| Titel: | Polytechnische Rundschau. | 
| Fundstelle: | Band 324, Jahrgang 1909, S. 380 | 
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                        Polytechnische Rundschau.
                        Polytechnische Rundschau.
                        
                     
                        
                           Abdampf-Turbinen.
                           Schon im Jahre 1837 nahm Sir James Anderson ein Patent
                              									auf eine Turbine, welche den Abdampf von Kolbendampfmaschinen ausnutzen sollte, ein
                              									ähnliches Patent nahm 1846 auch Sir H. Bessemer. Zu
                              									wirklicher Anwendung ist dieses Verfahren erst im Jahre 1902 durch G.A. Parsons gekommen und gleichzeitig mit diesem durch
                              									Prof. Rateau in Frankreich, der mit seinem
                              									Wärmeakkumulator als der eigentliche Begründer und Förderer der Abdampfverwertung zu
                              									Kraftzwecken angesehen werden kann.
                           Die Vorteile der Turbine in der Ausnutzung niedergespannten Dampfes werden deutlich,
                              									wenn man die außerordentliche Volumvergrößerung von Wasserdampf bei niederen Drücken
                              									betrachtet. Gesättigter Dampf von 12 Atm. abs. Druck z.B. hat ein spezifisches
                              									Volumen von 0,17 cbm. Dehnt sich 1 kg dieses Dampfs ohne Wärme Ab- oder Zuführung
                              									aus, so daß sein Druck 0,07 Atm wird, so wird das Volum 16 cbm, während 23 v.H. des
                              									Dampfes kondensiert werden. Ist der Enddruck des Dampfes aber etwa 1,1 Atm, so
                              									beträgt des Dampfvolumen nur 1,3 cbm, während 13 v.H. des Dampfes kondensieren. Im
                              									ersten Fall wird durch die Ausdehnung eine Arbeit von 79000 mkg, im letzseren von
                              									43000 mkg geleistet, wenn von Verlusten abgesehen wird. Während nun in der
                              									Kolbendampfmaschine die Arbeit, die in der starken Volumvergrößerung gewonnen werden
                              									kann, nicht voll ausnutzbar ist, weil die Zylinderdimensionen entsprechend den
                              									großen Dampfvolumina so groß werden müßten, daß der dadurch entstehende größere
                              									Verlust den Gewinn wieder aufheben würde, machen der Dampfturbine, bei welcher die
                              									Dampfgeschwindigkeiten etwa 100 mal größer sind wie in der Kolbendampfmaschine, die
                              									großen Dampfvolumina keine Schwierigkeiten. Trotz dieses Vorteils der Dampfturbine
                              									erreicht diese doch nicht die Kolbendampfmaschine an Oekonomie, und das rührt zum
                              									Teil daher, daß der im Hochdruckgebiet arbeitende Teil der Turbine infolge des
                              									kleinen spezifischen Dampfvolumens mit größeren Spaltverlusten und Verlusten bei der
                              									Rotation arbeitet, während bei einer Kolbendampfmaschine die Erhöhung des Druckes
                              									keine solche Nachteile mit sich bringt, wenn der Druck auf mehrere Zylinder verteilt
                              									wird. Unter diesem Gesichtspunkt müßte eine Verbindung einer Kolbenmaschine, in
                              									welcher der hochgespannte Dampf verarbeitet wird, mit einer Turbine, welche den
                              									Abdampf der ersteren auf einen und dessen Energie noch ausnützt, von Vorteil sein-
                              									Für eine Neuanlage werden indessen Anlagekosten und Raumbedarf zu groß. In den
                              									Fällen aber, wo Maschinen vorhanden sind, die ihrer Betriebweise nach mit Auspuff
                              									arbeiten, kann ohne zu hohe Kosten durch Hinzufügen einer Turbine mit Kondensation
                              									eine Ausbeute aus dem Abdampf von 30 bis 80 v.H. der Leistung der Primärmaschinen
                              									gewonnen werden. Bei der Ausnutzung des Abdampfes sind 3 Fälle zu unterscheiden: 1.
                              									die Abdampfmenge ist konstant, 2. ist veränderlich, 3. wird mit Unterbrechungen
                              									geliefert. Im ersten Fall bedarf es nur eines Auslaßventiles für etwa überschüssigen
                              									Dampf und eines Reduzierventiles, um Frischdampf zuzulassen, falls von der Turbine
                              									zeitweise eine größere Leistung verlangt wird. Der zweite Fall ist schon nicht mehr
                              									so einfach. Er erfordert die Anwendung eines gemischten Turbinensystems, in dessen
                              									Hochdruckteil bei geringer Abdampfmenge Frischdampf eingelassen wird, um die
                              									Verluste des Reduzierventiles zu vermeiden. Im dritten Fall bei unterbrochener
                              									Abdampflieferung aus Förder-, Walzenguß- oder Gebläsemaschinen hilft Prof. Rateau's Dampfakkumulator, ein mit Wasser gefüllter,
                              									durch zahlreiche Eisenwände unterteilter Behälter, in welchem der Abdampf zirkuliert
                              									und seine latente Wärme an das Wasser abgibt. Wenn die Abdampfmenge aussetzt, geht
                              									die Verdampfung des Wassers im Akkumulator weiter, wobei die Wärme den heißen
                              									Eisenplatten entnommen wird. Wegen der notwendigen großen Eisenmassen wird ein
                              									solcher Akkumulator sehr schwer. Diesen Nachteil hat Rateau's neuer Akkumulator nicht, Derselbe besteht aus einem liegenden
                              									Kessel von 2–3 m  zu ⅔ mit Wasser gefüllt, mit mehreren ovalen Rohren
                              									durchzogen, durch welche der Abdampf strömt, der dann durch zahlreiche Löcher in den
                              									Rohren in das Wasser tritt und diesem infolge der entstehenden wirbelnden Bewegung
                              									seine Wärme vollständig mitteilt. Beim Aussetzen der Abdampfmenge wird der für die
                              									Turbine notwendige Dampf aus dem Wärmeinhalt des Wassers gebildet; der Druck im
