| Titel: | Polytechnische Rundschau. | 
| Autor: | H. | 
| Fundstelle: | Band 326, Jahrgang 1911, S. 29 | 
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                        Polytechnische Rundschau.
                        Polytechnische Rundschau.
                        
                     
                        
                           Neue Hitzdrahtinstrumente.
                           Die Hitzdrahtinstrumente, die in vielen Fällen unentbehrlich sind, waren seit jeher
                              									mit dem Uebelstande behaftet, daß bei schnellen Temperaturänderungen ihr Nullpunkt
                              									sich änderte, „wanderte“. Diese Aenderungen sind so groß, daß beispielsweise
                              									beim Oeffnen der Türen einer Zentrale der starke, kalte Luftzug nach einigen Minuten
                              									die stromlosen Hitzdrahtinstrumente zum Ausschlagen um einige Grad unter die
                              									Nullstellung bringt. Bei eingeschalteten Instrumenten treten die Fehler weniger auf.
                              									Immerhin sind bei plötzlichen Sonnenbestrahlungen eines Instrumentes Abweichungen
                              									von 1–2 v. H. gegenüber im Schatten liegenden Instrumenten bemerkt worden. Es ist
                              									zwar zur Abhilfe eine Kompensationsplatte vorhanden; diese folgt jedoch einer
                              									Temperaturschwankung erst in etwa ½ Stunde, so daß dann erst ein Ausgleich
                              									stattfindet.
                           Um diese Schwankungen verständlich zu machen, sei darauf hingewiesen, daß die gesamte
                              									zum Erzielen des Endausschlages nötige Drahtverlängerung bei den älteren
                              									Instrumenten nur etwa 0,1 mm beträgt. Ferner sind die Ausschläge für die
                              									Anfangswerte so gering, daß man mit Hilfe einer exzentrischen Rolle für sie eine
                              									Uebersetzung eingeschaltet hat, die naturgemäß auch auf die ungewollten
                              									Verlängerungen bei Temperaturschwankungen anspricht.
                           Da die eingebauten festen Kompensationsplatten mit der Zeit einen Ausgleich bewirken
                              									und andererseits die schneller arbeitende Drahtkompensation andere Uebelstande im
                              									Gefolge hat, so schien es, als ob man sich mit diesen Uebelständen der
                              									Hitzdrahtinstrumente abfinden müßte. Nun gelang vor zwei Jahren nach eingehenden
                              									Untersuchungen die Feststellung, daß die Temperatur des Hitzdrahtes für den
                              									Endausschlag kaum 100° C beträgt. Da man bisher annahm, daß diese Temperatur 500 bis
                              									600° C wäre, so erschien das Ansprechen auf Temperaturänderungen sofort unter einem
                              									völlig veränderten Gesichtswinkel. Es lag nahe, zur Abhilfe mit der Drahtwärme auf
                              									300–400° hinaufzugehen. Dann wäre es aber wiederum nicht möglich, den Forderungen
                              									der Praxis nachzukommen, gemäß denen ein Instrument ohne Schaden mindestens eine
                              									zweifache, für einen Augenblick sogar noch eine etwas stärkere Ueberlastung
