| Titel: | Störende Bewegungen der Last bei Hebezeugen. | 
| Autor: | Otto Schaefer | 
| Fundstelle: | Band 324, Jahrgang 1909, S. 309 | 
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                        Störende Bewegungen der Last bei
                           								Hebezeugen.
                        Von Dr.-Ing. Otto Schaefer.
                        Störende Bewegungen der Last bei Hebezeugen.
                        
                     
                        
                           Bei Hebezeugen mit freihängender Last ist im allgemeinen außer der Hubbewegung
                              									noch eine oder es sind zwei seitliche Bewegungen vorhanden; so kann beispielsweise
                              									bei Drehkranen die Last gehoben und im Kreise geschwenkt werden. Bei den normalen
                              									Werkstattlaufkranen ist meist außer dem Heben ein Längsfahren des ganzen Kranes und
                              									ein Querfahren der Laufkatze vorgesehen. Die grundlegende Annahme hierbei ist, daß
                              									ein genau senkrechtes Heben und genau wagerechtes Fahren stattfindet, wobei dann
                              									diese verschiedenen Bewegungen miteinander vereinigt werden können. Nun treten aber
                              									eine ganze Reihe von unerwünschten Nebenerscheinungen auf, die in mannigfacher Art
                              									Abweichungen der wirklichen Bewegung von der gewollten verursachen, und zwar kann
                              									man beim Heben folgende drei Arten von Störungen unterscheiden:
                           
                              1. Die Last bewegt sich in einer schrägansteigenden
                                 										Geraden;
                              2. die Last bewegt sich in einer Kurve;
                              3. die Last pendelt.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 324, S. 309
                              Fig. 1.
                              
                           Ist die erwünschte Bewegung die wagerechte, so kann der Fehler darin bestehen, daß
                              									die Last entweder gleichzeitig gehoben wird oder daß sie pendelt. Diese Bewegungen
                              									können sich wieder in der verschiedensten Weise zusammensetzen, und schließlich ist
                              									auch noch das Drehen der Lastum eine senkrechte Achse als störende Bewegung zu
                              									nennen. Die Ursachen, die Art des Auftretens, die Größe und die Mittel zur
                              									Vermeidung dieser Störungen sollen im folgenden betrachtet werden.
                           Der Fehler, daß die Last in einer schräg ansteigenden Geraden, gehoben wird, entsteht
                              									dann, wenn die Last an einem direkt von der Trommel herabhängenden Zugorgan
                              									befestigt ist. Hierbei wandert die Last entsprechend der Aufwickelung des Seiles auf
                              									die Trommel evtl. um deren volle Länge seitlich. Die Einschaltung einer Unterflasche
                              									vermindert zwar den Fehler auf die Hälfte, beseitigt ihn jedoch nicht, während die
                              									Bauart nach Fig. 1, bei welcher zwei
                              									Seilstränge gleichzeitig von links und rechts aufgewickelt werden, ihn völlig
                              									vermeidet.
                           Bei dieser Anordnung, welche ihrer Vorzüge halber größte Verbreitung verdient, wird
                              									man leicht einen Umstand übersehen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 324, S. 309
                              Fig. 2.
                              
                           Die Last bewegt sich nämlich in einer Kurve, wenn die Achsen der Trommel T und der Aufhängerolle R
                              									nicht in gleicher Höhe liegen. – Dasselbe gilt auch für die bei Drehkranen häufige
                              									Anordnung – eine feste Rolle R (Fig. 2) im Auslegerkopf und eine lose Rolle L in der Unterflasche (wenn die Befestigung F des Seilendes höher oder tiefer liegt als die Mitte
                              									der Seilrolle. Um annähernd die Form der Kurve zu finden, möge die Annahme gemacht
                              									werden, daß (Fig. 2) die Seilrolle L sehr klein sei. Bedenkt man, daß die beiden
                              									Seilspannkräfte – bei Vernachlässigung des kleinen durch die Reibung verursachten
                              									Unterschiedes – gleich groß sind und daß ihre Horizontalkomponenten ebenfalls gleich
                              									groß und entgegengesetzt gerichtet sein müssen, da sie die einzigen horizontalen
                              									Kräfte sind, so folgt, daß die Winkel der Seile mit der Horizontalen gleich sein
                              									müssen und beiderseits durch den gleichen Buchstaben α
                              									bezeichnet werden dürfen. Als Koordinaten-Anfangspunkt ist der Halbierungspunkt der
                              									Strecke gewählt, welche die beiden Seilendpunkte verbindet und zwar deshalb, weil
                              									die Gleichung der Kurve hierfür am einfachsten wird. Es ergibt sich nämlich aus der
                              									Figur
                           \frac{x-\frac{a}{2}}{\frac{b}{2}-y}=\mbox{tg}\,\alpha und
                              										\frac{x+\frac{a}{2}}{\frac{b}{2}+y}=\mbox{tg}\,\alpha
                           