                              									Kessel nimmt dabei nur wenig ab. Für jedes kg zu bildenden Dampfes werden etwa 250
                              									kg Wasser gebraucht. Bei diesem Akkumulator, wie bei einem solchen von Schwarz & Co. in Dortmund gebauten, muß ein
                              									gewisser Verlust an Druck in Kauf genommen werden, um den Abdampf durch das Wasser
                              									des Akkumulators zu treiben.
                           Ein Rateau-Akkumulator nach der neueren Bauart von 3,5 ×
                              									10 m ist in den Hallside-Werken der schottischen
                              									Stahlwerksgesellschaft eingerichtet. Der Abdampf aus den Stahlwerksmaschinen, aus
                              									Dampfhämmern und einigen kleinen Maschinen, der früher in die Atmosphäre entwich, treibt zwei 450 KW
                              									Gleichstromturbogeneratoren. In einem andern Fall werden ca. 7000 kg Abdampf in der
                              									Stunde aus Gebläse- und Pumpmaschinen mit Hilfe eines Rateauakkumulators von 2,2 × 9 m zur Erzeugung von 400 KW ausgenutzt, die
                              									fehlenden 350 KW bei größter Belastung werden durch Zuführung von Frischdampf in
                              									einer gewöhnlichen Hochdruck Curtis-Turbine erzeugt.
                              									Die Abdampfturbine ist mit einem Körting'schen
                              									Stahlkondensator ausgerüstet.
                           Als Beispiel der Abdampfausnutzung durch Niederdruckturbinen in elekrischen Zentralen
                              									ist die Kraftstation Rapid-Transit Comp. in
                              									Philadelphia mit vier 1500 PS und einer 2200 PS Corliß-Auspuffmaschine zu nennen. Der Abdampf von 1,1 kg/qcm Spannung einer
                              									Maschine mit einer Leistung von 1150 KW ist im Stande, in einer Turbine eine
                              									Leistung von 750 KW zu liefern. Die Turbinen sind senkrecht angeordnet und laufen
                              									mit 1200 Umdrehungen in der Minute. Abzüglich des Energieverbrauchs von 86 KW für
                              									die Kondensation wird die Dampfausnutzung durch die Turbinen um 58 v.H. gesteigert,
                              									während Kondensations-Kolbendampfmaschinen an Stelle der vorhandenen
                              									Auspuffmaschinen nur eine um 25 v.H. höhere Ausnutzung ergeben würden. Vor dem
                              									Einbau der Turbinen betrug die erzeugte Energie 29700000 KW-Stunden, die Kosten pro
                              									KW-Stunde betrugen 3,05 Pfennige. Vom Januar 1906 bis Januar 1907 betrug die
                              									erzeugte Energie 35000000 KW-Stunden; zwei Turbinen waren in Betrieb; die
                              									Erzeugungskosten sanken auf 2,55 Pfennige für die KW-Stunde. Noch größer ist der
                              									Nutzen wenn die Auspuffkolbenmaschinen, einer elektrischen Zentrale nicht sehr
                              									ökonomisch arbeiten. In einer Zentrale in Edinburg, wo 8 Willans-und Bellismaschinen von je 1200 PS,
                              									die für 64 cm Vakuum gebaut waren, mangels der nötigen Kühlwassermenge mit Auspuff
                              									betrieben wurden, waren 2 Rateauturbinen von zusammen
                              									1550 KW-Leistung aufgestellt, welche den Abdampf von 4 Kolbenmaschinen
                              									verarbeiteten, und zwar konnten mit 20600 kg stündlicher Abdampfmenge, entsprechend
                              									der vollen Belastung von zwei Kolbenmaschinen, 1250 KW also eine Leistungssteigerung
                              									um 80 v.H. erzielt werden, abzüglich der Leistung der Hilfsmaschinen.
                           Daß aber auch die Verbindung von Abdampfturbinen mit sehr ökonomischen
                              									Kondensations-Kolbenmaschinen einen Gewinn bringen kann, zeigt folgendes Beispiel:
                              									Die Zentrale der Inter-Corough-Rapid-Transit-Comp. in
                              									Newyork, die für eine Leistung von über 130000 PS bestimmt ist, besitzt gegenwärtig
                              									11 Corlißmaschinen in liegend-stehender Anordnung von
                              									je 7500 PS. Der Dampfverbrauch war mit 5,6 kg für 1 PS u. St. bei trockenem Dampf
                              									von 12½ Atm. und hei 65 cm Vakuum einschließlich des Heizdampfes garantiert. Zwei
                              									Parallelversuche mit Auspuff und Kondensation zeigten, daß die günstigste Belastung
                              									bei Kondensationsbetrieb 4000 KW war; der Dampfverbrauch betrug 7,95 kg/KW St.
                              									Zwischen 5000 und 7500 KW betrug der Dampfverbrauch im Mittel 8,6 kg-KW/St. Bei
                              									Auspuff betrug die maximale Belastung ebenfalls 7500 KW. Die günstigte Belastung lag
                              									hier bei 575° KW mit einem Dampfverbrauch von 10,3 kg-KW St. Die Abdampfturbine ist
                              									eine stehende Curtisturbine mit drei Druckstufen, auf
                              									dem Kondensator von etwa 1800 qm Kühlfläche aufgebaut. Bei voller Belastung brauchte
                              									die Turbine 13,5 kg Abdampf für die KW-Stunde bei einem Anfangsdruck von ∾ 1,1 Atm.
                              									und einem Vakuum von 72 cm. Liefern also die Kolbenmaschinen bei 7300 KW 7700 kg
                              									Abdampf (92½ v.H. gelangen davon in die Turbine), so leistet die Turbine 5300 KW;
                              									mit derselben Dampfmenge werden also jetzt 12600 KW geleistet, entsprechend 6,1
                              									kg/KW St. Das Resultat wurde ohne Ueberhitzung des Dampfes erzielt.
                           Arbeitet die Anlage ununterbrochen, so ergibt sich eine tägliche Dampfersparnis von
                              									750000 kg, und bei achtfacher Verdampfunge eine tägliche Kohlenersparnis von 93
                              									Tonnen, welche bei dem augenblicklichen Kohlenpreis in Newyork die Anlagekosten der
                              									Turbine in weniger als einem Jahr bezahlt macht. (Halliwell.) Engineering 1909 S. 197.
                           
