| Titel: | Auf Stützgerüste drehbar gelagerte Verladebrücken. | 
| Autor: | Georg Schultheis | 
| Fundstelle: | Band 324, Jahrgang 1909, S. 522 | 
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                        Auf Stützgerüste drehbar gelagerte
                           								Verladebrücken.
                        Von Dipl.-Ing. Georg Schultheis,
                           									Berlin.
                        Auf Stützgerüste drehbar gelagerte Verladebrücken.
                        
                     
                        
                           Brückenkrane von großer Spannweite erfordern eine sorgfältige konstruktive
                              									Durchbildung der Eisenkonstruktion gegenüber hier leicht auftretenden gefährlichen
                              									Beanspruchungen die die Brücke, zum Umsturz führen können. Außer den lotrecht
                              									wirkenden Kräften durch Last und Eigengewichte treten in der Längsrichtung der
                              									Brücke Kräfte auf durch Massendruck beim Bremsen schnell fahrender Laufkatzen und
                              									des Krans
                              									selbst, durch Winddruck von der Stirnseite her und ferner durch
                              									Temperaturausdehnungen. Die weitaus gefährlichsten Beanspruchungen aber entstehen,
                              									wenn eine der beiden Stützen voreilt und die Brücke sich schief stellt, ein Fall der
                              									selbt bei einseitig stehender Last nicht eintreten darf. Die Ursachen sind häufig
                              									durch ungleich belastete Fahrmotoren, nicht parallel verlegte Schienen oder
                              									einseitige Steigungen derselben, Unebenheiten in der Lage der Fahrbahn und ungleiche
                              									Verteilung von Windangriffsflächen bedingt. Es sind daher die weitgehendsten
                              									Sicherheitsvorrichtungen zu treffen, um das Voreilen einer der beiden Stützen zu
                              									verhüten, da andernteils gefährliche Drehbeanspruchungen in den Stützen
                              									Biegungsbeanspruchungen in den Hauptträgern und starke Spurkranzreibungen an den
                              									Laufrädern auftreten.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 324, S. 523
                              Fig. 1.
                              
                           Um die Eisenkonstruktion nach Möglichkeit frei von diesen Beanspruchungen zu
                              									bekommen, wird das. eine der beiden Fahrgestelle an die Brücke beweglich
                              									angeschlossen, und damit eine Schiefstellung der Brücke bis zu einem gewissen Grad
                              									[meist bis 10°] freigegeben.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 324, S. 523
                              Fig. 2. K Kugelzapfen.
                              
                           Die zuerst bekannt gewordene Ausführungsart (Fig. 1)
                              									der beweglichen Aufhängung der Brücke sieht ein auf zwei Geleisen fahrbahres, in
                              									sich stabiles Stützgerüst vor, dessen obere Plattform mit einem Laufring und
                              									Mittelzapfen versehen ist. Die Brücke liegt mit einem Rollenkranz frei auf dem
                              									Laufring, und wird durch den Mittelzapfen zentriert. Da die Schiefstellung der
                              									Brücke aber eine minimale, und wie erwähnt, bis höchstens 10° betragen darf, so
                              									besteht der Laufring meist nur aus 2 Segmenten. Diese Konstruktion ist auch dann
                              									erforderlich, wenn ein freies Durchfahrtprofil für die Katze geschaffen werden muß,
                              									in welchem Falle dann der Mittelzapfen am Obergurt der Brücke angebracht, und
                              									das Stützgerüst portalartig ausgebaut wird. Der andere Pfeiler (Fig. 2) wird durch eine Pendelstütze mit Kugelzapfen
                              									oder durch 2 Hängestangen (Fig. 3) mit der Brücke
                              									verbunden, und gestattet daher ein Schiefstellen der Brücke durch Voreilen der
                              									Stütze bedingt, und ein Schiefstellen der Pendelstütze selbst aus der Lotrechten,
                              									bedingt durch die Wärmeausdehnung der Brückenträger.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 324, S. 523
                              Fig. 3.
                              
