| Titel: | Die bei der Turbinenregulierung auftretenden sekundären Erscheinungen, bedingt durch die Massenträgheit des zufließenden Arbeitswassers. | 
| Autor: | A. Utard | 
| Fundstelle: | Band 324, Jahrgang 1909, S. 401 | 
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                        Die bei der Turbinenregulierung auftretenden
                           								sekundären Erscheinungen, bedingt durch die Massenträgheit des zufließenden
                           								Arbeitswassers.
                        Von Dipl.-Ing. A. Utard,
                           									Straßburg i.E.
                        Die bei der Turbinenregulierung auftretenden sekundären
                           								Erscheinungen, bedingt durch die Massenträgheit usw.
                        
                     
                        
                           Einleitung.
                           Einfluß der Wasserträgheit auf den Gang der Turbine im
                              									allgemeinen.
                           Derselbe Umstand, welcher den Turbinen eine natürliche Umlaufgeschwindigkeit zuweist
                              									und Schwankungen in der Umdrehungszahl nur bis zu einer bestimmten Grenze zuläßt, –
                              									ich meine den Einfluß der Massenträgheit des Arbeitswassers, – ist es auch, welcher
                              									auf der anderen Seite einer genauen Regulierung Schwierigkeiten bereitet. Zwar
                              									gestattet derselbe zur Not einen regulatorlosen Betrieb; sobald aber an die
                              									Gleichmäßigkeit des Ganges größere Anforderungen gestellt werden, ist wiederum wegen
                              									dieser Massenwirkung die Anbringung eines direkt wirkenden Regulators unmöglich
                              									gemacht. Man benötigt somit der Zwischenschaltung eines zuverlässigen und prompten
                              									Servomotors, dessen komplizierte technische Verwirklichung nicht einmal zu seinen
                              									größten Nachteilen zählt. Ganz abgesehen von der unvermeidlichen, durch
                              									Unvollkommenheiten der praktischen Ausführung bedingten Spielraumzeit s, – d.h. der Zeit, die nach Eintreten der.
                              									Belastungsänderung verstreicht, bis der Verstellvorgang einsetzen kann – ist eine
                              									bestimmte Verstellzeit T durch das Wesen der indirekten
                              									Regulierung bedingt. Diese ruft nun größere Schwankungen der Umlaufzahl hervor,
                              									deren Verlauf u.a. bereits 1899 in der Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure
                              									in einer grundlegenden Abhandlung von Geh. Haurat Prof. A.
                                 										Pfarr dargetan wurde.
                           Nachdem nun aber die hydraulischen Regulatoren eine immer raschere Anpassung der
                              									Beaufschlagung an das von außen verlangte Drehmoment ermöglichten, hat sich als
                              									Schattenseite dieser an und für sich wünschenswerten kurzen Schließ- und
                              									Oeffnungszeit eine neue störende, auf der Trägheit der Wassermasse im
                              									Zuleitungsrohre beruhende Erscheinung geltend gemacht. Das im Rohr fließende Wasser
                              									stellt nämlich infolge seiner Geschwindigkeit c eine
                              									bestimmte Bewegungsgröße (M . c) dar, die bei langer
                              									Rohrleitung nicht ohne große Druckschwankungen geändert werden kann.
                           Im Grunde genommen beruht diese Erscheinung (speziell beim Schließvorgang) auf
                              									demselben Prinzip, wie der Stoßwidder von Montgolfier.
                              									Die Druckerhöhung kann aber hierbei so hoch ansteigen, daß die Leitung berstet, und
                              									so die ganze Betriebsstation gefährdet ist. Eine Folge dieser Druckschwankungen ist
                              									auch die Veränderung der Ausnußgeschwindigkeit v und
                              									zwar im Sinne der hierdurch möglichst erstrebten Erhaltung der bisherigen
                              									Rohrgeschwindigkeit. Dies entspricht dem physikalischen Prinzip, daß durch Aenderung
                              									eines Gleichgewichtszustandes Kräfte entstehen, die jener Aenderung
                              									entgegenzuarbeiten streben. Und wie groß die Kräfte hier sind, zeigt, um
                              									vorzugreifen, der Verlaut der Arbeitskurven. Diese gehorchen infolge der
                              									Druckschwankungen dem vom Regulator gegebenen Impuls anfänglich so wenig, daß sie
                              									sich trotz des veränderten Austrittsquerschnitts in den ersten Zeitteilchen sogar in
                              									einer der gewünschten entgegengesetzen Richtung bewegen.
                           
