| Titel: | Neue Schaltungen bei Fahrstraßenverschluß-Einrichtungen für Stellwerke. | 
| Autor: | Robert Edler | 
| Fundstelle: | Band 324, Jahrgang 1909, S. 327 | 
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                        Neue Schaltungen bei
                           								Fahrstraßenverschluß-Einrichtungen für Stellwerke.
                        Von Ingenieur Robert Edler, k.k. Professor
                           								der Elektrotechnik am k.k. Technologischen Gewerbe-Museum in
                              										Wien.
                        (Fortsetzung von S. 301 d. Bd.)
                        Neue Schaltungen bei Fahrstraßenverschluß-Einrichtungen für
                           								Stellwerke.
                        
                     
                        
                           Die Erwägung, daß das Fahrstraßen-Auflösefeld FA im
                              									Stationsblockwerke nicht unbedingt erforderlich ist, sondern nur die Annehmlichkeit
                              									bietet, um dem Verkehrsbeamten vom erfolgten Verschlusse des Fahrstraßenfeldes F1 Kenntnis zu bringen,
                              									bzw. in außergewöhnlichen Fällen die Fahrstraße länger als normal in der
                              									Verschlußlage festzuhalten, – führt zu der Schaltung Fig.
                                 										4, bei der das Auflösefeld FA ganz
                              									weggelassen ist; dadurch entfällt natürlich auch der Schieber S2 im
                              									Stationsblockwerk, sowie der zweite Verschluß des Gleisschiebers S1 der demgemäß nur durch das
                              									Signalfreigabefeld SFr verschlossen wird. Es wird daher
                              									auch erforderlich, diese letztere Sperrung schon beim Verschlusse der Fahrstraße
                              									mittels des Festlegefeldes F1 zu überprüfen.
                           Die einzelnen Handhabungen und Vorgänge an den Blockwerken werden demnach in
                              									nachstehender Reihenfolge vor sich gehen müssen:
                           
                        
                           A. Vor dem Zuge.
                           
                              a) Stationsblockwerk.
                              1. Einstellung des Gleisknebels (Schubknopfes) für die betreffende Zugfahrt.
                              2. Ankündigung der Fahrstraße mittels der Wecktaste t2; dadurch wird die
                                 										Anzeigevorrichtung a1
                                 										a2 ... und der
                                 										Wecker W2 im
                                 										Stellwerk betätigt.
                              3. Blockung des Signalfreigabefeldes SFr, wodurch
                                 										das Signalfeld S im Stellwerke frei wird.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 324, S. 328
                                 Fig. 4.
                                 
                              
                           
                              b) Stellwerk.
                              4. Nach Einstellung der Weichenhebel wird der betreffende Fahrstraßenknebel
                                 										umgelegt.
                              5. Blockfeld F1,
                                 										wird geblockt; dabei wird die betreffende Gleisleitung benutzt und die
                                 										Verschlußlage des Signalfreigabefeldes SFr
                                 										überprüft.
                              6. Hierauf wird das Blockfeld F2 im Kurzschlusse geblockt, wobei die
                                 										Verschlußlage des Fahrstraßenfeldes F1 überprüft wird.
                              7. Der durchgeführte Verschluß der Fahrstraße wird sodann mittels des Wecktasters
                                 											t3 an das
                                 										Stationsblockwerk gemeldet, wobei die Klingel W3 ertönt.
                              8. Das Signal wird in die „Fahrt“-Stellung gezogen.
                              
                           
                        
                           B. Der Zug durchfährt die Fahrstraße.
                           9. Das Relais RM und die Auslösevorrichtung AV wird betätigt; nachdem die letzte Achse des Zuges
                              									die isolierte Schiene verlassen hat, kann der Doppelblocktaster AV-S betätigt werden.
                           
