| Titel: | Polytechnische Rundschau. | 
| Fundstelle: | Band 324, Jahrgang 1909, S. 493 | 
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                        Polytechnische Rundschau.
                        Polytechnische Rundschau.
                        
                     
                        
                           Erdströme bei elektrischen Straßenbahnen.
                           Um die senkrecht von einer Rohrleitung aus nach der Erde abfließenden Ströme zu
                              									messen, verwendet Haber zwei in einen Holzrahmen
                              									eingepreßte Kupferplatten, die durch eine Isolierschicht getrennt sind. Ueber die
                              									Kupferplatten wird außen eine Paste von Kupfersulfat gestrichen, darüber ein
                              									Pergamentblatt gedeckt, und der Rahmen beiderseits voll mit Erde ausgestrichen. Wird
                              									diese Vorrichtung im Erdboden senkrecht zur Richtung des aus den Rohren austretenden
                              									Stromes eingebettet, so gibt ein Stromzeiger von hoher Empfindlichkeit und niedrigem
                              									Widerstände den die aktive Fläche des Stromdichtemessers durchsetzenden Strom an.
                              									Allerdings können Ungenauigkeiten dadurch entstehen, daß die Auflockerung des
                              									Erdbodens an der Meßstelle den Stromverlauf in der Erde ändert. Auch kann es
                              									besonders bei dünnen Rohren Schwierigkeiten bieten, diejenige Fläche am Rohre zu
                              									bestimmen, aus welcher der in den Stromdichtemesser eintretende Strom kommt.
                           Ein anderes Mittel besteht darin, Elektroden zu verwenden, die möglichst aus dem
                              									gleichen Stoffe wie das Rohr bestehen, und vermöge entsprechender Formengebung sich
                              									möglichst eng an das Rohr anschmiegen können. Werden die von dem Rohre isolierten
                              									Elektroden und das Rohr durch eine Leitung miteinander verbunden, so wird ein in die
                              									Verbindung eingeschalteter Stromzeiger die Stromdichte für die Fläche der Elektrode
                              									angeben. Eine etwas größere Genauigkeit kann noch erzielt werden, wenn der geringe
                              									Spannungsabfall zwischen Rohr und Elektrode mittels einer Hilfsspannung kompensiert
                              									wird. (Michalke). (Elektrische Kraftbetriebe und Bahnen
                              									1909 S. 226).
                           
                              Pr.
                              
                           
                        
                           Hochspannungsvoltmeter.
                           Die Messung hoher Gleichstromspannungen bietet wesentlich größere Schwierigkeiten,
                              									als die von Wechselstromspannungen, da Transformatoren, zur Umwandlung der Spannung,
                              									sowie Kondensatoren zur Spannungsteilung nicht benutzt werden können. Selbst die
                              									Verwendung von Vorschaltwiderständen kann nicht in Betracht kommen, da ein Meßstrom
                              									von selbst geringer Stärke bei hohen Spannungen einen wesentlichen Energieverlust
                              									darstellt. Auch die Isolierung bietet Schwierigkeiten, da bei der Verwendung von
                              									Luft als Isoliermittel beispielsweise für eine Spannung von 200000 V ein
                              									Spannungsmesser sehr groß und unhandlich werden würde. Es kann daher nur Oel oder
                              									Druckluft in Frage kommen, von denen Oel wiederum ausscheidet, da sein Verhalten bei
                              									Gleichstromspannungen nicht einwandfrei ist. Versuchsweise wurde zuerst ein
                              									Instrument für 40000 V gebaut, dessen Innenraum mit Luft von 7½ Atmosphären Druck
                              									gefüllt wurde. Der feststehende und der bewegliche Teil des Instrumentes hatten
                              									dabei die übliche Bauart.
                           Für 200000 V ist das bewegliche System aus einem in besonderer Weise gekrümmten
                              									Kupferblech hergestellt worden, um Bürstenentladungen zu vermeiden. Der feststehende
                              									Teil ist gleichfalls aus Kupferblech angefertigt und derart ausgebildet, das
                              									sich eine nahezu gleichförmige Teilung ergibt. Zwischen beiden ist ein
                              									Luftzwischenraum von 20 mm vorhanden. Das Ganze ist in ein gußeisernes Gehäuse
                              									eingeschlossen, dessen Fugen mit Nuten versehen sind, um das Ausblasen der
                              									eingelegten Dichtungsstoffe zu hindern. Zur Isolierung ist Druckluft von 15
                              									Atmosphären Spannung verwendet. Bei dieser Spannung wird ein 10 mm weiter Luftraum
                              									erst bei einer Spannung von etwa 400000 V durchschlagen. (Watson). (The Electrican 1908/1909 S. 937–938).
                           
