| Titel: | Polytechnische Rundschau. | 
| Fundstelle: | Band 324, Jahrgang 1909, S. 302 | 
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                        Polytechnische Rundschau.
                        Polytechnische Rundschau.
                        
                     
                        
                           Untertägige Streckenförderungen.
                           Mit Rücksicht auf die steigende Ausdehnung der Grubenfelder und das Anwachsen der
                              									Arbeitslöhne werden Schlepper- und Pferdebeförderung- verlassen und maschinelle
                              									Fördereinrichtungen werden eingeführt. Große Verbreitung hat die Seil- oder
                              									Kettenförderung im deutschen Bergbau gefunden. Sie setzt jedoch zweigleisig
                              									aufgefahrene und möglichst gut ausgerichtete Strecken voraus, erfordert in
                              									Krümmungen umständliche und kraftverzehrende Rollenführungen und ergibt schließlich
                              									nur dann ein wirtschaftliches Arbeiten, wenn das Beschicken der Bahn mit Wagen
                              									ziemlich gleichmäßig vor sich geht. Die jüngere Lokomotivförderung hat demgegenüber
                              									den Vorzug, daß sie sich den Krümmungen der dem Lager folgenden Förderstrecke
                              									anpaßt, hinsichtlich der Leistung größere Beweglichkeit gestattet und schließlich
                              									bei längeren Strecken auch zur Förderung der Belegschaft verwendet werden kann.
                           Dampflokomotiven sind zwar in den lothringischen Eisenerzgruben im Betrieb; doch
                              									selbst in deren hohen und weiten, gut bewetterten Stollen ist die Belästigung durch
                              									den ausströmenden Dampf und Rauch sehr groß. Feuerlose Dampflokomotiven besitzen
                              									teils wegen ihres bedeutenden Gewichtes, teils wegen der Verluste in den langen
                              									Dampfleitungen einen geringen Wirkungsgrad. Für Preßluftlokomotiven liegen die
                              									Verhältnisse ähnlich. Benzin oder Benzollokomotiven sind dagegen von jeder
                              									Kraftversorgungsanlage unabhängig. Diesem Vorteile steht jedoch die geringe
                              									Regulierfähigkeit und die Unmöglichkeit der Umsteuerung der Verbrennungsmotoren
                              									gegenüber. Die infolgedessen erforderlichen Zahnräder, die Unterhaltungskosten der
                              									Zylinder und der Steuerung, sowie der Kraftverbrauch der Motoren während kurzer
                              									Betriebspausen, in denen ein Abstellen des Motors nicht stattfindet, verteuern den
                              									Betrieb. Schließlich ist 16 PS die höchste Leistung, die eine Benzinlokomotive etwa
                              									liefern kann, so daß ein schwerer Betrieb mit einer entsprechend großen Zahl von
                              									Lokomotiven und Führern rechnen muß. Wesentlich günstiger steht die elektrische
                              									Lokomotive da, welche selbst für 500 mm Spurweite schon mit 40 PS Leistung
                              									ausgeführt werden kann. Außerdem entfällt bei letzterer die Verwendung des
                              									feuergefährlichen Benzins. Die elektrischen Lokomotiven können als Oberleitungs-
                              									oder als Akkumulatorenlokomotiven ausgeführt werden. Zu ihnen gehören in den meisten
                              									Fällen eine Umformer- und Schaltanlage und bei Oberleitungslokomotiven noch die
                              									Streckenausrüstung.
                           Eine Umformer- und Schaltanlage ist nötig, da nur Gleichstrom von 220 bis 250 Volt
                              									verwendbar ist und auf den Werken größtenteils Drehstrom zur Verfügung steht. Eine
