| Titel: | Polytechnische Rundschau. | 
| Autor: | H. | 
| Fundstelle: | Band 326, Jahrgang 1911, S. 13 | 
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                        Polytechnische Rundschau.
                        Polytechnische Rundschau.
                        
                     
                        
                           Elektrische Scheinwerfer für Lokomotiven.
                           Eine amerikanische Firma baut einen elektrischen Scheinwerfer für Dampflokomotiven,
                              									welcher in vieler Hinsicht Bemerkenswertes bietet. Der Strom für den Scheinwerfer
                              									wird von einer mit Dampfturbine direkt gekuppelten Dynamo geliefert; die
                              									Dampfturbine ist verhältnismäßig klein und sehr einfach gebaut, so daß gebrochene
                              									Teile leicht auszuwechseln sind. Die Tourenzahl wird durch einen einfachen Regulator
                              									geregelt, der direkt am Turbinenrad befestigt ist. Das Rad selbst besteht aus einer
                              									soliden Stahlscheibe, der Schaufelraum ist herausgefräst und die Schaufeln sind in
                              									seitliche Schlitze eingesetzt. Außer dem Tourenregulator ist noch ein Notregulator
                              									vorhanden, der die Dampfzufuhr bei Durchgehen der Turbine abschneidet; er tritt erst
                              									in Tätigkeit, wenn die Tourenzahl die normale Zahl um 15 v. H. übersteigt. Die
                              									Dynamo ist ebenfalls einfacher Konstruktion, alle Teile sind leicht zugänglich; die
                              									normale Betriebsbelastung beträgt 900 Watt, was hinreicht, um den Scheinwerfer an
                              									der Spitze der Lokomotive und fünf achtkerzige Glühlampen am Führerstande zu
                              									speisen. Die Dynamo kann ohne Schaden bis 50 v. H. überlastet werden. Die Isolation
                              									der Ankerspule ist getränkt mit einem hitzebeständigen Firnis, der gleichzeitig öl-,
                              									säure- und wasserfest ist. Das Ganze ist geprüft auf 250 Volt oder etwa das
                              									Achtfache der normalen Spannung. Anker und Kollektor können leicht abgenommen
                              									werden, ebenso die Polschuhe. Der Scheinwerfer hat zwei senkrechtstehende Kohlen und
                              									verbreitet ein weißes mildes Licht, das keinen grünen Schimmer hat; er ist so
                              									eingerichtet, daß er in die bestehenden Reflektoren der Lokomotiven eingebaut werden
                              									kann. Ein Satz Kohlen reicht für etwa 8½ Stunden Brenndauer, der Scheinwerfer
                              									verbraucht etwa 25 Amp. bei 27½ Volt und hat eine Lichtstärke von 1700 Kerzen.
                              									Damit der Führer auch die Kurven stets die Strecke vor sich beleuchtet findet, kann
                              									der Scheinwerfer auf einer Art kleiner Drehscheibe montiert werden, die auf Rollen
                              									elastisch gelagert ist, und mittels Drahtseiles vom Führerstande aus betätigt wird.
                              									[Iroe Age. 1910, II, S. 398–399.]
                           
                              Renold
                              
                           
                        
