| Titel: | Die Hebemaschinen auf der Weltausstellung in Brüssel 1910. | 
| Autor: | K. Drews | 
| Fundstelle: | Band 326, Jahrgang 1911, S. 4 | 
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                        Die Hebemaschinen auf der Weltausstellung in
                           								Brüssel 1910.
                        Von K. Drews, Oberlehrer an der Kgl.
                              									höheren Maschinenbauschule zu Posen.
                        Die Hebemaschinen auf der Weltausstellung in Brüssel
                           								1910.
                        
                     
                        
                           
                              
                              Die Lasthebemagnete des Werkes Stuckenholz der Deutschen
                                 										Maschinenfabrik A.-G.
                              
                           Die Firma hatte neben ihrem elektrisch betriebenen  und Stipperkran s. D. p. J. 1910, Bd. 325, S. 803 drei
                              									Lasthebemagnete ausgestellt, die im Betriebe vorgeführt wurden. Fig. 1 zeigt denjenigen der beiden 10 t-Laufkrane des
                              									Werkes Bechem & Keetman, der mit den zu diesem
                              									Betriebe nötigen Vorrichtungen versehen war. Der eine von den Magneten besitzt bewegliche
                              										Pole;D. p. J. Bd. 324,
                                    											1909, S. 776. er dient nur zum Heben von Blöcken, geordnet
                              									liegenden Schienen und ähnlichem Material. Sein Eigengewicht beträgt 550 kg. Seine
                              									höchste Tragkraft äußert er beim Heben eines massiven, ebenen Blockes; sie beträgt
                              									ungefähr 3000 kg.
                           Die beiden anderen haben Durchmesser von 1280 bezw. 1350 mm. Sie dienen hauptsächlich
                              									zum Transport von Schrott jeder Art; es können natürlich auch massive Eisenkörper
                              									damit gehoben werden. Beim Verladen von Schrott fassen sie etwa 500 bis 1000 kg;
                              									ihre höchste Tragkraft beträgt indes 20000 kg, die aber nur beim Heben von völlig
                              									ebenen massiven Platten zur Geltung kommt. Der kleinere Magnet wiegt 1700, der
                              									größere 2400 kg.
                           Wie in D. p. J. 1909, S. 778 schon beschrieben, verwendet die Firma Stuckenholz Lasthebemagnete auch bei Fallwerkskranen.
                              									In Brüssel war eine Fallkugel von 8 t Gewicht ausgestellt, die mittels des einen der
                              									Magnete gehoben wurde. Zu diesem Zweck erhielt der betr. Magnet einen der Kugel
                              									angepaßten Polansatz, der nach Umlegen zweier Oesen leicht an dem Magneten befestigt
                              									werden kann.
                           Der Strom zur Erregung des Magneten wird von der Hauptschalttafel des Kranes über
                              									Sicherungen, die auf einer besonderen kleinen Schalttafel angebracht sind, zum
                              									Magnetanlasser geführt. Von hier aus gelangt er zu den Schleifringen an einer
                              									Kabeltrommel, auf die das zu dem Magneten führende Kabel beim Heben des letzteren
                              									auf gewickelt wird. Diese Trommel wird von dem
                           Hubwerk der Katze mittels einer Kette angetrieben. Soll der Kran ohne den
                              									Lastmagneten arbeiten, so wird das Kabel vollständig auf die Trommel aufgewickelt
                              									und diese durch Lösen der Kette von der Hubwinde abgekuppelt.
                           Der Magnetanlasser besitzt Kontrollerform. Auf Stellung 1 ist die Magnetwicklung noch
                              									kurz geschlossen; eine Zugkraft äußert der Magnet erst auf Stellung 2, sie erfährt
                              									dann eine Steigerung bis Stellung 6. Um die Last abzuwerfen, wird der
                              									Kontrollerhebel auf Nullstellung zurückgeführt; fällt sie infolge des remanenten
                              									Magnetismus nicht ab, so wird nach einem Verbleiben von vier bis fünf Sekunden auf
                              									Nullstellung durch Umschalten mit dem Kontroller Gegenstrom gegeben.
                           Da beim Verladen von Schrott nur im Augenblick des Anhebens eine große Stromstärke
                              									erforderlich ist, so wird nach dem erfolgten Herausreißen der Ladung aus dem
                              									Schrotthaufen dem Magneten durch Zurückgehen auf Stellung 4 Widerstand
                              									vorgeschaltet. Eine Rückstellfeder verhindert ein dauerndes Verbleiben auf Stellung
                              									6.
                           An der Schalttafel befinden sich einige Lampen, deren Brennen anzeigt, daß der Magnet
                              									eingeschaltet ist. Zu schnelles Gegenstromgeben äußert sich durch helles Aufflackern
                              									oder Durchbrennen der Lampen.
                           Lasthebemagnete werden heute mit großem Erfolg in Stahlwerken sehr häufig verwandt.
                              									Das Werk Stuckenholz allein hat bis jetzt 200 Stück für
                              									die verschiedensten Zwecke geliefert.
                           