                              M.
                              
                           
                        
                           Einschienenbahn.
                           In der Nähe von New York soll in nächster Zeit eine etwa 5,5 km lange Einschienenbahn
                              									als Ersatz für eine Pferdeeisenbahn in dauernden Betrieb genommen werden. Die
                              									Bezeichnung „Ein“-schienenbahn ist allerdings nicht ganz zutreffend, da außer
                              									der auf Holzschwellen mit einer Betonunterlage verlegten Fahrschiene noch eine
                              									besondere an Auslegermasten mittels einer Kettenlinienaufhängung befestigte
                              									Hilfsschienenanordnung vorhanden ist, die aus zwei 730 mm voneinander entfernten und
                              									durch leichte Quereisen miteinander verbundenen Winkeleisen besteht. Diese
                              									Hilfsschienen dienen gleichzeitig zur Stromzuführung, und zwar sind an jedem der
                              									beiden Stromabnehmer vier gleichsam in einem Drehgestell vereinigte Rollenkontakte
                              									angebracht.
                           Die etwa 15 m langen und 2 m breiten Fahrzeuge werden mit je zwei zweiachsigen
                              									Drehgestellen ausgerüstet werden, und zwar soll jedes Laufrad durch zwei jenseit der
                              									Laufachslager fliegend aufgesetzten Achsmotoren angetrieben werden. Die normale
                              									minutliche Umdrehungszahl der Motoren soll 800, ihre Pferdestärke je 25 PS und die
                              									Betriebsspannung 550 Volt betragen. Man rechnet darauf, daß der mit 50 Fahrgästen
                              									besetzte etwa 15 t schwere Wagen trotz der kurzen Fahrstrecke eine erhebliche
                              									Geschwindigkeit erreichen wird, da auf dem größten Teil der Strecke keine Straße die
                              									Schienen kreuzt. (Electric Railway Journal 1909, Bd. I, S. 75).
                           