                           Lokomotiven für Indien.
                           Ueber den Lokomotivbestand der indischen Eisenbahnen ist vor kurzem eine Denkschrift
                              									erschienen als Ergänzung zu jener vom Jahre 1903 und 1906. Aus dem Bericht ist zu
                              									entnehmen, daß die vorhandenen Lokomotivbauarten gemäß den neuen Verbesserungen
                              									ergänzt wurden und daß eine neue Bauart einer 2–6–2 Tenderlokomotive für 1 m
                              									Spurweite eingeführt wurde. Für Schnellzüge sind besonders starke 4–4 Lokomotiven
                              									mit normaler Spurweite in den Dienst gestellt mit 470 mm Zylinder-Durchmesser und
                              									660 mm Hub. Das Dienstgewicht ist 55 t, die Gesamtheizfläche 126 qm, die Rostfläche
                              									2,35 qm. Eine 4–4–2 Personenzuglokomotive hat 495 mm Zylinder-Durchmesser und 660 mm
                              									Hub, das Dienstgewicht ist 67 t, das Tendergewicht 40 t. Die Heizfläche beträgt 185
                              									qm, die Rostfläche 3 qm.
                           In dem Berichte wird weder von Verbund- noch von Ueberhitzerlokomotiven gesprochen
                              									und es wird erwähnt, daß kein Grund vorhanden ist, solche der indischen
                              									Eisenbahnverwaltung zur Einführung zu empfehlen. Jedoch sind bereits auf zwei
                              									Eisenbahnlinien mit Verbundlokomotiven, Bauart De
                                 										Glehn, Versuchsfahrten ausgeführt worden.
                           Aus dem Bericht geht weiter hervor, daß für die Reibung zwischen Rad und Schiene ein
                              									großer Wert angenommen wird, Nimmt man für die letzterwähnte Lokomotive bei 12,5 at Dampfdruck 7800
                              									kg Zugkraft an, so erhält man für den Reibungskoeffizient 1/4,58. Bei
                              									englischen Lokomotiven wird hierfür gewöhnlich mit ⅙ gerechnet. Bei Sandstreuung
                              									wächst natürlich diese Größe, wie hoch ist unbekannt, aber wohl nicht über den Wert
                              									⅓. In den Vereinigten Staaten von Nordamerika wird ebenfalls mit einen größeren
                              									Reibungskoeffizienten gerechnet. Der Grund hierzu dürfte wie in Indien klimatischen
                              									Einflüssen zuzuschreiben sein. In Nordamerika ist aber auch ein größerer Achsdruck
                              									bis 18 t zulässig, und der Kesseldruck ist im Durchschnitt nur 11,5 at. Die
                              									indischen Lokomotiven sind leichter (16–16,5 t Achsdruck.) Daraus dürfte der Schluß
                              									zu ziehen sein, daß die indischen Lokomotiven zu große Zylinderdimensionen besitzen.
                              									[The Engineer 1910, II, S. 254.]
                           
                              W.
                              
                           
                        
                           Rotierende Luftpumpe.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 326, S. 13
                              
                           Messrs. Lamplongh & Söhne haben auf der
                              									Olympia-Ausstellung in London eine rotierende Luftpumpe ausgestellt, die
                              									gleichzeitig als Vakuumpumpe verwandt werden kann. An den hohlen Scheiben E (Fig. 1 u. 2) sind auf dem Umfange
                              									mit Zapfen drehbar vier Rotationskolben 1, 2, 3, 4
                              									befestigt, welche Segmentform haben und zwischen dem Ring A und dem Gehäuse B sich bewegen; der Ring
                              										A sitzt exzentrisch im Gehäuse B und wird von der Welle C
                              									angetrieben. Die Scheiben E passen leicht in die
                              									Oeffnungen der Endscheibe F, die auf der Welle C verkeilt und in Kugeln gelagert ist. Die Luft tritt
                              									bei G ein, bewegt sich längs der gekrümmten Gehäusewand
                              										B und wird zwischen zwei Segmentkolben gefangen, wo
                              									der Zwischenraum am größten ist (Fig. 1 unten). Bei der
                              									Weiterbewegung der Kolben wird dieser Zwischenraum verengt, die eingeschlossene Luft
                              									also gepreßt und bei H ausgestoßen. Diese Luftpumpe
                              									liefert Luft von 2 at Pressung; soll sie als Vakuumpumpe arbeiten, so werden die
                              									Rohranschlüsse für Ein- und Austritt vertauscht, das Vakuum beträgt 756 mm.
                              									[Engineering 1910, II, S. 386–387.]
                           
                              Renold.
                              
