| Titel: | Neuerungen im Telegraphen- und Fernsprechwesen. | 
| Autor: | Otto Arendt | 
| Fundstelle: | Band 324, Jahrgang 1909, S. 712 | 
| Download: | XML | 
                     
                        Neuerungen im Telegraphen- und
                           								Fernsprechwesen.
                        Von Otto Arendt, Kaiserl.
                           								Telegrapheningenieur.
                        (Fortsetzung von S. 695 d. Bd.)
                        Neuerungen im Telegraphen- und Fernsprechwesen.
                        
                     
                        
                           Sehr gute Erfolge sind mit der Einschließung der Kabel in Kondensatoren nach
                              										Fig. 44 oder 45
                              									(für lange Unterseekabel) erzielt worden. Durch Druck auf die Taste T1 (Fig. 45) wird die Belegung 1 des Kondensators
                              										C1 mit dem
                              									positiven Batteriepol verbunden. Der Kondensator C1 lädt sich, indem er negative Elektrizität auf der
                              									Belegung 2 ansammelt. Die frei gewordene positive Elektrizität verursacht die Ladung
                              									des Kondensators
                              										C2 am anderen
                              									Kabelende, indem sich auf dessen Belegung I positive,
                              									auf der Belegung II negative Elektrizität ansammelt,
                              									während die positive über den Empfangsapparat des fernen Amtes zur Erde fließt. Der
                              									Apparat A erhält also einen kurzen positiven Stromstoß,
                              									den z.B. der Siphonrekorder als einen nach links gerichteten Ausschlag des
                              									Schreibhebers auf dem Papierstreifen aufzeichnet. Der Schreibheber geht alsdann in
                              									die Ruhelage zurück. Nach dem Loslassen der Taste T1 entladen sich die Kondensatoren wieder und da die
                              									auf ihren Belegungen angesammelten Elektrizitätsmengen nach beiden Seiten abfließen,
                              									geht durch den fernen Empfänger jetzt ein negativer Stromstoß, der wiederum eine
                              									vorübergehende Ablenkung des Schreibhebers, jetzt nach rechts, bewirkt. Wird hierauf
                              									die Taste T2 gedrückt,
                              									so erhält die Belegung i des Kondensators C1 Verbindung mit dem negativen Batteriepol; die
                              									Kondensatoren laden sich in entgegengesetztem Sinne wie beim Druck der Taste T1 (eingeklammerte
                              									Vorzeichen in Fig. 45), so daß ein negativer
                              									Stromstoß durch den fernen Empfänger A geht und dieser
                              									wiederum einen Ausschlag nach rechts aufzeichnet. Durch die Zurückführung der Taste
                              										T2 in die Ruhelage
                              									werden die Kondensatoren wieder entladen; am fernen Ende fließt positive
                              									Elektrizität durch A zur Erde und veranlaßt einen
                              									Ausschlag nach links. In Fig. 46 sind die so
                              									erzeugten Ausschläge des Heberschreibers der Reihe nach aufgezeichnet. Je schneller
                              									die beiden Tasten nacheinander bewegt werden, um so näher rücken die in Fig. 46 gezeichneten Stromzeichen aneinander, bis
                              									sich schließlich die aufeinander folgenden Ausschläge derart vereinigen daß das in
                              										Fig. 47 dargestellte Zeichen in A erscheint. Wird der positive Ausschlag als Punkt, der
                              									negative als Strich des Morsealphabets gedeutet, so ist das Zeichen in Fig. 47 dasjenige des Buchstaben a ().
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 324, S. 713
                              Fig. 44.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 324, S. 713
                              Fig. 45.
                              