                        
                           Elektrisch betriebener
                                 										Förderhaspel. (Fig.
                                 										2–6.)
                           Auf dem Stande der Deutschen Maschinenfabrik A. G. hatte
                              									das Werk Stuckenholz einen elektrisch betriebenen
                              									Förderhaspel ausgestellt (Fig. 4). Der Haspel soll
                              									für Personen- und Lastenförderung dienen; er ist für eine Nutzlast von 1100 kg bei 2
                              									m sekundlicher Geschwindigkeit bemessen. Die Teufe kann bis 250 m betragen. Der
                              									Hubmotor leistet 24 PS bei n = 960. Er treibt mittels
                              									zweier Stirnrädervorgelege (Uebersetzung ¼ • ⅙) die Hubtrommeln an.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 326, S. 5
                              Fig. 1.Elektrisch betriebener 10 t-Laufkran mit Lasthebemagnet der
                                 										Deutschen Maschinenfabrik A.-G.
                              
                           Es sind zwei Bremsen vorhanden, eine Not- und eine Manövrierbremse. Die Scheibe h der letzteren sitzt auf der Vorgelegewelle. Der
                              									Bremshebel ist nach einer durch D. R. P. 167892 geschützten Konstruktion mit dem
                              									Kontrollerhebel derart in Beziehung gebracht, daß der Maschinist die Bremse stets
                              									nur festziehen kann, wenn der Kontrollerhebel sich in Nullstellung befindet, der
                              									Motor also keinen Strom erhält.
                           Fig. 5 und 6 zeigen das Schema
                              									dieser Anordnung. Nach der Grundrißzeichnung hat der Führer den Bremshebel zur
                              									linken, den Kontrollerhebel zur rechten Hand. Jener schwingt um einen Bolzen im
                              									Führungsbock, dieser ist auf die verlängerte Welle der Steuerwalze des Kontrollers
                              									aufgekeilt. Auf dieser Welle sitzen ferner neben dem Kontrollerhebel lose die beiden
                              									Hebel a und b.
                           
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 326, S. 6
                              Fig. 2 und 3. Elektrisch betriebener Förderhaspel der Deutschen
                                 										Maschinenfabrik A.-G., Werk Stuckenholz.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 326, S. 6
                              Fig. 4.Elektrisch betriebener Förderhaspel der Deutschen Maschinenfabrik
                                 										A.-G. Werk Stuckenholz.
                              
