| Titel: | Ueber die Einwirkung von Strukturänderungen auf die physikalischen, insb. elektrischen Eigenschaften von Kupferdrähten und über die Struktur des Kupfers in seinen verschiedenen Behandlungsstadien. | 
| Autor: | Hermann Gewecke | 
| Fundstelle: | Band 324, Jahrgang 1909, S. 756 | 
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                        Ueber die Einwirkung von Strukturänderungen auf
                           								die physikalischen, insb. elektrischen Eigenschaften von Kupferdrähten und über die
                           								Struktur des Kupfers in seinen verschiedenen Behandlungsstadien.
                        Von. Dipl.-Ing. Hermann Gewecke,
                           									Darmstadt.
                        (Fortsetzung von S. 741 d. Bd.)
                        Ueber die Einwirkung von Strukturänderungen.
                        
                     
                        
                           3. Material.
                           Zur Verfügung standen zunächst eine Serie von 16 Kupferdrähten in den Durchmessern
                              									von 2,4 mm bis 0,5 mm, sämtlich aus einem Stück gezogen – sie waren aus einer
                              									Ziehbank in der Fabrik herausgeschnitten – und während der einzelnen Stadien des
                              									Ziehprozesses nicht geglüht, ferner eine Serie besonders sorgfältig durch Steine
                              									gezogene Kupferdrähte, gleichfalls aus elektrolytisch reinem Kupfer und vom gleichen
                              									Ausgangsmaterial, bestehend aus 13 Drähten in den Durchmessern von etwa 1,4 mm bis
                              									0,5 mm. Außerdem wurden verschiedene von mir selbst unter besonderen Bedingungen
                              									gezogene Kupferdrähte untersucht.
                           Das gesamte Material war von den Heddernheimer
                                 										Kupferwerken in Gustavsburg bei Mainz in liebenswürdiger Weise zur
                              									Verfügung gestellt, wofür ich auch an dieser Stelle meinen Dank ausspreche.
                           
                        
                           4. Apparate und Meßmethoden.
                           Zu bestimmen war für jeden Draht das Leitvermögen, die Dichte und der Querschnitt.
                              									Das Leitvermögen ist
                           
                              \lambda=\frac{l}{w \cdot q}
                              
                           
                              
                                 Es ist also zu bestimmen:
                                 die Länge l
                                 
                              
                                 der Widerstand w
                                 
                              
                                 der Querschnitt q
                                 
                              
                           eines Drahtes.
                           Die Querschnittsbestimmung wurde zunächst direkt mit einem Dickenmesser, später
                              									indirekt nach der Formel
                           
                              q=\frac{G}{l \cdot s}
                              
                           ausgeführt.
                           Es ist dazu also außer der Länge l noch das Gewicht
                              										G und die Dichte s des
                              									Drahtes zu bestimmen, letztere beiden Bestimmungen mittels Wägung. Unsere Messungen
                              									bestehen also aus:
                           
                              1. Widerstandsmessung,
                              2. Längenmessung,
                              3. Dickenmessung,
                              4. Wägung.
                              
                           Die Widerstandsmessung wurde, da es sich um kleine
                              									Widerstände bis höchstens ungefähr 0,1 Ohm handelte, mit der Thomson sehen Doppelbrücke ausgeführt, bei der ja die
                              									Zuleitungswiderstände praktisch herausfallen. Es stand eine solche in runder Form
                              									von der Firma Siemens & Halske zur Verfügung mit
                              									einem Meßdraht vom Gesamtwiderstand von 0,01 Ohm.
                           Die zu meßenden Kupferdrähte befanden sich zum Zweck gleichmäßiger
                              									Temperaturverteilung in einem Petroleumbade, das gut verpackt war und einen mit
                              									Elektromotor angetriebenen Rührer hatte. Die Drähte hatten Strom- und
                              									Potentialklemmen. Als günstigste Form der Befestigung hat sich die nebenstehende
                              									erwiesen. (Fig. 4 u.
                              										5.)
                           Die Längenmessung wurde mit geeichten Maßstäben ausgeführt, bei kleineren Stücken mit
                              									dem Kathetometer.
                           Bei der Dickenmessung führte die direkte Bestimmung zu keinem brauchbarem Resultate,
                              									und zwar sowohl wegen der Unrundheit des Querschnitts als auch der
                              									Ungleichförmigkeit des Drahtes überhaupt.
                           Es mußte daher der Querschnitt indirekt aus Länge, Gewicht und Dichte ermittelt
                              									werden.
                           Zu den Wägungen wurde eine Wage von Bunge, Hamburg benutzt, mit einer Empfindlichkeit von
                              									0,2 mg pro Skalenteil Ausschlag bei einer Belastung von 10 g. Das Auflegen der
                              									Bruchgramme ließ sich be geschlossenem Wagekasten mittels Mechanismus von außen bewerkstelligen, was
                              									ein bequemes und schnelles Arbeiten ermöglichte. Vor und nach jeder Wägung wurde der
                              									Nullpunkt bestimmt. Der benutzte Gewichtssatz war vorher korrigiert worden.
                           Eine Reduktion der Wägungen auf den leeren Raum ist bei der geringen Differenz
                              									zwischen den Dichten der Kupferdrähte und der benutzten Messinggewichte
                              									überflüssig.
                           Das Korrektionsglied ist nämlich
                           