                           Die vorbeschriebene Betriebsweise hat den Vorteil, daß selbstätig nach jedem
                              									Tastendruck ein Gegenstrom fließt, in Gestalt des beim Loslassen der Taste
                              									entstehenden Entladungsstromes, wodurch das Kabel sofort wieder in neutralen Zustand
                              									versetzt und die Stromkurve wie bei der Entsendung eines besonderen Curbstromes
                              									steiler geformt wird. Hierzu kommt, daß die Kondensatoren C1 und C2 (Fig. 45) sich
                              									erheblich schneller laden als das Kabel. Ihre Kapazität soll zur Begünstigung einer
                              									schnellen Ladung und Entladung nur klein gewählt werden.
                           Die Einschließung des Kabels zwischen zwei Kondensatoren erhöht die
                              									Telegraphiergeschwindigkeit um mehr als 30 v.H. Sie verbessert den Kabelbetrieb
                              									zugleich dadurch, daß sie den Ausgleich der Erdspannungen zwischen der Erde am
                              									sendenden und der Erde am empfangenden Ende durch das Kabel hindurch verhindert. Die
                              									auf Verschiedenheiten in der Stärke des Erdpotentials zurückzuführenden Erdströme
                              									treten, nach den z. Zt. geltenden Annahmen als Folgeerscheinung gewisser
                              									Veränderungen auf der Sonne, zuweilen mit solcher Heftigkeit auf, daß sie das
                              									Telegraphieren in Einzelleitungen unter Benutzung der Erde als Rückeitung unmöglich
                              									machen. Wo mehrere Leitungen zwischen zwei Orten zur Verfügung stehen, hilft man
                              									sich, indem man zwei Leitungen zu einer Doppelleitung (mit metallischer Rückleitung)
                              									vereinigt und den Telegraphierstromkreis ganz von der Erde trennt. Derartige
                              									sogenannte Erdstromschaltungen haben zuletzt am 25. September dieses Jahres sehr
                              									gute Dienste geleistet, wo in ganz Europa und weit darüber hinaus Erdströme in allen
                              									Telegraphenleitungen, besonders in den nordsüdlich verlaufenden, mit solcher
                              									Heftigkeit auftraten, daß jeglicher Telegrammverkehr unterbunden war. Durch die
                              									Zusammenschaltung von je zwei Leitungen zu einer von der Erde getrennten Schleife
                              									gelang es bald, wenigstens mit den größeren Orten den Verkehr wieder
                              									aufzunehmen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 324, S. 713
                              Fig. 46.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 324, S. 713
                              Fig. 47.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 324, S. 713
                              Fig. 48.
                              
                           Nicht zuletzt hängt die Telegraphiergeschwindigkeit im Kabel von der Geschicklichkeit
                              									des aufnehmenden Beamten am empfangenden Ende ab. Da, wie bemerkt, der Undulator und
                              									der Heberschreiber nicht erst auf eine Mindeststromstärke ansprechen, da vielmehr
                              									ihr dauernd auf dem abrollenden Papierstreifen schleifendes Schreibröhrchen jede
                              									Aenderung in der Stärke des ankommenden Stromes aufzeichnet, stellen sich die
                              									Zeichen auf dem Empfangsstreifen als Wellenlinien dar, wie z.B. in Fig. 48. Ein Morseapparat würde z.B. die Wörter
                              										„viel hoeher“ mit Punkten und Strichen aufzeichnen, wie unter a. Die im
                              									Kabelempfänger aufgenommene Schrift zeigt das Bild d,
                              									wo die Punkte und Striche durch Ausbiegungen bestimmter Richtung unterschieden
                              									werden. Die Uebersetzung in Morsezeichen ist nochmal unter c gegeben, jedoch sind, um mit dem Raum auszukommen, die Morsestriche
                              									senkrecht gezeichnet. Wird die Telegraphiergeschwindigkeit erhöht, so werden die
                              									ankommenden Zeichen immer flacher, bis schließlich, wie die Abbildung- eines Stückes aus dem
                              									Streifen eines atlantischen Kabels, e, zeigt, die auch die Wörter „viel
                                 										hoeher“ darstellt, die Striche untereinander und die Punkte untereinander zu
                              									einer Linie zusammenfließen und ihre Anzahl nur durch die Länge dieser Linien
                              									beurteilt werden kann. Wenn diese Zeichen jedoch mit einem automatischen Sender und
                              									stets mit derselben Geschwindigkeit gegeben werden, so daß die beim Handbetrieb mit
                              									der Doppeltaste unvermeidlichen kleinen Unregelmäßigkeiten in der Länge und den
                              									Zwischenräumen der Zeichen ausgeschlossen sind und die Zeichen daher immer in
                              									derselben Form wiederkehren, so lernen die Kabelbeamten auch diese Schrift gut
                              									lesen. Auf den großen atlantischen Kabeln wird mit solcher Schrift eine
                              									Geschwindigkeit bis zu 50 Wörtern (Code-Wörter zu 5 Zeichen) in der Minute erzielt.
                              									Die hierzu erforderlichen automatischen Sendeeinrichtungen sollen weiter unten
                              									erwähnt werden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 324, S. 714
                              Fig. 49.
                              
