| Titel: | Aschenförderung mittels Luft- und Wasserstromes. | 
| Autor: | J. Petersen | 
| Fundstelle: | Band 324, Jahrgang 1909, S. 625 | 
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                        Aschenförderung mittels Luft- und
                           								Wasserstromes.
                        Von Ingenieur J.
                                 									Petersen-Berlin.
                        Aschenförderung mittels Luft- und Wasserstromes.
                        
                     
                        
                           Bei größeren Krafterzeugungsanlagen, in denen Kohlen zur Verbrennung gelangen
                              									und somit Asche und Schlacken entstehen, müssen Einrichtungen vorgesehen werden, um
                              									diese Rückstände von dem Erzeugungsort nach außen zu bringen. Die angewendeten
                              									Methoden sind mannigfach. Je nach Ausdehnung und den Örtlichen Bauverhältnissen
                              									kommen Schubkarren, Schnecken, eiserne Förderbänder, Schwing- und andere Rinnen zur
                              									Verwendung. Bei umlaufenden Becherwerken, wie solche von mir S. 481 d. Bd.
                              									beschrieben wurden, dient das Becherwerk zum Transport der Kohle, gleichzeitig- auch
                              									für die Aschenbeförderung. Diese Methoden sind rein mechanische, dadurch
                              									gekennzeichnet, daß die Asche auf beweglichen Unterlagen getragen, geschoben oder
                              									gestoßen wird.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 324, S. 625
                              Fig. 1. Saugluftaschenförderer der Darley Engineering Co.
                              A Wasserzufuhr, B Aschenventil, C
                                 										Gebläse, D Luftaustritt, E Einwurf für Asche.
                              
                           Eine neuere Anordnung hat die Aschenförderung durch Preß- und Saugluft oder durch
                              									Wasserdruck gefunden.
                           Die Verwendung von Luft zur Förderung von Massen- oder Sammelgütern ist für andere
                              									Materialien als Asche nicht neu. Bekannt dürfte die pneumatische Förderung von
                              									Getreide oder deren Nebenprodukten von dem englischen Ingenieur Duckham sein. In dasselbe Gebiet fallen die Staub- und
                              									Spänetransportanlagen, sowie die Wasserpumpen und Saugbagger.
                           In Deutschland haben pneumatische Aschenförderungen für stationäre Betriebe noch
                              									keine Anwendung gefunden, im Gegensatz zu den Methoden, die auf Schiffen angewendet
                              									und bei denen Saug- und Druckluft, sowohl als Druckwasser für diese Förderzwecke
                              									dienstbar gemacht werden.
                           Die nachstehend beschriebenen stationären Anlagen sind amerikanischen Ursprungs,
                              									welche im Prinzip nicht wesentlich voneinander abweichen. Die Anlage Fig. 1 aus Engin-News ist von der Darley Engineering Co. in Pittsburg-Pa. gebaut worden.
                              									Abgesehen von dem Gebläse oder Exhaustor sind keine bewegten Teile vorhanden,
                              									welches in Verbindung mit Staubvermeidung und Geräuschlosigkeit manches Angenehme
                              									bietet. Ferner kann die Verlegung der Rohre im allgemeinen beliebig erfolgen, ein
                              									Umstand, der nicht hoch genug zu bewerten ist, wenn man bedenkt, welche
                              									Schwierigkeiten sich zuweilen dem Einbau anderer Anlagen in winkligen Bauten
                              									bieten.
                           
                           Im wesentlichen besteht die Fördereinrichtung- aus den Saugrohren mit
                              									Ascheneinwurf; einem dünnen Rohr mit Wasserzufuhr, um die Hitze und den Staub
                              									niederzuschlagen, einem Aschensammelbehälter und einem Gebläse mit Antrieb.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 324, S. 626
                              Krümmer mit HartgußrückwandD Deckel, H Hartguß.
                              
                           Die Saugrohre werden je nach Größe der Fördermenge aus starkwandigen Gußrohren mit
                              									Durchmesser von 150, 200 und 250 mm ausgeführt. Vorteilhaft ist die Verlegung der
                              									Rohre unterhalb des Fußbodens im Kesselhaus, oder unter der Erde außerhalb des
                              									Gebäudes. Nach Versuchen fördern die kleineren
                           
                              
                                 Rohre
                                 von
                                 150
                                 mm
                                 
                                    
                                    
                                 etwa
                                 100
                                 kg
                                 trockene
                                 Asche
                                 in
                                 der
                                 Minute,
                                 
                              
                                 „
                                 „
                                 200
                                 „
                                 „
                                 „
                                 150
                                 „
                                 „
                                 „
                                 „
                                 „
                                     „    ,
                                 
                              
                                 „
                                 „
                                 250
                                 „
                                 „
                                 „
                                 250
                                 „
                                 „
                                 „
                                 „
                                 „
                                     „    .
                                 
