| Titel: | Polytechnische Rundschau. | 
| Fundstelle: | Band 324, Jahrgang 1909, S. 813 | 
| Download: | XML | 
                     
                        Polytechnische Rundschau.
                        Polytechnische Rundschau.
                        
                     
                        
                           Berechnung von Steineisendecken.
                           Nach dem Erlaß des Ministers der öffentlichen Arbeiten in Preußen vom 21, Januar 1909
                              									ist bei der Berechnung der Steineisendecken das Verhältnis der Elastizitätsmodulen
                              									von Eisen und Stein zu n=\frac{E_e}{E_s}=25 anzunehmen, während
                              									bei Eisenbetondecken dieser Wert n= 15 ist.
                           Die zulässige Druckspannung ist 15 v.H. der Ziegeldruckfestigkeit, jedoch nicht
                              									größer als 35 kg/qcm. Eine zur Erhöhung der Tragfähigkeit aufgebrachte Betonschicht
                              									wird nur von 3 cm Stärke an berücksichtigt und muß eine Mischung von 1 Teil Zement
                              									und 3 Teilen Kiessand haben. Ist diese Betonschicht stärker als 5 cm, so ist die
                              									Decke als Eisenbetondecke zu berechnen. Auf Grund dieser Bestimmungen sind Formeln
                              									für die direkte Berechnung von Steineisendecken unter Annahme bestimmter
                              									zugelassener Spannungen ermittelt unter Anwendung folgender Bezeichnungen:
                           
                              
                                 σd
                                 größte Druckspannung in Stein oder Beton,
                                 
                              
                                 σe
                                 größte Zugspannung in Eisen,
                                 
                              
                                 
                                    x
                                    
                                 Höhe der Druckzone im auf Biegung bean-    spruchten
                                    											Steineisenbalken,
                                 
                              
                                 
                                    h
                                    1
                                    
                                 Hebelarm der inneren Kräfte im auf Biegung    beanspruchten
                                    											Querschnitte,
                                 
                              
                                 
                                    h
                                    
                                 Nutzhöhe des Querschnittes, d.i. der Abstand    des Schwerpunktes der
                                    											Eiseneinlage von der    gedrückten Kante,
                                 
                              
                                 
                                    M
                                    
                                 Biegungsmoment für I m Deckenbreite,
                                 
                              
                                 
                                    f
                                    e
                                    
                                 Eisenquerschnitt für 1 m Deckenbreite.
                                 
                              
                           Aus der folgenden Tabelle sind die für die einzelnen angenommenen Spannungen
                              									erforderlichen Höhen und Eisenquerschnitte ersichtlich.
                           
                              
                                 σd
                                 σe
                                 
                                    
                                    x
                                    
                                 
                                    
                                    h
                                    1
                                    
                                 h = α√M
                                 fe = μ . h
                                 
                              
                                 kg/qcm
                                 
                              
                                 101520253035
                                 1000
                                 0,200 h0,273 h0,333 h0,385 h0,429 h0,467 h
                                 0,933 h0,909 h0,889 h0,872 h0,858 h0,844 h
                                 1,035 √M0,733 √M0,580 √M0,488 √M0,426 √M0,381 √M
                                 0,100 h0,205 h0,333 h0,481 h0,642 h0,817 h
                                 
                              
                           Das Biegungsmoment M ist in mkg für 1 m Breite
                              									einzusetzen. Dann erhält man die Nutzhöhe h in cm. Der
                              									Eisenquerschnitt fe
                              									wird in qcm für 1 m Plattenbreite erhalten, wenn man die Nutzhöhe h in cm einsetzt.
                           Bei Deckenplatten zwischen eisernen Trägern kann mit dem Biegungsmoment
                              										q\,\frac{l^2}{10} für gleichmäßig verteilte Belastung
                              									gerechnet werden. Der Wert h1 dient zur Berechnung der Schubspannung τb und der Haftspannung τe, deren
                              									Größtwerte sich aus den Formeln:
                           
                              \tau_b=\frac{A}{b\,h_1}
                              
                           
                              \tau_e=\frac{A}{U\,h_1}
                              
                           ergeben.
                           Hierbei ist A der Auflagerdruck in kg, b die Plattenbreite (gewöhnlich 100 cm), U der Umfang der auf die Breite b entfallenden Eiseneinlagen.
                           Ein Vergleich mit den entsprechenden Eisenbetonberechnungen zeigt, daß für das
                              									gleiche Biegungsmoment bei den Steineisendecken die Nutzhöhe h etwas geringer und der Eisenquerschnitt fe etwas größer wird als bei
                              									Eisenbetondecken. (Weiske.) (Zement und Beton 1909. S.
                              									501–505.)
                           Dr.-Ing. Weiske.
                           
