| Titel: | Polytechnische Rundschau. | 
| Fundstelle: | Band 324, Jahrgang 1909, S. 717 | 
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                        Polytechnische Rundschau.
                        Polytechnische Rundschau.
                        
                     
                        
                           Unterhaltungskosten und Lebensdauer der
                              									Lokomotive.
                           England besaß im Jahre 1906 bei 38800 Betriebskilometer 22118 Lokomotiven, somit
                              									entfällt auf etwa 1,6 km Schienenlänge eine Lokomotive. Genauere Werte sind für
                              									England und Wales für 1 km 0,69, für Schottland 0,4 und für Irland 0,16 Lokomotiven.
                              									Die von einer Lokomotive jährlich zurückgelegte Kilometerzahl ist bei 15 größeren
                              									Eisenbahngesellschaften Großbritaniens sehr verschieden. Im Jahre 1906 waren es bei
                              									der London and South Western 42000 km, bei der Lancashire and Yorkshire aber nur
                              									21500 km. Damit dürften wohl die Angaben, daß italienische Lokomotiven 65000 km bei
                              									300 t Zuggewicht jährlich zurückgelegt haben als übertrieben gelten, denn das
                              									englische Lokomotivmaterial steht ebenso auf der Höhe der Zeit, wie dies anderer
                              									Länder, während wohl wenige Länder so gut unterhaltene Schienenwege besitzen als
                              									England. Die größte von einer Lokomotive jährlich zurückgelegte Kilometerzahl darf
                              									wohl mit 44000 angenommen werden.
                           In Nordamerika werden gewöhnlich die Lokomotiven nach 10 Jahren außer Betrieb
                              									gestellt, in England ist dies gewöhnlich erst nach 30 Jahren der Fall. Während
                              									dieser Zeit hat eine solche Lokomotive etwa 865000 km zurückgelegt. Im
                              									Durchschnitt erreichen nach 10,29 Jahren die Kosten für Ausbesserungen einer
                              									englischen Lokomotive den Anschaffungspreis und diese Zeit soll als eigentliche
                              									Lebensdauer einer Lokomotive angesehen werden. Der Anschaffungspreis für eine
                              									Lokomotive ist aber sehr verschieden. Für eine Lokomotive mit Tender kann 50000 M.
                              									angenommen werden, die neuen 3/5 gekuppelten Schnellzugslokomotiven dürfen aber wohl
                              									das Doppelte kosten. Die jährlichen Ausgaben für Ausbesserungen belaufen sich für
                              									eine Lokomotive der Great Central Railway auf 6000 M. im Durchschnitt, damit
                              									bestimmt sich die Lebensdauer auf 8,36 Jahre, für die Caledonian Railway sind diese
                              									Zahlen 3350 M. und 14,41 Jahre, für die Great Western Railway sind dies 6450 M. und
                              									7,75 Jahre. Der ganze Lokomotivbestand dieser Eisenbahngesellschaft könnte somit
                              									nach 7,75 Jahren erneuert werden, wenn die Ausgaben für Ausbesserungen zu
                              									Neuanschaffungen verwendet werden.
                           Die größten Ausgaben entstehen für die Ausbesserungen des Kessels, der Feuerbüchse
                              									und der Rauchrohren. Die Kosten dieser Ausbesserungen steigern sich mit der 3.
                              									Potenz des Kesseldruckes, deshalb soll dieser bei Lokomotiven 12 Atm. nicht überschreiten, bei unreinem
                              									Speisewasser sind 11 Atm., bei reinem 15 Atm. noch zulässig. Mit den zunehmenden
                              									Fahrgeschwindigkeiten steigern sich auch die Kosten für die Ausbesserungen. Im Jahre
                              									1897 betrugen diese 4000 M. im Durchschnitt, im Jahre 1906 etwa 5000 M. für eine
                              									Lokomotive. (The Engineer 1909. S. 635–636.)
                           