                           also:
                           
                              \frac{x-\frac{a}{2}}{\frac{b}{2}-y}=\frac{x+\frac{a}{2}}{\frac{b}{2}+y}
                              
                           und durch Ausmultiplizieren
                           
                              x \cdot y=\frac{a \cdot b}{4}.
                              
                           Dies ist aber bekanntlich die Mittelpunktsgleichung- einer Hyperbel. Falls man
                              									berücksichtigt, daß der Seilrollenradius r eine
                              									endliche Größe hat, und entsprechend x' statt x setzt, so erhält man eine der gezeichneten Kurve
                              									ähnliche. Doch erübrigt sich ein näheres Eingehen auf die Form derselben, da es nur
                              									auf den Beweis ankam, daß die Last tatsächlich nicht in einer Graden gehoben
                              									wird.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 324, S. 310
                              Fig. 3.
                              
                           Pendelschwingungen der Last können durch irgendwelche zufälligen äußeren Umstände
                              									verursacht werden, sie entstehen jedoch beim Heben und Senken der Last stets auch
                              									ohne solche Einwirkungen. Es mag (Fig. 3)
                              									vorausgesetzt sein, daß die Last an einer einrolligen Flasche hängt, wobei die
                              									beiden Seile sehr lang sein und im Ruhezustand genau senkrecht hängen sollen. Ein
                              									Seil ist in A befestigt, das andere wird mit Hilfe der
                              									Führung B, die den Einfluß der oberen Rolle beseitigt,
                              									genau senkrecht nach oben gezogen. Der Wirkungsgrad einer richtig dimensionierten
                              									Seilrolle kann zu η = 0,96 angenommen werden, so daß
                              									also, wenn Si den Seilzug im befestigten Seil, S2 den Seilzug im gezogenen Seil bezeichnet, die
                              									Beziehung gilt
                           S1 =
                              										η . S2 = 0,96S2.
                           Gleichzeitig ist natürlich, wenn Q die Last bezeichnet
                           S1+ S1 = Q
                           also
                           ηS2 +
                              										S2 = 0,96S2 + S2 = Q
                           (1 + η)S2 = 1,96S2 = Q
                           
                              S_2=\frac{1}{1,96} \cdot Q=\frac{1}{0,98} \cdot \frac{Q}{2}
                              
                           ferner ist
                           
                              S_1+\frac{1}{0,96}\,S_1=Q
                              
                           
                              \frac{1,96}{0,96} \cdot S_1=Q
                              
                           
                              S_1=\frac{0,96}{0,98}\,\frac{Q}{2}=\mbox{rd}\,0,98\,\frac{Q}{2}
                              
                           Die Momentengleichung, in bezug auf den Punkt A aufgestellt, ergibt
                           
                              \begin{array}{rcl}Q \cdot x&=&S_2 \cdot d=\frac{1}{1+\eta} \cdot Q
                                 										\cdot d=\frac{1}{0,98} \cdot
                                 										\frac{Q}{2}\,d\\x&=&\frac{1}{1+\mu}\,d=\frac{1}{0,98} \cdot \frac{d}{2}
                                 										\end{array}
                              
