| Titel: | Explosionsmotoren mit Einführung verdampfender Flüssigkeiten. | 
| Autor: | K. Schreber | 
| Fundstelle: | Band 326, Jahrgang 1911, S. 8 | 
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                        Explosionsmotoren mit Einführung verdampfender
                           								Flüssigkeiten.
                        Von Dr. K. Schreber.
                        Explosionsmotoren mit Einführung verdampfender
                           								Flüssigkeiten.
                        
                     
                        
                           1. In diesem Journal Bd. 320, 1905, S. 33 ff. habe ich die Theorie der
                              									Explosionsmotoren mit Einführung verdampfender Flüssigkeiten eingehend entwickelt.
                              									Ich hatte damals mit Hilfe des Temperatur-Entropiediagramms gezeigt, daß, wenn man
                              									sich an diese Theorie hält, man eine ganz hervorragende Ausnutzung der Wärme
                              									erzielen würde.
                           Trotz vieler Bemühungen ist es mir nicht gelungen, eine Fabrik zu finden, welche es
                              									mir ermöglicht hätte, die praktische Durchführbarkeit meiner Theorie zu beweisen. Da
                              									ich als Beispiel meiner Theorie eine Spirituszweitaktmaschine gewählt hatte, weil
                              									bei einer solchen die Rechnung am einfachsten wird, so mag man geglaubt haben, die
                              									Theorie sei die einer Spiritusmaschine, und weil kurz nach ihrer Veröffentlichung
                              									infolge der plötzlichen Verteuerung seines Preises der Spiritus seine Bedeutung als
                              									Brennstoff für Kraftmaschinen vollständig verlor, ihr keine Beachtung geschenkt
                              									haben. Vielleicht kann aber auch der Grund für diese Nichtbeachtung darin zu suchen
                              									sein, daß die ganze Arbeit zu theoretisch gehalten war, so daß die Herren der Praxis
                              									sich nicht die Zeit genommen haben, sie durchzuarbeiten.
                           In Herrn Geheimrat Scheit von der Technischen Hochschule
                              									zu Dresden habe ich schließlich einen Herrn gefunden, welcher mir seine Hilfe durch
                              									Rat und Tat hat zuteil werden lassen, so daß es mir doch noch gelungen ist, die
                              									Durchführbarkeit meiner Theorie nachweisen zu können. Ich kann es nicht unterlassen,
                              									ihm auch an dieser Stelle öffentlich meinen tiefgefühltesten Dank für seine mir
                              									gewährte Unterstützung auszusprechen.
                           2. Die Entwickelung aller Wärmekraftmaschinen, sowohl der Dampfmaschinen als auch der
                              									Maschinen mit innerer Verbrennung, geht dahin, daß der Druck im Arbeitsraum immer
                              									stärker und stärker wird. Bei denjenigen Maschinen mit innerer Verbrennung, welche
                              									das fertige brennbare Gemisch ansaugen, ist dieser Entwickelung eine Grenze
                              									gesetzt dadurch, daß das angesaugte Gemisch teils durch Mischung mit den warmen
                              									Abgasresten, teils durch die Wärme, welche es aus den Wandungen aufnimmt, teils
                              									durch die Wärme, welche aus der Kompressionsarbeit entsteht, wärmer und wärmer wird
                              									und schließlich die Temperatur erreicht, bei der es sich von selbst entzündet. Da
                              									man aber auf jeden Fall Selbstzündungen vermeiden muß, weil diese mindestens die
                              									Regelmäßigkeit des Ganges stören, wenn sie nicht schlimmere Uebelstände
                              									herbeiführen, so ist man mit der Verdichtung an gewisse Grenzen gebunden, welche die
                              									jetzigen Explosionsmaschinen sämtlich erreicht haben.
                           Gelingt es, diese schädliche Wärme zu binden, so kann man die Verdichtung beliebig
                              									weit treiben.
