| Titel: | Explosionsmotoren mit Einführung verdampfender Flüssigkeiten. | 
| Autor: | K. Schreber | 
| Fundstelle: | Band 326, Jahrgang 1911, S. 26 | 
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                        Explosionsmotoren mit Einführung verdampfender
                           								Flüssigkeiten.
                        Von Dr. K. Schreber.
                        (Schluß von S. 12 d. Bd.)
                        Explosionsmotoren mit Einführung verdampfender
                           								Flüssigkeiten.
                        
                     
                        
                           Die wichtigsten Resultate, die das Mittel aus mehreren gut miteinander
                              									übereinstimmenden Versuchen sind, enthält die nachfolgende Zusammenstellung, in
                              									welcher unter
                           B die Belastung in gebremsten Pferdestärken.
                           pe der mittlere effektive Druck,
                              									wie er sich aus B, dem Hubvolumen und der Umdrehungszahl berechnet,
                           W der Wärmeverbrauch in W. E. für eine gebremste
                              									Pferdestärkenstunde,
                           ta die Temperatur der Auspuffgase,
                              									gemessen unmittelbar neben der Maschine, aufgeführt ist.
                           
                              
                                 B
                                 pe
                                 W
                                 ta
                                 
                              
                                   9,44
                                 5,4
                                 2040
                                 339
                                 
                              
                                   9,82
                                 5,7
                                 2032
                                 356
                                 
                              
                                 10,42
                                 6,0
                                 2026
                                 367
                                 
