| Titel: | Neuerungen an Luftseilbahnen. | 
| Autor: | P. Stephan | 
| Fundstelle: | Band 324, Jahrgang 1909, S. 652 | 
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                        Neuerungen an Luftseilbahnen.
                        Von P. Stephan,
                           								Dortmund.
                        Neuerungen an Luftseilbahnen.
                        
                     
                        
                           In den Heften 21 und 22 dieses Jahrganges wurde vom Verfasser eine
                              									Stabilitätsberechnung für die Laufwerke der Luftseilbahnen durchgeführt, und zwar
                              									für die Wagen, an denen das Zugseil direkt angreift. Die abgeleiteten Formeln werden
                              									an einigen Zahlenbeispielen erörtert und deren Ergebnisse in Kurven aufgetragen.
                              									Selbstverständlich stimmten, wie dort auch bemerkt wurde, die angenommenen
                              									Zahlenwerte nicht genau mit den Ausführungen der Hauptfirmen überein, und so wurde
                              									für den Wagen mit unterhalb des Laufseiles angeordneter Zugseilklemme das Maß v der Fig. 2 auf S. 321
                              									zu 2 cm eingesetzt, während z.B. die Firma
                           
                           A. Bleichert & Co. es nur ½ cm groß ausführt.
                              									Infolge dieser erheblichen Abweichung verringern sich alle Ordinaten der Kurven b und c der Fig. 6 auf S. 322 auf ¼ der aufgetragenen Werte.
                              									Trotz des großen Unterschiedes bessern sich jedoch die Verhältnisse bei größeren
                              									Neigungswinkeln a der Bahn nur wenig.
                           Greift der Seilzug, wie vielfach üblich, etwa in der Mitte des auspendelnden Gehänges
                              									an, so gilt die nebenstehende schematische Darstellung. Man hat dann zwei
                              									selbständige Teile, erstens das Gehänge, an dem unten die Nutzlast Q im Abstande c vom
                              									Aufhängungsbolzen hängt, etwas höher im Abstande f vom
                              									Bolzen sein Eigengewicht G2 angreift und im Abstande b die Seilzüge S1 und S2, schließlich am
                              									Bolzen selbst unter einem Winkel δ gegen die Mittelachse des Gehänges geneigt die
                              									Kraft P, mit der der Wagen letzteres festhält; zweitens
                              									den Wagen selbst vom Eigengewicht G1, der von den beiden Raddrücken N1 und N2 gestützt wird und an
                              									dem als Zug nach unten die Kraft P wirkt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 324, S. 653
                              
                           Der Figur entnimmt man denn die folgenden Gleichgewichtsbedingungen:
                           für das Gehänge:
                           + Q cos α + G2 cos α + S1 sin β1
                              									+ S2 sin β2 – P cos δ = 0 (1)
                           + Q sin α + G2 sin α – S1 cos β1
                              									+ S2 cos β2 – P sin δ = 0 (2)
                           + Q . c . sin (α + γ) + G2 . f . sin (α + γ)
                           + S2 .
                              										b . cos (γ – β2) –
                              										S1 . b . cos (γ – β1) = 0
                              									(3)
                           für den Wagen:
                           + N1+ N2– G1 cos α – P cos δ = 0 . . . (4)
                           + G1
                              									sin α – P sin δ = 0 . . . (5)
                           -N_1\,.,\frac{a}{2}+N_2 \cdot
                                 										\frac{a}{2}-G_1\,(e-d)\,\mbox{sin}\,\delta=0 . . (6)
                           Wie früher ergibt sich
                           
                              S_2=S_1\,\frac{\mbox{cos}\,\beta_1}{\mbox{cos}\,\beta_2}-\left(Q+G_1+G_2\right)
                                 										\cdot \frac{\mbox{sin}\,\alpha}{\mbox{cos}\,\beta_2}.
                              
