                              									Spundwand überträgt. Die quadratischen Brunnen auf der Landseite sind 128 cm breit
                              									und 160 cm hoch; sie sind mit Beton ausgefüllt und durch eine Eisenbetonplatte
                              									abgedeckt, in die die Eiseneinlagen der Rahmenstütze eingreifen. Die Spundwand und
                              									die Brunnen sind durch ein Zugband miteinander verankert. Die Rahmenstützen haben
                              									rechteckigen Querschnitt 40/30 und sind durch zehn Rundeisen von 21 mm 
                              									bewehrt. Der wagerechte Rahmenbalken, der die Köpfe der Rahmenstützen verbindet, ist
                              									30 cm breit und 75 cm hoch. Seine Bewehrung besteht aus acht Rundeisen von 21 mm
                              									. Die Stützen und der Balken sind durch von kräftige Konsole verbunden, in
                              									die die Eiseneinlagen beider Glieder hineingebogen sind. Außerdem sichern zahlreiche
                              									Bügel von 7 mm  die Verbundwirkung. Die einzelnen Rahmen sind zwischen den
                              									Stützen durch zwei 30 cm breite und 100 cm hohe, mit acht Rundeisen von 14 mm
                              									 bewehrte Betonbalken verbunden. Der Balken auf der Landseite ist außerdem
                              									noch nach unten verlängert, um als Stützwand gegen den Schub des abgestützten
                              									Erdbodens zu dienen. Zwischen diesen beiden Verbindungsbalken ist noch parallel zu
                              									den Rahmenbalken ein Querbalken gleicher Abmessung eingezogen, um die Spannweite der
                              									Fahrbahnplatte auf die Hälfte der Rahmenentfernung zu verringern. Die Fahrbahnplatte
                              									ist in den Endfeldern 15 cm, in den Mittelfeldern 12 cm stark, dort mit 15
                              									Rundeisen, hier mit 10½ Rundeisen von 8 mm  für im Breite bewehrt.
                           Das Bauwerk ist für 2000 kg/qm Nutzlast berechnet und in einer Betonmischung 1 : 4
                              									hergestellt.
                           Durch 4 cm breite Dehnungsfugen sind die beiden Brücken in zwei bzw. drei Abschnitte
                              									zerlegt. Diese Fugen sind durch sich um 10 cm übergreifende Zinkblechstreifen
                              									überdeckt. Die Fahrbahn ist mit einem 2 cm starken Gußasphaltanstrich überdeckt und
                              									hat nach der Wasserseite ein Gefälle von 3 v.H. Ihre Bordkante an der Wasserseite
                              									ist durch Randsteine aus Granit geschützt. An der Außenseite der Brücke befinden
                              									sich eiserne Prellblöcke zur Aufnahme der Stöße und Reibungen der Schiffe.
                           Die Oberkante des Bauwerkes liegt 3,15 m über der bis zur niedrigsten Wasserhöhe
                              									reichenden eisernen Spundwand. (Gaugusch.) [Beton u.
                              									Eisen, 1908. Lt. 259.]
                           Dr.-Ing. P. Weiske.
                           