                              Pr.
                              
                           
                        
                           Einphasenwechselstrommotoren.
                           Bei einem Einphasenkommutatormotor gehen in jeder Periode des zugeführten
                              									Wechselstromes unter einer Bürste eine verhältnismäßig große Anzahl von
                              									Kommutatorlamellen hindurch, sodaß einzelne die Bürste verlassen, wenn der Strom
                              									seinen Höchstwert besitzt, der etwa 40 v.H. über dem mittleren oder effektiven Werte
                              									des Stromes liegt. Neben dem Arbeitsströme ist jedoch noch ein weiterer Strom zu
                              									kommutieren, der durch das pulsierende Hauptfeld in der jeweilig kurz geschlossenen
                              									Ankerspule erzeugt wird. Dieser sogenannte Kurzschlußstrom ist etwa drei bis zehnmal
                              									so stark, wie der Arbeitsstrom. Das Bestreben der Konstrukteure von
                              									Einphasenwechselstrommotoren war und ist hauptsächlich darauf gerichtet, den
                              									Kurzschlußstrom zu verringern oder gar zu beseitigen. Bei den bisher zur Ausführung
                              									gelangten Wechselstrommotoren ist im allgemeinen der Kurzschlußstrom nur in solchem
                              									Maße verringert, daß er gerade noch in befriedigender Weise kommutiert werden kann;
                              									denn auf keine Weise ist es bisher möglich gewesen, den Kurzschlußstrom bei allen
                              									Betriebszuständen zu beseitigen. Einige der bekannten Hilfsmittel vernichten ihn
                              									nahezu vollständig bei einer bestimmten Geschwindigkeit oder innerhalb eines
                              									bestimmten Geschwindigkeitsbereiches, haben jedoch bei anderen Geschwindigkeiten nur
                              									eine geringe oder gar keine bessernde Wirkung. Andere Hilfsmittel beseitigen bei
                              									keiner Drehzahl den Kurzschlußstrom vollständig, haben jedoch bei allen Drehzählen
                              									und allen Belastungen eine verhältnismässig gute Wirkung. Um bei Stillstand oder
                              									geringen Geschwindigkeiten den Kürzschlußstrom wesentlich zu beschränken, ist als
                              									einziges Mittel bisher die Anordnung von Widerständen zwischen den
                              									Kommutatorlamellen und der Ankerwicklung (die sogenanten Widerstandsverbindungen)
                              									bekannt geworden. Den Kurzschlußstrom durch Verringerung der Stärke des Hauptfeldes
                              									herabzusetzen, wie es auf den ersten Blick vielleicht möglich scheint, geht
                              									keineswegs an, da hierdurch die Leistung des Motors herabgesetzt werden würde. Bei
                              									den Widerstandsverbindungen ist zu beachten, daß der Arbeitsstrom von einer Bürste
                              									aus parallel durch diejenigen Verbindungen hindurchgeht, welche an die unter der
                              									Stromzuführungsbürste befindlichen Kommutatorlamellen angeschlossen sind, daß der
                              									Strom dann innerhalb der Wicklung verläuft und erst beim Austritt zu den
                              									Kommutatorlamellen, auf dem die Stromzuführungsbürste aufliegt, wieder mehrere
                              									parallel liegende Widerstandsverbindungen durchströmt. Jeder Kurzschlußstromkreis setzt sich
                              									dagegen aus Kommutatorlamellen, Widerstand, Ankerwindung, Widerstand und Bürste
                              									zusammen, sodaß in jedem zwei in Reihe geschaltete Widerstandsverbindungen liegen.
                              									Da bei der Drehung des Ankers die Bürsten immer auf zeitweilig nicht benutzte
                              									Kommutatorlamellen kommen, so ist entsprechend jede Widerstandsverbindung nur
                              									während eines Teiles der Umdrehung des Ankers eingeschaltet.
                           Die Widerstandsverbindungen werden zweckmäßig so bemessen, daß die Verluste in den