                              1+\frac{\lambda}{s}-\frac{\lambda}{\sigma}
                              
                           und hat bei einer mittleren Luftdichte von λ = 0.0012, einer
                              									Dichte des Kupfers s = 8,9 und einer Dichte des Messings σ = 8,4 die Größe
                           1 + 0.000135 – 0.000143 = 0.999992
                           also weit unter der verlangten Genauigkeit.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 324, S. 757
                              Fig. 4 u. 5: Ansicht unter dem Deckela
                                 										Glasgefäß, b Holzdeckel, c Kupferdraht, d Rührer, e Schnurscheibe, f
                                 										Schnurlauf zum Elektromotor, g
                                 										Stromzuführungsklemmen, h Stahlschneiden zur
                                 										Abnahme der Spannung, i Spannungsklemmen, zur
                                 										Meßbrücke tührend.
                              
                           Die Bestimmung der Dichte wurde anfangs mit dem Pyknometer
                              									in der von G.W.A. KahlbaumG.W.A. Kahlbaum:
                                    											Wied. Ann. Phys. 19 p. 380, 1883. s. a. Kahlbaum: Z.S.f. anorg. Chem. 29 p. 197, 1902.
                              									angegebenen verbesserten Form vorgenommen. Der Erfolg war jedoch bei so geringen
                              									Drahtmengen, wie sie bequem in das Pyknometer eingebracht werden konnten, kein
                              									befriedigender. Auch ist es zu unbequem, während der ganzen Messung die Temperatur
                              									genügend konstant zu halten. Geschah das nicht, so stieg das Waser in der
                              									Kapillaren, während das Thermometer noch gar keine Veränderung anzeigte. Die
                              									Temperaturänderung schreitet ja von der Wandung des Gefäßes nach dem Innern fort,
                              									und so haben die äußeren Teile des Wassers bereits ihr Volumen geändert, was sich in
                              									einem Steigen oder Fallen in der Kapillaren kund tut, ehe überhaupt die
                              									Temperaturveränderung bis zum Thermometer vorgeschritten ist.
                           Es wurden deshalb alle weiteren Messungen nach der Archimedischen Methode ausgeführt, der ja auch Kahlbaum in seinen letzten Arbeitenders. Ann. d. Phys. 14 p. 578, 1904 ü. G.W.A.
                                       												Kahlbaum u. E. Sturm Z.S.f. anorg,
                                    											Chem. 46 p. 217, 1905. wieder den Vorzug gibt. Sie hat für Körper
                              									in Drahtform, wie sie hier verwandt wurden, den Vorzug der größeren Bequemlichkeit
                              									und vor allem größerer Genauigkeit.
                           Die zu untersuchenden Drähte wurden gründlich mit Aether und Alkohol von allem
                              									anhaftenden Fett und sonstigen Unsauberkeiten befreit und sodann in Luft
                              									gewogen. Danach wurden sie in ein Glasgefäß mit destilliertem und von neuem
                              									aufgekochtem noch handwarmem Wässer gebracht, und das Ganze unter dem Rezipienten
                              									einer Wasserluftpumpe so lange evakuiert, bis keine Blasen mehr aufstiegen; es blieb
                              									dann über Nacht im Vacuum stehen, um am nächsten Morgen in das Wägezimmer gebracht
                              									zu werden. Die Wägung wurde nicht eher vorgenommen, als bis ein vollkommener
                              									Temperaturausgleich stattgefunden hatte, was durch Thermometerablesung festgestellt
                              									wurde. Die Drähte, die zu je einem Ringe von etwa 40–50 mm aufgewickelt waren,
                              									wurden, ohne das Wasser zu verlassen, in die Aufhängevorrichtung eingehängt und dann
                              									im Wasser gewogen; desgleichen wurde die Aufhängevorrichtung selbst (ohne den
                              									Körper) im Wasser gewogen.
                           Die Aufhängevorrichtung bestand aus einem Glashaken, der
                              									mittels eines dünnen Platindrahtes von 0.0208 mm Durchmesser an der Wagschale
                              									anfgehängt war. Die bisher angewandten Methoden, die Kapillarwirkung des
                              									Aufhängefadens zu eliminieren, waren entweder für die von mir verwandten
                              									Materialmengen unzureichend oder aber sehr umständlich.
                           F. Kohlrausch und W.
                                 										HallwachsF. Kohlrauch u. W.
                                       												Hallwachs: Wied. Ann. d. Phys. 50. p. 118, 1893 und Wied. Ann. d.