                              Pr.
                              
                           
                        
                           Seesenkwerke aus Eisenbeton.
                           De Muralt in Schouwen ersetzt die zur Verteidigung des
                              									Seevorlandes hergestellten Faschinensenkwerke aus Reisigbündeln mit Steinpackung
                              									durch Eisenbetonsenkwerke, die aus einzelnen quadratischen Platten zusammengesetzt
                              									sind. Diese Platten sind 1 m lang und 7 bis 10 cm stark. Bei flacher Neigung
                              									unterseeischer Vorufer unter 1 : 4 sind die Oberflächen der Platten glatt und nur an
                              									den Ecken erhöht, bei steilerer Neigung bis 1 : 2 ist die Unterseite längs des
                              									Randes mit einer 10 cm hohen Rippe versehen, um ein Abgleiten zu verhüten. In
                              									besonderen Fällen, wo noch eine Steinpackung erforderlich wird, sind auch an der
                              									Oberseite Rippen vorhanden. Die Eiseneinlagen bestehen aus 4 längs des Randes
                              									bogenartig eingelegten Rundeisen von 8 mm  die an den Ecken aus der Platte
                              									heraustreten und schlingenartig verbunden sind, und aus zwei Diagonaleisen von 5 mm
                              									. Der Beton besteht aus 1¼ R.T.-Zement, ⅛ R.T.-Traß, 3 R.T. Sand und 4
                              									R.T.-Kies. Im Alter von 3 Wochen wurden die Platten zu einem Senkstück verbunden.
                              									Auf dem bei Niedrig-Wasser trockenen Gelände des Vorufers (Schlick) wurde eine Matte
                              									aus Faschinen mit Schilfunterlage verlegt und durch Eisendrähte und Stöcke im Boden
                              									befestigt. Auf dieser Unterlage wurden die Platten nebeneinander gelegt. Die
                              									Schleifen wurden teils durch Bolzen, teils durch Flaschenzüge verbunden. Zur
                              									Beförderung des Sinkstückes diente ein Schwimmer, der aus einzelnen Holzkästen durch
                              									Eisenteile verbunden war. An den Ecken von je 4 rd. 1,9 m breiten Holzkästen sind sogenannte
                              									Knotenpunktsrohre aufgeschraubt, durch die die Drähte nach den Flaschenzügen des
                              									Senkstückes gezogen werden. Der 24,20 m breite und 16,2 m breite Schwimmer besteht
                              									aus 117 Holzkästen und trägt 12 Winden, deren Drähte ein Senkstück aus 308 Platten
                              									halten können.
                           Der fertige Schwimmer mit allen Geräten hatte ohne Senkstück 13 cm, mit Senkstück 21
                              									cm Tiefgang.
                           Während der Flut wird der Schwimmer durch einen Dampfer nach einem Gestell neben dem
                              									Senkstück geschleppt. Wenn das Wasser fällt, setzt sich der Schwimmer auf das
                              									Gestell auf. Hierauf werden die Drähte der Winden durch die Knotenpunktsrohre nach
                              									dem Senkstück hingezogen, dort mit den Flaschenzügen befestigt, wieder durch die
                              									Rohre zurückgezogen und an den Winden angehängt. Steigt das Wasser, so wird der
                              									Schwimmer flott und durch den Schleppdampfer nach dem Bestimmungsort gefahren. –
                              									Hierbei werden die Drähte angezogen, so daß das Senkstück unmittelbar unter dem
                              									Schwimmer hängt. Am Ort wird das Senkstück heruntergelassen, was selbst bei
                              									stürmischem Wetter und unabhängig von Ebbe und Flut geschehen kann. Nach der
                              									Verlegung werden die Drahtenden an den Haken gelöst und die Drähte aufgewunden.
                           Im Sommer können in jeder Woche 8 bis 10 Senkungen ausgeführt werden. Die neue
                              									Bauweise ist rd. 50 v.H. billiger als die Bauweise mit Faschinensenkwerken. Die
                              									Betonbefestigungen der Seeufer haben sich auf die Dauer bewährt.
                           Die im Jahre 1884 auf der Insel Schouwen am Böschungskopf verlegten Betonplatten sind
                              									noch heute unversehrt. Bei den vor 4 Jahren dort angelegten Betonböschungen, die
                              									täglich vom Seewasser mit mehr als 0,7 m Geschwindigkeit bespült werden, sind die
                              									Abdrücke der Holzfasern der Schalung auf der Oberfläche heute noch ebenso deutlich
                              									zu sehen, wie im Anfang. Auch ist nirgends festgestellt worden, daß der Traßbeton
                              									vom Seewasser angegriffen wird.
                           Die Abnahme eines Vorufers kann durch Ausspülung oder durch Ueberfälle verursacht
                              									werden. Im ersten Falle genügt eine Verkleidung mit glatten Platten, im letzten
                              									Falle werden Platten mit Rippen an der Oberseite und Steinpackung verwendet. Bei
                              									Ufern mit Unebenheiten (Bänken) sollen die ebenen Flächen mit Betonsenkstücken, die
                              									Bänke mit Steinpackung bedeckt werden. [De Muralt]
                              									[Beton und Eisen 1909. St. 9–12 und S. 36–39].
                           Dr.-Ing. P. Weiske.
                           