                           
                        
                           Entwicklung der Parsons-Schiffsturbine.
                           Zurzeit sind Parsons-Turbinen mit etwa 4500000 PS auf
                              									Schiffen ausgeführt oder im Bau, und zwar sind dabei die Ausführungen aller Firmen,
                              									welche Parsons-Turbinen bauen, eingeschlossen. Das
                              									letzte Jahr hat eine Zunahme von 1250000 PS gebracht. Etwa 3700000 PS dienen
                              									hauptsächlich zum Antrieb von Kriegsschiffen, 800000 PS sind auf Handelsschiffen
                              									installiert. Die englische Marine hat sich in den letzten fünf Jahren vor allem
                              									die Einrichtung von Kriegsschiffen mit Parsons-Turbinen
                              									angelegen sein lassen; sie hat in dieser Zeit 143 Schiffe mit Parsons-Turbinen mit einer Gesamtleistung von 2100000
                              									PS ausgerüstet. Auch andere Marineverwaltungen haben die Parsons-Turbine eingeführt, so diejenige der Vereinigten Staaten nach
                              									Parallelversuchen mit Curtis-Turbinen und
                              									Kolbenmaschinen bei Schwesterschiffen. Danach wurden vier große Schlachtschiffe und
                              									15 Torpedobootzerstörer mit Parsons-Turbinen
                              									ausgerüstet. Die französische Marine hat die Parsons-Turbine für acht Kreuzer I. Klasse und für zehn Torpedoboote
                              									angenommen. Auch in der deutschen Marine haben die neuen großen Kreuzer Parsons-Turbinen, ferner vier projektierte Kreuzer und
                              									acht Torpedobootzerstörer. Die Versuche mit dem Panzerkreuzer „Von der Tann“
                              									mit Parsons-Turbinen ergaben eine Geschwindigkeit von
                              									2772 Knoten gegenüber den vorgesehenen 25 Knoten. Der Kreuzer „San Marco“ der
                              									italienischen Marine, welche einen Panzerkreuzer und drei kleine Schiffe mit Parsons-Turbinen ausgerüstet hat, erreichte 22,9 Knoten
                              									gegenüber 21¾ Knoten des Schwesterschiffes mit Kolbenmaschinen. Zwei im Bau
                              									befindliche österreichische Schlachtschiffe und ein fertiger Kreuzer haben Parsons-Turbinen, letzterer erreichte bei den
                              									Versuchsfahrten eine Geschwindigkeit von 27 Knoten. Japan hat vier Schiffe, Spanien
                              									drei Schlachtschiffe, drei Torpedobootzerstörer und zehn Torpedoboote, die mit Parsons-Turbinen ausgerüstet sind. Dänemark, Schweden,
                              									Brasilien, Argentinien und China haben ebenfalls auf ihren neueren Kriegsschiffen
                              										Parsons-Turbinen eingebaut.
                           Gleichgünstige Resultate im Betriebe mit Parsons-Turbinen wurden auf Schiffen der Handelsmarine gemacht. Die
                              									französische Transatlantische Gesellschaft hat ihren
                              									neuen Dampfer „La France“ damit ausgerüstet; das Schiff hat eine
                              									Geschwindigkeit von 23 Knoten. Andere gute Erfahrungen mit Parsons-Turbinen im Dienste der japanischen Handelsmarine haben die
                              									Verwendung dieser Maschinen auch im überseeischen Dienst zwischen England und
                              									Neuseeland veranlaßt.
                           Die Verbindung von Niederdruck-Parsons-Turbinen mit
                              									Hochdruckkolbenmaschinen hat sehr befriedigende Resultate namentlich bezüglich des
                              									Kolbenverbrauchs gegeben. Der mit Parsons-Turbinen
                              									ausgerüstete Kohlendampfer „Vespasian“ hat im Vergleich zu Schiffen mit guten
                              									Kolbenmaschinen eine Dampfersparnis von 15 v. H. erreicht. [Engineering 1910, S.
                              									603.]
                           
                              M.
                              
