| Titel: | Das Schweißen von Grobblechen. | 
| Fundstelle: | Band 324, Jahrgang 1909, S. 600 | 
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                        Das Schweißen von Grobblechen.
                        Aus einem Artikel der Teknisk Tidkrift von Ingenieur
                           									Per
                                 										Boethius.
                        (Schluß von S. 586 d. Bd.)
                        Das Schweißen von Grobblechen.
                        
                     
                        
                           In einem modern eingerichteten Schweißwerke mit vielseitiger Fabrikation findet
                              									man im allgemeinen Spezial-Schweißmaschinen für die verschiedenen Zwecke. Diese
                              									Schweißmaschinen sind sowohl beweglich als ortsfest angeordnet. Die ersteren sind
                              									einfacher konstruiert als die ortsfesten, da sie möglichst leicht für verschiedene
                              									Verwendungsgebiete gebraucht werden sollen und zwar hauptsächlich in solchen Fällen,
                              									in denen früher der Handschmied eingreifen mußte. Die ortsfesten Anlagen sind häufig
                              									recht kompliziert, oft auch für ganz spezielle Fabrikationen konstruiert. Bei
                              									letzteren Konstruktionen kommt es in vielen Fällen darauf an, jede Handarbeit
                              									und jede mit der letzteren verbundene Geschicklichkeit auszuschließen.
                           Fig. 6 zeigt eine einfache bewegliche Anordnung für
                              									Gasschweißung. Die Brenner B sind auf ihrem Gas- und
                              									Luftzuführungsrohr R aufgehängt und das Ganze ist
                              									wieder auf einem Wagen V oder einem Block L montiert; der Wagen läuft auf einem Balken. Diese
                              									Anordnung eignet sich besonders zum Einschweißen von Böden in größere Behälter.
                              									Jeder Brenner muß für sich bedient werden. Das Hämmern geschieht mit der Hand.
                           
                           Eine ganz hervorragend gute Konstruktion zur Herstellung von Rohren größerer
                              									Dimensionen zeigt Fig. 7 im Schema. Das Schweißstück
                              										R ist auf Rollen drehbar liegend, auf dem Wagen V montiert, der auf einem Gleis leicht beweglich ist;
                              									der Hammer H ist an einem Balken fest angebracht und
                              									der Ambos S befindet sich an dem einen Ende eines
                              									starken Stahlbalkens, der von dem Gegengewicht M
                              									ausbalanciert wird. Gas und Luft werden den Brennern B
                              									durch die Rohrleitung L zugeführt. Die ganze Anordnung
                              									– der Hammer sowohl als die Gas- und Luftventile – kann mit Leichtigkeit von einem
                              									einzigen Mann bedient werden, der nur zwei Handlanger zu seiner Unterstützung
                              									notwendig hat. Mit Hilfe dieser Maschine kann man in einer Stunde, je nach der
                              									Stärke des Materials, 1 bis 2½ m schweißen, wobei der Verbrauch an Brennmaterial ein
                              									verhältnismäßig geringer ist.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 324, S. 601
                              Fig. 6.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 324, S. 601
                              Fig. 7.
                              
                           Für den Fall, daß die Verarbeitung genügend langer Bleche Schwierigkeiten verursacht,
                              									kann man durch Rundschweißung zwei oder mehrere Rohre in ein einziges Rohr von
                              									beträchtlicher Länge vereinigen.
                           Aehnliche Maschinenkonstruktionen finden Verwendung zum Anschweißen von Flanschen an
                              									den Enden glatter Rohre. Unter den maschinell bestriebenen Hämmern ziehen wir die
                              									Lufthämmer den Dampfhämmern vor, da die Lufthämmer leichter reguliert werden können,
                              									sie sind ferner reinlicher und unabhängig von der Dampfzentrale, während für die
                              									Dampfhämmer störende Leitungen in den Werkstätten eine Notwendigkeit bilden. Der
                              									Lufthammer dagegen kann leicht mittels Riemenantrieb von einem Elektromotor oder von
                              									jeder Transmission aus angetrieben werden. Fig. 8
                              									zeigt einen solchen Hammer modernster Konstruktion.
                           Die geringste Blechstärke, die sich mit Vorteil nach dem oben beschriebenen
                              									Schweißverfahren bearbeiten läßt, ist 4 mm; bei geringeren Blechstärken empfiehlt
                              									sich mehr die Anwendung der autogenen Schweißung. Bei stärkeren Blechen wird die
                              									Bearbeitung des Bleches durch Maschinenschweißung bewirkt, und ein gewandter
                              									Schweißer kann mittels der Maschine so sorgfältig schweißen, daß auch große
                              									Anforderungen in bezug auf die Gleichmäßigkeit und Güte der Schweißstelle von ihm
                              									erfüllt werden. Auch bezüglich der Glätte der Fläche und des Aussehens der
                              									Schweißnaht läßt eine gut ausgeführte Schweißung nichts zu wünschen übrig, so daß es
                              									häufig schwer fallen dürfte, nach der Schweißung bei den Rohren, wenn sie geglüht
                              									und gut rund gewalzt sind, eine Spur von der Schweißung wahrzunehmen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 324, S. 601
                              Fig. 8.
                              