                           Wie man sieht, sucht die Last jetzt, während der Aufwärtsbewegung, nicht in der Mitte
                              									zwischen A und B, sondern
                              									näher bei B zu hängen. Da sie im Ruhezustande genau in
                              									der Mitte hing, bewegt sie sich bei Beginn des Hebens in die neue Gleichgewichtslage
                              									hinein, pendelt natürlich auch gleich darüber hinaus und führt dann Schwingungen
                              									symmetrisch zu dieser Gleichgewichtslage aus. Die häufig gegebene Erklärung, daß der
                              									Unterschied zwischen der Reibung der Ruhe und der kleineren Reibung der
                              									Bewegung die Schwingung verursache, ist nicht genau zutreffend, da Schwingungen auch
                              									ohne diesen Unterschied der Reibungen auftreten würden. Allerdings wird die
                              									Schwingungsweite vergrößert, da der Unterschied der Seilspannungen im Anfang größer
                              									ist, als dem Wirkungsgrad η entspricht. Die
                              									Gleichung
                           
                              x=\frac{1}{1+\eta}\,d
                              
                           gibt ein Mittel an die Hand, den Wirkungsgrad experimentell zu
                              									bestimmen; es ist nur erforderlich, die Größen zu messen, was leicht dadurch
                              									geschehen kann, daß man die beiden äußersten Punkte der Schwingung feststellt und
                              									aus diesen Messungen das Mittel nimmt. Für die praktische Durchführung dieser
                              									Messungen empfiehlt es sich, an der Last einen leuchtenden Punkt, Kerze oder
                              									Glühlampe, anzubringen und den Schatten zu beobachten, den ein in der Nähe der Last
                              									senkrecht herabhängender Faden auf einen in nicht zu geringer Entfernung
                              									befindlichen Maßstab wirft. Man kann hierdurch die zu messende Strecke bequem
                              									vergrößern und wird durch das gleichzeitig mit den Schwingungen stattfindende
                              									Ansteigen der Fig. 4. Last nicht gestört.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 324, S. 310
                              Fig. 4.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 324, S. 310
                              Fig. 5.
                              
                           Da der Ausschlag der Last nur wenige Millimeter beträgt, so können Seilstränge von
                              									einigen Metern demgegenüber schon als unendlich lang betrachtet werden, es bedarf
                              									jedoch einer besonderen Untersuchung, ob und in welcher Art sich die Schwingungen
                              									einer pendelnd aufgehängten Last bei Verkürzung der Aufhängung verändern. Bei
                              									kleinen Ausschlägen ist die Fadenspannkraft – der Einfachheit halber denke man sich
                              									bei dieser Betrachtung die Last an einem einfachen Faden hängend – konstant und es
                              									wird der Last keine andere Energie zugeführt, als die zur Hebung erforderliche.
                              									Demnach bleibt die Schwingungs-Energie konstant und deswegen ist auch die Höhe h, um welche die Last bei einer Schwingung steigt und
                              									fällt, die gleiche, bei langem wie bei verkürztem Faden. Mit den Bezeichnungen der
                              										Fig. 4 ist bei Vernachlässigung eines Gliedes
                              										h2, das den
                              									andern Werten gegenüber sehr klein ist,
                           x2 =
                              										2y . h.
                           Die Punkte, welche die Last beim größten Ausschlag erreicht, liegen auf einer
                              									Parabel. Dieser Umstand kann praktische Bedeutung erlangen, wenn es sich darum
                              									handelt, den Raum zu bestimmen, der für den Durchgang der Last frei zu halten ist.
                              									Dieser Raum kann bei BB (Fig.
                                 										5) enger sein als bei AA und ist dabei doch
                              									mit gleicher Sicherheit gegen Anschlagen bestimmt. Anderseits ist es falsch, in
                              									allen Höhen mit gleichem Schrägzug, etwa 10%, zu rechnen; denn wenn der Schrägzug in
                              									der tiefsten Stellung 10% beträgt, so findet, in Prozenten der Seillänge gerechnet, eine
                              									Vergrößerung des Schrägzuges beim Heben statt, obwohl der seitliche Ausschlag selbst
                              									kleiner wird.
                           Die soeben gemachte Annahme, daß die Fadenspannkraft während der Schwingung konstant
                              									sei, gilt nur bei kleinen Schwingungen und führt auf das bekannte Gesetz, wonach die
                              									Dauer einer Schwingung unabhängig von der Schwingungsweite ist. Bei größeren
                              									Ausschlägen ist die Fadenspannung veränderlich, und man wird sofort auf die Frage
                              									geführt, ob bei einer gleichmäßigen Verkürzung des Fadens gerade die zur Hebung
                              									erforderliche Energie der Last zugeführt wird, oder etwa eine größere oder kleinere.
                              									Man kann die Frage auch so stellen: Ist es für die Hubarbeit gleichgültig, ob die
                              									Last pendelt oder nicht? Um die Antwort zu finden, muß man das Gesetz kennen, nach
                              									dem sich die Fadenspannung f verändert, und zwar
                              									braucht man f als Funktion der Zeit, da vorausgesetzt
                              									war, daß der Faden sich in jedem Zeitteilchen um das gleiche Stück verkürzt. Bildet
                              									man dann \int_0^T\,f\,dt, wobei T
                              									die Zeit einer vollen Schwingung bedeuten soll, und vergleicht mit mgT, worin mg das Gewicht
                              									der Last angibt, so erkennt man, ob in einem oder andern Falle der „Antrieb“
                              									= Kraft mal Zeit größer ist. Dem größeren Antrieb entspricht dann auch die größere
                              									Energiezufuhr. Für f ergibt sich mit den Bezeichnungen
                              									der Fig. 6.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 324, S. 311
                              Fig. 6.
                              