                           
                           Unterhalb des mit Riffelblech abgedeckten Führerstandes befinden sich zwei
                              									Lagerböcke i, die die Welle k aufnehmen. Auf dieser sind der zweiarmige Hebel e, f und der einarmige g aufgekeilt, und zwar
                              									befindet sich jener auf der Kontroller-, dieser auf der Bremshebelseite. Die
                              									Hebelarme e und f sind mit
                              									den Hebeln a und b durch
                              									die Lenkstangen c und d
                              									verbunden. Der Hebel g trägt unten einen federnden
                              									Zapfen r, der in ein Langloch des Bremshebels
                              									eingreift. An letzteren ist ferner das Bremsgestänge gelenkig angeschlossen.
                           Fig. 5 zeigt die Lage
                              									bei gelüfteter Bremse und voll eingeschaltetem Motor, d.h. der Kontrollerhebel steht
                              									auf dem letzten Kontakt. Wird der Bremshebel nun im Uhrzeigersinne gedreht, so hat
                              									dies ein Anlegen des Bremsbandes an die Bremsscheibe zur Folge. Die Bremse soll aber
                              									nur festgezogen werden können, wenn der Kontrollerhebel sich in Nullstellung
                              									befindet. Das zwangläufige Ueberführen des letzteren in diese Stellung geschieht
                              									nach Fig. 5 in
                              									folgender Weise.
                           Die Drehung des Bremshebels bewirkt gleichzeitig eine gleichgerichtete des Hebels g und durch diesen eine solche des zweiarmigen Hebels
                              										ef. Durch die Lenkstangen werden aber auch die
                              									Hebel a und b, und zwar
                              									gegeneinander gedreht. Ein Anschlag am Hebel a legt
                              									sich gegen die untere Verlängerung des Kontrollerhebels und nimmt diesen bis zur
                              									Nullstellung mit.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 326, S. 7
                              Fig. 5 und 6. Schema des Bremsgestänges zum Förderhaspel des Werkes
                                 										Stuckenholz.
                              
                           Fig. 6 zeigt die
                              									Stellung der Hebel hierbei. Von dieser Stellung an soll die Bremse durch
                              									Weiterführen des Hebels festgezogen werden, ohne daß der Kontrollerhebel mitgenommen
                              									wird; es muß also eine Entkupplung des Hebels g vom
                              									Bremshebel stattfinden.
                           Am Führungsbock befindet sich ein Loch p und ein
                              									Anschlag t. Gegen diesen legt sich der federnde Stift
                              										r und wird dort festgehalten. Die rechte innere
                              									Kante des Langloches am Bremshebel ist nach innen stark abgeschrägt. Beim
                              									Weiterdrehen des letzteren gleitet der Stift r auf
                              									dieser schrägen Fläche und wird in das Loch p
                              									hineingedrückt. Er wird dann durch die ebene Fläche u
                              									am Bremshebel bei dessen weiterem Ausschlage niedergehalten.
                           Durch das Festhalten des Stiftes r sind auch die Hebel
                              										e, f, g, a und b und
                              									durch die Anschläge an a und b auch der Kontrollerhebel gesperrt. Solange also die Bremse
                              									angezogen ist, kann der Kontrollerhebel nicht aus der Nullstellung bewegt
                              									werden.
                           Bei gelöster Bremse kann der Kontrollerhebel natürlich zwischen den beiden Anschlägen
                              									an a und b nach Fig. 5 frei bewegt
                              									werden. Steht er auf Senken, so wird er beim Festziehen der Bremse ebenfalls
                              									zwangläufig in die Nullstellung geführt.
                           Die Scheibe l der Notbremse sitzt nach Fig. 3 auf der
                              									Trommelwelle. Das Bremsband kann durch einen gewichtbelasteten, unterhalb des
                              									schmiedeeisernen Fundamentrahmens liegenden Hebel angezogen werden. Für gewöhnlich
                              									bleibt die Bremse gelüftet, ihr Hebel wird in der entsprechenden Stellung
                              									festgehalten.
                           Das Gewicht, das die Bremse anzieht, kann nun ausgelöst werden
                           1. durch den Teufenzeiger,
                           2. durch einen Elektromagneten,
                           3. durch den Maschinisten mittels eines Fußtrittes.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 326, S. 7
                              Elektrisch betriebener Förderhaspel der Deutschen Maschinenfabrik A.-G. Werk
                                 										Stuckenholz.
                              
