| Titel: | Polytechnische Rundschau. | 
| Fundstelle: | Band 324, Jahrgang 1909, S. 476 | 
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                        Polytechnische Rundschau.
                        Polytechnische Rundschau.
                        
                     
                        
                           Gleisverlegung bei Straßenbahnen.
                           Entgegen der für Asphalt- und Holzpflaster üblichen Teilung der Betonunterlage, bei
                              									der eine Lage Beton bis etwa zur Unterkante der Fahrschiene reicht und die zweite
                              									Lage sich alsdann bis zur Unterkante der Pflasterdecke erstreckt, ist beim Bau der
                              									städtischen Straßenbahnen in Berlin eine ungeteilte Betonunterlage angewendet
                              									worden. Zu ihrer Herstellung wurde die Straße unter dem doppelgleisigen Bahnkörper
                              									400 mm tief ausgeschachtet und in Abständen von etwa 4 m (an den Stößen 2 m)
                              									Querschwellen aus Doppel-T-Eisen von 150 mm Höhe und darüber mit dem Kopf in Höhe
                              									der Straßenoberkante die 15 m langen und 180 mm hohen Schienen gelegt. Die
                              									Verbindung zwischen Schienen und Schwellen erfolgte durch geschlitzte, den oberen
                              									Steg der Doppel-T-Eisenumfassende Ankerbügel und zwischen Schienenfuß und
                              									Querschwelle eingetriebene Keilpaare. Die richtige Höhenlage der Querschwelle war
                              									durch Unterstopfen mit Beton vorher annähernd erzielt worden. Das Profil der
                              									Schienen war von der Gutenhoffnungshütte mit einer
                              									Fußbreite von 150 mm besonders gewalzt; das laufende Meter Schiene wiegt nahezu 44
                              									kg. Die Stoßverbindung ist nach dem System Melaun mit
                              									1000 mm langen Laschen hergestellt, die eine Kopflänge von 500 mm besitzen und mit 8
                              									Bolzen befestigt sind. Nach Verlegung des Gleises wurde ein im Verhältnis von 2 t
                              									Zement auf 1 cbm Kies gemischter Beton in 350 mm starker Schicht sorgfältig
                              									eingestampft und besonders acht darauf gegeben, daß an den Schienen keinerlei
                              									Hohlräume verblieben. Der Stampfasphalt wurde schließlich in bekannter Weise unter
                              									Einfügung von Gußasphaltstreifen neben den Schienenköpfen hergestellt. Zu
                              									Holzpflasterung wurden Tallow-Wood Stöckels. D.
                                    											P. J. 1907 Bd. 322, S. 193. von 100 mm Höhe verwendet und die
                              									Betonschicht 50 mm dünner ausgeführt.
                           
                           Die Herstellungskosten erforderten für das laufende Meter Gleis M. 89.– Der
                              									Verfasser nimmt jedoch an, daß diese verhältnismäßig hohen Kosten durch Verringerung
                              									der Unterhaltungskosten wettgemacht werden. Ein Urteil über die Verlegungsart kann
                              									noch nicht gefällt werden, da die Gleise erst seit dem 1. Juli 1908 benutzt werden.
                              										(Dietrich) (Deutsche Straßen- und Kleinbahnzeitung
                              									1909 S. 383–384.)
                           
                              Pr.
                              
                           
                        
