| Titel: | Neuerungen im Telegraphen- und Fernsprechwesen. | 
| Autor: | Otto Arendt | 
| Fundstelle: | Band 324, Jahrgang 1909, S. 643 | 
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                        Neuerungen im Telegraphen- und
                           								Fernsprechwesen.
                        Von Otto Arendt, Kaiserl.
                           								Telegrapheningenieur.
                        (Fortsetzung von S. 634 d. Bd.)
                        Neuerungen im Telegraphen- und Fernsprechwesen.
                        
                     
                        
                           An dieser Stelle mögen noch die „Systemkabel“ erwähnt werden, die nicht
                              									zur unterirdischen Verlegung bestimmt sind, sondern die innerhalb der
                              									Umschaltesysteme für Fernsprechämter zur Verbindung der Klinken untereinander und
                              									mit den Außenleitungen dienen und – mit Bleimantel geschützt – auch zum Abschluß der
                              									Papierkabel benutzt werden. Zur Isolation ist Gummi am besten geeignet, aber wegen
                              									der hohen Ladungskapazität wieder weniger zu empfehlen. Man verwendet doppelte
                              									Umspinnung mit reiner Seide, und darüber zur Auffüllung und Verminderung der
                              									Kapazität Baumwolle. Zum Schutz gegen Feuchtigkeit, den vor allem die sehr
                              									hygroskopische Baumwolle verlangt, werden die Adern mit etwa 0,15 mm starkem
                              									Bleiband umwickelt. Darüber folgt Manilapapier und eine doppelte
                              									Baumwollumklöpplung, sowie die Tränkung mit feuersicherer Farbe. Um innerhalb der
                              									Aemter bei der Führung dieser Kabel den Raum möglichst auszunutzen, werden sie
                              									häufig mit ovalem Querschnitt hergestellt, indem – bei den kleineren Typen –
                              									ursprünglich runde Kabel flach gepreßt werden oder indem mehrere runde Stränge
                              									nebeneinander gelegt und gemeinschaftlich zu einer fast rechteckigen Form durch eine
                              									Umklöpplung vereinigt werden.
                           Die Telegraphenkabel werden meist unmittelbar in die Erde gelegt, 1 m tief und mit
                              									Ziegelsteinen oder Formstücken abgedeckt, oder sie werden zu mehreren
                              									gemeinschaftlich (auch einzeln) in gußeiserne Röhren eingezogen. Flußkabel erhalten
                              									je nach der Beschaffenheit des Flußbettes oder der Strömung stärkere Bewehrung oder
                              									sie werden auf ihrer ganzen Länge mit eisernen Muffen umkleidet, die durch
                              									Kugelgelenke miteinander verbunden sind. Fernsprechkabel für Teilnehmerleitungen
                              									werden nur da in die Erde gelegt, wo eine Vermehrung auf absehbare Zeit nicht zu
                              									erwarten ist; sonst sind allgemein Zementkanäle mit mehreren Oeffnungen für je ein
                              									Kabel im Gebrauch. In Schweden werden nach dem Hultmannschen System Formstücke mit hufeisenförmigem Querschnitt und sieben
                              									Oeffnungen, in Deutschland rechteckige Zementblöcke mit zwei, drei oder vier
                              									Oeffnungen aneinandergereiht, im Bedarfsfalle mehrere solcher Formstücke
                              									übereinander, von denen das oberste eine gewölbte Decke hat, die für einen Raddruck
                              									von 4000 kg berechnet ist bei einer Bodenüberfüllung von etwa 32 cm. Die Kabel
                              									werden meist ohne Bewehrung eingezogen. Um das Einziehen, Spleißen, Untersuchen usw.
                              									zu erleichtern und Winkelpunkte zu nehmen, werden in längeren Abständen Brunnen in
                              									die Zementkanäle eingebaut. In Amerika werden die Fernsprechkabel neuerdings in
                              									Fiberröhren verlegt, wie solche schon seit 14 Jahren als Wasserröhren benutzt
                              									werden. In Längen von 1,5 bis 2 m und bis zu 25 cm weit werden sie mit 10 mm starker
                              									Wandung aus mehreren Lagen einer mit Bitumenmischung getränkten Fiber hergestellt
                              									und an den Stößen mit Nut und Falz verbunden und mit Bitumen gegen Wasser und Gas
                              									abgedichtet. Die Röhren dienen zur Aufnahme je eines Kabels; sie werden zu mehreren
                              									in einer Lage nebeneinander und zu mehreren Lagen, durch Betonschichten getrennt,
                              									übereinander verlegt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 324, S. 644
                              Fig. 17. Hauptverteiler zur Aufstellung auf Straßen für 224–300-paarige
                                 										Fernsprechkabel der Allgemeinen Elektrizitäts-Gesellschaft.
                              