                              									aushalten solle. Ferner ist folgendes zu beachten: Unter den in Frage kommenden
                              									Materialien für den Hitzdraht besitzt als einziges einen hohen
                              									Ausdehnungskoeffizienten das bereits von Cardew
                              									gefundene Platinsilber. Dieses muß mindestens eine Drahtstärke von 0,05 mm besitzen,
                              									damit es beim Rotglühen nicht zerreißt. Um einen solchen Draht auf 300–400° zu
                              									erwärmen, ist jedoch eine Stromstärke von 0,3 Amp. erforderlich, die zuzüglich der
                              									Verluste von etwa 40 Watt den Meßtransformatoren nicht zugemutet werden darf.
                           Neuere Untersuchungen ergaben nun, daß Platiniridium trotz seines nur halb so großen
                              									Ausdehnungskoeffizienten sich viel besser für Hitzdrähte eignet. Seine Festigkeit
                              									gestattet ein Herabgehen auf 0,03 mm  und ferner verträgt es eine doppelt so
                              									hohe Stromwärme wie Platinsilber. Die Verwendung des Platiniridiumdrahtes ergab nun
                              									sofort eine größere Unempfindlichkeit gegen Temperaturschwankungen.
                           Da die abweichenden Ausdehnungsverhältnisse eine Aenderung der Uebersetzung sowie
                              									eine Aenderung der aus verschiedenen Metallen zusammengesetzten Kompensationsplatte
                              									notwendig machte, so nahm die Firma Hartmann & Braun bei der Einführung der neuen Drähte eine
                              									vollständige Umkonstruktion ihrer Hitzdrahtinstrumente vor und es wurde hierbei
                              									das Gewicht des beweglichen Systems bis auf 0,6 g herabgesetzt.
                           Der Aufbau des Instrumentes ist jetzt derart, daß der Hitzdraht zwischen festen
                              									Stromzuführungen eingespannt ist. In seiner Mitte greift ein nicht stromführender
                              									Draht, der sogen. Brückendraht, an, dessen anderes Ende wiederum eingespannt ist.
                              									Von der Mitte dieses Brückendrahtes führt erst ein Kokonfaden zu einer auf der
                              									Zeigerachse sitzenden größeren Rolle und von einer daneben angebrachten kleineren
                              									Rolle ein zweiter Kokonfaden zu einer Spannfeder. Die Uebersetzungsverhältnisse sind
                              									derartig, daß bei der höchsten Strombelastung der Platiniridiumdraht sich um 0,2 mm
                              									ausdehnt, seine seitliche Durchbiegung hierbei 2 mm und die des Brückendrahtes 6 mm
                              									beträgt. Der Kokonfaden wickelt sich dann 6 mm lang auf die Rolle auf und diesem
                              									Betrage entspricht eine Zeigerbewegung von etwa 90° über die Skala. Zur Dämpfung der
                              									Zeigerbewegungen ist auf dessen Achse eine Aluminiumscheibe befestigt, die sich
                              									zwischen den Polen eines permanenten Hufeisenmagneten verschiebt.
                           Die Kompensationsplatte besteht aus einem großen und dicken Eisenblech und einem
                              									kleinen Stück Nickelstahl. (Hartmann-Kempf.)
                              									[Elektrotechnische Zeitschrift, 1910, S. 269–271.]
                           
