| Titel: | Polytechnische Rundschau. | 
| Fundstelle: | Band 324, Jahrgang 1909, S. 557 | 
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                        Polytechnische Rundschau.
                        Polytechnische Rundschau.
                        
                     
                        
                           Elektrische Vollbahnlokomotiven.
                           Bei den bisher gebauten elektrischen Lokomotiven hat man in den meisten Fällen die
                              									Treibachsen mittels Achsmotoren oder unter Zwischenschaltung einer einfachen
                              									Zahnradübersetzung angetrieben. Es kommt jedoch außerdem die Verwendung einer
                              									Zahnradübersetzung und Kuppelstangen einerseits, sowie Kurbel- und Kuppelstangen
                              									anderseits in Betracht. Die übliche Bauweise ging von dem Gesichtspunkte aus, daß
                              									jede Achse ihren eigenen unabhängigen Antriebsmotor besitzen müsse. Hiermit war
                              									jedoch der Zwang verbunden, die Motorabmessungen dem zwischen den Rädern verfügbaren
                              									Raume unter Berücksichtigung des zwischen Motorunterkante bzw. Radschutzkasten und
                              									Schienenoberkante erforderlichen Abstandes anzupassen. Da mit Rücksicht auf die
                              									Unterhaltungskosten die Zahngeschwindigkeiten nicht über ein gewisses Maß gesteigert
                              									werden dürfen, so war auch das Drehmoment beschränkt und die Folge war, daß im
                              									allgemeinen mehr Treibachsen verwendet wurden, als bei Ausnutzung des zulässigen
                              									Achsdruckes erforderlich gewesen wären. Der Zahnradantrieb wirkt überdies ungünstig
                              									auf den Oberbau ein, da der Motor mit seinen Tatzenlagern in der Regel ungefedert
                              									auf der Achse ruht. Diesem Uebelstande hat man neuerdings bei den New York, New
                              									Haven und Hartford-Lokomotiven dadurch abzuhelfen versucht, daß die Tatzenlager auf
                              									einer die Achse umschließenden abgefederten Hohlwelle aufgelegt sind; hierbei muß
                              									allerdings eine ungünstige Vergrößerung der Zentrale der Zahnradübersetzung in Kauf
                              									genommen werden. Nachteilig bei Einzelmotoren ist ferner, daß meistens das
                              									Drehmoment der Motoren gerade zur Erzielung der notwendigen Zugkraft ausreicht, daß
                              									die motorische Leistung dagegen den erforderlichen Betrag wesentlich überschreitet.
                              									Eine vorteilhaftere Bauart wird dadurch erhalten, daß wenige, aber große Motoren und
                              									möglichst kleine Triebräder verwendet werden. Letztere werden durch
                              									Kuppelstangen miteinander verbunden und die Motoren darüber außerhalb der Räder
                              									angeordnet. Der Antrieb geschieht dann entweder unmittelbar durch Kuppelstangen oder
                              									durch Zahnrad-Übersetzung oder auch unter Zwischenschaltung von Blindwellen.
                              									Besonders vorteilhaft ist hierbei, daß die Motoren und Kollektoren sogar während der
                              									Fahrt leicht zugänglich sind, daß große und gut gelüftete Motoren verwendet werden
                              									können, und daß bei Beschädigungen die Motoren ohne weiteres mittels eines Kranes
                              									nach oben aus der Lokomotive herausgenommen werden können. Entsprechend der
                              									Verminderung der Motorenzahl wird überdies die Schaltung vereinfacht. Auf Grund
                              									einer längeren Rechnung entwickelt der Verfasser eine Schaulinie, die einerseits das
                              									Gebiet einschließt, in welchem Zahnradübersetzung für Lokomotiven zweckmäßig ist,
                              									und zu deren anderer Seite das Gebiet liegt, in welchem mit größerem Vorteil
                              									Kurbelstangenantrieb gewählt wird. Die Verwendung der Schaulinien wird an zwei
                              									Beispielen erläutert. (Heyden). (Elektrische
                              									Kraftbetriebe und Bahnen 1909, S. 308–313)
                           
                              Pr.
                              