                              									höhere Gleichstromspannung läßt sich nur verwenden, wenn die Strecken nicht zur
                              									Fahrung benutzt werden; Drehstrom erfordert wegen der doppelten Oberleitung und der
                              									verwickelteren Oberleitungsweichen höhere Anlagekosten. Die Verwendung von
                              									einphasigem Wechselstrom oder einer Phase des Drehstromes ist gleichfalls
                              									unwirtschaftlich. Einmal dürfte als Fahrleitungsspannung wegen der höheren
                              									Momentanwerte wohl nur 150 Volt in Betracht kommen; ferner wird der infolge der
                              									größeren Stromstärken vermehrte Spannungsabfall in den Leitungen durch den
                              									induktiven Spannungsabfall in den Fahrschienen erhöht, so daß die Aufstellung
                              									mehrerer Transformatoren entlang der Strecke und die Verlegung eines Speisekabels
                              									nötig würde, wobei zur Reserve Transformatoren und Kabel doppelt auszuführen
                              									wären.
                           Die Aufstellung des Umformers erfolgt zweckmäßig auf der für die elektrische
                              									Förderung einzurichtenden Sohle, da die Zuführung des Gleichstromes durch den
                              									Schacht Kabel mit größeren Kupferquerschnitten erfordern würde, als für den
                              									Drehstrom nötig ist; überdies würde der Spannungsabfall unbequem sein. Motor und
                              									Stromerzeuger werden mit Rücksicht auf den Zusammenbau und besonders bei druckhaftem
                              									Gebirge auf eine gemeinsame Grundplatte gesetzt. Wegen der beim Anfahren der
                              									Lokomotive auftretenden Stromstöße und zeitweiligen Ueberlastungen empfiehlt sich
                              									die Verwendung von Wendepolmaschinen. Auch Ein-Ankerumformer können benutzt werden,
                              									welche bezüglich der Platzverhältnisse und des Wirkungsgrades Vorteile bieten, zum
                              									Anlassen jedoch eines Hilfsmotors benötigen. Zur Sicherung des Betriebes werden
                              									mindestens zwei Umformer bezw. Umformersätze aufgestellt. Die zur Benutzung und
                              									Regelung der Umformer erforderlichen Apparate und Instrumente sind in ein
                              									Schaltgerüst eingebaut, dessen Vorderseite mit Eisenblech verkleidet ist. Der im
                              									allgemeinen für diesen Zweck verwendete Marmor ist wegen seiner Neigung,
                              									Feuchtigkeit aufzunehmen und zu reißen, zur Verwendung unter Tage nicht
                              									geeignet.
                           Zur Streckenausrüstung gehört in erster Linie die Fahrleitung, ein hartgezogener
                              									Kupferdraht, der in Anständen von 6–10 m in etwa 1,8–2 m Höhe über Schienenoberkante
                              									isoliert aufgehängt ist. Hierzu sind Porzellandoppelglocken verwendet, in die ein
                              									Bolzen mit daran befestigter Zweibackenklemme eingekittet und die zum Schutz gegen
                              									äußere Beschädigungen von einer starken gußeisernen Kappe umgeben sind. Diese Kappen
                              									werden, je nachdem es sich um die Befestigung an der Holzzimmerung, an Eisenträgern,
                              									Querdrähten oder in Gestein handelt, verschieden ausgebildet. Zum Schutz gegen
                              									zufällige Berührung der Fahrleitung können Bretter verwendet werden, die zu beiden
                              									Seiten des Fahrdrahtes in mässigem Abstande angeordnet sind und tiefer als dieser
                              									herabreichen. Bei einer derartigen Anordnung ist allerdings nur ein Schleifschuh-