                           SchneepflügeD. P. J.
                                    											1908. Bd. 323, S. 41. für Straßenbahnen.
                           Die Twin City Rapid Transit Company im Staate Minnesota verwendet zur Beseitigung des Schnees ein
                              									29,5 t schweren und 13,25 m langen Pflug, der auf zwei zweiachsigen Baldwin-Drehgestellen ruht und durch vier 75 PS Motoren
                              									angetrieben wird. An einem Ende besitzt dieses Fahrzeug eine schräg zur Fahrrichtung
                              									angebrachte Pflugschaar bekannter Bauart und am anderen Ende eine gleichfalls schräg
                              									zur Fahrrichtung gelagerte Stahlbürste von 1,3 m . Zum Bremsen, zum
                              									Einstellen der Höhenlage der Bürste, der Pflugschar sowie der Schwingleisten, die
                              									drehbar am Fahrzeug gelagert sind und die Straße neben dem Gleise reinigen, dient
                              									Preßluft. Die zu ihrer Erzeugung vorhandene Luftpumpe wird gemeinsam mit der Bürste
                              									durch einen 40 PS Motor angetrieben. Zur Entfernung einer stärkeren Schneeschicht
                              									wird der Pflug mit der Schar nach vorwärts betrieben, wobei mit Hilfe der
                              									Schwingleiste die Straße bis auf 4,2 m Entfernung von der Gleismitte gereinigt wird.
                              									Die am Pflugende sitzende Bürste vervollständigt dann die Reinigung der Gleise.
                              									Stark backender gefrorener Schnee geringer Höhe wird, wie sich herausgestellt hat,
                              									zweckmäßiger mit der Bürste beseitigt und hierzu der Pflug mit dem Bürstenende nach
                              									vorn benutzt.
                           Da die geneigt zur Fahrrichtung angeordnete Pflugschar bei der Entfernung von Schnee
                              									auf das Fahrzeug einen seitlichen Druck ausübt, so kann letzteres leicht entgleisen.
                              									Außerdem lassen die Pflugschare bei der üblichen Anordnung an der Innenseite von
                              									Kurven Schnee stehen, der von Hand entfernt werden muß. Mittels des neuen Wilderschen Schneepfluges wird dies dadurch vermieden,
                              									daß die Pflugscharen an den äußeren Enden der Drehgestelle befestigt sind und je
                              									eine senkrecht zur Fahrrichtung verlaufende wagerechte Schneide besitzen. Auf den
                              									Mitten dieser Drehgestelle ist der Wagenkasten etwa mit seinen Enden gelagert. Die
                              									Pflugschare sind derart ausgebildet, daß der durch die Schneide aufgehobene Schnee
                              									anfangs eine unter einem Winkel von etwa 30 Grad geneigte Ebene hinaufgleitet, dann
                              									durch eine senkrecht stehende scharfe Schneide geteilt und mittels zur Fahrrichtung
                              									geneigter zylindrischer Flächen zur Seite befördert wird. Mit vier 40 PS-Motoren
                              									erlangt der Schneepflug bei Schneehöhen zwischen 30 und 90 cm eine Geschwindigkeit
                              									von etwa 13 km/Std. Ein mit vier 50 PS-Motoren ausgerüsteter Schneepflug gestattete
                              									Fahrgeschwindigkeiten von 24 bis 32 km/St, und schleuderte bei diesen
                              									Geschwindigkeiten den Schnee 6 bis 9 m seitlich vom Fahrzeug. (Elektrische
                              									Kraftbetriebe und Bahnen 1909 S. 133–135.)
                           
                              Pr.
                              
                           
                        
                           Die Berechnung des umschnürten Betons.
                           Die Verminderung der Querdehnung des gedrückten Betons durch besondere Eiseneinlagen
                              									erhöht seine Bruchfestigkeit. Diese Eiseneinlagen bestehen entweder aus wagerechten
                              									einzelnen Bügeln oder aus fortlaufenden spiralartigen Umschnürungen nach der
                              									Bauweise Considères. (béton fretté).
                           Durch derartige Umschnürungen ist es gelungen, die Zusammendrückung des Betons von
                              									0,1–0,15 v.H. auf 1,7–4,2 v.H.d.h. um das 10 bis mehr als 20fache zu steigern, ohne
                              									seinen Zusammenhang zu stören. Die Bruchlast erhöht sich hierbei von 150 bis 200
                              									kg/qcm des nicht bewehrten Betons bis auf 600 kg/qcm und mehr. Die größte bisher
                              									beobachtete Druckfestigkeit betrug 1803 kg/qcm, bezogen auf die Fläche des von der
                              									Spiralarmierung eingeschlossenen Betonkernes. Nach Talbot ist der Wert der Umschnürung das 2 bis 4fache, nach Considère das 2 bis 3-fache, also im Mittel das
                              									2,4-fache der Längsbewehrung. Die Spiralen fangen erst dann an, voll zu wirken, wenn
                              									die Belastung soweit gestiegen ist, daß die Eigenfestigkeit des Betons überschritten
                              									wird.
                           Die bis jetzt vorgeschlagenen, bezw. vorgeschriebenen Berechnungsweisen des
                              									umschnürten Betons sind folgende:
                           1. nach
                              									Considère. Ist K die
                              									Eigenfestigkeit des Betons mit dem Kernquerschnitt Fk, fe der Querschnitt der Längsbewehrung und fe' derjenige gedachter Längsstangen, deren Gewicht auf
                              									die Längeneinheit des Prismas gleich dem Gewicht der Spiralen auf die gleiche Länge
                              									ist, so ist die Bruchlast:
                           B ≧ 1,5K .
                                 											Fk + 2400(fe + 2,4fe').
                           Angenähert ist f_e'=400\,D_1 \cdot
                                 										\frac{g}{s}; hierbei ist D1 der mittlere Wickeldurchmesser in m, g das Gewicht der Spirale für 1 m Länge in kg und s ihre Ganghöhe in cm.
                           Mit P=\frac{B}{5},\ f_e-F_k \cdot \frac{a}{100} und
                              										f_e'=F_k \cdot \frac{b}{100} ist der erforderliche
                              									Kernquerschnitt:
                           