                           
                        
                           Hochspannungsisolatoren.
                           Sollen Porzellanisolatoren Spannungen von mehr als 50000 Volt aushalten, so machen
                              									sich die in Form von Gleitfunken auftretenden Entladungen unangenehm bemerkbar. Von
                              									besonderem Nachteil ist, daß die Schlagweiten derartiger Funken nicht im selben
                              									Verhältnis wie die Spannungen, sondern mit deren dritter bis vierter Potenz
                              									zunehmen. Versuche zur Vermeidung dieser Schwierigkeit haben nun gezeigt, daß es
                              									vorteilhaft ist, den oberen Porzellanmantel durch einen solchen aus Metall zu
                              									ersetzen. Hierzu sei bemerkt, daß der Isolationswiderstand des oberen
                              									Porzellanschirmes eines Isolators mit Rücksicht auf Staubablagerungen und Benetzung
                              									durch Regen nur von geringer Bedeutung ist. Anderseits verbieten Herstellungsrücksichten die
                              									Vergrößerung- dieses Schirmes über ein gewisses Maß, so daß die unteren Schirme
                              									nicht vollständig gegen Regen geschützt werden können. Schließlich ist der obere
                              									Porzellanschirm gegenüber Stein würfen in besonderem Maße Beschädigungen ausgesetzt,
                              									infolgedessen seine Isolationsfähigkeit noch stärker vermindert wird. Ein
                              									Metallschirm kann dagegen aus gepreßtem Blech beliebig groß gemacht werden und
                              									besitzt noch den wesentlichen Vorteil, daß sich an seinem Rande ein kräftiges
                              									elektrisches Feld bildet, durch das Wassertropfen von der Kante nach außen geradezu
                              									abgespritzt werden. Berücksichtigt man, daß fast alle an einem Isolator auftretenden
                              									Funkenentladungen den von dem Rande des oberen Mantels herabrinnenden Wasserfaden
                              									folgen, so ergibt sich, daß die Gefahr von Funkenüberschlägen nach der Metallstütze
                              									wesentlich vermindert sind.
                           Es könnte befürchtet werden, daß mit der flachen Form des Metalldaches eine
                              									wesentliche Ausstrahlung von Elektrizität und dementsprechend größere
                              									Leistungsverluste verbunden sind. Vergleichende Versuche mit Isolatoren gleicher
                              									Bauart und Größe haben jedoch gezeigt, daß selbst bei 100000 Volt keine Unterschiede
                              									im Leistungsverlust zwischen denen mit Metalldach und denen mit Porzellanmantel
                              									wahrnehmbar sind, und daß bei mittlerer Luftfeuchtigkeit sich der Verlust für einen
                              									Isolator etwa auf 50 Watt beläuft.
                           Die Verwendung des Metalldaches ergibt schließlich bei Isolatoren für 25000 Volt und
                              									mehr geringere Kosten; auch können beispielsweise die sonst nur in trockenen Räumen
                              									verwendbaren Rillenisolatoren nach Hinzufügung eines Metalldaches im Freien benutzt
                              									werden. (Weicker). (Elektrische Kraftbetriebe und
                              									Bahnen 1909 S. 301–305).
                           
                              Pr.
                              
                           
                        