                        
                           Ein neuer Gefällstärker.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 324, S. 813
                              Fig. 1.
                              
                           Für Wasserkraftanlagen, die bei hohem Wasserstande unter dem Rückstand zu leiden
                              									haben, hat bekanntlichS.D. P. J.S. 431 d.
                                    											Bd.
                              									Clemens Herschel einen Gefällstärker vorgeschlagen, bei
                              									welchem ein Teil des überschüssigen Wassers zum Absaugen des Turbinenwassers benutzt
                              									wird. Eine grundsätzlich ähnliche Einrichtung, die von Geh. Baurat Prof. Danckwerts herrührt, ist in Fig. 1 dargestellt. Während bei normalem Wasserstand das in der Turbine
                              									ausgenutzte Wasser durch die geöffnete Klappe abfließen kann, wird es bei Hochwasser
                              									in ein an den Saugschacht der Turbine anschließendes Heberrohr geleitet, aus dem es
                              									einer Wasserstrahlpumpe mit beweglichem Holz- oder Betondorn zufließt. Diese erzeugt
                              									eine Saugwirkung, welche zur Vermehrung des Gefälles ebenso beiträgt, wie die
                              									gelochte Kegeldüse des Herschelschen Gefällstärkers.
                              									Die Vorteile dieser Einrichtung bestehen zunächst darin, daß die unwirtschaftliche
                              									Drosselklappe von Herschel durch die Verstellung
                              									des Strahlpumpendornes ersetzt ist. Zum Entlüften des Hebers verwendet man
                              									zweckmäßig- einen Behälter mit zwei Hähnen, die beide tiefer als das Oberwasser
                              									liegen. Durch abwechselndes Oeffnen und Schließen dieser Hähne wird der Behälter
                              									abwechselnd mit Luft aus dem Heber und mit Wasser gefüllt, und so die Luft
                              									allmählich entfernt. Man kann aber auch auf den Heber eine kleine Wasserstrahlpumpe
                              									aufsetzen, die aus dem Oberwasser gespeist wird. Da die Einrichtung auch in der
                              									Anlage billig ist, so eignet sie sich insbesondere auch für solche Anlagen, die mit
                              									Rücksicht auf die Erhaltung der Volleistung bei Hochwasserstand mit drei
                              									übereinander befindlichen Turbinen ausgerüstet werden müssen (Genf) oder mit
                              									besonders langsam laufenden Turbinen versehen werden, z.B. die amerikanischen
                              									Niederdruck-Kraftanlagen. Der geringe Wirkungsgrad der Strahlpumpe kommt bei der
                              									Kürze der Betriebszeit des Gefällstärkers kaum in Betracht, zumal da das Wasser
                              									hierbei noch immer besser ausgenutzt wird, als daß es ungenutzt abläuft. Endlich
                              									kann man solche Einrichtungen auch für Kraftwerke verwenden, welche an den Abflüssen
                              									großer Seen liegen und mit großen Mittelwassermengen sowie sehr geringen Gefällen
                              									arbeiten. (Zentralblatt der Bauverwaltung 1909, S. 403 bis 404.)
                           
                              H.
                              