                              F_k=\frac{P}{0,3\,K+4,8\,a+11,5\,b.}
                              
                           Mit den Durchschnittswerten K = 180 kg/qcm, a = 1 v.H., b = 2 v.H.,
                              									erhält man:
                           
                              
                                 und
                                 Fk = 12,2PD1 = 4√P
                                 (P in Tonnen
                                    											einzusetzen).
                                 
                              
                           Der ganze Betonquerschnitt ist dann
                           Fb =
                              									1,3 ∾ 1,5 . Fk.
                           Die Hamburger Behörde läßt diese Berechnung nach Considère zu.
                           2. In Oesterreich. Der rechnungsmäßige
                              									Eisenbetonquerschnitt ist:
                           Fi = Fb + 15Fe + 30Fk.
                           Fe und Fs
                              									haben dieselbe Bedeutung, wie oben fe und fe'. Der Querschnitt Fi darf mit nicht mehr
                              									als 1,4 (Fb + 15Fe) oder 1,9Fb angesetzt werden.
                              									Die zulässige Belastung ist P = σb . Fi mit dem Höchstwerte σb = 28 kg/qcm (Betondruckspannung).
                           3. In der Schweiz.
                           Fi = Fb + 10Fe + 24Fs.
                           Hierbei ist Fi höchstens mit 2Fb anzusetzen. Die zulässige Belastung ist P = σb . F1 mit dem Höchstwert
                              										σb = 40 kg/qcm.
                           4. In Frankreich. Die zulässige Belastung N ist:
                           
                              N=50\,\left(1+m'\,\frac{V'}{V}\right)\,(F_b+n \cdot F_e).
                              
                           Hierbei ist Fb
                              									+ n . Fe der
                              									rechnungsmäßige Eisenbetonquerschnitt mit Längsarmierung ohne Querarmierung, V das Volumen des Betons und V' dasjenige der Querarmierung für die gleiche Höhe, m'
                              									= 8 – 15 bei Bügelanordnung, m' = 15 – 32 bei
                              									Spiralanordnung. (Die kleineren Werte von m' gelten für
                              									größere Entfernung der Bügel und größere Ganghöhen). Mit dieser Formel lassen sich
                              									schlanke Säulen mit einer Druckbeanspruchung bis 107 kg/qcm auf den reinen
                              									Betonquerschnitt bezogen bauen.
                           5. In Württemberg. Die zulässige Belastung ist.
                           P = 1,2σb . Fb + σe(fe + 2,4fe').
                           Aus den bis jetzt angestellten Versuchen lassen sich folgende Grundsätze
                              									ableiten:
                           
                              1. Die gesamte Bewehrung aus Längs- und Quereisen soll größer
                                 										als 1,5 und kleiner als 8 v.H. des Kernquerschnittes sein. Hierbei soll das
                                 										Verhältnis der Längs- zur Querbewehrung 1 : 2 bis 1 : 3 betragen. –
                              2. Das Verhältnis der Ganghöhe zum mittleren Durchmesser der
                                 										Wickelung \frac{s}{D_1} soll bei einer Spiralbewahrung bis zu
                                 										2 v.H. \frac{1}{7} bis \frac{1}{8},
                                 										darüber \frac{1}{8} bis \frac{1}{10}
                                 										betragen.
                              3. Dünne und enge Wickelungen sind bei gleichem Materialaufwand
                                 										besser als dicke und weite Wickelungen. (Kleinlogel).
                              