                        
                           I. Allgemeine Uebersicht über die verschiedenen Methoden zur
                              									Berechnung dieser Druckschwankungen.
                           Der Wichtigkeit dieser Trägheitserscheinungen entsprechend sind sie in der Literatur
                              									schon mehrfach eingehend behandelt worden. Es besteht eine Reihe von
                              									Berechnungsmethoden, die zum Teil auf theoretischen Untersuchungen fußen und zum
                              									Teil mehr empirischer Natur sind.
                           Zunächst mögen zwei ältere Arbeiten Erwähnung finden, welche den extremsten Fall
                              									momentan erfolgenden Abschlusses betrachten. Es sind dies die Abhandlungen des
                              									Generals MenabreaCompte rendu, Académie des Sciences 1858. und von A. CastiglianoAtti
                                    											Accad. delle Scienze di Torino 1874.. Beide gehen von der
                              									Arbeitsleistung der Elastizität der Rohrwandungen und der Volum-Elastizität des
                              									Betriebswassers aus, um die Druckerhöhung zu berechnen, welche bei der Aufnahme
                              									einer bestimmten Energie von Seiten des Rohrinhalts entsteht. Hierbei kann leicht
                              									die lebendige Kraft der mit der Geschwindigkeit c
                              									bewegten Wassersäule in Rechnung gesetzt werden. Doch berücksichtigen diese
                              									Untersuchungen keineswegs den für die Praxis normalen Fall allmählicher Verengung
                              									des Austrittsquerschnittes.
                           Hier greift Ingenieur J. MichaudBulletin de la société vaudoise des ingénieurs
                                    											et architectes 1878. ein, welcher in einem 1878 erschienenen
                              									Beitrag die tatsächlichen Betriebsverhältnisse betrachtet und bereits die
                              									Wirkungsweise der Windkessel und Sicherheitsventile klarzulegen sucht.
                           Die in jener Arbeit bestehenden Unklarheiten beseitigt zum größten Teil Professor StodolaSchweiz
                                    											Bauzeitung, Oktober 1893 bis Mai 1894. in einem wichtigen
                              									Aufsatze über Turbinenregulierung. Er weist nach, daß die Reibung des Wassers nur
                              									einen geringen
                              									Einfluß auf die Höhe der Druckschwankungen auszuüben vermag. Trotzdem er auch
                              									noch allzu spezielle Voraussetzungen traf, ergeben seine Formeln bereits
                              									verhältnismäßig befriedigende Resultate.
                           In einem speziellen Kapitel seines Werkes „Traité des turbo-machines“ hat Ing.
                              										A. RateauA. Rateau: Traité des turbo-machines. Dunod, Paris 1900. diese
                              									Erscheinungen in ganz ausführlicher und grundlegender Weise behandelt. Er sucht sich
                              									zunächst Rechenschaft zu geben über die größte Druckerhöhung, die bei
                              									Berücksichtigung der Elastizität der Rohrwandungen und der Kompressibilität des
                              									Wassers überhaupt eintreten kann, und zieht vorerst den ungünstigsten Fall
                              									momentanen Schlusses in Betracht. Dem Einflüsse dieser zwei oben genannten Faktoren
                              									glaubt er dadurch genügend Rechnung tragen zu können, daß er ihn mit der
                              									Wirkungsweise eines kleinen Windkessels vergleicht. Die ganze Wassersäule nimmt er
                              									somit als vollständig starr an und nur an der unteren Stelle denkt er sich seitlich
                              									ein elastisch, nachgiebiges Glied angefügt. Einen etwa wirklich vorhandenen
                              									Windkessel kann daher die Formel auch mit Leichtigkeit berücksichtigen; in diesem
                              									Falle wird die Länge l eines ideellen Windkessels in
                              									Rechnung gezogen, welcher auf den Zuleitungsquerschnitt F reduziert ist und den kombinierten Einfluß von Elastizität,
                              									Kompressibilität und wirklich vorhandenem Windkessel berücksichtigt. Es ergeben sich