                        
                           Studien über Löhnungsmethoden.
                           Welche Anforderungen sind an eine Löhnungsmethode zu stellen, damit sie Arbeitgeber
                              									und Arbeitnehmer gleichmäßig zufriedenstellt, beider Interessen nach Möglichkeit
                              									vertritt, ohne den einen zu ungunsten des anderen unzulässig zu bevorzugen?
                           I. Irgend welche Beschränkungen zur Wahrung der Interessen des Unternehmers, als
                              									beispielsweise Lohnher ab Setzungen bei sich ergebenden, zu hohen Veranschlagungen
                              									sind ganz zu vermeiden oder in weite Ferne zu rücken.
                           II. Einem besseren und schnelleren Arbeiter, der sich durch irgend ein sicheres
                              									Zeichen von selbst als solcher ausweist, muß durch die Löhnungsart je nach seiner
                              									sich ergebenden Tüchtigkeit ein entsprechend besserer Lohn gesichert sein.
                           III. Dem Unternehmer darf in keiner Weise aus den unter I. und II. festgelegten
                              									Arbeiterbegünstigungen oder sonst irgendwie ein Nachteil erwachsen, vielmehr
                              									muß ihm dadurch direkt oder indirekt selbst ein entsprechender Nutzen gesichert
                              									bleiben.
                           Betrachten wir von dem durch diese drei Forderungen gekennzeichneten Standpunkte aus
                              									die gebräuchlichen Lohnmethoden, so finden wir:
                           1. die Zeitentlöhnung entspricht ihnen in keiner Weise,
                           2. Bei Beurteilung der Akkord- oder Stücklöhnung sind folgende vier Fälle zu
                              									unterscheiden:
                           
                              a) ist der Stücklohn knapp und richtig veranschlagt, so sind
                                 										die Forderungen unter I und II, nicht aber die unter III erfüllt,
                              b) Gleiches gilt bei zu tief veranschlagtem Stücklohn,
                              c) ist der Stücklohn zu hoch und nützt ihn der Arbeiter aus, so
                                 										entspricht er keiner der drei gestellten Anforderungen und
                              d) ist der Stücklohn zu hoch und nützt ihn der Arbeiter nicht
                                 										aus (wohl der infolge des ganzen Vorgehens der Arbeiterschaft in solchen Dingen
                                 										häufigste Fall) so wird der Bedingung II entsprochen, aber der unter I und III
                                 										nur in sehr geringem Maße.
                              
