| Titel: | Neue Schaltungen bei Fahrstraßenverschluß-Einrichtungen für Stellwerke. | 
| Autor: | Robert Edler | 
| Fundstelle: | Band 324, Jahrgang 1909, S. 342 | 
| Download: | XML | 
                     
                        Neue Schaltungen bei
                           								Fahrstraßenverschluß-Einrichtungen für Stellwerke.
                        Von Ingenieur Robert Edler, k.k. Professor
                           								der Elektrotechnik am k.k. Technologischen Gewerbe-Museum in
                              										Wien.
                        (Schluß von S. 330 d. Bd.)
                        Neue Schaltungen bei Fahrstraßenverschluß-Einrichtungen für
                           								Stellwerke.
                        
                     
                        
                           Die Handhabungen an den Blockwerken sind nun in nachstehender Reihenfolge
                              									vorzunehmen:
                           
                        
                           A. Vor dem Zuge.
                           
                              a) Stationsblockwerk.
                              1. Zunächst wird vom Verkehrsbeamten der für die betreffende Zugfahrt bestimmte
                                 										Gleisknebel (z.B. K2, II) umgelegt und mit Hilfe des Weckertasters t2 die Ankündigung
                                 										der Fahrstraße an das Stellwerk besorgt; der zugehörige Stromlauf ist folgender:
                                 										Induktor J1(1) – 2
                                 										– t2(3,4) – l – Gleisknebel K2 – Leitung l2 zum Stellwerke – Anzeigevorrichtung a2 – Knebel K2'(9) – 11 –
                                 										Wecker W2 –
                                 										Rückleitung.
                              2. Hierauf drückt der Beamte den Blocktaster SFr und
                                 										nimmt dabei auch die Druckstange D2 des Rückmeldefeldes F0 mit, welche durch den Verschluß von
                                 											SFr gleichfalls in der niedergedrückten
                                 										Stellung festgehalten wird und in der weiter oben erklärten Art und Weise das
                                 										Abwärtslaufen des Sektors F0 vorbereitet. Der Stromlauf ist folgender:
                                 										Induktor J1(19) –
                                 										20, 21 – m1 – 22,
                                 										23 – t1(24, 25) –
                                 										Signalleitung SL zum Stellwerke – Wecker W1
                                 										– m4 –
                                 										Rückleitung.
                              Im Stationsblockwerke wird also das Signalfreigabefeld SFr (m1)
                                 										geblockt und dadurch die Einschaltevorrichtung (Gleisknebel, Schubknopf oder
                                 										dgl.) gesperrt, während im Stellwerk das Signalverschlußfeld S (m4) frei wird; beide Blockfenster (SFr und S) zeigen
                                 										daher jetzt „weiß.“ Im Stellwerk ist dabei in bekannter Weise der eine
                                 										Verschluß (h') des Signalschiebers SSch aufgehoben worden.
                              Das Blockfenster des Rückmeldefeldes F0 im Stationsapparat hat seine Farbe noch nicht
                                 										gewechselt, zeigt also noch immer „weiß“.
                              
                              Der Beamte hat nunmehr gar keine weiteren Handhabungen am Blockwerke
                                 										auszuführen, ausgenommen die seinerzeitige Rückstellung des Gleisknebels k2, die aber zu
                                 										einem beliebigen Zeitpunkte, z.B. erst vor der nächsten Zugfahrt, vorgenommen
                                 										werden kann.
                              