                           Einen Fortschritt für den Betrieb der langen Seekabel bedeutet die Verwendung des von
                              										S.G. Brown angegebenen Trommelrelais für hohe
                              									Geschwindigkeiten, das kürzlich einige Verbesserungen erfahren hat. Die elektrische
                              									Empfangsanordnung ist derjenigen des Siphon Rekorders sehr ähnlich. Zwischen den
                              									Polen N und S des
                              									Stahlmagneten M (Fig.
                                 										49) schwingt die Spule a, welche den
                              									ankommenden Strom empfängt und mit Hilfe sehr dünner Fäden den isolierten Hebel f bewegt, an welchem die metallische Zunge p befestigt ist. Das Ende der Zunge p schleift auf der Trommel D, die aus den beiden, durch eine isolierende Schicht getrennten
                              									Metallteilen d' und d''
                              									besteht. d' steht über eine Schleiffeder mit dem Relais
                              										R' und der Batterie b,
                                 										d'' mit R'' und derselben Batterie b in Verbindung, deren anderer Pol an p angeschlossen ist. Durch die Ablenkungen der Zunge
                              										p aus der Mittellage erhält über d' das Relais R', über d'' das Relais R'' Strom
                              									aus der Batterie b und legt seinen Anker um. Die
                              									dauernde Umdrehung der Trommel D vermindert die Reibung
                              									mit der Zunge p derart, daß die Zunge den in a einlangenden Stromänderungen ebenso willig folgt, wie
                              									das Heberröhrchen des Siphon Rekorders. Die Kondensatoren S' und S'' sichern dabei den Ortsrelais eine
                              									ausreichende Stromzufuhr. Um mit Hilfe dieser Relais die von der Spule a empfangenen Ströme sicher auf einen Ortsstromkreis
                              									oder in ein zweites Seekabel übertragen zu können, muß die Zunge p nach jedem Stromempfang in die neutrale Mittellage
                              									zurückkehren, um die Ortsrelais stromlos zu machen. Der Heber des Siphon Rekorders
                              									tut dies, wie oben erläutert und wie z.B. Fig. 48 e
                              									zeigt, nicht. Brown hat seine Anordnung deshalb so
                              									getroffen, daß jedesmal, wenn der Ortskreis für eines der Relais R' oder R'' geschlossen
                              									wird, diesem Stromkreis ein Zweigstrom entnommen und über einen aus Rheostaten und
                              									Selbstinduktionsspulen gebildeten Verzögerungswiderstand in eine derart um a gelegte Hilfskorrektionsspule geschickt wird, daß er
                              									dem Telegraphierstrom entgegenwirkt. Die Selbstinduktion in dem
                              									Verzögerungswiderstand wird dabei derart abgeglichen, daß der Korrektionsstrom erst
                              									in dem Augenblick seinen stationären Wert erreicht, in welchem der die Spule a durchfließende Telegraphierstrom seinen Zweck erfüllt
                              									hat und abzufallen beginnt. Da das Trommelrelais mit magnetischem Nebenschluß L versehen und über den Kondensator K an die Leitung angeschlossen ist, sind die Werte von
                              										K und L für die
                              									Abgleichung des Verzögerungswiderstandes mit maßgebend. Ferner ist eine Vorkehrung
                              									getroffen, aus den Ortsstromkreisen der Relais R' und
                              										R'' mittels Kondensatoren kurze Stromstöße
                              									abzuzweigen, welche der Hauptwicklung der Spule a
                              									zugeführt werden. Hierdurch wird es möglich, den Kondensator K recht klein zu machen, was nach Seite 713, einer Erhöhung der
                              									Telegraphiergeschwindigkeit günstig ist. Während der Verkleinerung des Wertes von
                              										K z.B. beim Empfang mit dem Siphon Rekorder dadurch
                              									ein Ziel gesetzt ist, daß schließlich die durch K
                              									hindurchtretenden Ströme zu schwach werden', um den Empfänger noch zu betätigen,
                              									kann beim Empfang mit dem Trommelrelais diese Grenze weit überschritten und daher
                              									die Telegraphiergeschwindigkeit noch gesteigert werden, wenn in der angedeuteten
                              									Weise die Zweigströme aus dem Ortsstromkreise zur Verstärkung der ablenkenden
                              									Wirkung des Telegraphierstromes durch die Spule a
                              									geführt werden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 324, S. 714
                              Fig. 50.
                              