                              									oder ein Rollenstromabnehmer verwendbar. Ein derartiger Schutz ist jedoch auch nur
                              									dann nötig, wenn die Fahrdrahtspannung mehr als 250 Volt beträgt und im Stollen kein
                              									besonderer Steg für die Fahrung abgetrennt werden kann. Für das Gleis empfiehlt sich
                              									eine Schiene von 80 bis 90 mm Höhe bei 13 bis 16 kg/m Gewicht, die für Lokomotiven
                              									von 2 bis 3 t Achsdruck ausreicht. An den Stößen werden die Schienen zwecks
                              									Rückleitung des Stromes mit Weichkupferdrähten von 6 bis 8 mm Durchmesser verbunden.
                           Die Lokomotiven besitzen wegen der meist geringen Streckenquerschnitte und der
                              									kleinen Spurweiten eine außerordentlich gedrängte Bauart. Bei Herstellung des
                              									Rahmens aus Schmiedeeisen ist dies in besonders hohem Maße der Fall, denn
                              									beispielsweise bei 480 mm Spurweite kann sogar bei Außenlagern eine größte äußere
                              									Breite von nur 710 mm erzielt werden. Innenlager gestatten einen noch geringeren
                              									Unterschied zwischen Breite und Spur, beengen jedoch den für die Unterbringung der
                              									Motoren nötigen Raum. Gußeiserne Wangen und Stahlgußkopfstücke führen die Siemens-Schuckertwerke nur bei Lokomotiven von mehr als
                              									5 t Gewicht aus. Die elektrische Ausrüstung bietet nur bezüglich der Motoren und
                              									Stromabnehmer gegenüber dem für die sonstigen Traktionszwecke verwendeten
                              									Ausrüstungen bemerkenswerte Einzelheiten. Mit Rücksicht darauf, daß
                              									Inspektionsgruben für die Bedienung der Motoren von unten bei geringen Spurweiten
                              									sehr schmal und unbequem sind, sowie nur schwer einigermaßen trocken zu halten sind,
                              									werden die Motoren nach Entfernung der Lokomotivabdeckung nach oben herausgenommen.
                              									Ferner sind die Motoren nicht zum Aufklappen eingerichtet, da durch Hereinziehen der
                              									Ankerlager in den Ankerkörper und in das Kommutatorinnere eine gedrängtere Bauart
                              									erzielt werden kann. Die Stromabnehmer werden mit Bügel, Rolle oder Gleitschuh
                              									versehen und erhalten besonders dann eine verwickeltere Bauart, wenn größere
                              									Unterschiede in der Höhenlage des Fahrdrahtes durch örtliche Verhältnisse bedingt
                              									sind. Bügelkontakte werden meist doppelt ausgeführt, um das Funken möglichst zu
                              									verringern.
                           In Strecken mit weniger als 1600 mm Hohe, sowie als Zubringerlokomotive für die
                              									Hauptstreckenförderung, leistet die Akkumulatorenlokomotive gute Dienste. Die in
                              									einem besonderen Kasten untergebrachte Batterie wird auf der Lokomotive zweckmäßig
                              									auf Walzen gelagert, damit sie nach der Entladung leicht gegen eine geladene
                              									Batterie ausgewechselt werden kann.
                           In einer Betriebskostenberechnung werden für eine jährliche Gesamtförderung von
                              									900000 Nutztonnenkilometer in 600 Schichten die Kosten eines Nutztonnenkilometers
                              									mit 3,6 Pfennig berechnet und es wird angegeben, daß für Pferdeförderung früher die
                              									Kosten 11 Pfennig betrugen und sich für Förderung mit Benzinlokomotiven auf einer
                              									ähnlichen Strecke auf 8 Pfennig belaufen. (Passauer).
                              									(Deutsche Straßen- und Kleinbahnzeitung 1909 S. 125–134).
                           
