| Titel: | Amerikanische und moderne deutsche Kesselhaus-Bekohlungen. | 
| Autor: | J. Petersen | 
| Fundstelle: | Band 324, Jahrgang 1909, S. 481 | 
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                        Amerikanische und moderne deutsche
                           								Kesselhaus-Bekohlungen.
                        Von J. Petersen,
                           								Berlin.
                        (Fortsetzung von S. 467 d. Bd.)
                        Amerikanische und moderne deutsche
                           								Kesselhaus-Bekohlungen.
                        
                     
                        
                           Verschiedene Konstruktionen werden für die Mitnahme des Kettenstranges durch den
                              									Antrieb angewandt. Die bevorzugte Form ist diejenige, bei der die Hauptantriebsräder
                              									zahnförmig ausgebildet sind und in die Laufrollen der Flacheisenkette eingreifen.
                              									Ihre Vorteile bestehen in der einfachen und daher billigen und zuverlässigen Form.
                              									Wie schon vorher angedeutet wurde, veranlassen diese Kettenrollen mit großen
                              									Zahnteilungen eine ungleichförmige lineare Geschwindigkeit der Kettenstränge,
                              									welches in diesen Zerrungen hervorruft.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 324, S. 481
                              Kettenantrieb.
                              
                           Dieser Uebelstand kann behoben werden durch ein zweckmäßig ausgebildetes
                              									Zahngetriebe, wie solches von der Link Belt Co. in
                              									Chicago angewandt wird und weiter unten noch näher beschrieben werden soll.
                           Die Berührungsflächen der Kettenrollen mit den Kettenrädern werden gehärtet, um einen
                              									größeren Verschleiß vorzubeugen. Dem unvermeidlichen Längen der Kettenteilung läßt
                              									sich am Kettenrade durch entsprechende Form der Zahnflanken begegnen. Zu wählen sind
                              									Zähne mit größerer Kopfhöhe, so daß bei vergrößerter Kettenteilung die Kettenrolle
                              									die Möglichkeit hat, weiter nach oben am Zahnkopf hinaufzurollen. Dadurch vergrößert
                              									sich der Teilkreisdurchmesser, was dann naturgemäß eine größere Teilung des
                              									Rades zur Folge hat, so daß es wieder mit der Kette zusammenarbeitet. Eine besondere
                              									Sorgfalt hinsichtlich der Ausbildung der Zahnkurven ist nicht nötig, weil die
                              									Kettenrollen infolge ihrer Drehbarkeit sich stets in die günstigste Angriffsform
                              									stellen. Der Durchmesser des Antriebskettenrades ist vorteilhafterweise so zu
                              									wählen, daß im Teilkreise zwei bis drei Kettenrollen eingreifen. Außerdem ergeben
                              									große Antriebsräder eine gleichförmigere Kettenbewegung, allerdings auf Kosten des
                              									Gesamtübersetzungsverhältnisses, das ungünstig vergrößert wird.
                           Die Fig. 5 bis 7 zeigen einen anderen
                              									Mechanismus zürn Antrieb der Kettenstränge. Diese Konstruktion wird in ähnlicher
                              									Weise angewendet in Amerika und in Deutschland von der Firma J. Pohlig A.-G. in Cöln.
                           Auf der französisch-englischen Ausstellung in London im vorigen Jahre wurde von der
                              									Firma Babcock & Wilcox Ltd ein solcher Mechanismus im
                              									Betriebe vorgeführt. Es ist dies ein System von Hebeln, die an rotierenden
                              									Zahnrädern drehbar befestigt sind, in ihrer unteren Stellung tangential vom Zahnrade
                              									ausgehend gegen besondere Bolzen der Kette drücken und somit diese vorwärts
                              									schieben.
                           Einen weiteren Antrieb zeigt schematisch Fig. 8. Derselbe ist
                              									eine mit hervorstehenden Zähnen ausgerüstete endlose Kette, die über zwei
                              									Kettenräder läuft.
                           Während das eine Kettenrad angetrieben wird, ruht das zweite in einer kräftig
                              									gelagerten Spannvorrichtung. Die Zähne arbeiten entweder in die Kettenrollen oder in
                              									besonders vorgesehene Stifte.
                           
                           
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 324, S. 482
                              Kettenantrieb.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 324, S. 482
                              Becher-Füllvorrichtung.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 324, S. 482
                              Fig. 13. Becher-Füllvorrichtung von J. Pohlig A.-G. Köln.
                              