                              									hiernach sinoïdale, je nach der Endbeaufschlagung b
                              									mehr oder weniger schnell abnehmende Schwingungen, deren größte erreichbare
                              									Amplitude folgenden Wert beträgt:
                           H=H_0+a\,c_1\,\sqrt{\frac{H_0 \cdot L}{g \cdot
                                 										l}} . . . . (1)
                           oder:
                           z=\frac{H}{H_0}=1+a\,c_1\,\sqrt{\frac{L}{H_0 \cdot g \cdot
                                 										l}} . . . . (1a)
                           Für den Fall eines gleichförmigen, während der Zeit T
                              									erfolgenden Schlusses erhält Rateau im Grunde genommen
                              									dieselbe Differentialgleichung, die wir bei der Betrachtung der Methode von Pfarr begegnen werden (siehe Gl. (8) und (9)). Nur hat
                              									er zum Zweck leichterer Integration eine Vereinfachung getroffen, die nur beim
                              									Auftreten kleiner Druckschwankungen zulässig ist. Bei geringen Schwankungen weicht
                              									nämlich der Wert der Verhältniszahl
                              										z\equiv\frac{h}{H_0}=\frac{H}{H_0} meist nicht allzu-sehr von
                              									1 ab; somit kann Rateau für z ≌ 1 schreiben:
                           \sqrt{z\,\simeq\,\frac{1+z}{2}} . . . . . .
                              									(2)
                           dadurch erzielt er den Vorteil einer ungemein einfacheren
                              									Formel als Pfarr, die auch für kleine normale Werte von
                              										m\equiv\frac{L \cdot c_1}{g\,H_0\,T} genau denselben Verlauf
                              									wie die Pfarrsche Kurve zeigt. Die Rateausche Endformel für h
                                 										max lautetIn seinem Werke
                                    												„Die Wasserturbinen, ihre Berechnung und Konstruktion,“ Stuttgart
                                    											1908, gibt Prof. Thomann eine Untersuchung des
                                    											Verlaufes der Druckschwankungen, die ungefähr auf diejenige von Rateau hinauskommt. Seine Endformel für h max ist identisch mit Gl.
                                    									(3).:
                           h\,max=H_0\,\frac{2+\frac{c_1\,L}{g \cdot
                                 										H_0\,T}}{2-\frac{c_1\,L}{g \cdot H_0\,T}} . . . . (3)
                           oder:
                           z\,max=\frac{h\,max}{H_0}=\frac{2+m}{2-m} . . .
                              									. (3a)
                           Wird aber der Wert des Ausdruckes m größer als den gewöhnlichen Fällen entspricht, kommen also z.B. relativ
                              									lange Rohrleitungen in Frage, so ergibt diese Formel viel zu große
                              									Ueberdrücke.
                           Sobald Rateau für endliche Verstellzeiten auch den
                              									Einfluß der Elastizität in Betracht zieht, ergibt seine Methode äußerst komplizierte
                              									Ausdrücke. Er sieht sieb somit an vielen Stellen veranlaßt, zu deren Vereinfachung
                              									Mittelwerte einzusetzen; infolgedessen kann man aber bei Betrachtung von speziellen
                              									Fällen nur ein verzerrtes Bild der wirklichen Zustände gewinnen.
                           Auch über Windkessel und über die Beeinflussung der Turbinenregulierung durch die
                              									betrachteten Trägheitserscheinungen hat Rateau ganz
                              									eingehende Untersuchungen angestellt, an die dann später Alliévi in seiner Arbeit anknüpfte. Doch darüber an anderer Stelle.
                           Der Vollständigkeit halber möge hier die Arbeit von Professor Oskar GoeritzProfessor Oskar Goeritz: Der Einfluß der Wasserträgheit
                                    											auf die Regulierung von Turbinen-Anlagen, Wien 1904. Erwähnung
                              									finden. Seine ganze Rechnung fußt auf Annahmen, mit denen sich Verfasser nicht
                              									einverstanden erklären kann, da dieselben von den wirklichen Verhältnissen allzusehr
                              									abweichen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 324, S. 402
                              Fig. 1.
                              
