| Titel: | Untersuchung einer Abwässerpumpstation. | 
| Autor: | Maercks | 
| Fundstelle: | Band 324, Jahrgang 1909, S. 324 | 
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                        Untersuchung einer
                           								Abwässerpumpstation.
                        Von Betriebsingenieur Maercks,
                           								Dipl.-Ing. Braunschweig.
                        Untersuchung einer Abwässerpumpstation.
                        
                     
                        
                           Die Abwässer der Stadt Braunschweig fließen mit natürlichem Gefälle einer
                              									Pumpstation zu und werden von hier aus durch eine 10 km lange Druckrohrleitung auf
                              									die 6 m höher liegenden Rieselfelder gehoben. In dem Uebersichtsplan (Fig. 1) ist diese Hauptleitung durch einen stark
                              									punktierten Linienzug wiedergegeben. Auf dem Rieselfeld verzweigt sich die
                              									Druckleitung und verteilt das Kanalwasser auf das gesamte Rieselgebiet. Das
                              									Hauptdruckrohr aber mündet in ein oben offenes Standrohr (Fig. 2), in welchem sich ein Schwimmer mit Fahne entsprechend den
                              									Schwankungen des Wasserspiegels auf und nieder bewegt. Dieses Standrohr dient den
                              									Rieselwärtern zur Beobachtung der unterzubringenden Abwässermenge und bildet
                              									gleichzeitig das Sicherheitsventil für die Druckleitung.
                           
                        
                           Leistungsversuch vom 7. III.
                              									1908.
                           1. Bestimmung der indizierten Leistung
                                 										von Dampfmaschine und Pumpe.
                           
                              
                                 
                                 Dampfmaschine
                                 Pumpe
                                 
                              
                                 Hochdruck-zylinder
                                 Niederdruck-zylinder
                                 Hochdruck-zylinder
                                 Niederdruck-zylinder
                                 
                              
                                 vorn
                                 hinten
                                 vorn
                                 hinten
                                 vorn
                                 hinten
                                 vorn
                                 hinten
                                 
                              
                                 Zylinder-durchmesserin
                                    											mm
                                 400
                                 400
                                 625
                                 625
                                 320
                                 320
                                 320
                                 320
                                 
                              
                                 Zylinder-querschnittin
                                    											qcm
                                 1257
                                 1257
                                 3068
                                 3068
                                 804
                                 804
                                 804
                                 804
                                 
                              
                                 Kolbenstangen-durchmesserin
                                    											mm
                                 60
                                 60
                                 60
                                 60
                                 50,5
                                 50,5
                                 54
                                 54
                                 
                              
                                 Kolbenstangen-flächein
                                    											qcm
                                 28
                                 28
                                 28
                                 28
                                 20
                                 20
                                 23
                                 23
                                 
                              
                                 WirksameKolbenflächein
                                    											qcm
                                 1229
                                 1229
                                 3040
                                 3040
                                 784
                                 784
                                 781
                                 781
                                 
                              
                                 MittlereDiagrammhöhein
                                    											mm
                                 11,78
                                 12,38
                                 14,24
                                 16,41
                                 26,05
                                 25,20
                                 26,79
                                 25,78
                                 
                              
                                 Federmaßstabmm/Atm.
                                 8
                                 8
                                 25
                                 25
                                 15
                                 15
                                 15
                                 15
                                 
                              
                                 Mittlere indizierteSpannungin
                                    											Atm.
                                 1,47
                                 1,55
                                 0,57
                                 0,66
                                 1,74
                                 1,68
                                 1,78
                                 1,72
                                 
                              
                                 MittlererKolbendruckin
                                    											kg
                                 1810
                                 1900
                                 1732
                                 1995
                                 1360
                                 1316
                                 1391
                                 1340
                                 
                              
                                 Hub in mm
                                 800
                                 800
                                 800
                                 800
                                 800
                                 800
                                 800
                                 800
                                 
                              
                                 Tourenzahl/Min.
                                 63,14
                                 63,14
                                 63,14
                                 63,14
                                 63,14
                                 63,14
                                 63,14
                                 63,14
                                 
                              
                                 Mittl. Kolben-geschwindigkeitin
                                    											m
                                 1,684
                                 1,684
                                 1,684
                                 1,684
                                 1,684
                                 1,684
                                 1,684
                                 1,684
                                 