                           
                              b) Stellwerk.
                              3. Der Wächter stellt die Weichenhebel für die angekündigte Fahrstraße II und
                                 										verriegelt dieselbe mittels des Knebels K2'.
                              4. Hierauf erfolgt die Blockung der Fahrstraße mit Hilfe des Blockfeldes F; dabei kommt folgender Stromweg zur Verwendung:
                                 										Induktor J2(26) –
                                 										27 – 28 – 17 – 16, 15 – 12, 13, 9 – a2 – Gleisleitung l2 zum Stationsblockwerk – Knebel K2 – 6, 5 – l – t2(4, 29) – 30,
                                 										31, 32, 33, 34 – m2
                                 										(Sektor F0 läuft
                                 										nach abwärts, Blockfenster wird grün) – Leitung L1 zum Stellwerke – 35, 36, 37, 38 –
                                 											L1 – 39, 40 –
                                 											m5 – 41, 42 –
                                 										Rückleitung. Der Sektor F läuft daher ebenfalls
                                 										nach abwärts in die Verschlußlage, und das Blockfenster wird daher gleichfalls
                                 										grün.
                              Mittels des Kontaktes 16–15 (an S) wird die
                                 										Normallage des Druckknopfes AV–S überprüft und bei
                                 										63–64 (an F) die Hilfsleitung L2 unterbrochen, um
                                 										Stromverzweigungen zu verhüten.
                              Die Stromführung über die Knebelkontakte im Stellwerke und im Stationsapparate
                                 										sichert die Benutzung der richtigen Gleisleitung, während die Kontakte 30–31,
                                 										32–33 (an SFr) den vorausgegangenen richtigen
                                 										Verschluß des Signalfreigabefeldes SFr und die
                                 										Sperrung der Einschaltevorrichtung überprüfen.
                              Der Elektromagnet m3
                                 										der Auslösevorrichtung AV ist durch den Kontakt
                                 										36–37 überbrückt.
                              Die bekannte mechanische Verschlußeinrichtung sorgt dafür, daß der Signalschieber
                                 											SSch. erst dann gänzlich frei wird, wenn das
                                 										Fahrstraßenfestlegefeld F ordnungsgemäß geblockt
                                 										ist.
                              5. Der Wächter stellt hierauf das Signal auf „Fahrt,“ so daß der Zug
                                 										nunmehr ein- oder ausfahren kann.
                              
                           
                        
                           B. Während der Zugfahrt.
                           6. Der Zug wirkt in der bereits früher ausführlich erklärten Art und Weise auf das
                              									Relais RM und auf die Auslösevorrichtung AV ein; letztere wird also, nachdem der Zug mit seiner
                              									letzten Achse die Fahrstraße und die isolierte Schiene ganz verlassen hat, zugleich
                              									mit dem Signalfeld S wieder verschlossen werden können,
                              									da dann das Relais den Induktor J2 wieder einschaltet.
                           