                              									Kurzschlußstromkreisen und im Arbeitsstromkreise etwa gleich groß sind. Eine
                              									Abweichung von 20 bis 30 v.H. hat allerdings noch keine wesentliche Erhöhung der
                              									Verluste zur Folge. Als Faustregel kann gelten, daß bei gewöhnlichen mittelharten
                              									Bürsten der Widerstand der Verbindungen etwa vier- bis fünfmal so groß wie der
                              									Widerstand der Bürsten und der Spulen sein muß, oder daß von dem insgesamt
                              									erforderlichen Widerstände des Kurzschlußstromkreises etwa 70 bis 80 v.H. in die
                              									Widerstandsverbindungen gelegt werden muß. Selbst mit Hilfe dieses Mittels kann als
                              									Lamellenspannung jedoch nur etwa 6 bis 8 V verwendet werden und dies ist zugleich
                              									der Grund dafür, daß Einphasenmotoren durchweg für die verhältnismäßig niedrige
                              									Ankerspannung von 200–250 V gebaut werden.
                           Außer der Kommutierung spielt beim Einphasenwechselstrommotor der Leistungsfaktor
                              									eine wesentliche Rolle. Zu der auch bei Gleichstrom vorhandenen
                              									gegenelektromotorischen Kraft des Ankers und des Ohmschen Spannungsabfalls in der Maschine tritt bei Wechselstrommotoren noch
                              									der induktive Spannungsabfall in den Anker- und Feldwicklungen hinzu, dessen Wert
                              									wesentlich den Ohmschen Spannungsabfall übersteigt. Die
                              									Selbstinduktion der Ankerwicklung wird bei sämtlichen neueren Motoren durch die
                              									sogenannte Kompensationswicklung beseitigt. Ihre Verwendung vernichtet mit dem
                              									Querfeld des Ankers zugleich die Feldverzerrung und erleichtert hierdurch die
                              									Kommutierung. Die Kompensationswicklung ist im Ständer untergebracht und wird
                              									entweder in sich kurz geschlossen oder mit dem Anker in Reihe geschaltet. Es bleibt
                              									alsdann für die Selbstinduktion des Ankers nur ein kleiner Streukraftfluß übrig. Der
                              									Hauptsitz der Selbstinduktion ist infolgedessen die Erregerwicklung. Eine
                              									Verringerung der Selbstinduktion derselben könnte anscheinend durch Verminderung der
                              									Windungszahl der Erregerwicklung erzielt werden. Da jedoch mit der Verminderung der
                              									Windungszahl die Stärke des Motorhauptfeldes, und damit die Anzugskraft des Motors
                              									sinkt, ist dieses Mittel nicht anwendbar. Dagegen können mittels Aenderung der
                              									Frequenz unter Beibehaltung der einmal gewählten Induktion die Feldwindungen in
                              									demselben Verhältnis vermehrt werden, als die Frequenz vermindert wird. Die
                              									Verwendung einer Frequenz von 15 Perioden anstelle einer solchen von 25 Perioden
                              									ermöglicht somit die Feldwindungen um 67 v.H. zu steigern oder die Selbstinduktion
                              									in entsprechendem Maße herabzusetzen. In welchem Maße die Verhältnisse günstiger
                              									werden, erhellt am besten daraus, daß für eine Schnellzugslokomotive mit Achsmotoren
                              									bei gleichem Triebraddurchmesser und 15 Perioden ein 700 PS Motor in denselben Raum
                              									hineingebaut werden kann, den bei 25 Perioden ein 500 PS Motor ausfüllt. Ebenso kann
                              									ein 500 PS 15 Periodenmotor in einem Radsatz mit den gleichen Triebrädern
                              									untergebracht werden wie ein 300 PS 25 Periodenmotor. Ausserdem haben die 15
                              									Periodenmotoren noch den wesentlichen Vorteil, daß die charakteristischen Kurven für
                              									Wirkungsgrad, Leistungsfaktor, Drehmoment, Kommutierung bei Ueberlastung usw.
                              									wesentlich günstiger verlaufen.
                           Um mit einer möglichst geringen Anzahl Erregerwindungen auszukommen, ohne den