                              
                                 Leistung in PS
                                 20,30
                                 21,35
                                 19,38
                                 22,36
                                 15,30
                                 14,80
                                 15,65
                                 15,05
                                 
                              
                                 
                                 41,65 PS
                                 41,74 PS
                                 30,10 PS
                                 30,70 PS
                                 
                              
                                 
                                 83,39 PS
                                 60,80 PS
                                 
                              
                           Die Maschinenstation enthält drei Maschinensätze, bestehend aus drei
                              									Verbunddampfmaschinen, welche hinter jedem Zylinder durch die verlängerten
                              									Kolbenstangen eine Pumpe antreiben. Die Pumpen arbeiten mit gesteuerten
                              									Klappenventilen. Maximal kann jeder Maschinensatz bei n
                              									= 60 Touren/Min. etwa 11,7 cbm Wasser auf 37 m Förderhöhe werfen. Die
                              									Maschinenstation wird jährlich untersucht. Diese Untersuchungen dürften insofern von
                              									besonderem Interesse sein, weil die gehobene Wassermenge wirklich gemessen wird,
                              									weshalb die Durchführung eines solchen Versuches hier mitgeteilt werden soll.
                           Aus der vorstehenden Tabelle folgt die indizierte Leistung der Dampfmaschine zu
                           Ni =
                              									83,39 PS,
                           die indizierte Leistung der Pumpe zu
                           Ni =
                              									60,80 PS.
                           Da die indizierte Pumpenleistung gleich der effektiven Dampfmaschinenleistung ist, so
                              									ergibt sich für den mechanischen Wirkungsgrad der Dampfmaschine der Wert
                           
                              \eta=\frac{60,80}{83,39}=0,73.
                              
                           Zur Berechnung des mechanischen Wirkungsgrades der Pumpe muß die effektive
                              									Pumpenarbeit bekannt sein; diese bestimmt sich aus der sekundlich gehobenen
                              									Wassermenge und aus der Förderhöhe.
                           
                        
                           2. Bestimmung der sekundlich gehobenen
                                 										Wassermenge.
                           Die in den Saugbrunnen fließenden Abwässer werden wie Fig.
                                 										3 zeigt, kurz vor der Einmündung des Hauptsammelkanals in den Brunnen
                              									durch einen Ueberfall mit seitlicher Einschnürung- von 1,00 m Breite gemessen. Zur
                              									Messung der Ueberfallhöe bezw. Strahldicke wurde etwa 3 m vor dem Ueberfall ein
                              									Schwimmer eingebaut. Legt man nun durch ein Nivellement eine Horizontale und mißt
                              									den Abstand h1 der
                              									Ueberfallblechkante und den Abstand h2 des Kanalwasserspiegels von dieser Horizontalen,
                              									so ergibt die Differenz (h1
                              									– h2) dieser Abstände
                              									die augenblickliche Strahl dicke. Da die Strahl dicke sich entsprechend der
                              									durchfließenden Wassermenge ständig ändert, so mußte der Schwimmer während der
                              									ganzen Versuchsdauer beobachtet werden. Die Schwimmerablesungen geschahen alle fünf
                              									Minuten. Der Abstand h1
                              									bleibt natürlich konstat, er betrug
                           h1 =
                              									4353 mm.
                           h2 ist wie die Strahldicke veränderlich. Bei der Schwimmerablesung 379 mm
                              									wurde gemessen
                           h2 =
                              									4104 mm,
                           so daß in diesem Augenblick die Strahldicke
                           s = h1
                              									– h2 = 4353 – 4104 =
                              									249 mm
                           war. Das Mittel aus allen Ablesungswerten für Schwimmerhöhe
                              									war 378 mm, so daß die mittlere Strahldicke betrug
                           s = 249 – (379 – 378) = 248 mm.
                           Nach Françis ist die sekundliche Wassermenge für einen
                              									Ueberfall
                           
                              Q=1,838\,(b-0,2\cdot h)\cdot h^{\frac{3}{2}}\mbox{ cbm}
                              
                           wo
                           b = Ueberfallbreite in m = 1,00 m
                           h = Strahl dicke im m = 0,248 m
                           