                           In praktischer Hinsicht ist vom höchsten Interesse die erweiterte Ausarbeitung eines
                              									Vortrages von Professor A. BudauBudau,
                                    											Druckschwankungen in Turbinen-Zuleilungsröhren. Spieß, Wien 1905.. Die Schrift enthält eine ganze Reihe
                              									äußerst wichtiger Erfahrungsdaten. Bemerkenswert ist besonders der zweite Teil, in
                              									dem er auf alle bisher gemachten Versuche zur Verhinderung allzugroßer
                              									Druckschwankungen zu sprechen kommt und vornehmlich die Synchronschieber und
                              									Seitenauslässe eingehend beschreibt. In der ganzen Abhandlung spricht ein erfahrener
                              									Praktiker zu uns.
                           Seine theoretischen Untersuchungen sind für den vorliegenden Zweck weniger wichtig,
                              									da sie auch selbst nur eine überschlägige Ermittelung der größten auftretenden
                              									Druckerhöhung zu sein beanspruchen. Er berücksichtigt bei Berechnung des plötzlichen
                              									Schlusses bloß die Elastizität der Rohrwandungen und schlägt einen ähnlichen Weg ein
                              									wie Menabrea und Castigliano. Daß hierbei die Größe von L,
                              									d.h. die Länge der Rohrleitung, keine Rolle spielt, birgt nichts Ueberraschendes in
                              									sich, denn es verdoppelt sich, wie Budau zeigt, bei
                              									doppelter Rohrlänge auch die Energieaufnahmefähigkeit der Rohrwandungen.
                           Entsprechend den in der Praxis vorkommenden Verhältnissen, bei denen der momentane
                              									Abschluß einer Leitung fast ganz ausgeschlossen ist, sucht Budau den Einfluß einer bestimmten Schließzeit festzustellen und geht aus
                              									von dem Satze vom Antrieb:
                           ∫P . dt = γ∫(H
                                 										– H0) . dt = M .
                                 										dc . . . . . . . . . . (4)
                           