                           (Deutsche Bauzeitung, Zementbeilage 1909. S. 47 u. 48).
                           Dr.-Ing. P. Weiske.
                           
                        
                           Knickfestigkeit von Eisenröhren mit Betonfüllung.
                           Der von den Wandungen einer eisernen Hohlsäule eingeschlossene Betonkörper hat wegen
                              									der Verhinderung der Querdehnungen eine größere Druckfestigkeit als im freien
                              									Zustande. Infolge des Anhaftens des Betons am Eisen teilen sich beide Stoffe in der
                              									Aufnahme der Belastung. Allerdings entstehen im Eisen Querzugspannungen, die wieder
                              									zusätzliche achsiale Druckspannungen erzeugen, so daß die reine Druckfestigkeit des
                              									Eisens nicht voll ausgenutzt werden darf.
                           Brik untersucht die Knickfestigkeit derartiger Säulen
                              									auf Grund der Versuche von Geßner, der 36
                              									Mannesmanrnohre von 10 bis 19,3 cm innerem  und 0,4 bis 0,5 cm Wandstärke und
                              									2 bis 6,0 m Länge mit und ohne Betonfüllung bis zum Bruch auf Knicken geprüft
                              										hatsiehe Beton und
                                    											Eisen 1908, Heft IV. S. 333 ff..
                           Geßner stellte eine durchschnittliche Steigerung der
                              									Knicklast von rd. 33 v.H. durch die Betonfüllung fest. Am günstigsten verhielten
                              									sich die Säulen mit dem größten Durchmesser, die 40 bis 60 v.H. Steigerung der
                              									Bruchlast ergaben.
                           Nach dem Vorgange Tetmajers ermittelt Brik die Knickspannung βk nach der Formel:
                           
                              \beta_k=A+B\,\left(\frac{l}{i}\right),
                              
                           Hierbei sind l die Knicklänge, i der Trägheitsradius und A und B aus dem Gessnerschen
                              									Versuchen mit Hilfe der Methode der kleinsten Quadrate ermittelte Konstanten.
                           Für die Knicklänge wird ¾ der ganzen Länge eingeführt, da die Enden nicht gelenkig,
                              									sondern stumpf gelagert sind. Der Trägheitsradius ist:
                           
                              a) für leere Säulen mit Hohlkreisquerschnitt mit den
                                 										Halbmessern R und r:
                                 										i_e=\frac{1}{2}\,\sqrt{R^2+r^2}
                              b) für gefüllte Säulen mit
                                 											n=\frac{E_a}{E_b}=15:
                                 										i_i=\frac{r}{2}\,\sqrt{\frac{15\,\left(\frac{R}{r}\right)^4-14}{15\,\left(\frac{R}{r}\right)^2-14}}
                              
                           Ist ferner u=\frac{P_k}{P_e} für leere
                              									Säulen,
                           bezw. u=\frac{P_k}{F_h+15\,F_a} für
                              									gefüllte Säulen,
                           die aus den Versuchen ermittelte Knickspannung, so ist:
                           
                              A=\frac{\Sigma u \cdot
                                 										\Sigma\,\left(\frac{l}{i}\right)^2-\Sigma\,\left(\frac{l}{i}\right) \cdot \Sigma
                                 										u \cdot
                                 										\left(\frac{l}{i}\right)}{n\Sigma\,\left(\frac{l}{i}\right)^2-\left[\Sigma\,\left(\frac{l}{i}\right)\right]^2}
                              
                           und
                           
                              B=\frac{n \cdot \Sigma u \cdot
                                 										\left(\frac{l}{i}\right)-\Sigma(u)\,\left(\frac{l}{i}\right)}{n\Sigma\,\left(\frac{l}{i}\right)^2-\left[\Sigma\,\left(\frac{l}{i}\right)\right]^2}
                              