                                    											Phys. 53 p. 14, 1894. benutzen einen feinen glatten Kokon, der
                              									bereits einige Zeit benetzt war. Sie erhalten eine Unsicherheit der Wägung von ± 0.1
                              									mg.; dieser Fehler ist bei den von mir verwandten geringem Mengen zu groß. R. WegnerR. Wegner: l.c.p. 16. verwendet
                              									einen Platindraht von 0.022 mm Durchmesser; er erschüttert zum Zweck der besseren
                              									Benetzung des Drahtes das Gefäß durch Beklopfen mit einem Stabe; die Unsicherheit
                              									der Einstellung wird nicht angegeben. G.W.A.
                                 										KahlbaumG.W.A. Kahlbaum: Ann d. Phys. 14 p. 583
                                    											1904. verwendet das von F.
                                 										KohlrauschF. Kohlrausch u. W.
                                       												Hallwachs; Wied. Ann. 56 p. 186 1895. zuerst
                              									vorgeschlagene Platinieren des Aufhängedrahtes, womit er sehr gute Resultate
                              									erzielt. Jedoch muß dasselbe, wenn es wirksam sein soll, oft wiederholt werden und
                              									ist daher sehr zeitraubend. W. SchlettW. Schlett;
                                    											l.c.p. 29. benutzt einen Platindraht von 0.05 mm Durchmesser, den
                              									er vor jedesmaligem Gebrauch ausglüht. Er gibt an, damit eine Genauigkeit von 0.1
                              									v.H. garantieren zu können. Ich habe einen Platindraht von 0,0208 mm verwandt und
                              									das umständliche Platinieren mit Erfolg dadurch ersetzt, daß ich den Draht in
                              									Alkohol legte und bis kurz vor der Wägung darin liegen ließ; die Einstellung auf
                              									fast den gleichen Gewichtswert zeigt das unten folgende Beispiel. Der durch
                              									Adhäsionswirkung des Wassers verursachte Fehler fiel dadurch heraus, daß ich den
                              									Aufhängedraht mit Glashaken für sich ohne Kupfer in gleicher Weise in das Wasser
                              									eintauchend wog, und den ermittelten Wert von dem Gewicht des Kupferdrahtes mit
                              									Aufhängevorrichtung im Wasser abzog. Dadurch wurde der Einfluß der Kapillarität des
                              									Wassers auf die Wägung eliminiert. Die Drahtgewichte im Wasser zeigen nur ganz
                              									geringe Differenzen, wie unten zu ersehen ist.
                           Die Bestimmung der Dichte werde an einem Beispiel vorgeführt. Jeder Wert ist das
                              									Mittel aus drei Einzelbestimmungen:
                           Spez. Gewicht von No. 9b Serie 3.
                                     Gewicht in Luft m = 1.22646
                              									g
                           
                              \mbox{Dichte }s=\frac{m}{w}
                              
                           
                           w = Gewichtsverlust in Wasser von
                              									4°
                           
                              w=\frac{w'}{Q}
                              
                           w' = Gewichtsverlust bei t°
                           Q = Dichte des Wassers bei t°
                           also
                           
                              \mbox{Dichte }s=\frac{m}{w'}\,Q.
                              
                           
                              
                                 Maximale Abweichung vom Mittel
                                 0.0004
                                 
                              
                                 Mittlerer Fehler
                                 0.0003
                                 
                              
                                 Wahrscheinlicher Fehler
                                 0.0002 = 0.026 v.T.
                                 
                              
                           
                              
                                 No.
                                 Tempe-raturdesWasserst°
                                 
                                    Gewichte in Wasser
                                    
                                 Gewichts-verlustbei t°
                                 Gewichtsverlustbei 4°
                                 Dichte
                                 
                              
                                 der Probemit Auf-hängevorr.
                                 der Auf-hängevor-richtung
                                 der Probeohne Auf-hängevorr.
                                 