                              Pr.
                              
                           
                        
                           Festigkeitszunahme des Betons mit dem Alter mit
                              									Berücksichtigung der Eisenbetonbauten.
                           Aus den Betonprüfungen bei dem Bau der Munderkinger Donaubrücke ergab sich für den
                              									Beton aus 1 t Zement, 2,5 t Sand und 5 t Schotter folgende Zunahme der Festigkeit
                              									mit dem Alter:
                           
                              
                                 Alter
                                 28 Tage
                                 5 Monate
                                 2⅔ Jahre
                                 9 Jahre
                                 
                                 
                              
                                 Druckfestigkeit
                                 254
                                 332
                                 520
                                 570
                                 kg/qcm
                                 
                              
                                 Zunahme derFestigkeit
                                 1
                                 1,31
                                 2,1
                                 2,3
                                 
                                 
                              
                           Nach den Bestimmungen des französischen Regierungsausschusses kann für die etwas
                              									festeren Mischungen der Eisenbetonbauten angenommen werden:
                           
                              
                                 Alter
                                 28
                                 90
                                 365
                                 Tage
                                 
                              
                                 Zunahme derFestigkeit
                                 1
                                 1,5
                                 2,5
                                 
                                 
                              
                           Mit der Zunahme der Festigkeit fällt häufig bei Betonbrücken eine Steigerung der
                              									Beanspruchung infolge des Anwachsens des Verkehrs und der Erhöhung der Achslasten
                              									zusammen. Reine Betonbauten, die nur auf Druck beansprucht werden, passen sich so in
                              									vorteilhaftester Weise ungünstigeren Verhältnissen an. Weniger günstig ist eine
                              									Steigerung der Beanspruchung mit zunehmendem Alter bei Eisenbetonbauten, da wohl der
                              									Beton, aber nicht das Eisen tragfähiger wird. Daher ist bei später zu erwartender
                              									größerer Inanspruchnahme von vornherein eine Verstärkung des Eisenquerschnittes, die
                              									nur mit geringen Mehrkosten verbunden, vorzunehmen, um auch später die gleiche
                              									Sicherheit zu haben.
                           Auch bei anderen Bauwerken, bei denen keine Steigerung der Belastung zu erwarten ist,
                              									sollte die Festigkeitszunahme des Betons mit dem Alter durch Milderung der jetzt
                              									geltenden preußischen Vorschrift einer 6fachen Sicherheit nach 28 Tagen
                              									berücksichtigt werden. In Frankreich wird nach 90 Tagen nur eine 3,6fache Sicherheit
                              									für Druck bei Biegung verlangt.
                           Es wird empfohlen, bei Festsetzung des Sicherheitsgrades die sogenannte Schonzeit des
                              									Bauwerkes, innerhalb deren die Tragfähigkeit der einzelnen Bauteile noch nicht oder
                              									nur wenig ausgenutzt wird, zu berücksichtigen.
                           Bei einjähriger Schonzeit sollte wegen der Steigerung der Betondruckfestigkeit eine
                              									1⅔fache Ausnutzung als nach 28 Tagen zulässig sein. Aus der nach 28 Tagen
                              									festgestellten Festigkeit der Probewürfel läßt sich auf die spätere Festigkeit am
                              									Schluß der Schonzeit schließen.
                           Bei der Festsetzung der Sicherheit ist der Unterschied von statisch bestimmten und
                              									unbestimmten Bauwerken zu beachten. Diese brauchen wegen der Unsicherheit in der
                              									Beurteilung der Spannungen eine 4 bis 5 fache Sicherheit, während man bei jenen
                              									wegen der Klarheit der statischen Verhältnisse mit 3,5facher Sicherheit auskommt. Es
                              									wird empfohlen, überhaupt nur mit 3,5 facher Sicherheit unter Berücksichtigung der
                              									Druckfestigkeit des Betons nach 28 Tagen zu rechnen und bei statisch unbestimmten
                              									Systemen, die nur annäherungsweise berechnet sind, bei beweglichen Einzellasten,
                              									Stößen und dergl. die wirkliche Belastung mit entsprechenden Zuschlägen einzuführen,
                              									wie dies ja bereits teilweise in den amtlichen Bestimmungen für die Ausführung und
                              									die Berechnung von Eisenbetonbauten vom 24. Mai 1907 vorgeschrieben ist.
                           Durch bessere Ausnutzung der Eigenschaften des Betons lassen sich vielfach Bauwerke
                              									mit geringerer Bauhöhe als bisher ausführen. Engesser.
                              									(Zentral blatt der Barverwaltung 1908 Lt. 593–94.)
                           Dr.-Ing. Weiske.
                           