                        
                           Theodolit mit Mikroskopablesung.
                           Der zu trigonometrischen Längenbestimmungen geodätischer Grundlinien bestimmte
                              									Theodolit hat mit Rücksicht auf die Standfestigkeit und die Genauigkeit seiner
                              									Angaben eine verhältnismäßig lange senkrechte Stahlachse, die in einer gleichfalls
                              									aus Stahl hergestellten Buchse drehbar gelagert ist. Zum Schütze gegen Unbilden der
                              									Witterung ist der mit Rücksicht auf den Verwendungszweck des Instrumentes allein
                              									vorhandene Horizontalkreis nicht mit der üblichen Kappe abgedeckt, sondern
                              									vollkommen staub- und wasserdicht eingekapselt. Die äußere Grundrißform der hierzu
                              									verwendeten Magnaliumkappe ist ein regelmäßiges Zehneck, in dessen Ecken die
                              									Befestigungsschrauben sitzen. Auch die mit Achat gefütterten Ypsilonlager der
                              									Kippachse des Fernrohres sind samt der letzteren staub- und wasserdicht
                              									eingeschlossen. Der Horizontalkreis besitzt zwei Teilungen: auf dem zylindrischen
                              									Umfang, dessen Durchmesser 189 mm beträgt, eine von 10 zu 10 Grad bezifferte, mit
                              									freiem Auge ablesbare Teilung in ganze Grade und auf seiner oberen ebenen Fläche
                              									eine nicht bezifferte, mikroskopisch feine Gradteilung von 180 mm
                              									Teilimgsdurchmesser. Die erstere Teilung wird durch eine Oeffnung in der Kappe
                              									abgelesen, welche durch ein Glasplättchen von 3 mm Dicke geschlossen ist. Dieses
                              									Plättchen trägt auf beiden Seiten je einen geätzten und geschwärzten feinen Strich,
                              									die sich beide bei richtiger Stellung des ablesenden Auges decken. Die
                              									Ablesungsmikroskope der zweiten Teilung sind senkrecht angeordnet. Zur Beleuchtung
                              									der Teilung dient eine Sammellinse von 20 mm Oeffnung, die in eine unter spitzem
                              									Winkel an das Mikroskoprohr angesetzten Ausstülpung gelagert ist. Die mikroskopische
                              									Kreisteilung besteht nur aus 360 Gradstrichen, da nur eine derartige Teilung mit
                              									Sicherheit möglichst fehlerfrei herstellbar ist. Von den feineren Unterteilungen in
                              									Sechstel- oder Zehntelgrade behauptet der Verfasser, daß mit Rücksicht auf die große
                              									Strichzahl (2160 und 3600) auch bei vorzüglichen Teilmaschinen Ungenauigkeiten
                              									unvermeidlich sind und daher in solchen Fällen eine äußerst feine mikroskopische
                              									Ablesung nur eine eingebildete Genauigkeit besitzt. Zur Ablesung der Bruchteile
                              									eines Grades, dessen Bildgröße 2,5 mm beträgt, dient eine Mikrometerschraube von 0,5
                              									mm Ganghöhe mit einer 100teiligen Trommel. Ein Teilstrich der letzteren ergibt somit
                              									einen Winkelwert von 0,002 Grad, die Ablesung beider, einander gegenüberliegender
                              									Mikroskope demnach 0,001 Grad gleich 3,6'' und somit bei Zehntelschätzung sogar
                              									0,36''. Ueber der Bildebene ist, um die senkrechte Achse drehbar, ein 60 Grad-Prisma
                              									und darüber um den entsprechenden Winkel geneigt ein Steinheilsches Okkular von 15 mm Brennweite gelagert. Infolgedessen kann
                              									der Beobachter leicht in beiden Lagen des Fernrohres die Mikroskope ablesen, ohne
                              									seinen Platz zu verändern.
                           Das Fernrohr ergibt mit einem Steinheilschen dreifachen
                              									Objektiv ohne Sekundärspektrum von 41 mm freier Oeffnung und 243 mm Brennweite,
                              									sowie einem monozentrischen Steinheilschen Okkular von
                              									7 mm Brennweite etwa 35 fache Vergrößerung.
                           Der Fernrohrauszug beträgt 34 mm und gestattet bis auf 2 m an das Etalon
                              									heranzugehen.
                           Das aus Spinnfäden hergestellte Fadenkreuz ist einfach und zur Justizierung um einen
                              									geringen Betrag um die Fernrohrachse drehbar. Die seitliche Korrektion der optischen
                              									Achse des Fernrohres ermöglicht eine Vorrichtung am Objektivkopf. Um das Auffinden
                              									der Objekte bei dem kleinen Gesichtsfelde des Okkulars zu erleichtern, sitzt auf dem
                              									Fernrohr eine einfache Visiervorrichtung. Zur genauen wagerechten Einstellung des
                              									Instrumentes ist an dem Fernrohr eine Doppellibelle von 10 Sekunden Empfindlichkeit
                              									f.d. Teilstrich parallel zur Drehachse derart angebracht, daß, je nachdem sich das
                              									Fernrohr in seiner ersten Lage oder nach dem Durchschlagen in der zweiten Lage
                              									befindet, die Doppellibelle unterhalb oder oberhalb der Kippachse liegt. Das Gewicht
                              									des Fernrohres und der mit ihm zusammenhängenden Teile wird durch Federn so weit
                              									aufgenommen, daß auf die Lager nur ein Druck von 200 g kommt; anderseits ist die
                              									Reibung durch besondere Mittel erhöht, damit trotz der mit Absicht fortgelassenen
                              									Einstell- und Klemmvorrichtungen leicht eine freihändige Richtung nach dem Objekt
                              									möglich ist. Um die Fernrohrlagerung zu schonen, kann die Kippachse mittels
                              									Exzenter aus ihren Lagern etwa 1,5 mm emporgehoben werden. Solange sich das Fernrohr
                              									in dieser Lage befindet, ragen die Exzenterkurbeln in den Weg des Fernrohres, so daß
                              									es nicht durchgeschlagen werden kann. Durch dieses einfache Mittel ist ein Arbeiten
                              									mit angehobener Fernrohrachse ausgeschlossen. (Tichy.)
                              									[Zeitschrift des österreichischen Ingenieur- und Architektenvereins 1909 S.
                              									41–43.]
                           
                              Pr.
                              