                           
                              f=mg\cdot \mbox{cos}\,\varphi+m\,\frac{v^2}{r}
                              
                           v2 =
                              										2gh
                           h = r cos ϕ – r cos α
                           und durch Einsetzen und Zusammenziehen
                           f = mg (3
                              									cos ϕ – 2 cos α)
                           Ferner ist
                           
                              t=\sqrt{\frac{l}{2\,g}}\,\int_0\alpha\,\frac{d\,\varphi}{\sqrt{\mbox{cos}\,\varphi-\mbox{cos}\,\alpha}}
                              
                           Es ist dies das bekannte Integral, dessen Lösung für kleine
                              									Schwingung auf das Resultat führt
                           
                              T=2\,\pi\,\sqrt{\frac{l}{g}}
                              
                           Eine Vereinigung der beiden Gleichungen für f und t führt zu großen
                              									Schwierigkeiten, so daß hier ein anderes Verfahren gewählt wurde. Es wurde nämlich
                              									der größte Ausschlag α = 45° vorausgesetzt, dann für
                              									eine Reihe Werte von ϕ, sowohl f wie t bestimmt und als Ordi-naten bzw.
                              									Abszissen in Fig. 7 aufgetragen. Zeichnet man nun
                              									noch mg ein, so ergibt schon der Augenschein, daß f durchschnittlich größer ist als mg, mithin daß das Hubwerk mehr Arbeit zu leisten hat,
                              									wenn es die pendelnde Last hebt. Die Frage nach dem Verbleib dieses Mehraufwandes
                              									von Energie kann nur dahin beantwortet werden, daß die Schwingungsenergie um jenen
                              									Mehraufwand wächst. Eine eingehende Behandlung dieser Probleme mag unterbleiben, da
                              									so große Schwingungen praktisch kaum vorkommen und da ferner die dämpfend wirkenden
                              									Widerstände, welche hier vernachlässigt wurden, sicher einen bedeutenden Einfluß
                              									ausüben.
                           Der hier vorausgesetzte Fall der Aufhängung an nur einem Faden wird nicht häufig
                              									verwirklicht. Das Aufhängen an zwei Fäden (einfache Unterflasche) liefert aber
                              									nicht dieselben Ergebnisse. Hierbei finden keine Kreisschwingungen statt, sondern
                              									die Last bewegt sich, wenn man den Durchmesser der Seilrolle als sehr klein annimmt,
                              									auf einer Ellipse, wie sich leicht einsehen läßt. Betrachtet man z.B. Fig. 2, so erkennt man, daß die Last sich auf einer
                              									Kurve bewegt, bei deren sämtlichen Punkten die Summe der Abstände von zwei festen
                              									Punkten – den Brennpunkten – konstant ist. Zugleich ergibt der Augenschein, daß die
                              									große Achse der Ellipse nahezu wagerecht, die kleine nahezu senkrecht liegt und daß
                              									die Ellipse in der Nähe des tiefsten Punktes flacher ist, als der Kreisbogen, in dem
                              									die Schwingung bei einfachem Seil stattfinden würde. Hat die Last einen seitlichen
                              									Anstoß von bestimmter Größe erhalten, so wird sie um ein bestimmtes Stück steigen,
                              									und dieser Hebung entspricht bei der Ellipse ein größerer Ausschlag als beim Kreis.
                              									Rückt man die beiden Aufhängepunkte weiter auseinander, ohne jedoch die Höhenlage
                              									der Last zu ändern, so vergrößert man die große Achse der Ellipse bei
                              									gleichbleibender kleiner Achse immer mehr–, der einer bestimmten Hebung
                              									entsprechende Ausschlag der Last wird also auch größer: die Last pendelt bei
                              									gleicher Schwingungsenergie weiter. Nimmt man umgekehrt an, daß die
                              									Schwingungsweiten gegeben sind, z.B. dadurch, daß eine um ein bestimmtes Stück
                              									seitlich liegende Last angehoben wird, daß also der Schrägzug in beiden Fällen
                              									gleich ist, so ist die Schwingungsenergie bei der größeren Entfernung der
                              									Aufhängepunkte kleiner, wird also auch durch die Widerstände eher aufgezehrt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 324, S. 311
                              Fig. 7.
                              
