| Titel: | Rationelle Fabrikation von Hebezeugen. | 
| Autor: | Otto Schaefer | 
| Fundstelle: | Band 324, Jahrgang 1909, S. 546 | 
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                        Rationelle Fabrikation von
                           								Hebezeugen.
                        Von Dr.-Ing. Otto
                                 									Schaefer-Hamburg.
                        Rationelle Fabrikation von Hebezeugen.
                        
                     
                        
                           Die Entwicklung- der Technik vollzieht sich in zwei Richtungen. Einerseits geht
                              									das Streben dahin, die bislang erreichten Leistungen an Großartigkeit immer wieder
                              									zu übertreffen, wobei nur an die Dimensionen der Schiffe, der Brücken und Tunnels,
                              									der Hafenkrane, an die Geschwindigkeiten der Eisenbahnen und Schiffe, und
                              									schließlich an die „Eroberung der Luft“ erinnert werden mag. Anderseits
                              									veranlaßt der Wunsch, die schon bekannten und gebräuchlichen Maschinen besser und
                              									billiger herzustellen, erneute Anstrengungen, deren Erfolge wohl für den Laien
                              									weniger augenfällig sind, aber auf die wirtschaftliche Entwicklung um so
                              									einschneidender wirken.
                           Als Hilfsmittel für die Verbilligung dienen die Arbeitsteilung und die verschiedenen
                              									Konstruktions- und Herstellungsweisen, welche man unter dem Stichwort
                              										„Massenfabrikation“ zusammenzufassen pflegt. Bei Massenfabrikation in
                              									diesem Sinne ist es nicht erforderlich, daß die Anzahl der hergestellten gleichen
                              									Teile sehr groß ist, vielmehr treten die Vorteile oft schon bei zwei gleichen
                              									Stücken auf, da die Herstellung der beiden Stücke unmittelbar nacheinander oder
                              									gleichzeitig infolge der nur einmal erforderlichen Zeichnung, Aufspannvorrichtung,
                              									Ueberlegung über die Art der Bearbeitung- usw. billiger wird als die
                              									Einzelherstellung. Man kann also streng genommen schon bei zwei gleichen Stücken von
                              										„Massenfabrikation“ reden. Bei größeren Gegenständen, wie den hier zu
                              									betrachtenden normalen Werkstatt- oder Hafenkranen kann von einem Bedarf der ganzen
                              									Krane in großer Menge kaum je die Rede sein, wohl aber kann es dem Konstrukteur
                              									gelingen, die Einzelteile, wie Lager, Kupplungen, Zahnräder, Schneckentriebe usw. so
                              									zu entwerfen, daß gleiche Stücke für verschiedenartige Krane Verwendung finden, und
                              									deshalb in Massen hergestellt und auf Vorrat gelegt werden können.
                           Als Grundlage jeder Fabrikation ist das Meßsystem in der Werkstatt anzusehen. Da man
                              									im Kranbau die blankgezogenen, komprimierten Wellen sehr viel benutzt, die in
                              									verschiedenen Durchmessern und mit gewissen, ziemlich engen Toleranzen erhältlich
                              									sind, so ist es zweckmäßig, ein Grenzlehrensystem mit besonderer Berücksichtigung
                              									dieser Wellen aufzustellen. Aus Fig. 1 ist
                              									ersichtlich, welche Toleranzen für die Bohrungen und Wellen bei den verschiedenen
                              									Zwecken Laufsitz, Schiebesitz und Preßsitz zugelassen sind. Eine Welle von 70 mm
                              									 darf danach höchstens 70 + 0,013 mm und muß mindestens 70 – 0,012 mm stark
                              									sein. Der Durchmesser einer Bohrung, die mit Preßsitz auf dieser Welle sitzen soll,
                              									muß zwischen 70 + 0,02 mm und 70 – 0,025 mm liegen. Bei Schiebesitz müßte dieser
                              									Durchmesser zwischen 70 + 0,006 mm und 70 + 0,02 mm, bei Laufsitz zwischen 70 + 0,12
                              									mm und 70 + 0,06 mm liegen. Die Maßnahme, daß das Maximum beim Preßsitz (70 + 0,02
                              									mm) mit dem Minimum für Schiebesitz zusammenfällt und das Maximum für Schiebesitz
                              									(70 + 0,06 mm) mit dem Minimum für Laufsitz ist getroffen, weil man an den teuren
                              									Meßwerkzeugen sparen wollte.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 324, S. 545
                              Fig. 1. A Wellen, B
                                 										Bohrungen Preßsitz, C Bohrungen Schiebesitz, D Laufsitz.
                              