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                           Rollenlager in elektrischen Bahnmotoren.
                           Eine möglichst vollkommene Lagerung der Motorwelle ist für das gesamte Getriebe der
                              									elektrischen Fahrzeuge deshalb von besonderer Wichtigkeit, weil häufige und
                              									kostspielige Ausbesserungen der elektrischen Einrichtung, teurer Zahnradersatz,
                              									längere Außerdienststellung der Fahrzeuge selbst und ein höherer Reservebestand die
                              									notwendige Folge starker Lagerabnutzung sind. Eine Verringerung der letzteren
                              									versuchte der Verfasser mittels einer Rollenlageranordnung bei den Motoren des Benrather Netzes der Bergischen
                                 										Kleinbahn zu erzielen. Die Lager bestehen aus Lagerschilden mit Flanschen
                              									und glasharten, geschliffenen, stählernen Arbeitsflächen. In diesen laufen in
                              									Käfigen gelagerte, kräftige, harte Walzen, die sich auf glasharten auf die
                              									Ankerwelle aufgepreßten Büchsen abrollen. Zur Sicherung gegen achsiale
                              									Verschiebungen ist auf der Kommutatorseite ein mittels einer Mutter nachstellbares
                              									Doppeldruck-Kugellager angeordnet. Schmiergefäße sind nicht vorgesehen, sondern es
                              									sind nur in das Innere des Lagers führende und mittels Schraube verschlossene
                              									Einfüllöffnungen vorhanden, durch die etwas Spezialfett in größeren Zeitabschnitten
                              									eingepreßt wird.
                           Die Versuche, welche unter Mitwirkung der Firma G. u. W.
                                 										Jäger G. m. b. H., Elberfeld, an 40 Motoren ausgeführt wurden, haben
                              									durchaus befriedigt, denn eine I Abnutzung der Rollenlager war nach etwa 35000
                              									Wagenkilometern, das sind etwa 70 Millionen Umdrehungen der Ankerwelle, noch kaum
                              									wahrnehmbar. Die Lebensdauer der Zahnräder wird wesentlich gesteigert,
                              									voraussichtlich auf das drei- bis vierfache Hierbei ist die Abnutzung der Zähne eine
                              									vollkommen gleichmäßige und die Vorzüge einer versuchsweise verwendeten
                              									Zykloidenverzahnung kommen bei dem genauen Einhalten der Zentrale voll zur Geltung,
                              									Auch ist eine vollkommene Abdichtung der Motorteilfuge sowie eine Verminderung der
                              									Kohlenstaubbildung im Motor festgestellt worden.
                           Stromverbrauchsmessungen ergaben in bergigem Gelände bei einem Zuggewicht von etwa 22
                              									t einen Kraftverbrauch von 38,1 Wattstunden für das Tonnenkilometer. (Hebert.) [Zeitschrift f. Kleinbahnen, 1910, S. 208–210.]
                           