                           Damit die erforderliche allseitige Stabilität erreicht wird, muß die auf Doppelspur
                              									fahrbare Stütze für die am Mittelzapfen angreifenden Horizontalkräfte längs und quer
                              									zur Brücke stabil sein. Diese Stabilität läßt sich nur durch entsprechende Wahl von
                              									Radstand und Spurweite des auf der einen Seite der Brücke fahrenden Stützgerüstes
                              									erreichen und geht daher ein Streifen von erheblicher Breite in der ganzen
                              									Längenausdehnung des Lagerplatzes verloren. Dieser Hauptnachteil der Konstruktion
                              									fällt besonders schwer in die Wagschale bei teuerem Gelände am Kai, und ist ein
                              									Hauptgrund, daß die sonst unzweifelhaft gute, betriebs- und standsichere
                              									Konstruktion Veranlassung zu neuerdings patentierten Anordnungen gegeben hat.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 324, S. 523
                              Fig. 4.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 324, S. 523
                              Fig. 5.
                              
                           
                        
                           Patent No. 166209 Kl. 81e vom 2. Juni 1904 ab giltig.
                              									Manfred Kinkel in Benrath b. Düsseldorf.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 324, S. 523
                              Fig. 6.
                              
                           Die eine der beiden Stützen wird nach freier Wahl dazu bestimmt (Fig. 4–6) außer den
                              									lotrechten Lasten auch die längs der Brücke wirkenden Kräfte aufzunehmen, während
                              									die andere Stütze als Pendelstütze unverändert bleibt. Das Auflager für die
                              									lotrechten Kräfte der vorderen Stütze wird hier, im Gegensatz zu der Drehscheibe der
                              									zuerst beschriebenen Ausführung, auf nur einen Punkte beschränkt. Dieses nach allen
                              									Seiten bewegliche Gelenk e ist durch Streben a mit den Rädern b starr
                              									verbunden. Zur Erreichung der erforderlichen Stabilität in der Längsrichtung ist
                              									eine vierseitige Stützpyramide f starr an die
                              									Kranbrücke, aber mit der nach unten gekehrten Spitze der Pyramide derart an den
                              									Wagen gelenkig angeschlossen, das dieses Gelenk g
                              									senkrecht unter dem Gelenk e für die lotrechten Kräfte
                              									liegt. Hierdurch ist es möglich, daß sich die Brücke gegenüber dem Wagen schief
                              									stellen bzw. verdrehen kann. Die Brücke mit starr angeschlossenem Gerüst f dreht sich in zwei lotrecht übereinander liegenden
                              									Punkten e und g, während
                              									der Wagen mit den Streben a in Ruhe, die ganze Stütze
                              									aber in lotrechter Ebene stehen bleibt. Die unverändert gebliebene Pendelstütze an
                              									der anderen Brückenseite gestattet neben der Verdrehung der Brücke in horizontaler
                              									Ebene eine Längsbewegung der Brückenträger durch Wärmeausdehnungen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 324, S. 524
                              Fig. 7.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 324, S. 524
                              Fig. 8.
                              
                           Die Konstruktion hat den Nachteil, daß der Stützpunkt e
                              									am Untergurt in der Mitte der Brücke liegt und daher eine freie Durchfahrt einer
                              									Katze nicht zuläßt. Die Ausführung ist daher nur für Brücken ohne Ausleger für
                              									Laufkatzen, oder aber mit Ausleger möglich, wenn oben auf der Brücke ein Drehkran
                              									montiert wird, wie dies auch in der Skizze angenommen ist.
                           Ausgeführt wird diese Konstruktion von der Benrather
                                 										Maschinenbau-Akt.-Ges.
                           
                        
                           Patent No. 206390 Kl. 35b vom 10. Juli 1907 ab giltig.Bruno Czolbe in Schöneberg b. Berlin (Fig. 7–9).
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 324, S. 524
                              Fig. 9.
                              
                           Der Nachteil des vorbesprochenen Patentes ist hier dadurch aufgehoben, daß das mit
                              									dem Wagen starr verbundene Gerüst zur Uebertragung der lotrechten Kräfte in zwei
                              									Pendelstreben a aufgelöst ist, die am Obergut in e der
                              									Brücke gelenkig angreifen und die Brückenlast auch hier direkt auf die Räder b geleiten, hierdurch ist ein freier Raum für die
                              									Durchfahrt einer Katze geschaffen. Die Aufnahme der Horizontalkräfte erfolgt wie im
                              									vorhergehenden Patent durch Streben f, die wiederum an
                              									der Brücke starr befestigt, im Mittelpunkt g des Wagens
                              									aber gelenkig angeschlossen sind. In beiden Fällen ist daher das Lager g nur als Halslager ausgebildet.
                           Ausgeführt wird diese Konstruktion von Steffens &
                                 										Nölle, Berlin-Tempelhof.