                           Die am häufigsten vorkommende Blechstärke dürfte zwischen 8
                              									und 25 mm liegen; man kann aber auch, und besonders bei Maschinenschweißung, eine homogene und
                              									zuverlässige Schweißung mit noch stärkeren Blechen erhalten.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 324, S. 602
                              Fig. 9.
                              
                           Wenn man fragt, ob die Sicherheit bei einer Schweißnaht oder bei einer Nietnaht
                              									größer ist, so muß der Vergleich fraglos zugunsten der Schweißnaht ausfallen. Eine
                              									einreihige Nietnaht wird selten einen höheren Wert ergeben als 60% der Festigkeit
                              									des vollen Bleches; bei einer zweireihigen Nietnaht wird der Wert 70%, bei einer
                              									dreireihigen 75% betragen. Durch die Verwendung von Laschen kann man bis auf 80% der
                              									Blechfestigkeit kommen.
                           Dagegen zeigt die Erfahrung, daß gut ausgeführte Schweißungen eine Festigkeit von
                              									90–95% des vollen Materials besitzen, und eine gut geleitete Schweißwerkstätte wird
                              									nicht Anstand nehmen, 90% zu garantieren. Die Eigenschaft des Materials braucht in
                              									der Schweißnaht durchaus nicht verschlechtert zu sein, zumal das Material beim
                              									Schweißen vermehrte Bearbeitung erfährt. Wenn man aber berücksichtigt, daß selbst
                              									der gewandteste Arbeiter kaum das Eintreten von Schlackenbildung in der Schweißnaht
                              									oder in deren Nähe bzw. von Wegschmelzen der Oberfläche zu vermeiden vermag, wodurch
                              									eine unbedeutende Abnahme der Wandstärke bedingt sein kann, wird es in jedem Fall
                              									richtiger sein, sich mit einer niedrigeren Ziffer als 90% bei der
                              									Festigkeitsberechnung der Schweißnaht zu begnügen und die Festigkeit auf 70–75%
                              									festzusetzen, sie also eben so hoch anzunehmen wie die Festigkeit einer doppelten
                              									oder dreifachen Nietnaht.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 324, S. 602
                              Fig. 10.
                              
                           Die Erfahrung hat gezeigt, daß, je stärker die Blechstärke, um so größer die
                              									Möglichkeit ist, daß Schwankungen in der Materialstärke durch das Schweißen
                              									auftreten. Ein Grund hierfür dürfte darin gefunden werden, daß stärkere Bleche
                              									verhältnismäßig längere Zeit gebrauchen, bis sie auf Schweißglut erwärmt werden, als
                              									dünnere. Durch zahlreiche Versuche ist festgestellt worden, daß die oben erwähnten
                              									Qualitätszahlen eine sichere Basis bieten für zylindrische Gefäße, wie
                              									Dampfkesselmäntel und andere Behälter, welche einem inneren Druck ausgesetzt sind.
                              									Ganz besonders ist Schweißung da am Platze, wo es sich erstens um eine glatte oder
                              									ebene Oberfläche handelt, und zweitens bei allen solchen Gefäßen, wo eine
                              									vollständig zuverlässige und dauernde Dichtigkeit erforderlich ist – sei es, daß die
                              									Gefäße mit Flüssigkeit oder Gasen unter gewöhnlichem oder hohem Druck gefüllt
                              									werden; drittens bei allen Apparaten, welche leicht Anrostungen durch Säure oder
                              									schädlichen chemischen Einflüssen ausgesetzt sind oder bei welchen eine direkte
                              									Einwirkung von Feuergasen stattfindet.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 324, S. 602
                              Fig. 11.
                              