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                           Elektrische Personenzuglokomotive.
                           Für den Zugdienst auf ihrer New Yorker Endstrecke hat die Pensylvaniabahn 24 Gleichstromlokomotiven in Auftrag gegeben, die je 150 t
                              									Dienstgewicht besitzen sollen. Jede der beiden durch Kurzkupplung mit einander
                              									verbundenen Hälften der Lokomotiven erhält zwei Triebachsen, auf die je 23,75 t
                              									Achsdruck entfallen. Jede Hälfte ruht ferner auf einem zweiachsigen Drehgestell,
                              									welches 27,5 t aufnimmt. Der Antrieb der Lokomotiven erfolgt durch zwei je etwa 19 t
                              									schwere Motoren, die über der äußeren Triebachse gelagert sind und durch
                              									Kuppelstangen mit Hilfe einer in Laufachshöhe seitlich liegenden Blindwelle die
                              									untereinander gekuppelten Triebräder antreiben. Die Motorachse liegt hierbei rund
                              									2,4 m über Schienenoberkante und damit der Fahrzeugschwerpunkt etwa 2 m hoch, ein
                              									Betrag, der entsprechend den Erfahrungen mit neueren Dampflokomotiven die günstigste
                              									Laufsicherheit ergibt. Bemerkenswert an den Motoren ist, daß der Ankerkörper nicht
                              									unmittelbar auf der Ankerwelle sitzt, sondern letztere erst mit Hilfe einer
                              									Reibungskupplung antreibt, damit bei etwaigen Kurzschlüssen keine übermäßig starken
                              									Stöße in das Triebwerk gelangen können. Die Kurbeln zu beiden Seiten des Fahrzeuges
                              									sind um 90° gegeneinander versetzt; ferner sind alle Kurbeln durch Gegengewichte
                              									ausbalanziert. Der Triebraddurchmesser beträgt 1,72 m, der Laufraddurchmesser 0,915
                              									m, die Entfernung der Triebachsen voneinander ist 2,185 m, der der Laufräder 2 m,
                              									der gesamte Achsstand einer Hälfte rund 7 m und der der ganzen Lokomotive rund 17 m.
                              									Die Länge zwischen den Buffern schließlich stellt sich auf 19,86 m.
                           Die Führerhäuser besitzen viereckige Kastenform, sind aus Stahlblech hergestellt und
                              									stehen auf der Seite der Kurzkupplung miteinander durch Türen und Faltenbälge in
                              									Verbindung. Nach dem freien Ende zu befindet sich in jeder Hälfte ein Führerabteil,
                              									welches die Steuer-, Brems- und Signalapparate enthält. In dem anderen, größeren
                              									Raum, befinden sich außer dem Motor die Anfahrwiderstände, die elektro-pneumatischen
                              									Einzelschalter und eine Motorluftpumpe.
                           Die mit zehn Hauptpolen und zehn Hilfspolen ausgeführten Motoren arbeiten mit einer
                              									Klemmenspannung von 600 Volt und können bei einer Stromaufnahme von 2900 Amp. rund
                              									2000 PS entwickeln. Sie besitzen natürliche Ankerlüftung, können jedoch außerdem
                              									mittels Anblasen von Luft gekühlt werden. Neben der Widerstandsregelung beim
                              									Anfahren ist Reihen-Parallelschaltung mit Hilfe der ohne Stromunterbrechung
                              									wirkenden Brückenschaltung, sowie mehrstufige Feldschwächung zur
                              									Geschwindigkeitsregelung vorgesehen. Die Ausführung dieser Schaltung wird durch die
                              									elektro-pneumatische Vielfachsteuerung der Westinghouse-Gesellschaft erzielt, bei der die die Einzelschalter
                              									antreibenden Druckluftzylinder über elektrisch gesteuerte Ventile gespeist werden.
                              									Den Strom für die letzteren liefert eine kleine Akkumulatorenbatterie, die ferner
                              									erforderliche Druckluft, zwei Motorluftpumpen, welche je 1700 l i. d. Min.
                              									fördern.
                           Die zur Stillsetzung des Fahrzeuges dienende Druckluftbremse gestattet bei 3,6 at in
                              									den Bremszylindern 85 v. H. des Lokomotivgewichtes abzubremsen. Für die Zugheizung
                              									ist ein elektrisch betriebener Dampfkessel vorgesehen, (Lee.) [Elektrotechnische Zeitschrift, 1910, S. 241–242.]
                           