                              
                                 123
                                 19.220.520.8
                                 1.120691.121821.12224
                                 0.032000.033100.03351
                                 1.088691.088721.08873
                                 0.137760.137740.13772
                                 0.138000.138000.13799
                                 8.88758.88758.8881
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 Mittel
                                 878877
                                 
                              
                           Bei den übrigen Messungen ist dieser Fehler teils kleiner, teils größer. Er
                              									überschreitet jedoch nicht 0.1 v.T.
                           Korrigierte Dichte:
                           I. Reduktion der Dichte auf den leeren Raum. Bei Reduktion auf den leeren Raum kommt
                              									zu dem oben ermittelten Wert der Dichte noch ein Korrektionsmitglied hinzu.
                           
                              s=\frac{m}{w}\,(Q-\lambda)+\lambda=\frac{m}{w}\,Q-\lambda\,\left(\frac{m}{w}-1\right)
                              
                           also
                           
                              C=-\lambda\,\left(\frac{m}{w}-1\right)
                              
                           Die Wägungen wurden bald hintereinander vorgenommen, der
                              									Barometerstand schwankte maximal zwischen 750 und 760 mm, die Lufttemperatur wich
                              									maximal um ± 1° von 20° C. ab. Daher kann man für λ folgende Grenzwerte
                              									annehmen:
                           1. bei 19° und 750 mm: 0.001193.
                           2. bei 21° und 760 mm: 0.001201.
                           Es ist ungefähr \frac{m}{w}=s'=8.89
                           s – l =
                              									7.89
                           also die Werte des Korrektionsgliedes:
                           
                              
                                 
                                 C1 =
                                 0.00943
                                 
                              
                                 
                                 C2 =
                                 0.00948
                                 
                              
                                 im Mittel
                                 
                                    C  =
                                    
                                 0.00946 = 0.0095.
                                 
                              
                           2. Reduktion der Dichte auf 18° C.
                           Die Reduktion der Dichte auf 18° wird vorgenommen nach der Formel
                           s18= s[1 + α(t – 18°)]
                           darin bedeutet:
                           s  = Dichte bei der
                              									Versuchstemperatur t
                           α = Kubischer Ausdehnungskoeffizient = 0.000051.
                           Dann ist die Dichte auf den leeren Raum bezogen:
                           s0 =
                              									8.8877 – 0.0095 = 8.8782
                           und bei 18° C.
                           s0,
                              										18 = 8.8782 (1 + 0.000051 × 2.2)
                                   = 8.8794.
                           R. WegnerR. Wegner: l.c.p. 18. gibt an, daß
                              									eine Reduktion der Dichte auf den leeren Raum überflüssig sei, da eine solche bei
                              									ihm, wie er ausrechnet, für die Dichte des Platins noch keinen Unterschied der
                              									Einheit in der dritten Dezimale ausmacht.
                           Er berechnet den Auftrieb der Luft auf den Körper und die Ausgleichsgewichte für die
                              									Wägungen in Luft und in Wasser, begeht aber dabei einen Fehler. Er sagt p. 17 bei
                              									Berechnung des Auftriebes für die Wägung seiner Drahtringe in Wasser:
                           
                              „Auf der Ringseite der Wage bleibt der Auftrieb der Luft offenbar derselbe wie er
                                 										war, als der Ring in der Luft hing. Denn sein Volumen ist ja dasselbe geblieben.
                                 										Und darauf allein kommts an. Vorausgesetzt, daß der Luftdruck derselbe ist, als
                                 										er war, da der Ring in der Luft gewogen wurde. Die Wirkung eines veränderten
                                 										Luftdruckes werden wir nachher eliminieren. Auf der Ringseite setzen wir demnach
                                 										den Auftrieb gleich 0.120 mg., nach wie vor.“
                              