                           
                        
                           Die Brown-Curtis-Turbine auf dem englischen Kreuzer
                              										„Bristol“.
                           Der englische Kreuzer II. Klasse „Bristol“ ist das erste englische Schiff mit
                              									Turbinenantrieb, bei welchem die Parsonssche Bauart und
                              									Anordnung verlassen ist, die seit 1894 in stetiger Zunahme auf den Kriegsschiffen
                              									zur Ausführung gekommen ist. Wegen des hohen Wirkungsgrades und mangels eigner
                              									Erfahrungen wurde diese Anordnung auch von anderen Staaten angenommen. Nach und nach
                              									wurde versucht, auch andere Turbinensysteme im Schiffsbetriebe in Anwendung zu
                              									bringen, in Amerika dasjenige von Curtis, in Frankreich
                              									das von Rateau und in Deutschland das von Zoelly und der A. E. G.
                              									Mit Rücksicht auf
                              									die hier gemachten Erfahrungen hat die englische Admiralität den Einbau einer Curtis-Turbine auf dem Kreuzer „Bristol“
                              									versucht, nachdem der Bau dieser Turbinen von der Firma John
                                 										Brown & Co. in Clydebank auch in England aufgenommen worden war. Die
                              									Firma erwartete von der Anwendung von Curtis-Turbinen
                              									zum Schiffsantrieb eine höhere Oekonomie bei kleinerer Leistung, ferner durch die
                              									Möglichkeit, mit Dampfüberhitzung zu arbeiten, eine Verringerung des
                              									Dampfverbrauchs, auch eine einfachere Anordnung und eine Steigerung des
                              									Propellerwirkungsgrades durch Vergrößerung der einzelnen Propeller. Die Anwendung
                              									von überhitztem Dampf war bis jetzt im Schiffsbetriebe auf Schwierigkeiten gestoßen;
                              									früher wurden Schiffskessel in der englischen Marine mit Ueberhitzern ausgerüstet;
                              									man hat sie aber nach kurzer Zeit wieder aufgegeben. Beim Bau der „Britannia“
                              									(1904), einem Kriegsschiff von 18000 PS. wurden von den vorhandenen 21 Babcock- und Wilcox-Kesseln 6 mit Ueberhitzern versehen. Bei den Versuchen ergaben diese
                              									Kessel einen 13½ v. H. günstigeren Dampfverbrauch als die Kessel ohne Ueberhitzer.
                              									Die Ueberhitzung betrug 35° bei einem Dampfdruck von 14 Atm. Nach 3½ jährigem
                              									Betrieb zeigten sich die Ueberhitzer noch nicht angegriffen, vielmehr noch für
                              									mehrere Jahre brauchbar. Diese Erfahrungen veranlaßten die englische Marine, auch
                              									bei der „Bristol“ Ueberhitzer einzubauen.
                           Von der Firma Brown & Co. wurden zunächst
                              									verschiedene Versuchsturbinen gebaut, an welchen unter Teilnahme der Marinevertreter
                              									eingehende Versuche vorgenommen wurden, welche die Verwendbarkeit des Curtis-Systems zum Schiffsantrieb zeigen sollten. Die
                              									bei den Versuchen gewonnenen Erfahrungen wurden dann bei der Konstruktion der für
                              									den Kreuzer „Bristol“ bestimmten Turbinen verwertet.
                           Die Versuche bezweckten, vor allem diejenige Stufenzahl und Zahl der Schaufelreihen
                              									festzustellen, welche bei möglichst gedrängter Bauart eine hohe Oekonomie sicherte,