                           Kabelkanäle sind von Zeit zu Zeit durch Abheben der Brunnendeckel oder durch
                              									Auspumpen zu lüften, um die Ansammlung gesundheitschädlicher oder brennbarer Gase zu
                              									verhüten. Es sind schon mehrere Gasexplosionen in Kabelkanälen zu verzeichnen.
                           Nach dem im Reichspostgebiet üblichen System der unterirdischen Verteilung der
                              									Anschlußleitungen wird jeder Häuserblock mit einem oder mehreren Kabeln an das
                              									Vermittlungsamt angeschlossen. Die Kabel (Hauptkabel) endigen an einem
                              									Hauptverteiler, dessen wesentlicher Bestandteil die in Fig. 17 senkrecht zur Zeichenebene stehend abgebildete Schaltplatte aus
                              									Ebonit ist, in der 2 × 150 von beiden Seiten erreichbare Messingklemmen stecken.
                              									Zwei weitere Tafeln mit je 2 × 50 Klemmen können nach Bedarf angesetzt werden. Die
                              									Papierkabel treten von unten in den wettergeschützten Hohlraum ein, werden mit
                              									Gummiabschlußkabeln verbunden, deren Bleimantel an der Spleißstelle mit der
                              									bleiernen Muffe verlötet wird. Die Gummiadern werden von hinten durch die Locher des
                              									an der Rückwand sichtbaren Führungsbrettes gezogen und dann von rechts zu den
                              									Klemmen des Schaltbrettes geführt. Von der linken Seite dieser Klemmen führen die
                              									ebenfalls mit Gummikabeln abgeschlossenen „Verteilungskabel,“ meist
                              									50-paarig, zu den Sprechstellen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 324, S. 644
                              Fig. 18. Einzelverteiler für 12–14-, 5–7-paarige Fernsprechkabel der
                                 										Allgemeinen Elektrizitäts-Gesellschaft.
                              