                           Das ist offenbar nicht richtig. Es wirkt auf den in Wasser befindlichen Draht
                              									natürlich nur der Auftrieb des Wassers. Durch diesen Fehler kommt es, daß Wegner bei Reduktion der Dichte auf den leeren Raum
                              									keinen Unterschied bekommt gegenüber der unreduzierten DichteFühren wir die Rechnung in der Weise Wegners durch aber unter Weglassung des
                                    											Auftriebes der Luft auf den in Wasser befindlichen Draht und unter
                                    											Vernachlässigung des besonderen Auftriebs der Platingewichte, so erhalten
                                    											wir für die Dichte s = 21.877. Den gleichen
                                    											Wert erhalten wir unter Benutzung der Kohlrausch'schen Formel, wenn wir die gleiche Luftdichte von 1/775
                                    											wie bei der ersten Rechnung einsetzen, nämlich s = 21.877..
                           Wegner greift dann noch die Formel von F. Kohlrausch (Leitfaden der praktischen Physik, VIII.
                              									Aufl. Seite 61) zur Reduktion der Dichte auf den leeren Raum an. Er zitiert dieselbe
                              									überdies nicht ganz richtig. Sie heißt nicht:
                           Do= Dd(1 – λ) + λ
                           wenn Do die Dichte im leeren Raum und Dd die Dichte in Luft bezogen auf Wasser von 4°
                              									bezeichnet,
                           sondern
                           
                              D_0=\frac{m}{w}\,(Q-\lambda)+\lambda
                              
                           oder
                           
                              D_0=D_d\,(1-\frac{\lambda}{Q})+\lambda
                              
                           wenn m das Gewicht in Luft, w der Gewichtsverlust in Wasser von t°, Q die Dichte des
                              									Wassers von t° ist.
                           Wegner wirft der Formel vor, daß sie den Auftrieb der
                              									Ausgleichsgewichte in unzulässiger Weise vernachlässige. Diese Vernachlässigung ist
                              									aber, wie schon R. KohlrauschR. Kohlrausch,
                                    											Schriften der Gesellschaft zur Beförderung der Naturwissenschaften zu
                                    											Marburg. Band VIII. p. 58, 1857. nachgewiesen und in der unten
                              									zitierten Abhandlung für die Bestimmung des spezifischen Gewichts von Flüssigkeiten
                              									abgeleitet hat, zulässig. Für unsern Fall sei diese Ableitung im Folgenden
                              									gegeben.
                           Es haben sich folgende Wägungsresultate ergeben:
                           
                              
                                 1. Körper in Luft gewogen
                                 = p1
                                 
                              
                                 2. Körper + Aufhängevorrichtung in Wasser
                                 = p2
                                 
                              
                                 3. Aufhängevorrichtung in Wasser
                                 = p3
                                 
                              
                           Die bei den drei Wägungen benutzten Gewichtsstücke haben die
                              									Volumina v1, v2 und v3, und das
                              									spezifische
                           Gewicht
                           
                              \sigma=\frac{p_1}{v_1}=\frac{p_2}{v_2}=\frac{p_3}{v_3}
                              
                           Der zu untersuchende Körper habe die Masse m, das Volumen v und die Dichte s. Die Aufhängevorrichtung
                              									habe die Masse m4, das
                              									Volumen v4; davon
                              									tauche im Wasser v4' ein. Temperatur der Luft = Temperatur des Wassers.
                              									Dann ist, wenn g die Fallbeschleunigung
                              									bedeutet und l und r
                              									die Längen der Hebelarme der Wage sind:
                           1) (m – vλ) gl = (p1
                              									– v1λ) gr
                           2) [m + m4
                              									– vQ – v4'Q – (v4
                              									– v4') λ] gl = (p2
                              									– v2λ) gr
                           3) [m4
                              									– v4'Q – (v4
                              									– v4') λ] gl = (p3 – v3λ) gr
                           4) = 2) – 3): [m – vQ] gl = [p2
                              									– p3 – (v2 – v3) λ] gr
                           5) = 1) – 4): v (Q – λ) gl = [p1 – (p2
                              									– p3) – (v1 – [v2
                              									– v3])λ] gr
                           
                              m = v s
                              
                           1)
                           v (s – λ)
                              										gl = (p1
                              									– v1λ) gr
                           
                              \frac{1)}{5)}:\
                                 										\frac{s-\lambda}{Q-\lambda}=\frac{p_1-v_1\,\lambda}{p_1-(p_2-p_3)-\lambda\,[v_1-(v_2-v_3)]}
                              
                           
                              \frac{s-\lambda}{Q-\lambda}=\frac{p_1\,(1-\frac{\lambda}{\sigma})}{[p_1-(p_2-p_3)]\,\left(1-\frac{\lambda}{\sigma}\right)}
                              
                           also
                           
                              s=\frac{p_1}{p_1-(p_2-p_3)}\,(Q-\lambda)+\lambda
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 324, S. 759
                              Fig. 6.
                              
