| Titel: | Polytechnische Rundschau. | 
| Fundstelle: | Band 324, Jahrgang 1909, S. 398 | 
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                        Polytechnische Rundschau.
                        Polytechnische Rundschau.
                        
                     
                        
                           Die neuesten Fortschritte im Drahtseilbahnbau.
                           Die Leistungsfähigkeit der Drahtseilbahnen läßt sich durch Vergrößerung der
                              									Fahrgeschwindigkeit, durch Verringerung des Wagenabstandes und durch Vergrösserung
                              									der einzelnen Wagennutzlasten steigern. Eine Steigerung der bei den Drahtseilbahnen
                              									neuester Art vorhandenen Geschwindigkeit von durchschnittlich 2,5 m i.d. Sek. ist
                              									ohne eine erhebliche Verstärkung der üblichen Streckenkonstruktion nicht möglich.
                              									Bei Drahtseilbahnen von 150 bis 200 t stündlicher Leistung muß man bei einem
                              									Wageninhalt von 750 kg einen Wagenabstand von 40 bis 45 m zulassen, d.h. die Wagen
                              									müssen sich in Zeitabständen von 16 bis 18 Sek. folgen. Eine Wagenfolge in kürzeren
                              									Zeitabständen ist nicht möglich, da das Heranfahren der beladenen Wagen zur
                              									Kuppelstelle von Hand erfolgen muß. Eine Steigerung der Leistungsfähigkeit der
                              									Drahtseilbahnen kann daher nur durch Vergrößerung der einzelnen Wagenlasten
                              									erfolgen. Hierdurch darf aber der zulässige Raddruck nicht überschritten werden, der
                              									bei der bisher allgemein üblichen zweirädrigen Laufwerkskonstruktion bei Nutzlasten
                              									von 750 kg erreicht wird. Eine Verringerung des Raddruckes kann nun aber trotz
                              									Steigerung der Einzellasten dadurch erreicht werden, daß man die Last auf mehr als
                              									die bisher üblichen zwei Laufrollen verteilt. Eine solche Verteilung der Last
                              									auf mehrere Laufrollen wurde zuerst vor längerer Zeit beim Transport von Baumstämmen
                              									vorgenommen. Zu diesem Zwecke befestigte man die Baumstämme an zwei gleichartigen
                              									Laufwerken. In dieser Art versuchte man auch den Transport von Grubenwagen an
                              									Drahtseilbahnen. Es machte sich hierbei aber der Nachteil geltend, daß sich bei
                              									größeren Neigungen die Fördergefäße schief stellen, die Gehänge sich abbiegen, und
                              									ein Teil des Inhaltes herausfällt. Erst kürzlich ist es gelungen, ein vierrädriges
                              									Laufwerk zu konstruieren, das bei mehreren Bahnen von sehr hoher Leistungsfähigkeit
                              									mit bestem Erfolge in Anwendung gebracht worden ist. Es besteht aus einem
                              									Doppeldrehgestell, bei dem die einzelnen zweirädrigen Drehgestelle durch einen über
                              									ihnen liegenden Balancier verbunden sind. An diesem Balancier ist der Wagen
                              									befestigt. Dieses Drehgestell weist einen außerordentlich geringen Radstand auf, so
                              									daß mit diesem Laufwerk Horizontalkurven von 1,5 m Radius durchfahren werden können.
                              									An dieses Laufwerk können Wagenkasten für eine Nutzlast von 1200 kg gehängt werden,
                              									wobei der Raddruck noch geringer bleibt, als er bei einem Einzellaufwerk mit 750 kg
                              									Nutzlast wäre. (Oesterreichische Zeitschrift für Berg- und Hüttenwesen 1909. S.
                              									58.)
                           