                           In den Verteilungs-Zementkanal (mit ein oder zwei
                              									Oeffnungen) sind nach Bedarf Abzweigkästen eingebaut, in weichen von den 50-paarigen
                              									Kabeln mit Hilfe der in Fig. 16 (S. 633)
                              									dargestellten Muffe dünnere Kabel mit 5, 10, 20 Aderpaaren nach den einzelnen
                              									Grundstücken abgezweigt werden, wo sie in Höfen, im Treppenhaus oder dergl. an den
                              									mittels Konsolen an der Wand befestigten Einzelverteilern endigen. Fig. 18 zeigt diesen in drei Teile zerlegt, am
                              									untersten Teil das Klemmbrett, darüber zwei Schutzkappen. Zu jedem Grundstück wird
                              									ein so großer Vorrat an Leitungen geführt, daß er auf absehbare Zeit für allein dem
                              									Grundstück zu erwartenden Haupt- und Nebenanschlüsse ausreicht. Das vom
                              									Hauptverteiler kommende Verteilungskabel, das sich durch die Abzweigungen nach den
                              									einzelnen Grundstücken allmählich auflöst, bleibt daher unverändert liegen. Seine
                              									Adern liegen an der linken Seite des Schaltbrettes im Hauptverteiler dauernd
                              									wohlgeordnet fest Um einen Fernsprechanschluß herzustellen, wird die Sprechstelle
                              									durch isolierte Drähte (auf Porzellanrollen) an ein freies Adernpaar des zum
                              									Grundstück gehörigen Einzelverteilers angeschlossen und erhält dann Verbindung mit
                              									dem Vermittlungsamt dadurch, daß im Hauptverteiler an die entsprechenden Klemmen des
                              									Verteilungskabels ein freies Adernpaar des Hauptkabels angeschlossen wird – eine
                              									sichere und schnell auszuführende Schaltweise. Während die Verteilungskabel für
                              									viele Jahre Vorratsadern erhalten, werden die Hauptkabel nicht wesentlich stärker
                              									gewählt, als es der derzeitige Bedarf an Anschlüssen erfordert. Vom Vermittlungsamt
                              									gehen die Hauptkabel allerdings immer mit möglichst hoher Adernzahl aus (bis zu 2 ×
                              									500); sie verzweigen sich jedoch unterwegs nach verschiedenen Hauptverteilern, indem
                              									sie in geeigneten Kabelbrunnen mit Hilfe von Verteilungsmuffen (Fig. 16) in mehrere dünnere Kabel aufgelöst werden, benachbarte
                              									Hauptverteiler werden unter sich durch 20-paarige Kabel verbunden, um Reserve an
                              									Hauptadern von anderen Hauptverteilern herüberholen und um Nebenanschlüsse ohne die
                              									Inanspruchnahme von Hauptkabeln anschließen zu können. (Näheres E.T.Z. 1902, Heft
                              									15).
                           Die bayrische Telegraphenverwaltung benutzt ein anderes System der unterirdischen
                              									Verteilung, indem sie an einer mit Fernsprechanschlüssen zu versorgenden Häuserreihe
                              									ein 21-paariges sog. Zwischenkabel vorbeiführt, das an beiden Enden in einem
                              									Kabelverteiler an den Klemmen einer Schaltplatte aus Hartgummi endigt. Eine zweite
                              									Schaltplatte nimmt das vom Amt kommende Hauptkabel auf. In das Zwischenkabel sind
                              									zur Abzweigung der Anschlüsse in kurzen Entfernungen (für je 2 bis 3 Grundstücke)
                              									Anschlußkästen eingeschaltet. Das Zwischenkabel ist im Anschlußkasten geschnitten;
                              									beide Enden sind an Lötstifte geführt, die für gewöhnlich durch kurze Schaltdrähte
                              									verbunden sind. Ferner mündet im Anschlußkasten das von den Grundstücken kommende
                              									Anschlußkabel, dessen Adern ebenfalls an Lötstiften befestigt sind. In den
                              									Kabelverteilern sind die Zwischenkabel alle aneinander angeschlossen. Ist ein
                              									Anschluß herzustellen, so wird ein Adernpaar des Zwischenkabels in dem
                              									Anschlußkasten vor dem betr. Grundstück und in dem zunächst gelegenen Kabelverteiler