                           Die hauptsächliche Ursache für das Pendeln der Last ist die Beschleunigung beim
                              									Anfahren und die Verzögerung beim Abbremsen einer Fahrbewegung. Es ist allerdings
                              									möglich, derartig anzufahren, daß die Last nicht mehr pendelt, wenn die Fahrbewegung
                              									(der Katze oder des Kranes) ihre volle Geschwindigkeit erreicht hat, aber gerade bei
                              									den kurzen Bewegungen einer Gießpfanne beim Ausgießen, wo das ruhige Hängen
                              									besonders wertvoll wäre, gelingt es auch dem geschicktesten Kranführer nicht,
                              									Schwingungen zu vermeiden. Für die mathematische Behandlung reduziert sich die
                              									Aufgabe darauf, daß der Aufhängepunkt eines Pendels aus der Ruhelage in die
                              									Geschwindigkeit v auf solche Weise versetzt werden
                              									soll, daß das Pendel nachher nicht schwingt, daß also die Masse m des Pendels auch die Geschwindigkeit v erreicht und gleichzeitig frei von Beschleunigung
                              									ist. Bezeichnet man den Weg des Aufhängepunktes von der Anfangslage aus gemessen mit
                              										s, den der Pendelmasse mit s', so ist der Ausschlag des Pendels s–s',
                              									und proportional diesem Ausschlag ist die Kraft, welche das Pendel in die senkrechte
                              									Lage zu führen strebt. Setzt man diese Kraft gleich Masse mal Beschleunigung, so
                              									ist
                           
                              c\,(s-s')=m\,\frac{d_2\,s'}{dt^2}
                              
                           
                           wobei c der von der Länge
                              									des Pendels abhängige Proportionalitätsfaktor und t die
                              									Zeit ist. Es ergibt sich
                           
                              m\,\frac{d_2\,s'}{dt^2}+c\,s'=c\cdot s
                              
                           und wenn man für den Weg s, der
                              									ja mit der Zeit veränderlich ist, f(t) setzt, so ist
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 324, S. 312
                              Fig. 8.
                              