                           
                        
                           Temperator.
                           Unter dem Namen Temperator bringt G.A.
                                 									Schultze-Berlin-Charlottenburg einen selbsttätigen Wärmeregler, Bauart Clorius, in den Handel, dessen Wirkungsweise im
                              									wesentlichen in folgendem besteht. Ein vollständig mit luftfreiem Oel gefüllter
                              									Hohlkörper, der Wärmeaufnahmekörper, wird durch das ihn umgebende Medium, dessen
                              									Temperatur geregelt werden soll, erwärmt. Der durch die Ausdehnung des Oeles
                              									entstehende Druck pflanzt sich durch ein dünnes, mit luftfreiem Wasser gefülltes
                              									Rohr auf einen zweiten Hohlkörper, den Ausdehnungskörper, fort, der durch seine
                              									Längsausdehnung das Regulierventil in dem Heizrohr betätigt.
                           Die Empfindlichkeit des Apparates hängt im wesentlichen von dem Verhältnis zwischen
                              									Oberfläche und Inhalt des Wärmeaufnahmekörpers ab. Zu letzterem wird daher entweder
                              									ein einfaches zylindrisches Gefäß A,
                              									Fig. 1, verwendet, das zu besonderen Zwecken, so
                              									z.B. für Vorwärmeapparate, auch gekrümmt sein kann, oder es wird zur Erzielung
                              									größerer Empfindlichkeit als Röhrenbündel Fig. 2
                              									hergestellt, so daß die Wärmeeinflüsse schneller wirken können. Der
                              									Ausdehnungskörper M befindet sich in dem starkwandigen
                              									Messingrohr C, das am oberen Ende durch die
                              									Verschraubung Z mit dem zu regulierenden Ventil D verbunden und unten durch eine Stopfbüchse
                              									abgeschlossen ist, bestehend aus der auf das Rohr C
                              									fest aufgelöteten Gewindebüchse G, der Ueberwurfmutter
                              										E, der Gegenmutter F
                              									und der Packung T.
                           In der Stopfbüchse steckt das lange zylindrische Endstück des Leitungsrohres B, das an der Kordelschraube S in der Höhenrichtung einstellbar und am oberen Ende an den
                              									Ausdehnungskörper M angeschlossen ist. Dieser besteht
                              									aus einem starkwandigen, aus bestem Paragummi hergestellten Schlauch, der oben durch
                              									die massive Schlauchtülle P fest verschlossen und innerhalb seiner Nutzungslänge von
                              									flachen, übereinander liegenden und ihn dicht umschließenden Ringen Q umgeben ist. Von letzteren sind immer die zweiten mit
                              									je drei Nasen versehen; sie führen den Ausdehnungskörper M bei seiner Dehnung innerhalb des darüber geschobenen Schutzrohres L.
                           An die Tülle P ist durch eine mit Gewinde versehene
                              									Stange das Federgehäuse N angeschlossen, das in
                              									das Schutzrohr L hineinragt und aus einem Messingrohr
                              									mit eingesetzter Mutter am unteren und fest eingeschraubtem Boden am oberen Ende
                              									besteht. In letzteren ist eine Verlängerungsstange eingeschraubt, die gegen die
                              									Spindel des Ventilkegels V drückt und so gegebenen
                              									Falles das Schließen des Ventils bewirkt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 324, S. 814
                              Fig. 1.
                              
                           Falls der Abschluß infolge Verunreinigungen des Ventilsitzes unvollkommen ist, so muß
                              									Uebererwärmungeintreten. Hierdurch kann der in dem Wärmeaufnahmekörper entstehende
                              									Flüssigkeitsdruck außerordentlich gesteigert werden. Die Aufgabe der im Gehäuse N liegenden Feder ist es dann, zu verhüten, daß hierbei
                              									der Bruch eines Teiles des Apparates eintritt. Zu diesem Zweck erhält die Feder beim
                              									Bau des Apparates eine Spannung, die etwas stärker ist, als der auf dem betreffenden Ventil lastende
                              									Betriebsdruck. Die Feder kann also durch den Betriebsdruck nicht zusammengedrückt
                              									werden, bildet vielmehr ihm gegenüber ein starres Glied zwischen dem
                              									Ausdehnungskörper M und dem Ventilkegel V. Erst wenn die vorerwähnte Uebererwärmung eintritt,
                              									wird die Feder infolge der fortschreitenden Ausdehnung von M zusammengedrückt und gleicht die zerstörende Wirkung des überschüssigen
                              									Druckes aus.
                           Der Ausdehnungskörper M wird in dem Ventilrohr C stets so gelagert, bezw. die Länge dieses Rohres wird
                              									so bemessen, daß eine schädliche Erwärmung des Gummischlauches durch
                              									Uebertragungswärme niemals, auch bei überhitztem Dampf nicht, stattfinden kann. Zur
                              									weiteren Konservierung des Schlauchkörpers dient auch, daß er stets von Wasser
                              									umgeben ist, denn schonbei der Montage wird das Ventilrohr C mit Wasser gefüllt. Ein Aufsaugen dieser Wasserfüllung bei Vorhandensein
                              									von überhitztem Dampf tritt nur in dem obersten Teil des Ventilrohres C ein; in dessen kühlerem Teil ersetzt sich die
                              									Wasserfüllung stets wieder durch Kondensation, so daß der Schlauchkörper M niemals im Trocknen liegt und niemals einer
                              									Temperatur ausgesetzt wird, die ihm schädlich werden könnte. Es ist das ein ganz
                              									besonderer Vorteil der eigenartigen Konstruktion des Temperators.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 324, S. 815
                              Fig. 2.
                              