                        
                           C. Nach dem Zuge.
                           Stellwerk.
                           10. Nach Rückstellung des Signales auf „Halt“ wird beim Niederdrücken des
                              									Doppelblocktasters AV-S, welcher an S zweckmäßigerweise mit dem Verschlußwechsel
                              										(SelbstverschlußVgl. Scholkmann,
                                    											Signal- und Sicherungsanlagen, Seite 1348; Verlag Kreidel,
                                    										Wiesbaden. zu versehen ist, und bei gleichzeitigem Drehen der
                              									Induktorkurbel der Wechselstrom zunächst nur das Fahrstraßenblockfeld F2 auflösen und dann
                              									direkt zur Rückleitung gelangen; wenn F2 frei geworden ist und ebenso wie in der Fig. 2 mittels des Verschlußhakens h' den Signalschieber in der Haltlage zuverlässig
                              									gesperrt hat, gelangt der Strom zum Fahrstraßenfeld F1 und dann erst zur Rückleitung. Wenn
                              									dann auch F1 frei
                              									geworden ist, geht der Strom weiter über die Leitung L
                              									zum Stationsblockwerke und macht dort das Signalfreigabefeld SFr wieder frei, wobei auch die Sperrung der Einschaltevorrichtung wieder
                              									aufgehoben wird; dabei findet der Strom zunächst hinter dem Blockfelde SFr den Weg zur Rückleitung.
                           Wenn nun SFr ordnungsgemäß frei geworden und die
                              									Sperrung der Gleisknebel im Stationsblockwerke tatsächlich aufgehoben ist, dann
                              									gelangt endlich der Strom zur Signalleitung SL und auf
                              									derselben I ins Stellwerk zurück, wo dann das Signalverschlußfeld S und die Auslösevorrichtung AV Strom bekommen und verschlossen werden.
                           11. Den richtigen Vollzug dieser Blockoperation, bei der zuerst F2, dann F2 und F1, ferner F2F1 und SFr und endlich F2
                              									F1
                              									SFr S und AV vom Strome
                              									durchflössen werden, meldet der Wächter dem Verkehrsbeamten mit Hilfe des
                              									Wecktasters t3 und der
                              									Klingel W3.
                           Damit ist nach Rückstellung des Fahrstraßenknebels und der Weichenhebel die
                              									Ruhestellung aller Teile der Sicherungsanlage wieder erreicht.
                           Der Verkehrsbeamte hat nach beendeter Zugfahrt gar keine Handhabungen am
                              									Stationsblockwerke auszuführen und nur gelegentlich den umgelegten Gleisknebel in
                              									die Ruhelage zurückzustellen. Der Beamte kann sich also sofort nach Freigabe des
                              									Signals (vor der Zugfahrt) ganz seinen übrigen Dienstesobliegenheiten widmen und hat
                              									bis zur nächsten Zugfahrt am Blockwerke überhaupt nichts mehr zu tun, und trotzdem
                              									sind alle Handhabungen an der Sicherungsanlage in der vorgeschriebenen Reihenfolge
                              									zwangsweise festgelegt und alle Wirkungen an den Blockeinrichtungen sicher
                              									überprüft.
                           Erwähnung verdient nur noch der Wecktaster t3 im Stellwerke, welcher die Abgabe der
                              									Klingelsignale an das Stationsblockwerk ermöglicht. Im vorliegenden Falle läßt sich
                              										t3 nicht, wie sonst
                              									üblich, in die Signalleitung SL einschalten, weil dann
                              									die Ueberprüfung des Verschlusses von SFr
                              									Schwierigkeiten machen würde, da Stromteilungen beim Verschließen von F1 (m5) kaum zu vermeiden
                              									wären. Es unterliegt jedoch gar keinem Anstände, den Wecktaster t3 im Stellwerke und
                              									den zugehörigen Wecker W3 im Stationsblockwerke in die Leitung L1 einzuschalten, nur ist es dabei mindestens
                              									zweckmäßig, wenn schon nicht unbedingt erforderlich, mit Hilfe des Tasters t3 gleichzeitig den
                              									Wecker W1 im Stellwerke
                              									beim Niederdrücken von t3 kurzzuschließen, um das Mitläuten von W1 zu verhindern, das dann eintreten würde, wenn SFr entblockt ist. Solange SFr geblockt ist, gehen jedoch die Klingelströme im Stationsblockwerke
                              									direkt zur Rückleitung, ohne die Leitung SL zu
                              									erreichen.
                           * * *
                           
