| Titel: | Der Deutzer Feinkohlen-Generator. | 
| Autor: | O. Malms | 
| Fundstelle: | Band 324, Jahrgang 1909, S. 395 | 
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                        Der Deutzer Feinkohlen-Generator.
                        Von O. Malms, Berg.
                              									Gladbach.
                        Der Deutzer Feinkohlen-Generator.
                        
                     
                        
                           Die Gasmotoren-Fabrik Deutz hat neuerdings einen
                              									Feinkohlen-Generator zur Vergasung von Feinanthrazit, Koksgruß, Rauchkammerlösche
                              									und Grudekoks auf den Markt gebracht, der wegen der Einfachheit und Sicherheit des
                              									Betriebes, sowie des hervorragend günstigen Brennstoffverbrauchs einen weiten
                              									wichtigen Schritt in der Heranziehung billiger Brennstoffe für die Ausnutzung im
                              									Generatorprozeß und damit zur Erzeugung billiger Betriebskraft bedeutet. Die
                              									Konstruktion von Generatoren für staub- und grußförmige Brennstoffe, die unter dem
                              									Dampfkessel gar nicht oder nur unter ungünstigen Umständen verfeuert werden können,
                              									beschäftigt die maßgebenden Firmen des In- und Auslandes seit einer Reihe von
                              									Jahren. Einer Lösung der Aufgabe, die allen berechtigten Anforderungen gerecht wird,
                              									scheinen aber große Schwierigkeiten sich entgegenzustellen, da trotz der großen in
                              									Aussicht stehenden wirtschaftlichen Vorteile bislang wenig derartige Anlagen auf dem
                              									Markte sich befinden.
                           Auch die Gasmotoren-Fabrik Deutz mußte mehrere
                              									Jahre hindurch die vielseitigsten Versuche mit Feinkohlegeneratoren machen, ehe sie
                              									zu ihrer jetzigen Konstruktion gelangt ist, die nach den vorliegenden
                              									Betriebserfahrungen und den nachstehenden Versuchsberichten einen sicheren und
                              									einfachen Betrieb gewährleistet.
                           Bevor auf die Versuche näher eingegangen wird, sei über die Konstruktion folgendes
                              									mitgeteilt.
                           Der Deutzer Feinkohlengenerator, Fig. 1–3, besteht aus einem viereckigen Schacht mit einer
                              									Treppenrostfeuerung, an die sich im oberen Teil der Fülltrichter mit der die
                              									Schichthöhe des Brennstoffes bestimmenden Durchtrittskante, im unteren Teile der
                              									Wassersumpf anschließt. Sowohl oberhalb als unterhalb des Rostes befinden sich
                              									Schlackentüren, von denen aber während des Betriebes nur die unteren geöffnet zu
                              									werden brauchen. Die Aufrechterhaltung der stets gleichbleibenden Schichthöhe wird
                              									erreicht durch Abziehen der am unteren
                              									Teile des Treppenrostes sich ansammelnden Asche und Schlacke durch den Sumpf.
                              									Das unter dem Treppenrost zugeführte Dampfluftgemisch kann durch einen Regulierhahn
                              									in seiner Zusammensetzung genau geregelt werden; der erforderliche Dampf wird in
                              									einem „Abwärmeverwerter“ (Fig. 4) mit Hilfe
                              									der Ausströmgase des Motors erzeugt. Dieses Verfahren vermeidet den Nachteil der in
                              									den Generator eingelegten Verdampfer, daß dem Generatorprozeß Wärme entzogen
                              									wird.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 324, S. 396
                              Fig. 1.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 324, S. 396
                              Fig. 2.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 324, S. 396
                              Fig. 3.
                              