                           Aluminium für elektrische Leitungen.
                           Ein Aluminiumdraht weist gegenüber einem Kupferdraht, der einen entsprechend seiner
                              									besseren Leitfähigkeit verringerten Querschnitt besitzt, noch eine Gewichtsersparnis
                              									von 48 v.H. auf. Neben der sich hieraus für den Draht selbst ergebenden Verminderung
                              									der Anschaffungs und Beförderungskosten, wird noch eine weitere Verminderung dadurch
                              									erzielt, daß bei Verwendung- von Aluminium für Freileitungen, die zum Tragen
                              									dienenden Gestänge leichter bemessen und hierdurch weitere Ersparnisse erzielt
                              									werden können. Als Mißstand wurde bisher jedoch empfunden, daß Aluminium sich schwer
                              									löten läßt, und daß die infolgedessen nötige mechanische Verbindung den Widerstand
                              									der Leitungen ungünstig beeinflußt. Selbst wenn auf irgendeine Weise eine sichere
                              									Lötung erzielt werden könnte, würde ihrer Verwendung die Tatsache entgegenstehen,
                              									daß bei Gegenwart von Feuchtigkeit oder Wasser die Lötstellen durch elektrolytische
                              									Erscheinungen zerstört werden. Beide Nachteile vermeidet die Schweißung, die unter
                              									Verwendung eines geeigneten Reduziermittels bei Drahtstärken bis zu 6 mm 
                              									mittels einer Benzinlampe, bei stärkeren Drähten mittels eines Sauerstoffgebläses
                              									ausgeführt werden kann.
                           Für die Verwendung von Aluminiumleitungen spricht ferner, daß sie atmosphärischen
                              									Einflüssen gegenüber sehr widerstandsfähig sind, und daß bei ihnen die Bildung von
                              									Reif und das Ansetzen von schweren Schneemassen nicht so leicht eintritt, wie bei
                              									Kupferleitungen. Eine Erklärung für diese Erscheinung ist bisher hoch nicht
                              									gefunden. Als Nachteile müssen angeführt werden, daß durch salzige Nebel,
                              									beispielsweise an Meeresküsten und zum Teil auch in chemischen Betrieben
                              									Zerstörungserscheinungen auftreten, und daß ferner bei sehr großen Spannweiten
                              									das Aluminium sich wegen des größeren Ausdehnungsköffizienten ungünstiger verhält.
                              									Unbestritten im Vorteil ist Aluminium dagegen bei der Verwendung für Sammelschienen
                              									in Kraftwerken, wenn es sich um sehr große Stromstärken handelt. Schließlich sei
                              									erwähnt, daß die unsichtbare Oxydschicht, mit der sich Aluminium sehr leicht
                              									überzieht, einen bei seiner geringen Stärke verhältnismäßig großen Widerstand
                              									besitzt, und daß man daher Magnetspulen aus blanken Aluminiumdraht wickeln kann.
                              										(Schoop) Schweizerische Elektrotechnische
                              									Zeitschrift 1909 s. 133–135).
                           
                              Pr.
                              
                           
                        