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                           Vierzylinder-Verbundlokomotive.
                           Die Lancashire und Yorkshire-Eisenbahn in England ist neuerdings für die Einführung
                              									der Verbundmaschinen eingetreten und hat davon eine mächtige Klasse 4/4 gekuppelter
                              									Güterzuglokomotiven mit besonderer Anfahrvorrichtung in den Dienst gestellt. Die
                              									Versuche damit haben so befriedigt, daß davon bereits 10 weitere Lokomotiven gebaut
                              									wurden.
                           Bei diesen Lokomotiven treiben die außenliegenden Hochdruckzylinder (394 mm )
                              									die dritte Achse an, die innenliegenden Niederdruckzylinder (559 mm ) die
                              									zweite Achse. Der gemeinsame Hub beträgt 660 mm. Durch diese Anordnung der Kurbeln
                              									ist die Maschine in sich ausgeglichen, so daß keine Gegengewichte notwendige sind.
                              									Die Hochdruckzylinder besitzen Kolbenschieber, die Niederdruckzylinder haben
                              									entlastete Richardson-Flachschieber. Die
                              									Schieberbewegung geschieht mittels Joy'scher
                              									Umsteuerung. Zur Verstärkung der Anfuhrwirkung dient ein Schieber, der den
                              									Frischdampf unmittelbar in die Niederdruckzylinder eintreten läßt. Zwischen den
                              									beiden Niederdruckschieberkasten liegt eine Hilfsdampfkammer, die mit der
                              									Frischdampfleitung in Verbindung steht. In dieser Kammer bewegt sich ein Schieber,
                              									der vom Umsteuerhebel aus betätigt wird. Wenn dieser Hebel voll vorwärts oder voll
                              									rückwärts ausliegt, so kann Frischdampf in die Niederdruckzylinder eintreten. Es
                              									liefern dann nur die Niederdruckkolben Kraft, während die Hochdruckkolben einfach im
                              									Frischdampf schwimmen.
                           Zwei dieser neuen Lokomotiven sind mit Schmidtschen
                              									Rauchröhrenüberhitzern ausgestattet, die sehr zufriedenstellend arbeiten. Der
                              									vierachsige Tender hat keine Drehgestelle, die Kurvenbeweglichkeit wird dadurch
                              									erzielt, daß den Rädern Spielraum für die Seitenbewegung gegeben ist. Der Tender ist
                              									mit einer Schöpfeinrichtung versehen, um während der Fahrt Wasser zu nehmen.
                           In einer ausgedehnten Reihe von Versuchen, die mit diesen Verbundlokomotiven und
                              									einer Zwillingslokomotive derselben Bauart angestellt wurden, ergab sich für die
                              									Verbundlokomotive 25 v. II. Brennstoffersparnis. Beide Lokomotiven arbeiteten bei
                              									diesen Versuchen mit 12,6 Atm. Dampfdruck: Diese Güterzuglokomotiven haben ein
                              									Wagengewicht von 800–900 t über Steigungen von I: 500 zu befördern.
                           Für den schnellen Personenverkehr hat diese Eisenbahngesellschaft neuerdings eine ⅗
                              									gekuppelte Lokomotive in den Dienst gestellt, bei der auf die Verbundwirkung
                              									verzichtet wurde. Alle vier Zylinder arbeiten mit Einfachexpansion. [Zeitschr. d.
                              									Ver. deutsch. Ingenteure 1909. S. 336–341.]
                           