                              									Luftzwischenraum zwischen Anker und Feld mit Rücksicht auf die Erfordernisse des
                              									Bahnbetriebes zu sehr zu verringern, empfiehlt sich die Verwendung halbgeschlossener
                              									Nuten. Diese haben sich besonders bei großen, langsam laufenden Motoren bewährt.
                           Bezüglich des Einflusses eines niedrigen Leistungsfaktors auf den
                              									Einphasenbahnbetrieb sei darauf hingewiesen, daß er die Ursache für die Verringerung
                              									des größten Drehmomentes bei Verringerung der zugeführten Spannung ist. Dies ist um
                              									so nachteiliger, als anormale Belastungen eine Verringerung der Fahrleitungsspannung
                              									zur Folge haben, sodaß die letztere gerade dann verkleinert wird, wenn eine gute
                              									Spannung am nötigsten gebraucht wird. Um diese Erscheinung ihrer Größe nach
                              									beurteilen zu können, sei zuerst ein Motor angenommen, der bei Vollast einen
                              									Leistungsfaktor von 90 v.H. besitzt, dessen wattlose Komponente der Spannung demnach
                              									etwa 44 v.H. beträgt. Sieht man von dem Widerstände des Motors ab, so würde eine
                              									zugeführte Spannung im Betrage von 44 v.H. der normalen Spannung gerade imstande
                              									sein, durch den stillstehenden Motor den normalen Strom zu schicken und somit das
                              									normale Drehmoment zu erzeugen. Nimmt man den ungünstigsten Fall an, daß in den
                              									Stromzuführungsleitungen ein Spannungsabfall von 30 v.H. auftritt, so würde die
                              									verbleibende Spannung nur genügen, das zweieinhalb bis dreifache normale Drehmoment
                              									zu erzeugen. Zieht man zum Vergleich einen Motor mit einem Leistungsfaktor von 70
                              									v.H. heran, so würde dieser bei demselben Spannungsabfall gerade noch das einfache
                              									normale Drehmoment hergeben und selbst bei einem Spannungsabfalle 15 v.H. könnte er
                              									nur etwa den eineinhalbfachen Betrag leisten. Da ein derartiger Spannungsabfall
                              									leicht eintreten kann, so würde ein Motor mit so geringem Leistungsfaktor nur eine
                              									sehr unsichere Betriebsführung gestatten.
                           Bezüglich der Arbeitsweise der Wechselstrommotoren im Betriebe verweist der Verfasser
                              									darauf, daß bei der New York-New Haven Eisenbahn, die als erste Elektrisierung einer
                              									Vollbahn in Amerika betrachtet werden kann, die anfangs sehr häufig auftretenden
                              									Störungen, im Bahnbetriebe nur selten durch den Motor verursacht wurden. Die Motoren
                              									sind von der Westinghouse Electric Company gebaut und,
                              									wie vorstehend angegeben, mit Widerstandsverbindungen im Anker versehen. Als Maß für
                              									die Schnelligkeit, mit welcher sich Einphasenmotoren im Bahnbetriebe eingeführt
                              									haben, führt der Verfasser die Tatsache an, daß, nachdem die ersten brauchbaren
                              									Einphasenbahnmotoren erst vier bis fünf Jahre im Betriebe sind, seitdem in Europa
                              									und Amerika insgesamt Motoren mit einer Leistung von 200000 bis 250000 PS verkauft
                              									wurden, und daß ein beträchtlicher Teil hiervon bereits in Betrieb genommen ist. Im
                              									übrigen ist im schweren Eisenbahnbetriebe, dem eigentlichen Arbeitsfelde der
                              									Einphasenwechselstrommotoren, kaum erst mit deren Einführung begonnen worden, und
                              									sie werden infolgedessen in der bevorstehenden Zeit in noch weit höherem Maße zur
                              									Verwendung gelangen. (Lamme.) (Electric Journal 1909 S.
                              									7–19.)
                           