                              									und zwar sowohl für die Vorwärts-, wie für die Rückwärtsturbine. Als Vorbilder von
                              									Gleichdruckschiffsturbinen konnten zwei Turbinenschiffe mit Curtis-Turbinen dienen und zwar der Dampfer „Creole“ der Southern Pacific Company und der Dampfer
                              										„Kaiser“ der Hamburg-Amerika-Linie. Die
                              									Turbinen des ersteren Dampfers leisteten je 8000 PS an der Welle und hatten nur 7
                              									Stufen für Vorwärtsgang und 2 Stufen für Rückwärtsgang.
                           Bei den Versuchen, für welche der Dampf von zwei mit abschaltbaren Ueberhitzern
                              									versehenen Babcock- und Wilcox-Kesseln geliefert wurde, wurde die Leistung mit Hilfe einer
                              									Wasserbremse gemessen, die einen konstanten Widerstand lieferte, aber die Leistung
                              									nicht genügend genau zu messen gestattete; es wurde deshalb zwischen Wasserbremse
                              									und Turbine ein Torsionsindikator von Hopkinson-Thriny
                              									eingeschaltet, dessen Angaben vorher kontrolliert worden waren.
                           Die erste von Brown & Co. für die Versuche erbaute
                              									Turbine lehnte sich noch ganz an die Ausführung der „Creole“ an, nur wurden
                              									statt sieben Stufen elf angeordnet, um die Oekonomie zu verbessern. Die Turbine
                              									besaß 34 Laufschaufelkränze, die auf die elf Scheiben verteilt waren. Der
                              									Propellerschub mußte hierbei von einem besonderen Kammlager in seiner vollen Stärke
                              									aufgenommen werden. Bei der zweiten Versuchsturbine wurden die vier letzten Stufen
                              									der Vorwärtsturbine durch eine Gleichdruckturbine mit 18 Schaufelreihen auf einer
                              									Trommel ersetzt, welche zugleich einen teilweisen Ausgleich des Propellerschubes
                              									gestattete. Die Zahl der Stufen wurde hierbei beträchtlich erhöht, ohne daß die
                              									Gesamtlänge vergrößert wurde, und der Dampfverbrauch dadurch unter 6 kg für die
                              									effektive Pferdestärke und Stunde bei 10° Ueberhitzung gehalten.
                           Bei der dritten Versuchsturbine wurde die Gleichdrucktrommel noch mit einer
                              									Ueberdruckturbine kombiniert. Ein besonderer Unterschied zwischen den beiden
                              									letzteren Bauarten trat nicht hervor, weshalb der reinen Gleichdruckturbine bei der
                              									Ausführung der Turbinen für den Kreuzer „Bristol“ der Vorzug gegeben wurde.
                              									Ein ähnlicher Entwicklungsgang wurde bei der Rückwärtsturbine eingehalten. Die erste
                              									Anordnung hatte zwei Druckstufen mit je vier Geschwindigkeitsstufen; es ergab sich
                              									dabei ein sehr geringer Wirkungsgrad. Die hinzugefügte kurze Trommel mit
                              									Gleichdruckschaufelreihen verbesserte die Oekonomie. Um jedoch die Leistung der
                              									Rückwärtsturbine nach den Bedingungen der Marine auf die Hälfte der Vorwärtsturbinen
                              									zu bringen und mit dem Dampfverbrauch unter 12 kg für die effektive Pferdestärke und
                              									Stunde zu bleiben, wurde die Trommel bei der nächsten Ausführung und bei derjenigen
                              									für den Kreuzer „Bristol“ verlängert.
                           Die Versuche mit der zweiten Versuchsbauart ergaben folgendes: Bei voller Belastung