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                           Ladepumpen von Zweitaktmotoren.
                           Bei den Zweitaktgasmaschinen können die Abgase nicht durch den Kolben des
                              									Verbrennungszylinders, wie bei der Viertaktmaschine, verdrängt werden. Es ist hier
                              									für eine besondere Ausspülung des Zylinders zu sorgen. Bei den bekannten Bauarten
                              									der Großgasmaschinen mit Zweitaktverfahren wird darum vor Eintritt des Gasgemisches
                              									eine gewiße Menge Spülluft in den Verbrennungszylinder vorausgeschickt, damit das
                              									Gemisch nicht unmittelbar mit den heißen Abgasen in Berührung kommt. Die
                              									Verbrennungsrückstände werden also nicht allein durch die Spülluft, sondern auch
                              									durch das neueintretende Gasgemisch ausgetrieben.
                           Beim Entwurf der Luftpumpe für Zweitaktmaschinen muß nun die erforderliche Menge die
                              									Spülluftmenge bekannt sein.
                           Ist Ci = Wärme
                              									verbrauch in W.E. für 1 PSi und St.
                             Ni =
                              									indizierte Leistung im Arbeitszylinder;
                                     Z = Anzahl der
                              									Zündungen;
                                  Hu = Unterer
                              									Heizwert des Kraftgases in WE/cbm so kann das
                              									Hubvolumen der Gaspumpe aus der Gleichung
                              										V_g=\frac{N_i\,C_i}{60\,Z\,H_u} bestimmt werden. Die
                              									Luftpumpe hat die notwendige Verbrennungsluftmenge L1 und die Spülluftmenge L2 zu fördern. Ihr Hubvolumen VL ist demnach:
                           
                              VL = L
                              1
                              + L
                              2
                              = αVg + mV
                              
                           α ist hierbei das
                              									Mischungsverhältnis von Luft und Gas, V der Inhalt des
                              									Verbrennungszylinders und m eine Erfahrungszahl. Es ist
                              									aber
                           V = β (1
                              									+ K) (Vg + L1)
                           K gibt die Große des
                              									Verdichtungsraumes in Prozenten des Hubvolumens des Arbeitszylinders an und schwankt
                              									zwischen 0,15 bis 0,20. β hängt von der Bauart des
                              									Motors ab β = 1,10 – 1,15. Dann erhält man als
                              									Hubvolumen der Luftpumpe VL
                                 										= VS[α + mβ(1 + K)(1 + α)] Zu ausgeführten Zweitaktmaschinen wurde die
                              									Erfahrungszahl „m“ zu 0,3 bis 0,75 bestimmt.
                              									Demnach muß der Arbeitszylinder im günstigen Fall zum dritten Teil mit Spülluft
                              									gefüllt sein, ehe neues Gasgemisch nachströmen kann. (Zeitschrift des Vereins
                              									deutscher Ingenieure 1909, S. 503 bis 504.)
                           
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                           Heißdampflokomotiven.
                           In Amerika beginnt man neuerdings diesen Lokomotiven die Bedeutung beizumessen, die
                              									ihnen wegen ihrer hohen Leistungsfähigkeit gebührt. Durch mangelhaft gebildetes
                              									Lokomotivpersonal werden dort die Heißdampfeinrichtungen unrichtig gehandhabt, die
                              									Lebensdauer und ihre volle Wirkung verringert. Versuche bei vielen
                              									Eisenbahngesellschaften mit solchen Lokomotiven haben eine recht beträchtliche
                              									Kohlen- und Wasserersparnis ergeben, trotzdem geht die Beschaffung nur sehr langsam
                              									vor sich. Im Jahre 1907 haben folgende Eisenbahngesellschaften Heißdampflokomotiven
                              									in den Dienst gestellt:
                           
                              
                                 Eisenbahngesellschaft
                                 Ueberhitzer-Bauart
                                 Zahl derLokomotiven
                                 
                              
                                 Chicago Rock Island and Pacific    Ry.
                                 Vauclain
                                     1
                                 
                              
                                 Pittsburg Chawut and Northern    R.R.
                                 „
                                     1
                                 
                              
                                 Central Railway of Brazil
                                 „
                                     2
                                 
                              
                                 Atchison Topeka and Santa Fe    R.R.
                                 „
                                   49
                                 
                              
                                 Chicago and Albon R.R.
                                 „
                                     1
                                 
                              
                                 Central Railroad of Georgia
                                 „
                                     1
                                 
                              
                                 Union Pacific Ry.
                                 Vaughan-Horsey
                                     1
                                 