                           Es fällt also der Auftrieb der Luft auf die Gewichte heraus.
                              									Eine Vernachlässigung, allerdings 2. Ordnung, besteht darin, daß die Gewichte z.T.
                              									aus anderem Material (bei uns Platin) bestehen, und daß das bei p1, p2 und p3 in verschiedenem
                              									Maße der Fall ist.
                           Daher wurden die Dichten, wie auch bisher üblich, auf den leeren Raum bezogen und
                              									dann auf 18°, die Temperatur der Widerstandsmessung, reduziert.
                           Sämtliche Messungen wurden wenigstens doppelt, in der Regel dreimal ausgeführt. Die
                              									verbürgte Genauigkeit sowie der mittlere wahrscheinliche Fehler ist, soweit das
                              									nicht schon in diesem Abschnitt geschehen ist, bei den einzelnen Resultaten
                              									angegeben.
                           
                        
                           5. Resultate.
                           a) Drahtserie No. 1.
                           Zuerst wurde der mittlere Querschnitt q unter
                              									Zugrundelegung einer mittleren Dichte von s = 8,9 durch
                              									Wägung und Längenmessung, wie oben angegeben, bestimmt. Ein Beispiel möge das
                              									zeigen:
                           
                              
                                 No.
                                 Gewicht
                                 Länge
                                 Gewicht/m
                                 Querschnitt
                                 
                              
                                 2
                                 31,862 g
                                 1,0495 m
                                 30,356 g
                                 3,4108 qmm
                                 
                              
                           Dann wurde der Widerstand, wie im vorigen Abschnitt erörtert, ermittelt und auf eine
                              									Temperatur von 18° C. bezogen, unter Annahme eines mittleren Temperaturkoeffizienten
                              									von α = 0,0041 nach der Formel
                           
                              w_{18}=\frac{w_t}{1+\alpha\,(t-18^{\circ})},
                              
                           wo t die Meßtemperatur ist.
                           Die Meßlängen wurden möglichst groß und außerdem mit Rücksicht aut ein möglichst
                              									langes Stück am Meßdraht zum Zwecke der größeren Genauigkeit gewählt. Dann
                              									wurde der Widerstand pro m und das Leitvermögen berechnet. Es ist ja
                           
                              w_{18}=\frac{\sigma \cdot l}{q}
                              
                           wo w den Widerstand,
                                σ den spezifischen Widerstand,
                                 l die Länge und
                                q den Querschnitt
                              									bedeutet.
                           Also
                           
                              \sigma=\frac{w_{18} \cdot q}{l}=\frac{w_t \cdot
                                 										q}{l\,[1+\alpha\,(t-18^{\circ})]}
                              
                           und
                           
                              \lambda=\frac{1}{\sigma}
                              
                           Die erhaltenen Resultate wurden in Tabelle I zusammengestellt, und das spezifische
                              									Leitvermögen als Funktion der prozentualen Querschnittsverminderung Δq in einer Kurve aufgetragen (Fig. 6).
                           Die Kurve zeigt einen überaus unregelmäßigen Verlauf, immerhin ist aber doch die
                              									Tendenz des Leitvermögens, mit abnehmender Drahtstärke zu sinken, deutlich
                              									erkennbar.
                           Der wahrscheinliche Fehler in der Bestimmung von q ist
                              									0,73 v.T., beim Leitvermögen 1,3 v.T. Durch diese Fehler wird der Charakter der
                              									Kurve nicht wesentlich geändert, ebensowenig durch die Vernachlässigungen, die wir
                              									gemacht haben. Denn die Dichteänderungen infolge des Ziehens überschreiten in ihren
                              									Maximalwerten kaum die Größe von 1 v.T., wie weiter unten gezeigt wird, während wir
                              									hier Aenderungen des Leitvermögens von maximal mehr als 10 v.T. haben. Also ändert
                              									die Annahme der konstanten
                           
                              
                                 Tabelle I.Serie
                                       												No. 1.
                                 
                              
                                 No.
                                 Gewichtpro min g
                                 Querschnittin qmm
                                 Δqin
                                    											v.H.
                                 Widerstandpro m bei18° in Ohm
                                 Leitver-mögen xin Ohm– 1m1 mm–
                                       											2
                                 Ab-nahmedes Leit-ver-mögensin
                                    											v.T.
                                 
                              
                                   1
                                 39.198
                                 4.4043
                                 0.00
                                 0.0039169
                                 57.967
                                   0.00
                                 
                              
                                   2
                                 30.356
                                 3.4108
                                 22.6
                                 0.0050581
                                 57.964
                                   0.25
                                 
                              
                                   3
                                 24.427
                                 2.7447
                                 37.5
                                 0.0063020
                                 57.815
                                   2.62
                                 
                              
                                   4
                                 19.005
                                 2.1354
                                 51.6
                                 0.0081670
                                 57.340
                                 10.80?
                                 