                           Kettengeschwindigkeitsregler. Für diejenigen Antriebe, bei
                              									denen die Ketten zum Antrieb über vier- oder mehrseitige Eckrollen laufen, welche
                              									der Kette eine stetig wechselnde Geschwindigkeit erteilen, wendet die Link Belt Co. in Chicago ihre sogenannten
                              										„Equalizing gears“ an, die der Kette eine gleichmäßige Geschwindigkeit
                              									geben sollen. Namentlich bei großen Kettenteilungen, bei denen die Mittellinie des
                              									Kettengliedes den Teilkreis des Rades als Sehne schneidet, schwingt die Kette um die
                              									Bogenhöhe h (s. Fig. 9) die umso größer
                              									ist, je kleiner der Raddurchmesser und je größer die Kettenteilung ist, und
                              									entsprechend der jeweiligen Stellung des Gliedes wechselt die lineare
                              									Geschwindigkeit der Kette, falls die Winkelgeschwindigkeit des Antriebrades als
                              									konstant angenommen wird. Bei vier Zähnen des Rades ergibt sich in der Kette eine
                              									theoretische Geschwindigkeitsdifferenz von nahezu 30 v.H., die sich bei sechs
                              									Zahnteilung auf 13,5, bei acht auf etwa 7,5 v.H. erniedrigt.
                           Steht in Fig. 10 das
                              									Kettenglied a in seiner höchsten Stellung, dann wird
                              									ihm bei der gewöhnlichen Anordnung die größte Geschwindigkeit erteilt. Zweck der
                              									Ausgleichräder ist es jetzt, die Winkelgeschwindigkeit des Rades R der jeweiligen Lage der Kette anzupassen. Dieses wird
                              									dadurch erreicht, daß der Teilkreis des großen Rades R
                              									eine in sich geschlossene Wellenlinie ist, während der Teilkreis des Antriebrades
                              										r kreisrund, seine Wellenmitte aber entsprechend
                              									verlegt, d.h. das Rad r exzentrisch gelagert ist. In
                              									dem Berührungspunkt der beiden Zahnräder R und r bei b hat das große Rad
                              										R seinen größten Radius, das kleine Rad seinen
                              									geringsten Radius.
                           Bei konstanter Winkelgeschwindigkeit der Welle c hat
                              									somit das Rad R bei höchster Stellung der Kette seine
                              									geringste Winkelgeschwindigkeit, dagegen steht bei tiefster Stellung der Kette das
                              									Rad r mit der Stelle seines größten Halbmessers an
                              									einer Stelle kleinsten Halbmessers am Rade R mit diesem
                              									in Eingriff. Die durch größere Entfernung der Kette von der Drehachse verursachte
                              									größere Umfangsgeschwindigkeit wird also durch kleinere Winkelgeschwindigkeit des
                              									Rades R ausgeglichen und umgekehrt.
                           Die Vorteile dieser Anordnung sind: Geringere Beanspruchung, verminderter Verschleiß
                              									und stoßfreies Arbeiten der Kettenstränge.
                           Füllvorrichtungen: Wie schon vorher angedeutet wurde, sind
                              									die Anordnungen der Becher verschieden.
                           Es werden solche angewandt, bei denen zwischen den Bechern ein Abstand von 10 bis 40
                              									mm und andere, bei denen sich die Becherkanten gegenseitig überlappen. Letztere
                              									Anordnung gestattet ein ununterbrochenes Füllen im Gegensatz zu der ersteren Art,
                              									bei denen besondere Füllvorrichtungen vorgesehen werden müssen, um das
                              									Dazwischenfallen des Materials zu vermeiden. Die Mittel, mit denen dies erreicht
                              									wird, sind mannigfach.
                           Die Fig. 11 u. 12 zeigen eine
                              									Füllvorrichtung, wie sie von einer amerikanischen Firma und in ähnlicher Weise auch
                              									von deutschen Firmen angewandt wird. An dem unteren Teile des Trichters ist ein
                              									Drehschieber, der durch ein Hebelsystem offen gehalten wird, solange sich der Becher
                              									darunter befindet und die Kohlenzufuhr abschneidet, wenn der Becher seine Füllung
                              									erhalten hat und der Zwischenraum der Becher folgt. Das Oeffnen und Schließen
                              									erfolgt durch die Becherkette, indem die Kettenrollen eine Scheibe, die sich an dem
                              									abwärts gerichteten Hebel h befindet, zum Oeffnen des
                              									Schiebers vorwärts schiebt, solange ein Becher unter dem Trichter sich befindet,
                              									während die Scheibe außer Eingriff kommt, sobald die Füllung erfolgt ist.
                           Das Schließen des Drehschiebers erfolgt durch Gewichtsbelastung oder mittels
                              									Zugfeder.
                           Von der Firma J. Pohlig A.-G. wird die in Fig. 13 dargestellte Füllvorrichtung ausgeführt. Sie
                              									besteht aus einer Anzahl flacher Trichter, welche durch eine endlose Kette verbunden
                              									sind, die mit Rollen auf einer endlosen Bahn läuft und dieselbe Teilung hat wie die
                              									Becherwerkskette. An seitlich vorgesehene Flacheisen wird die Trichterkette von der
                              									Becherkette mitgenommen, wobei die Ueberlappungen der Trichteransätze stets den
                              									Zwischenraum der Becher verdecken, so daß die durch die Schurre zugeführte Kohle nur
                              									in die Becher fallen kann.
                           Eine ähnliche Ausführung wie die von Pohlig ist
                              									diejenige der Firma Babcock & Wilcox in England,
                              										Fig. 14. Statt einer endlosen Kette erfolgt die
                              									Mitnahme der Trichter durch radförmige Verzahnung aus Flacheisen hergestellt,
                              									welche durch Eingreifen in die Becherkette in rotierende Bewegung gesetzt wird.
                           Die einzelnen Füllansätze sind zentral um eine Drehachse angeordnet.
                           Falls nur eine Aufgabestelle vorgesehen ist, die sich in der Nähe der unteren
                              									Eckrollen oder Scheiben befindet, kommt häufig die in Fig. 15 u. 16 veranschauligte
                              									Aufgabevorrichtung zur Ausführung, die sich aber nur für Becher eignet, die sich
                              									gegenseitig überlappen. Der Aufgabeteil besteht aus einer auf Rollen gelagerten
                              									Schurre, die meistens durch Kurbel oder Kettentrieb in hin- und hergehende Bewegung
                              									versetzt wird. Der Antrieb erfolgt durch die Welle der Eckscheibe. Die untere
                              									Oeffnung des Trichters, aus der die Kohle abfließt, ist vorteilhafterweise seitlich
                              									bei a und nicht senkrecht nach unten zu wählen, wobei
                              									die Seitenwände des Trichters sich oberhalb des Bodens der Schurre im Punkte e schneiden. Durch diese Anordnung nehmen die
                              									Seitenwände des Trichters den größeren Teil des Gewichtes des zu fördernden
                              									Materials auf, während die Schurre selbst nur einen kleinen Gewichtsteil zu tragen
                              									hat. Das Material wird nur bei der Rückwärtsbewegung der Kurbelstange in Richtung
                              									des Pfeiles hinausbefördert, was bei der Bestimmung der Umdrehungszahl zu
                              									berüksichtigen ist, damit allen Bechern Material zugeführt wird.
                           Diese Einrichtung und eine ähnliche Bauart, bei der die Schurre geneigt an Zugbändern
                              									oder Eisen drehbar pendelt, finden auch Anwendung in solchen Fällen, bei denen die
                              									Kohle zuerst einen Brecher zu passieren hat.
                           Die Becher werden in verschiedenen Firmen und aus
                              									verschiedenem Material hergestellt, je nachdem das zu fördernde Material nur Kohle,
                              									oder Kohle und Asche ist. Schmiedeeiserne Becher sind in letzterer Zeit auch von
                              									einigen Firmen bei solchen Anlagen verwandt worden, bei denen neben der Kohle auch
                              									Asche mit demselben Becherwerk gefördert wurde. Dieses Material hat jedoch für den
                              									Transport von heißer Asche oder Schlacke den Nachteil, daß die chemischen
                              									Bestandteile der Asche nachteilig auf das Eisenblech einwirken, und glühende
                              									Schlackenteile, welche unmittelbar auf dem Becherblech aufliegen, Oxydschichten
                              									erzeugen, welche nach und nach abblättern und die Wandung durchlöchern.
                           Das Material der Flacheisenketten ist zumeist
                              									Schmiedeisen, wenngleich auch Ketten im Temperguß zur Ausführung gelangen. Bei einem
                              									gegebenen Zugquerschnitt empfiehlt es sich, die Dicke auf Kosten der Höhe zu
                              									vergrößern. Hierdurch wächst die Auflagefläche für den Bolzen. Der Auflagedruck der
                              									Einheit verringert sich, wodurch der Verschleiß und das hierdurch verursachte
                              									Längen der Kette vermindert wird. Das Ausbuchsen der Ketten wird von einigen Firrnen
                              									bevorzugt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 324, S. 483
                              Fig. 14. Becher-Füllvorrichtung von Babcock & Wilcox.
                              