                           Die norwegische Stickstoffindustrie.
                           Ueber die Entwicklung der norwegischen Stickstoffindustrie hat der bekannte Erfinder
                              									des ersten praktisch verwertbaren Verfahrens, S. Eyde,
                              									vor kurzem nachstehende Mitteilungen gemacht: Die Versuchsanlage in Notodden
                              									befindet sich seit dem Jahre 1904 im Betriebe, während die im großen Maßstabe
                              									arbeitende Fabrik in Svälgfos, nahe bei Notodden, im November 1907 eröffnet, worden
                              									ist. Wenige Monate nachher fielen die Stromerzeuger einer Feuersbrunst zum Opfer.
                              									Auf Grund eines Gutachtens von Sachverständigen stellte man fest, daß die Maschinen
                              									fehlerhaft konstruiert gewesen waren, und welche Abänderungen vorgenommen werden
                              									mußten, um ähnliche Unfälle zu vermeiden. Weitere Störungen der Arbeiten wurden dann
                              									auch durch Wassermangel verursacht. Trotzdem konnte das Betriebsjahr 1908 bei einem
                              									Gesamtumsatz von zwei Millionen Kronen mit einem Reingewinn von einer halben Million
                              									Kronen abgeschlossen werden. Infolge der erwähnten Störungen beträgt die
                              									durchschnittliche Belastung des Werkes nicht 22000 KW, wie in Aussicht genommen war,
                              									sondern nur 13000 KW. Der Fabrik stehen dabei weitere Wasserkräfte mit einer
                              									Gesamtleistung von 250000 PS am Rjukan noch zur Verfügung, und, um fremdes Kapital
                              									für das Unternehmen zu interessieren, ist ein Uebereinkommen mit der Badischen Anilin- und Sodafabrik in Ludwigshafen
                              									abgeschlossen worden, welche ihr eigenes Verfahren zur Erzeugung von
                              									Stickstoffverbindungen auf elektrischem Wege mit Erfolg ausbeutet. Nach diesem
                              									Verfahren erfolgen die elektrischen Entladungen in einer senkrechten Röhre von etwa
                              									0,915 m Höhe, durch welche ein Strom von atmosphärischer Luft hindurchgeführt wird,
                              									wobei je drei solcher Röhren parallel nebeneinander aufgestellt werden, um jede
                              									Phase des Drehstromes gleichmäßig belasten zu können. Gegenwärtig sind vergleichende
                              									Versuche in einem Werk zu Notodden im Gange, welche entscheiden sollen, welches von
                              									den Verfahren für die in Aussicht genommenen großen Werke verwendet werden soll.
                           Die Fabrik in Svälgfos, welche ursprünglich hauptsächlich Kalkstickstoff, fertig für
                              									Düngezwecke, lieferte, hat inzwischen auch die Herstellung von Ammoniumnitrat und
                              									Natronsalpeter aufgenommen. Die Ausgaben für die ersten Versuche hat alle Eyde selbst getragen, später wurde die Norske Kvälstofkompagni gegründet, welche in Dat Norske Aktieselskab for Elektrokemisk Industrie
                              									überging. Die Vereinigung mit der Badischen Anilin- und
                                 										Sodafabrik führte zur Gründung von zwei neuen Gesellschaften, von denen
                              									eine, Norsk Kraft Aktieselskab den erforderlichen
                              									Betriebstrom liefern, die andere, die Norske
                                 										Salpeterverket die Herstellung von Stickstoffverbindungen und Salpetersäure
                              									übernehmen soll. Der Hafen von Notodden ist Skien im Süden von Norwegen. Die
                              									Wasserkraftanlagen am Rjukan und am Vamma sind im Jahre 1911 fertigzustellen. Bei
                              									Ausnutzung der gesamten, in Norwegen für diesen Zweck verfügbaren Leistung
                              									von 500000 PS ausschließlich für die Herstellung von Stickstoffverbindungen würde
                              									die Gesamtausbeute allerdings immer noch nicht mehr als 300000 t jährlich, das heißt
                              									etwa 12 v.H. der Salpeter ausfuhr von Chile betragen, vorausgesetzt, daß diese
                              									weiter so zunimmt, wie bisher.
                           
                              H.
                              
                           
                        
                           Druckleitungen für Wasserkraftanlagen.
                           Für die Beförderung des Kraftwassers von dem Sammelbecken zu den Turbinen einer
                              									Wasserkraftanlage können Druckleitungen aus Eisen, Holz oder eisenverstärktem Beton
                              									angewendet werden. Eiserne Druckleitungen, welche entweder aus gewalzten Blechen an
                              									Ort und Stelle zusammengenietet oder aus überlappt geschweißten Rohren
                              									zusammengesetzt werden, kommen für alle Druckhöhen, namentlich aber für die großen
                              									Druckhöhen, hölzerne Druckleitungen, die besonders an der pazifischen Küste der
                              									Vereinigten Staaten gebräuchlich sind, für Druckhöhen bis zu etwa 90 m in Betracht.
                              									Druckleitungen aus Eisenbeton sind noch nicht häufig angewendet worden, nach den bis
                              									jetzt vorliegenden Erfahrungen können sie aber bis zu mindestens 180 m Druckhöhe mit
                              									Vorteil verwendet werden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 324, S. 558
                              Fig. 1.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 324, S. 558
                              Fig. 2.
                              