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                           Vorrichtung zum selbsttätigen Beschicken von
                              									Gasgeneratoren.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 324, S. 717
                              
                           Die moderne Entwicklung der Gasgeneratoren und die umfangreiche Anwendung, welche sie
                              									bei der Erzeugung von Kraft- und Heizgasen gefunden haben, hat der Aufgabe der
                              									Zuführung des zu vergasenden Brennstoffes erst die weittragende Bedeutung verliehen,
                              									welche sie heute besitzt. Fast alle älteren Generatoren kennzeichnen sich durch den
                              									bekannten Fülltrichter, aus welchem der Brennstoff in gewissen Zeitabständen in den
                              									Vergasungsraum abgelassen wird, sei es durch Umlegen einer mit einem Gewichtshebel
                              									verbundenen Pfanne oder durch Oeffnen und Schließen eines Schiebers usw. Hierbei hat
                              									man beobachtet, daß der in den Generator herabfallende Brennstoff sehr viel Staub
                              									erzeugt, wodurch die Reinigung des Gases erschwert wird, und daß ferner jedesmal
                              									beim Beschicken des Generators mit einer größeren Brennstoffmenge der vordem
                              									gleichmäßige Gang der Gaserzeugung gestört wird, insofern als der Gehalt des Gases
                              									an Kohlenoxyd um 3 bis 4 v.H. vermindert, also dementsprechend geringerer Heizwert
                              									des Gases erzielt wird. Dazu kommt, daß auch der Gehalt des Gases an Wasserdampf
                              									wegen der augenblicklich verdampfenden Feuchtigkeit des Brennstoffes den Heizwert
                              									des Gases unmittelbar nach dem Beschicken beeinträchtigt. Es erscheint demnach
                              									naheliegend, die Menge des auf einmal in den Generator geförderten Brennstoffes zu
                              									vermindern, was man entweder durch Verkleinerung der Fülltrichter oder durch
                              									selbsttätige Vorrichtungen bewirken kann. Im ersten Falle ergibt sich die
                              									Notwendigkeit sehr häufiger Nachspeisungen, also eine starke Beanspruchung der
                              									Bedienungsmannschaft. Von den selbsttätigen Beschickvorrichtungen, welche schon
                              									zahlreich vorgeschlagen worden sind, werden diejenigen zu bevorzugen sein, welche
                              									den einfachsten und daher im Betriebe zuverlässigsten Mechanismus aufweisen und
                              									außerdem im stande sind, den Brennstoff auch über den ganzen Querschnitt des
                              									Generators gleichmäßig zu verteilen, damit die Gleichmäßigkeit der Gaserzeugung
                              									durch stellenweise angesammelten Brennstoff nicht gestört wird.
                           Die in dem Vorstehenden gekennzeichneten Anforderungen scheint eine von Quoilin erfundene, durch das Hüttentechnische Bureau
                              										Josef Maly G.m.b.H. in Dresden-A. angekündigte
                              									selbsttätige Beschickvorrichtung zu besitzen. Die Vorrichtung Fig. 1 u. 2 besteht aus dem
                              									schmiedeisernen, feststehenden Behälter A, der bei der
                              									üblichen Ausführung 800 bis 1000 kg Kohle faßt und oben in der bei Gasgeneratoren
                              									gebräuchlichen Weise durch den Deckel B gasdicht
                              									verschlossen ist. Am Boden des Behälters A ist das
                              									zweiflüglige, schneckenartige Rührwerk C gelagert,
                              									welches sich in den Brennstoffvorrat hineinwühlt und aus dessen seitlichen Kammern
                              										a, s. Fig. 2, der Brennstoff
                              									nach der Mitte in den senkrechten Stutzen b
                              									vorgeschoben wird. Hier fällt er in das unten angesetzte Krümmerrohr c, welches ebenfalls umläuft, und dessen
                              									Geschwindigkeit so geregelt werden kann, daß der Brennstoff über den ganzen
                              									Querschnitt des Gasgenerators gleichförmig verteilt wird. Der ganze umlaufende Teil
                              									der Beschickvorrichtung ist auf Rollen gelagert und bedarf daher zu seinem Antrieb
                              									einen nur unwesentlichen Teil der erzeugten Kraft. Beim Erneuern des
                              									Brennstoffvorrates werden Gasverluste, welche bei dem großen Inhalt des
                              									Fülltrichters ziemlich beträchtlich werden könnten, dadurch vermieden, daß man
                              									vorher durch die Düse d Dampf einströmen läßt, der alle
                              									Gase aus dem Fülltrichter verdrängt, bevor ergeöffnet wird.
                           