                           Die Abgrenzung zwischen den verschiedenen Arten des Sitzes ist
                              									nicht scharf, vielmehr kann es vorkommen, daß zwei für Preßsitz gearbeitete Teile, wenn die
                              									Welle 70 – 0,012 mm und die Bohrung 70 + 0,02 mm messen, leichter gehen als zwei für
                              									Schiebesitz bestimmte, bei denen zufällig die Welle 70 + 0,013 mm und die Bohrung 70
                              									+ 0,02 geworden ist. Im Durchschnitt ist trotzdem gewährleistet, daß bei Preßsitz
                              									die Bohrung kleiner als die Welle ist, daß bei Schiebesitz die Bohrung um etwa 0,04
                              									mm und bei Laufsitz um etwa 0,08 mm größer als der Wellendurchmesser ist.
                           Zur Anwendung kommen:
                           der Preßsitz für nicht zu lösende Verbindung (Zahnrad auf
                              									Laufradnabe),
                           der Schiebesitz für Teile, die vor dem Aufkeilen um größere
                              									Strecker; verschoben werden müssen oder die das Aufpressen nicht vertragen würden
                              									(Zahnräder in der Mitte von Transmissionswellen, Kupplungs- und Bremsscheiben),
                           der Laufsitz für betriebsmäßig sich bewegende Teile (Lager, auf
                              									festen Achsen laufende Räder).
                           Zur Prüfung der für die Messung der Wellen erforderlichen Rachenlehren dienen
                              									besondere Kontrollkaliber; zur Prüfung der für die Bohrung nötigen Kaliber dienen
                              									Kontrollehren. Kontrollkaliber und -lehren dürfen in der Werkstatt überhaupt nicht
                              									benutzt werden, sondern dienen nur zum Gebrauch durch den Meister bei der Prüfung
                              									der auszugebenden Meßwerkzeuge.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 324, S. 546
                              Fig. 2.
                              
                           
                              
                                 Nummer
                                 I
                                 II
                                 III
                                 IV
                                 V
                                 VI
                                 VII
                                 
                              
                                 Lagerbohrung
                                 mm
                                 30
                                 40
                                 55
                                 70
                                 85
                                 100
                                 120
                                 
                              
                                 Lagerlänge A
                                 mm
                                 40
                                 60
                                 80
                                 100
                                 120
                                 140
                                 170
                                 
                              
                                 Fußbreite B
                                 mm
                                 30
                                 45
                                 65
                                 80
                                 100
                                 120
                                 150
                                 
                              
                                 Fußschraubendurchmesser C
                                 Zoll
                                 ½
                                 ⅝
                                 8/4
                                 ⅞
                                 1
                                 1⅛
                                 18/8
                                 
                              
                                 Baulänge D
                                 mm
                                 140
                                 180
                                 230
                                 280
                                 340
                                 400
                                 460
                                 
                              
                                 Baulänge E
                                 mm
                                 180
                                 230
                                 280
                                 340
                                 400
                                 450
                                 520
                                 
                              
                                 Baulänge F
                                 mm
                                 230
                                 280
                                 340
                                 400
                                 460
                                 520
                                 600
                                 