                           Bei Inbetriebsetzung wird der Temperator mittels der schon erwähnten Kordelschraube
                              									so eingestellt, daß der Ventilkegel V abschließt,
                              									sobald die gewünschte Höchsttemperatur erreicht ist. Die Grenze der Regelung beträgt
                              									bei den gewöhnlichen Apparaten 10 Grade, d.h. sie lassen sich um je 5° unter und
                              									über die normale Temperatur einstellen. Für besondere Zwecke wird sie auf 50°
                              									erweitert.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 324, S. 815
                              Fig. 3.
                              
                           Die Temperatorventile s. a. Fig. 3 haben für Dampf-
                              									und Warmwasserheizungen bei gleichem Aussehen die gleichen Baulängen wie die
                              									gewöhnlichen Absperrventile, nur daß sie unten die Oeffnung für den Anschluß des
                              									Temperators besitzen. Die Spindel o des Ventilkegels
                              									ist zentrisch in dieser Oeffnung in einer Büchse geführt. Letztere besitzt am oberen
                              									Ende die kreisrunde Platten, an der sie durch den von unten her eingeschraubten Ring
                              										m gehalten wird und auf die der Kegelkörper sich
                              									auflegt und so den Abschluß nach außen bewirkt. Die zwischen der Platte n und der Mutter h
                              									eingeschaltete Spiralfeder k hat das Bestreben, das
                              									Ventil offen zu halten.
                           Als besondere Vorzüge mögen folgende Umstände erwähnt sein: Der Ventilkegel steht
                              									nicht in fester Verbindung mit dem Regler, so daß er ohne besondere Vorsicht
                              									herausgenommen und wieder eingeschraubt werden kann, falls Reinigen oder
                              									Nachschleifen des Ventilkegels erforderlich ist. Zwischen den beweglichen Teilen des
                              									Reglers und dem Ventilkegel ist keine Stopfbüchse vorhanden, die leicht zu Störungen
                              									führen könnte. Der Ventilkegel schließt auch nach außen hinreichend dicht ab, so daß
                              									der Regler bei Warmwasserheizungsanlagen abgeschraubt und wieder angebracht werden
                              									kann, ohne daß es nötig wäre, das Wasser aus der Anlage abzulassen.
                           ε.
                           