                              									getrennt und erhält hier Verbindung mit einem freien Adernpaar des Hauptkabels nach
                              									dem Amt hin und dort mit einem freien Adernpaar des nach dem Grundstück führenden
                              									Anschlußkabels. Da so ein Stück aus dem Adernpaar des Zwischenkabels ganz
                              									herausgetrennt wird, kann dasselbe Paar auf anderen Strecken von anderen
                              									Kabelverteilern aus zum Anschluß weiterer Sprechstellen benutzt werden. (Vgl. E.T.Z.
                              									1906, Heft 50 u. 515 Blätter f. Post u. Telegr. 1907, Heft 14 u. 15.)
                           Beim Vermittlungsamt endigen die Kabel an Endverschlüssen, die weiter unten
                              									beschrieben werden sollen.
                           Unterseekabel sind seit 1850 im Betriebe. Die erste
                              									dauernde Kabelverbindung zwischen Europa und Amerika besteht seit 1866. Sie war der
                              									Erfolg eines unermüdlichen, jahrelangen Strebens unerschrockener Männer, welche die
                              									Ausdauer auch angesichts niederschmetternder Mißerfolge nicht verloren. – Zur
                              									Isolation der Seekabel dient allgemein Guttapercha. Auf kürzere Strecken werden die
                              									Kabel mehradrig hergestellt (zwischen Deutschland und England liegen z.B. mehrere
                              									vieradrige Kabel), die großen transatlantischen Kabel sind alle einadrig, weil die
                              									gegenseitige Induktion das gleichzeitige Arbeiten in mehreren Adern stören würde.
                              									Die Bewehrung richtet sich nach der Beschaffenheit des Meeresbodens. Für
                              									Tiefsenkkabel ist sie ganz leicht, für felsigen Untergrund, für Küstenkabel und
                              									seichte, durch Schiffsanker gefährdete Stellen ist sie schwerer.
                           Die Benutzung der öffentlichen Wege zur Errichtung ober-
                              									oder unterirdischer Telegraphenanlagen durch die Reichs-Telegraphenverwaltung ist
                              									durch das Telegraphen-Wegegesetz vom 18. Dezember 1899 geregelt. Der
                              									Telegraphenverwaltung wird das Vorrecht zur Benutzung der Verkehrswege zugesprochen,
                              									sofern deren Gemeingebrauch nicht dauernd beschränkt oder gegen den vorher
                              									ausgelegten Plan berechtigter Einspruch erhoben wird, der sich aus den im folgenden
                              									skizzierten weiteren Bestimmungen des Gesetzes begründet. Die Telegraphenverwaltung
                              									darf die Ausästung von Baumpflanzungen verlangen oder selbst ausführen, muß aber die
                              									Kosten tragen und etwa entstehenden Schaden ersetzen. Auf ihr Verlangen sind
                              									besondere Anlagen (Gas-, Wasser-, Starkstromanlagen und dergl.) zu entfernen
                              									oder abzuändern, wenn sonst die Errichtung der Telegraphenanlage überhaupt
                              									unterbleiben müßte und wenn ferner die Verlegung der besonderen Anlage ohne
                              									verhältnismäßigen Schaden für sie möglich ist. Wird aber vom
                              									Wegeunterhaltungspflichtigen eine besondere Anlage aus Gründen des öffentlichen
                              									Interesses angelegt, so hat die Telegraphenverwaltung ein Vorrecht nur dann, wenn
                              									ihre Anlagen dem Fernverkehr dienen und nicht ohne verhältnismäßig hohe Kosten
                              									anderweit untergebracht werden können. Den Luftraum über Privatgrundstücken darf die
                              									Telegraphenverwaltung benutzen, wenn dadurch die Benutzung des Grundstückes nicht
                              									dauernd wesentlich beeinträchtigt wird. Die Aufstellung ihrer Gestänge auf dem
                              									Gelände der Eisenbahn ist der Telegraphenverwaltung schon nach dem
                              									Bundesratsbeschluß vom 21. Dezember 1868 gestattet, gegen die Uebernahme gewisser
                              									Verpflichtung der Eisenbahnverwaltung gegenüber.
                           