                              
                                   5
                                 15.381
                                 1.7282
                                 60.7
                                 0.010023
                                 57.727
                                   4.13
                                 
                              
                                   6
                                 12.252
                                 1.3767
                                 68.7
                                 0.012571
                                 57.786
                                   3.12
                                 
                              
                                   7
                                 10.256
                                 1.1524
                                 73.7
                                 0.015002
                                 57.846
                                   2.08
                                 
                              
                                   8
                                 8.5532
                                   0.96104
                                 78.2
                                 0.018032
                                 57.704
                                   4.54
                                 
                              
                                   9
                                 7.3048
                                   0.82077
                                 81.8
                                 0.021096
                                 57.758
                                   3.61
                                 
                              
                                 10
                                 6.0636
                                   0.68130
                                 84.5
                                 0.025547
                                 57.454
                                   8.86
                                 
                              
                                 11
                                 4.9526
                                   0.55646
                                 87.4
                                 0.031295
                                 57.437
                                   9.14
                                 
                              
                                 12
                                 3.6387
                                   0.40884
                                 90.7
                                 0.042418
                                 57.664
                                   5.23
                                 
                              
                                 13
                                 3.1089
                                   0.34932
                                 92.1
                                 0.049837
                                 57.443
                                   9.04
                                 
                              
                                 14
                                 2.6621
                                   0.29911
                                 93.2
                                 0.058274
                                 57.369
                                 12.06
                                 
                              
                                 15
                                 2.2565
                                   0.25354
                                 94.2
                                 0.069886
                                 57.173
                                 13.68
                                 
                              
                                 16
                                 1.7412
                                   0.19564
                                 95.5
                                 0.089266
                                 57.260
                                 12.19
                                 
                              
                           Der Draht No. 4 wurde nochmals besonders kontrolliert, jedoch
                              									stellte sich der gleiche Wert heraus. Es ist daher wahrscheinlich, daß der Draht
                              									eine fehlerhafte Stelle hat.
                           
                           Dichte zur Bestimmung des Querschnitts an dem Verlauf der
                              									Kurve kaum etwas.
                           Ein Fehler ferner in der Annahme von a von sogar 10 v.H. – der natürlich
                              									ausgeschlossen ist – würde im Resultat noch nicht einen solchen von i v.T.
                              									verursachen, da die Abweichungen der Meßtemperatur von 18° maximal keine 2°
                              									betragen.
                           Um den Grund für die sehr bedeutenden Unstetigkeiten im Verlauf der Kurve zu finden,
                              									wurde die Drahtserie auf ihre Gleichförmigkeit untersucht.
                           Durch diese Untersuchung wurde festgestellt, daß der abfallende Charakter der Kurve
                              									durch die Ungleichmäßigkeiten im Querschnitt der Drähte nicht wesentlich beeinflußt
                              									wird. Für die Abweichungen von dem stetigen Verlauf der Kurve mögen sie wohl zum
                              									Teil mitverantwortlich gemacht werden können. Um das genauer festzustellen und nach
                              									Möglichkeit diese Einflüsse auszuscheiden, wurde eine zweite Drahtserie
                              									untersucht.
                           b) Drahtserie No. 2.
                           Die Drähte dieser Serie waren sämtlich durch Steine gezogen und, wie die Firma
                              									versicherte, mit der größten Sorgfalt hergestellt worden. Die Serie bestand aus 13
                              									Drähten von den Durchmessern 1,42 mm bis 0,50 mm.
                           Von jeder Drahtstärke wurden mehrere Stücke zur Untersuchung ausgewählt und dieselben
                              									vorher durch genaue Messungen auf ihre Gleichförmigkeit kontrolliert.
                           In Tabelle II sind die Werte f.d. Drahtstärke als Mittel aus den Werten für die
                              									einzelnen Stücke, sowie die Abweichungen von diesem Mittel zusammengestellt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 324, S. 760
                              Fig. 7.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 324, S. 760
                              Fig. 8.
                              
                           Der Verlauf der Dichte sowohl wie des spezifischen Widerstandes wurde in Abhängigkeit
                              									von der Querschnittsabnahme Δq aufgetragen (Fig. 7 und 8). Es
                              									ergibt sich mit abnehmendem Drahtdurchmesser ein
                           Tabelle II.
                           Serie No. 2.
                           Mittelwerte pro Drahtsorte.
                           