                              
                           Nur hierdurch kann auf die Dauer eine solche Genauigkeit
                              									gewährleistet werden, daß Teile, die zu verschiedenen Zeiten und völlig unabhängig
                              									voneinander bearbeitet sind, ohne jede Schwierigkeit, vor allem ohne jede Nacharbeit
                              									zueinander passen. Um die Zahl der Meßwerkzeuge nach Möglichkeit zu beschränken,
                              									sind nur die in Fig. 1 angegebenen Durchmesser
                              									zugelassen. Gleichzeitig ist hierdurch die Zahl der ebenfalls kostspieligen Bohrer
                              									und Reibahlen gering gehalten.
                           Nachdem die zulässigen Durchmesser festgelegt sind, liegt es nahe, auch die zur
                              									Befestigung von Rädern dienenden Keile nach Größe, Anzahl und Lage für jeden
                              									Durchmesser zu bestimmen. Die bei der Befestigung von Achsen verwendeten Riegel sind
                              									ebenfalls von vornherein vorgeschrieben. Für den Konstrukteur ist eine solche
                              									Maßnahme sehr bequem, weil er des Nachdenkens über lästige Kleinigkeiten überhoben
                              									ist, wichtiger ist sie für die Werkstatt, weil diese sich einen Vorrat der Riegel
                              									und Keile anlegen kann und dabei sicher ist, ihn stets wieder verwenden zu
                              									können..
                           Die Lager für die Wellen sind je nach ihrem besonderen Zweck verschieden ausgebildet.
                              									Die einfachste Art sind die Froschlager, die im allgemeinen nur für untergeordnete
                              									Zwecke benutzt werden. Häufig ist es zur Erleichterung des Ein- und Ausbaues der
                              									Welle erforderlich, geteilte Lager – Lager mit abnehmbarem Deckel – zu verwenden.
                              									Bei langen Transmissionen wie denen der Kranfahrwerke bei Laufkranen, muß den Wellen
                              									eine gewisse Beweglichkeit gestattet werden, die mit Hilfe von sich selbst
                              									einstellenden Lagerschalen – Lager mit Kugelbewegung – erreicht wird. Besonders die
                              									Montage wird durch Verwendung dieser Lager sehr erleichtert, da sich nur ihr
                              									Mittelpunkt in der richtigen Höhen- und Seitenlage zu befinden braucht, während die
                              									Achse des Lagers sich von selbst richtig stellt. Diese drei Arten von Lagern sind in
                              									verschiedenen Größen, wie Fig. 2 zeigt, ausgeführt,
                              									wobei darauf Rücksicht genommen ist, daß einerseits nicht zu viel Modelle
                              									erforderlich sind, anderseits der Sprung von einer Große zur nächsten nicht zu
                              									bedeutend wird. Werden die Stufen zu weit gewählt, so muß man häufig ein übermäßig
                              									starkes Lager verwenden, weil die nächst kleinere Nummer gerade nicht mehr reicht.
                              									Nimmt man die Stufen zu eng, so überwiegen die Nachteile wie: viele Mooelle, viele
                              									Bohrschablonen, großer erforderlicher Vorrat, Unübersichtlichkeit.
                           Die Entscheidung über den zulässigen Lagerdruck darf nicht dem Konstrukteur
                              									überlassen bleiben, sondern muß ein für allemal gegeben sein, z.B. in Form eines
                              									Diagrammes (Fig. 3). Die Benutzung dieser Diagramme
                              									erfolgt in der Weise, daß der Konstrukteur den nach Größe und Richtung bekannten
                              									Lagerdruck vom Mittelpunkt M ab in das Diagramm unter
                              									Beachtung des angegebenen Maßstabes einzeichnet. In Fig.
                                 										3 ist eine unter 45° nach oben wirkende Kraft von 4 t angenommen, welche,
                              									wie man sieht, den durch die Diagrammlinie begrenzten zulässigen Wert noch nicht
                              									erreicht. Das Bohren der Löcher für die Fuß- und Deckelschrauben geschieht mit Hilfe
                              									fester Schablonen, welche ein Anreißen überflüssig machen und außerdem Gewähr
                              									bieten, daß man für ein etwa auszuwechselndes Lager ein beliebiges, auf Vorrat
                              									liegendes, ohne Schwierigkeit einbauen kann.
                           Die übrigen, häufiger wiederkehrenden Maschinenteile, wie Wellenkupplungen,
                              									elastische Kupplungen, Zahnräder, Bremsscheiben sind nach ähnlichen Gesichtspunkten
                              									durchkonstruiert. Ihre nähere Betrachtungwürde daher hier, wo es sich gerade um die
                              									Klarstellung der Gesichtspunkte handelt, nichts Neues bieten, wohl aber mag ein Maschinenteil,
                              									genauer eine sich immer wiederholende Zusammenstellung- von Einzelteilen, noch
                              									erwähnt werden, weil er einen entscheidenden Einfluß auf die Bauart der ganzen
                              									Laufkatzen ausübt, nämlich der Schneckentrieb. Dieser besteht aus einem Gehäuse, das
                              									die Trag- und Spurlager für die Schnecke und die Schneckenradwelle in sich
                              									vereinigt. Mit zwei Größen dieser Gehäuse, der einen vorwiegend für Hubwerke, der
                              									andern für Katzfahrwerke, beherrscht man fast das ganze Gebiet des Kranbaues, da nur
                              									die Fälle, wo hohe Umdrehungsgeschwindigkeit der Trommel bei langsam laufendem Motor
                              									verlangt wird, ausgeschlossen sind. Trotz der unveränderlichen Entfernung von
                              									Schnecke und Schneckenradwelle ist es möglich, sämtliche Uebersetzungen von 1 : 6
                              									bis 1 : 120 zu erzielen, allerdings unter Verzicht auf die gebräuchlichen Teilungen
                              									in Schneckenrad und Schnecke. Dadurch, daß die Veränderung der Uebersetzung zwischen
                              									Motor und Seiltrommel in den Schneckentrieb verlegt wird, ist es ermöglicht, alle
                              									andern Uebersetzungen, wie Unterflasche und Zahnrädervorgelege, für eine Laufkatze
                              									von bestimmter Tragkraft konstant zu lassen, also die ganze Laufkatze mit Ausnahme
                              									der Schnecke und des Schneckenrades auf Vorrat zu arbeiten und später bei Bestellung
                              									doch jede beliebige Geschwindigkeit zu erzielen. Ferner kann man sich natürlich
                              									damit begnügen, die einzelnen Teile, Stahlgußräder, Unterflasche, Kupplungen, Lager,
                              									Wellen auf Vorrat herzustellen oder doch, was bei Stahlguß zeitweilig äußerst
                              									wichtig ist, frühzeitig auswärts in Auftrag geben.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 324, S. 547
                              Fig. 3. Geteistes Lager No. VI 5 mm = 1 t.
                              