                        
                           C. Nach dem Zuge.
                           Stellwerk.
                           7. Der Wächter stellt das Signal wieder auf „Halt“ zurück und drückt den
                              									Doppelblocktaster AV–S nieder; dadurch kommt sofort der
                              									Verschlußwechsel am Signalfelde S zur Wirkung, da die
                              									Hilfsklinke h beim eventuellen vorzeitigen Loslassen
                              									des Doppelblocktasters AV–S die Druckstange in ihrer
                              									Mittelstellung fängt und erst nach vollständig durchgeführtem Verschlusse von S wieder in ihre obere Ruhelage zurückkehren läßt.
                              									Dabei wird aber auch die zu den Gleisleitungen l1
                              									l2
                              									l3 führende
                              									Verbindungsleitung l(15) so lange unterbrochen
                              									gehalten, bis S geblockt ist.
                           Dreht nun der Wächter die Induktorkurbel, so nehmen die Wechselströme folgenden Weg:
                              									Induktor J2(26) –
                              									Relaisankerhebel (27, 48) – 49, 57 – 58, 40 – m5 (F
                              									wird wieder frei, Blockfenster wird daher wieder weiß) – 41, 42 –
                              									Rückleitung.
                           Der Fahrstraßenverschluß wird also durch die hochspringende Riegelstange R5 wieder aufgelöst und
                              									dabei zugleich der Signalschieber SSch. durch den
                              									Sperrhaken h' wieder in der Haltlage gesperrt; erst
                              									dann schaltet die Riegelstange R5 den Tellerkontakt 41–42 auf 41–59 um. Der
                              									gemeinschaftliche Fahrstraßenschieber FS0 wird aber durch die Druckstange D4 des
                              									Signalblockfeldes S noch immer in der Verschlußlage
                              									festgehalten, weil ja der Verschlußwechsel (Hilfsklinke h) noch immer sperrend einwirkt.
                           Sobald also der Verschluß des Signales bei h'
                              									eingetreten und durch den Tellerkontakt 41–59 überprüft ist, kann der Strom nicht
                              									mehr direkt zur Rückleitung fließen, sondern geht von 41 über 59, 39 – L1 – 38,55 – m3 (AV wird verschlossen, Blockfenster wird schwarz) – 54,
                              									35 – zur Leitung L1 und
                              									zum Stationsblockwerk – und dann weiter über den Notausschalter NA (vgl. weiter unten) – m2 (läuft zunächst leer mit, ohne daß der
                              									Sektor aufsteigen kann, weil D2 noch unten festgehalten ist, F0 bleibt also
                              									vorläufig noch grün) – 34, 21 – m1 (SFr wird frei,
                              									Blockfeld zeigt dann wieder „rot“) – 22, 60, 61, 62 – Leitung L2 zum Stellwerke – 63,
                              									64, 42 – zur Rückleitung.
                           Im Stationsblockwerke wird also SFr wieder frei,
                              									entriegelt die Einschaltevorrichtung und erlaubt auch der Druckstange D2 wieder in die obere
                              									Lage zurückzukehren, so daß der Sektor F0 nunmehr wieder von der Schlittenfeder die Tendenz
                              									erhält, nach aufwärts zu laufen. Gleichzeitig wird die Entblockung von SFr durch den Tellerkontakt überprüft, der an Stelle
                              									der Verbindung 61–62 den Kontakt 61–65 herstellt und dadurch den über L2 führenden Weg zur
                              									Rückleitung abbricht.
                           Der Strom, welcher von J2 ausgehend bereits die Blockfelder F, AV,
                                 										F0 und SFr
                              									durchlaufen hatte, geht nun auch fernerhin durch dieselben Elektromagnete, zieht
                              									dabei allerdings in den Blockfeldern F, AV und SFr keine Farbenverwandlung mehr nach sich, wohl aber
                              									wird nunmehr im Rückmeldefelde F0 der Sektor aufzusteigen beginnen, so daß sich hier
                              									das Blockfenster wieder von grün in weiß verwandelt; dann geht der Strom von 61,65
                              									(in SFr) über 23 – t1(24,25) – Signalleitung SL zum Stellwerke und dort über W1 und m4 zur Rückleitung; dabei wird das Signal wieder
                              									geblockt, das Blockfenster S wird wieder rot und die
                              									Hilfsklinke h wird wieder ausgerückt.
                           Läßt dann der Wächter den Doppelblocktaster AV–S wieder
                              									los, so ist der Verschlußwechsel durch die Blocksperre ersetzt, außerdem aber gibt
                              									die Druckstange D4 den
                              									gemeinschaftlichen Fahrstraßenschieber FS0 wieder frei, so daß endlich der Fahrstraßenknebel
                              										k2' (Gleis II)
                              									wieder zurückgelegt und damit der Ruhezustand wieder hergestellt werden kann.
                           Sollte vielleicht der Wächter versuchen, dieselbe Fahrstraße nunmehr nochmals, und
                              									zwar ohne Auftrag, zu verschließen, so mißlingt dieser Versuch, weil der
                              									Zustimmungskontakt 32–33 an der Riegelstange R1 des Signalfreigabefeldes SFr offen ist; diese Stellung des Kontaktes ist aber überprüft, da erst
                              									nach Oeffnung desselben der Strom zum Signalverschlußfelde S gelangen konnte; solange aber S nicht
                              									korrekt verschlossen war, bleibt die zu den Gleisleitungen l1
                              									l2
                              									l3 führende
                              									Verbindungsleitung l bei 15–16 am Signalblockfelde S geöffnet, so daß also auch keine Stromsendung zum
                              									Fahrstraßenfestlegefelde F erfolgen konnte.
                           Es könnte daher nur bei einem Mangel an der Hilfsklinke h, welche den Selbstverschluß herbeiführt und die Wirkung des