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                           Personenzuglokomotive.
                           Eine besonders starke 4/6-2 Verbundlokomotive wurde bei Beyer,
                                 										Peacock, Manchester, für die argentinische Zentralbahn gebaut. Die
                              									Lokomotive ist mit einer Verbundanordnung, System Worsdell –
                                 										von Borries ausgerüstet. Wenn die Steuerung, Bauart Stephenson, voll ausliegt, tritt durch ein Dampfreduzierventil auch
                              									Frischdampf in den Niederdruckzylinder ein. Der Dampfkessel, Bauart Belpair, ist für 14 Atm. Betriebsdruck gebaut. Die
                              									Stehbolzen der kupfernen Feuerbüchse sind aus Stone-Bronze. Der Kessel enthält 257 bronzene Rauchröhren von 4¾'' . In
                              									der Rauchkammer ist ein Stonescher Funkenfänger
                              									eingebaut. Der Kessel besitzt 4 Sicherheitsventile, System Ramsbottom von 3½'' . Der Tender ruht auf zwei Drehgestellen. Die
                              									Dampfzylinder (380 und 700 × 660) sind außerhalb des Rahmens mit einer Neigung gegen
                              									die Horizontale angeordnet. Die Gesamtheizfläche ist 196 qm, die Rostfläche 2,33 qm.
                              									Das Lokomotivgewicht beträgt 78 t, das Tendergewicht 51,5 t. (The Engineer. 1909. S.
                              									601.)
                           