                           Da nun die Lager und Schneckentriebe stets an dieselbe Stelle des Katzenrahmens zu
                              									sitzen kommen, so liegt es nahe, diesen zur Aufnahme jener Teile besonders
                              									vorzurichten und zwar geschieht dies durch Aufnieten von Unterlagen, die nachher
                              									behobelt werden. Dadurch, daß der ganze Rahmen auf die Hobelmaschine genommen wird
                              									und alle Stellen für Lager derselben Welle ohne Umstellen gehobelt werden, ist
                              									ausreichende Genauigkeit gewährleistet, so daß jede Anpaßarbeit beim Aufsetzen der
                              									ja ebenfalls genau gearbeiteten Lager vermieden ist.
                           Bei oberflächlicher Betrachtung der Tabelle Fig. 2
                              									oder einer in gleicher Weise für andere Maschinenteile aufgestellten Tabelle könnte
                              									es scheinen, als ob alle Teile derselben Gattung, z.B. alle Froschlager geometrisch
                              									ähnlich wären, da doch dieselbe Figur für alle Größen gilt. Wenn man jedoch bedenkt,
                              									daß bei einer Vergrößerung der linearen Abmessungen auf das Doppelte, die Flächen
                              									auf das Vierfache und die Eigengewichte auf das Achtfache steigen, so erkennt man
                              									leicht, daß geometrische Aehnlichkeit nicht allgemein bestehen kann. Auf den Begriff
                              									der „mechanischen Aehnlichkeit,“ welche in derartigen Untersuchungen an
                              									Stelle der geometrischen Aehnlichkeit tritt, soll hier nicht eingegangen werden.
                              									(Näheres findet sich in Föppl, Vorlesungen über
                              									technische Mechanik, 2. Aufl., Bd. IV., S. 349.) Vernachlässigt man das Eigengewicht
                              									der Lager gegenüber den äußeren Kräften, so ergibt sich, daß dann der Theorie nach
                              									geometrische Aehnlichkeit bestehen müßte, daß also versucht werden kann, aus den
                              									Abmessungen eines Lagers für beispielsweise 70 mm Bohrung die entsprechenden
                              									Abmessungen von Lagern für die Bohrungen d = 30,
                              									40, 55, (70), 85, 100, 120 herzuleitenFür die
                                    											Kranhaken, die ja ebenfalls in mehreren Größen erforderlich sind, ist eine
                                    											derartige Betrachtung von G. Griffel in dieser
                                    											Zeitschrift 1904, S. 129 u.f. bereits durchgeführt..
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 324, S. 547
                              Fig. 4.
                              