                        
                           Apparate und Schaltungen für
                                 										Telegraphenleitungen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 324, S. 645
                              Fig. 19a.
                              
                           Im Rahmen dieses Aufsatzes eine umfassende Darstellung der im Telegraphen- und
                              									Fernsprechbetriebe benutzten Apparate und Schaltungen zu geben, ist nicht möglich
                              									und nicht beabsichtigt. Es sei auf das kürzlich erschienene Werk „Geschichte der
                                 										Telegraphie von Th. Karraß“Geschichte der Telegraphie von Th. Karraß, Geh. Postrat,
                                    											Ober-Telegrapheningenieur im Reichs-Postamt; Bd. IV. des von demselben
                                    											herausgegebenen Sammelwerkes: Telegraphen- und Fernsprechtechnik in
                                    											Einzeldarstellungen. Verlag von Vieweg &
                                       												Sohn, Braunschweig. verwiesen, welches alle technischen
                              									Betriebseinrichtungen eingehend behandelt, dabei in vortrefflicher Weise ihre
                              									geschichtliche Entwicklung begründet und einen reichen Schatz von Literaturhinweisen
                              									birgt. Hier soll nur ganz kurz die Einrichtung eines mittleren und eines größeren
                              									Telegraphen- und Fernsprechamtes skizziert werden, um einen Ueberblick zu geben und
                              									Anknüpfungspunkte zu haben, wenn die spätere Besprechung von Neuerungen auf dem
                              									einen oder dem anderen Gebiet Gelegenheit zu eingehenderer Behandlung bieten
                              									wird.
                           
                           Unmittelbar hinter der Einführung in die Betriebsräume sind Blitzableiter zum
                              									Schütze gegen atmosphärische Entladungen und Sicherungen zum Schütze gegen
                              									übertretende starke Ströme in die Leitungen eingeschaltet. Der Konstruktion der
                              									Blitzableiter, auf dem Prinzip der Spitzenwirkung beruhend, ist die
                              									Gegenüberstellung scharfer Spitzen oder Kanten gemeinsam, von denen die einen mit
                              									der Leitung, die andern mit der Erde in Verbindung stehen. Fig. 19a zeigt den in Deutschland gebräuchlichsten Plattenblitzableiter.
                              									Zwei mit scharfkantigen Querriefelungen versehene Messingplatten p1 und p2 ruhen – isoliert
                              									gegeneinander und gegen ihre Unterlage – in einem mit der Erde verbundenen
                              									Messingrahmen R. Die ankommende Telegraphenleitung ist
                              									oben mit der linken Platte, der abgehende Leitungszweig oben mit der rechten Platte
                              									verbunden. Zwischen den unteren Klemmschrauben beider Platten liegen die
                              									Telegraphenapparate der Stationseinrichtung. Ueber beide Platten wird ein auf den
                              									unteren Rahmen passender Deckel d aus Messing gestülpt
                              										(Fig. 19b), der im Innern ebenfalls
                              									scharfkantige Reifelungen, jedoch rechtwinklig zu denjenigen der Platten verlaufend,
                              									besitzt. Die Reifelungen der Leitungsplatten und des durch sein Unterlager mit Erde
                              									verbundenen Deckels lassen nur einen ganz geringen Raum zwischen sich frei, welchen
                              									die atmosphärische Elektrizität, die etwa durch einen Blitzschlag in die Leitung
                              									gelangt ist, überspringt, um zur Erde abzufließen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 324, S. 646
                              Fig. 19b.
                              
                           Vier Löcher im Deckel, denen die Ausschnitte 1, 2, 3 u. 4 (Fig. 19a) in den Leitungsplatten entsprechen, gestatten mit Hilfe eines
                              									Stöpsels S (Fig. 19b)
                              									die Leitungsplatten und die mit ihnen verbundenen Leitungszweige einzeln oder
                              									gemeinsam mit Erde zu verbinden oder unter Kurzschließung der Stationseinrichtung
                              									untereinander zu verbinden. Das für diesen Zweck bestimmte Loch 3 des Deckels ist
                              									mit Hartgummi gefüttert, um eine Erdverbindung zu verhindern.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 324, S. 646
                              Fig. 20.
                              
