| Titel: | Liegende Blockschere mit elektrischem Antrieb. | 
| Autor: | C. Michenfelder | 
| Fundstelle: | Band 324, Jahrgang 1909, S. 441 | 
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                        Liegende Blockschere mit elektrischem
                           								Antrieb.
                        Von C. Michenfelder,
                           									Düsseldorf.
                        Liegende Blockschere mit elektrischem Antrieb.
                        
                     
                        
                           Seit kurzem findet in dem Walzwerksbetriebe der Deutsch-Luxemburgischen Bergwerks- u. Hütten-Aktiengesellschaft in
                              									Differdingen zum Schneiden der Blöcke eine elektrisch angetriebene Schere (Fig. 1) Verwendung, deren Ausbildung sich von den
                              									bislang hierfür üblichen Bauarten wesentlich unterscheidet.
                           Zur Kennzeichnung der allgemeinen Situation sei vorerst kurz der dem Walzbetriebe
                              									dort zugrunde liegende Arbeitsverlauf angeführt: Die vom Blockwalzwerk durch den
                              									Pratzenkran herangeholten langen Blöcke werden auf einen Rollgang vor der Schere
                              									abgelegt, von diesem bis gegen einen einstellbaren Anschlag geführt und dann
                              									geschnitten. Nach Entfernen des Anschlages rollt der geschnittene Block weiter zum
                              									Ofen, um nach dem Erwärmen schließlich auf kontinuierlichen Walzwerken weiter
                              									ausgewalzt zu werden.
                           Da in dem Aufstellungsraum der Schere, die nebst den vorgenannten Walzwerken von der
                              										Märkischen Maschinenbauanstalt Ludwig Stuckenholz
                                 										A-G. in Wetter a.d. Ruhr gebaut ist, keine hydraulische Hochdruckleitung
                              									für einen Kraftanschluß zur Verfügung stand, sollte die Schere für direkten
                              									elektrischen Antrieb eingerichtet werden. Die hierfür nun allgemein gebräuchliche
                              									stehende Bauart konnte in diesem Falle jedoch nicht gewählt werden, weil die Bauhöhe
                              									der Schere wegen der darüber fahrenden Pratzenkrane ein bestimmtes niedriges Maß
                              									nicht überschreiten durfte. Für die Konstruktion der Schere war daher die liegende
                              									Bauart mit direkt-elektrischem Antrieb bedingt.
                           Die von der Schere zu schneidenden größten Blöcke haben einen Querschnitt von 150 ×
                              									150 mm. Mit Rücksicht darauf, daß die Blöcke infolge des langen, durch jene
                              									Pratzenkrane bewirkten Transportes bei ihrer Ankunft an der Schere schon ziemlich
                              									stark abgekühlt sind, ist der Berechnung der letzteren noch eine Festigkeit des zu
                              									schneidenden Materials von 12 kg/qmm zugrunde gelegt worden.
                           Der in recht gefälligen Formen gehaltene Scherenrahmen a
                              										(Fig. 2, a–c) trägt einerseits
                              									das feststehende Messer b und nimmt anderseits mit noch
                              									einem besonderen, vorgeschraubten Bockgestell c die
                              									Antriebsmechanismen auf, während in der Mitte die Führung für den Schlitten d mit dem beweglichen Messer e gebildet ist. Durch vier kräftige, warm eingezogene Anker f, die zur Aufnahme der Zugkräfte die Schneidstelle
                              									zweckmäßig umgeben, ist der Rahmen gegen Bruch gesichert. Um den Durchgang des
                              									Blockes g durch die Maschine zu erleichtern, ist vor
                              									und hinter den Scherenmessern je eine Walze h im Rahmen
                              									gelagert, die mittels Gallscher Kette i ihren Antrieb jederseits von der ersten Welle k des Scherenrollganges l
                              									erhält (s. Fig. 2b).
                              									Durch vorgeschraubte Leitbügel m – vgl. Fig. 2b u. a – wird der Block
                              									stets sicher zwischen die Messer eingeführt. Die beiden Scherenmesser sind
                              									gleichartig mit je vier Schneidkanten versehen; sie können somit beliebig vertauscht
                              									und versetzt werden, so daß erst nach Abnutzung aller vier Schneidkanten ein
                              									Nachschleifen der Messer nötig ist. Zur Verkleinerung des spezifischen
                              									Flächendruckes auf die Messerhalter sind die Messer in der durch Fig. 2b ersichtlichen
                              									Weise in besonderen schmiedeisernen Futtern n gelagert.
                              									Der Messerschlitten d ist zweckmäßig sehr lang und
                              									nachstellbar geführt und ist mit leicht von Hand zu bedienender Steinausrückung o versehen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 324, S. 441
                              Fig. 1. Liegende elektr. Blockschere von Stuckenholz.
                              