                              Pr.
                              
                           
                        
                           Eisenbetonschwellen.
                           Bei der Straßenbahn von Dresden–Mickten nach Kötzschenbroda hat die Verlegung von
                              									Rillenschienen auf Betonlangschwellen sich namentlich bei größeren
                              									Fahrgeschwindigkeiten nicht bewährt. Neben Riffelbildung auf den Fahrschienen zeigen
                              									sich Zerstörungen der Schwellenoberfläche, die meist von den Stößen ausgehen, sich auf eine
                              									Länge von mehreren Metern und auf Tiefen bis zu 20 mm erstrecken. Anscheinend ist
                              									die Betonlangschwelle zu stark und hat den bei der Belastung- auftretenden
                              									Durchbiegungen der Schiene nicht folgen können. Die Schwäche der Schienen, die
                              									geringe Breite des Schienenfußes, sowie Spielräume zwischen Schiene und Schwelle
                              									haben wahrscheinlich die Zerstörung begünstigt. Man entschloß sich, zur Abhilfe zu
                              									Querschwellen überzugehen und wegen der Unempfindlichkeit gegen chemische Einflüsse,
                              									sowie mit Rücksicht auf die Möglichkeit der gleichmäßigen Herstellung auch für diese
                              									als Stoff Eisenbeton zu verwenden. Zur Probe wurden im Jahre 1908 850 m und im Jahre
                              									1909 750 m Gleis mit dem neuen Oberbau ausgerüstet. Die neuen Schwellen sind denen
                              									der italienischen Staatsbahnen nachgebildet und besitzen bei einer Länge von 1800 mm
                              									Auflagerflächen für die Schienen von 130 × 200 mm Querschnitt. In der Mitte und an
                              									den Enden ist zur Gewichtsersparnis der Querschnitt trapezähnlich ausgebildet. Die
                              									Eisenbewehrung besteht oben aus vier, unten aus sieben Rundeisen von 6 mm ,
                              									die an entsprechenden Stellen durch U-formige Scherbügel miteinander verbunden sind.
                              									Die Eiseneinlagen wiegen etwa 4,7 kg, die ganze Schwelle 95 kg. Die zur Befestigung
                              									der Schienen dienenden beiden Schraubenpaare in jeder Schwelle sitzen in Dübeln aus
                              									Buchenholz, die bei 100 mm Höhe oben 40 und unten 60 mm im Geviert messen. Zwischen
                              									Schiene und Schwelle sind 80 mm hohe mit fäulniswidrigen Stoffen getränkte
                              									Eichenklötze eingefügt. Die Schwellen sind nach mindestens dreimonatlicher
                              									Erhärtezeit auf einer 220 mm hohen mit der Dampfwalze eingewalzten Bettung verlegt,
                              									die aus einer 160 cm starken Packlage und einer 60 cm starken Lage Klarschlag
                              									besteht. Die Enfernung der Schwellen voneinander beträgt 1 m; ihre Höhenlage wurde
                              									nicht durch Unterstopfen, sondern durch Aufbringung schwacher, gut gerammter
                              									Sandschichten auf die Bettung geregelt. Der Schienenstoß ist schwebend angeordnet,
                              									Zu Anständen hat der Versuchsoberbau nicht Anlaß gegeben; ein abschließendes Urteil
                              									kann indes erst nach längerer Beobachtungszeit gegeben werden. (Bloß). (Elektrische Kraftbetriebe und Bahnen 1909, S.
                              									230–231).
                           
                              Pr.
                              
                           
                        
                           Schienen aus Manganstahl.
                           Schienen aus Bessemerstahl von 0,45 v.H. Kohlenstoffgehalt zeigten auf der Boston Elevated Railroad bei einer Verlegung als äußere
                              									Kurvenschienen in 44 Tagen eine Abnutzung von 20 mm in senkrechter Richtung, sodaß
                              									sie nach durchschnittlich 60 Tagen ausgewechselt werden mußten. Das laufende Meter
                              									der Schiene wog 41,5 kg und kostete 5,37 M. Die Fahrgeschwindigkeit der Züge betrug
                              									13–16 km/St. Versuchsweise wurde in eine Krümmung von 25 m Halbmesser eine Schiene
                              									aus Manganstahl verlegt, deren Abnutzung in 2291 Tagen nur 14 mm betrug, trotzdem
                              									der Verkehr im Laufe der Jahre um mehr als 70 v.H. zugenommen hatte. Allerdings
                              									kostete die Manganstahlschiene 68,85 M. für das laufende Meter, was damit
                              									zusammenhängt, daß die Schiene gegossen wurde. Versuche, derartige Schienen zu
                              									walzen, werden neuerdings angestellt. Der großen Widerstandsfähigkeit der
                              									Manganstahlschiene gegen senkrechte Abnutzung steht jedoch eine ziemliche
                              									Empfindlichkeit gegen seitliche Abnutzung gegenüber. Mittels einer Leitschiene auf
                              									der Innenseite der Kurve kann man jedoch den Radflansch von der äußeren Schiene
                              									fernhalten, und durch Schmieren der Leitschiene, deren Abnutzung vermindern. Auch
                              									gegen Stöße ist die Manganschiene empfindlich, sodaß sie sich nicht für
                              									Lokomotivbahnen eignen dürfte. Die Stöße würden bei schweren Lokomotiven bald
                              									niedergefahren sein, und es würde eine Auswechslung der Schienen mit Rücksicht
                              									hierauf eher, als wegen der Abnutzung nötig sein. (Zeitung des Vereins Deutscher
                              									Eisenbahnverwaltungen 1909 S. 588).
                           