                           Dabei gestalten sich die Verhältnisse deshalb komplizierter, weil die
                              									Rohrgeschwindigkeit c, welche zur
                              									Auströmgeschwindigkeit v in einfacher Beziehung steht
                              									(s. Fig. 1 u. Gl. (7)), ebenso wie diese vom ganzen
                              									Verlauf der Druckänderung abhängig ist. Mit anderen Worten: Obige Antriebsgleichung
                              									ist nicht ohne weiteres integrierbar. Statt die Differentialgleichung durch
                              									Klarlegung der Beziehungen zwischen P und c und t integrierbar zu
                              									machen, hilft sich Budau dadurch aus, daß er eine
                              									Parabel als die zutreffende Kurve für den Verlauf der Druckschwankungen annimmt.
                              									Wiewohl nun die Gründe, die ihm diese Kurve als die wahrscheinlichste erscheinen
                              									ließen, nicht stichhaltig sindBudau glaubt sich zur Wahl einer Parabel
                                    											berechtigt, weil sie einen glatten Uebergang zur Sinuslinie gestattet, die
                                    											nach seiner Ansicht den Verlauf der nach Schluß stattfindenden Schwingungen
                                    											darstellt. Nun sind aber diese Schwingungen, wie wir sehen werden,
                                    											zickzackförmige, scharf ansetzende Linien., hat sich doch seine
                              									Wahl als nicht zu ungünstig herausgestellt. Seine Endformel lautet:
                           z=\frac{H}{H_0}-1+\frac{3}{2}\,m=1+\frac{3}{2}\,\frac{c_1\,L}{g \cdot
                                 										H_0\,T} . . (5)
                           oder
                           H-H_0+\frac{3}{2}\,\frac{c_1\,L}{g\,T} . . . . .
                              									. . (5a)
                           Der Kunstgriff, durch den er eine zweite, eine empirische Formel gewinnen will, hat
                              									den Nachteil, kompliziert zu sein, ohne irgendwie dem Ziele näher zu führen.
                           Einen klaren Einblick in die ganzen Verhältnisse gestatten uns die Methoden von M.L. AlliéviAlliévi: Théorie générale du mouvement varié de
                                    											l'eau dans les tuyaux de conduite. Paris, Dunod 1904. und Geh.
                              									Baurat Professor A. PfarrPfarr: Die
                                    											Turbine für Wasserkraftbetrieb, Berlin 1907; daraus Kapitel 21: Die
                                    											Zuleitung des Betriebswassers durch Röhren. und vom Comte de SparreLa
                                    											houille blanche, Grenoble. Sept. 1904 – Mai 1905 – Juli 1905 – Sept. u. Dez.
                                    											1907..
                           Alliévi geht von der Erkenntnis aus, daß es sich bei
                              									diesen Schwankungsgesetzen infolge des kraftvollen Mitspielens der Elastizität der
                              									Rohrwandungen und der Zusammendrückbarkeit des Wassers um ein Schwingungsproblem
                              									handelt. Er muß somit von allgemeinen, für jedes Massen- und Zeitteilchen gültigen
                              									Gleichungen ausgehen. Trotzdem gelangt er zu ganz verblüffend einfachem
                              									Endergebnis.
                           Pfarr nennt seine Kurven ideelle Kurven, weil er
                              									absichtlich den Einfluß von Elastizität und Reibung außer acht gelassen hat. Die
                              									ganze Wassersäule ist somit als starres Körpersystem gedacht, dessen Masse bei der
                              									geringsten Geschwindigkeitsänderung dc der untersten
                              									Schicht momentan ganz zur Geltung kommt. Bei plötzlichem Abschließen der Düse müßte
                              									diese Annahme selbstredend zu unendlich hohem Drucke führen; da aber die in der
                              									Praxis vorkommenden Schlußzeiten stets greifbare Größen sind und anderseits der
                              									Einfluß der Elastizität offenbar mit zunehmenden Verstellzeiten abnimmt, muß diese
                              									Methode für viele Fälle genügende Annäherung an die wirklichen Verhältnisse
                              									gewährleisten.
                           Im Anschluß an die Methoden von Rateau und Alliévi hat Comte de
                                 										Sparre in der Zeitschrift: „La houille blanche“ eine Reihe
                              									wertvoller Aufsätze veröffentlicht, in welchen er beide oben genannten Methoden
                              									weiter ausbildet. Dadurch, daß er die von Rateau
                              									getroffenene, aber nur in speziellen Fällen zulässige Annäherung, nämlich:
                              										\sqrt{z}=\frac{1+z}{2} (s. Gl. 2) fallen läßt und sodann die
                              										Rateauschen Grundgleichungen mathematisch
                              									genau weiter entwickelt, gelangt er zu demselben Ausdruck für h max. wie dem von Alliévi
                              									und später von Pfarr ermittelten. Auf seine
                              									Entwicklungen, in denen er die Methode von Alliévi
                              									behandelt und weiter ausbildet, wird jeweils an betreffender Stelle näher
                              									eingegangen werden.
                           Der hohe Wert der beiden Methoden von Alliévi und von
                              										Pfarr resp. von de
                                 										Sparre liegt nun darin, daß sie nicht bloß die Ermittelung des größten
                              									auftreten Ueberdruckes im Auge haben. Unter den von ihnen getroffenen
                              									Voraussetzungen entwickeln diese Autoren ihre Gleichungen für alle zwei
                              									Verstellrichtungen mit mathematischer Konsequenz, d.h. ohne Zuhilfenahme weiterer
                              									willkürlicher Annahmen; dadurch erst ist uns eine genaue Uebersicht ermöglicht über
                              									alle bei diesen Erscheinungen obwaltenden Verhältnisse und eine richtige Beurteilung
                              									und Bewertung aller mitwirkenden Einflüsse.
                           Es wird somit ein Vergleich zwischen beiden Methoden sehr von Interesse sein, da erst
                              									hieraus hervorgeht, welchen Einfluß die Elastizität der Rohrwandungen und die
                              									Zusammendrückbarkeit des Wassers bei den Erscheinungen der Wasserträgheit
                              									ausübt.
                           Vorher ist aber noch eine eingehende Diskussion beider Methoden angebracht. Dieselbe
                              									wird eine Reihe neuer Gesichtspunkte bringen, und soll dies zugleich durch
                              									ausführliche Kurvenberechnungen und Aufzeichnungen erläutern.
                           