                           Bei größeren Wasserkraftanlagen ist es heute üblich, statt einer weiten Druckleitung
                              									mehrere von entsprechend geringerem Durchmesser anzulegen und sie vor dem Kraftwerk
                              									untereinander so zu verbinden, daß irgend eine Turbine von irgend einer Rohrleitung
                              									gespeist werden kann. Die Druckleitungen werden auf einem gemeinsamen Bett möglichst
                              									in gerader Richtung verlegt, da scharfe Krümmungen unnötige Verteuerung der
                              									Rohranlage und Vergrößerung der Reibungsverluste mit sich bringen würden. Auf die
                              									feste Ausbildung des Bettes ist namentlich dort Gewicht zu legen, wo die Leitungen
                              									über einen Abhang geführt werden. Es ist ferner zweckmäßig, längs des Bettes eine
                              									Seilbahn anzulegen, welche beim Bau der Anlage für die Beförderung der Teile der
                              									Rohrleitung, beim späteren Betrieb für die Instandhaltung benutzt werden kann. Diese
                              									Grundsätze sind im wesentlichen bei den fünf Druckleitungen befolgt worden, welche
                              									das Kraftwerk Brusio in der Schweiz versorgen, und deren Weite oben am Einlauf 851
                              									und unten 749 mm beträgt, bei einem Nutzgefälle von etwa 390 m.
                           Die Druckleitungen werden zweckmäßigerweise auf eisernen Sattelstücken gelagert,
                              									welche auf dem Beton- oder Mauerwerkunterbau des Bettes verankert sind. In gewissen
                              									Abständen müssen die Leitungen zur Aufnahme des Gewichtes verankert werden, am
                              									besten, indem man sie ganz in Betonblöcke einbettet, während zwischen diesen Stellen
                              									für die Ausdehnungen der Leitung nach oben hin durch Stopfbüchsen oder Dehnungsrohre
                              									gesorgt werden muß. Durch Verlegen der Leitungen unter den Erdboden kann man die
                              									Anwendung von Ausdehnungsverbindungen umgehen, wobei man allerdings wieder
                              									Schwierigkeiten beim Aufsuchen von Undichtheiten der Leitung in den Kauf nimmt. Bei
                              									dem Kern River-Kraftwerk in Kalifornien hat man sich daher so geholfen, daß man die
                              									2286 mm weite Druckleitung, die insgesamt etwa 510 m lang ist, in einen Tunnel
                              									verlegt hat, dessen Neigung an drei Stellen um 7,5 und 40° zunimmt und welcher innen
                              									2,896 m weit ist.
                           Der Durchmesser einer Druckleitung hängt natürlich von dem Gefälle und von der
                              									Wassermenge ab, vom Gefälle insofern, als man bei hohem Gefälle größere
                              									Wassergeschwindigkeiten zulassen kann. Im Allgemeinen wird man bei Anlagen mit 300 m
                              									Gefälle und darüber, und mit Druckleitungen von 0,6 bis 0,9 m Weite
                              									Wassergeschwindigkeiten von 3,15 bis 4,9 in der Sekunde linden, obgleich man bei
                              									Werken mit kleineren Druckrohrweiten auch Wassergeschwindigkeiten von 6 bis 9 m in
                              									der Sekunde finden kann. Wie weit hier das Gefälle mitspielt, beweist z.B. der
                              									Umstand, daß in dem wagerechten, unter 6 m Druck stehenden, 5486 mm weiten Drockrohr
                              									der Ontario Power Company eine Wassergeschwindigkeit von 4,5 in der Sekunde, in dem
                              									nur 330 mm weiten, unter 390 m Druck stehendem Druckrohr der Necaxa Anlage in
                              										Mexikos. D. P. J. 1907,
                                    											Bd. 322, S. 687. eine normale Geschwindigkeit von 4,5 m in der
                              									Sekunde und im Kraftwerk Brusio eine Wassergeschwindigkeit von 3,45 m in der Sekunde
                              									verwendet wird. Allerdings sind die Rohre im letzteren Falle genietet, dagegen bei
                              									dem Necaxa-Kraftwerk geschweißt.
                           Für die Verbindung der einzelnen Teile einer eisernen Druckleitung werden