                              									(2500 PSe) betrug der Dampfverbrauch für 1 PSe und Stunde 5,8 kg bei 10° Ueberhitzung; bei 75 v.
                              									H. Belastung 6 kg; bei halber Belastung und nur ganz geringer Ueberhitzung 6,4 kg
                              									und bei ⅕ Belastung mit ebenfalls geringer Ueberhitzung 8,1 kg. Interessant sind die
                              									Versuche mit verschiedener Ueberhitzung; sie ergaben eine Verbesserung der Oekonomie
                              									um 1 v. H. bei einer Steigerung der Ueberhitzung um etwa 5°, und zwar war die
                              									Verbesserung etwas stärker in der Nähe der Sättigungstemperatur, was in voller
                              									Uebereinstimmung mit der größeren Zunahme der spezifischen Wärme des Wasserdampfes
                              									steht, wie sie von Knoblauch und Jakob gefunden wurden.
                           Die Versuche mit der Rückwärtsturbine der zuletzt gewählten Ausführung ergaben
                              									folgendes: Bei 10° Ueberhitzung und 1403 PSe (volle
                              									Kesselleistung) betrug der Dampfverbrauch 10,4 kg; bei halber Kesselleistung (577
                              										PSe) 12,4 kg. Die bei den Turbinen des Kreuzers
                              										„Bristol“ erhaltenen Resultate waren ebenso günstig; es betrug hier bei
                              									5° Ueberhitzung und halber Kesselleistung (4390 PSe)
                              									der Dampfverbrauch der Turbine und sämtlicher Hilfsmaschinen zu 16 kg; mit dem Dampf
                              									sämtlicher Kessel und bei einer Leistung üon 12450 PSe ergaben die Rückwärtsturbinen einen Dampfverbrauch von 12,7 kg und die
                              									Hauptturbinen 10,8 kg für 1 PSe und Stunde.
                           Der Kreuzer „Bristol“ hat eine Länge von 130 m und eine Breite von 14 m; ein
                              									Deplazement von 4800 t. Zwölf Yarrow-Kessel sind in
                              									drei getrennten Kesselräumen untergebracht und besitzen einfache Ueberhitzer. Die
                              									Gesamtrostfläche beträgt 75 qm, die Gesamtheizfläche 4083 qm und diejenige der
                              									Ueberhitzer 334 qm. Bei voller Leistung werden die Kessel sowohl mit Oel als mit
                              									Kohle geheizt.
                           Die Maschinenanlage des Kreuzers „Bristol“ besteht aus zwei unabhängigen Brown-Curtis-Turbinen in besonderen Maschinenräumen und
                              									mit getrennten Hilfsmaschinen. Sie besitzen sieben Druckstufen. Sechs Räder haben je
                              									drei Geschwindigkeitsstufen, das erste Rad aber vier. Die Niederdruckturbine ist von
                              									einer Trommel mit 23 Gleichdruckschaufelreihen gebildet; im ganzen besitzt also die
                              									Turbine 45 Schaufelreihen gegenüber 40 der zweiten Versuchsturbine. Die Schaufeln
                              									sind aus Bronze und kalt gezogen. Die Rückwärtsturbine besteht aus zwei Rädern mit
                              									je fünf Laufschaufelreihen und aus einer Gleichdrucktrommel mit sieben
                              									Schaufelreihen.
                           In der folgenden Zusammenstellung sind die Resultate bei den Dauerfahrten mit
                              									verschiedenen Geschwindigkeiten enthalten:
                           Die mittlere Geschwindigkeit der vier andern Schiffe derselben Klasse (mit Parsons-Turbinen ausgerüstet) betrug bei einer Leistung von
                              									23800 PSe 26,13 Knoten, bei ¾ Last (18650 PSe) 24,98 Knoten.
                           