                           In meiner Theorie habe ich gezeigt, daß man die Wärme unschädlich machen kann, indem
                              									man Wasser oder irgend eine andere leicht verdampfende Flüssigkeit von hinreichender
                              									Verdampfungswärme in den Arbeitsraum einspritzt. Man bekommt die vorteilhafteste
                              									Wirkung, wenn man so wenig wie möglich Wasser zu einer Zeit einspritzt, zu der der
                              									Gasinhalt des Arbeitsraumes gerade eine hinreichende Temperatur erreicht hat, daß
                              									die eingespritzte Flüssigkeit sofort verdampft, also etwas wärmer ist als die zu dem
                              									vorhandenen Druck gehörige Siedetemperatur. Man teilt also den Verdichtungshub in 3
                              									Teile, von denen der erste in der Theorie adiabatisch, der zweite unter
                              									Wärmeabsorption durch die verdampfende Flüssigkeit, der dritte wieder adiabatisch
                              									verläuft. In der Praxis ist natürlich der Einfluß der Wandung nicht zu vermeiden.
                              									Die Theorie verlangt, daß der erste dieser drei Teile so kurz wie möglich sei.
                           3. Die Maschine, welche mir durch Vermittelung von Herrn Geheimrat Scheit zur Verfügung gestellt war, war als Versuchs-Diesel-Maschine gebaut. Sie hat, wie man aus Fig. 1 sieht, welche die gesamte Versuchsanordnung
                              									darstellt, die bekannte Form der Diesel-Maschinen. Der Durchmesser des
                              									Zylinders beträgt 165 mm, der Kolbenhub 270 mm, so daß das Hubvolumen 5,773 l faßt.
                              									Der Kompressionsraum faßt, wie eine mehrmals wiederholte Auffüllung ergab, 0,663 l.
                              									Daraus erhält man das Ausdehnungsverhältnis
                           
                              \frac{V_c}{V_h+V_c}=0,103=\frac{1}{9,71}
                              
                           Die Maschine lief normal mit 270 Umdrehungen in der
                              									Minute.
                           Um die Maschine für meine Versuche brauchbar zu machen, mußten zunächst noch einige
                              									leichte Umänderungen vorgenommen werden: Anstelle des Luftansaugerohres der Diesel-Maschine wurde ein Leuchtgas-Luft-Mischventil
                              									eingebaut von derselben Form, wie es die Firma, der die Maschine gehörte, bei ihren
                              									Leuchtgasmaschinen von 8 PS normal benutzt. Dieses Mischventil war für Quantitäts-
                              									und Qualitätsregulierung eingerichtet, indem sowohl eine Drosselklappe in der
                              									Luftleitung als auch ein Drosselhahn in der Gasleitung gleichzeitig vom Regler
                              									beeinflußt wurden. Das Gasabschlußventil in dieser Mischvorrichtung wurde durch ein
                              									Gestänge betätigt, welches vom Hebel des Haupteinlaßventils gesteuert wurde. Um den
                              									Hub dieses Ventils etwas kleiner zu machen, hatte ich, wie man auch auf dem Bild
                              									erkennt, den einen Hebel dieses Gestänges auf das Dreifache verlängert.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 326, S. 9
                              Fig. 1.
                              
                           Da vorauszusehen war, daß die Maschine namentlich am Anfang der Versuche oft von
                              									außen würde angetrieben werden müssen, wurde auf dem Rost, auf dem die Maschine
                              									montiert war, ein Elektromotor aufgesetzt, von welchem die Maschine durch Riemen
                              									angetrieben werden konnte. Bei den meisten Versuchen lief, nachdem die Maschine
                              									in Gang gesetzt war, der Elektromotor leer mit. Bei Messungen wurde der Riemen
                              									während des Ganges von der Scheibe heruntergeworfen.
                           In die Bohrung für das auf diese Weise überflüssig gewordene Anlaßventil wurde
                              									zunächst eine Zündkerze eingebaut; es stellte sich aber im Laufe der Versuche
                              									heraus, daß diese, trotzdem verschiedene Formen gewählt wurden, nicht befriedigend
                              									arbeitete. Deshalb wurde gegen Schluß der Versuche eine Abreißzündung eingebaut. Den
                              									Strom für die elektrische Zündung lieferte ein gewöhnlicher Bosch-Apparat, der neben der Steuerwelle zu sehen ist.
                           Zum Bremsen wurde ein Stahlband benutzt, welches durch Flügelschrauben, die auf dem
                              									auf dem Schwungrad liegenden horizontalen Balken auflagen, angezogen werden konnte.
                              									Um die Maschine nicht zu verdecken, ist der Balken während des Photographierens
                              									abgehoben und vor das Schwungrad gelegt. Der Hebelarm der Gewichte war genau 1 m. Zu
                              									weite Schwingungen des Balkens wurden durch feste Anschläge verhindert.