                           Auf Landlinien und in kurzen Kabeln werden mit Hilfe der Morsetaste und des
                              									Morseempfängers durchschnittlich 400 Wörter in der Stunde übermittelt; der Klopfer
                              									ermöglicht eine Leistung von 600–700 Wörtern in der Stunde. Für höhere Leistungen
                              									kommen Typendrucker, Mehrfach- und Maschinentelegraphen, sowie Schaltungen zur
                              									gleichzeitigen Uebermittlung mehrerer Telegramme auf einer Leitung in Frage, von
                              									denen einige erwähnt werden sollen.
                           
                           Der Typendrucker von Hughes (Fig. 50 u. 51) beruht auf folgendem Grundgedanken: Auf beiden
                              									Stationen werden zwei gleichartige, auf der Peripherie abwechselnd mit den Typen von
                              									Buchstaben oder von Zahlen und Satzzeichen besetzte Räder durch Gewichtsantrieb oder
                              									mittels Elektromotoren mit gleicher Geschwindigkeit um eine horizontale Achse
                              									gedreht. Das elektromagnetische Empfangssystem besteht aus einem Magneten, welcher
                              									einen Anker dauernd festhält. Abreißfedern sind so reguliert, daß sie nur geringer
                              									Unterstützung bedürfen, um den Anker mit plötzlichem Ruck abzuwerfen. Diese
                              									Unterstützung erhalten sie durch den ankommenden Strom, der in vielen Umwindungen
                              									die Polschuhe des Magneten (aus Weicheisen) in solcher Richtung umkreist, daß die
                              									Anziehungskraft so weit nachläßt, bis die Abreißfedern in Wirksamkeit treten können.
                              									Eine mechanische Vorrichtung führt den Anker in seine Ruhelage zurück. Jedesmal beim
                              									Abschnellen des Ankers wird die sog. Druckachse mit dem Räderwerk gekuppelt, einmal
                              									herumgedreht und wieder entkuppelt. Während ihrer Umdrehung schleudert die
                              									Druckachse mit Hilfe eines Exzenters die Druckwalze mit einem darüber gespannten
                              									Papierstreifen gegen diejenige Type, welche sich gerade an der tiefsten Stelle des
                              									Typenrades befindet und bewegt den Streifen dann um eine Typenbreite weiter. Der
                              									Sender besitzt 28 Tasten, durch deren Niederdrücken eins von 28 im Kreise
                              									angeordneten, mit der Batterie verbundenen Kontaktstücken so weit gehoben wird, daß
                              									es mit einem dauernd kreisförmig darüber hinstreichenden an die Leitung
                              									angeschlossenen Metallschlitten auf einen Augenblick in Berührung kommt, und die
                              									Absendung eines kurzen Stromstoßes in die Leitung bewirkt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 324, S. 715
                              Fig. 51. Bremse.
                              