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                           Der Dampfer „Olympic“ der White Star-Linie.
                           Dieser Dampfer ist nicht nur durch seine Größe bemerkenswert, sondern auch durch die
                              									Verbindung von Kolbendampfmaschinen und Dampfturbinen für den Antrieb der
                              									Schiffsschrauben. Diese Verbindung wurde auf Grund besonderer Erfahrungen gewählt;
                              									für die vorgesehene Schiffsgeschwindigkeit von 21 Knoten hätten der heutigen Praxis
                              									entsprechend eigentlich Turbinen für den Propellerantrieb in Anwendung kommen
                              									sollen. Von der gleichen Werft, auf welcher „Olympic“ gebaut wurde, wurden
                              									vor einem Jahr zwei Schiffe „Megantic“ und „Laurentic“ gebaut, die
                              									sich nur durch ihre Antriebsmaschinen unterschieden. Das erstere war mit
                              									Vierfach-Expansions-Kolbenmaschinen zum Antrieb von drei Schrauben, das letztere mit
                              									Dreifach-Expansionsmaschinen für den Antrieb der äußeren Schrauben und einer Parsons-Niederdruckturbine für die mittlere Schraube
                              									ausgerüstet. Bei den Versuchen mit diesen Schiffen ergab sich bei gleicher
                              									Geschwindigkeit (14 Knoten) ein 14 v. H. geringerer Kohlenverbrauch der
                              										„Laurentic“ gegenüber dem „Megantic“ mit ausschließlich
                              									Kolbenmaschinen; das Maschinengewicht des „Laurentic“ war nur wenig größer
                              									als dasjenige des „Megantic“: Das Ergebnis wird noch bemerkenswerter durch
                              									den Umstand, daß die Vierfach-Expansionsmaschinen der Erbauerin (Firma Harland & Wolff in Belfast) gegenüber ihren
                              									Dreifach-Expansionsmaschinen eine nicht unerhebliche Verbesserung in der
                              									Dampfökonomie aufweisen.
                           In Anbetracht der großen Steigerung der Maschinenleistung bei Steigerung der
                              									Schiffsgeschwindigkeit (z.B. bei der „Mauretania“ und „Lusitania“ bei
                              									einer Schiffslänge von 230 m auf 75000 PSi bei 26
                              									Knoten Geschwindigkeiten, während die Maschinenleistung bei 22 Knoten 37500 PSi beträgt) hat man für den 260 m langen
                              										„Olympic“ und das Schwesterschiff „Titanic“ nur eine
                              									Schiffsgeschwindigkeit von 21 Knoten vorgesehen mit einer Maschinenleistung von
                              									30000 PSi der Kolbendampfmaschinen und 16000 PS der
                              									Turbinen. Das Deplazement beträgt bei beiden Schiffen 60000 t.
                           Die mit vier Zylindern ausgerüsteten Dreifach-Expansions-Kolbenmaschinen arbeiten mit
                              									einem Anfangsdruck von 15 at und mit einer Abdampfspannung von ⅔ at absolut. Ihr
                              									Aufbau zeigt weiter keine Besonderheiten; die Maschine besitzt eine fast
                              									vollständige Ausgleichung der bewegten Massen. Der Hochdruckzylinder hat 1360 mm,
                              									der Mitteldruckzylinder 2120 mm und die beiden Niederdruckzylinder 2450 mm .
                              									Der Hub aller Zylinder beträgt 1900 mm. Die Lager haben Oelschmierung unter einem
                              									Druck von 1½ at, der nicht direkt durch eine Pumpe, sondern durch die hohe Lage des
                              									Oeltanks erzeugt wird, in welches das ablaufende Oel immer wieder hoch gepumpt wird,
                              									nachdem es vorher gereinigt und gekühlt worden ist. In gleicher Weise wird auch das
                              									Kühlwasser für die Lager hochgelegenen Wasserbehältern entnommen. Die Wellenstärke
                              									beträgt etwa 70 cm mit einer Bohrung von 30 cm.
                           Die von den Kolbenmaschinen angetriebenen Propeller haben 7 m  und machen,
                              									wenn jede der zwei Maschinen 15000 PSi entwickelt,
                              									75 Umdrehungen i. d. Min.
                           Die Auspuffdampfturbine, welche den mittleren Propeller antreibt, ist eine Parsons-Turbine und arbeitet mit ⅔ at absolutem
                              									Anfangsdruck und 0,07 at Gegendruck. Der Oberflächenkondensator liefert bei 76 cm
                              									Barometerstand ein Vakuum von 72 cm bei einer Kühlwassertemperatur von 13 bis 10° C.
                              									Der Rotor aus Stahlguß hat 3600 mm  und eine Länge von 4000 mm; die Schaufeln
                              									haben eine Länge, die von 450 mm bis 650 mm zunimmt. Eine Rückwärtsturbine ist nicht
                              									vorgesehen, da der mittlere Propeller beim Manöverieren des Schiffes außer Tätigkeit gesetzt
                              									wird. Die Lagerung und Regulierung ist die bei Parsons-Turbinen übliche. Die Turbine kann durch einen Elektromotor in
                              									Bewegung gesetzt werden; das Anheben des oberen Gehäusedeckels und des Rotors
                              									geschieht ebenfalls durch eine elektrisch angetriebene Hebevorrichtung. Der Rotor
                              									hat ein Gewicht von 130 t; die ganze Turbine wiegt 410 t. Die Turbinenwelle hat
                              									einen Durchmesser von 570 mm und ist mit einer Bohrung von 250 mm versehen. Die von
                              									der Turbine angetriebenen Propeller aus Manganbronze haben vier Flügel mit einem
                              									Durchmesser von 5 m und laufen mit 165 Umdrehungen i. d. Min. bei einer Leistung an
                              									der Turbinenwelle von 16000 PS. Zum Manöverieren sind Wechselventile vorgesehen,
                              									welche den Abdampf der Kolbenmaschinen direkt dem Kondensator zuführen. Außerdem ist
                              									in der Leitung von den Kolbenmaschinen zu der Turbine ein großes Absperrventil
                              									eingebaut, um im Falle eines Defektes an der Turbine dieselbe von den
                              									Kolbenmaschinen ganz abzusperren. Dieses sehr große Ventil wird mittels eines
                              									Schneckenradantriebes durch einen Elektromotor bewegt. [Engineering 1910, S. 564 bis
                              									572.]
                           