                           
                        
                           Traßbeton und Traßmörtel.
                           Vom städtischen Tiefbauamt in Köln angestellte Druckversuche mit Probewürfeln von 30
                              									cm Kantenlänge lieferten folgende Ergebnisse:
                           
                              
                                 Alter
                                 Druckfestigkeit in kg/qcm bei folgenden
                                    											Mischungen
                                 
                              
                                 1 Zement0,75 Traß5 Sand
                                 1 Zement0,75 Traß3,5 Sand5 Kies
                                 1 Zement0,75 Traß5 Sand5 Kies
                                 1 Zement0,5 Traß3,5 Sand5 Kies
                                 1 Zement1,5 Traß1 Kalk11 Sand
                                 1 Zement1,5 Traß1 Kalk11 Sand
                                 
                              
                                   7 Tage
                                   49
                                   92
                                   61
                                   93
                                   58
                                   78
                                 
                              
                                 14 Tage
                                   86
                                 102
                                 102
                                 120
                                   71
                                   94
                                 
                              
                                 28 Tage
                                 150
                                 148
                                 148
                                 136
                                 107
                                 120
                                 
                              
                                 90 Tage
                                 192
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 
                              
                           (Tonindustriezeitung 1908, No. 132, Lt. 1967)
                           Dr.-Ing. Weiske.
                           
                        
                           Benutzung von Kupferniederschlägen in der
                              									Metallographie.
                           Die bekannte Tatsache, daß beim Eintauchen in Kupfervitriollösung Eisen und andere
                              									unedle Metalle mit einer Kupferhaut sich überziehen, wurde von F. Giolitti benutzt, um Gefügebestandteile auf
                              									Schliffen, z.B. von Bronzen kenntlich zu machen.
                           Taucht man eine Legierung von Kupfer und Zinn in wäßrige Kupfersulfatlösung (10%), so
                              									scheidet sich Kupfer vorzugsweise auf den zinnreicheren (unedleren)
                              									Gefügebestandteilen ab. Bei einer Bronze mit 35,7% Zinn werden auf dem poliertem
                              									Schliff einige Sekunden nach dem Eintauchen die Kristalle der Verbindung Cu4Sn gleichmäßig mit einem rostfarbenen
                              									Kupferschleier überzogen, während die Kristalle der Verbindung Cu3Sn freibleiben. Wenn man länger eintaucht, so wird
                              									die Kupferhaut immer dicker, aber die Begrenzungen der Cu4Sn-Kristalle bleiben dauernd scharf.
                           Ganz anders verhält sich z.B. eine Bronze mit 16,2% Sn (in zwei Stunden von 1000° auf
                              									500° abgekühlt). Hier haben wir es, wie man aus der Erstarrungskurve erkannt hat,
                              									mit einer festen Lösung von Cu4Sn in Cu zu tun.
                              									Tauchen wir den polierten Schliff (der gleichförmig goldgelb erscheint) 12–15
                              									Sekunden in die Kupfersulfatlösung, waschen mit Wasser und trocknen im Luftstrom, so
                              									zeigen sich in der Mitte jedes „Fetzens“ (lobo), als welche die
                              									Mischkristalle im Schnitt erscheinen, rote Flecken, deren Intensität (entsprechend
                              									der Dicke der Kupferschicht) von der Mitte nach dem Umfang zu stetig abnimmt, aber
                              									in diesem besonderen Falle die Begrenzung des Fetzens nicht erreicht. Bei weiterem
                              									Eintauchen dehnen sich die roten Flecken immer mehr aus, bis sie schließlich die
                              									gelben Fetzen ganz bedecken.
                           Der Grund dieses auffallenden Verhaltens liegt darin, daß die Mischkristalle, die
                              									eigentlich beim Erstarren der Legierung ihre Zusammensetzung stetig im Gleichgewicht
                              									mit dem noch flüssigen Anteil ändern sollten, auch bei langsamer Abkühlung nicht
                              									rasch genüge sich umwandeln; weil die Diffusion in festen Lösungen nur sehr langsam verläuft,
                              									bleibt der Kern der Mischkristalle zinnreicher und ihr Kupfergehalt ist nach dem
                              									Rande hin stetig größer. Diese stetige Aenderung im Gehalt prägt sich beim
                              									Eintauchen in der allmählichen Dickenänderung der abgelagerten Kupferschicht
                              									aus.
                           Das Gefüge der Legierung mit 78% Sn besteht aus großen violetten Kristallen mit
                              									weißem Saum, die in das Eutektikum Cu-CuSn eingebettet sind. Nachdem man drei
                              									Sekunden lang in die Kupfersulfatlösung eingetaucht hat, zeigt sich der violette
                              									Kern vollständig mit Kupfer bedeckt, während der weiße Saum freigeblieben ist; die
                              									Grenze zwischen Kern und Saum ist scharf ausgeprägt. Also bestehen Saum und Kern aus
                              									zwei verschiedenen Verbindungen von festen Zusammensetzungen und der violette Kern
                              									ist unedler (elektro-negativer). Aus dem vollständigen Studium des Systems
                              									Kupfer-Zinn ist bekannt, daß die in jener Bronze enthaltenen Kristalle aus der
                              									violetten Verbindung Cu3Sn bestehen, die sich an
                              									ihrem Umfange in die weiße Verbindung CuSn umgewandelt hat (indem sie gegen 400° mit
                              									der zinnreichen Schmelze reagierte).
                           Die beschriebene Methode läßt sich auf viele andere Legierungen anwenden; man kann
                              									auch das niederzuschlagende Metall durch einen elektrischen Strom von passender
                              									Spannung ausfällen und so die Gefügebestandteile mit verschiedenem Potential
                              									unterscheiden. (Gazzetta chimica itialiana 1908, Bd. 28 (2.), S. 352–357.)
                           