                              \begin{array}{rcl}Q&=&1,838\cdot (1,00-0,2\cdot 0,248)\cdot
                                 										0,248^{\frac{3}{2}}\\ &=&0,2165\mbox{ cbm/Sek.}\end{array}
                              
                           
                           Würde nun die Pumpe genau so viel Wasser aus dem Brunnen herausholen, wie der
                              									Sammelkanal hineinspeist, so würde der Wasserspiegel im Brunnen sich nicht ändern.
                              									Diese Anpassungsfähigkeit besitzt die Pumpe natürlich nicht, sondern es ist der
                              									Aufmerksamkeit des Maschinisten überlassen, den Gang der Pumpe nach den jeweiligen
                              									Wasserverhältnissen zu regeln. Erforderlich ist daher die Beobachtung des
                              									Saugwasserspiegelstandes durch Schwimmer. Aus der Beobachtung ergrab sich zu Ende
                              									des Versuches ein um 439 mm höherer Wasserstand als zu Anfang. Die berechnete
                              									Wassermenge bedarf daher einer kleinen Korrektur.
                           Der Brunnendurchmesser ist
                           D = 12,00 m.
                           Mithin ist die nicht gehobene Wassermenge
                           
                              0,439\cdot \frac{\pi}{4}\cdot 12^2=57,1\mbox{ cbm,}
                              
                           und zwar für die ganze Versuchsdauer, welche 470 Minuten
                              									betrug; das sind für die Sekunde
                           
                              \frac{57,1}{61\cdot 470}=0,00205\mbox{ cbm.}
                              
                           Die wirklich gehobene Wassermenge beträgt daher nur
                           
                              
                                    0,21650
                                 cbm/Sek.
                                 
                              
                                 – 0,00205
                                 „
                                 
                              
                                 –––––––––––––––––
                                 
                              
                                 = 0,21445
                                 cbm/Sek.
                                 
                              
                           
                        
                           3. Bestimmung der mittleren
                                 										Förderhöhe.
                           Saug- und Druckhöhe wurden durch ein Nivellement festgelegt. Es wurden zwei
                              									Horizontalen vermessen, die erste Horizontale, von der im vorigen Abschnitt schon
                              									gesprochen wurde, außerhalb des Maschinengebäudes in Richtung des Hauptsammelkanals
                              									nach dem Gebäudeeingang zu, die zweite Horizontale im Maschinenhaus vom
                              									Gebäudeeingang nach der gegenüberliegenden Wand hin, wo der Hauptdruckwindkessel
                              									steht. Wie Fig. 3 zeigt, liegt die 1. Horizontale 56
                              									mm tiefer als die 2. Horizontale im Maschinenraum. Mitte Pumpe liegt nun 507 mm
                              									unter der Horizontalen im Maschinenraum, also 507 – 56 = 451 mm unter der
                              									Horizontalen im Freien, welche bis zum Saugbrunnen geht und 1435 mm Abstand von der
                              									Oberkante der ⌶-Träger hat, die über dem Brunnen liegen. Bei der Schwimmeranzeige
                              									548 mm des Brunnenschwimmers wurde die Entfernung zwischen Oberkante, Träger und
                              									Saugwasserspiegel zu 3130 mm ermittelt, so daß bei dieser Ablesung die Saughöhe
                           1435 + 3130 – 451 = 4114 mm
                           war. Das Mittel aus allen Ablesungen des Brunnenschwimmers war
                              									417 mm, woraus sich die mittlere Saughöhe zu
                           hs =
                              									4114 + (548 – 417) = 4245 mm
                                = 4,245 m ergibt.
                           Die Druckhöhe setzt sich zusammen 1. aus der Wassersäulenhöhe, welche als Abstand des
                              									Wasserspiegels im Druckwindkessel von der Pumpenmitte gemessen wird und 2. aus
                              									der Wassersäulenhöhe, welche dem Manometerdruck im Windkessel entspricht. Die
                              									Wassersäulenhöhe im Druckwindkessel ist veränderlich und muß daher ständig gemessen
                              									werden. Zu dem Zweck wurde an dem Wasserstandsglas des Druckwindkessels, 325 mm
                              									unter der Horinzontalen im Maschinenraum, eine feste Marke angebracht und die
                              									veränderliche Wasserspiegelhöhe über dieser Marke alle zehn Minuten abgelesen. Die
                              									mittlere Ablesung betrug 260 mm, so daß der mittlere Wasserstand im
                              									Druckwindkessel
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 324, S. 325
                              Fig. 1. Uebersichtsplan der Druckrohrleitung und des Rieselfeldes.
                              a Pumpstation, b Rieselgut
                                 										Steinhof, c Standrohr.
                              