                              M.
                              
                           
                        
                           Wasserkraft-Elektrizitätswerk der Northern Hydroelectric Power
                              									Company
                           Das auf annähernd 144 km Länge etwa 315 m betragende Gefälle des Peshtigo River,
                              									eines durch die Gleichförmigkeit seiner Abflußmengen während des Jahres
                              									bemerkenswerten Flusses im Norden von Wisconsin, hat die Northern Hydroelectric Power Company unternommen, in zwei Kraftwerken
                              									auszunutzen, von denen eines, dasjenige bei High Falls, vor kurzem in Betrieb
                              									genommen worden ist. Für das zweite, 3,2 km unterhalb des ersten gelegene Werk
                              									Johnson's Falls, welches 3000 KW liefern soll, werden die Pläne ausgearbeitet. Das
                              									Werk High Falls arbeitet mit einem Gefälle von 25,9 m, welches durch einen bis zu
                              									13,72 m hohen, auf einer 12,2 m hohen Klippe im Flußbett sitzenden Staudamm von 1372
                              									m Gesamtlänge erzeugt wird. Der mittlere, 275 m lange Teil dieses Dammes ist ganz
                              									aus Stampfbeton mit 19,5 m Sohlenbreite hergestellt, zum Teil als Ueberfall mit
                              									sechs Segmentschützen von je 3,66 m Breite ausgeführt und außerdem mit einer 2,5 m
                              									breiten Floßschleuse von 79 m Länge versehen. Außerdem enthält dieser Teil zwei
                              									Grundablässe von 1,2 m Breite und 1,2 m Höhe, welche während des Baues als
                              									Durchlässe benutzt wurden. An den beschriebenen Dammteil schließen sich auf beiden
                              									Seiten mit Kernmauern aus Stampfbeton versehene und durch Steinschüttungen
                              									gesicherte Erddämme von Trapezquerschnitt mit 3,05 m Kronen- und 19,5 m Sohlenbreite
                              									an, welche auf der Stauseite durch Betonplatten gesichert werden sollen.
                           Durch diesen Damm wird das Wasser des Peshtigo River bis auf 12,8 km zurück
                              									aufgestaut, wobei eine Reihe von Seen mit 670 ha Gesamtoberfläche und annähernd
                              									24000000 cbm Inhalt gebildet werden. Der Inhalt dieser Stauseen ist so groß wie der
                              									Gesamtabfluß während eines Monates und ermöglicht, die Leistung des Werkes
                              									wesentlich höher zu bemessen, als der mittleren verfügbaren Abflußmenge entsprechen
                              									würde. Am Fuße der Klippe, auf welcher der mittlere Dammteil erbaut ist, ist 19,8 m
                              									entfernt von dem Damm das Maschinenhaus errichtet, welches gegenwärtig fünf für je
                              									1000 KW bemessene Maschinengruppen sowie zwei Erregergruppen enthält. Diesen wird
                              									das Wasser durch ebensoviele, aus 10 mm-Blech genietete Druckrohre zugeführt, welche
                              									2438 mm Weite und 24,4 m Länge besitzen und deren obere Mündungen durch elektrisch
                              									angetriebene Absperrschützen verschlossen werden können. Die Rohre sind mit
                              									besonderen Füllschiebern und Luftventilen versehen. Für die Erregerturbinen haben
                              									die Rohre nur 914 mm . Die Hauptturbinen sind als wagerechte
                              									Zwillingsturbinen mit Kesselgehäusen ausgeführt. Sie leisten je 1900 PS und treiben
                              									unmittelbar je einen 1000 KW-Drehstromerzeuger für 2300 Volt mit 375 Umdr. i. d.
                              									Min. an. Da die durch Druckölregulatoren beeinflußten Leitschaufeln wegen der
                              									langen, schwachen Druckleitung nur langsam geschlossen werden dürfen, so ist jede
                              									Maschine zur Erhöhung der Gleichförmigkeit mit einem schweren Schwungrade versehen.
                              									Die Erregerturbinen sind wagerechte, einfache Spiralturbinen von je 375 PS bei 500
                              									Umdr. i. d. Min. und mit 120 Volt-Stromerzeugern von je 200 KW Leistung gekuppelt.
                              									Der in sechs Oeltransformatoren von je 1110 KW auf 66000 Volt gebrachte Strom wird
                              									auf 1000 km Entfernung mit Hilfe einer doppelten, auf Eisentürmen verspannten
                              									Fernleitung nach Green Bay übertragen. [Electrical World 1910, II, S. 1227 bis
                              									1232.]
                           
                              H.
                              
                           
                        