                        
                           Das Kraftwerk Castelnuovo-Valdarno.
                           Die der „Societá mineraria ed elettrica del
                                    										Valdarno“ in der Provinz Toskana bei San Giovanni-Valdarno gehörigen
                              									reichhaltigen Lignitlager erschwerten infolge eines Wassergehaltes der geförderten
                              									Braunkohle von 40–50 v.H. eine gewinnbringende Ausbeute. Die Gesellschaft errichtete
                              									daher eine elektrische Zentrale und Kraftübertragung zwecks Verwertung der Kohle an
                              									Ort und Stelle. Die erzeugte Energie wird in Form von Drehstrom von 33000 V Spannung
                              									mittels 5 Hochspannungsleitungen nach Florenz, Prato, Figline, Siena und nach dem
                              									Valdarno geleitet. Die geförderte Kohle wird unmittelbar nach dem bei der Grube
                              									errichteten, mit dieser durch ein Zufahrtgleis verbundenen Kesselhause gebracht. Das
                              									55 m lange, 30 m breite und 17 m hohe Kesselhaus enthält 10, für die Verbrennung der
                              									stark wasserhaltigen Kohlen besonders eingerichtete Babcock-
                                 										& Wilkoxsche Wasserröhrenkessel von je 480 qm Heizfläche, deren
                              									Beschickung selbsttätig von einer Siloanlage aus erfolgt. Bei einer Beschickung von
                              									4000 kg Lignit liefert jeder Kessel 6000 kg Dampf von 13 Atm. Der unmittelbar an das
                              									Kesselhaus sich anschließende, 21 m breite und 67 m lange Maschinensaal der Zentrale
                              									enthält drei liegende Vierzylinder-Verbundmaschinen mit dreifacher Expansion, die je
                              									2400 PSi bei 93,7 Umdreh./Min. leisten und mit Ventilsteuerung und
                              									Zentrifugalregulator, Bauart Lentz, versehen sind. Mit
                              									ihnen direkt gekuppelt sind drei Drehstromdynamos der British Westinghouse Co. in Manchester für je 1800 KVA, 6000 V und 50
                              									Per/Sek., deren Erregung durch zwei sechspolige Gleichstrommaschinen für je 130 KW
                              									und 125 V und 485 Umdreh.-Min. erfolgt. Der erzeugte Drehstrom wird für die
                              									Fernleitung von 6000 auf 33000 V transformiert. Die nach ganz modernen Grundsätzen
                              									entworfene Schaltanlage ist dadurch wesentlich vereinfacht, daß im
                              									Hochspannungsstromkreis je ein Generator mit einer Transformatorengruppe gleicher
                              									Leistung eine zusammengehörige Einheit bildet, und erst die Sekundär- oder
                              									Oberspannungsklemmen der Transformatoren durch Ringsammelschienen verbunden sind. Je
                              									drei Einphasenwechselstrom-Transformatoren von 600 KVA Leistung sind in
                              									Dreieckschaltung zu je einer Gruppe vereinigt, die unter Zwischenschaltung eines
                              									selbsttätigen Maximalölschalters mit den Hauptsammelschienen für 33000 V verbunden
                              									ist. Letztere sind als Ringleitung ausgebildet und von ihnen zweigen sich die fünf
                              									Fernleitungen ab. Die hinter den Schaltfeldern für die Generatoren befindlichen, die
                              									Spannung von 6000 V auf 33000 V erhöhenden Transformatoren sind Kerntransformatoren
                              									der üblichen Bauart mit künstlicher Luftkühlung. Sie sind auf Rollen fahrbar und
                              									können mittels eines kleinen Wagens zur Reparaturwerkstatt gebracht werden. Die
                              									künstliche Kühlung erfolgt für jede Transformatorengruppe durch einen Sulzerschen Mitteldruck-Zentrifugalventilator. Die
                              									Fernleitungen sind gegen atmosphärische Entladungen und Ueberspannungen durch
                              									Induktionsspulen und Hörnerfunkenstrecken mit in Serie geschalteten
                              									Wasserwiderständen geschützt. Parallel dazu liegt ein Wasserstrahlapparat für
                              									dauernde Erdung. Als Leitungsmasten kommen durchwegs eiserne Gitterkonstruktionen
                              									zur Anwendung. Die Glockenisolatoren sitzen auf hölzernen Querträgern. Der Abstand
                              									zweier Drähte beträgt im Minimum 750 mm. (Pasching.)
                              									(Elektrotechnische Zeitschrift 1909. S, 844 und 868.)
                           
                              J.
                              