                           Dann ist die Aufstellung der Lagerlängen A ohne weiteres
                              									möglich, da sie proportional den Durchmessern d
                              									genommen werden können, indem man d : A konstant setzt. Kleine Abweichungen entstehen auch
                              									hier schon, denn man wird natürlich für A runde Zahlen
                              									haben wollen und auf genau konstanten Wert von d : A, der nur auf dem Papier steht, weniger Gewicht legen.
                              									Immerhin sind diese Abweichungen, welche bald positiv, bald negativ sind, nur
                              									gering, so daß beim Auftragen von d und A als Koordinaten in Fig.
                                 										4 doch eine angenäherte Gerade entsteht, die durch den Nullpunkt
                              									hindurchgeht. Bei Bestimmung der Fußbreite B des Lagers
                              									ist zu bedenken, daß es einerseits für die Standfestigkeit vorteilhaft ist, wenn der
                              									Fuß breit ist, daß aber mit Rücksicht auf die Bearbeitung B kleiner als A sein muß. Wegen der
                              									Ungenauigkeit des rohen Abgusses muß der Unterschied zwischen A und B bei größeren
                              									Lagern größer sein als bei den kleineren, jedoch braucht ein Wert von 20 mm – 10 mm
                              									an jeder Seite – auch bei den größten Lagern nicht überschritten zu werden. Wie aus
                              									der Tabelle zu Fig. 2 ersichtlich, ist der
                              									Unterschied A-B bis zum
                              									Lager No. IV zu 20 mm angenommen, dann folgt ein Unterschied von 15 mm, bei dem
                              									kleinsten Lager kommt man mit 10 mm aus. Damit ist nun die Proportionalität zwischen
                              										A und B und somit auch
                              									zwischen A und d
                              									aufgegeben. Da man für große wie kleine Lager dieselbe Flächenpressung k kg/qcm zuläßt, so ist der Lagerdruck P gleich k . d . A, also P proportional d2. Macht man nun den Querschnitt der
                              									Befestigungsschrauben abhängig von P, so ergibt sich,
                              									daß der Durchmesser G dieser Schrauben proportional d sein muß. Trägt man also C und d als Koordinaten auf, so muß man eine
                              									Gerade erhalten. Fig. 4 zeigt, daß trotz der
                              									Abweichungen, die dadurch bedingt sind, daß die Schraubendurchmesser nach dem
                              									üblichen Whitworth-System gewählt wurden, im großen und
                              									ganzen allerdings eine Gerade erreicht wurde, aber die Gerade liegt nicht so, daß
                              									sie durch den Nullpunkt geht. Bedenkt man nämlich, daß durch kräftiges Anziehen der
                              									Schraubenmuttern seitens des Arbeiters kleine Schrauben stärker beansprucht werden
                              									als große, so erscheint es berechtigt,
                              									die kleinen Schrauben relativ stärker zu wählen. Also auch zwischen C und d herrscht keine
                              									Proportionalität.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 324, S. 548
                              Fig. 5. 5 t KatzeH Hubmotor, K Katzfahrmotor.
                              