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                           Elektromagnete für Laboratoriumszwecke.
                           Wenngleich Stephan mit äußerster Genauigkeit die
                              									günstigste Form der Polschuhe für Elektromagnete größerer Leistung bestimmt hat, so
                              									ist es doch bei den meisten heute gebräuchlichen Elektromagneten nicht möglich, zur
                              									Erzeugung einer äußerst großen Feldintensität den Magnetisierungszustand der
                              									Polschuhe möglichst nahe an den Sättigungsgrad zu bringen. Zum Beweise hierzu wird
                              									auf den durch einen Spalt unterbrochenen Kreisring von konstantem Querschnitt
                              									hingewiesen, der mittels einer gleichmäßig über ihn verteilten Wicklung magnetisiert
                              									wird. Bei diesen Magneten ist ohne weiteres zu erkennen, daß in der Mitte der Spule,
                              									also an der dem Luftspalt gegenüberliegenden Stelle des Ringes die größte Sättigung
                              									herrschen wird, und daß nach den Polen hin, entsprechend der Zunahme der Streuung,
                              									auch die Sättigung abnehmen wird. Falls bei einem solchen Ringelektromagneten die
                              									Magnetisierung sehr weit getrieben wird, so wird an der dem Luftspalt
                              									gegenüberliegenden Stelle die Sättigung bald so groß werden, daß hierdurch eine
                              									Drosselung des Kraftfeldes eintritt, die wie ein zweiter Luftspalt wirkt.
                           Auf diesen Uebelstand hat Weiß zuerst hingewiesen und
                              									bei seinen Elektromagneten den magnetischen Kreis durch Bemessung der verschiedenen
                              									Querschnitte so ausgebildet, daß die Sättigung überall gleichzeitig eintritt, oder
                              									daß sogar in den vom Luftspalt entfernteren Teilen des Ringes infolge Vergrößerung
                              									des Querschnittes diese Sättigung überhaupt nicht erreicht wird. Diese Vergrößerung
                              									hat noch den sehr erheblichen Vorteil, daß dasselbe Kraftfeld mit einer geringeren
                              									Amperewindungszahl erhalten wird. Weiß verwendet für
                              									den elektrischen Kreis seiner Elektromagnete besonders weichen Stahlguß und zwar
                              									lagert er in einem starken U-förmigen Gestell, welches ohne die geringste
                              									Formänderung eine zwischen den Polen herrschende Anziehungskraft von 2000 kg
                              									aushalten kann, zwei zylindrische Kerne von 150 mm . Diese Kerne können
                              									mittels Schraubenmuttern, die als Handrädchen ausgebildet sind, zwecks
                              									mikrometrischer Regelung des Luftspaltes in den Achsrichtungen verschoben werden.
                              									Ferner ist der ganze Apparat auf einer Vertikalachse drehbar gelagert, so daß er
                              									mittels Schnecke und Schneckenrad in jedes Azimut eingestellt werden kann. Die
                              									Magnetisierungsspulen sitzen zur Vermeidung der Streuung auf den zylindrischen
                              									Kernen nahe den Polschuhen. Um mit dem Elektromagneten magnetooptische Versuche
                              									anstellen zu können, sind die zylindrischen Kerne in ihrer ganzen Länge achsial
                              									durchbohrt. In diese Bohrungen können genau eingepaßte Zylinder aus weichem Eisen
                              									eingeschoben werden, um für andere Versuche den vollen Querschnitt zur Verfügung zu
                              									haben.
                           Bei dem seitens der Maschinenfabrik Oerlikon für das
                              									Laboratorium des eidgenössischen physikalischen
                                 										Institutes in Zürich hergestellten Elektromagneten bestehen die Spulen aus
                              									flachgewickeltem Kupferband von 1 mm Dicke und 15 mm Breite, das unter Zwischenlegen
                              									eines 0,2 mm dicken Isolierbandes zu einer Scheibe aufgewickelt ist, die durch
                              									Baumwollband zusammengehalten wird. Jede Spule besteht aus zehn solcher Scheiben,
                              									die in einem mit Paraffinöl gefüllten Gehäuse aus Eisenblech mit 3,5 mm Abstand
                              									voneinander angeordnet sind. Da das Kupferband der Spulen mit 60 Amp. belastet
                              									werden kann, und jede Spule 1600 Windungen enthält, so können bis zu 200000
                              									Amp.-Windungen zur Magnetisierung verwendet werden. Bei einem Gesamtwiderstand der
                              									Spulen von 4,9 Ohm und einem Erregerstroms von 60 Amp. beträgt alsdann die in Wärme
                              									umgesetzte Leistung 18 KW, so daß eine künstliche Kühlung der Spulen
                              									erforderlich wird. Hierzu ist in jedem Gehäuse eine die Spulen umschließende
                              									Rohrschlange angebracht, durch die Kühlwasser hindurchgeleitet wird. Selbst bei
                              									längerem Gebrauch des Apparates erhöht sich die Temperatur des Kühlwassers um
                              									höchstens 20°, während die Polschuhe vollkommen kalt bleiben. Die Kühlung ermöglicht
                              									somit nicht nur eine große Energieaufnahme der Spulen, sondern hält auch die
                              									Temperatur des vom magnetischen Felde bestrichenen Raumes konstant, wodurch
                              									gegenüber den Elektromagneten älterer Bauart ein sehr wertvoller Vorteil erzielt
                              									ist.
                           Mit diesem Elektromagneten konnte zwischen zwei Polschuhen, die die Form von
                              									Kegelstumpfen mit einer kleinen Basis von 3 mm  besaßen, bei einem Abstand
                              									von 2 mm ein Feld von 46000 Gauß erzielt werden. Dieses Feld übersteigt um etwa 8000
                              									Gauß das stärkste bisher in gleichen Luftspalten erzeugte.
                           Ein kleines Instrument gleicher Bauart ist von der Société
                                 										Genevoise de Construction d'Instruments de Physique et de Mécanique in Genf
                              									gebaut worden, bei dem der Durchmesser der zylindrischen Kerne nur 92 mm beträgt.
                              									Die zugehörigen Erregerspulen enthalten 1500 Windungen von 2,5 mm isoliertem
                              									Kupferdraht und besitzen einen Gesamtwiderstand von 4 Ohm. Zwecks künstlicher
                              									Abkühlung sind sie auf doppelwandige Büchsen aus Messing aufgewickelt, durch die
                              									Kühlwasser hindurchgeleitet wird.
                           Zur Messung der mit solchen Instrumenten erzielbaren großen Feldintensitäten bedient
                              									man sich zweckmäßig der absoluten elektromagnetischen Wage von Cotton. Allerdings muß hierbei die Bedingung erfüllt
                              									sein, daß sämtliche Kraftlinien des zu untersuchenden Feldes eine möglichst
                              									horizontale Richtung haben; eine Bedingung, die von nahezu sämtlichen
                              									Laboratoriumsapparaten erfüllt wird. Diese Wage unterscheidet sich von der
                              									gewöhnlichen Präzisionswage nur dadurch, daß die eine Schale durch einen
                              									vierseitigen länglichen Rahmen ersetzt ist, von dem die beiden großen Seiten
                              									Kreisbogen sind, deren gemeinschaftlicher Mittelpunkt mit dem Drehpunkte des
                              									Wagebalkens zusammenfällt. Diese beiden Seiten werden durch radial angeordnete kurze
                              									Seiten an ihren Enden miteinander verbunden- Die Messung findet dann in der Weise
                              									statt, daß der Rahmen mit einer radialen Seite zwischen die mindestens 2 cm
                              									voneinander abstehenden Polschuhe des Elekromagneten gebracht und ein elektrischer
                              									Strom durch ihn hindurchgeleitet wird. Es entsteht alsdann ein Drehmoment nur mit
                              									Hilfe des Stromes in der einen radialen Seite des Rahmens, da die auf die Bogen
                              									wirkenden Kräfte durch den Drehpunkt des Wagebalkens gehen und deren Hebelarm
                              									infolgedessen Null ist. Voraussetzung ist allerdings, daß der Rahmen so groß ist,
                              									daß das zweite radiale Stück nicht mehr von dem Felde beeinflußt wird. Die
                              									Feldstärke ergibt sich dann aus der Formel:
                           