                              
                                     „          „      „
                                 Union-Pacific
                                     1
                                 
                              
                                 Canadian Pacific Ry.
                                 Vaughan-Horsey
                                 173
                                 
                              
                           Von den einzelnen Ueberhitzerbauarten sind am häufigsten der Vaughan-Horsey-Rauchröhren- und der Vauclain-Rauchkammer-Ueberhitzer eingebaut. Weniger verbreitet ist der Schmidtsche und der Cole-Union-Pacific-Ueberhitzer, letzterer hat zu vielen Betriebsstörungen
                              									Veranlassung gegeben. Versuche, die die Great Northern
                                 										Ry. mit Schmidtschen Ueberhitzern während 9
                              									Monaten anstellte, haben 20 v.H. Kohlenersparnis ergeben, die Reparaturkosten im
                              									Vergleich zu Naßdampflokomotiven waren 10 zu 9,7 Pfg. für 1 km. Man glaubt aber in
                              									dem Vaughan-Horsey-Rauchröhren-Ueberhitzer einen ebenbürtigen Ersatz
                              									für den Schmidtschen Ueberhitzer gefunden zu haben.
                              									(Glasers Annalen für Gewerbe und Bauwesen 1909, S. 28 bis 32.)
                           
                              W.
                              
                           
                        
                           TorsionsmesserS.D. P. J.
                                    											1906, Bd. 321 S. 79..
                           Da das übliche Indizierverfahren bei Schiffsmaschinen keinen genauen Aufschluß über
                              									die Anzahl der Pferdekräfte gibt, welche durch die Schraubenwelle übertragen werden,
                              									so benutzt man die Torsion dieser Welle zur Feststellung dieser Leistung. Einer der
                              									brauchbarsten Apparate für diesen Zweck ist nach Angaben von Hopkinson und Thring von Siemens Brothers & Co. gebaut worden. Er beruht
                              									darauf, daß die gegenseitige Verdrehung zweier ein Stück von einander entfernter
                              									Querschnitte mittels eines fest und eines beweglich auf der umlaufenden Welle
                              									gelagerten Spiegels gemessen wird. Hierzu ist an einem Punkte der Welle eine kurze
                              									mit einem Flansch versehene Hülse aufgeklemmt. Eine zweite längere Hülse ist mit dem
                              									der ersteren angewendeten Ende gleichfalls auf der Welle festgeklemmt; sie umfaßt
                              									die erste Hülse zum Teil und besitzt in geringem Abstande von deren Flansch
                              									gleichfalls einen Flansch. An dem letzteren ist drehbar um eine radiale Achse ein
                              									doppelseitiges Spiegelchen gelagert, das sich mit einem Stift mit kugelförmigem
                              									Ansatz gegen einen an dem gegenüberliegenden Flansch sitzenden Mitnehmer unter der
                              									Wirkung einer Feder anlegt. Der feste Spiegel ist an einem der Flanschen angebracht.
                              									Auf beide Spiegel fallen aus einer Lichtquelle Lichtstrahlen, die auf eine mit
                              									Teilung versehene Mattglasscheibe von jedem Spiegel zweimal während jeder Umdrehung
                              									zurückgeworfen werden. Durch die beim Umlauf der Welle auftretende Torsion werden
                              									sämtliche Querschnitte der Wellen zu einander und hiermit auch die beiden Hülsen,
                              									sowie die Unterstützungspunkte des beweglichen Spiegels gegeneinander verschoben.
                              									Infolgedessen trifft der von dem letzteren Spiegel ausgehende Lichtstrahl in einem
                              									bestimmten Abstande seitlich von dem Lichtstrahl auf, der von dem festen Spiegel
                              									ausgeht. Die Entfernung gibt ein Maß für die Verdrehung und damit für die durch die
                              									Welle übertragenen Pferdekräfte. Ist die Welle gleichförmig, so beträgt die
                              									Genauigkeit der Angaben zwei bis drei v.H.
                           Bei der beschriebenen Ausführung mit einem Spiegel wird etwa nach jeder halben
                              									Umdrehung eine Ablesung erhalten, und es hat sich herausgestellt, daß dies schon bei
                              									geringen Drehzahlen zu einer guten Ablesung ausreicht. Sollte das Drehmoment sich
                              									während einer Umdrehung ändern, so kann ein zweiter beweglicher Spiegel unter 90
                              									Grad zu dem ersten zwischen den Flanschen angeordnet und hierdurch werden vier
                              									Ablesungen während jeder Umdrehung erhalten werden. (The Electrician 1608/1909 S.
                              									660.)
                           