                              									zweckmäßigerweise keine gußeisernen, sondern nur geschmiedete, z.B. im Gesenk
                              									hergestellte Flanschen verwendet. Die Fig. 1 zeigt
                              									eine beim Kraftwerk Brusio verwendete, Fig. 2 eine
                              									neuere Flanschenverbindung, welche gleichzeitig als Ausdehnungsverbindung wirkt und
                              									unter anderem auch bei den 6 Druckleitungen von je 1870 m Länge des
                              									Kinloch-Leven-Kraftwerkes in Schottland verwendet worden ist. Hölzerne
                              									Druckleitungen haben sich insbesondere in holzreichen, unzugänglichen Gebieten
                              									bewährt und als außerordentlich widerstandsfähig erwiesen. Im Jahre 1898 wurde z.B.
                              									eine Leitung der Londoner Wasserwerke ausgewechselt, die seit 1802 in der Erde
                              									gelegen hatte und völlig unversehrt geblieben war. Eine der größten Druckleitungen
                              									aus Holz ist in Verbindung mit dem Bishop Creek-Wasserwerk in Kalifornien angelegt
                              									worden; diese ist auf 2010 m Länge 1067 mm weit und teilt sich dann in zwei etwa 645
                              									m lange Stränge von je 762 mm Weite, an welche sich eiserne Druckrohre anschließen.
                              									Die Gesamtlänge der Druckleitung beträgt annähernd 3600 m, die statische Druckhöhe
                              									im ersten Teil 15, im zweiten 79,5 und im letzten Teil 320,4 m.
                           Was ferner die Druckleitungen aus Eisenbeton anbetrifft, so sind solche bis jetzt für
                              									mehrere französische Wasserkraftanlagen ausgeführt worden; neuerdings werden die
                              									Abschnitte dieser Rohre nicht mehr in Formen eingestampft, sondern in Maschinen nach
                              									dem Verfahren von Siegwart hergestellt und sofort innen mit einem glatten
                              									Asphaltüberzug versehen, Eine solche Leitung von etwa 35,2 km Länge ist kürzlich in
                              									Rumänien verlegt worden.
                           Bei der Besprechung der Druckleitungen dürfen endlich die Sicherungen nicht vergessen
                              									werden. An der Einlaufstelle am oberen Ende sind Luftöffnungen anzubringen, damit
                              									beim Abfließen des Wassers aus dem oben geschlossenen Rohre keine Luftleere darin
                              									entsteht, ebenso an denjenigen Stellen, wo die Druckleitung, nachdem sie auf eine
                              									längere Strecke wagerecht
                              									verlaufen ist, plötzlich steil abfällt, weil auch hier infolge der plötzlichen
                              									Beschleunigung des Wassers eine Saugwirkung hervorgerufen wird. Diese Luftöffnungen
                              									müssen sich natürlich unter dem Wasserdruck schließen. Außerdem müssen am oberen
                              									Ende der Druckleitung Sicherheitsventile vorhanden sein, welche sich bei Steigerung
                              									der Wassergeschwindigkeit über eine bestimmte Grenze, z.B. bei einem Rohrbruch oder
                              									beim Durchgehen einer Turbine selbsttätig schließen und den Wasserzulauf
                              									abschneiden. Am unteren Ende der Druckleitung, in der Nähe des Kraftwerkes, sind
                              									Sicherungen gegen übermäßige Drucke beim plötzlichen Absperren einer Turbine
                              									anzuordnen. Diese leiten entweder das überflüssige Druckwasser seitlich nach dem
                              									Unterwassergraben ab, oder bestehen aus sogenannten Standrohren, gewöhnlich oben
                              									offenen Behältern, deren Wasserspiegel bei plötzlicher Drucksteigerung erhöht wird
                              									und die gegen Einfrieren geschützt werden müssen, oder sie sind endlich gewöhnliche
                              									Windkessel. In diesem Falle muß genau darauf geachtet werden, daß die Druckluft
                              									nicht durch Undichtheit verloren geht. (Köster) (The
                              									Engineering Record 1909 I S. 209 bis 211).
                           