                              									Verschlußwechsels bedingt, eine Störung des Blockbetriebes erfolgen; eine Gefahr ist
                              									aber trotzdem nicht möglich, weil das Signal unter dem Einflüsse zweier Blocksperren
                              									steht, deren eine bei der Auflösung des Fahrstraßenverschlusses F auf den Signalschieber einwirkt (bei h') und durch die Schaltung bei 41–42, bzw. 41–59 an
                              										F) überprüft wird, bevor noch die
                              									Einschaltevorrichtung im Stationsapparat wieder frei werden kann und bevor noch die
                              									übrigen Wirkungen an den Blockwerken eintreten können; die zweite Blocksperre für
                              									das Signal wird aber erst nach Ueberprüfung aller vorhergehenden Wirkungen an den
                              									Blockwerken mittels des Signalfeldes S herbeigeführt.
                              									Es kann also selbst dann, wenn der Blockwächter den Doppeltaster AV–S vorzeitig wieder
                              									losläßt, und wenn dabei die Hilfsklinke h an S versagt, das Signal noch nicht umgestellt werden,
                              									weil der Signalschieber noch durch h' gesperrt ist; der
                              									Wächter müßte vielmehr außerdem die soeben freigewordene Fahrstraße mit dem
                              									Blocktaster F sofort nochmals verschließen, wozu er ja
                              									gar keine Veranlassung hat. Der Wächter wird vielmehr, da er beim Versagen der
                              									Hilfsklinke h an S und
                              									beim vorzeitigen Loslassen des Doppeltasters AV–S letzteren ohneweiters wieder niederdrücken kann,
                              									solange AV noch weiß zeigt, die unterbrochene Blockung
                              									einfach zu Ende führen. Sollte aber AV mittlerweile
                              									schon verschlossen worden sein und das schwarze Fenster zeigen, und gerade
                              									unmittelbar danach die Blockung durch Loslassen des Doppeltasters AV unterbrochen werden, dann ist ja soeben auch SFr im Stationsapparat frei geworden, so daß der
                              									Zustimmungskontakt 32–33 an SFr unterbrochen wurde und
                              									deshalb eine neuerliche Blockung der Fahrstraße nicht mehr erfolgen kann. Man könnte
                              									übrigens – was aber wegen der nur noch als akademisch anzusehenden Möglichkeit so
                              									vieler gleichzeitig zusammentreffender Unregelmäßigkeiten wohl als überflüssig zu
                              									bezeichnen ist – auch die Auslösevorrichtung mit der Hilfsklinke versehen
                              									(gestrichelt angedeutet) und auch noch den Zustimmungskontakt z an die Riegelstange R3 an AV anhängen und
                              									denselben mit 15–16 (an S) hintereinander schalten
                              									(gestrichelt eingezeichnet).
                           * * *
                           Die Wirkungsweise des Widerruftasters t0 wurde schon früher (bei Fig. 2 und 4) erwähnt, so das jetzt nur
                              									noch der Zweck des Notausschalters NA im
                              									Stationsapparate, der die Leitung L1 zu unterbrechen erlaubt, zu besprechen ist. Dieser
                              									Notausschalter, der gewöhnlich mit einem Bleisiegel festgebunden ist, dient dazu, um
                              									in Ausnahmefällen den Fahrstraßenverschluß länger aufrecht zu erhalten, als dies der
                              									Zug selbst zu tun vermag. Oeffnet nämlich der Verkehrsbeamte den Schalter NA bevor noch SFr wieder
                              									rot geworden und die Einschaltevorrichtung wieder entriegelt ist, dann kann der
                              									Wächter zwar beim Niederdrücken des Doppeltasters AV–S
                              									das Festlegefeld F in normaler Weise frei machen, dann
                              									aber ist der Strom unterbrochen, der Doppeltaster AV–S
                              									bleibt wegen der Wirkung der Hilfsklinke h an S in der Halblage stecken und der Fahrstraßenschieber
                              										FS0 bleibt durch
                              									die Druckstange D4(S) noch immer gesperrt. Erst wenn der Beamte den
                              									Notausschalter NA wieder schließt, kann der Wächter
                              									über Aufforderung durch den Beamten die Blockung von AV–S beenden und zugleich auch SFr und F0 im Stationsapparat
                              									in normaler Weise frei machen.
                           * * *
                           Erwähnt sei noch, daß wegen der zeitweilig erforderlichen Unterbrechung der
                              									Signalleitung SL (Fig.
                                 										5) bei 65–61 (am Blockfelde SFr im
                              									Stationsblockwerke) die Benutzung derselben für Klingelsignale, die vom Stellwerke
                              									an das Stationsblockwerk abgegeben werden sollen, unmöglich wird; infolgedessen wird
                              									hierfür in dem Blockkabel eine eigene Weckerleitung WL
                              									vorzusehen sein.
                           * * *
                           Wenn zum Schlusse die Eigentümlichkeiten und Vorteile der neuen Schaltung (Fig. 5) kurz zusammengefaßt werden sollen, so kann
                              									man sagen, daß das bekannte äußere Bild der Sicherungsanlage (Signalblock und
                              									Fahrstraßenblock) auch hier erhalten ist, daß aber dabei die Bedienung der
                              									Einrichtungen im Stellwerk keine Vermehrung der Handhabungen erfordert, während im
                              									Stationsblockwerke sogar die geringste denkbare Anzahl von Einzelverrichtungen
                              									erhalten bleibt, obwohl alle erforderlichen und zweckmäßigen Rückmeldungen bei
                              									voller Wahrung der Sicherheit durch Ueberprüfung aller wichtigen Verschlüsse und
                              									sonstigen Funktionen am Blockwerke und an den Stellwerksteilen erzielt werden
                              									können.