                              Uebersicht der eingeführten Bezeichnungen.
                              
                           
                              
                                 H0 (m)
                                 Gefällhöhe = Höhenunterschied zwischen demOberwasserspiegel und
                                    											Leitschaufelmitte.
                                 
                              
                                 Q (cbm/Sek.)
                                 Größte Wassermenge. (Turbine voll beaufschlagt.)
                                 
                              
                                 p . Q
                                 Wassermenge des Beharrungszustandes bei, be-liebiger Oeffnung p . f1 des Leitapparates.
                                 
                              
                                 
                                    a . Q
                                    
                                 Desgleichen zu Anfang des Verstellvorganges.
                                 
                              
                                 
                                    b . Q
                                    
                                           „         zu Ende der Verstellung.
                                 
                              
                                 F=\left(\frac{d}{100}\right)^2 \cdot \frac{\pi}{4}
                                    											(qm)
                                 Querschnitt des Zuleitungsrohres.
                                 
                              
                                 c_1=\frac{Q}{F} (m/Sek.)
                                 Größte Rohrgeschwindigkeit (volle Füllung).
                                 
                              
                                 
                                    c_p\equiv p \cdot c_1=\frac{p \cdot Q}{F}.
                                    
                                 Rohrgeschwindigkeit (Beharrungszustand) bei be-liebiger Füllung p.
                                 
                              
                                 
                                    c_a=a \cdot c_1=\frac{a\,Q}{F}.
                                    
                                 Desgleichen zu Anfang der Verstellung (p =
                                       											a).
                                 
                              
                                 
                                    c_b\equiv b \cdot c_1=\frac{b \cdot Q}{F}
                                    
                                 Desgleichen zu Ende des ganz erledigten Ver-stellvorganges (p = b).
                                 
                              
                                 L (m)
                                 Länge der überall gleichweiten Rohrleitung bisdicht vor dem
                                    											Leitapparat.
                                 
                              
                                 f1
                                    											(qm)
                                 Größter Querschnitt des Leitapparates.
                                 
                              
                                 
                                    p . f
                                    1
                                    ; a . f
                                    1
                                    ; b . f
                                    1
                                    
                                 Leitapparat-Querschnitt bei Teilfüllungen.
                                 
                              
                                 v_0=\frac{Q}{f_1}=\frac{a\,Q}{a\,f_1} usw.
                                 Normale Austrittsgeschwindigkeit (Beharrungszu-zustand) aus dem
                                    											Leitapparat (für alle Beauf-schlagungen gleichgroß angenommen;
                                    											Strahl-turbine).
                                 
                              
                                 T (Sek.)
                                 Schließ- bzw. Oeffnungszeit bei linearer Verstellungzwischen ganz
                                    												„Auf“ und ganz „Zu“.
                                 
                              
                                 
                                    f
                                    
                                 Veränderlicher Leitapparat-Querschnitt währenddes Schließ- oder
                                    											Oeffnungsvorganges.
                                 