                              Pr.
                              
                           
                        
                           Benzol-Lokomotiven.
                           Unter den neuen Motor-Lokomotiven haben die Benzol-Lokomotiven, ausgezeichnet durch
                              									große Leistungsfähigkeit und Rentabilität, Eingang bei großen Unternehmungen für
                              									Hoch- und Tiefbauten, bei Tunnel- und Bahnbauten und bei den verschiedensten
                              									industriellen Betrieben gefunden.
                           Eine solche 10 PS-Motorlokomotive fördert 16 Kippwagen mit zusammen 31 t Bruttolast
                              									auf einer Steigung von 1 : 80. Die Brennstoffkosten sind äußerst gering; in 10–11
                              									Stunden werden etwa 22 kg Benzol verbraucht, wobei sich die Brennstoffkosten für den
                              									Tag auf 4 bis 4.50 M. stellen. Die ruhige Arbeitsweise einer solchen Lokomotive
                              									macht sie für ihre Zwecke besonders geeignet und die Bedienung ist leicht und
                              									bequem. Benzol-Lokomotiven sind jederzeit betriebsfertig, erfordern geringe Wartung,
                              									arbeiten sehr sparsam, unterliegen keiner Revision und sind sehr
                              									betriebszuverlässig, auch das Anlagekapital ist verhältnismäßig gering. (Glasers
                              									Annalen f.d. gesamte Bauwesen 1909, S. 164).
                           
                              W.
                              
                           
                        
                           ⅖ gekuppelte Schnellzuglokomotiven.
                           Durch die Betriebsordnung von 1904 ist das zulässige Gewicht der Schnellzüge bis 460
                              									t gestiegen und die Grundgeschwindigkeit vieler Schnellzüge auf 90 km erhöht worden.
                              									Dementsprechend mußten auch stärkere Lokomotiven beschafft werden. Die preußische
                              									Staatsbahn hat sich deshalb zur Einführung der vierzylindrigen ⅖ gekuppelten
                              									Schnellzuglokomotive, Hannoverscher Bauart, entschlossen. Die Hochdruckzylinder
                              									haben 380, die Niederdruckzylinder 580 mm , der Hub beträgt 600 mm.
                           Da bei den früheren ⅖ gekuppelten Schnellzuglokomotiven über das Mitreißen von Wasser
                              									durch den Dampf geklagt wurde, so ist hier die Höhe des Dampfraumes im Dampfkessel
                              									vergrößert worden. Der Dampfdom ist bis an die Grenze des Normalprofiles
                              									herangeführt. Um das trotzdem mitgerissene Wasser sicher absondern zu können, ist im
                              									Dom ein Wasserabscheider eingebaut. Durchlochte Blechplatten sind hier wenig
                              									wirksam. Bei dem Wasserabscheider dieser neuen Lokomotiven muß der Dampf seine
                              									Strömungsrichtung plötzlich ändern; das hierbei an den Prallflächen gut
                              									abgeschiedene Wasser wird, ohne daß es wieder mit dem nachströmenden Dampf in
                              									Berührung kommt, in den Kessel zurückgeführt.
                           Um den Reglerschieber möglichst klein und leichtbeweglich zu halten, wurden die
                              									Querschnitte nach der Formel von Langrod berechnet:
                           
                              F=0,011\,\frac{D}{p^{9,97}}\,\sqrt{\frac{100-\varepsilon}{\varepsilon}}
                              
                           F = Reglerquerschnitt in qm
                           D = Dampfmenge in kg/Sek.
                           p = Kesseldruck in Atm.
                           ε = Füllungsgrad.
                           Diese Formel gilt für Zwillingslokomotiven, eine Vierzylinderlokomotive verhält sich
                              									aber betreffs Dampfentnahme wie eine Zwillingslokomotive.
                           