                           Hierbei sind i und u entsprechend einzusetzen, je nachdem es sich um eine
                              									leere oder gefüllte Säule handelt. n ist die Anzahl der
                              									Messungen.
                           Für die leeren Säulen erhält man als Knickspannung des Eisens:
                           
                              \beta_{ek}^{t/qcm}=3,58-0,00758\,\left(\frac{l}{i_e}\right)
                              
                           Für die gefüllten Säulen erhält man als Knickspannung des
                              									Betons:
                           
                              \beta_{ek}^{t/qcm}=228-0,815\,\left(\frac{l}{i_i}\right)
                              
                           Infolge des Zusammenwirkens des Betons würde die Knickspannung
                              									des Eisens sich hieraus ergeben zu:
                           
                              \beta_{ek}^{t/qcm}=15\,(228-0,815\,\left(\frac{l}{i}\right)
                              
                           oder
                           
                              \beta_{ek}^{t/qcm}=3,42-0,0122\,\left(\frac{l}{i_i}\right)
                              
                           Tetmajer hat für stahlartiges
                              									Flußeisen ermittelt:
                           
                              \beta_{ek}^{t/qcm}=3,21-0,00116\,\left(\frac{l}{i}\right)
                              
                           Die beiden letzten Gleichungen zeigen befriedigende
                              									Uebereinstimmung. Man kann daher den für \beta_{ek}^{t/qcm}
                              									ermittelten Wert von 228-0,815\,\left(\frac{l}{i_i}\right) als
                              									einen richtigen Ausdruck für die Knickspannung des Betonkernes ansehen.
                           Die Knicklast einer gefüllten Säule ist daher
                           Pk = βbk(Fb + 15Fe)
                           oder allgemein:
                              										P_k=\frac{\beta_{ek}}{\mu}\,(F_b+\mu\,F_e), wobei man von der
                              									Knickspannung der. leeren Säule ausgeht und für μ den dem gewählten Beton
                              									entsprechenden Verhältniswert des Elastizitätsmaßes von Eisen und Beton
                              									einsetzt.
                           Die aus den Versuchen ermittelten Knickspannungen u der
                              									gefüllten Säulen unterschieden sich von den berechneten Werten βbk nur um höchstens 6 v.H., so daß die ermittelte
                              									Beziehung
                           
                              \beta_{ek}^{t/qcm}=228-0,815\,\left(\frac{l}{i_i}\right)
                              
                           das Gesetz der Abnahme der Knickspannungen mit
                              										\left(\frac{l}{i}\right) befriedigend zum Ausdruck bringt,
                              									soweit es durch die
                              									angestellten Versuche gedeckt ist. (Brik).
                              									[Oesterreichische Wochenschrift für den Oeffentlichen Baudienst 1909 Heft 14 S.
                              									203–207].
                           