                           3. Die Kontraktstücklöhnung, bei der ein Gruppenführer den Gesamtstücklohn erhält und
                              									mit den zu seiner Gruppe gehörenden Arbeitern verrechnet, befriedigt keine der
                              									gestellten Forderungen, Sie ist wegen der Gefahr eines Ueberanstrengens der Apparate
                              									und Maschinen, von Streitigkeiten unter den Leuten und dergl. m. immer seltener
                              									geworden und nur in ganz bestimmten Ausnahmefällen zu empfehlen.
                           4. Das Differential-Lohnaufteilungssystem ist von Taylor
                              									entwickelt. Es setzt voraus, daß die geringste, für Leistung einer Arbeit
                              									erforderliche Zeit bekannt ist. Multipliziert man diese mit einem sehr bedeutenden
                              									Stundenlohn, wie ihn eben jener Arbeiter mit Recht verdienen würde, der nur die
                              									genannte kürzeste Zeit zu der Arbeit gebrauchte, und zählt die für diese Zeit in der
                              									betr. Werkstatt oder an der betr. Maschine gültigen Unkosten hinzu, so erhält man
                              									die überhaupt möglichen geringsten Herstellungskosten für das betr. Arbeitsstück.
                              									Führt nun ein beliebiger Mann diese Arbeit in einer anderen, also selbstverständlich
                              									längeren Zeit durch, so berechnet man die für diese Zeit gültigen Unkosten, zieht
                              									sie von jener Summe ab und was übrig bleibt, ist der Lohn der dem Arbeiter zu zahlen
                              									wäre. Das System ist an sich ideal und erfüllt alle oben genannten Forderungen, aber
                              									die zu seiner Durchführung unumgänglich notwendige Bestimmung jener kürzesten
                              									Arbeitszeit ist kostspielig und mit bedeutenden Schwierigkeiten verknüpft.
                           5. Die Stücklöhnung mit Prämien beruht bekanntlich darauf, daß dem Arbeiter eine Zeit
                              									bekannt gegeben wird, die für Herstellung des in Frage kommenden Stückes
                              									durchschnittlich aufgewendet werden muß. Er erhält nun einen Normalstundenlohn und
                              									außer diesem, wenn er zu der Arbeit weniger als jene festgesetzte Zeit braucht,
                              									einen vorher verabredeten Prozentsatz des ersparten Lohnes.
                           Setzt man diesen Prozentsatz nach dem Vorgehen von Halsey von vornherein ein für allemal in unveränderlicher Größe fest z.B.
                              									zu 25% oder 50%, so stellt sich der Uebelstand heraus, daß bei fehlerhafter
                              									Veranschlagung jener Durchschnittszeit (und zwar wird es sich dabei meist um eine
                              									Ueberschätzung handeln), die Selbstkosten des Arbeitsstückes für den Unternehmer
                              									steigen. Dieser Uebelstand wird sich umso fühlbarer geltend machen, je höher jener
                              									Prozentsatz gewählt ist; hält man ihn aber in so geringen Grenzen, daß jenes Steigen
                              									der Selbstkosten ein für den Unternehmer unzulässiges Maß nicht erreicht, so wird
                              									die Prämie so gering, daß der Anreiz durch sie für den Arbeiter nicht mehr genügend stark
                              									bleibt.
                           Um das Gute des Systems beibehalten zu können? ohne seine Fehler in Kauf nehmen zu
                              									müssen, sind schon von den verschiedensten Seiten Vorschläge gemacht worden, die
                              									meist darin gipfeln, jenen Prozentsatz in der einen oder anderen Weise nach
                              									bestimmten Gesetzen veränderlich zu machen. Auf diesem Wege ist auch Siebenfreud vorgegangen und gelangt schließlich dazu,
                              									die eigentliche Prämie fortfallen zu lassen und dafür lediglich eine der
                              									Unterbietung der Arbeitszeit nach einem gewissen Gesetze entsprechende Erhöhung des
                              									Stundenlohnes einzuführen. Dieses Gesetz selbst ist empirisch gefunden durch
                              									Vermittlung zwischen den Interessen von Arbeitgeber und Arbeitnehmer, und ist aus
                              									folgenden Zahlen ersichtlich: Es wird für eine Arbeitszeit a ein Stundenlohn b
                              									bezahlt, der für die ganze Werkstätte ein für allemal festgesetzt ist z.B. 0,50 Mk.
                              									für die Arbeitsstunde.
                           
                              
                                 Braucht der Arbeiter nun eine Zeit
                                 so steigt der Stundenlohn auf
                                 
                              
                                 0,9a
                                 1,08b
                                 
                              
                                 0,8a
                                 1,15b
                                 
                              
                                 0,7a
                                 1,20b
                                 
                              
                                 0,6a
                                 1,24b
                                 
                              
                                 0,5a
                                 1,27b
                                 
                              
                                 0,4a
                                 1,30b
                                 
                              
                                 0,3a
                                 1,33b
                                 
                              
                                 (Siebenfreud) [Werkstattstechnik
                                    											1908 Oktober S. 531–542].
                                 