                           Eine strenge Durchführung des Prinzips der Aehnlichkeit ist also unmöglich und doch
                              									erweist sich der Versuch als nützlich. Denn erstens wurde der Konstrukteur
                              									gezwungen, sich Rechenschaft darüber abzulegen, warum er von den theoretischen
                              									Werten abwich, und zweitens sind die aufgestellten Kurven nicht wertlos. Eine falsch
                              									gewählte Abmessung würde sich nämlich bei der Auftragung unbedingt bemerkbar machen
                              									und eine genaue Kontrolle hervorrufen – ein Vorteil, der nicht unterschätzt werden
                              									darf. Die Anwendung der Auftragung als Kontrolle bleibt nicht auf die zunächst aus
                              										d entwickelten Abmessungen beschränkt, sondern es
                              									zeigt sich, daß auch solche Abmessungen, die auf recht komplizierte Weise mit d zusammenhängen und auf großen mit Fehlerquellen
                              									behafteten Umwegen ermittelt wurden, doch immer wieder auf einer glatt verlaufenden
                              									Kurve liegen. Als Beispiele hierfür sind die Baulängen D,
                                 										E und F in Fig.
                                 										4 eingetragen. Die Baulängen eines Froschlagers, eines geteilten Lagers
                              									und eines Lagers mit Kugelbewegung gleichen Durchmessers sind natürlich verschieden
                              									wegen des Platzes, den die Deckelschrauben und die Kugelschalen beanspruchen.
                              									Trotzdem ist es möglich, dieselben Maße bei den verschiedenen Lagerarten wieder zu
                              									erreichen, indem die Baulänge eines Froschlagers gleich der Baulänge des nächst
                              									kleineren geteilten Lagers und gleich der des übernächsten Lagers mit Kugelbewegung
                              									ist. Diese Uebereinstimmung läßt sich freilich nur dadurch erreichen, daß man
                              									einigen Lagern eine etwas größere Baulänge gibt, als sie unbedingt haben müßten.
                              									Dieser geringen Materialvergeudung steht der Vorteil gegenüber, daß man nur
                              									eine Aufspannvorrichtung für drei verschiedene Lager braucht und daß man ferner, da
                              									die Entfernungen der Fußschrauben in derselben Weise miteinander übereinstimmen wie
                              									die Baulängen, auch nur je eine Bohrschablone nötig hat. Auch ein gelegentlich
                              									erforderlicher Ersatz eines Lagers durch ein Lager anderer Bauart läßt sich leichter
                              									bewerkstelligen.
                           Bei ganzen Hubwerken, Fahrwerken und Laufkatzen tritt der Grundsatz der Aehnlichkeit
                              									in Widerspruch mit einem andern Grundsatz der rationellen Fabrikation, nämlich dem
                              									der Ausnutzung eines bestimmten Elementes für möglichst verschiedene Zwecke. Man
                              									könnte aus dem in Fig. 5 dargestellten Hubwerk für 5
                              									t in entsprechender Weise wie bei den Lagern ein solches für 10 t entwickeln, indem
                              									man sämtliche Abmessungen vergrößert. Zweckmäßiger ist es jedoch, das
                              									Zahrädervorgelege derartig zu ändern, daß der Schneckentrieb derselbe bleiben kann.
                              									Die Aehnlichkeit schrumpft dann auf eine gewisse Uebereinstimmung des Aussehens
                              									zusammen. Bei Umwandlung dieses Hubwerkes für 10 t in ein solches für 20 t kommt man
                              									jedoch mit einem einzigen Zahnrädervorgelege nicht mehr aus, sondern man muß ein
                              									zweites hinzunehmen, um den Achsialdruck des Schneckengetriebes auf das zulässige
                              									Maß zu beschränken. Auf recht erfolgreiche Weise kann man nun aber die Teile eines
                              									20 t Hubwerkes für ein 40 t Hubwerk verwenden, nämlich durch Einfügung zweier neuer
                              									Rollen in die Unterflasche und zweier Rollen als Oberflasche. Seildicke,
                              									Trommeldurchmesser, Zahnräder usw. bleiben also gänzlich unverändert, da sie
                              									dieselben Kräfte zu übertragen haben. Mit Rücksicht auf die geringere Zahl der
                              									Vorratsteile ist dies ein sehr großer Vorteil. Die Frage, warum denn nicht die
                              									Umwandlung eines 10 t Hubwerks in ein 20 t Hubwerk auf dieselbe Weise geschah, läßt
                              									sich dahin beantworten, daß dann das auf gleiche Art aus dem 20 t Hubwerk
                              									entwickelte Hubwerk für 40 t eine außerordentlich lange, verhältnismäßig dünne
                              									Trommel und eine sehr unförmliche achtrollige Unterflasche bekommen hätte.
                           Die hier geschilderte Bauart von Hubwerken erfüllt die Bedingungen, welche man vom
                              									Standpunkt der rationellen Fabrikation stellen kann, in hohem Grade. Zunächst kann
                              									man die Wünsche der Abnehmer, was Hubhöhe und Geschwindigkeit betrifft, leicht
                              									befriedigen. Die einzigen Teile, welche man nicht auf Vorrat legen kann, weil sie