                           Die besonders für den Beamten sehr einfache Art und Weise des Betriebes macht
                              									die vorstehende Lösung- der Aufgabe (vgl. Fig. 4)
                              									sehr bestechend; sie steht jedoch in einer Hinsicht zurück gegen die Anordnung Fig. 2: der Beamte erfährt es nicht unmittelbar am
                              									Blockwerke, in welchem Augenblick die Fahrstraße geblockt wird, da im
                              									Stationsblockwerke kein Fahrstraßenblockfeld angeordnet ist. Der Beamte kann also –
                              									wenn nicht besondere Meldeeinrichtungen (Wiederholungstableau o. dgl.) beigegeben
                              									werden – nur durch Klingelsignale (eventuell telephonisch) von dem Verschlusse der
                              									Fahrstraße in Kenntnis gesetzt werden.
                           Beiden Anordnungen (Fig. 2 und Fig. 4) ist aber ein etwas verwickelterer Betrieb im
                              									Stellwerke gemeinsam, da der Wächter zwei Fahrstraßenfestlegefelder bedienen muß;
                              									außerdem wird das Blockwerk im Stellwerk um je ein Blockfeld für jede Gleisgruppe
                              									(Gleisbündel) vergrößert gegenüber den bisher üblichen Anordnungen, was einerseits
                              									die Kosten erhöht, anderseits aber – und dies ist noch schwerwiegender – die
                              									Uebersichtlichkeit des Blockwerkes immerhin merkbar verringert, da eben ein
                              									Blockfeld mehr vorhanden ist als bei den bisher üblichen Anordnungen.
                           Es liegt nun der Gedanke nahe, zu untersuchen, ob nicht vielleicht doch mit nur einem einzigen Fahrstraßenfestlegefelde im Stellwerke ein
                              									vollständig sicherer Betrieb unter Aufrechterhaltung der übrigen Bedingungen
                              									(Einwirkung des Zuges auf die Fahrstraßenauflösung) zu erreichen wäre; ferner soll
                              									dabei der Verkehrsbeamte, ohne daß er mehr belastet wird als nach der Anordnung Fig. 4, unmittelbar am Blockwerke von dem erfolgten
                              									Verschluße der Fahrstraße Kenntnis erhalten; endlich soll es dem Beamten möglich
                              									sein, in besonderen Fällen die Fahrstraße für den eben ein- oder ausfahrenden Zug
                              									länger festzuhalten, wenn auch der Zug selbst mit Hilfe der Auslösevorrichtung die
                              									Entblockung der Fahrstraße vorbereitet; es wird dabei genügen, wenn man dem Beamten
                              									nur die Möglichkeit gibt, auf die Festhaltung der Fahrstraße einzuwirken, bevor noch
                              									der Wächter das Signal wieder geblockt hat, weil ja diese letztere Blockoperation
                              									erst nach dem Freiwerden der Auslösevorrichtung vorgenommen werden kann, bzw.
                              									überdies an die Rückbewegung des Relaisankers gebunden ist, mithin erst nach
                              									vollständig erledigter Zugfahrt möglich wird. Es wird wohl kaum vorkommen, daß erst
                              									dann, wenn der Wächter das Signal schon wieder geblockt hat, eine Veranlassung dafür
                              									eintreten wird, die Fahrstraße noch länger festzuhalten; vielmehr wird wohl fast in
                              									allen derartigen Ausnahm e fällen, die ja an und für sich nur sehr selten vorkommen
                              									werden, der Beamte schon vorher zu entscheiden vermögen, ob die endgültige Auflösung
                              									der Fahrstraße vom Zuge selbst erlaubt werden kann oder ob der Beamte selbst den
                              									Verschluß noch länger wird aufrechterhalten müssen.
                           Eine Sicherungsanlage, welche den vorgenannten Bedingungen entspricht, ist in der
                              										Fig. 5 schematisch dargestellt.
                           Im Stationsblockwerke ist das Signalfreigabefeld SFr
                              									angeordnet, das in normaler Weise die Einschaltevorrichtung (Gleisknebel,
                              									Schubknopfeinrichtung oder dgl.) festzulegen erlaubt. Außerdem ist aber ein
                              									Kontrollblockfeld F0
                              									eingebaut, welches dem Beamten vom erfolgten Verschlusse und von der Wiederauflösung
                              									der Fahrstraße Kenntnis bringt.
                           Die Schwierigkeit besteht nun darin, ein normales Wechselstromblockfeld, wie es
                              									aus Zweckmäßigkeitsgründen und der Uebersichtlichkeit und Einheitlichkeit halber für
                              									diese Rückmeldung am besten zu verwenden sein wird, derart anzuordnen, daß dessen
                              									Sektor (Rechen) das eine Mal bei der Einwirkung des Fremdstromes (der vom Stellwerke
                              									herkommt) nach abwärts läuft, während die nächste Stromsendung das Aufsteigen des
                              									Sektors veranlassen soll.
                           Diese Aufgabe kann am einfachsten dadurch gelöst werden, daß die Druckstange D2 des
                              									Fahrstraßen-Rückmeldefeldes F0 zugleich mitgedrückt wird, wenn der Beamte das Signalfreigabefeld
                              									verschließt, wobei jedoch kein Strom durch den Elektromagneten m2 gesendet wird; die
                              									niedergedrückte Druckstange D2 wird aber beim Loslassen des Druckknopfes SFr (nach durchgeführter Blockung von SFr)
                              									nicht wieder mitgehoben, sondern bleibt in ihrer Tieflage, da sie mit Hilfe der
                              									beiden Kuppelungshebel x1 und x2 mit
                              									der Riegelstange R1 des
                              									Blockfeldes SFr zusammenhängt und infolgedessen
                              									zugleich mit R1
                              									gesperrt wird; dabei ist aber die Schlittenfeder des Sektors des Rückmeldefeldes F0 zusammengedrückt, so
                              									daß der beim Verschlusse des Fahrstraßenfestlegefeldes F (im Stellwerke) über m2 (in F0) geleitete Wechselstrom den Sektor F0 nach abwärts laufen
                              									läßt, so daß dann auch das Fensterchen F0 die Farbe wechselt und „grün“ anstatt
                              										„weiß“ erscheinen läßt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 324, S. 329
                              Fig. 5.
                              