                              
                           Dieser Vorschlag schließt aber, wie Alexander Rothert
                              									nachweist, den folgenden Nachteil in sich: Während zunächst bei einer Verkürzung der
                              									Arbeitszeit gegenüber der veranschlagten, die wir die Grundzeit nennen wollen, der
                              									Ansporn für den Arbeiter ziemlich bedeutend ist, da fast im gleichen Verhältnisse,
                              									in dem die Zeit sinkt, der Lohn für die Stunde steigt, wird bei weiterer Verkürzung
                              									der Arbeitszeit der Ansporn immer schwächer und schließlich so schwach, daß der
                              									Arbeiter es nicht mehr der Mühe für wert hält, um des nur unwesentlich größeren
                              									Verdienstes willen sich so stark anzustrengen. Der Arbeiter wird also immer, mag nun
                              									jene Grundzeit richtig oder falsch veranschlagt sein, sich in ziemlicher Nähe
                              									derselben halten, da eine noch weitere Verkürzung ihm nur verhältnismäßig geringen
                              									Mehrgewinn bringt. Ein Fehler in der Veranschlagung der Grundzeit wird demnach
                              									praktisch, entgegen der Annahme Siebenfreuds zur
                              									wesentlichen Erhöhung der Selbstkosten (Lohn + Unkosten) führen können.
                           An diesem Nachteil leidet übrigens, allerdings nicht in gleich starkem Maße, auch das
                              									neben dem von Halsey bekannteste Prämiensystem von Rowan, bei dem der Stundenlohn sich um ebensoviel
                              									Prozent erhöht, als an Arbeitszeit in Prozenten der Grundzeit gespart wird.
                           In dem Bestreben, eine Vermittlung zwischen den einzelnen gekennzeichneten Systemen
                              									zu finden, eine Löhnungsart, bei der die Fehler, die einem jeden anhaften, nach
                              									Möglichkeit gegen einander ausgeglichen sind, kam Rothert zu einem Gesetz, nach dem sich die Aenderung des Stundenlohnes
                              									vollziehen müsse, nämlich zu dem „Gesetz des konstanten Ansporns.“ Dieses
                              									besagt, daß der Mehrverdienst des Arbeiters immer proportional der Mehrleistung sein
                              									soll, mag nun die Verkürzung der Arbeitszeit gegenüber der veranschlagten Grundzeit
                              									groß oder klein sein. Auch der Stücklohn in seiner gewöhnlichen Gestalt ruft eine
                              									Aenderung des Stundenverdienstes nach diesem Gesetze hervor, aber bei ihm ergeben
                              									sich die oben geschilderten Uebelstände aus einer zu raschen Steigerung des
                              									Stundenlohnes bei Verkürzung der Arbeitszeit, also aus einem zu großen Ansporn. Rothert schlägt daher vor, das Verhältnis, nach dem
                              									beim Stücklohn der Stundenverdienst steigt, zu halbieren, oder etwa durch 3 zu
                              									teilen. Im ersten Falle würde der Stundenlohn sich annähernd aus der Gleichung
                              										y=a\,\sqrt{\frac{t}{T}}, im zweiten annähernd aus der
                              									Gleichung y=a\,\sqrt{\frac{t}{T}} berechnen lassen, wo T die Grundzeit, t die
                              									wirkliche Arbeitszeit und a den Stundenlohn für t = T
                              									bezeichnet. (Beim gewöhnlichen Stücklohn ist
                              									y=a\,\frac{t}{T}.)
                           Zur Bequemlichkeit der Arbeiter und der Lohnbuchhaltung, wären Tafeln anzufertigen,
                              									die für jede Grundzeit, entsprechend abgestuft, und für jede geleistete Arbeitszeit
                              									die mit einem festen Grundlohn zu bezahlende Arbeitszeit angeben.
                           Am Schlusse seiner Erörterung kommt Rothert zu dem
                              									Ergebnis: 1. das System des konstanten Ansporns hat mit dem Prämiensystem nach Halsey und mit dem Stücklohn (der ja auch nur ein
                              									Prämiensystem mit einer Prämie von 100% ist) die Eigenschaft gemein, daß ein
                              									geringer Fehler in der Veranschlagung bis etwa 20% die Herstellungskosten (Lohn +
                              									Unkosten) nur wenig erhöht 2. Bei im Vergleich zur Grundzeit wesentlich verkürzter
                              									Arbeitszeit, bezw. infolge eines bedeutenderen Kalkulationsfehlers steigen die
                              									Herstellungskosten zwar, gleiche wirkliche Arbeitszeit vorausgesetzt, wesentlich
                              									schneller als beim System Rowan oder Siebenfreud, aber es ist durch das Prinzip des
                              									konstanten Ansporns gewährleistet, daß die wirkliche Arbeitszeit erheblich kürzer
                              									ist, als sie es unter der Herrschaft jener beiden Systeme sein würde. (Rothert) [Werkstattstechnik Februar 1909. S. 66 bis
                              									73].
                           F. Mbg.
                           