                              A.
                              
                           
                        
                           Staatliche Ueberwachung der Wasserkräfte in der
                              									Schweiz.
                           Die Auffassung des Eigentumsrechtes des Staates an den innerhalb seiner Grenzen
                              									gelegenen Wasserkräften, dahingehend, daß nur der Staat berechtigt sein soll, die
                              									Erlaubnis zur Ausnutzung der Wasserkräfte zu erteilen, soweit sie nicht durch
                              									vererbte ältere Rechte anderweitig vergeben ist, hat sich in den meisten Kantonen
                              									der Schweiz bereits Geltung verschafft. Nach der letzten, allerdings schon im Jahre
                              									1901 angestellten amtlichen Zählung wurden in diesem Jahre 2058 Fabrikbetriebe mit
                              									185486 PS durch Wasserkraftanlagen versorgt, gegenüber 1471 Betrieben mit 84030
                              									PS, die mit Dampfanlagen ausgerüstet waren, und 1213 Betrieben mit 37413 PS, die mit
                              									elektrischem Strom aus einem fremden Netz gespeist wurden. Aus diesen Zahlen kann
                              									man die wirtschaftliche Bedeutung der Wasserkräfte in der Schweiz ersehen. Bei den
                              									mit Wasserkraft arbeitenden Fabriken wurden 35979 PS an solche der Textilindustrie
                              									(27782 PS hiervon an die Baumwollindustrie, der Rest an Spitzenfabriken,
                              									Seidenspinnereien, Seidenwebereien usw.), 101243 PS an Fabriken der chemischen
                              									Industrie, 14876 PS an Fabriken der Nahrungsmittelindustrie und 8320 PS an
                              									Papierfabriken und Druckereien geliefert. Der Rest entfällt auf die immerhin
                              									bedeutenden Fabriken für Feinmechanik, Uhren, Bijouterien sowie auf
                              									Maschinenfabriken.
                           Für den Vorgang bei der Erteilung von Konzessionen zur Verwertung von Wasserkräften
                              									ist das kürzlich vom Kanton Bern erlassene einschlägige Gesetz bezeichnend. Der
                              									Kanton behält sich danach ausschließlich vor, Rechte zur Ausnutzung von
                              									Wasserkräften zu verleihen, sowie diese Rechte selbst auszuüben, falls ein
                              									öffentliches Bedürfnis vorliegt. Durch die Ausübung solcher Rechte dürfen aber weder
                              									öffentliche Interessen geschädigt, noch vorhandene Naturschönheiten beeinträchtigt
                              									werden. Unter mehreren Bewerbern um eine und dieselbe Konzession soll derjenige den
                              									Vorzug erhalten, dessen Pläne für die Allgemeinheit am günstigsten sind. Gemeinden
                              									sollen aber gegenüber anderen Bewerbern den Vorzug genießen, insbesondere auch
                              									darin, daß ihnen Wasserrechte auf unbeschränkte Zeit, Privaten hingegen nur auf
                              									höchstens 50 Jahre erteilt werden können. Die Kosten der Konzession werden nach
                              									einem für die Pferdekraft festgestellten Betrag ermittelt, welcher je nach der Größe
                              									und Lage des Werkes sowie je nach den Bauschwierigkeiten zwischen 2.52 und 6.70 Mk.
                              									in drei Klassen wechselt. Außerdem wird von allen Kraftwerken, die mehr als 10 PS
                              									erzeugen, eine jährliche Pferdekraftsteuer erhoben, welche mit der Größe der Anlage
                              									zunimmt, aufweiche aber mit Rücksicht auf ungünstige Betriebsverhältnisse, z.B.
                              									Wassermangel, Hochwasser usw., Nachlässe gewährt werden können. (The Engineering
                              									Record, 1908, II, S. 620.)
                           
                              H.