                              
                                 No.
                                 qin
                                    											qmm
                                 Ände-rungΔqin v.H.
                                 x inOhm– 1m1mm– 2
                                 Maxi-maleAb-wei-chungvomMittelin
                                    											v.T.
                                 Spec. Leit-vermögenσOhm1 m–
                                       											1qmm
                                 Dichtes
                                 Maxi-maleAb-wei-chungvomMittelin
                                    											v.T.
                                 
                              
                                   1
                                 1.5395
                                 0.0
                                 58.238
                                 0.03
                                 0.017171
                                 8.8812
                                 0.08
                                 
                              
                                   2
                                 1.3278
                                 13.7
                                 58.035
                                 0.78
                                 0.017231
                                 8.8834
                                 0.10
                                 
                              
                                   3
                                 1.1321
                                 26.4
                                 57.963
                                 0.31
                                 0.017252
                                 8.8858
                                 0.02
                                 
                              
                                   4
                                 0.95074
                                 38.2
                                 57.880
                                 0.40
                                 0.017277
                                 8.8882
                                 0.10
                                 
                              
                                   5
                                 0.79298
                                 48.5
                                 57.790
                                 0.31
                                 0.017304
                                 8.8903
                                 0.07
                                 
                              
                                   6
                                 0.64022
                                 58.4
                                 57.835
                                 1.12Diese große
                                          													Differenz hat ihren Grund darin, daß ein sehr kurzes und ein sehr
                                          													langes Stück gemessen wurden, und die Ungleichförmigkeiten des
                                          													Drahtes bei dem kurzen Stück vermutlich mehr ins Gewicht
                                          												fallen.
                                 0.017291
                                 8.8895
                                 –
                                 
                              
                                   7
                                 0.51444
                                 66.7
                                 57.703
                                 0.64
                                 0.017330
                                 8.8909
                                 –
                                 
                              
                                   8
                                 0.43916
                                 71.5
                                 57.716
                                 0.45
                                 0.017326
                                 8.8884
                                 0.14
                                 
                              
                                   9
                                 0.38173
                                 75.2
                                 57.787
                                 0.19
                                 0.017305
                                 8.8894
                                 0.08
                                 
                              
                                 10
                                 0.33877
                                 78.0
                                 57.795
                                 0.09
                                 0.017302
                                 8.8901
                                 0.11
                                 
                              
                                 11
                                 0.29027
                                 81.1
                                 57.681
                                 0.12
                                 0.017336
                                 8.8923
                                 0.09
                                 
                              
                                 12
                                 0.25531
                                 83.5
                                 57.815
                                 0.88
                                 0.017297
                                 8.8910
                                 0.09
                                 
                              
                                 13
                                 0.20279
                                 86.9
                                 57.640
                                 0.91
                                 0.017349
                                 8.8937
                                 –
                                 
                              
                           Ansteigen der Dichte sowie des spezifischen Widerstandes,
                              									resp. eine Abnahme des Leitvermögens. Der spezifische Widerstand wurde deshalb als
                              									abhängige Veränderliche gewählt, weil sein Verlauf mit dem der Dichte besser zu
                              									vergleichen ist.
                           Die vollständig getrennt erhaltenen Werte für die einzelnen Drahtstücke geben uns
                              									Aufschluß über die Bewertung der Resultate. Die maximale Abweichung vom Mittel
                              									beträgt für das Leitvermögen x und somit auch für den spezifischen Widerstand 1,12
                              									v.T., und zwar für einen Draht, bei dem ein sehr kurzes und ein sehr langes Stück
                              									verglichen wurden. Im Mittel beträgt sie 0,48 v.T. Die gesamte Aenderung des
                              									Leitvermögens infolge des Ziehens ist aber
                           58,291 – 57,694 = 0,597
                           d.i. 10 v.T., also etwa das 20 fache der mittleren Abweichung
                              									und nahezu das 10 fache der maximalen. Also dürfte der Verlauf der Kurve vollständig
                              									garantiert sein.
                           Bei der Dichte beträgt die maximale Abweichung vom Mittel 0,15 v.T., die mittlere
                              									0,09 v.T. Die gesamte Aenderung der Dichte durch das Ziehen beträgt
                           8,9022 – 8,8898 = 0,0124
                           d.i. 1,4 v.T., also etwa das 16 fache der mittleren und das 10
                              									fache der maximalen Abweichung. Es dürfte also auch der Verlauf der Dichte
                              									garantiert sein.
                           Uebrigens sind die angegebenen Abweichungen weniger in der Messung als vielmehr in
                              									Ungleichförmigkeiten und Fehlerstellen des Drahtes begründet.
                           
                              (Fortsetzung folgt.)