                              
                           13. Wie ich schon bei der Veröffentlichung meiner Theorie mitgeteilt hatte, ist der
                              									Gedanke, Wasser in den Arbeitszylinder einzuspritzen, nicht neu, sondern sogar schon
                              									recht alt, so alt wie die Gasmotoren selbst. Den richtigen Wert des eingespritzten
                              									Wassers hat aber erst Banki erkannt. Es ist deshalb von
                              									besonderem Interesse, Bankis Versuchsergebnisse mit dem
                              									hier vorliegenden zu vergleichen.
                           Banki hat, wie ich damals schon ausführlich
                              									auseinandergesetzt habe, zwar den richtigen Gedanken gehabt, ihn aber nicht
                              									vollständig durchgearbeitet. So ist ihm die Forderung der Theorie entgangen, mit
                              									möglichst wenig Wasser das erstrebte Ziel zu erreichen. Deshalb muß man in erster
                              									Linie die Wassermengen miteinander vergleichen.
                           Die Banki-Maschinen sind mit Benzin betrieben worden,
                              									während ich bei meinen Versuchen Leuchtgas benutzt habe; beide Arten von
                              									Brennstoff-Luftgemischen haben aber bei gleichem Wärmegehalt ungefähr dieselbe
                              									Zündfahigkeit, so daß in dieser Beziehung die Versuche vergleichbar sind. Auch der
                              									Verdichtungsraum hat ungefähr dasselbe Verhältnis zum Hubvolumen. Der Unterschied
                              									der Wassermengen gibt also ein unmittelbares Maß für den Fortschritt der
                              									Theorie.
                           Da die Banki-Maschine, von der Versuchsresultate
                              									veröffentlicht worden sind,D. p. J. 1901, Bd.
                                    											316, S. 570. stärker war als meine Versuchsmaschine, so muß man
                              									die Wassermenge auf die Belastung beziehen. Bei den Versuchen, welche Eugen Meyer unternommen hat, war der Wasserverbrauch
                              									bei der Normalbelastung 1,04 l für die gebremste Pferdestärkenstunde, bei denen von
                              										JonasD. p. J.
                                    											1901, Bd. 316, S. 570. 0,80 l. Da nach der Theorie die Maschine
                              									um so günstiger arbeitet, je weniger Wasser sie verbraucht, was auch diese beiden
                              									Versuchsreihen beweisen, indem Jonas einen bedeutend
                              									geringeren Benzinverbrauch konstatiert hat, so soll dem Vergleich die letztere Zahl
                              									zugrunde gelegt werden.
                           Trotzdem ich, wie schon auseinandergesetzt, mit weniger Wasser als in der
                              									Zusammenstellung angegeben, hätte auskommen können, soll doch mit diesem Verbrauch
                              									gerechnet werden, der also 0,095 l/PSe . st. beträgt. Es sind somit bei den Versuchen
                              									von Jonas mindestens 0,70 l/PSe . st. eingespritzt worden, welche
                              									erst nach der Explosion verdampft sind und somit schädlich gewirkt haben. Man
                              									erinnere sich hierbei der oben mitgeteilten Aenderung des Verdichtungsenddruckes mit
                              									besser werdender Zerstäubungsvorrichtung.
                           Der Dampf, der mit den Abgasen abgeht, hat einen Wärmegehalt von rund 700 WE/kg. Es gehen
                              									also bei der Banki-Maschine rund 500 WE/PSe . st. mehr
                              									mit den Abgasen weg, als bei meiner Maschine. Bei der Normalleistung von 20 PS, bei
                              									der auch die angegebene Wassermenge gebraucht wurde, hat die Banki-Maschine einen Wärmeverbrauch von 2390 WE/PSe . st. gezeigt; meine Maschine müßte
                              									also caet. par. mit rund 1900 WE/PSe . st. auskommen. Daß ich diesen Wärmeverbrauch
                              									nicht erreicht habe, liegt wesentlich daran, daß meine Maschine nur 10pferdig, die
                              									untersuchte Banki-Maschine dagegen 20pferdig ist, und
                              									größere Maschinen stets eine günstigere Wärmeausnutzung zeigen, als kleinere.
                           14. Trotz des bei ihrem Auftreten durch sie erreichten, recht bedeutenden
                              									Fortschrittes in der Wärmeausnutzung haben sich die Banki-Maschinen doch nicht auf dem Markt halten können. Weil die größte Menge
                              									des eingespritzten Wassers, – nach der eben durchgeführten Rechnung ungefähr ⅞, –
                              									erst während des Arbeitshubes von den Wandungen verdampft, setzt sie hier
                              									Kesselstein ab und gibt zu Rostbildungen Anlaß, so daß Zylinder und Kolben sehr bald
                              									zerstört werden.
                           Bei der geringen Menge Wasser, welche genügt, um in meiner Maschine stoßfreien Gang
                              									zu erzielen, sind derartige Uebelstände, wie man sich ohne weiteres sagen kann, gar
                              									nicht möglich. Die 1 20 mg, welche bei jedem Verdichtungshub in den Raum
                              									eingespritzt werden, werden durch die Zerstäubungsvorrichtung in eine Anzahl