                        
                           Verfahren zum Trennen doppelt- oder mehrfach breiter
                              									Gewebe.
                           Schmale Gewebe z.B. Wischtücher, Handtücher u.a. stellt man heut häufig in mehreren
                              									Breiten nebeneinander auf ein und demselben Webstuhl her, um dadurch eine Ersparnis
                              									an Weblöhnen und anderen Unkosten zu erzielen. Nach Fertigstellung der Ware muß der
                              									Zusammenhang der einzelnen schmalen Gewebebahnen miteinander gelöst werden, was
                              									bisher durch Schneiden von Hand oder auf besonders hierfür konstruierten Maschinen
                              									geschah. Diese Arbeit des Auseinanderschneidens der einzelnen Bahnen, das wegen der
                              									leicht möglichen Beschädigung der Ware durch die Schneideorgane eine gewisse
                              									Sorgfalt erfordert, war man bestrebt zu vereinfachen oder überflüssig zu machen. Man
                              									versuchte, an den Trennungsstellen Metalldrähte als Kettfäden einzuweben, die nach
                              									Fertigstellung der Ware beim Durchziehen durch Preßwalzen vermöge ihrer
                              									doppelseitigen Schneidwirkung selbsttätig ein sicheres und sauberes Durchtrennen der
                              									Schußfäden an den betreffenden Stellen bewirken sollten, Dies Verfahren hatte nicht
                              									den gewünschten Erfolg, weil die Drähte beim Passieren der Preß walzen abgeflacht
                              									und die Schneidwirkung dadurch mangelhaft wurde. In neuester Zeit webt man mit
                              									besserem Erfolge an den Trennungsstellen Metallitzen ein, die zum Zwecke der
                              									Trennung der Gewebe durch einen eingeschalteten elektrischen Strom soweit erhitzt
                              									werden, daß die Schußfäden an den Berührungsstellen mit den Litzen verkohlen ohne zu
                              									glimmen. Der Verband zwischen den einzelneu Stoffbahnen wird dadurch soweit
                              									gelockert, daß die Gewebe sich leicht voneinander trennen lassen. Bei diesem
                              									Verfahren findet eine fadenscharfe Trennung statt ohne faserige und ungrade Ränder,
                              									wie bei der durch Schneidwirkung vorgenommenen. Die Metallitzen selbst bleiben
                              									vollständig unbeschädigt und können immer wieder benutzt werden.
                           Glühende Metalldrähte sind zum Trennen mehrfach breiter Gewebe früher wohl auch schon
                              									benutzt worden, bei dieser Methode ist aber die Gefahr vorhanden, daß die Gewebe zu
                              									stark angesengt werden; auch hat sich gezeigt, daß die Trennung oftmals unregelmäßig
                              									und keine genügende ist. (Oesterreichs Wollen und Leinenindustrie 1909 No. 5.)
                           
                              Hg.
                              
                           
                        
                           Wasserkraft-Elektrizitätswerk No. 15 der Rochester Railway and
                              									Lighting Company.
                           Diese Gesellschaft betreibt bereits eine größere Anzahl von Dampf- und
                              									Wasserkraftwerken, hauptsächlich am Genesee River, dessen wechselnde
                              									Wasserverhältnisse jedoch auch den Bezug von elektrischem Strom aus dem
                              									Niagara-Kraftwerk der Ontario Power Company
                              									erforderlich machen. Ihr neuestes Wasserkraftwerk No. 15 liegt am Westufer des
                              									Genesee-Flusses in der Nähe der Middle Falls und ist im Frühjahr 1907 in Betrieb
                              									genommen worden. Die Maschinenausrüstung umfaßt zwei 900pferdige Morgan Smith-Doppelturbinen mit wagerechten Wellen, die
                              									mit 500 KW.-Drehstromerzeugern der General Electric
                                 										Company gekuppelt sind. Die Stromerzeuger treiben ihre
                              									Erregermaschinen unmittelbar an. Zwischen den Stromerzeugern und den Turbinen sind
                              									die vom Schaltbrett aus einstellbaren Sturgess-Regulatoren angeordnet. Das ganze Kraftwerk ist unmittelbar an den
                              									quer über den Genesee-Fluß gelegten Damm angebaut, welcher die 3 m weiten
                              									Wasserzuleitungen zu den Blechgehäusen der Turbinen enthält. Durch Schließen der
                              									Einlaufschützen läßt sich vor dem Kraftwerk innerhalb 20 Stunden eine Wassermenge
                              									von 453000 cbm aufspeichern, die ausreicht, um 2½ St. lang eine Leistung von 1500
                              									KW. zu erzielen. Auf diese Weise können in den Abendstunden Höchstbelastungen von
                              									3750 KW. ohne Hilfsmaschinen bewältigt werden, wenn das verfügbare Gefälle etwa 8,3
                              									m beträgt. Diese Eigenschaft des Kraftwerkes hat sich besonders kürzlich bei großem
                              									Wassermangel gut bewährt, wo bei Tage kaum soviel Wasser zur Verfügung war, um die
                              									Kondensatoren des Dampfkraftwerkes in Rochester zu kühlen. Man stellte die
                              									Einlauf-Schützen der Kraftwerke No. 15 und No. 5 ab und bewältigte den Tagesbedarf
                              									ausschließlich im Dampfkraftwerk. Gegen Abend hatte sich dann vor dem Staudamm des
                              									Kraftwerkes No. 15 soviel Wasser angesammelt, daß man trotz der Trockenheit in der
                              									Lage war, die Höchstbelastung des Netzes mühelos zu bewältigen. [Electrical World
                              									1909, I, S. 151–154.]
                           
                              H.