                              H=\frac{10\,g}{s} \cdot \frac{G}{i}
                              
                           in der H die Feldstärke, s die Länge des radialen Rahmenstückes, i die Stromstärke des ihn durchfließenden Stromes, g die Erdbeschleunigung am Versuchsorte und G die Gewichtsbelastung am anderen Ende des Wagebalkens
                              									ist, die dem erzeugten Drehmomente das Gleichgewicht hält.
                           Die Messung läßt sich am schnellsten ausführen, wenn die Schale mit einem angenähert
                              									richtigen Gewicht belastet und das Gleichgewicht durch Regelung des Stromes mittels
                              									eines Widerstandes hergestellt wird.
                           Felder großer Intensität, die zwischen nur wenige Millimeter voneinander entfernten
                              									Polschuhen vorhanden sind, werden zweckmäßig unter Verwendung einer Induktionsspule von 2–3 mm
                              									 mittels eines ballistischen Galvanometers gemessen, indem man sie mit einem
                              									Hilfsfelde von 10–20000 Gauß vergleicht, dessen Stärke mittels der
                              									elektromagnetischen Wage von Cotton bestimmt wurde.
                           Bei derartigen Messungen von Feldintensitäten in der angegebenen Weise kann eine
                              									Genauigkeit von 0,5 v.H. erreicht werden, während die häufig- verwendete
                              									Wismuth-Spirale wegen ihres hohen Temperaturkoeffizienten leicht zu erheblichen
                              									Fehlern Anlaß gibt. (Zindel) (Schweizerische Bauzeitung
                              									1909. S. 240–244.)
                           