                              									feinster Nebeltröpfchen verteilt, die, ehe sie die Wand erreichen können, schon
                              									verdampft sind, weil die Atmosphäre, durch die sie sich bewegen, heißer ist als ihr
                              									Siedepunkt. Aus jedem dieser feinsten Tröpfchen kann nun ein Staubteilchen
                              									Kesselstein entstehen, daß dann natürlich feiner ist als das feinste Sonnenstäubchen
                              									und ohne irgend welchen Schaden mit den Abgasen abzieht.
                           Von Rostbildung kann gar keine Rede sein, da die feinen Nebeltröpfchen die Wandung
                              									gar nicht erreichen.
                           Während der ganzen Versuchsdauer hat die Maschine auch nicht den geringsten Anlaß zu
                              									einem Verdacht nach dieser Richtung gegeben.
                           Eine Vorstellung von der Geringfügigkeit der eingespritzten Wassermenge kann man sich
                              									bilden, wenn man sie mit dem Feuchtigkeitsgehalt der atmosphärischen Luft
                              									vergleicht. Die bei jedem Verdichtungshub eingespritzte Menge von 120 mg wird in dem
                              									angesaugten Volumen verteilt. Da die vom vorhergehenden Hub im Verdichtungsraum
                              									gebliebenen Abgasreste schon die Feuchtigkeit enthalten, so darf dieser Rechnung nur
                              									das Hubvolumen zugrunde gelegt werden. Nehmen wir wieder an, dieses sei zu 0,8 bei
                              									Beginn des Verdichtungshubes gefüllt, so werden die 120 mg in 4,6 l gespritzt, d.h.
                              									1 cbm enthält 25 g; das ist die Wassermenge, mit der Luft von 26° gesättigt ist. An
                              									heißen schwülen Sommertagen ist also in der Luft mehr Wasser enthalten, als in meine
                              									Maschine eingespritzt werden muß.
                           Hieran muß man auch denken, wenn man die Zündgeschwindigkeit in meiner Maschine
                              									diskulieren will.
                           15. Der mittlere effektive Druck in meiner Maschine bei einer Belastung mit 10,4 PS
                              									beträgt 6,0 kg/qcm, ist also, obgleich diese Belastung noch nicht die schwerste ist, welche
                              									meine Maschine leisten kann (vergl. Nr. 10), doch bedeutend stärker als derselbe
                              									Druck bei den Diesel-Maschinen, bei denen er nach den
                              									letzten mir bekannt gewordenen Veröffentlichungen zwischen 5,4 u. 5,7 kg/qcm schwankt.
                              									Bis jetzt war die Diesel-Maschine in bezug auf die
                              									Ausnutzung des Hubvolumens die bei weitem beste aller Wärmekraftmaschinen; sie ist
                              									nun von dieser Stelle durch meine Maschine endgültig verdrängt.
                           Das Gestänge meiner Maschine wird aber trotzdem nicht mehr beansprucht als das einer
                              										Diesel-Maschine. Hierfür ist ja maßgebend der
                              									Druck, welcher im Indikatordiagramm zum Ausdruck kommt. Vergleichen wir zwei
                              									Maschinen dieser Arten, bei denen der nach den offiziellen Regeln für
                              									Leistungsversuche an Gasmaschinen gemessene mechanische Wirkungsgrad derselbe ist,
                              									so muß der mittlere Druck des Indikatordiagramms der Diesel-Maschine, trotzdem der effektive Druck schwächer ist, mindestens
                              									gleich wenn nicht stärker sein als der Indikatordruck meiner Maschine, weil bei der
                              										Diesel-Maschine noch die große Arbeit der Luftpumpe
                              									im Indikatordiagramm enthalten ist, während bei meiner Maschine, wie schon oben
                              									bemerkt, diese Arbeit verschwindend klein ist.
                           Gleich gute Bauausführung bei beiden Maschinen vorausgesetzt, muß, selbst wenn man
                              									den offiziellen Regeln entsprechend die Luftpumpenarbeit bei beiden abzieht,
                              									der mechanische Wirkungsgrad meiner Maschine besser sein, als der der Diesel-Maschine, weil in meiner Maschine die
                              									Verdichtungsarbeit bedeutend kleiner ist, als in dieser. Dieser Wirkungsgrad ist ja
                              									ein Maß für die Verluste an Arbeit, welche durch die Reibung der verschiedenen
                              									aneinander vorbeigleitenden Flächen entstehen. Diese Reibung ist vom Druck abhängig,
                              									wird also auf dem Ausdehnungshub größer sein als auf dem Verdichtungshub. Wir dürfen
                              									deshalb einen mechanischen Wirkungsgrad ηv des Verdichtungshubes und einen solchen ηa des Ausdehnungshubes
                              									unterscheiden. Beträgt nun die positive Arbeit des Ausdehnungshubes Aa die negative des
                              									Verdichtungshubes Av,
                              									so ist, wie ich an anderer StelleZeitschr. f. d.
                                    											ges. Turbinenwesen, 1905, S. 52. entwickelt habe, der entgültige
                              									mechanische Wirkungsgrad ηm gegeben durch:
                           