                              Pr.
                              
                           
                        
                           Massivdecken bei Hochbauten.
                           Der Herr Minister der öffentlichen Arbeiten in Preußen hat am 21. Januar 1909 neue
                              									Bestimmungen über die baupolizeiliche Behandlung ebener Massivdecken erlassen, die
                              									hauptsächlich ebene Decken aus Ziegelsteinen mit Eiseneinlagen betreffen. Das
                              									Elastizitätsmaß des in Zementmörtel zu mauernden Ziegelkörpers soll zu dem
                              									fünfundzwanzigsten Teil des Elastizitätsmaßes des Eisens angenommen werden (n = 25). Die zulässigen Druckspannungen sind gleich 15
                              									v.H. der Druckfestigkeit der Ziegel, dürfen aber keinesfalls 35 kg/qcm
                              									überschreiten. Eine zur Erhöhung der Tragfähigkeit aufgebrachte Betonschicht wird
                              									nur von 3 cm Stärke an berücksichtigt. Bei einer Stärke dieser Deckschicht von
                              									3 bis 5 cm ist das Elastizitätsmaß Verhältnis n =
                              									25 beizubehalten, solange die Nullinie unterhalb der Betonschicht liegt. Fällt
                              									jedoch die Nullinie in die Betonschicht, oder ist deren Stärke größer als 5 cm, so
                              									ist die Decke als Eisenbetondecke mit n = 15 zu
                              									berechnen, da nunmehr die Ziegelsteine nur als spannungsloses Füllmaterial in der
                              									Zugzone zwischen den dünnen, die Eiseneinlagen enthaltenden Mörtelrippen anzusehen
                              									sind. Die Betondeckschicht soll aus einem Teil Zement und drei Teilen Kiessand
                              									bestehen. Die zulässige Schubspannung beträgt 2,5 kg/qcm.
                           Bei Decken zwischen eisernen Trägern, die auf den unteren Trägerflantschen aufliegen,
                              									kann unter Annahme halber Einspannung mit M=p\,\frac{l^2}{10}
                              									statt p\,\frac{l^2}{8} gerechnet werden. Erhalten die Decken
                              									jedoch die Form von Plattenbalken, so daß die eisernen Träger nur von einzelnen mehr
                              									oder weniger scharf ausgebildeten Balken belastet werden und die Ziegelsteine nur
                              									die Zwischenräume dieser Balken ausfüllen, so sind die Decken nur als frei
                              									aufliegend zu betrachten.
                           Diese Bestimmung ist unklar, da nicht ausgedrückt ist, wann eine derartige Decke als
                              									Platte oder als Plattenbalken aufgefaßt werden soll. Jede Ziegelsteindecke besteht
                              									schließlich aus Plattenbalken, bei denen die dünne Mörtelfuge mit der Eiseneinlage
                              									die Rippe, der in der Zugzone liegende Backsteinteil die Ausfüllung zwischen den
                              									Rippen bildet. Eine scharfe Trennung ist nur möglich, wenn die größte Entfernung der
                              									Eiseneinlagen, also die Mörtelfugenteilung, angegeben wird, bei der eine Auffassung
                              									der Decke als Platte noch zulässig ist. (Beton und Eisen 1909, S. 53.)
                           Dr.-Ing. Weiske.
                           