                              
                                 Dauer des VersuchsStunden
                                 MittlereGesamtleistungPSe
                                 MittlereGeschwindigkeitin Knoten
                                 
                              
                                  4
                                   1839
                                 12,96
                                 
                              
                                   4
                                   4910
                                 17,66
                                 
                              
                                   4
                                   9417
                                 21,17
                                 
                              
                                   8
                                 19130
                                 25,17
                                 
                              
                                 22
                                 14300
                                 24,06
                                 
                              
                                   8
                                 Vollast 24227
                                 26,84
                                 
                              
                           Bei den Versuchen wurde auch der Dampfverbrauch der Hilfsmaschinen festgestellt und
                              									sein Verhältnis zum Gesamtdampfverbrauch, wenn der Abdampf der Hilfsmaschinen dem
                              									Niederdruckteil der Turbinen zugeführt wurde. Die Hilfsmaschinen brauchen etwa ⅕ des
                              									Dampfes der Hauptmaschinen. Bemerkenswert ist die langsame Zunahme des
                              									Dampfverbrauchs bei abnehmender Belastung. Bei ¼ Belastung beträgt der
                              									Dampfverbrauch nur 7,2 kg für 1 PSe und Stunde; ein
                              									Wert der vor wenigen Jahren noch für ¾ Belastung bei Kolbenmaschinen als sehr
                              									günstig gegolten hätte. Bei ¾ Belastung betrug der Dampfverbrauch 5,8 kg und bei
                              									Vollast 5,5 kg. Der erreichte Dampfverbrauch blieb um etwa 2 v. H. unter dem
                              									garantierten, welcher mit Rücksicht auf die Resultate bei den mit Parsons-Turbinen ausgerüsteten Schwesterschiffen zu 5,6
                              									kg angenommen war. Die gewonnenen Resultate waren ein Beweis für die Genauigkeit der
                              									wissenschaftlichen Methoden und die Zuverlässigkeit der Grundlagen. Die nachstehende
                              									Zusammenstellung ermöglicht den Vergleich mit den Resultaten der mit Parsons-Turbinen ausgerüsteten Schwesterschiffen:
                           
                              
                                 BelastungPSe
                                 Dampfverbrauch für 1 PSe und Stunde
                                 
                              
                                 Brown-Curtis-Turbinen-Schiffkg
                                 Parsons-Turbinen-Schiffkg
                                 
                              
                                 volle Belastung
                                   5,51
                                  5,33
                                 
                              
                                 18000
                                   5,75
                                   5,49
                                 
                              
                                   8800
                                   6,39
                                   6,16
                                 
                              
                                   4400
                                   8,08
                                   6,95
                                 
                              
                                   1600
                                 11,15
                                 11,18
                                 
                              
                           Der Verlauf der Dampfverbrauchskurve ist bei beiden annähernd derselbe; bei den Parsons-Turbinenschiffen ist der Dampfverbrauch etwas
                              									niedriger.
                           Vom taktischen Standpunkt ist die Anzahl der mit 1 t verdampften Wassers
                              									zurückzulegenden Seemeilen von Interesse; da Dampfverbrauch und Kohlenverbrauch in
                              									annähernd konstantem Verhältnis stehen, bestimmt diese Zahl den Aktionsradius des
                              									Schiffes. Sie beträgt bei dem Kreuzer „Bristol“ bei voller Belastung 0,122
                              									Knoten f. d. t Wasser, bei ¾ Last (der gewöhnlichen Seegeschwindigkeit) 0,25 Knoten
                              									und bei 13 Knoten, der Geschwindigkeit beim Kreuzen, 0,5 Knoten.
                           Die günstigen Ergebnisse dieses Kreuzers erscheinen höchst beachtenswert. Da es sich
                              									hier um eine Erstlingsausführung der Brown-Curtis-Turbine handelt, so ist nach weiteren Verbesserungen sicher noch
                              									mit einer Steigerung der Oekonomie zu rechnen. [Engineering 1910, S. 465–467.]
                           
                              M.
                              
                           
                        