                           Das Auslösen durch den Teufenzeiger m (Fig. 3) geschieht bei
                              									Ueberschreiten der Höchststellung des Förderkorbes. Durch das Herabfallen des
                              									Bremshebels wird gleichzeitig der Stromkreis des Motors unterbrochen, so daß dieser
                              									stillgesetzt wird.
                           Das Auslösen durch den Elektromagneten n geschieht dann,
                              									wenn aus irgend einem Grunde der Strom im Leitungsnetz ausbleibt. Der Magnet liegt
                              									am Netz und ist während der ganzen Betriebszeit erregt. Bleibt der Strom also aus,
                              									dann fällt der Anker des Magneten ab und löst das Fallgewicht aus.
                           Außerdem kann der Maschinist in Gefahrfällen das Gewicht durch den Fußtritt o beliebig auslösen. Soll nach dem Einfallen der
                              									Notbremse die Haspel wieder betriebsbereit gemacht werden, so wird durch Drehen des
                              									Handrades p (Fig. 2 u. 3), womit eine
                              									Schraubenspindel betätigt wird, der Gewichtshebel wieder in seine Betriebsstellung
                              									hochgewunden. Nachdem die Feststellvorrichtung eingeklinkt ist, muß die
                              									Schraubenspindel wieder herabgeschraubt werden. Vergißt der Maschinist dies, so
                              									bleibt der Gewichtshebel nach dem Auslösen an der Spindel hängen und die Bremse
                              									versagt. Um dies zu verhindern, wird beim Heraufwinden des ausgelösten
                              									Gewichtshebels ein anderer gewichtsbelasteter Hebel freigegeben, der einen Riegel in
                              									eine Aussparung der auf der Kontrollerwelle sitzenden Kupplung q schiebt und jene feststellt. Der Riegel wird erst
                              									wieder zurückgezogen, wenn der Maschinist die Spindel mittels des Handrades ganz
                              									herabgeschraubt hat. Der Motor kann also nur bei betriebsbereiter Notbremse
                              									angelassen werden.
                           Einen weiteren elektrisch betriebenen Förderhaspel hatte das Werk Stuckenholz auf dem Stande der Bergmann-Elektrizitätswerke in der Kraftmaschinenhalle ausgestellt (Fig. 7 und 8).
                           Die Hubtrommeln werden mittels zweier Rädervorgelege von einem Motor angetrieben, der
                              									15 PS bei n = 750 leistet. Die Manövrierbandbremse
                              									sitzt auf der Trommelwelle, die Notbremse auf der Vorgelegewelle. Die
                              									Manövrierbremse besitzt eine Vorrichtung, die verhindert, daß bei gelöster Bremse
                              									der Kontrollerhebel in Nullstellung geführt werden kann und umgekehrt, daß bei
                              									eingeschaltetem Motor die Bremse angezogen werden kann. Zu diesem Zwecke sitzt auf
                              									der Achse des Kontrollerhebels eine Muffe, die eine kurvenförmige Aussparung a besitzt. Die Muffe ist so gestellt, daß, wenn sich
                              									der Kontrollerhebel in Nullstellung befindet, ein am Bremshebel angebrachtes
                              									Kurvenstück b beim Anziehen des Bremshebels in die
                              									Aussparung a der Muffe hineingreift; eine Drehung des
                              									Kontrollerhebels kann dann nicht stattfinden. Ist der Motor eingeschaltet, also der
                              									Kontrollerhebel nicht in Nullstellung, dann kann die Bremse nicht angezogen werden,
                              									weil infolge der Drehung der Muffe das Kurvenstück b
                              									nicht in die Aussparung a hineingeht, sondern gegen den
                              									äußeren Umfang der Muffe stößt.
                           Bei diesem wie bei dem oben beschriebenen Haspel können die beiden Trommeln
                              									gegeneinander versteckt werden, um aus verschiedenen Teufen fördern zu können.
                           Der kleinere Haspel zeigt die normale Bauart, wie sie das Werk Stuckenholz schon häufig für Aufstellung unter Tag
                              									ausgeführt hat.
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)