                           4. An die Stelle der Brennstoffpumpe der Diesel-Maschinen sitzt hier die kleine Wasserpumpe, welche das einzuspritzende
                              									Wasser fördert. Diese Pumpe hat mir viel Schwierigkeiten bereitet wegen ihren
                              									kleinen Abmessungen. Da bei den meisten Versuchen, wie weiter unten noch genauer
                              									angegeben wird, in einer Stunde rund 1 l eingespritzt wurde, so betrug das
                              									Hubvolumen der Pumpe nur 120 cbmm; vielfach wurden noch kleinere Wassermengen
                              									eingespritzt.
                           Die Pumpe war, wie das bei so kleinen Pumpen gewöhnlich der Fall ist, aus einem
                              									Bronzegußstück gebohrt. Sie arbeitete am Anfang der Versuche recht gut; aber nach
                              									einiger Zeit begann sie mit der Förderung nachzulassen, und das wurde trotz saubersten
                              									Aufschleifens der Ventile immer schlimmer, bis ich schließlich erkannte, daß bei dem
                              									Druck von rund 20 at, unter dem das Wasser in der Pumpe stand, der Pumpenkörper
                              									undicht wurde. Jedenfalls waren so feine Poren im Pumpenkörper, daß ein merklicher
                              									Teil der, wie gesagt, sehr kleinen Wassermenge durch sie hindurchgedrückt wurde und
                              									wieder in die Zuleitung zurücklief. Nach einigen vergeblichen Versuchen, den
                              									Bronzekörper dicht zu bekommen, die immer nur für kurze Zeit halfen, ließ ich einen
                              									Pumpenkörper aus Schmiedeeisen herstellen, in welchem an denjenigen Stellen gezogene
                              									Messingstäbe eingepaßt wurden, in denen nachher die Leitungen und Ventilsitze
                              									eingebohrt werden sollten. Mit dieser Pumpe habe ich dann die ganze übrige Zeit
                              									anstandslos arbeiten können. Die dünnen gezogenen Messingstäbe scheinen vollkommen
                              									dicht zu sein.
                           Der Stempel dieser Pumpe wurde durch die von der Steuerwelle angetriebene Kurbel nur
                              									heruntergedrückt; gehoben wurde er durch eine Feder, welche in einem
                              									laternenartigen, auf dem Pumpenkörper aufgeschraubten Federgehäuse sich befand. Der
                              									Deckel dieses Gehäuses wurde durch eine Schraube gebildet, welche den Hub begrenzte.
                              									Dadurch, daß diese Schraube mehr oder weniger tief eingeschraubt wurde, konnte die
                              									Wassermenge bequem während des Ganges geändert werden. Durch besondere Versuche
                              									wurden die den wichtigsten Stellungen der Deckelschraube entsprechenden Wassermengen
                              									gemessen, so daß ich mich während der eigentlichen Versuche um die Messung des
                              									Wassers nicht zu kümmern brauchte. Angesaugt wurde das Wasser für gewöhnlich aus
                              									einem neben der Maschine stehenden Glasbecher von ungefähr 1 l Inhalt. Zur Vornahme
                              									von Wassermessungen wurde mittels eines Dreiweghahnes die Ansaugeleitung auf den
                              									neben dem Gefäß stehenden Meßzylinder umgeschaltet.
                           5. Die Luftpumpe, welche die zum Zerstäuben des Wassers gebrauchte Preßluft liefert,
                              									befindet sich auf der Steuerseite der Maschine unterhalb der Steuerwelle. Sie wird
                              									durch ein Schwinghebelgestänge vom Kreuzkopf der Maschine angetrieben. Ihre
                              									Abmessungen sind Durchmesser 28 mm, Hub 47 mm, also Hubvolumen 28 ccm d. i. 1/200
                              									des Hubvolumens des Arbeitszylinders. Der Druck im Windkessel betrug im Durchschnitt
                              									20 at.