                           325 – 260 = 65 mm
                           unter der Horizontalen im Maschinenraum lag, welche 507 mm
                              									über Pumpenmitte steht. Der mittlere Wasserstand im Druckwindkessel liegt daher
                           507 – 65 = 442 mm
                           über Mitte Pumpe. Die Windpressung im Druckwindkessel wurde an
                              									einem Quecksilbersteigrohr abgelesen und ergab einen Mittelwert von 9,87 m
                              									Wassersäule. Hiermit berechnet sich die mittlere Druckhöhe zu
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 324, S. 325
                              Fig. 2. Geodätisches Längenprofil der Druckleitung nach dem Rieselfeld.
                              
                           hd =
                              									0,442 + 9,870 = 10,312 m
                           und die mittlere Förderhöhe zu
                           H = hs + hd
                               = 4,245 + 10,312
                               = 14,557 m
                           
                        
                           4. Bestimmung der effektiven
                                 										Pumpenleistung und des gesamten mechanischen Wirkungsgrades der
                                 										Maschinenanlage.
                           
                              
                                 Es bezeichne:
                                 Q = sekundliche Wassermenge in cbm
                                 
                              
                                 
                                 H = Förderhöhe in m
                                 
                              
                                 
                                 Ne =
                                    											effektive Pumpenleistung in PS,
                                 
                              
                           
                           dann ist:
                           
                              \begin{array}{rcl}N_e&=&\frac{1000\cdot Q\cdot H}{75}\,PS\\
                                 										&=&\frac{1000\cdot 0,21455\cdot 14,557}{75}\\ &=&41,70\mbox{
                                 										PS}.\end{array}
                              
                           Die indizierte Pumpenleistung war Ni = 60,80 PS, also ist der mechanische Wirkungsgrad der Pumpe
                           
                              \eta=\frac{41,70}{60,80}=0,69
                              
                           und der gesamte mechanische Wirkungsgrad der
                              									Maschinenanlage
                           
                              \eta_s=\frac{41,70}{83,39}=0,50,
                              
                           wo Ni = 83,39 PS die indizierte Leistung der Dampfmaschine ist.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 324, S. 326
                              Fig. 3. Die Wassermessung und Höhenbestimmung.
                              
                           
                        
                           5. Bestimmung des Dampf- und
                                 										Kohlenverbrauchs.
                           Der Dampfverbrauch wurde durch Messung der Speisewassermenge bestimmt, indem das
                              									Speisewasser mit einem Injektor aus einem geeichten Meßgefäß abgesaugt wurde.
                              									Während der Versuchsdauer, von 9 Uhr morgens bis 4 Uhr 43 Min. nachmittags, also in
                              									463 Minuten, wurden 6000 kg Wasser gespeist, das sind
                           
                              \frac{6000\cdot 60}{463}=778\mbox{ kg/St.}
                              
                           Zur Berechnung des Dampfverbrauchs der Maschine muß die
                              									Kondenswassermenge aus Dampfsammler und Rohrleitung in Abzug gebracht werden. Diese
                              									Wassermengen betrugen
                           
                              
                                 für den Dampfsammler
                                 24,2
                                 kg/St.
                                 
                              
                                 für die Rohrleitung
                                 53,1
                                 „
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––
                                 
                              
                                 in Summa
                                 77,3
                                 kg/St.
                                 
                              
                           Da diese Kondenswassermengen ohne Kühlschlange aus den
                              									Kondenstopfen abgezogen wurden, so verdampft ein Teil des unter Kesseldruck
                              									stehenden Wassers, das der Messung entgeht, sich aber wie folgt, berechnen läßt.
                              									Bezeichnet:
                           g = gemessene Wassermenge in kg
                           x = nicht gemessene Wassermenge,
                              									welche verdampft ist, in kg
                           q = Flüssigkeitswärme des unter
                              									Dampfdruck stehenden Kondenswassers.
                           so besteht zwischen Wärmeeinheit des Wassers vor und nach
                              									dem Austritt aus dem Kondenstopf die Gleichung:
                           (g + x) . q =
                                 										g . 100 + x . 637
                           wo 100 = Flüssigkeitswärme des Dampfes von 100° ist:
                           
                              x=g\cdot \frac{q-100}{637-q}.
                              