                           Es ist auch der Erzeugung des Dampfes aus der Wärme der
                              									abziehenden Generatorgase überlegen, da diese bei den in Betracht kommenden
                              									aschereichen Brennstoffen unzureichend ist und daher die Gefahr einer zu starken
                              									Rosterhitzung und Verschlackung nicht ausschließt. Fig.
                                 										3 zeigt in einer schematischen Schnittzeichnung die der Gasmotoren-Fabrik Deutz geschützte Anordnung,
                              									wodurch eine gleichmäßige Verteilung der zuströmenden Luft auf der ganzen Rostfläche
                              									gesichert wird. Es hat sich nämlich in der Praxis gezeigt, daß bei derartigen
                              									Generatoren leicht zu viel Luft an der Wand entlang durchtritt und dadurch der
                              									Sauerstoff nicht genügend gebunden, anderseits die Schlackenbildung an der Wand
                              									befördert wird. Zur Behebung dieses Uebelstandes ist bei dem Deutzer
                              									Feinkohlegenerator die Staukante, die die Schütthöhe des Brennstoffes auf den Rost
                              									bestimmt, so geformt, daß der Brennstoff an den Wandungen höher liegt und dadurch
                              									dem Durchtritt der Luft an den Wandungen ein größerer Widerstand geboten wird, als
                              									in der Mitte des Rostes. Diese Einrichtung hat sich vortrefflich bewährt.
                           Was zunächst die wirtschaftliche Seite der Frage angeht, so seien hier die Ergebnisse
                              									eines Versuches des Herrn Ingenieur Hildebrand von der
                              									technischen Hochschule Charlottenburg im Auftrage des Herrn Professor Josse mit dem Deutzer Feinkohlegenerator wiedergegeben,
                              									die einen Schluß auf den damit erzielten Erfolg gestatten:
                           Die Versuche wurden im Januar 1908 in der Versuchsabteilung der Gasmotoren-Fabrik Deutz vorgenommen. Verwendet wurde Feinkornanthrazit
                              									von 3–8 mm der Zeche Pörtingsiepen mit einem Heizwert von 7300 Cal. (festgestellt
                              									durch das Königl. Material-Prüfungsamt zu Charlottenburg) zum Preise von M. 8.– für
                              									1000 kg.
                           Die Gase durchströmten nach Austritt aus dem Generator einen Staubabscheider, einen
                              									Skrubber und den von Deutz verwendeten, patentierten Stoßreiniger, aus dem sie in
                              									die Maschine gelangten. Die Reinigungsvorrichtungen waren also die bei Deutzer Sauggasanlagen allgemein üblichen. Die Versuche
                              									wurden auf drei Tage ausgedehnt. Nach durchschnittlich 15 Minuten langem Anblasen
                              									des über Nacht durchbrennenden Generators konnte der Motor angelassen werden.
                           Während des Betriebes fand nur zeitweise leichtes Schlacken statt, ohne daß die
                              									Maschine ihre Dauerleistung verminderte. Das Gewicht der aus dem Generator gezogene
                              									Asche betrug rund 10% des aufgegebenen Brennstoffes. Der Verbrauch an Feinanthrazit
                              									ergab sich nach Abzug des beim Schlacken gezogenen, ausgesuchten und auf
                              									ursprünglichen Heizwert umgerechneten Materials während der ganzen Versuchsdauer zu
                              									445 bis 446 gr für die PS/Stunde. Hiernach stellten sich die Brennstoffkosten auf 0,35 Pfennig
                              									für PS/Stunde.
                           Die Kosten bei der Verwendung- von Koksgrus sind noch
                              									entsprechend billiger. So wurde nach Versuchen der G.F.D. von Koksgrus vom
                              									Städtischen Gaswerk in Stuttgart von 5700 Cal. Heizwert mit 46,4 Prozent
                              									Bestandteilen unter 2 mm Korngröße ein Verbrauch von 750 bis 800 gr erzielt, wenn
                              									das aus dem Sumpf entfernte Material nicht verwertet wurde. Bei anderen Versuchen
                              									mit demselben Stoffe wurde das aus dem Sumpf abgezogene Material durch Siebe
                              									geteilt; es wurden die 22 mm Korngröße überschreitende Stücke (großenteils Schlacke)
                              									sowie der Staub unter 3 mm nicht wieder verwendet und nur das Material zwischen 3
                              									und 22 mm Korngröße wieder in den Generator getan; dieses bildet etwa die Hälfte der
                              									gesamten abgezogenen Menge und weist immerhin noch einen Kohlenstoffgehalt von 61,2%
                              									auf.
                           Ein anderer Versuch mit Grudekoks, wie er beim Schwelen
                              									der Braunkohle in Sachsen entsteht, gab folgende Ergebnisse:
                           
                              
                                 Korngröße
                                 51,5%
                                 kleiner als 3,5 mm
                                 
                              
                                 Fixer Kohlenstoff
                                 47,5%
                                 
                                 
                              
                                 Flüchtige Bestandteile
                                 18,0%
                                 
                                 
                              
                                 Asche
                                 16,6%
                                 
                                 
                              
                                 Wasser
                                 17,9%
                                 
                                 
                              
                           Der Verbrauch betrug 0,82 kg für die Pferdekraftstunde. Das
                              									Gas hatte 1170 Cal./cbm. Heizwert.
                           Die Rauchkammerlösche, mit der ein Deutzer
                              									Feinkohlegenerator in Swinemünde in Betrieb ist, bildet ein rotbraunes, sandiges
                              									Pulver, enthält 51,2% Teile von weniger als 3,5 mm Korngröße; es weist nur 55,6%
                              									festen Kohlenstoff auf und hat 4500 Cal. Heizwert. Von diesem Material braucht
                              									der Generator etwa 1 kg für die Pferdekraftstunde.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 324, S. 397
                              Fig. 4.
                              
                           Um sich von der Billigkeit des Betriebes ein Bild zu machen, sei erwähnt, daß der
                              									Koksgrus in Köln 20–30 Mk. f.d. t kostet; die PS/Stunde
                              									stellt sich danach auf 0,15 bis 0,3 Pfg. je nachdem, ob man das aus dem Sumpf
                              									abgezogene Material noch verwertet oder nicht.
                           So geringe Brennstoffkosten sind natürlich mit den vollkommensten Heißdampfmaschinen
                              									nicht zu erreichen, die nicht nur in der Wärmeausnutzung beträchtlich hinter den
                              									Sauggasanlagen zurückbleiben, sondern auch derartige Stoffe nicht verwenden
                              									können.
                           Besonders bemerkenswert ist der Betrieb Deutzer
                              									Feinkohlengeneratoren mit Rauchkammerlösche. Dieser den Rauchkammern der Lokomotiven
                              									entnommene Brennstoff kommt zwar im allgemeinen nur für die Eisenbahnverwaltungen in
                              									Betracht. Hier hat man aber auch die Bedeutung des Deutzer Feinkohlengenerators für die Vergasung von Rauchkammerlösche
                              									sofort erkannt. In der kurzen Zeit seit Einführung ihres Feinkohlengenerators
                              									erhielt das Deutzer Werk schon Aufträge für mit
                              									Rauchkammerlösche zu betreibende Feinkohlegeneratoren von der Kgl.
                              									Eisenbahndirektion Stettin (2 × 50 PS) Nürnberg (2 × 40 PS) und Frankfurt a. Main (2
                              									× 100 PS).