                           Da bei Viertaktmaschinen, bei denen während des Ansaugens sehr viel Wärme von den
                              									Wandungen aufgenommen wird, so daß schon bei Beginn des Verdichtungshubes die
                              									Temperatur des Zylinderinhalts 100° und mehr beträgt, ganz am Anfang dieses Hubes
                              									eingespritzt werden muß, wo der Druck kaum stärker ist als der Atmosphärendruck, im
                              									Gegensatz zur Diesel-Maschine, bei der erst nach
                              									erreichter stärkster Verdichtung eingespritzt wird, so genügt zum Zerstäuben
                              									vollständig ein so schwacher Druck. Ich habe mir auch gar nicht die Mühe gegeben,
                              									den schwächsten, zum Zerstäuben unbedingt nötigen Druck auszuprobieren, da ja auch
                              									bei diesem Druck die Arbeit der Luftpumpe so gering ist, daß sie einfach zu den im
                              									mechanischen Wirkungsgrad zum Ausdruck gelangenden Reibungsarbeiten gezählt werden
                              									darf. Die Luftpumpenarbeit, wie es in den Regeln zur Untersuchung von Gasmaschinen
                              									vorgeschrieben ist, von der indizierten Arbeit des Arbeitszylinders abzuziehen, war
                              									mir garnicht möglich, da sie bedeutend kleiner war als die Genauigkeit, mit der
                              									diese Arbeit gemessen werden konnte.
                           Bei der Diesel-Maschine ist das anders. Nur in der Zeit,
                              									als man die Preßluft vorverdichtet aus dem Arbeitszylinder entnahm, hatte die Pumpe
                              									ungefähr dasselbe Volumen, wie an meiner Maschine, mußte aber trotzdem bedeutend
                              									mehr Arbeit bieten, weil die Luft schon mit einem Druck von ungefähr 10 at
                              									eintrat und dann auf 50 bis 60 at komprimiert wurde. Jetzt aber, wo man von diesem
                              									Verfahren wieder abgekommen ist und aus der freien Atmosphäre ansaugt, sind die
                              									Luftpumpenvolumina ungefähr 1/30 vom Volumen des Arbeitszylinders, ja bei den
                              									jetzt in den Handel gebrachten Schnelläufern sogar 1/7, und da der Enddruck im Windkessel
                              									derselbe geblieben ist, so ist es erklärlich, daß die Luftpumpenarbeit 5 bis 10% der
                              									im Arbeitszylinder gewonnenen Arbeit beträgt. Diese Arbeit fließt fortwährend durch
                              									das Gestänge der Maschine hin und her, so daß dadurch ein merklicher Teil der im
                              									Arbeitszylinder gewonnenen Arbeit verloren geht.
                           In meiner Maschine ist wegen des kleinen Volumens der Luftpumpe und des schwachen
                              									Druckes im Windkessel die Luftpumpenarbeit selbst schon so gering, daß die bei ihrem
                              									Hin- und Herfließen auftretenden Verluste garnicht anzugeben sind.
                           Man muß diesen Unterschied der Luftpumpenarbeit meiner Maschine und der der Diesel-Maschine wohl beachten.
                           6. Das Kühlwasser der Luftpumpe war unabhängig von der Kühlung der Maschine und wurde
                              									nach einem hochstehenden offenen Behälter geleitet, aus dem es für gewöhnlich durch
                              									einen Ueberlauf nach dem Ablauftrichter geleitet wurde. Während der genauen
                              									Messungen, bei denen das Gas regelmäßig auf seinen Heizwert untersucht wurde, wurde
                              									aus diesem Hochbehälter der Ueberlauf des Junkers'schen
                              									Kalorimeters gespeist. Die Wassermenge war so bemessen, daß auch in diesem Falle
                              									stets Wasser durch den Ueberlauf des Hochbehälters ablief. So wurde es erreicht,
                              									daß, da der Drosselhahn der Wasserleitung des Kalorimeters stets unverändert in
                              									seiner Stellung erhalten wurde, bei allen Versuchen das Wasser stets dieselbe
                              									Geschwindigkeit im Kalorimeter hatte und deshalb nur einige Male gemessen zu werden
                              									braucht. Auch den Hahn des Brenners hielt ich während der ganzen Versuchszeit
                              									unverändert in seiner ihm einmal gegebenen Stellung, so daß ich schon aus der
                              									Temperaturdifferenz erkennen konnte, ob das Gas reicher oder ärmer sei als im
                              									Durchschnitt. Die Gasuhr des Kalorimeters wurde natürlich bei jeder Messung
                              									abgelesen, wegen der eventuellen Druckschwankungen in der Gasleitung.
                           Der Heizwert des Dresdener Leuchtgases, so wie es der Maschine zugeführt wurde,
                              									schwankte während der Versuche zwischen 4200 und 4000 WE in 1 cbm und betrug im
                              									Durchschnitt 4100. Das Kondenswasser war nahezu unverändert und betrug 0,68 l aus 1
                              									cbm.