                        
                           Wasserkraft-Elektrizitätswerke in Norwegen. (s. S.
                              									461.)
                           a. Das gewaltige Vamafoswerk (Fig. 1) gehört der
                              									Gesellschaft, welche sich mit der praktischen Ausnutzung der Stickstoffverfahren von
                              										Birkeland und Eydes. D. P. J. 1905,
                                    											Bd. 320, S. 189. befaßt. Es liegt am Glommen, dem größten Fluß
                              									Norwegens, etwa 32 km weit von der Küste und von der Stadt Sarpsborg entfernt, und
                              									ist dazu bestimmt, ein auf einer Strecke von 5,6 km verfügbares Gefälle von 27,43 m
                              									Höhe nutzbar zu machen. Wegen der großen Anzahl von Flößen, welche den Glommen
                              									herabschwimmen, mußte am rechten Ufer des Flußes ein breiter Durchlaß frei bleiben,
                              									der zugleich als Hochwasserauslaß verwendet wird. Der übrige Teil des Flußbettes
                              									wird durch einen dreieckigen Staudamm aus Stampfbeton abgeschlossen, in welchem die
                              									Einlaufrohre mit den Schützen gelagert sind und unterhalb dessen sich das Kraftwerk
                              									befindet.
                           Die Mindestwassermenge des Glommens bei Vamafos beträgt 79,28 cbm in der Sekunde, die
                              									bei Hochwasser auf 3540 cbm in der Sekunde steigt. Nach erfolgter Regulierung des
                              									Mjösen-Sees, die bereits genehmigt ist, wird es möglich sein, den Abfluß so zu
                              									regeln, daß dem Kraftwerk ständig eine Wassermenge von 280,32 cbm in der Sekunde zur
                              									Verfügung gestellt werden kann. Durch den Staudamm wird der Wasserspiegel des
                              									Glommens bis zu dem, oberhalb der Vama-Fälle herrschenden angestaut, wodurch ein dem
                              									Abfluß von etwa 283 cbm in der Sekunde entsprechendes Rohgefälle von 26,21 m
                              									verfügbar wird. Bei Flochwasser vermindert sich dieses Gefälle aber auf 22,86 m. Das
                              									Maschinenhaus ist für 10 Maschineneinheiten bemessen, welche bei der angegebenen
                              									mittleren Wassermenge von etwa 280 cbm in der Sekunde und 25,75 m Gefälle insgesamt
                              									75000 PS Leistung liefern sollen. Während bei gewöhnlichen Gefälleverhältnissen drei
                              									Maschinengruppen genügen, um die Leistung zu erzeugen, müssen bei Hochwasser alle 10
                              									Gruppen in Betrieb gesetzt werden, wobei sich die verbrauchte Wassermenge auf 346,4
                              									cbm in der Sekunde erhöht. Von den 12 Einlaufkammern des Staudammes wird das
                              									Kraftwasser durch doppelt gekrümmte Einlaufrohre von 4,27 m lichter Weite, die aus 8
                              									bis 11 mm dickem Blech genietet sind, jeder Maschinengruppe zugeführt. Wegen der
                              									außerordentlich schwankenden Wasserstandverhältnisse sind die Turbinen an
                              									senkrechten Wellen verhältnismäßig tief unter der Sohle des Maschinenhauses
                              									angeordnet, so daß das Maschinenhaus mit Sicherheit aus dem Bereich des Hochwassers
                              									gerückt ist. Die Doppelturbinen sind für 250 Umdrehungen in der Minute berechnet und
                              									mit den Stromerzeugern unmittelbar gekuppelt. Die Gesamtkosten des Kraftwerkes sind
                              									auf 8 Millionen M. veranschlagt.
                           b. Das Werk am Tya-Fluß nutzt die Wasserkraft des 1075 m hoch über dem Meere
                              									gelegenen Tyin-Sees von etwa 33,2 qkm Wasseroberfläche aus, dessen Abfluß, der
                              									Tya-Fluß bei dem Orte Vee in den von dem Sognfjord an der Westküste von
                              									Norwegen mit Hilfe kleiner Schiffe erreichbaren See Aardalsvand einmündet. Die
                              									Einlaufstelle des annähernd 12 km langen Oberwassertunnels befindet sich einige
                              									Kilometer unterhalb der Abflußstelle des Tyin-Sees, am Auslauf des wesentlich
                              									kleineren Torolmensees, dessen Wasserspiegel durch Zuführung der Abflüsse anderer
                              									kleinerer Seen, so des Mansbergvand und des Biskopsvand, erhöht wird, derart, daß
                              									das Niederschlagsgebiet, welches ausgenutzt werden kann, von 182 auf 200 qkm
                              									gesteigert wird. Wegen der Schwierigkeiten der Witterungsverhältnisse werden jedoch
                              									diese zusätzlichen Wassermengen nur zur Zeit der Schneeschmelze, also im
                              									wesentlichen während der Sommermonate ausgenutzt, wo zuzeiten die Abflüsse so
                              									steigen, daß von einer Entnahme von Wasser aus dem Hauptsammelbehälter, dem
                              									Tyin-See, ganz abgesehen werden kann.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 324, S. 479
                              Fig. 1.
                              