                        
                           Selbsttätiges Absperrventil.
                           Das in Fig. 1 und 2
                              									dargestellte Dampfventil der Firma Jaeger, Rothe &
                                 										Nachtigall, Leipzig-Eutritzsch, dient dazu, den Dampfdurchgang selbsttätig
                              									abzudrosseln oder ganz abzusperren, sobald der Druck die jeweilig gewünschte,
                              									einstellbare Höhe überschreitet. Der Dampf strömt in der Pfeilrichtung Fig. 2 durch das Gehäuse. Hierbei pflanzt sich der
                              									Druck durch den Kanal c und das bei d,
                              									Fig. 1, in das Standgefäß eingefüllte Wasser auf den
                              									Kolben e fort, so daß letzterer dem jeweiligen Druck
                              									entsprechend sich einstellt und hierbei die Ventilspindel an der Scheibe f betätigt. Das Gegengewicht am Zwischenhebel wird so
                              									eingestellt, daß Absperren des Ventils erfolgt, sobald der gewünschte höchste
                              									Dampfdruck überschritten wird.
                           
                           Die Manschette b dichtet den Kolben e gegen die Gefäßwand ab. Sie ist konisch geformt, Fig. 3, so daß sie sich bei Bewegung des Kolbens
                              									reibungsfrei abwickelt; die Kappe a soll sie hierbei
                              									gegen Verwicklung schützen. Wegen des geringen Hubes des Ventilkegels und seines
                              									sicheren Abschlusses ist das Ventil nicht nur für Hochdruckdampf, sondern auch für
                              									Niederdruck und selbst für Dampfableitungen geeignet, um nötigenfalls Frischdampf
                              									zuzumischen, ohne daß eine Erhöhung der regelmäßigen Abdampfspannung eintritt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 324, S. 303
                              Fig. 2.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 324, S. 303
                              Fig. 1.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 324, S. 303
                              Fig. 3.
                              
                           ε
                           
                        
                           Archimedes-Propeller mit
                              									Dampfturbinenantrieb.
                           Dieser durch direkten Dampf zu treibende Propeller Fig.
                                 										1 unterscheidet sich von den bekannten Schraubenventilatoren durch die
                              									Konstruktion des Flügelrades und durch die zum Antrieb dienende neue
                              									Dampfturbine.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 324, S. 303
                              Fig. 1.
                              
                           Durch das gesetzlich geschützte Flügelrad mit schräger Anordnung der Schaufelflügel
                              									im Verein mit einer neuartig ausgebildeten, für die Luftbeförderung mit nutzbar
                              									gemachten Nabe wird eine besonders gute Leistung erzielt.
                           Die gesetzlich geschützte und zum Patent angemeldete Dampfturbine zeichnet sich
                              									dadurch vorteilhaft aus, daß das Turbinenrad aus einem Stück besteht und
                              									doppelt gelagert ist. Das Rad besitzt keine Schaufeln, sondern der Radkörper ist in
                              									kranzförmiger Anordnung mit mehreren Reihen von Queraussparungen durchsetzt, durch
                              									welche der Dampf zu seiner vollen Ausnutzung von einer Radflanke zur anderen
                              									wechselnd hindurchgeleitet wird. Die Lagerung der Turbinenradwelle ist derart, daß
                              									das sogenannte Fressen im Gehäuse und Zerstörung der Schaufelflächen ausgeschlossen
                              									sind. Ferner ermöglicht sie bei ruhigem, fast geräuschlosem Gang, unterstützt von
                              									der Bauart des Rahmengestelles, die Verwendung der Propeller senkrecht- wagerecht
                              									oder schräg.
                           Die Archimedes-Propeller können an jede Dampfleitung von
                              									2 bis 15 Atm. Druck angeschlossen und somit unabhängig von der Transmission – also
                              									z.B. auch während der Betriebspausen in Tätigkeit gehalten werden.
                           Geliefert werden die Archimedes-Propeller von der
                              									Ventilationsfirma W. Hanisch & Cie., Berlin N. 37,
                              									Kastanienallee 84.
                           ε
                           