                           Der Antrieb der Schere erfolgt von einem auf seitlich angeschlossenem Lagerbock c montierten Elektromotor p (45 PS, 475/350 Umdr.), der durch dreifaches Rädervorgelage q1, q2, q3 und mit
                              									Unterstützung eines Schwungrades r auf die
                              									dichtgelagerte Kurbelachse s wirkt, von der die
                              									Bewegung durch ein Stahlgußdruckstück t auf den
                              									Ausrückstein und weiter auf den Messerschlitten übertragen wird. Beim Rückgang wird
                              									der Schlitten durch das Druckstück wieder mit zurückgenommen. Der volle Scherenhub
                              									beträgt bei 105 mm Kurbelexzentrizität 210 mm, während die größte Blockdicke, wie
                              									gesagt, 150 mm ist. Die mehrfache Reduzierung der Motortourenzahl im Verhältnis der
                              									drei Räderübersetzungen von 56 : 25, 67 : 18 und 58 : 13 ergibt für das
                              									Scherenmesser ca. 12 Hübe i.d. Minute. Um bestimmte Längen auf der Schere schneiden
                              									zu können, ist neben dem rückwärtigen Rollgang ein Vorstoß u angeordnet, der das automatische Abschneiden von Blöcken mit 1,5 bis 2,5
                              									m einstellbarer Länge ermöglicht. Die Betätigung dieses Vorstoßes erfolgt von dem
                              									die Schere bedienenden Manne mittels des Handhebels v.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 324, S. 442
                              Liegende Blockschere mit elektr. Antrieb von Stuckenholz.
                              
                           Zur Sicherung des Betriebes bezw. zum Schütze der Maschine beim Einbringen etwa
                              									zu stark erkalteter Blöcke sind in dem Ritzel des zweiten Vorgeleges Abscherbolzen
                              									angeordnet, die bei Ueberschreitung des für die Berechnungangenommenen höchsten
                              									Scherdruckes abgeschert werden, also eine ernstliche Gefährdung der übrigen
                              									Konstruktion verhindern. Weiterhin wird beim Erreichen des höchsten Scherdruckes
                              									auch der Antriebsmotor durch einen Endausschalter von selbst abgestellt. – In gleich
                              									sorgfältiger Weise wie bei der konstruktiven Durchbildung dieser Blockschere ist
                              									endlich auch bei der Wahl der Konstruktionsmaterialien vorgegangen worden. So sind
                              									die drei Rädervorgelege aus Stahlguß bezw. aus geschmiedetem Stahl hergestellt und
                              									haben, mit Ausnahme des letzten, geschnittene Zähne. Sämtliche Achsen und Wellen
                              									sind aus bestem S.-M. Schmiedestahl gefertigt. Die Lager der Vorgelegewellen sowohl
                              									wie die der Kurbelwelle sind offene Bronzelager, wodurch ebenso die Montage der
                              									Maschine wie das spätere Nachstellen der Lager sehr erleichtert wird.