                           7. Wie die Erbauer der Dieselmaschine hatte auch ich große Schwierigkeiten, eine
                              									ausreichend feine Zerstäubung zu erzielen. Da die Versuchsmaschine, wie schon
                              									gesagt, ursprünglich als Diesel-Maschine gebaut war mit
                              									dem gewöhnlichen Plattenzerstäuber, so begann ich natürlich meine Versuche auch mit
                              									diesem. Es stellte sich aber bald heraus, daß der einfache Plattenzerstäuber nicht
                              									genügt: Wasser hat eben andere Eigenschaften als die in der Diesel-Maschine verwendeten Kraftöle. Während der allmählichen Abänderung
                              									der Zerstäubungsvorrichtung treten nun noch eine ganze Reihe von Schwierigkeiten in
                              									der Durchführung der Versuche auf, welche sehr oft verhinderten, zu erkennen, ob ein
                              									neuer Zerstäuber im Fortschritt war oder nicht.
                           Bei ganz armen Gemischen, z.B. beim Leerlauf, läuft die Maschine auch ohne
                              									Wassereinspritzung stoßfrei. Geht man zu reicheren Gemischen über, so tritt bei
                              									einem durch die Güte der Zerstäubung bedingten Gehalt das Stoßen ein. Mit dem
                              									gewöhnlichen Diesel-Zerstäuber durfte ich nur mit ganz
                              									armen Gemischen arbeiten. Als ich dann zu einer anderen Zerstäubungsvorrichtung überging, zeigte
                              									sich, daß die Maschine eine Zeit lang, 20 bis 30 Minuten, stoßfrei lief, dann aber
                              									doch allmählich zu stoßen anfing. Da Aenderung am Zerstäuber hieran nichts änderten,
                              									so mußte der Fehler an der Maschine liegen.
                           Einer der ersten Mängel, die sich auf diese Weise feststellten, war der folgende. Wie
                              									bei allen stehenden Maschinen wird der Kolben auch hier nach oben herausgenommen; um
                              									das zu ermöglichen, ist in der Mitte des Kolbenbodens ein Loch, in welches der Haken
                              									eingeschraubt wird, mit dem der Kolben am Krahn aufgehängt wird. Während des
                              									Betriebes ist das Loch durch eine Schraube ausgefüllt. Bei der Untersuchung der
                              									Maschine zeigte sich nun, daß der recht große Kopf dieser Schraube den Kolbenboden
                              									garnicht berührte, sondern vollständig frei lag. Es konnte somit zwar Wärme durch
                              									die gesamte große Oberfläche des Kopfes in die Schraube eintreten, abgeleitet
                              									dagegen konnte sie nur durch die recht dünne Spindel werden. So wurde allmählich der
                              									Kopf immer wärmer und wärmer, bis er heiß genug war, das verdichtete Gemisch
                              									vorzeitig zu entzünden und somit Stöße zu verursachen.
                           Nachdem die Schraube durch eine andere mit flachen Kopf ersetzt war, der gut auf dem
                              									Kolbenboden auflag, hörten die Selbstzündungen auf, und es konnten die Versuche, die
                              									beste Zerstäubervorrichtung auszuproben, wieder aufgenommen werden. Ich mußte
                              									natürlich wieder ziemlich von vorn anfangen, da ich nicht wußte, ob ich nicht einem
                              									Zerstäuber zu unrecht die Selbstzündungen vorgeworfen hatte, welche durch den
                              									Schraubenkopf veranlaßt worden waren.
                           8. Aus dieser Periode meiner Versuche stammen Diagramme von der durch Fig. 2 wiedergegebenen Form, in denen man deutlich 2
                              									Perioden des Verbrennens erkennt: Eine erste, in der wie bei allen
                              									Explosionsmaschinen der Druck plötzlich; stärker wird, bei konstantem Volumen, und
                              									daran anschließend eine zweite, bei der das Verbrennen gewissermaßen unter
                              									konstantem Druck vor sich geht ähnlich wie in der Diesel-Maschine.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 326, S. 11
                              Fig. 2.