                           Um die Leistung dieser ⅖gekuppelten Lokomotiven noch mehr zu vergrößern, würde
                              									die Vergrößerung des Kolbenhubes in Frage kommen. Bis jetzt hat man
                              									Kolbengeschwindigkeiten von über 6 m/Sek, vermieden. Dies entspricht bei einem
                              									Raddurchmesser von 2 m und der Geschwindigkeit von 100 km/St, einem Kolbenhub von
                              									600 mm. Im Auslande verwendet man aber immer größere Kolbenhube:
                           
                              
                                 Bahn
                                 Lokomotivform
                                 Treibrad-Durchm.mm
                                 Kolben-hubmm
                                 Kolbenge-schwindig-keit beiV = 100
                                    											km
                                 
                              
                                 Preuß. Staatsbahn
                                 2/4 S.L. Heißdampf
                                 2100
                                 630
                                 5,33
                                 
                              
                                 Oesterr. Staatsbahn
                                 ⅖ S.L.
                                 2140
                                 680
                                 5,65
                                 
                              
                                 North British (Eng-    land)
                                 ⅖ S.L.
                                 2057
                                 711
                                 6,15
                                 
                              
                                 Belgische Staatsbahn
                                 ⅗ S.L.
                                 1800
                                 680
                                 6,72
                                 
                              
                                 Chicago Burlington
                                 ⅗ S.L.
                                 1753
                                 711
                                 7,20
                                 
                              
                           Diese ⅖gekuppelten Lokomotiven haben sich in jeder Beziehung
                              									bewährt. Die eigentliche Dampfmaschine der Lokomotive arbeitet außerordentlich
                              									sparsam. Der Dampfverbrauch ist im Winter bei schlechtem Wetter (mit Heizung der
                              									Wagen) bis 320 t Wagengewicht auf der Strecke Hannover-Berlin und zurück (530 km)
                              									etwa 53 cbm Wasser; im Sommer sinkt der Wasserverbrauch für die Strecke
                              									Berlin-Hannover auf 24 cbm. Aufenthalt für Wassernehmen fällt nunmehr auf dieser
                              									Strecke fort. Bis jetzt ist es möglich gewesen, mit diesen Lokomotiven alle
                              									Verspätungen einzuholen. Der große Rost (4 qm) kann während der langen Fahrt ohne
                              									Ruhepausen kaum von einem Heizer bedient werden. Doch ist es noch wirtschaftlicher,
                              									einen zweiten Heizer beizugeben, als die Züge mit Vorspann zu fahren. (Zeitschr. d.
                              									Vereins deutsch. Ingenieure 1909, S. 641–648 und 725–734.)
                           
                              W.
                              
                           
                        