                           
                        
                           
                           Die Wasserkraftanlagen der Schenectady Power
                              									Company.
                           Der planmäßige Ausbau von Wasserkräften macht auch in den Vereinigten Staaten immer
                              									weitere Fortschritte. Ein Beispiel hierfür bilden die Anlagen, welche die Schenectady Power Company vor einiger Zeit am Hoosic
                              									River fertiggestellt hat, und welche insbesondere dazu bestimmt sind, das
                              									Dampfkraftwerk von 10000 KW Gesamtleistung zu unterstützen, welches sich in der
                              									annähernd 32 km entfernten Fabrik der General Electric
                                 										Company in Schenectady befindet. Der im westlichen Teil von Massachusetts
                              									entspringende Hoosic River, dessen Wassermenge nach Messungen des United States
                              									Geological Surrey bei Buskirk, N.Y., zwischen 2,83 und 481,4 cbm in der Sekunde
                              									wechselt, hat ein Niederschlagsgebiet von 1530 qkm. Bei dem Orte Schaghticoke ist
                              									ein Gefälle von 45,72 m Höhe verfügbar. Da aber hier keine Möglichkeit vorhanden
                              									war, eine große Wassermenge anzustauen, so hat man 8 km flußaufwärts bei
                              									Johnsonville eine große Talsperre angelegt, welche auch in den Zeiten niedrigen
                              									Wasserstandes gestattet, den Betrieb der Anlagen aufrecht zu erhalten. Der Staudamm
                              									bei Johnsonville erzeugt allerdings nur 9,14 m Nutzgefälle, bildet aber dafür einen
                              									Stausee von 316 ha Oberfläche und etwa 9850000 cbm Wasserinhalt, während durch den
                              									Staudamm bei Schaghticoke wohl ein Gefälle von 45,72 m nutzbar gemacht, dagegen nur
                              									ein Stausee von 58,5 ha Oberfläche und annähernd 1235000 cbm Wasserinhalt gebildet
                              									wird. Der Betrieb der beiden Werke ist nach dem Muster ähnlicher an einem und
                              									demselben Wasserlauf befindlicher Anlagen so gedacht, daß das obere womöglich stets
                              									mit gleichbleibender Belastung arbeitet und sein Betriebswasser wieder in das
                              									Flußbett ableitet, während das untere Werk, welches die gleiche Wassermenge
                              									ausnutzt, die Schwankungen im Kraftbedarf aufzunehmen hat.
                           In bezug auf die bauliche Ausführung weisen die beiden Kraftwerke erhebliche
                              									Unterschiede auf, die insbesondere durch die Verschiedenheit der Gefällhöhen bedingt
                              									sind. Das obere Kraftwerk Johnsonville besitzt einen bis zu 11,2 8 m hohen und 10,36
                              									m an der Sohle breiten Staudamm von insgesamt 161,54 m Kronenlänge, der an einem
                              									Ende in der Form einer 54,8 m langen Kernmauer in das benachbarte Erdreich bis auf
                              									den Felsboden fortgesetzt ist, damit Unterspülungen des Dammes verhindert werden,
                              									und an dessen anderem Ende sich das Kraftwerk befindet. Nach diesem Ufer hin setzt
                              									sich das Dammauerwerk in einem Einlaufbecken fort, dessen Abgrenzung nach dem
                              									Flußlaufe hin durch unter dem Wasser liegende Bögen gebildet wird, derart, daß die
                              									herangeschwemmten Eisschollen und anderen Schwimmkörper durch die entstehende
                              									Strömung abgelenkt und einer hierfür am Ende des Dammes angeordneten
                              									Ueberlauföffnung zugeführt werden. An das erwähnte Einlautbecken schließen sich zwei
                              									offene, durch Rechen abgegrenzte Turbinenkanäle von je 14,63 m Länge an und an diese
                              									das eigentliche Maschinenhaus des Kraftwerkes. Die Turbinen sind in den offenen
                              									Kammern untergebracht und ihre wagerechten Wellen setzen sich durch Stopfbüchsen in
                              									der Hauptmauer des Maschinenhauses zu den darin aufgestellten elektrischen Maschinen
                              									fort. Wegen der großen Beanspruchungen, die das Mauerwerk, insbesondere bei