                              Pr.
                              
                           
                        
                           Fluatieren des Betons.
                           Das Fluatieren der weichen Gesteine, wie Kalk- und Sandsteine, bezweckt ihren Schutz
                              									gegen die Frostwirkung und den schädlichen Einfluß der Atmosphärilien auf ihre
                              									Lebensdauer. Hierbei werden die Steine mit kieselfluorwasserstoffsauren Salzen
                              									getränkt. Als brauchbar haben sich die Keßlerschen
                              									Fluate (kieselwasserstoffsaure Salze der Magnesia, der Tonerde, des Zinkes und
                              									dergl.) erwiesen.
                           Man kann die Bildung unlöslicher Verbindungen bei dem Fluatieren erkennen, wenn man
                              									die Fluatlösung durch poröse Kalkplatten filtriert. Hierbei geht nur Wasser
                              									hindurch, während sich die Fluoride mit dem Kalk verbinden. Die vorher durchlässigen
                              									Gesteinsporen füllen sich also mit einer steinharten Masse, so daß die weichen
                              									Gesteine die Eigenschaften der harten Steine annehmen. Aehnliches Verhalten zeigen
                              									die fluatierten Zementbetonsteine.
                           Versuche von Merkulow in Kiew zeigen die Erhöhung der
                              									Widerstandsfähigkeit gegen Frost durch Fluatieren der Zementbetonsteine. Die
                              									Betonwürfel mit 7 cm Kantenlänge wurden nicht wie Kalksteine mit dem Pinsel
                              									bestrichen, sondern nach 2 bis 3tägiger Erhärtung mehrere Male 2–5 Stunden lang in
                              									ein Bad aus verdünnter Fluatlösung gestellt und dann 24 Stunden lang getrocknet.
                              									Nach 23maligem Gefrierenlassen mit einem Temperaturunterschied von – 15 bis + 25° C
                              									wurden die folgenden Druckfestigkeiten fluatierter und nicht fluatierter Probewürfel
                              									erzielt.
                           
                              
                                 Mischungs-verhältnis
                                 Druckfestigkeit der
                                 Steigerung derDruckfestigkeit
                                    											durchFluatieren um
                                 
                              
                                 fluatierten
                                 nichtfluatierten
                                 
                              
                                 Würfel kg/qcm
                                 
                              
                                 1 : 1
                                 204
                                 136
                                 50 v.H.
                                 
                              
                                 1 : 2
                                 166
                                 121
                                 37 v.H.
                                 
                              
                                 1 : 3
                                 94
                                 67
                                 40 v.H.
                                 
                              
                                 1 : 4
                                 43
                                 22
                                 95 v.H.
                                 
                              
                           (Zement und Beton 1909. S. 585–586.)
                           Dr.-Ing. Weiske.
                           
                        
                           Bekleidung von Glasgefäßen mit Zelluloid
                           Um Akkumulatorengläser und dergl. davor zu schützen, daß die Flüssigkeit ausläuft,
                              									wenn das Glas einen Sprung bekommt, taucht man das Gefäß in eine Lösung von
                              									Zelluloid in Aceton, nimmt heraus und trocknet. Durch wiederholtes Eintauchen
                              									verstärkt man den Ueberzug. Risse in der Zelluloidhaut kann man durch Bestreichen
                              									mit Zelluloidlösung oder durch Bestreichen mit einem 100° C warmen Eisen schließen.
                              									(Elektrochemische Zeitschrift 1909. S. 75.)
                           
                              A.
                              