                              \eta_m=\eta_a-\frac{A_v}{A_a-A_v}\,\left(\frac{1}{\eta_v}-\eta_a\right)
                              
                           oder anders geschrieben
                           
                              \eta_m=\eta_a\,\left(1-\frac{\frac{1}{\eta_a\,.\,\eta_v}-1}{\frac{A_a}{A_v}-1}\right)
                              
                           Difinitionsgemäß sind:
                           ηa
                              									< 1; ηv < 1; Aa > Av;
                           folglich ist ηa der Maximalwert, den ηm erreichen kann. Er wird diesem Wert
                              									umso näher kommen, je weniger ηa und ηv sich von 1 unterscheiden, d.h. je besser die
                              									Maschine ausgeführt ist, ein Resultat, welches schon lange bekannt und beachtet ist.
                              									Er wird aber auch seinem Maximalwert umso näher kommen, je größer das Verhältnis Aa/Av ist, d.h. je
                              									kleiner bei gleicher positiver Arbeit des Ausdehnungshubes die negative Arbeit des
                              									Verdichtungshubes ist. Daraus folgt, daß eine im Gleichdruckverfahren arbeitende
                              									Maschine, wie die Diesel-Maschine und ihre
                              									Nachahmungen, niemals einen gleich guten mechanischen Wirkungsgrad haben kann, wie
                              									die gewöhnlichen Explosionsmaschinen und meine Maschine.
                           Bei den mitgeteilten Versuchen betrug der mechanische Wirkungsgrad meiner Maschine im
                              									Durchschnitt 0,85, während nach den letzten Veröffentlichungen der der Diesel-Maschine im Mittel 0,80 ist, also kleiner als
                              									bei mir, trotzdem hier die Luftpumpenarbeit abgezogen ist und bei mir nicht; genau
                              									entsprechend der eben durchgeführten Diskussion.
                           Die Forderung der Theorie der Diesel-Maschine, den
                              									stärksten Druck, und noch mehr die ursprüngliche Forderung Diesels selbst, die heißeste Temperatur vor der Einleitung des Verbrennens
                              									zu erzielen, sind zwar thermodynamisch gut begründet, stehen aber im Widerspruch mit
                              									den Forderungen der Mechanik. Die Forderung Diesels
                              									selbst ist aus diesem Grunde überhaupt nicht durchführbar gewesen.
                           War nun nachgewiesen, daß, gleichen mechanischen Wirkungsgrad vorausgesetzt, das
                              									Gestänge der Diesel-Maschine trotz geringerer
                              									Ausnutzung des Hubvolumens mindestens ebenso angestregt wird, wie in meiner
                              									Maschine, so verschiebt sich dieser Unterschied, gleich gute Ausführung des Baues
                              									vorausgesetzt, noch mehr zu meinen Gunsten.
                           16. Auch noch in anderer Beziehung widerspricht die thermodynamische Forderung der
                              										Diesel-Maschine, den stärksten Druck durch
                              									Verdichtung zu erzielen, den Forderungen der Praxis, während die gewöhnlichen
                              									Explosionsmaschinen und noch mehr meine Maschine gerade hier besondere Vorteile
                              									bieten. Durch das Einspritzen des Wassers kurz nach Beginn des Verdichtungshubes
                              									wird während dieses ganzen Hubes die Temperatur so kühl gehalten, daß fast bis kurz
                              									vor seinem Ende noch Wärme aus den Wandungen in den Zylinderinhalt übertritt, also
                              									wieder in verwandlungsfähige umgeformt wird. Dagegen treten in der Diesel-Maschine namentlich gegen Ende des Hubes ganz
                              									bedeutende Wärmemengen in die Wandungen, werden also der Verwandlung in Arbeit
                              									entzogen. Wie groß diese Wärmemenge ist, erkennt man leicht in dem
                              									Temperatur-Entropiediagramm, wie es KraußKrauß. Zeitschr.
                                    											österr. Ing.- und Arch.-Ver. 1898, 10. und nach ihm GüldnerGüldner. Verbrennungsmotoren, 2. Aufl., S.
                                    											178. veröffentlicht haben.