                              
                           Einige schon ausgeführte Anlagen haben eine Rohrlänge von 160
                              									m, in denen senkrechte Steigungen von 40 m vorhanden sind. Die horizontale Rohrlänge
                              									ist, wie z.B. bei unseren Wasserpumpen, ohne großen Einfluß und kann daher noch
                              									vergrößert werden.
                           Die Ascheneinwurftrichter werden vorteilhafterweise direkt an den Aschentüren der
                              									Kessel vorgesehen. Die Oeffnungen der Einwurftrichter sind in der Größe so bemessen,
                              									daß Stücke, die durch diese Oeffnungen hindurchgehen, einwandsfrei durch das ganze
                              									Förderrohr fließen können.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 324, S. 626
                              Fig. 5. Saugluftaschenförderer von Heß & Brown in den Armour Glue
                                 										Works.
                              A1–A7 sieben Sterling-Kessel,
                                 										A8–A13 sechs Sterling-Kessel; B Saugrohr 254 mm Durchmesser, 41,7 m lang; C
                                 										Saugrohr 254 mm Durchmesser 11,5 m lang; D Saugrohr 254 mm Durchmesser 15,5 m
                                 										lang; E Saugrohr 254 mm Durchmesser 16,8 m lang; F Saugrohr 254 mm Durchmesser
                                 										10,5 m lang; G Wasserzufuhrrohr 13 mm Durchmesser; H Behälter für nasse Asche 47
                                 										cbm Inhalt; I Exhauster; K Exhaustor Saugrohr 560 mm Durchmesser; L Exhaustor
                                 										Druckrohr 460 mm Durchmesser; M nach dem Schornstein.
                              
                           Die inneren Rohrwandungen bleiben rostfrei infolge des ständigen Luftzuges. Aehnlich
                              									wie bei den Förderrohren der pneumatischen Getreideheber ist auch hier die
                              									Tatsache festgestellt worden, daß die größere Menge des Fördergutes in der Mitte des
                              									Rohres schwebend sich fortbewegt und weniger auf der unteren Hälfte. Diese
                              									Erscheinung läßt sich damit erklären, daß die Luftbewegung infolge Reibung an den
                              									Rohrwänden in der Mitte am größten ist, wodurch namentlich der größere Teil der
                              									kleineren und kleinste Teile mitgenommen wird. Schwere Stücke können dagegen nicht
                              									dauernd in der Schwebe erhalten bleiben, sondern berühren die untere Hälfte des
                              									Rohres. Infolge der glas- und steinartigen Eigenschaften mancher Schlackenreste sind
                              									die unteren Rohrböden, sowie namentlich die Krümmer oder Ellbogen, größeren
                              									Abnutzungen ausgesetzt. Dieser Umstand hat dazu geführt, exentrische Rohre mit
                              									größerer unterer Wandstärke und Krümmer mit auswechselbaren Rückwänden aus Hartguß
                              									s. Fig. 2–4 zu verwenden.
                           Kurz bevor die Asche in den Sammelbehälter gelangt, wird mittels eines Wasserstrahles
                              									der Staub und die Hitze niedergeschlagen. Der Sammelbehälter hat den doppelten
                              									Zweck, Asche und Wasser von der Luft zu scheiden und in seinem unteren Teile das
                              									Fördergut so lange aufzuspeichern, bis es durch Oeffnen eines Ventiles nach dem Orte
                              									der Bestimmung gelangt. Steht der Sammelbehälter in kalten Gegenden außerhalb des
                              									Gebäudes, so ist Fürsorge zu treffen, daß die nasse Asche nicht gefriert. Zu diesem
                              									Zwecke werden die Wandungen isoliert oder in dem unteren Teil der Behälters wird,
                              									falls sich Dampf in der Nähe befindet, eine Dampfschlange angeordnet.
                           Besondere Sorgfalt ist auf die Scheidung von Luft und Staub zu verwenden und zwar für
                              									die Luft, die durch das Gebläse geht. Schon die ersten Gebläseeinrichtungen der
                              									Getreideheber hatten durch das Eindringen von Staubteilen zu leiden und wurden nach
                              									kurzer Zeit unbrauchbar. Wie berichtet wird, haben sich bei den beschriebenen
                              									Aschentransportanlagen nennenswerte Schwierigkeiten durch Staubbildung- im Gebläse
                              									nicht gezeigt.
                           Die Bedienung ist die denkbar einfachste; selbst für große Anlagen genügt ein Mann,
                              									dessen Haupttätigkeit darin besteht, die Asche den Einwurftrichtern zuzuführen.
                           In Fig. 5 ist aus „Power“ eine Anlage von George B. Heß und C.W.
                                 										Brown wiedergegeben, welche besondere Beachtung verdient, da es sich um das
                              									Ergebnis von Versuchen handelt; die in den Armour Glue
                                 										Works ausgeführt wurden.
                           In ähnlicher Weise wie bei der erst beschriebenen Anlage wird auch hier die Asche
                              									durch Saugluft gefördert. Die Hauptbestandteile setzen sich wieder zusammen aus dem
                              									Gebläse, den Saugrohren, dem Sammelbehälter, sowie einer besonderen Kammer oberhalb
                              									des Behälters, in der vornehmlich die Scheidung von Luft und Asche stattfinden
                              									soll.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 324, S. 627
                              Fig. 6.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 324, S. 627
                              Fig. 7.
                              