                           Leitet man dann den Strom, der beim Wiederverschlusse des Signalfeldes S vom Stellwerke abgesendet wird, und das Blockfeld SFr im Stationsblockwerke wieder frei zu machen hat,
                              									auch über den Elektromagneten m2 des Rückmeldefeldes F0, dann wird in F0 zunächst keine Wirkung eintreten, nach
                              									der Auslösung der Riegelstange R1 (in SFr) wird aber
                              									auch die Druckstange D2
                              									nach aufwärts schnellen (infolge der Wirkung der Kuppelungsglieder x1 und x2), so daß bei
                              									weiterer Stromsendung, die leicht erzwungen werden kann, wie weiter unten zu
                              									erklären sein wird, der Sektor F0 unter der Einwirkung der sich dabei wieder
                              									entspannenden Schlittenfeder wieder in seine obere Ruhelage zurücklaufen kann.
                              									Dieser Vorgang fällt aber bezüglich des Zeitpunktes zusammen mit der Auflösung des
                              									Fahrstraßenverschlusses und der neuerlichen Festlegung des Signals in der
                              									Haltstellung.
                           Es bedarf keiner ausführlichen Begründung, daß bei dem Rückmeldeblockfelde F0 die Riegelstange,
                              									die Sicherheitsklinke und die Hilfsklinke (Druckstangensperre) weggelassen werden
                              									können, bzw. müssen, da diese Teile der Blockeinrichtung hier nicht erforderlich,
                              									bzw. nicht zulässig sind.
                           Im Stellwerke stimmt die Wirkungsweise des Fahrstraßenfestlegefeldes F in Fig. 5 bezüglich der Einwirkung auf
                              									die Verriegelungsschieber vollkommen überein mit der Wirkungsweise des
                              									Fahrstraßenblockfeldes F2 in Fig. 2 u. 4; es sind nur noch die Bedingungen hinzugetreten, daß die Blockung von
                              										F davon abhängig gemacht ist, daß die richtige
                              									Gleisleitung eingeschaltet wurde und daß das Signalfreigabefeld SFr ordnungsgegemäß geblockt ist und die
                              									Einschaltevorrichtung in der erforderlichen Lage zuverlässig gesperrt hält.
                           Um die Schaltung und das Zusammenwirken der Blockeinrichtungen vollkommen klar
                              									zu machen, wollen wir an Hand der Fig. 5 eine
                              									Zugfahrt ausführlich verfolgen.
                           In der Ruhestellung zeigen die Blockfenster folgende Farben:
                           
                              
                                 Stationsblockwerk:
                                 
                                    SFr
                                    
                                 rot,
                                 
                              
                                 
                                 
                                    F
                                    0
                                    
                                 weiß.
                                 
                              
                           
                              
                                 Stellwerk:
                                 
                                    AV
                                    
                                 schwarz,
                                 
                              
                                 
                                 
                                    S
                                    
                                 rot,
                                 
                              
                                 
                                 
                                    F
                                    
                                 weiß.
                                 
                              
                           
                              (Schluß folgt.)