                              									mit der Geschwindigkeit wechseln, sind Motoren, Schnecken und Schneckenräder. Die
                              									Trommel fällt zwar auch für verschiedene Hubhöhen verschieden lang aus und die
                              									Breite der Katzen ist demnach ebenfalls veränderlich. Da aber die Höhen gewöhnlicher
                              									Werkstätten nicht allzu verschieden sind, so braucht man nur reichlich lang
                              									bemessene Trommeln zu nehmen, um sicher zu sein, daß man die auf Vorrat gearbeiteten
                              									bis auf Motoren, Schnecken und Schneckenräder fertigen Laufkatzen später verwenden
                              									kann. Natürlich kann es vorkommen, daß man eine Katze mit 10 m Hub liefern muß, wo
                              									eine solche für 7 m Hub genügt hätte. Der Preisunterschied ist aber viel geringer
                              									als die Vorteile: Arbeit für die Werkstatt in schlechten Zeiten und kurze
                              									Lieferfristen.
                           Eine weitere Ueberlegung ist die, ob die Abstufungen zwischen den verschiedenen
                              									Größen richtig gewählt sind, oder, um die Frage gleich an einem bestimmten Beispiel
                              									zu erörtern, ob es ratsam ist, zwischen 10 t und 20 t Katze noch eine 15 t Katze
                              									einzufügen. Bei Bestimmung der Tragkraft eines neu anzuschaffenden Kranes wird der
                              									Betriebsingenieur zu Rate gezogen. Welche Lasten der neue Kran zu heben bekommen wird, kann er meist
                              									nicht bestimmt angeben, sondern er wird sich etwa so äußern: „Die größte Last,
                                 										die wir überhaupt hatten, war 14 t, Lasten von 12 t sind mehrmals
                                 										dagewesen.“ Häufig wird sich der Abnehmer dann sagen können, daß statt einer
                              									Last von 14 t auch eine solche von 16 t oder 18 t auftreten kann, und sich dazu
                              									entschließen, einen 20 t Kran zu kaufen, um auf alle Fälle vorbereitet zu sein.
                              									Andernfalls wäre es vielleicht auch möglich gewesen, das Stück von 14 t zu
                              									vermeiden, indem man es erst auf der Baustelle zusammennietete oder dgl., und die
                              									vorkommenden Stücke von 12 t kann man schließlich auch mit einem 101 Kran heben,
                              									wenn es selten genug geschieht und mit ganz besonderer Vorsicht ausgeführt wird. Der
                              									Abnehmer wird sich noch leichter für den 10 t oder den 20 t Kran entscheiden, statt
                              									auf der Anschaffung eines zwischenliegenden zu bestehen, wenn er einsieht, welche
                              									Vorteile ihm daraus entstehen, daß er ein der Fabrikation seines Lieferanten
                              									entsprechendes Objekt kauft. Diese Vorteile sind der relativ geringe Preis,
                              									besonders gut durchgearbeitete Konstruktion und die Gewißheit, jederzeit Ersatzteile
                              									bekommen zu können.
                           Nun mag aber wirklich der Auftrag auf einen 15 t Kran ausbleiben, so ist jedoch zu
                              									überlegen, ob dieser Schaden nicht geringer ist als der Nutzen, den das konsequente
                              									Festhalten an den einmal beschlossenen Größen bringt. Um diese Kalkulationsaufgabe
                              									einwandfrei lösen zu können, muß man die relative Häufigkeit der 15 t Krane und die
                              									durch Verringerung der Typenzahl erreichte Verbilligung kennen, andernfalls ist
                              									man auf Schätzungen angewiesen. Ganz ähnliche Aufgaben sind jedesmal da zu lösen, wo
                              									eine Reihe für gleiche Maschinen oder Maschinenteile aufzustellen ist, mag es sich
                              									um die Abstufung von ganzen Laufkatzen oder von Lagern – wie oben erwähnt – oder
                              									Kupplungen, Bremsscheiben, Schneckentrieben usw. handeln.
                           Die sämtlichen hier aufgestellten Grundsätze sind sinngemäß auch auf Flaschenzüge,
                              									Fahrwerke und Drehwerke anwendbar, ohne daß sich neue Gesichtspunkte ergäben. Eine
                              									Besprechung derselben soll daher hier unterbleiben.
                           Dem Ausbau der erwähnten Reihen für Einzelteile oder Triebwerke hat die Entscheidung
                              									über die Grundkonstruktion vorauszugehen, z.B. muß von vornherein festgelegt sein,
                              									ob man Lautkatzen mit unter dem Rahmen oder über demselben liegender Trommel bauen
                              									will. Beide Bauarten haben ihre Vorzüge und ihre Nachteile, beide gestatten aber
                              									eine rationelle Fabrikation im Sinne der obigen Auseinandersetzungen, so daß eine
                              									Entscheidung nach letzteren nicht getroffen werden kann. Jedenfalls ist aber zu den
                              									bekannten Anforderungen: Einfachheit, Zugänglichkeit, guter Wirkungsgrad noch die
                              									Forderung hinzugekommen, daß die Konstruktion auch ausbaufähig sein muß, daß der
                              									Konstrukteur also beim Entwurf eines Teiles bestimmter Große bis zu einem gewissen
                              									Grade alle andern Größen mit bedenken muß.