                           
                              m\,\frac{d_2\,s'}{dt^2}+c\,s'=c\,f\,(t)
                              
                           Die Wahl von s' = g(t) ist nun noch frei, man braucht nur zu beachten, daß
                              									bei Beginn des Vorganges (t = 0) s' = 0, die Geschwindigkeit
                              										\frac{d\,s'}{dt}=0 und die Beschleunigung
                              										\frac{d_2\,s'}{dt^2}=0 und daß später für einen Augenblick
                              										\frac{d\,s'}{dt}=v und
                              										\frac{d_2\,s'}{dt^2}=0 sein muß. Es gibt offenbar unendlich
                              									viele Funktionen g(t),
                              									welche diese Bedingungen erfüllen, und ebenso finden sich hieraus unendlich viele
                              									Funktionen f(t), also
                              									unendlich viele Möglichkeiten, die Last schwingungsfrei in Bewegung zu setzen. Es
                              									würde also auch möglich sein, für gegebene Größen von m, c und v das Anlaufen des Kranes nach einer
                              									solchen Funktion f(t)
                              									stattfinden zu lassen, indem man etwa einen selbsttätigen Schalter für den
                              									Antriebsmotor einbaut, so daß dieser stets die zur Erzeugung der Bewegungsgleichung
                              										s = f(t) erforderliche
                              									Beschleunigung erteilt. Praktisch wäre eine solche Einrichtung aber doch wertlos,
                              									weil eben die Größen m, c und v vollkommen willkürlich wechseln.
                           Eine ganz besondere Art von störenden Bewegungen tritt bei Kranen mit
                              									einziehbarem Ausleger auf. Ihrer Eigenart wegen sind diese Bewegungen für sich in
                              									einem Aufsatze „Beitrag zur Kinematik der Krane mit einziehbarem Ausleger,“
                              									D. P. J. 1909, Bd. 324 S. 113 von mir behandelt.
                           Zum Schluß sollen noch die Torsionsschwingungen erwähnt werden. Hängt die Last an nur
                              									einem Seilstrange, so tritt die bekannte Erscheinung ein, daß das Seil sich aufdreht
                              									und die Last ebenfalls in Drehung versetzt. Die sogenannten drallfreien Seile sind
                              									jedoch, wenigstens bei nicht zu geringer Stärke, von diesem Uebelstande frei. Hängt
                              									die Last an mehreren Seilsträngen, so sind zunächst die sehr zahlreichen Fälle
                              									auszuscheiden, in denen die Last gegen die Flasche, meist sogar unter Anwendung von
                              									Kugellagerung, drehbar angeordnet ist. Erfährt hierbei die Last einen Anstoß zur
                              									Drehung, so wird sie so lange weiter kreiseln, bis sie durch die Reibung des
                              									Kugellagers oder durch äußere Einflüsse zur Ruhe gebracht ist. Nicht selten hängt
                              									die Last jedoch an zwei Seilsträngen, die an verschiedenen Punkten befestigt sind,
                              									z.B. bei Greifern. Hier empfiehlt sich sehr die Maßregel, ein Seil mit Rechtsdrall
                              									und eins mit Linksdrall zu versehen, da dieselben sonst das Bestreben haben, den
                              									Greifer ganz herumzuwirbeln und sich um einander zu wickeln. Im übrigen legt man die
                              									Angriffspunkte der Seile sowohl an der Last wie auch am Kran möglichst weit
                              									auseinander, um eine gewisse Widerstandsfähigkeit gegen zufällige drehende Einflüsse
                              									zu erhalten. Als Maß für diesen Widerstand kann man die Energie betrachten, welche
                              									erforderlich ist, um die Last um 180° zu drehen, diese läßt sich zudem sehr leicht
                              									berechnen. In Fig. 8 ist die ursprüngliche Lage
                              									ausgezogen, die gedrehte punktiert gezeichnet. Ist die Last mg, so ist die zur Drehung erforderliche Energie E
                                 										= mgh, und wenn man h nach einfachen
                              									geometrischen Beziehungen durch a, b und l ausdrückt, so ist
                           
                              E=mg\,\left(\sqrt{l^2-\left(\frac{a-b}{2}\right)^2}-\sqrt{l^2-\left(\frac{a+b}{2}\right)^2}\right)
                              
                           Wie zu erwarten, liefert die Formel sowohl für a = 0 wie für b = 0 auch
                              										E = 0, für den Fall a =
                                 										b vereinfacht sie sich zu
                           
                              E=mg\,\left(l-\sqrt{l^2-a^2}\right)
                              
                           Ein weiteres Eingehen auf die Art der Schwingungen erübrigt sich, da es keinerlei
                              									praktisch wertvolle Resultate mehr liefert.