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                           Neue Niederdruck-Wasserkraftanlage am
                              									Connecticut-River.
                           Das Wasserkraft-Elektrizitätswerk, welches die Connecticut
                                 										River Power Company in der Nähe von Vernon, Vt., errichtet hat, ist in
                              									mehrfacher Beziehung bemerkenswert. Es benutzt einen über die ganze Breite des
                              									Flusses gelegten Staudamm von insgesamt 253,8 m Länge, welcher an einigen Stellen
                              									bis zu 15 m hoch ist, von der Krone bis zu dem tiefsten Punkt des Fundamentes
                              									gemessen, und an dessen Enden über die Dammkrone hinausragende Erdwälle mit
                              									Futtermauern aus Eisenbeton anschließen, dazu bestimmt, das an dieser Stelle sehr
                              									breite Tal gegen Ueberschwemmungen durch Stauwässer zu schützen. Der Staudamm ist
                              									auf 180 m Länge als Ueberfallwehr ausgebildet, dessen Krone 9,15 m über dem
                              									mittleren Wasserstand liegt, doch kann die Stauhöhe durch aufgesetzte Bohlen um
                              									weitere 0,915 bis, 1,22 m erhöht werden. Zum Ableiten von Hochwasser enthält dieser
                              									Teil des Dammes 10 rechteckige Oeffnungen von 2,14 m Breite und 2,74 m Höhe, welche
                              									durch gegossene Schützen gesteuert werden. Zum Antrieb dieser Schützen dienen
                              									kräftige Spindeln aus Manganbronze, die nach oben hin in das Innere des Dammkörpers
                              									hinein verlängert sind, wo ein Arbeitsraum zum Betätigen dieser Spindeln mit Hilfe
                              									von Handrädern und Kegelradtriebe ausgespart ist. Dieser gleichzeitig zur Prüfung
                              									der Dichtheit des Dammes bestimmte Arbeitsraum ist von der einen Seite dieses
                              									Dammteiles aus zugänglich. An das Ueberfallwehr schließt sich nach dem westlichen
                              									Ufer hin eine 3,96 m breite Floßöffnung an, durch welche zugleich Eisschollen sowie
                              									andere Schwimmkörper abgeleitet werden können. Zu diesem Zwecke sind vor die
                              									Oeffnung lange Balken gelegt, welche sich gegen mehrere Betonpfeiler stützen und die
                              									Schwimmkörper nach der Oeffnung hinführen. An diese Floßöffnung schließt sich ferner
                              									das auf einem vollständig aus Eisenbeton hergestellten, mehrstöckigen Unterbau
                              									ruhende Gebäude des Kraftwerkes, welches selbst aus Eisenkonstruktion und
                              									Ziegelmauerwerk besteht. Dieses enthält bereits im ersten Ausbau 8 große
                              									Maschineneinheiten sowie zwei Erregergruppen, die alle in einer Reihe in der
                              									Richtung des Dammes aufgestellt sind. Die großen Maschineneinheiten bestehen aus
                              									senkrecht angeordneten Morgan Smith-Turbinen mit je einem Laufrad von 1448 und zwei
                              									Laufrädern von 1524 mm , deren Wellen oben mit wagerechten
                              									Drehstromerzeugern von je 2500 KW Leistung gekuppelt sind. Die Maschinen machen 133
                              									Umdrehungen in der Minute. Die Einlaufkanäle sind im Unterbau des Kraftwerkes für
                              									jede große Turbine sowie für die zwei Erregerturbinen gesondert ausgespart und sind
                              									wegen ihrer großen Abmessungen nicht mit je einem Absperrschieber versehen, sondern
                              									in der Mitte der Höhe einmal und in der oberen Hälfte noch einmal geteilt, sodaß zum
                              									Absperren jeder Einlauföffnung je drei getrennte Schieber dienen. Die Absperrbarkeit
                              									jeder Turbinenkammer für sich, ermöglicht, eine einzelne Turbine trockenzulegen und
                              									in den Lagern nachzusehen, ohne daß der Betrieb des Kraftwerkes gestört zu werden
                              									braucht. Das in den Turbinen verbrauchte Kraftwasser wird durch Kanäle abgesaugt,
                              									welche ebenfalls in dem Unterbau ausgespart sind und zwar haben die beiden unteren
                              									Laufräder jeder Maschineneinheit einen gemeinsamen, das obere Laufrad einen
                              									besonderen Absaugekanal, der sich dann mit dem anderen vereinigt. Hieraus ergibt
                              									sich eine recht verwickelte Bauart der Betoneisenkonstruktionen des Unterbaues,
                              									deren erfolgreiche Durchführung eine sehr ansehnliche Leistung darstellt. Der Strom
                              									des Kraftwerkes wird auf einer Fernleitung mit 60000 V Spannung bis auf Entfernungen
                              									von 96 km übertragen, näheren Orten aber mit 19000 V zugeführt. (The Engineering
                              									Record 1909 I S. 340 bis 342).
                           