                           Die Ausnutzung der Wasserkräfte und die Eisenbahnen.
                           Im Verlaufe des letztvergangenen Jahrzehntes sind insbesondere in den Westalpen und
                              									in den schweizerischen Alpen mächtige Wasserkraft-Elektrizitätsanlagen entstanden,
                              									welche elektrische Energie in großen Massen und mit so niedrigen Gestehungskosten
                              									erzeugen und verteilen, daß sie innerhalb ihrer Leitungsnetze die motorischen
                              									Einzelbetriebe allenthalben verdrängt haben. Die Fortleitung des elektrischen
                              									Stromes nach entfernten Absatzgebieten ist dabei um so lohnender, je stetiger die
                              									Hochspannungsfernleitungen belastet werden und je größer die fortgeleiteten
                              									Energiemengen sind. Bei täglich 18stündiger Belastung der Leitung mit 20000 KW
                              									kosten die Uebertragung einer KW/St. auf eine Entfernung von 400 km ungefähr 0.85
                              									Pf. Die Uebertragung des elektrischen Stromes auf so große Entfernungen und in
                              									großen Mengen ist nun für die österreichischen Alpenländer von besonderer Bedeutung,
                              									weil nur unter diesen Verhältnissen auf niedrige Gestehungskosten zu rechnen ist.
                              									Anderseits kann auf großen Absatz, des Stromes bei der schwach entwickelten
                              									Industrie der österreichischen Alpenländer kaum gezählt werden. Auch die chemische
                              									Industrie, auf deren Ansiedlung in diesen Gebieten man große Hoffnungen gesetzt hat,
                              									insbesondere, was die Durchführung der neuesten Verfahren zur Gewinnung des
                              									Stickstoffes aus der Luft in der Form von Kalkstickstoff anbelangt, wird nur an
                              									vereinzelten Fällen als Abnehmer für den Strom auftreten können, weil die Mehrzahl
                              									der Wasserkräfte in den Alpenländernwegen ihrer kleinen Leistungen während der
                              									Wintermonate für ganzjährige Betriebe, wie es die elektrochemischen sind, nicht
                              									genug billigen Strom liefern können und insbesondere mit den viel günstiger
                              									arbeitenden Anlagen in Skandinavien und Südamerika nicht in Wettbewerb treten
                              									können.
                           Der berufenste Abnehmer für die aus den österreichischen Wasserkräften gewinnbare
                              									elektrische Energie ist hingegen der Eisenbahnbetrieb, der aus seinen über das ganze
                              									Gebiet der Alpenländer verteilten Wasserkraftwerken die naturgemäß entstehenden
                              									Stromüberschüsse an die Industrie und die Landwirtschaft sowie an die
                              									Beleuchtungsnetze abgeben könnte, wodurch der Bedarf voraussichtlich auf lange Jahre
                              									hinaus gedeckt sein würde. Für die chemischen Fabriken stünden aus den gleichen
                              									Werken während der sechs bis acht wasserreichen Monate bedeutende Strommengen zur
                              									Verfügung, welche zu ganz billigen Preisen abgegeben werden könnten. Ob nun die
                              									Bahnverwaltungen die Anlagen selbst errichten, oder ob sie selbst nur als Abnehmer
                              									auftreten und die Anlage der Werke und den Verkauf des überschüssigen Stromes
                              									Unternehmern überlassen, in Jedem Falle müßten die Eisenbahnverwaltungen daran
                              									gehen, die für ihre Betriebe in Betracht kommenden Wasserkräfte auszuwählen, weil
                              									der Eisenbahnbetrieb mit seinen stark wechselnden Belastungen an die
                              									Wasserkraftanlagen besondere Ansprüche stellt, die nur vom bahntechnischen
                              									Standpunkte aus beurteilt werden können, und denen durch die zweckmäßige Anlage und
                              									Verteilung von Wasserspeichern Genüge geleistet werden kann. Aus diesem Grunde hat
                              									die österreichische Staatsbahnverwaltung eine das ganze Gebiet der Alpenländer
                              									umfassende Aufnahme der größeren Wasserkräfte durchgeführt, in ähnlicher Weise, wie
                              									das in Bayern geschehen ist und die so entstandene Denkschrift ist auch für die
                              									Allgemeinheit von Wert, weil sie einerseits all das Material, welches der Erbauer
                              									einer Wasserkraftanlage braucht, bereits enthält, anderseits die bisher gepflogene
                              									planlose Verbauung der Wasserläufe verhindert. Grundsatz des zukünftigen Ausbaues
                              									von Wasserkräften muß sein, diejenigen Wasserläufe, welche einzeln oder durch
                              									Zusammenziehung, insbesondere aber in Verbindung mit Speicheranlagen die Errichtung
                              									von großen Werken ermöglichen, nicht durch Einbau von kleinen Werken wertlos zu
                              									machen. Konzessionen für solche kleine Werke müssen daher immer mit dem Vorbehalt
                              									erteilt werden, daß an die Stelle der gestatteten Ausnutzung der Wasserkraft die
                              									Lieferung von elektrischem Strom aus einem etwa später zu errichtenden großen Werke
                              									treten kann. Dadurch können ungeheure Ablösungssummen gespart werden. (Zeitung des
                              									Vereins deutscher Eisenbahnverwaltungen 1909 S. 276 bis 277.)
                           
                              H.