                           17. Will man den Wärmeverbrauch meiner Maschine mit dem anderer Maschinen
                              									vergleichen, so darf man nicht vergessen, daß meine Versuche an einer ganz besonders
                              									kleinen Maschine ausgeführt worden sind, daß der Wärmeverbrauch gerade bei diesen
                              									kleinen Maschinen sich ganz besonders schnell mit der Größe ändert und daß sämtliche
                              									in den letzten Jahren veröffentlichte Wärmeverbrauchszahlen an bedeutend größeren
                              									Maschinen gewonnen worden sind.
                           Obgleich die Maschine von der Firma, der sie gehört, als 8 PS-Diesel-Maschine bezeichnet wird, will ich sie dennoch, weil mein Verfahren
                              									eine bessere Ausnutzung des Volumens bedingt als das der Diesel-Maschine, als 10pferdig betrachten und mit anderen Maschinen dieser
                              									Größe vergleichen.
                           Für Leuchtgasmaschinen dieser Größe gibt Güldner in
                              									seinem Lehrbuch an, man solle die Abmessungen der Zuführungsorgane für einen
                              									Wärmeverbrauch von 2850 WE/PSe . st. berechnen. Da es sich hier um ein Lehrbuch
                              									handelt, nach welchem die Ingenieure bauen sollen, so hat Güldner keine Berechtigung die Abmessungen größer anzugeben als sie nötig
                              									sind. Wenn man nun trotzdem noch annimmt, daß besonders gut gebaute Gasmaschinen
                              									dieser Größe mit etwas weniger auskommen, weniger als 2600 WE/PSe . st.
                              									beträgt der Wärmeverbrauch einer Leuchtgasmaschine von 10 PS niemals. Dann ist aber
                              									meine Maschine schon jetzt, wo sie noch lange nicht in allen Einzelheiten sauber
                              									ausgeführt ist, allen Leuchtgasmaschinen um 25 v. H. überlegen.
                           Die Kraftmaschinenart, welche bisher die beste Wärmeausnutzung gegeben hat, ist
                              									unstreitig die Diesel-Maschine. Nach den Garantiezahlen
                              									der Augsburger Maschinenfabrik, der Erschafferin und
                              									bedeutendsten Erbauerin dieser Maschinen, gebraucht eine 10 PS-Diesel-Maschine 2300 WE/PSe . st. bei 10 v. H. Spielraum, d.h.
                              									die Garantie gilt auch noch als erfüllt, wenn die Maschine 2530 WE/PSe . st.
                              									gebraucht. Kaufmännische Erwägungen lassen die Garantiezahlen so klein als möglich
                              									ansetzen; diesem Satz entspricht der Vergleich der Garantiezahlen größerer Maschinen
                              									mit den in den letzten Jahren veröffentlichten Versuchen, deren Ergebnis gleich oder
                              									nur wenig kleiner ist als die Garantiezahl. Aber selbst wenn man für Diesel-Maschinen noch einen etwas kleineren
                              									Wärmeverbrauch zugibt als was garantiert wird, mit der Wärmemenge, mit welcher meine
                              									Maschine die von ihr verlangte Arbeit leistet, reicht eine Diesel-Maschine doch nicht aus. Meine Maschine ist schon jetzt nach den
                              									Versuchen an diesem nicht einheitlich entworfenen, sondern nur roh
                              									zusammengestellten Exemplar die beste aller jetzigen Wärmekraftmaschinen.
                           18. Ich habe das Verfahren an einer Leuchtgasmaschine durchgeführt, weil dieses die
                              									bequemste Versuchsanordnung ermöglicht und es mir andererseits namentlich darauf
                              									ankam, nachzuweisen, daß man selbst mit ganz geringen Wassermengen, wenn man sie
                              									richtig und rechtzeitig einspritzt, imstande ist, sehr leicht entzündliche
                              									Gemische bis auf beliebige Drucke zu verdichten. Das Verfahren ist
                              									selbstverständlich für alle gasförmigen und leicht verdampfenden flüssigen
                              									Brennstoffe in genau derselben Weise anwendbar. Die Praxis wird zu entscheiden
                              									haben, welches der vorteilhafteste Enddruck der Verdichtung sein wird.