                           Bei der Fabrikation von Dampfkesseln hat die Schweißtechnik ihre erste und
                              									wahrscheinlich auch größte Verwendung gefunden. Jede Stelle im Innern eines
                              									Dampfkessels, in welchem sich eine Niehnaht mit hervorstehenden Blechkanten und
                              									Nietkanten befindet, bietet natürlich Angriffspunkte für Kesselstein und Schlacken.
                              									Alle hierdurch hervorgerufenen Uebelstände werden zum größten Teil vermieden, wenn
                              									sämtliche Nietnähte durch Schweißnähte ersetzt werden. Aus diesem Grunde versucht
                              									man jetzt die Flammrohre vollständig zuschweißen und zwar ganz besonders darum, weil
                              									diese Teile auf der inneren Seite der Einwirkung des Feuers ausgesetzt sind. Da die
                              									Vorteile einer glatten inneren Naht auch für den als Kesselmantel dienenden Teil in
                              									Betracht kommen, so werden in neuester Zeit auch vollkommen geschweißte Mäntel,
                              									selbst für hohe Arbeitsdrücke, geliefert.
                           Fig. 9 zeigt einige Einzelheiten an einem
                              									Schiffskessel. Bei diesem sind die beiden Flammrohre mit den Rohrwänden in einem
                              									einzigen Stücke verschweißt. Diese Anordnung des Festschweißens der Flammrohre an
                              									der inneren Rohrwand kommt jetzt sehr viel zur Anwendung, vor allem aber bei Kesseln
                              									mit kleineren Abmessungen, da man in diesem Falle die Nietnaht vermeiden kann, die
                              									am meisten der Einwirkung der heißen Feuergase ausgesetzt ist. Etwaige hierdurch
                              									entstehende Mehrkosten werden durch die Dauerhaftigkeit der Konstruktion vollkommen
                              									ausgeglichen.
                           Fig. 10 zeigt ein Flammrohr in einem Stück mit der
                              									Feuerkammer verschweißt, wie solche bei Schiffskesseln benutzt werden, und Fig. 11 eine ausschließlich mit Wassergas geschweißte
                              									Rohrkammer für einen Wasserrohrkessel.
                           Gewellte Flammrohre werden wie folgt hergestellt: Nachdem die glatten Rohre in
                              									üblicher Weise geschweißt sind, kommen sie in einen Glühofen und unmittelbar darauf
                              									in die Wellmaschine. Diese besteht aus einem Walzwerk mit auswechselbaren Walzen,
                              									von denen die obere zum Ausheben eingerichtet ist. Die Maschine läßt sich leicht für
                              									das gewünschte Wellprofil einstellen. Da der Betrieb solcher Walzwerke jedoch
                              									außerordentlich kostspielig ist, ziehen manche Werke die Ausführung der Walzung
                              									mittels einer hydraulischen Presse vor, die für diesen Zweck besonders konstruiert
                              									ist. Die Arbeit geht alsdann derartig vor sich, daß das Rohr in der Presse liegend
                              									erwärmt wird und daß die Wellen nach und nach während der Drehung des Rohres
                              									aufgepreßt werden.
                           Die chemische Industrie fordert in ihrer heutigen Ausdehnung Apparate, die leichter
                              									und dabei dauerhafter als die gewöhnlichen genieteten Apparate sind. Die gleichen
                              									Anforderungen sind von Firmen gestellt worden, welche Pfannen zum Glühen, zum
                              									Galvanisieren oder zum Heißverzinnen gebrauchen. Infolgedessen werden jetzt
                              									derartige Pfannen aus ganz geschweißtem Blech hergestellt, obgleich gegossene
                              									Pfannen evtl. billiger beschafft werden können. Gegossene Pfannen sind aber ihrer
                              									großen Wandstärke wegen sehr schwer und schwierig zu handhaben. Aus diesem Grunde
                              									ist bei der Verwendung gegossener Pfannen auch mehr Feuerung zum Anwärmen