                           Der Schlitten dreht sich ebenso schnell wie das Typenrad. Durch den Druck auf eine
                              									Sperrtaste wird das mit seiner Achse nur durch Reibung gekuppelte Typenrad derart
                              									festgehalten, daß ein bestimmtes Zeichen (Buchstabenblank, d.i. ein blanker
                              									Zwischenraum zwischen zwei Typen), sich an der tiefsten Stelle seines Umfanges
                              									befindet. Beim Beginn der Zeichenübermittlung wird stets als erste Taste diejenige
                              									für Buchstabenblank gedrückt. Der hierdurch entsandte Strom löst die Sperrtaste des
                              									Empfängers aus, so daß von diesem Augenblick an das Typenrad des Empfängers synchron
                              									mit dem Schlitten des Senders läuft, derart, daß sich am Typenrad immer diejenige
                              									Type an der tiefsten Stelle – also druckbereit – befindet, über deren Taste der
                              									Schlitten des Senders gerade hinwegstreicht. Wird eine dieser Tasten
                              									niedergedrückt, so sendet sie, sobald der Schlitten sie erreicht, einen Stromstoß in
                              									die Leitung, und in denselben Augenblick wird die Druckwalze des Empfängers gegen
                              									das Typenrad geschleudert und der zugehörige Buchstabe auf das Papier gedruckt. Um
                              									die zwischen je zwei Buchstaben angeordneten Ziffern und Satzzeichen zu drucken,
                              									wird das Typenrad auf elektrischem Wege (durch das Niederdrücken einer besonderen,
                              									mit Zahlenblank bezeichneten Taste) um eine Typenbreite gegen seine Achse verschoben
                              									(Figurenwechsel). Die mechanischen Reguliervorrichtungen (Zentrifugal-Pendelbremsen
                              									mit veränderlichen Pendellängen) zur Aufrechterhaltung des Gleichlaufs zwischen
                              									Sende- und Empfangsapparat werden durch eine elektrisch wirkende Einrichtung
                              									unterstützt. Ein an der Druckwalze sitzender Daumen, der Korrektionsdaumen, greift
                              									bei jeder Umdrehung der Achse in die Zähne eines mit dem Typenrad fest verbundenen
                              									Zahnrades und hält das etwa voreilende Typenrad so weit zurück oder schiebt das
                              									nachbleibende so weit vor, bis es die richtige Lage zur Druckwalze hat, um den
                              									klaren Abdruck des Zeichens sicherzustellen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 324, S. 715
                              Fig. 52.
                              
                           Der Hughesapparat befördert 1200 bis 1500 Wörter in der
                              									Stunde. Die Abbildungen zeigen einen Hughesapparat aus
                              									der Fabrik der Deutschen Telephonwerke in Berlin.
                           Der Baudot-Apparat erlaubt die gleichzeitige Beförderung
                              									mehrerer Telegramme auf derselben Leitung. Die Zeichnung in Fig. 52 erläutert rein schematisch das Zusammenwirken
                              									der Apparate. Ueber zwei gleichartig gebaute, in mehrere, z.B. vier voneinander
                              									isolierte Sektoren geteilte Metallscheiben I und II (Fig. 52) schleifen
                              									zwei durch die Fernleitung miteinander verbundene Kontakthebel h1 und h2, die sich gleich
                              									schnell drehen und immer gleichzeitig dieselben Sektoren bestreichen. Die schwarz
                              									gezeichneten Stellen bedeuten Kupferbürsten, welche die von ihnen berührten
                              									Kontaktringe untereinander verbinden. Auf jeder Seite ist an zwei Sektoren je ein
                              									Sende-, an die beiden anderen je ein Empfangsapparat angeschlossen. Jedem
                              									Apparatsystem steht die Leitung für ein Viertel jeder Umdrehung der Kontakthebel zur
                              									Verfügung.
                           Die Uebermittlung eines Baudot-Zeichens erfordert fünf
                              									aufeinanderfolgende Stromsendungen gleicher oder verschiedener Richtung. Der Sender
                              									besteht deshalb aus fünf Tasten T1 bis T5, die in der Ruhelage aus der Batterie p Trennstrom, niedergedrückt aus der Batterie n Zeichenstrom entsenden (Doppeltasten). Um sie der
                              									Reihe nach durch die rotierende Bürste mit der Leitung zu verbinden, enthält der
                              									ihnen zugewiesene Sektor fünf isolierte Kontaktstücke 1 bis 5, an deren jedes eine
                              									Taste angeschlossen ist.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 324, S. 716
                              Fig. 53.
                              