                           Im Winter dagegen sind die Abflüsse der kleinen Seen vereist,
                              									so daß der gesamte Wasserbedarf dem Tyin-See entnommen werden muß. Der Abfluß dieses
                              									Sees, ebenso wie derjenige aus den genannten kleineren Seen wird durch Schützenwehre
                              									einfachster Bauart geregelt, deren Anlage mit Ausnahme der Transportschwierigkeiten
                              									keine Mühe und Kosten verursachte, da die Täler hier allgemein schmal und tief
                              									eingeschnitten sind, also große Dammlängen nicht in Frage kommen. Bei dem
                              									Regulierwehr des Torolmensees, das zugleich Einlaufwehr des Oberwassertunnels ist,
                              									mußte besondere Sorgfalt darauf verwendet werden, die Anlagen gegen Einfrieren zu
                              									sichern. Der Tunneleinlauf ist außerdem in der üblichen Weise durch Schützen
                              									vollständig absperrbar, durch Rechen und schwimmende Balken gegen Eisschollen und
                              									Schwimmkörper gesichert, sowie mit einem Lufteinlaß versehen, durch welchen das
                              									Auftreten eines Unterdruckes im Tunnel bei Absperrung der Wasserzufuhr verhindert
                              									wird. Der Tunnel selbst ist auf dem größten Teil seiner Länge in gewachsenem Fels
                              									gebohrt, an den Stellen, wo Abdichtung erforderlich ist, mit Zement verputzt und in
                              									seiner Linienführung so gehalten, daß durch Gefälle und Reibung nicht mehr als etwa
                              									22,5 m von dem verfügbaren Gefälle verloren gehen. An seinem unteren Ende mündet der
                              									Tunnel in ein eigenartiges Wasserschloß. Dieses ist fast vollständig unterirdisch
                              									angelegt und besteht aus drei durch Tunnel und Schleusen miteinander verbundenen
                              									zylindrischen Brunnen, welche in den Felsen gesprengt sind, und deren obere
                              									Mündungen durch ein niedriges Dach so überbaut sind, daß, gegebenenfalls mit Hilfe
                              									einer Heizanlage, das Einfrieren des Wassers in den Behältern verhindert wird. Der
                              									Inhalt dieses Wasserschlosses ist so groß bemessen, daß damit eine Veränderung der
                              									Maschinenleistung des Kraftwerkes um 10 v.H. ausgeglichen werden kann, ohne daß
                              									Kraftwasser durch den Ueberlauf verloren zu gehen braucht. Von dem Wasserschloß
                              									gehen mit einem nutzbaren Gesamtgefälle von etwa 1000 m, zunächst zwei Druckrohre
                              									von je 1400 mm innerem Durchmesser ab, die aus geschweißten und genieteten
                              									Rohrstücken bestehen und offen auf dem Abhang verlegt sind. Diese beiden
                              									Druckleitungen verteilen sich bald weiter unten in drei Leitungen von je 800 mm
                              									Weite, welche ausschließlich aus nahtlos gewalzten Rohren bestehen. Die gesamte
                              									Druckleitungsanlage ist 1800 m lang. Unmittelbar vor dem Kraftwerk sind die Rohre
                              									durch Absperrschieber an ein Verbindungsstück angeschlossen, welches gestattet, die
                              									verfügbare Wassermenge nach Belieben auf die Maschinen des Kraftwerkes zu verteilen.
                              									Das Maschinenhaus ist unmittelbar am Aardalsvand errichtet. Seine 85 m lange,
                              									13 m breite und 12,9 m hohe Haupthalle erhält im Ganzen sechs Maschineneinheiten,
                              									bestehend aus je zwei Peltonturbinen und einer zwischen diesen gelagerten
                              									Dynamomaschine, welche bei 935 m Nutzgefälle und 375 Umdrehungen, in der Minute
                              									normal je 12170 PS, im Höchstfalle aber bis zu 17600 PS zu leisten imstande sind. Da
                              									die gesamte verfügbare Leistung der, Wasserkraft etwa 70000 PS beträgt, so brauchen
                              									normal nur fünf Maschineneinheiten im Betriebe zu sein, die sechste dient als
                              									Reserve. 1 Die Anlage wird von der Badischen Anilin- und
                                 										Sodafabrik in Ludwigshafen für die Herstellung von Stickstoffverbindungen
                              									auf elektrischem Wege errichtet. Ihre gesamten Baukosten belaufen sich auf etwa 10,5
                              									Millionen Mark. [Engineering 1909 I, S. 345–346 u. 372–376].
                           
                              H.