                           Der mittlere Dampfdruck war 8,5 Atm. abs., für welchen q
                              									= 174 ist.
                           
                              x=g \cdot \frac{174-100}{673-174}
                              
                              = g . 0,16
                              = 77,3 . 0,16
                              = 12,4 kg/St.
                           Zur Dampfmaschine gehen also stündlich:
                           778 – (77,3 + 12,4) = 778 – 89,7 = 688,3 kg
                           und der spezifische Dampfverbrauch der Dampfmaschine ist
                           \frac{688,3}{N_i}=\frac{688,3}{83,39}=8,26
                              										kg/PSi u. St.
                           Der Kohlenverbrauch betrug von 9 Uhr 3 Min. bis 4 Uhr 46 Min., also in 463 Min. 688
                              									kg, das sind
                           
                              \frac{688,5\cdot 60}{463}=89\mbox{ kg/St.}
                              
                           
                        
                           6. Bestimmung der Kesselanstrengung und
                                 										des Gütegrades der Feuerung.
                           Zur Dampferzeugung diente ein Zweiflammrohrkessel von 77,5 qm Heizfläche und 2,7 qm
                              									Rostfläche. Daraus ergibt sich:
                           
                              
                                 die Heizflächenbeanspruchung
                                 =\frac{778}{77,5}=10 kg/qm u. St.
                                 
                              
                                 die Rostflächenbeanspruchung
                                 =\frac{89}{2,7}=33 kg/qm u. St.
                                 
                              
                                 Die Verdampfungsziffer (roh) ist
                                 
                                    =\frac{778}{89,3}=8,72
                                    
                                 
                              
                                 mittlere Speisewassertemperatur
                                 = 12,3°
                                 
                              
                                 mittlere Kesselspannung
                                 = 8,5 Atm. abs.
                                 
                              
                                 Erzeugungswärme
                                 = (658,95 – 12,3) WE= 646,65 W.E.
                                 
                              
                                 Verdampfungsziffer (reduziert)
                                 =8,73 \cdot \frac{646,65}{637}= 8,85
                                 
                              
                           Zur Bestimmung des Gütegrades der Feuerung ist eine
                              									Heizwertbestimmung der verfeuerten Kohle erforderlich. Es wurden zu diesem Zweck von
                              									jeder abgewogenen Kohlenmenge Proben genommen. Der Heizwert der Durchschnittsprobe
                              									(Grube „Gottessegen“) wurde in der Bombe zu 7709 WE/kg ermittelt.
                           \begin{array}{rcl}\mbox{Gütegrad der
                                 										Feuerung}&=&\frac{\mbox{stündl. Speisewassergewicht mal
                                 										Erzeugungswärme}}{\mbox{stündl. Kohlengewicht mal Heizwert}}\\
                                 										\eta&=&\frac{778\cdot 646,65}{89,3\cdot 7709}\\
                                 										&=&72,7\end{array} %
                           
                        
                           
                           7. Bestimmung des wirtschaftlichen
                                 										Wirkungsgrades (Nutzeffekt der Kohle).
                           Es sollen in diesem Abschnitt die einzelnen Verlustquellen zahlenmäßig festgestellt
                              									werden.
                           a) Kesselverlust:
                           Der Gütegrad der Feuerung ist η = 0,727. Mithin gehen
                              									von 1 kg Kohle, das bei der Verbrennung 7709 WE entwickelt, nur 0,727 . 7709 = 5600
                              									WE in den Dampf über, während 0,283 . 7709 = 2109 W.E. als Kesselverlust (27,3%) zu
                              									bezeichnen sind.
                           b) Rohrverlust:
                           Der Versuch ergab, daß von 778 kg Dampf/St. durch Kondensation in der Rohrleitung
                              									89,7 kg/St. verloren gehen, das sind \frac{89,7}{778} \cdot
                                 										100=11,5 % der erzeugten Dampfmenge.
                           Demnach gehen von den 5600 WE in der Rohrleitung
                           0,115 . 5600 = 640 WE
                           verloren, während
                           0,885 . 5600 = 4960 WE
                           in die Dampfmaschine eintreten.
                           c) Verlust in der Dampfmaschine:
                           Der Verlust in der Dampfmaschine ist ein zweifacher, indem erstens der thermische
                              									Wirkungsgrad und zweitens der mechanische Wirkungsgrad der Dampfmaschine zu
                              									berücksichtigten ist.
                           