                           Druckleitung aus Eisenbeton.
                           Eine größere Druckleitung, welche allerdings nicht für Wasserkraft, sondern für
                              									Abwässerungszwecke bestimmt ist, hat man vor einiger Zeit in Tuena, Spanien,
                              									hergestellt. Die von Ing. Marino Luina in Madrid
                              									ausgeführte Leitung hat eine Gesamtlänge von 714 m und liegt an der tiefsten Stelle
                              									30 m tief unter dem Wasserspiegel der Einlaß- und Auslaufkammer. Wegen dieser
                              									Druckhöhe hat man bei der Ausführung des Baues besondere Rücksicht auf das
                              									Durchsickern von Wasser genommen. Das Rohr, dessen innere Weite 4,09 m beträgt, hat
                              									19,7 cm Wandstärke und ist bis zur Hälfte in ein festes Stampfbetonbett eingelassen,
                              									das aus porösem Beton besteht und mit Entwässerungskanälen versehen ist. Die obere
                              									Hälfte der Leitung ist auf 123 m Länge ebenfalls überdeckt. Die Wandung des Rohres
                              									besteht aus einem Gerippe, das von 124 der Länge nach in je 100 mm Abstand im Kreise
                              									herumgelegten Rundeisen und damit verbundenen zweiteiligen Ringen von ⊤-Querschnitt gebildet wird, und in Stampfbeton mit einem
                              									Mischungsverhältnis von 1 : 1,28 : 2,56 eingebettet ist. Innen ist die Leitung mit
                              									einem 14 mm dicken Verputz aus Zementmörtel versehen. Eine besonders poröse Mischung
                              									für das Betonbett der Leitung hat man aus 1 Teil Zement, 4¼ Teilen Sand und 8 ½
                              									Teilen Schotter mit 7 cm größter Korngröße erhalten. Die Anlage hat sich gut bewährt
                              									und der Sickerverlust, der mit zunehmendem Alter infolge der Verstopfung der Poren
                              									durch Schlammteilchen nur abnehmen dürfte, hat im Anfang nur 0,3 l i. d. Sekunde
                              									betragen. [Beton und Eisen, S. 293–294.]
                           
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                           Vereinigtes Dampf- und Wasserkraft-Elektrizitätswerk in
                              									Moline, Illinois.
                           Das Werk, welches drei in einem Umkreis von höchstens 6,4 km erreichbare Städte, und
                              									zwar Moline und Hock Island im Staate Illinois und Davenport im Staate Jowa,
                              									insgesamt eine Einwohnerzahl von 75000 zu versorgen hat und somit unter ebenso
                              									günstigen Betriebsverhältnissen wie ein großstädtisches Kraftwerk arbeitet, nutzt
                              									ein nur 2,74 m betragendes, lediglich durch einen mehrere vorgelagerte Inseln
                              									verbindenden niedrigen Staudamm geschaffenes Gefälle in insgesamt 20 senkrecht
                              									eingebauten Turbinen von je 100 PS Leistung und 66 Umdrehungen i. d. Min. aus, von
                              									welchen zwei Gruppen von je sieben und eine Gruppe von sechs Turbinen auf eine
                              									gemeinsame wagerechte Welle mittels Kegelradübersetzung treiben. Mit diesen drei
                              									Wellen sind die Wellen von drei 600 KW-Stromerzeugern gekuppelt, von denen zwei
                              									Wechselstrom liefern und einer für Gleichstrom bestimmt ist. Aus der Anordnung der
                              									Turbinen in einer Reihe nebeneinander ergibt sich eine unverhältnismäßig große
                              									Maschinenhauslänge, welche für die vorliegende Anlage kennzeichnend ist. Parallel
                              									mit dieser Anlage arbeitet ein nur etwa 60 m davon entferntes Dampfkraftwerk
                              									welches, abgesehen von drei Verbund-Dampfdynamos mit 1000, 1100 und 1500 KW
                              									Leistung, zwei Westinghouse-Parsons-Turbodynamos von
                              									3000 und 1500 KW Leistung bei 1200 Umdrehungen i. d. Min. enthält. Da aber die
                              									Normalbelastung des Werkes schon jetzt etwa 10000 KW beträgt, wovon 3000 KW auf
                              									angeschlossene ortsfeste Motoren, 4000 KW auf Straßenbahnbetrieb und 3000 KW auf
                              									Lichtanlagen entfallen, so stellt die Gesellschaft, um ihre Kraftreserve zu decken,
                              									gegenwärtig noch eine Westinghouse-Parsons-Turbodynamo
                              									auf, welche 7500 KW leisten soll. [Electrical World 1910, II, S. 557–558.]
                           
                              
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