                           Aus meinen Versuchen kann man schon jetzt schließen, daß für Leuchtgas 18 at
                              									Verdichtung wahrscheinlich etwas zu stark sein wird. Schon in den gewöhnlichen
                              									Leuchtgasmaschinen ist bei schwerster Belastung das Verhältnis des Explosions- zum
                              									Kompressionsdruck drei und mehr als drei. Dieses Druckverhältnis ist aber direkt dem
                              									Verhältnis der entsprechenden beiden absoluten Temperaturen proportional und da nur
                              									die Differenz dieser beiden Temperaturen durch den Wärmegehalt der Mischung bedingt
                              									ist, so ist das Verhältnis der Temperaturen und damit auch der Drucke um so größer,
                              									je kälter die Temperatur am Ende der Verdichtung ist. Daraus folgt, daß nach meinem
                              									Verfahren das Druckverhältnis noch größer ist als bei den gewöhnlichen
                              									Leuchtgasmaschinen Würde man stets bis 18 at verdichten, so würden also leicht
                              									Explosionsdrucke von 60 at und mehr entstehen. Ob das vorteilhaft ist, muß noch die
                              									Erfahrung lehren. Zunächst wird es wohl ausreichen, wenn man die Verdichtung in
                              									Leuchtgasmaschinen bis auf 16 at treibt.
                           Bei Sauggasanlagen und ähnlichen Gasen, bei denen der Wärmegehalt der Mischung und
                              									dem entsprechend auch die Temperaturdifferenz längs der Explosionslinie bedeutend
                              									kleiner ist, wird man gut tun, die Verdichtung bis zu stärkeren Drucken zu treiben,
                              									vielleicht bis 20 oder 22 at, damit man ebenfalls Explosionsdrucke von 50–55 at
                              									erzielt. Dann wird man das billige Sauggas mit einem besseren Wirkungsgrad ausnutzen
                              									können als in den jetzigen Diesel-Maschinen die teueren
                              									Rohöle ausgenutzt werden, und Deutschland wird in seinem Kraftbedarf unabhängig vom
                              									Ausland bleiben.
                           19. Daß mein Verfahren keine besonderen Schwierigkeiten in der Konstruktion bedingt,
                              									beweist schon die Benutzung einer alten, zu anderen Zwecken gebauten Maschine.
                           Seit die Diesel-Maschine einmal den Nutzen der starken
                              									Verdichtung, richtiger gesagt, der starken Drucke in die Augen fallend gezeigt hat,
                              									hat man die verschiedensten Starkdruckmaschinen gebaut, welche mit 50 bis 60 at
                              									Druck arbeiten, so daß also in dieser Beziehung keine neuen Anforderungen an Bau und
                              									Baustoff gestellt werden.
                           Auch das Unterbringen der verschiedenen Organe macht, da es sich ja nur um
                              									altbekannte Organe handelt, keine Schwierigkeiten.
                           Fabriken, welche Starkdruckmaschinen irgend welchen Systems bauen, können Maschinen
                              									meiner Bauart fast vollständig mit den vorhandenen Modellen ausführen.
                           20. Durch meine Versuche habe ich den Beweis erbracht,
                           daß man durch rechtzeitiges Einspritzen ganz geringer Mengen Wasser
                              									oder anderer verdampfender Flüssigkeiten imstande ist, jedes beliebige Gemisch bis
                              									zu ganz beliebigen Drucken zu verdichten;
                           daß, wie die Thermodynamik verlangt, dadurch ein ganz bedeutender
                              									Fortschritt in der Wärmeausnutzung erzielt wird;
                           daß die nach diesem Verfahren gebauten Maschinen entsprechend der
                              									guten Wärmeausnutzung eine ganz besonders gute Ausnutzung des Hubvolumens
                              									ermöglichen und
                           daß die nach diesem Verfahren arbeitenden Maschinen, weil sie eine
                              									verhältnismäßig geringe Verdichtungsarbeit haben, einen ganz hervorragenden
                              									mechanischen Wirkungsgrad besitzen.