                              1.Der thermische Wirkungsgrad. Die Dampfmaschine
                                 										verbraucht nach den Messungen 8,26 kg Dampf von 8,4 Atm. abs. Spg. für die
                                 										indizierte Pferdestunde. Für 8,4 Atm. abs. ist die Gesamtwärme γ = 658 WE, so daß für eine indizierte Pferdestunde
                                 										ein Wärmeaufwand von
                                 										8,26 . 658 = 5440 WE erforderlich ist. Der
                                 										theoretische Wärmewert einer Pferdestunde ist
                                 										637 W.E. Der thermische Wirkungsgrad ist daher:
                                 										\eta_t=\frac{637}{5440}=0,117 d.h. von den 4960
                                 										WE, welche zur Maschine gelangen, werden nur
                                 										0,117 . 4960 = 580 WE in indizierte Arbeit
                                 										umgesetzt. Der Rest von
                                 										0,883 . 4960 = 4380 WE geht verloren.
                              2.Der mechanische Wirkungsgrad: Dieser ist nach der
                                 										früheren Berechnung η = 0,73, mithin werden von den
                                 										580 an den Kolben abgegebenen Wärmeeinheiten nur 0,73 . 580 = 423 WE in
                                 										effektive Arbeit umgesetzt, während 0,27 . 580 = 157 WE durch Reibung in der
                                 										Dampfmaschine verloren gehen.
                              
                           d) Verlust in der Pumpe: Der
                              									mechanische Wirkungsgrad der Pumpe ist η = 0,69
                           In nutzbare Pumpenarbeit werden also von den 423 zur Pumpe kommenden Wärme-Einheiten
                              									nur
                           0,69 . 423 = 290 WE
                           umgesetzt. Der Rest von
                           0,31 . 423 = 133 WE
                           geht durch Reibung innerhalb der Pumpe verloren. Die Rechnung
                              									ergibt daher für den Nutzeffekt der Kohle den Betrag von
                           \frac{290 \cdot 100}{7709}=3,76 %
                           denn von den durch die Verbrennung von 1 kg- Kohle
                              									entstandenen 7709 WE werden nur 290 WE in nutzbare Pumpenarbeit umgesetzt. Die
                              									einzelnen Verluste sind in Fig. 4 graphisch
                              									wiedergegeben, und zwar in v.H. der in 1 kg Kohle zur Verfügung stehenden
                              									Wärmemenge.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 324, S. 327
                              Fig. 4. Graphische Darstellung der Wärmeverluste und der Nutzarbeit; A Wärmewert von 1 kg Kohle; B Dampfkesselverlust 2199 WE; C
                                 										Rohrleitungsverlust 640 WE; D Wärmeverlust in der
                                 										Dampfmaschine 4380 WE; E Mechanischer Verlust in
                                 										der Dampfmaschine 157 WE; F Mechanischer Verlust in
                                 										der Pumpe 133 WE; G Nutzarbeit der Kohle 290
                                 										WE
                              
                           Die einzelnen Beträge lassen sich auch in folgender Wärmebilanz zusammenstellen:
                           
                              
                                 Soll.
                                 Haben.
                                 
                              
                                 Wärmewert von 1 kg    Kohle =    100,0%
                                 Dampfkesselverlust  =  27,3 %Rohrverlust              =    8,3
                                    											„Wärmeverlust in der    Dampfmaschine   =  57,0 „Mechan.
                                    											Verlust i.d.    Dampfmaschine   =    2,0 „Mechan. Verlust
                                    											i.d.    Pumpe                =    1,7 „Nutzarbeit d. Pumpe =   3,7
                                    											„
                                 
                              
                                 100,0%
                                 100,0 %
                                 
                              
                           
                              (Schluß folgt.)