                           Durch Division der Gleichungen (1) und (2) folgt
                           
                              \mbox{cotg}\,\delta=\frac{(Q+G_2)\,\mbox{cos}\,(\alpha-\beta_3)-G_1\,\mbox{sin}\,\alpha\,\mbox{sin}\beta_2+S_1\,\mbox{sin}\,(\beta_1+\beta_2)}{G_1\,\mbox{sin}\,\alpha\,\mbox{cos}\,\beta_2}
                              
                           und die Größe der Kraft P
                              									bestimmt sich denn leicht aus Gleichung (5) zu
                           
                              
                              P=G_1\,\frac{\mbox{sin}\,\alpha}{\mbox{sin}\,\delta}.
                              
                           Die Gleichungen (4) und (6) liefern
                           
                              N_1=\frac{1}{2}\,G_1\,\left[\mbox{cos}\,\alpha+\mbox{sin}\,\alpha\,\left(\mbox{cotg}\,\delta+\frac{e-d}{\frac{a}{2}}\right)\right],
                              
                           
                              N_2=\frac{1}{2}\,G_1\,\left[\mbox{cos}\,\alpha+\mbox{sin}\,\alpha\,\left(\mbox{cotg}\,\delta-\frac{e-d}{\frac{a}{2}}\right)\right],
                              
                           Wenn, wie es in der Praxis üblich ist, e = d gewählt wird, unterscheiden sich die Raddrücke überhaupt nicht
                              									voneinander. Da außerdem immer v ∾ 0 gemacht werden
                              									kann, so ist die Stabilität bei jeder Bahnneigung dieselbe gute. Das ist wohl auch
                              									ein Grund, weshalb einige Firmen von dieser Art der Kupplung nicht abgehen, trotzdem
                              									sie andere schwerwiegende Nachteile hat.
                           Einen derselben läßt die aus Gleichung (3) berechnete Formel für den Neigungswinkel γ
                              									erkennen, um den sich die Gehängeachse gegen die Senkrechte zur Laufbahn schief
                              									stellt:
                           
                              \mbox{tg}\,\gamma=\frac{Q \cdot (c-b)-G_1 \cdot
                                 										b+G_2\,(f-b)}{(Q+G_1+G_2)\,b\,\mbox{tg}\,\beta_2-(Q\,c+G_2\,f)\,\mbox{cotg}\,\alpha+S_1\,b\,\frac{\mbox{sin}\,(\beta_1-\beta_2)}{\mbox{sin}\,\alpha\,\mbox{cos}\,\beta_2}}
                              
                           Das letzte Glied des Nenners ist immer verschwindend klein, und auch das erste kann
                              									gewöhnlich vernachlässigt werden, so daß die Gleichung für die Zahlenrechnung recht
                              									einfach wird. Ein Zahlenbeispiel mit den Werten b = 45
                              									cm, c = 125 cm, f = 65 cm,
                              										Q = 525 kg, G1 = 45 kg, G2 = 100 kg, die ungefähr einer Anzahl von
                              									praktischen Ausführungen entsprechen, ergibt, daß sich bei leeren Wagen (Q = 0) das Gehänge fast genau senkrecht zum Tragseil
                              									einstellt und daß bei dem beladenen Wagen y die folgenden Werte annimmt:
                           
                              
                                 α =
                                 10°
                                 20°
                                 30°
                                 40°
                                 50°
                                 
                              
                                 γ =
                                 ∾ 0°
                                 3°35'
                                 9°25'
                                 18°20'
                                 33°50'
                                 
                              
                                 ε =
                                 10°
                                 16°25'
                                 20°25'
                                 21°40'
                                 26°10',
                                 
                              
                           woraus man sofort die in der dritten Zeile stehende Abweichung
                              									s der Gehängeachse vom Lot berechnet.
                           Wie man sieht, wird die Abweichung recht bedeutend und um so größer, je leichter
                              									unter sonst gleichen Verhältnissen die Last Q ist. Um
                              									dem zu entgehen, ist deshalb von J. Pohlig die in Fig. 12 auf S. 337 dargestellte Anordnung angegeben
                              									worden. Die am Ende der ersten Spalte jener Seite vom Verfasser gemachten
                              									Bemerkungen sind also nicht zutreffend und müssen durch die vorstehenden Angaben
                              									berichtigt werden.