                        
                           Das Elektrizitätswerk Spiez der Vereinigten Kander- und Hagnekwerke A.-G. in Bern.
                           Das im Jahre 1898 erbaute Wasserkraftwerk, welches sein Kraftwasser damals
                              									ausschließlich aus dem Kanderfluß bezog, war ursprünglich zur Aufnahme von fünf
                              									Einheiten zu je 900 PS bemessen. Davon waren zur Zeit der Eröffnung des Betriebes im
                              									Juni 1899 vier Einheiten vorhanden, Girard-Turbinen mit
                              									wagerechten Wellen, die mit Drehstromerzeugern von je 620 KW gekuppelt waren und bei
                              									dem vorhandenen Rohgefälle von 61 bis 65 m der 1600 mm weiten Druckleitung eine
                              									Wassermenge von 1475 bis 1300 l in der Sekunde verbrauchten. Die aus einer
                              									besonderen Leitung gespeisten Druckwasserregulatoren verstellten Spaltschieber,
                              									welche bei Belastungsschwankungen von 25 V. II. Aenderungen von mehr als 2,5 v.H.
                              									der normal 300 Umdrehungen in der Minute betragenden Geschwindigkeit verhinderten-
                              									Da das Werk so gut wie ungeklärtes Wasser verwendet, so zeigten sich an den
                              									Turbinenschaufeln nach kurzer Zeit Anfressungen, welche von dem mitgerissenen Sand
                              									herrührten. Da außerdem die Inanspruchnahme des Werkes zunahm und die Stromerzeuger
                              									eine erheblich größere Leistung abgeben konnten, so entschloß man sich, zunächst an
                              									der Stelle der fünften Maschinengruppe einen Versuch mit einer 1300-pferdigen
                              										Spiral-Francis-Turbine zu machen, und als dieser
                              									erfolgreich war, alle Girard-Turbinen gegen solche Francis-Turbinen auszuwechseln. Diese Turbinen, welche
                              									2000 bis 1800 l in der Sekunde, je nach dem Gefälle, verbrauchen, sind an die alte
                              									Druckleitung angeschlossen. Ihre gußeisernen Laufräder von 1250 mm  nützen
                              									sich aber auch sehr stark ab, so daß sie etwa alle zwei Jahre ersetzt werden müssen.
                              									Gegenwärtig werden daher Versuche mit Stahlgußrädern angestellt. Die Turbinen machen
                              									300 Umdrehungen in der Minute und sind mit elastischen Kupplungen an die alten
                              									Drehstromerzeuger angeschlossen, welche 900 KW bei 4000 Volt und 40 Perioden in der
                              									Sekunde liefern. Der Wirkungsgrad der Turbinen erreicht bei 1200 PS Belastung 82
                              									v.H., bei 600 PS Belastung noch 75 v.H. Die größte Geschwindigkeitsänderung beträgt
                              									bei 25 v.H. Belastungsschwankung höchstens 10 v.H.
                           