                           
                        
                           Galvanographik.
                           Vor 40 Jahren war ein heut vergessenes Verfahren im Gebrauch, um von getuschten
                              									Bildern Kupferdruckplatten galvanoplastisch zu gewinnen. Als Unterlage dient eine
                              									fein polierte und dick versilberte Kupferplatte. Als Tuschfarbe verwendet man
                              									Eisenoxyd, Ocker und dergl., welche mit einer Lösung von Wachs in Terpentin
                              									abgerieben und mit so viel Dammarfirnis versetzt werden, daß die Farbe auf Glas matt
                              									auftrocknet. Nimmt man zuviel Dammarfirnis, so wird die Farbe durch Wasser
                              									angegriffen. Das Bild wird in Tuschmanier so gemalt, daß die Farbe um so dicker
                              									aufgetragen wird, je tiefer die Schatten sind. Sobald das Bild trocken ist, streut
                              									man sehr fein gepulverten Graphit darauf, verteilt ihn mit einem langhaarigen, sehr
                              									weichen Pinsel und fegt den Ueberschuß an Graphit sorgfältig ab. Auf dieser so
                              									vorbereiteten Platte schlägt man in üblicher Weise eine Kupferschicht nieder, welche
                              									dann als Klischee benutzt werden kann. (Elektrochemische Zeitschrift 1909. S.
                              									60.)
                           
                              A.
                              
                           
                        
                           Resinit.
                           Resinit wird hergestellt durch Vereinigung. von Phenol (Karbolsäure) und Formaldehyd
                              									mit Hilfe von Salzen. Man hat hierbei die Möglichkeit, die Reaktion an jedem
                              									beliebigen Punkte zu unterbrechen, um dann das erhaltene Zwischenprodukt im
                              									geeigneten Augenblick, auch an einer anderen Stelle, weiterzuverarbeiten. So eignet
                              									sich beispielsweise die erste Zwischenstufe, Resinitmasse A, zum Härten und
                              									Wasserfestmachen von Holz, Pappe und anderen porösen Stoffen. Tannenholz mit dieser
                              									Masse imprägniert, wird so hart und fest, daß der Hobel daran stumpf wird. Eine
                              									weitere Zwischenstufe, als Resinitmasse B bezeichnet, gibt, in Formen gegossen und
                              									auf etwa 80 Gr. Celsius erhitzt, ein wundervoll rubin- oder purpurrot
                              									durchsichtiges, vollständig unschmelzbares und chemisch unangreifbares Produkt, das
                              									eigentliche reine Resinit, das sich besonders für Schmuckgegenstände, wie
                              									Llutnadelknöpfe, Gemmen und dergleichen eignet. Auch als Ersatz für Email und
                              									Emaillack bei Schildern hat Resinit große Vorzüge, da es, wie erwähnt, im erhärteten
                              									Zustande vollständig unveränderlich und unangreifbar ist.
                           Eine andere Zwischenstufe, Resinitmasse C, zeichnet sich dadurch aus, daß sie durch
                              									Zusatz von Säure schon in zehn Minuten vollständig erstarrt und dann ein homogenes,
                              									elastisches, leicht zu bearbeitendes Produkt bildet. Es dient in dieser Form als
                              									Ersatz für Steinnuß, Hörn, Zelluloid usw., und hat besonders vor letzterem den
                              									großen Vorteil, daß es absolut nicht feuergefährlich ist. Aus Resinitmasse C können
                              									daher Knöpfe, Griffe, Schilder, Intarsien und viele andere Gegenstände hergestellt
                              									werden. (Zeitschrift f. angewandte Chemie 1909. S. 1598.)
                           