                           Neuartiger Staudamm.
                           Gelegentlich des Umbaues eines aus dem Jahre 1858 stammenden, hölzernen Stauwehres im
                              									Nordarme des Raritan River bei High Bridge, N. J., hat man eine eigenartige
                              									Konstruktion für die um etwa 1,5 m erhöhte Stauanlage mit gutem Erfolge angewendet.
                              									Der neue Damm, welcher etwas weiter flußabwärts von dem früheren Damm errichtet
                              									worden ist, also ohne Zuhilfenahme eines Kofferdammes gebaut werden konnte, ist im
                              									wesentlichen eine einfache Mauer von 5 m Dicke an der Sohle und 1,2 m Kronenbreite
                              									bei 67 m Kronenlänge und 12,8 m größter Höhe, welche an der Rückseite durch 9,15 m
                              									von einander entfernte Mauern von 1,83 m geschützt wird. Die Staumauer selbst ist an
                              									der Außenseite aus Bruchsteinen hergestellt, während ihr Kern aus Betonmasse von 1 :
                              									3 : 5 Mischungsverhältnis besteht. Das Neuartige an dieser Konstruktion ist, daß die
                              									Druckkräfte, welche die Staumauer zu tragen hat, nicht von dem Beton selbst, sondern
                              									von I-Trägern aufgenommen werden, welche in geeigneten
                              									Abständen übereinander in dem Beton eingebettet und mit ihren Enden in die
                              									Felseneinfassung des Dammes eingelassen sind. Die Träger sind so angeordnet, daß
                              									ihre Stoßfugen gerade auf die Mitten von Stützmauern fallen, und diese schwachen
                              									Stellen werden außerdem durch besondere, diese Stellen gewissermaßen überbrückende
                              									kurze Trägereinlagen verstärkt. Der Damm ist seit Ende 1909 im Betriebe und hat
                              									bereits mehrere Hochwässer mit gutem Erfolg überstanden. Wenn man berücksichtigt,
                              									daß durch diese Bauart etwa 40 v. H. an den Kosten eines vollen gemauerten Dammes
                              									gespart werden können, ohne das die Sicherheit beeinträchtigt wird, daß ferner die
                              									Bauzeit um 50 v. H. verkürzt werden kann, so wird man die Bedeutung dieses
                              									Fortschrittes beurteilen können. (Tainter.)
                              									[Engineering News 1910, II, S. 564.]
                           
                              H.
                              
                           
                        
                           Wasserkraftwerk Capital City am Missouri River.
                           Die United Missouri River Power Company besitzt zurzeit
                              									zwei Wasserkraft-Elektrizitätswerke, von denen dasjenige in Cannyon Ferry von 12000
                              									PS-Leistung seit 1898 im Betriebe ist. Das zweite am Hauser Lake, welches für 25000
                              									PS-Leistung bemessen ist, hat im Jahre 1907 den Betrieb eröffnet, ist aber durch den
                              									bekannten Einsturz seines eisernen Staudammes infolge von Unterspülungen vorläufig
                              									außer Tätigkeit und erhält gegenwärtig einen neuen Damm aus Steinmauerwerk. Durch
                              									das vorliegende Kraftwerk, welches 48 km nördlich von der Stadt Helena, Montana,
                              									in dem kurzen Wolf Creek-Cannyon errichtet wird, will man dem Fernleitungsnetz der
                              									Gesellschaft, welches sich bis in das Gebiet der Kupfergruben in Butte und Anaconda
                              									hin sowie nach anderen Städten im Westen des Staates Montana ausdehnt, insgesamt
                              									über 60000 PS zuführen. Sein Staudamm wird an einer etwa 210 m breiten Stelle des
                              									scharf eingeschnittenen Flußtales quer über den Fluß gelegt und ganz aus Stampfbeton
                              									mit 530 m Kronenlänge und etwa 40 m größter Höhe über der Sohle ausgeführt. Der
                              									Staudamm ist als reiner Ueberfall ohne Grundablässe entworfen und für eine größte
                              									Druckhöhe von 35 m bemessen, wovon der oberste Teil durch zeitweilig aufgelegte, im
                              									Notfall gleichzeitig niederlegbare Planken gebildet wird. Diese stützen sich unten
                              									gegen die Dammkrone, oben gegen eine von einzelnen Betonpfeilern getragene
                              									Laufbrücke aus Eisenbeton. Auf der Stauseite erhält der Damm der mit einem
                              									befahrbaren Stollen und den üblichen Entwässerungsleitungen versehen ist, noch einen
                              									besonderen Schutz gegen Unterspülungen, der aus einer 21 m tief unter das Fundament
                              									hinabgeführten, im Mittel 1,5 m dicken, mit dem Dammauerwerk vollkommen
                              									zusammenhängenden Wand gebildet wird. Auch das parallel zum Damm angelegte
                              									Maschinenhaus, daß sich etwa in der Mitte des Flußbettes befindet und einen hierzu
                              									senkrecht stehenden Flügel für die Aufnahme der Transformatoren erhält, hängt mit
                              									dem Dammauerwerk unmittelbar zusammen. Es ist für acht Maschinengruppen bemessen,
                              									welche getrennte, in dem Damm ausgesparte Einlaufleitungen mit den üblichen Rechen
                              									und Absperrschützen erhalten werden. Jede Maschinengruppe setzt sich aus einer
                              									8800pferdigen Morgan Smith-Turbine mit doppeltem
                              									Spiralgehäuse, mittlerem einfachen Saugrohrkrümmer und Lombard-Druckölregulator
                              									sowie einer mit deren wagerechten Welle unmittelbar gekuppelten 5000
                              									KW-Drehstromdynamo für 6600 Volt zusammen. Der Strom wird in Transformatoren auf
                              									70000 Volt Hochspannung gebracht und der Fernleitung zugeführt. [Engineering News
                              									1910, II, S. 430–431.]
                           