                        
                           Das Elektrizitätswerk der Stadt Genf.
                           Das Wasserkraftwerk „Chevres,“ das etwa 6 km
                              									stromabwärts von Genf an der Rhone gelegen ist, ist dazu bestimmt, die an dieser
                              									Stelle verfügbare Wasserkraft zur Erzeugung von elektrischem Strom für die Stadt
                              									Genf und ihre Umgebung nutzbar zu machen. Die Wässer der durch die Anlagen an der
                              									Coulouvrenière bereits regulierten Rhone und der in ihrem Wasserstande stark
                              									wechselnden Arve werden mit Hilfe eines Schützenwehres angestaut und reguliert und
                              									durch einen 136,5 m langen Oberwassergraben den Turbinen zugeführt. Das erwähnte
                              									Schützenwehr setzt sich aus sechs Schützen von je 10 m Breite und 8,5 m Höhe
                              									zusammen und ist in Anbetracht des hohen Wasserdruckes, der für jeden Schützen
                              									360000 kg beträgt, sowie wegen des 50000 kg betragenden Eigengewichtes eines jeden
                              									Schützens von besonders kräftiger Bauart ausgeführt. Das Schützenwehr läßt im Winter
                              									durchschnittlich etwa 120 cbm in der Sekunde bei einem Gefälle von 8,5 m hindurch,
                              									im Sommer steigt der Wasserzufluß hingegen bisweilen auf 900 cbm in der Sekunde,
                              									wobei das Gefälle auf etwa 4,5 m abnimmt. Der Unterwassergraben wird durch eine in
                              									das Rhonebett hineingebaute, an das Stauwehr anschließende Mauer von 130 m Länge, 2
                              									m Dicke und 4 m Höhe gebildet, gegenüber welcher das mit seiner Längsachse annähernd
                              									parallel zur Stromrichtung gestellte Maschinenhaus erbaut ist. Dieses ist 136,5 m
                              									lang und 12,5 m breit und bietet bei vollständigem Ausbau Raum für 15 große
                              									Maschineneinheiten, drei Erregereinheiten, sowie die sonstigen Nebeneinrichtungen,
                              									welche zur Ausrüstung eines großen Kraftwerkes zu rechnen sind. Wegen der
                              									eigenartigen Gefällsverhältnisse, mit denen das Kraftwerk zu rechnen hat, sind die
                              										Doppel-Francisturbinen des Werkes so angeordnet
                              									worden, daß jedes der auf einer und derselben senkrechten Welle befestigten
                              									Laufräder seinen
                              									eigenen Leitradapparat besitzt, sowie daß das untere Laufrad mit großem
                              									Druckgefälle und verschwindend kleinem Sauggefälle, dagegen das obere Laufrad im
                              									wesentlichen nur mit Sauggefälle arbeitet. Diese Anordnung gestattet daher, im
                              									Winter, wenn hohes Gefälle und nur geringe Wassermengen verfügbar sind, nur mit der
                              									unteren Turbine zu arbeiten, welche bei voller Beaufschlagung 1200 PS liefert,
                              									während im Sommer, wo viel Wasser und geringes Gefälle vorliegen, mit beiden
                              									Turbinen gearbeitet werden kann, welche dann bei 120 Umdrehungen in der Minute
                              									je 400 PS leisten. Von diesen Turbinen sind bereits sieben im Betriebe. Ihre Wellen
                              									sind mit zweiphasigen Wechselstromerzeugern unmittelbar gekuppelt, welche bei 120 KW
                              									Leistung je nach Bedarf Strom von 4450 oder 2750 V liefern und deren umlaufenden
                              									Feldwicklungen der Erregerstrom durch Schleifringe zugeführt wird. (Elektrische
                              									Kraftbetriebe und Bahnen 1909, S. 93 bis 96.)
                           H.