                        
                           Kugellager in Werkzeugmaschinen.
                           Die fast allgemeine Verwendung von Kugellagern Im Automobilbau führt den Konstrukteur
                              									zu der Ueberlegung, ob sie nicht auch bei Werkzeugmaschinen mit Erfolg angewandt
                              									werden können.
                           Besonders geeignet scheinen Kugellager zu sein, um den Achsialdruck einer Dreh- oder
                              									Bohrspindel aufzunehmen und sparen dann beträchtliche Kosten und Reparaturen. Z.B.
                              									wurden in einer großen amerikanischen Fabrik die Stahl- und Phosphorbronzedrucklager
                              									von schweren Bohrmaschinen durch Kugellager ersetzt. Versuche über die erforderliche
                              									Antriebskraft, bei einer Tourenzahl, wobei die Lager sich nicht erhitzten, ergaben
                              									einen Kraftverbrauch von 4,6 PS bei Kugellagern, gegen 6 PS bei den
                              									gewöhnlichen Lagern. Das ist eine tatsächliche Ersparnis von 1,4 PS oder 23 v.H.;
                              									hierzu kommt noch Zeitersparnis, weil man nicht sooft ölen und nachziehen muß, und
                              									die Abnutzung ganz minimal ist. Die Maschinen können hierbei viel besser ausgenutzt
                              									werden, da ihre Tourenzahl dann so gesteigert werden kann, wie es die modernen
                              									Schnellbohr- oder Drehstähle verlangen. Auch als Ersatz für Traglager werden
                              									Kugellager vorteilhaft angewandt, wenn auch in beschränktem Maße. Besonders die
                              									Halslager der Spindel bei Bohrmaschinen können mit Erfolg durch Kugellager ersetzt
                              									werden, da sie nur der ständigen Beanspruchung durch Riemenzug ausgesetzt sind.
                           Bei Drehbänken und ähnlichen Maschinen sind Kugellager als Traglager nicht ohne
                              									weiteres nützlich, da hierbei ein sehr starker und veränderlicher Lagerdruck
                              									herrscht. Trotzdem sind Fälle bekannt, wo sie mit Erfolg arbeiten. Sehr oft ist der
                              									Grund eines Mißerfolges darin zu suchen, daß die Lager im Gehäuse nicht genau
                              									achsial stehen, worauf bei Bearbeitung und Montage zu achten ist. (American
                              									Machinist 1909. S. 342/43.)
                           Renold.
                           
                        
                           Berichtigung.
                           In meinem Aufsatz „Rangiereinrichtungen in industriellen Betrieben“ hatte ich
                              									auf S. 611 ds. Js. gesagt, daß die Ausbildung der Rangieranlagen mit endlosem
                              									Seil das Verdienst von Adolf Bleichert & Co.,
                              									Leipzig-Gohlis, sei. Diese Angabe muß eine Berichtigung erfahren, denn es ist mir
                              									erst jetzt durch freundliche Uebermittlung entsprechenden Materiales bekannt
                              									geworden, daß die Gesellschaft für Förderanlagen Ernst
                                 										Heckel m.b.H., Saarbrücken-St. Johann, bereits im Jahre 1900 eine erste
                              									Seilrangieranlage ganz gleichen Systemes aufgestellt hat und im Jahre 1901 ein
                              									Gebrauchsmuster „Rangierseilbahn mit selbsttätig mitnehmender Seilklemme,“ im
                              									Jahre 1902 ein Gebrauchsmuster „Schiebebühne mit Seilantrieb“ erteilt
                              									erhielt. Auch war mir nicht bekannt, daß die Beschreibung derartiger Heckelscher Anlagen bereits 1904 in No. 32 der
                              									Zeitschrift „Glückauf“ unter dem Titel „Die Bewegung von Eisenbahnwagen
                                 										und Schiebebühnen mittels stetig umlaufenden, endlosen Seils“ von
                              									Bergassessor Glinz, Saarbrücken, erfolgt war. Da die
                              									erste Seilrangieranlage von Adolf Bleichert & Co.
                              									im April 1906 in Betrieb gesetzt wurde und die erste Patentanmeldung auf die
                              									zugehörige Seilklemme von dieser Firma im Oktober 1905 erfolgte, muß festgestellt
                              									werden, daß die Priorität in der Anwendung des endlosen, stetig umlaufenden
                              									Zugseiles für Rangierzwecke der Gesellschaft für
                                 										Förderanlagen Ernst Hechel zuzusprechen ist.
                           
                              Hans Wettich.