                           Die Gebläsemaschine saugt in Richtung der Pfeile die Luft aus dem Sammelbehälter und
                              									läßt sie wieder durch den Schornstein entweichen. Infolge der Luftverdünnung in dem
                              									Behälter entsteht die Luftströmung in den Aschen-Förderrohren. Die Asche wird den
                              									Rohren durch Einwurftrichter direkt zugeführt. Der Sammelbehälter, der oben
                              									geschlossen ist, hat ein Fassungsvermögen von 47 cbm und befindet sich reichlich 10
                              									m oberhalb Kesselfußbodens. Der obere kleinere Behälter hat 1,5 m  und
                              									reichlich 2 m Höhe. Verbunden sind beide Behälter durch 3 Rohre von 300 mm lichte
                              									Weite, von denen die beiden äußeren als Umlaufrohre dienen. An dem Deckel des oberen
                              									kleineren Behälters ist das Saugrohr angeschlossen, welches 560 mm  hat und
                              									aus verzinktem Eisenblech hergestellt ist.
                           Die Gesamt-Kesselhausanlage besteht aus 13 Kesseln, wobei die Kessel A1–A7 und Kessel A8–A13 für sich besondere
                              									Saugohre haben.
                           Die Aschen-Förderrohre haben einen lichten Durchmesser von 254 mm. Kurz vor der
                              									Einmündung dieser Rohre in den Sammelbehälter sind die Wasserhähne
                              									angeschlossen.
                           Wie schon erwähnt wurde, beruht die endgiltige Anordnung dieser Anlage auf Versuche.
                              									Am Anfange boten sich viele Schwierigkeiten dar, die zweckmäßiges Arbeiten in Frage
                              									stellten. Zunächst war die erste Gebläsemaschine für diesen Zweck nicht geeignet.
                              									Die Abscheidung der Asche von der dem Gebläse zugeführten Luft war ungenügend.
                              									Kleine Aschenteilchen gelangten in das Innere des Gebläses, wodurch dessen Flügel
                              									und andere Teile abgenutzt wurden. Das erste Gebläse wurde schließlich gänzlich
                              									zerstört.
                           An seine Stelle kam ein Root-Gebläse, welches mit seinem
                              									75 PS Motor und direktem Riemenantrieb 260 Umdrehungen i.d. Min. machte. Dieses
                              									Gebläse hat bis jetzt über ein Jahr allen Anforderungen entsprochen. Es wurde unter
                              									den verschiedenen Arbeitsbedingungen ein stetiges Vakuum vom 63 mm Quecksilbersäule
                              									an der Einlaßseite gemessen.
                           Die kleinere Behälterkammer oberhalb des Sammelbehälters war ursprünglich ein Cyklon,
                              									welcher die Scheidung von Asche und Luft durch zentrifugales Ausscheiden bewirken
                              									sollte. Hierbei gelangten die Aschenteile direkt nach dem kegelförmigen Boden, um
                              									von hier durch ein Fallrohr von 366 mm in den Sammelbehälter zu fließen. Zur
                              									Vermeidung des Luftzutrittes in die Kammer erhielt das Fallrohr am oberen Ende ein
                              									rotierendes Ventil, das von einem 1 PS Motor angetrieben wurde. Wenngleich hierdurch
                              									teilweise zufriedenstellende Ergebnisse erzielt wurden, so stellten sich mit der
                              									Zeit doch Schwierigkeiten ein. Die bedingte Lage des Motors verbunden mit den
                              									ungünstigen Verhältnissen, unter denen er zu arbeiten hatte, waren hierfür der
                              									Hauptgrund. Nach häufigen Reparaturen wurden Cyklon, rotierendes Ventil und Motor
                              									entfernt, dafür versucht, den Zweck dieser Elemente durch andere Mittel zu
                              									erreichen. Zunächst wurde der Sammelbehälter oben abgedeckt, der Cyklon wurde als
                              									solcher nicht mehr gebraucht, sondern zu einer erweiterten Fortsetzung des
                              									Saugrohres umgebaut. Die von dem Cyklon seitlich abgezweigten Rohre wurden direkt
                              									nach dem Sammelbehälter geführt, um hierdurch den Gesamtdurchgangsquerschnitt von
                              									dem Sammelbehälter bis nach der Hauptsaugleitung von 560 mm zu vergrößern. Durch die
                              									Vergrößerung des Querschnittes wurde naturgemäß eine Geschwindigkeitsabnahme der
                              									angesaugten Luft und der in ihr enthaltenen Bestandteile erreicht. Unter diesem
                              									Einfluß fielen die schwereren Teile nach dem Kegel der Kammer zurück, um von dort
                              									nach dem Sammelbehälter zu gelangen.
                           Die Saugrohre Fig. 6 und Fig. 7, welche längs der ganzen Vorderseite der beiden Kesselreihen
                              									verlegt sind, waren ursprünglich aus starkwandigen schmiedeeisernen Rohren von 254
                              									mm lichtem Durchmeser gefertigt und hatten in der Nähe der Aschtüren
                              									Einwurföffnungen von 150 mm .
                           Auf Grund früherer, von anderer Seite angestellter Versuche, wurde vorausgesetzt, daß
                              									in den Rohren Luftwirbelungen auftreten würden, durch welche die Asche nicht nur auf
                              									der unteren Rohrhälfte schleift, sondern die ganze Rohrwandung gleichmäßig in
                              									Mitleidenschaft zieht. Diese Gründe waren bestimmend, Rohre von gleicher Wandstärke
                              									zu verwenden. Die Annahme gleicher Abnutzung des Rohrinnern hat sich jedoch nach
                              									kurzer Zeit als irrig erwiesen. Sehr bald wurde die Erfahrung gemacht, daß
                              									namentlich die Verbindungsstellen der Rohre untereinander, wo durch Einschneiden des
                              										Gewindes eine
                              									Verminderung- der Wandstärke eingetreten war, bis zur Unbrauchbarkeit abnutzen.
                              									Später war auch der Verschleiß in den unteren Rohrhälften so weit fortgeschritten,
                              									daß mehrfache Auswechselungen durch neue Rohre erforderlich wurden. Da die
                              									Lebensdauer der Leitung zu gering war, wurden sämtliche schmiedeeisernen Rohre mit
                              									gleicher Wandstärke entfernt und an deren Stelle gußeiserne mit dickeren Wandungen
                              									eingebaut. Die horizontal verlegten Rohre erhielten hierbei ungleiche Wandstärken
                              									und zwar oben 25 mm, die sich in der unteren Hälfte bis 38 mm vergrößerten (Fig. 8). An den Stellen, wo die neuen Rohre die
                              									Aschentüren passierten, sind Rohransätze von 225 mm l.W. vorgesehen, die am oberen
                              									Ende auf einen Durchmesser von 150 mm verjüngt wurden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 324, S. 628
                              Fig. 8. Aschenförderrohr.
                              