                           Wo eine größere Anzahl von Leitungen zu schützen ist, sind die Siemensschen Luftleerblitzableiter (Fig. 20) am Platze. Durch Auspumpen der Luft aus dem
                              									Glasrohr g und möglichste Verminderung des Abstandes
                              									der in dem Glasrohr sichtbaren mit spitzen Reifelungen versehenen, mit den
                              									messingenen Verschlußkappen m verbundenen,
                              									gegeneinander aber isolierten Kohlenelektroden k ist
                              									die Empfindlichkeit dieser Blitzableiter gesteigert worden, daß Spannungen von etwa
                              									100 V den Raum zwischen der Leitungs- und der Erdelektrode zu überspringen vermögen.
                              									Die Blitzableiter werden einzeln oder in größerer Anzahl auf Porzellansockel
                              									montiert, indem die an den Enden des Glasrohres sichtbaren, mit den Elektroden
                              									verbundenen Messingkappen min Messingfedern eingeklemmt werden, an welche die
                              									Verbindungsdrähte zur Erde und zur Leitung angeschlossen werden.
                           Fernsprechleitungen erhalten vorwiegend Kohlenblitzableiter, die ebenfalls sehr
                              									empfindlich sind und nur geringen Raum beanspruchen. Sie bestehen aus zwei kleinen
                              									Kohleklötzchen, die durch einen Papierstreifen getrennt, einander gegenübergestellt
                              									sind und von denen die eine mit der Leitung, die andere mit der Erde verbunden
                              									ist.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 324, S. 646
                              Fig. 21.
                              
                           Als Sicherungen zum Schutz gegen den Eintritt starker Ströme in die Leitungen und
                              									Apparate (etwa aus benachbarten Starkstromanlagen) werden sog. Grob- und
                              									Feinsicherungen verwendet. Die GrobsicherungVergl. Strecker, Mitteilungen aus d.
                                    											Telegr. Versuchsamt des Reichs-Postamt II und III. (Fig. 21) dient zur sofortigen Unterbrechung der
                              									Leitung bei plötzlich auftretenden Strömen. Das Glasrohr G, das zwischen die auf dem Porzellansockel S
                              									befestigten Doppelfedern f1 und f2
                              									eingeklemmt (also auswechselbar) ist, enthält einen mit den metallenen
                              									Verschlußkappen verlöteten 0,3 mm starken, 50 mm langen Rheotandraht R. Zwei Asbestplättchen a
                              									schließen das 5 mm lange, mit einem ganz engen besonderen Glasröhrchen g umgebene mittlere Stück des Schmelzdrahtes gegen die
                              									mit Schmirgel gefüllten seitlichen Kammern ab. Um die Leitung nach dem
                              									Durchschmelzen der Sicherung, die unmittelbar hinter der Einführung in das
                              									Betriebsgebäude vor dem Blitzableiter eingeschaltet ist, nicht ohne Blitzschutz zu
                              									lassen, ist ein Spitzenblitzableiter Sp mit einer Empfindlichkeit von etwa 600 V mit der
                              									Sicherung vereinigt, indem an die zur Aufnahme der Außenleitung bestimmte
                              									Klemmschraube ein in eine Spitze auslaufender Winkel angeschlossen ist, welcher die
                              									zur Erde abgeleitete Zinkplatte Z gegenübersteht. Die
                              									Schmelzstromstärke beträgt für momentane Belastung 6 Amp., bei Dauerbelastung hält
                              									die Sicherung bis zu 3 Amp. aus. Da empfindlichere Sicherungen auf atmosphärische
                              									Entladungen ansprechen, die ohne Schaden für die Apparate und ohne Unterbrechung der
                              									Leitung auch durch die Blitzableiter abgeleitet werden, ist die Verminderung der
                              									Schmelstromstärke nicht ratsam. Anderseits erfordern die für eine Höchstbelastung
                              									mit 0,1 bis 0,3 Amp. gebauten Fernsprech- und Telegraphenapparate einen weiteren
                              									Schutz, der ihnen durch die Feinsicherungen gegeben wird, deren Prinzip Fig. 22 erläutert. Eine Metallhülse h, in die mit Woodschem
                              									Metall w ein Metallstift mit breitem Kopf S eingelötet ist, wird durch die Hartgummizwischenlagen
                              										i isoliert, in dem Verschlußkopf V mittels der Kapsel k
                              									festgehalten. Um die Hülse h ist eine Spule s aus isoliertem Nickelindraht gelegt, deren Enden mit
                              										h bzw. V verbunden
                              									sind. Diese Sicherung wird zwischen zwei entsprechend ausgegeschlitzten Federn
                              									eingesetzt, wie z.B. in Fig. 23 zwischen die Federn
                              										f1 und f2, wodurch ein
                              									Stromweg vom ankommenden Leitungszweig über die eine Feder, die Sicherung und die
                              									andere Feder zum abgehenden Leitungszweige geschlossen wird. Die Federn f1 und f2 denen nach
                              									außen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 324, S. 647
                              Fig. 22.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 324, S. 647
                              Fig. 23.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 324, S. 647
                              Fig. 24.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 324, S. 647
                              Fig. 25.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 324, S. 647
                              Fig. 26.
                              