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                           Neuere Wasserkraftanlagen im Westen der Vereinigten
                              									Staaten.
                           Von den in den letzten Jahren im Westen der Vereinigten Staaten von Amerika in
                              									Betrieb genommenen Wasserkraft-Elektrizitätswerken sind zunächst die Anlagen der Central Colorado Power Company zu erwähnen, deren
                              									100000 Volt führende Höhen von über 3000 m übersteigende Fernleitung zu den
                              									schwierigsten Unternehmungen dieser Art zu rechnen ist. Die Gesellschaft leitet
                              									bei Boulder einen kleinen Fluß über einen fast senkrechten Abhang 600 m tief zu
                              									einem Kraftwerk, in welchem die Wasserkraft in zwei 5000 KW-Freistrahl-Turbinen
                              									nutzbar gemacht wird, Im Staate Kalifornien sind von den 9000000 PS betragenden
                              									Wasserkräften, die nach der Schätzung verfügbar sind, mehr als 500000 PS bereits
                              									ausgenutzt. In der Regel werden die an lange Fernleitungen angeschlossenen
                              									Kraftwerke mit fast unveränderlicher Belastung betrieben, während die Aufnahme der
                              									Belastungsspitzen und die Regulierung der Periodenzahl den nahe bei den
                              									Verbrauchsstellen gelegenen Werken zugewiesen wird. Eines der größten Verteilnetze
                              									betreibt die Pacific Gas and Electric Company in San
                              									Francisco. Mit mehr als 1600 km Drehstromfernleitungen für 60000 Volt verteilt sie
                              									annähernd 100000 KW elektrische Leistung an 153 Städte und Ortschaften in einem
                              									Gebiete, das sich etwa 320 km weit westlich und 160 km südlich von San Francisco
                              									erstreckt und welches annähernd die Hälfte der Bevölkerung von ganz Kalifornien
                              									beherbergt. Der Strom wird aus elf Wasserkraft- und drei
                              									Dampfkraft-Elektrizitätswerken bezogen, von denen einige über 320 km weit von
                              									einander entfernt sind, und trotzdem von einer einzigen Hauptstelle so verteilt, daß
                              									an keiner Stelle des Netzes eine Betriebsstörung auftreten kann, ohne daß innerhalb
                              									von 3 bis 4 Minuten das betreffende Werk abgeschaltet und Ersatzstrom angeschlossen
                              									werden könnte. Die Belastungsverhältnisse der Anlagen sind außerordentlich günstig,
                              									denn der mittlere Belastungsfaktor beträgt 95 v. H. Den größten Teil des Stromes
                              									liefert das durch seine 18000 PS Turbinen bekannte Werk am Fealher River bei
                              									Oroville, welches der Great Western Power Company
                              									gehört.
                           Zu erwähnen sind ferner die Wasserkraftanlagen am Stanislaus River, 208 km östlich
                              									von San Francisco, deren Fernleitung für 104000 Volt die Straßenbahnen von San
                              									Francisco versorgt, dann die Kraftwerke im Gebiete von Los Angeles, von denen das
                              									bemerkenswerteste, dasjenige am Kern River, das ausgedehnte Netz der Pacific Electric Railway Company speist, sowie das Werk
                              									der Great Falls Power Company, welches den
                              									Bergwerksbezirk von Butte, Montana, versorgt. Im ganzen sind nicht weniger als fünf
                              									Kraftwerke vorhanden, welche Strom mit 100000 bis 110000 Volt auf 80 bis 230 km
                              									Entfernung übertragen. Obgleich über 100000 Volt die Isolation der Luft bereits
                              									wesentlich vermindert ist, befindet sich auch eine Fernleitung für 135000 Volt im
                              									Bau. [Electrical World 1910, II, S. 1163–1164.]
                           
                              
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