                           Seit dem Jahre 1902, wo das Werk mit 6500 PS voll ausgebaut worden war, hatte
                              									sich der Kraftbedarf noch weiter gesteigert. Infolgedessen mußte zu weiterer
                              									Vergrößerung des Kraftwerkes geschritten werden, welche in den Jahren 1905 bis 1908
                              									ausgeführt wurde. Das erforderliche Mehr an Kraftwasser wird der Simme bei der
                              									Simmentaler Porte durch ein mächtiges Stauwehr entnommen, dessen Mauerwerkskörper an
                              									der höchsten Stelle 23 m über seinem Steinfundament hoch ist und in welchem die 7 m
                              									tiefe Ueberfall- und Grundablaßöffnung durch zwei übereinander angeordnete Schützen
                              									von 7 m Breite und 3,8 m Höhe verschlossen ist. Zu beiden Seiten dieser durch zwei
                              									Strebepfeiler eingefaßten Oeffnung befinden sich je zwei weitere Schützen von je
                              									3,75 m Breite, die zusammen mit der Grundablaßöffnung eine Wassermenge von 370 cbm
                              									in der Sekunde hindurchlassen können. Zu den interessantesten Einzelheiten des
                              									Wehres ist die Konstruktion der beiden Grundablaßschützen zu zählen. Diese sind ganz
                              									unabhängig voneinander durch Gegengewichtsaufzüge elektrisch oder auch von Hand
                              									verstellbar und haben 7,50 und 4,50 m Hubhöhe. Die Schützen sind auf Rollen geführt
                              									und sind deshalb geteilt, weil bei Verwendung einer 7 m hohen Schützentafel die
                              									Bauhöhe des Windengerüstes zu groß geworden wäre. Auch die Reibung der
                              									Führungsrollen wird durch die Teilung der Schützen verringert.
                           Die Wasserfassung befindet sich am rechten Ufer des durch das Stauwehr erzeugten etwa
                              									1200 m flußaufwärts reichenden Sees; sie besteht, abgesehen von den üblichen
                              									Einlaufrechen aus drei Schützen, welche so groß bemessen sind, daß sie 6000 1 in der
                              									Sekunde mit einer Geschwindigkeit von etwa 0,27 m in der Sekunde hindurch lassen.
                              									Dieses Wasser wird mit Hilfe eines etwa 2592 m langen Stollens von 1 ‰ Gefälle bis
                              									zum linken Ufer des Kanderflusses geleitet, wo sich ein Leerlauf und Ueberfall
                              									in die Kander befindet, überschreitet sodann diesen Fluß auf einem aus Eisenbeton
                              									hergestellten Aquädukt von 286 m Länge und mündet endlich durch einen weiteren
                              									Stollen von 567 m Länge in den erweiterten Stau- und Klärweiher des Werkes. An das
                              									hier angelegte Wasserschloß schließen sich zunächst ein 420 m langer Druckstollen
                              									von 8 qm lichtem Querschnitt, welcher mit einem Druckregler, einem eisernen oben
                              									offenen Standrohr von 4 m Durchmesser und 8,70 m Höhe, versehen ist und welcher in
                              									zwei mit hydraulisch betätigten Absperrschiebern versehene Druckleitungen übergeht.
                              									Diese Leitungen, von denen vorläufig erst eine ausgeführt ist, erhalten 1200 mm
                              									Durchmesser und werden aus Blechschüssen an Ort und Stelle zusammengenietet. Ihre
                              									Wandstärke nimmt entsprechend dem Druck von 8 auf 15 mm zu.
                           Die Erweiterung des Maschinenhauses, welches auf 77 m Länge ausgebaut worden ist,
                              									umfaßt sechs neue Maschineneinheiten von je 3200 PS, von denen seit Oktober 1908
                              									drei bereits im Betriebe sind. Die Francis-Turbinen mit
                              									wagerechter Welle, die mit 1200 mm weiten Zuleitungen versehen sind, können bei 62 m
                              									Reingefälle und 400 Umdrehungen in der Minute bis zu 5000 l in der Sekunde
                              									verbrauchen und bis zu 3800 PS leisten. Sie sind ebenso wie die 1300pferdigen
                              									Turbinen mit Drehschaufelregulierung versehen und mit 2000 KW-Drehstromerzeugern von
                              									4000 Volt und 40 Perioden in der Sekunde gekuppelt und erhalten ihren Erregerstrom
                              									von zwei neuen Hochdruckspiral-Francis-Turbinen von je
                              									300 PS bei 500 Umdrehungen in der Minute. Der erzeugte Strom wird auf 1600 Volt
                              									Spannung gebracht, wozu vorläufig- acht Einphasentransformatoren von je 400 KVA und
                              									ein Dreiphasentransformator von 2000 KVA im Betriebe sind. (Schweizerische
                              									Bauzeitung 1908 II S. 153 bis 156, 161 bis 164, 205 bis 209, 232 bis 235 und 339 bis
                              									344.)
                           
                              H.