                           Die ankommenden Ströme werden über den Kontaktring b1 (der Scheibe II) und die Kontakte 1 bis 5 des
                              									Ringes a1 dem
                              									polarisierten Linienrelais L zugeführt. Dies wiederholt
                              									der größeren Zuverlässigkeit wegen die empfangenen Stromstöße aus den Ortsbatterien
                              									o,p und o,n über die Kontaktstücke des Ringes e1 und den Ring d1 nach dem polarisierten Ortsrelais O. Dieses endlich wird über den Ring f1 und die
                              									Kontaktstücke des Ringes e1 der Reihe nach mit den Elektromagneten E1, E2 usw. bis E5 verbunden, welche ansprechen, wenn das
                              									polarisierte Empfangsrelais Zeichenstrom erhalten hat, aber in der Ruhelage
                              									verharren, wenn das polarisierte Empfangsrelais Trennstrom erhalten hat. Waren also
                              									am Sender die Tasten 1, 3 und 5 niedergedrückt, so sprechen der Reihe nach die
                              									neutralen Elektromagneten 1, 3 und 5 des Empfängers an, während 2 und 4 in Ruhe
                              									bleiben. Die Uebersetzung dieser Relaisbewegungen in Buchstaben geschieht im
                              									wesentlichen folgendermaßen: Die mit den Rillen g1 und g2 versehene Walze Wrotiert in der Pfeilrichtung. Auf ihr schleifen 5 „Sucher“
                              									S in der Rille g1, von denen einer gezeichnet ist. Empfängt einer
                              									der 5 Elektromagnete E, von denen E1 ausführlicher
                              									gezeichnet ist, Strom, so drückt sein Anker den unteren Schenkel des Winkelhebels
                              										h3 so weit nach
                              									hinten, daß das daumenartige Stück D ihn erfaßt und
                              									längs der punktierten Linie nach rechts und wieder zurück in die Ruhestellung führt.
                              									Da diese Bewegung gerade in dem Augenblick erfolgt, wo der Fuß des Suchers S vor der Lücke in der Scheidewand zwischen den Rillen
                              										g1 und g2 steht, so wird der
                              									Sucher mit Hilfe der in der Längsrichtung verschiebbaren Achse f nach rechts in die Rille g2 geschoben, in welcher er
                              									verbleibt, bis ihn nach einer Umdrehung der Walze W der Daumen i wieder nach g1 zurückschiebt. Die
                              									fünf Sucherköpfe unterliegen dauernd einem Druck gegen die Walze; sie lageren jedoch
                              									so dicht nebeneinander, (Fig. 53), daß sie diesem
                              									Druck nicht folgen können, solange auch nur ein Sucher daran gehindert ist.
                           Vertiefungen in den Rillen g1 und g2
                              									sollen die Sucherfüße aufnehmen; sie sind jedoch so verteilt, daß immer einer oder
                              									mehrere der Sucher in die Rille g2 hinübergeschoben sein müssen, wenn sich eine
                              									Stelle finden soll, an der jeder Sucher eine Vertiefung unter sich vorfindet, so daß
                              									sie alle fünf zugleich plötzlich in die Vertiefungen hineinfallen können, um gleich
                              									darauf wieder hinausgeschleudert zu werden. Diese Bewegung wird auf eine
                              									Druckvorrichtung übertragen, die einen Papierstreifen gegen ein mit der Walze W gleichmäßig rotierendes Typenrad – ähnlich dem
                              									Typenrad des Hughesapparates – drückt. Die Verteilung
                              									der Sucher auf die beiden Rillen g1 und g2 ist in 31 verschiedenen Kombinationen möglich. Für
                              									jede dieser Kombinationen erfolgt das Niederdrücken sämtlicher Sucher an einer
                              									anderen Stelle des Walzenumfanges, daher auch das Aufdrücken des Papierstreifens an
                              									einer anderen Stelle des Typenrades. Durch verschiedenartige Gruppierung der
                              									niedergedrückten und der in der Ruhelage sich befindenden Tasten des Senders ist
                              									daher der Abdruck jedes gewünschten Buchstabens zu erreichen.
                           Ein Figurenwechsel – ähnlich wie ihn der Hughesapparat
                              									besitzt – ermöglicht statt der Buchstaben Zahlen und Satzzeichen zu drucken. Es sind
                              									noch Vorkehrungen getroffen, um den Gleichlauf der Verteilerbürsten zu sichern und
                              									die Fehler durch Stromverzögerung auszumerzen. Ein Taktschläger T zeigt dem gebenden Beamten an, wann sein Sender mit
                              									der Leitung verbunden wird. Der Baudot-Apparat leistet
                              									bei vier Sektoren und 180 Umdrehungen der Verteilerbürste in einer Minute etwa 1800
                              									Wörter in der Stunde auf jedem Sektor. (Vgl. auch E.T.Z. 1901, Heft 13).
                           
                              (Fortsetzung folgt.)