                           Die Kettenrollen werden als Rippen- und Hohlguß
                              									ausgeführt. Bei Hohlguß werden die Innenräume vielfach als Oelbehälter für die
                              									Schmierung benutzt. Filz oder auch Schwämme entnehmen das Oel aus den Kammern und
                              									führen es den Reibflächen der Bolzen zu. Bei Anwendung von Hohlgußrollen ist mit
                              									besonderer Sorgfalt auf die Entfernung des Formsandes zu achten, was entweder durch
                              									chemische Bäder oder durch Gebläse erfolgt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 324, S. 483
                              Aufgabevorrichtung.
                              
                           Statt der Oelschmierung wird mit Vorteil konsistentes Fett genommen, welches durch
                              									das Bolzeninnere nach den Reibflächen gedrückt wird. Diese Schmierung hat sich
                              									besonders für Kohlen- und Aschentransportanlagen bewährt, weil sich das Fett infolge
                              									seiner Dickflüssigkeit an den Stellen ansammelt und haften bleibt, wo an den
                              									reibenden Teilen Spielräume vorhanden sind. Dieses tritt namentlich bei der Bohrung
                              									an den Außenseiten der Naben auf, wodurch das Eindringen von Staubteilen vermieden
                              									wird.
                           
                              (Schluß folgt.)