                              									Hochwasser, auszuhalten hat, sind alle Teile desselben in sich zusammenhängend
                              									aus Eisenbeton mit sorgfältig verteilten Verstärkungen hergestellt. Die beiden
                              									Hauptmaschinen sind Doppelturbinen mit achsialem Ausgleich, gebaut von Morgan Smith & Co. und leisten je 3400 PS bei 11,58
                              									m Nutzgefälle und 50,97 cbm in der Sekunde Wasserbrauch. Sie sind mit Lombard-Druckölregulatoren ausgerüstet und treiben
                              									Drehstromerzeuger von je 1800 KW Leistung, 4000 V Spannung und 40 Perioden in der
                              									Sekunde, welche mit 110 V-Erregermaschinen unmittelbar gekuppelt sind. Bei 10,97 m
                              									Nutzgefälle und einem Gesamtwirkungsgrad der Maschinengruppen von 75 v.H. soll der
                              									Inhalt der Talsperre für eine Leistung von 200000 KW/St, ausreichen. Der Strom wird
                              									in Transformatoren auf 32000 V Hochspannung umgewandelt.
                           Im Gegensatz zu dem vorstehend beschriebenen, ausgesprochenen
                              									Niederdruckwasserkraftwerk trägt die Anlage bei Schaghticoke alle Kennzeichen eines
                              									Hochdruckwasserkraftwerkes. Sie nutzt ein Gefälle von 45,72 m Höhe aus, welches sich
                              									durch Abschneiden einer S-förmigen Krümmung des Flußbettes an dieser Stelle ergibt,
                              									und besteht, wie alle Anlagen mit größerem Gefälle, aus einem Staudamm, einem
                              									Oberwasserkanal mit Wasserfassung und einer Druckleitung zum Kraftwerk. Obgleich das
                              									Flußbett an dieser Stelle nur etwa 120 m breit ist, hat der Staudamm bei 8,84 m
                              									größter Höhe und 8,75 m größter Sohlenbreite eine Kronenlänge von 207 m erhalten,
                              									damit er seiner Aufgabe, als Ueberfallwehr zum Ableiten des Hochwassers zu dienen,
                              									mit Sicherheit gerecht wird. Er enthält deshalb nur zwei Hochwasserschützen, welche
                              									allein zum Bewältigen des Hochwassers nicht genügen würden. Durch einen aus acht 1,8
                              									m breiten und 2,7 m hohen Schützenöffnungen gebildeten Einlauf gelangt das Wasser in
                              									den annähernd 518 m langen, am Boden 6 m breiten und für eine Wassertiefe von 4,57 m
                              									berechneten offenen Triebwerkskanal, welcher in ein als Wasserfassung dienendes
                              									Becken mündet. An dieses schließt sich eine etwa 3800 mm weite genietete
                              									Druckrohrleitung an, welche den mittleren Strang der erwähnten S-Krümmung des
                              									Flusses auf einer Gitterträgerbrücke von 30 m Spannweite überschreitet und an einem
                              									Ausgleichbehälter von 12,19 m  und 17,07 Höhe endigt. Dieser Behälter ist aus
                              									Stahlblech hergestellt und liegt auf einem Hügel in unmittelbarer Nähe des
                              									Kräftwerkes. Die von ihm ausgehenden Druckleitungen sind daher verhältnismäßig kurz;
                              									vier davon haben je 1829 mm Weite und speisen die Hauptturbinen, während eine fünfte
                              									von 609 mm Weite die Erregermaschinen versorgt. Die Hauptmaschinen sind Francis-Turbinen mit senkrechter Welle, gebaut von der
                              										Pelton Water Wheel Company, und leisten je 5000 PS
                              									bei 44,5 m Nutzgefälle und 300 Umdrehungen in der Minute. Sie sind mit
                              									Oeldruckregulatoren versehen, deren Umlaufzahl beim Parallelschalten vom Schaltbrett
                              									aus eingestellt werden kann und treiben 3000 KW-Drehstromerzeuger von 4000 V und 40
                              									Perioden in der Sekunde an. Die Erregermaschinen von je 150 KW Leistung und 250 V
                              									Spannung werden von 250pferdigen Pelton-Francis-Turbinen mit wagerechter Welle mit 600 Umdrehungen in der
                              									Minute unmittelbar angetrieben. Der Strom wird ebenso wie in Johnsonville auf 32000
                              									V Hochspannung umgeformt und nach Schenectady geleitet. (The Engineering Record 1909
                              									II, S. 88 bis 90 und S. 133 bis 135.)
                           
                              H.