                           In der Zeit, in der keine Asche gefördert wird, erhält jeder Rohrstutzen einen
                              									Verschlußdeckel. Diese Deckel sind kreisrunde Platten, die auf der unteren
                              									Seite eine Vförmige Vertiefung haben, welche mit Metall
                              									ausgegossen und sauber bearbeitet wurden, wodurch man einen annähernd luftdichten
                              									Abschluß erreichte. Die Größe der Einwurföffnung des Rohrstutzen steht in einem
                              									bestimmten Verhältnis zum Förderrohrquerschnitt. Bei anderen zur Ausführung
                              									gelangten Anlagen, bei denen dieser Umstand weniger beabachtet worden war,
                              									beeinträchtigten verschiedene Mißstände die richtige Arbeitsweise. Nach Versuchen
                              									wurden die besten Ergebnisse erreicht, wenn sich die beiden Querschnitte wie 113
                              									verhielten. In den „Armour Glue Works“ ist das
                              									Verhältnis 1 : 2,77; auch hierbei wurde eine sehr gute Wirkungsweise erzielt.
                           Von Wichtigkeit ist ebenfalls die Lage des Eintrittes der angesaugten Luft in das
                              									Förderrohr. Vorteilhafterweise erfolgt er am äußersten Ende durch den vollen
                              									Querschnitt der Lichtöffnung oder besser noch durch einen aufgesetzten erweiterten
                              									Trichter. Seitliche Luftzuführungen, außer den kleineren Mengen, die durch die
                              									Einwurftrichter gelangen, empfehlen sich nicht, wie durch Versuche erwiesen
                              									wurde.
                           
                              (Schluß folgt.)