                              									erforderlich und schließlich sind sie der Natur ihres Materials nach weniger
                              									widerstandsfähig gegen die Einwirkung des Feuers und die Angriffe des Metallbades.
                              									In Anbetracht dieser Umstände werden gegossene Pfannen für all die genannten Zwecke
                              									fast gar nicht mehr angewendet.
                           Einen sehr wichtigen Zweig der Schweißtechnik bildet die Fabrikation der Behälter für
                              									Luft oder Gas mit höherem oder niedrigerem Druck. Die kleineren Gefäße werden mit
                              									Hilfe besonderer Preß-, Zieh- oder Walzmaschinen fabriziert, durch deren Anwendung
                              									es möglich ist, die Herstellung des Zylinders so zu bewirken, daß er mit dem Boden
                              									ein einziges homogenes Stück bildet. Wir erwähnen hierbei das Phönix-Verfahren, das Ehrhardtsche Verfahren und das Mannesmann-Verfahren. Bei größeren Abmessungen geht die Fabrikation
                              									jedoch so vor sich, daß ein zusammengebogenes Blech zu einem Zylinder geschweißt und
                              									daß alsdann der Boden nachträglich eingeschweißt wird.
                           Die Fabrikation geschweißter Rohre und Rohrleitungen ist eines der wichtigsten
                              									Arbeitsgebiete der Schweißtechnik, denn innerhalb dieses findet in der Tat eine
                              									Massenfabrikation statt. Kleinere Gasrohre werden bekanntlich seit langer Zeit
                              									entweder überlappt oder stumpf geschweißt. Erwähnt seien hierbei die verschiedenen
                              									Walz- und Ziehprozesse, vor allem der Mannesmann-Prozeß. Diese Methoden sind indessen nur bis zu einem Durchmesser
                              									von 300 mm vorteilhaft anwendbar; das große Gebiet, das jenseits 300 mm liegt, kann
                              									jetzt mittels Wassergas geschweißter Rohre ausgefüllt werden. Mittels der
                              									Wassergasschweißung können Rohre von jedem beliebigen Durchmesser hergestellt werden
                              									und die Grenze liegt nur dort, wo die Transportverhältnisse einen Halt gebieten.
                              									Ganz besonders in Deutschland hat die Rohrfabrikation mittels Wassergasschweißung
                              									einen außerordentlich großen Umfang angenommen. Sogar Rohrleitungen für Gas und
                              									Wasser und für Turbinenanlagen, selbst für die größte Fallhöhe und für die höchsten
                              									in Betracht kommenden Drucke werden jetzt maschinell geschweißt; ebenso werden die
                              									Flanschenverbindungen und Abzweigungen mit Wassergas eingeschweißt.
                           In erster Linie kommen geschweißte Rohre in Betracht, wenn auf ein möglichst geringes
                              									Gewicht Wert gelegt wird, z.B. beim Aufhängen von Leitungen an Brücken oder bei
                              									Leitungen unter Wasser, da geschweißte Rohre beim Verlegen enorme Vorteile bieten,
                              									ganz abgesehen von den Vorteilen bezüglich Zuverlässigkeit und Elastizität. Mit
                              									Rücksicht auf das geringe Gewicht können die einzelnen Rohrleitungsstücke länger
                              									genommen werden, so daß auch weniger Dichtungen vorhanden sind.
                           Es braucht wohl kaum erwähnt zu werden, daß auch für Hochdruckdampfleitungen und
                              									Dampfsammel-rohre sich geschweißte Rohre besonders gut eignen, und wenn es sich um
                              									einigermaßen große Dimensionen handelt, so können geschweißte Rohre selbst mit
                              									Stahlgußteilen konkurrieren.
                           Zu der Rohrfabrikation gehört auch die Herstellung einiger anderer Artikel, wie z.B.
                              									Mäste für große Schiffe, und besonders die deutsche Marine verwendet vielfach Mäste
                              									und Raaen aus geschweißtem Blech. Auch die elektrische Industrie benutzt heute am
                              									meisten geschweißte Mäste.