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                           Wasserkraft-Elektrizitätswerk in Nord-Wales, England.
                           Das von der Aluminium-Corporation bei Dolgarrog erbaute Kraftwerk nutzt die
                              									Wasserkräfte des Lake Eigiau und des Lake Cowlyd aus, in welchen durch Dämme eine
                              									Wassermenge von 450000 cbm angestaut wird. Durch Oberwasserkanäle, welche an den
                              									Abflüssen der beiden erwähnten Seen beginnen, wird das Kraftwasser zu einem
                              									Wasserschloß geleitet, von welchem eine etwa 1080 m lange Druckleitung mit 301,8 m
                              									Gefälle zum Kraftwerk führt. Die Entfernung des Kraftwerkes von dem etwa 1200 m
                              									langen Staudamm im Eigiausee beträgt 6,4 km. Die Druckleitung ist im oberen Teile
                              									aus gußeisernen, im unteren aus überlappt geschweißten Rohrstücken zusammengesetzt,
                              									hat durchweg 9,4 mm inneren Durchmesser und ist an ihrem oberen Ende mit einem Sieb
                              									versehen. Im Maschinenhause teilt sich die Leitung in vier zu den Maschinengruppen
                              									führende Stränge, in welche ebenfalls. Siebe eingebaut sind. Die Maschinenausrüstung
                              									des Kraftwerkes, welche von Ganz & Comp. in
                              									Budapest herrührt, besteht aus vier Pelton-Doppelturbmen, deren Wellen mit je zwei Gleichstromdynamos von 1000 KW
                              									Leistung gekuppelt sind. Die Turbinen haben Handregulierung für die Düsenweite und
                              									selbsttätige Ablenkerzungen für den Druckwasserstrahl für den Fall plötzlicher
                              									Entlastung, wodurch unzulässige Drucksteigerungen in der Druckleitung vermieden
                              									werden. Das Wasser gelangt dann unmittelbar in den unter den Turbinen befindlichen
                              									Ablaufgraben, dessen Wasserspiegel künstlich etwas angestaut wird, damit der
                              									Wasserstoß nicht unmittelbar auf das Betonmauerwerk auftrifft. Der in dem Kraftwerk
                              									erzeugte Strom wird in der benachbarten Aluminiumhütte ausgenutzt, welche mit 125
                              									Oefen ausgerüstet ist und etwa 1600 t Metall jährlich liefert. Die Betriebsspannung
                              									der Dynamomaschinen beträgt in normalen Fällen 150 Volt bei 450 Umdrehungen in der
                              									Minute, muß sich aber bis zu o Volt herunter sehr genau regeln lassen. (Zeitschr.
                              									f.d. gesammte Turbinenwesen 1909 S. 141 bis 142.)
                           
                              H.