                              
                           Aus dem Gasverbrauch sowie aus dem Verlauf der Ausdehnungslinie kann man aber leicht
                              									erkennen, daß am Ende der Linie konstanten Druckes das Brennen der Mischung noch
                              									lange nicht zu Ende ist, sondern noch in den Ausdehnungshub hinein fortdauert und
                              									überhaupt unvollständig bleibt. Wäre die Verbrennung mit dem Aufhören der Linie
                              									konstanten Druckes wirklich vollständig zu Ende, so wären Diagramme dieser Form die
                              									idealsten Diagramme, welche man sich wünschen könnte: Große Arbeitsfläche bei
                              									schwachem Maximaldruck und noch schwächerem Verdichtungsenddruck.
                           Die Diagramme haben eine gewisse Aehnlichkeit mit den Diagrammen der Ruston-Maschine, wo sie mit Absicht erzeugt wurden. Da
                              									man aber jetzt von dieser Maschine nichts mehr hört, so scheint die Wärmeausnutzung
                              									auch bei ihr nicht die beste gewesen zu sein.
                           Mit fortschreitender Verbesserung der Zerstäubungsvorrichtung verschwanden diese
                              									Diagramme wieder, und nach Abschluß der Versuche mangelte mir die Zeit noch einmal
                              									auf sie zurückzukommen.
                           9. Nachdem ich alle Eigenheiten der Maschine erkannt und, soweit es möglich war,
                              									abgeändert hatte, gelang es mir allmählich eine Zerstäubungsvorrichtung zu finden,
                              									welche selbst recht reiche Gemische beliebig eng zu verdichten gestattete, ohne daß
                              									Selbstzündungen auftraten.
                           Da ich bei Beginn der Versuche noch im Unklaren war, wie der Verdichtungshub in der
                              									Praxis verlaufen würde, wie weit die Abweichungen der Praxis von der reinen Theorie
                              									ausfallen würden, so ist der Verdichtungsraum mehr durch die zufälligen Abmessungen
                              									der Maschine als durch vorherige Berechnungen bestimmt. Dementsprechend ist auch der
                              									Enddruck der Verdichtung in meiner Versuchsmaschine in gewisser Beziehung durch
                              									Zufall gegeben. In der ersten Zeit der Versuche, ehe die Zerstäubung hinreichend gut
                              									wirkte, betrug er nahezu 19 at, wie sich durch Messung an Diagrammen mit schwacher
                              									Feder feststellen ließ. Je besser die Zerstäubung wurde, um so schwächer wurde der
                              									Enddruck der Verdichtung und betrug schließlich wenig mehr als 18 at.
                           Hierdurch ist in recht interessanter Weise experimentell nachgewiesen, was ich am
                              									Anfang meiner Theorie rechnerisch entwickelt habe, daß die Abkühlung des Gases durch
                              									die verdampfende Flüssigkeit eine stärkere Schwächung des Druckes bedingt, als die
                              									Vermehrung des Druckes durch den entstehenden Dampf beträgt, so daß die Summe beider
                              									Wirkungen in einer Schwächung des Gesamtdruckes zum Ausdruck kommt.
                           10. Die schwerste Belastung, welche ich der Maschine nach Auffinden der besten
                              									Zerstäubervorrichtung zumutete, betrug 10,4 PSe, dabei gebrauchte sie 2026 WE für 1
                              									PSe und lief mit 266,6 Umdrehungen i. d. Min. Wie oben gesagt, betrug das Hubvolumen
                              									5,773 l, der Verdichtungsraum 0,663 l; nimmt man an, daß bei Beginn des
                              									Verdichtungshubes beide zu 0,8 ihres Volumens mit Luft von Zimmertemperatur gefüllt
                              									waren – selbst an Diagramme mit schwacher Feder war keine Ansaugedrosselung zu.
                              									beobachten –, so ist die während einer Stunde insgesamt angesaugte Wärmemenge von
                              									21070 WE in 41,2 cbm verteilt, d.h. der Wärmegehalt der Mischung beträgt 500 WE in 1
                              									cbm, oder anders ausgedrückt das Mischungsverhältnis ist 1 m3 Normalleuchtgas in 9 m3 Luft.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 326, S. 11
                              Fig. 3.
                              
                           Das ist ja zwar noch keine besonders reiche Mischung, da man ja vielfach bis zum
                              									Verhältnis 1 : 7 geht, ich bin aber trotzdem nicht weiter gegangen, obgleich die
                              									Zerstäubungsvorrichtung, wie ich sie zuletzt hatte, noch viel reichere Gemische zu
                              									verdichten gestattet hätte, weil beim Einbau der Abreißzündung die obere Platte des
                              									Deckels meiner Maschine losgerissen war. Durch Einziehen von zwei Schrauben preßte
                              									ich zwar die beiden Platten des Deckels wieder aneinander, so daß ich noch weiter
                              									arbeiten konnte; ich wagte aber doch nicht zu reicheren Mischungen überzugehen aus
                              									Furcht, der Deckel könnte zerspringen.