                              
                                 
                                    q
                                    
                                 Veränderliche Wassermenge während desgl.
                                 
                              
                                 
                                    v=\frac{q}{f}
                                    
                                 Leitschaufelgeschwindigkeit während desgl.
                                 
                              
                                 
                                    c=\frac{q}{F}
                                    
                                 Rohrgeschwindigkeit während desgl.
                                 
                              
                                 h (m)
                                 Druckhöhe am unteren Röhrende (Querschnitt F)unmittelbar vor der Verengung gegen den Leit-apparat hin;
                                    											berechnet unter Vernachlässigungder Elastizitäten.
                                 
                              
                                 H (m)
                                 Desgl., berechnet unter Berücksichtigung derElastizitäten.
                                 
                              
                                 A (mkg/Sek.)
                                 Arbeitsvermögen, welches durch den Leitapparatausgeleitet
                                    											wird.
                                 
                              
                                 
                                    A
                                    1
                                    
                                 Desgl. im Beharrungszustand bei völlig beauf-schlagter
                                    											Turbine.
                                 
                              
                           
                           
                              
                                 r, d (cm)
                                 Radius und Durchmesser des Zuleitungsrohres.
                                 
                              
                                 e (cm)
                                 Blechstärke des Zuleitungsrohres.
                                 
                              
                                 E (kg/qcm)          
                                 Elastizitätsmodul des Rohrmaterials.
                                 
                              
                                 
                                    γ
                                    
                                 Gewicht der Volumen-Einheit des Wassers
                                 
                              
                                 ε (kg/qcm)
                                 Kompressibilitätsmodul des Wassers.
                                 
                              
                                 i (m/Sek.)
                                 Fortpflanzungsgeschwindigkeit eines Ueberdruckesim
                                    											Zuleitungsrohr.
                                 
                              
                                 φ (m)
                                 Momentane Höhe der rohraufwärts fortschreiten-den Druckwelle.
                                 
                              
                                 ϕ (m)
                                 Desgl. der rohrabwärts fortschreitenden Druck-welle (reflektierte
                                    											Welle).
                                 
                              
                                 t (Sek.)
                                 Laufende Zeit von irgend einem festgesetztenAugenblicke ab.
                                 
                              
                                 s (Sek.)
                                 Spielraumzeit, d.i. Zeitdauer, die nach erfolgterBelastungsänderung
                                    											infolge der Unempfindlichkeitdes Tachometers, Reibung und toten Ganges
                                    											inden Getrieben usw. verstreicht, bis eine Verstel-lung des
                                    											Leitapparates einsetzen kann.
                                 
                              
                           Ferner sind folgende Ausdrücke zusammengefaßt:
                           
                              H\,(\mbox{resp. }h)=z \cdot H_0\mbox{ oder
                                 										}z\equiv\frac{H}{H_0}\,\left(\mbox{resp. }\frac{h}{H_0}\right)\left{{\mbox{beim
                                 										Schließvorgang }z\,>\,1}\atop{\mbox{beim Oeffnungs }\ \ ''\ \
                                 										z\,<\,1}}\right
                              
                           
                              \zeta\equiv\frac{H-H_0}{H_0}\,\left(\mbox{resp.
                                 										}\frac{h-H_0}{H_0}\right)\equiv\mbox{ der prozentuelle Ueberdruck.}
                              
                           
                              m\equiv\frac{c_1\,L}{g\,H_0\,T}
                              
                           Da in jeder der zu besprechenden Schriften verschiedene Formelzeichen eingeführt
                              									sind, würde deren jeweilige Beibehaltung zu Verwechslungen Anlaß geben. Es war
                              									deshalb nötig, alle in dieser Arbeit angeführten Formeln nach demselben System
                              									umzuschreiben; und zwar ist die Bezeichnungsweise in möglichster Anlehnung an
                              									diejenige von Geh. Baurat Prof. Pfarr, als der
                              									übersichtlichsten, gewählt worden.
                           
                              (Fortsetzung folgt.)