                           Uebersteigt der Strom in der Hitzspule eine bestimmte Stärke,
                              									so weicht die erzeugte Stromwärme das Woodsche Lot so
                              									weit, daß die Federn den in Fig. 22 und 23 gezeichneten Stift S
                              									aus der Hülse h (Fig.
                                 										22) ziehen und den Stromweg unterbrechen. Fig.
                                 										24 läßt erkennen, wie die Federn f1 und f2 aus Neusilberblech gestanzt und gebogen
                              									werden.
                           Die Feinsicherung wirkt nur auf langsam anschwellende Ströme. Ein plötzlich
                              									hindurchfließender starker Strom würde die Hitzspule s
                              										(Fig. 22) zerstören und mit der Hülse h zusammenschmelzen, bevor das Woodsche Lot ausreichend erweicht ist, so daß eine Trennung der Leitung
                              									nicht erfolgt. Grob- und Feinsicherungen ergänzen sich daher sehr vorteilhaft.
                           Bei einer neueren Form von Feinsicherung ist der Kopf des Stiftes 8 aus Fig. 22 zu einem
                              									Sternrade ausgebildet, an dem die Feder f zieht, wie es
                              										Fig. 25 zeigt. Wird das Lot erweicht, so dreht
                              									sich das Sternrad, dem Zuge der Feder f folgend und
                              									gibt diese frei. Hierdurch wird die Leitung unterbrochen und gleichzeitig der
                              									Alarmkontakt h geschlossen. Nach dem Erkalten der
                              									Lötmasse sitzt das Sternrad wieder fest und man hat nur die Feder f wieder herunter zu drücken und in das Sternrad
                              									einzuhaken, um die Leitung wieder betriebsfähig zu machen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 324, S. 647
                              Fig. 27.
                              
                           Bei kleineren Aemtern führen die Leitungen vom Blitzableiter unmittelbar zum
                              									Apparatsystem, bei größeren Zentralen zunächst an Umschalter, welche die
                              									Vertauschung der mit den Leitungen zu verbindenden Apparate und der
                              									Betriebsbatterien gestatten. Im Gebrauch sind für diesen Zweck Linienumschalter nach
                              										Fig. 26, deren Längs- und Querschienen nach Wahl
                              									durch Stöpsel miteinander verbunden werden können. Größere Aemter erhalten
                              									Klinkenumschalter, deren Prinzip Fig. 27
                              									erläutert.
                           f1 ruht federnd auf dem
                              									Unterlager u1, wird
                              									aber, wenn der Stöpsel Si in die Klinke K1 eingesetzt wird, durch dessen metallische Spitze abgehoben, so daß Ltg.
                              									1 über den Stöpsel S1
                              									mit der Leitungsschnur und dem Stöpsel S2 Verbindung erhält, während die Verbindung mit dem
                              									Auflager u1 und dem
                              									über die Klinke K2
                              									angeschlossenen Apparat aufgehoben wird. Mit Hilfe von S2 und einer der anderen Klinken kann nun
                              									Leitung 1 mit Leitung 2 oder mit dem Apparat 2 verbunden werden. In ähnlicher Weise
                              									werden auch die Batterien umgeschaltet.
                           
                              (Fortsetzung folgt.)