                           Der Explosionsdruck, welchen ich bei diesem Wärmegehalt der Mischung bekam, betrug
                              									ungefähr 45 at, vergl. Fig. 3.
                           11. Da, wie diese Diagramme zeigen, infolge des engen Verdichtungsraumes nach
                              									erfolgter Zündung der Druck sehr schnell stärker wird, so baute ich, um den
                              									Zündpunkt genau feststellen zu können, eine Vorrichtung ein, welche es mir
                              									ermöglichte, versetzte Diagramme zu nehmen. Auf das vom Schwungrad abgewendete Ende der
                              									Hauptwelle wurde eine kurze Kurbel mit Geradführung vom selben
                              									Schubstangenverhältnis wie das der Hauptkurbel so aufgekeilt, daß in den mit ihr
                              									genommenen Diagrammen die den Totpunkten des Arbeitskolbens entsprechenden Punkte
                              									der Atmosphärenlinie zusammenfallen. Für die gewöhnlichen Arbeitsdiagramme wurde der
                              									Antrieb vom Kreuzkopf der Luftpumpe hergenommen; die dorthin führende
                              									Indikatorschnur ist auf Fig. 1 zu erkennen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 326, S. 12
                              Fig. 4.
                              
                           Ich nahm stets unmittelbar hintereinander je eines der beiden Arten von Diagrammen,
                              									indem ich zunächst die eine Indikatorschnur in den Haken der versetzten Kurbel
                              									einhing und sofort, nachdem das Diagramm gezeichnet war. sie wieder aushing; sobald
                              									das geschehen war, und während ich wieder an den Indikator herantrat, hing ein
                              									Gehilfe die andere Schnur in den Haken des Luftpumpenkreuzkopfes, so daß ich sofort
                              									das normale Diagramm schreiben konnte; vergl. Fig.
                                 									4.
                           12. Jeder der Versuche, welcher zu einer vollgültigen Messung führen sollte, wurde 1
                              									Stunde lang durchgeführt, nachdem die Maschine vorher mindestens 20 Minuten
                              									meist aber ½ Stunde mit derselben Belastung gelaufen war. Während dieser Stunde
                              									wurden alle fünf Minuten abgelesen: die Hauptgasuhr, die des Kalorimeters, die
                              									beiden Thermometer des Kalorimeters, die Kondenswassermenge, die Manteltemperatur,
                              									die Abgastemperatur, die Umdrehungszahl und ein bezw. nachdem die versetzte Kurbel
                              									angebaut war, zwei Diagramme genommen.
                           Die Kühlwassermenge wurde stets so eingestellt, daß die Manteltemperatur ungefähr 80°
                              									betrug. Da ich in der letzten Zeit mit einem Federmaßstab des Indikators von 0,6 mm
                              									arbeiten mußte, so wurden die Flächen der Diagramme so klein, daß die beim
                              									Planimetrieren entstehenden Beobachtungsfehler einen zu großen Einfluß ausübten. Ich
                              									gebe deshalb die indizierte Arbeit gar nicht an; die ja auch bei meinen Versuchen
                              									ziemlich gleichgültig ist. Die Diagramme dienten wesentlich dazu, über den Verlauf
                              									der Verbrennung Klarheit zu bekommen. Dagegen habe ich aus der gebremsten Leistung
                              									den mittleren effektiven Druck abgeleitet, der ein Maß für die Ausnutzung des
                              									Hubvolumens bildet.
                           Die Wasserpumpe war während der unten mitgeteilten Versuche stets auf 0,98 l i. d.
                              									Stunde eingestellt. Wahrscheinlich hätte ich bei der guten Zerstäubereinrichtung,
                              									bei der ich zuletzt angelangt war, mit noch geringeren Wassermengen auskommen
                              									können. Mein Urlaub ging aber seinem Ende zu, so daß ich nach dieser Richtung keine
                              									weiteren Versuche anstellen konnte. Immerhin ist ja diese Wassermenge auch schon
                              									recht klein.
                           
                              
                                 (Schluß folgt.)