| Titel: | Neuere Kleinkraft-Verbrennungsmaschinen. | 
| Autor: | Rudolf Barkow | 
| Fundstelle: | Band 326, Jahrgang 1911, S. 42 | 
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                        Neuere
                           								Kleinkraft-Verbrennungsmaschinen.
                        Von Dipl.-Ing. Rudolf Barkow,
                           								Charlottenburg.
                        Neuere Kleinkraft-Verbrennungsmaschinen.
                        
                     
                        
                           
                              
                              Kleinkraftmaschinen der Gebr. Körting A-G.,
                                 										Körtingsdorf.
                              
                           
                              1. Stehende Gasmaschinen Klasse M
                                    											H.
                              Die ersten Kleinmotoren der Gasmotorenfabrik Deutz
                                 										waren, wenn man einmal von der atmosphärischen Maschine absiebt, die nicht gut
                                 										anders als stehend gebaut werden konnte, liegender Anordnung. Gebr. Körting, die bald nach der Gasmotorenfabrik Deutz den Bau von
                                 										Verbrennungsmaschinen aufnahmen, haben als erste Maschine eine stehende Maschine
                                 										herausgebracht, deren Rahmenform für viele Fabriken vorbildlich geworden ist,
                                 										und die Anforderung des geringsten Platzbedarfs damals sehr gut erfüllte. Die
                                 										stehende Maschine mit obenliegender Welle, wie sie von Ernst Körting und Lieckfeld konstruiert
                                 										worden war, ist denn auch lange Jahre hindurch die Kleinmotorentype der Firma
                                 										gewesen und wird, wenigstens was die äußere Form betrifft, noch heute für
                                 										Maschinen bis 5 PS von ihr bevorzugt. Fig. 1
                                 										zeigt ein Bild einer derartigen Maschine für flüssigen Brennstoff, welches den
                                 										bekannten kräftigen Rahmen der Körting-Maschine
                                 										recht gut zeigt. Die Fig. 2–5 geben eine Anzahl von
                                 										Ansichten und Schnitten einer etwas anderen Anordnung wieder, aus denen die
                                 										große Einfachheit des Gesamtaufbaues hervorgeht.
                              Aus Fig. 1–3 ist zu ersehen,
                                 										daß die gesamte Steuerung der Maschinen auf der vorderen Seite des Gestellbockes
                                 										liegt und somit gut zugänglich ist. Alle Teile sind einfach ausgeführt und
                                 										infolgedessen Reparaturen und Beschädigungen nicht sehr ausgesetzt. In Fig. 3, welche eine
                                 										Maschine für Leuchtgasbetrieb wiedergibt, ist links in dem durch eine senkrechte
                                 										Scheidewand geteilten Ventilgehäuse a das
                                 										Auspuffventil untergebracht, dessen Stössel durch einen Hebel der in halber Höhe
                                 										der Maschine quer liegenden Zwischenwelle b
                                 										betätigt wird. Diese Zwischenwelle wird durch den Rollenhebel c und den auf der Steuerwelle sitzenden Nocken d betätigt. Die Steuerwelle e, die sehr kurz ist und unmittelbar unter der Kurbelwelle liegt (s.
                                 											Fig. 3a) trägt außer dem Nocken für das
                                 										Auspuffventil noch zwei exzentrische Zapfen f und
                                 											g, die zur Bewegung des Einlaßventils bezw. der
                                 										Zündsteuerung dienen.
                              
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 326, S. 42
                                 Fig. 1.
                                 
                              Um den Zapfen f greift ein Ring, der mittels der
                                 										Stange h auf die Stange i einwirkt, die das Einlaßventil betätigt. Die letztere Stange (s.
                                 											Fig. 5) ist zugleich der Pendelregler der
                                 										Steuerung. Die Wirkungsweise desselben entspricht genau derjenigen des bereits
                                 										bei der liegenden Maschine der Gasmotorenfabrik
                                    											Deutz beschriebenen Reglerss. D.
                                       												p. J. 1910, Bd. 325, S. 554., so daß eine nähere Beschreibung
                                 										sich hier erübrigt.
                              
                              Das Einlaßventil wird bei Ueberschreitung der normalen Umdrehungszahl nicht
                                 										geöffnet, und die Explosionen fallen so lange aus, bis Schwingungszeit des
                                 										Pendels und Umdrehungszahl der Maschine innerhalb der Grenzen des
                                 										Ungleichförmigkeitsgrades wieder übereinstimmen. Dem Einlaßventil ist ein
                                 										Mischventil vorgeschaltet, dessen Wirkung dahin gerichtet, stets gleichmäßig
                                 										zusammengesetztes Gemisch in den Zylinder zu bekommen.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 326, S. 43
                                 
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 326, S. 43
                                 Fig. 3a.
                                 
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 326, S. 43
                                 Fig. 4.
                                 
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 326, S. 43
                                 Fig. 5.
                                 
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 326, S. 43
                                 Fig. 6.
                                 
                              Die Zündung ist seitlich am Ventilgehäuse angebracht und
                                 										ist eine Abreißmagnetzündung bekannter Konstruktion, deren Antrieb, wie schon
                                 										erwähnt, durch das auf der Steuerwelle sitzende Exzenter k mit Stange erfolgt. Fig. 1 zeigt
                                 										eine etwas andere Anordnung als Fig. 2 und 3. Bei ersterer ist
                                 										der Zündapparat nicht seitlich von der Maschine, sondern vor dieser
                                 										aufgestellt und demgemäß die Zündsteuerung auch nicht seitlich angeordnet. Die
                                 										Exzenterstange k trägt an ihrem freien Ende einen
                                 										verstellbaren Zahn, dessen Ende infolge der aus Fig. 2 erkennbaren
                                 										Lenkerführung von k eine ellipsenartige Kurve
                                 										beschreibt, die den Hebel des Abreißgestänges schneidet. Es erfolgt also ein
                                 										Mitnehmen des Ankers des Magnetapparates und zugleich eine Bewegung des
                                 										Abreißgestänges, das dann im Zylinder die Zündung Fig. 3
                                 										betätigt.
                              Die übrige Anordnung der Maschine und der Einzelheiten bedarf keiner weiteren
                                 										Erklärung. Erwähnenswert ist noch die Anordnung des Vergasers für flüssige
                                 										Brennstoffe, die in Fig. 6Fig. 6 ist
                                       												der Deutlichkeit wegen maßstäblich doppelt so groß als die Fig. 2–4 dargestellt. zur Darstellung
                                 										gekommen ist. Dieser Vergaser ist in eine Erweiterung der Auspuffleitung
                                 										eingebaut. Durch die Oeffnung a tritt die Luft, die
                                 										durch ein gelochtes Ansaugerohr zugeführt wird, in den Raum zwischen den Sitzen
                                 										und dem Führungs- bezw. Dämpfungskolben des Mischventils bekannter Konstruktion
                                 										ein. Beim Ansaugen hebt sich das Mischventil und läßt aus der Bohrung b den Brennstoff entgegngesetzt zur Luft austreten.
                                 										Das so gebildete Gemisch tritt durch die von außen durch die Auspuffgase
                                 										geheizte Kammer des Vergasers in das Einlaßventilgehäuse. Für Petroleum und Spiritus ist
                                 										eine Heizung des zerstäubten Brennstoffes unbedingt notwendig. Solange die
                                 										Maschine noch nicht warm ist, ist natürlich eine Heizung durch die Auspuffgase
                                 										nicht möglich und deshalb muß zum Anlassen ein leicht flüssiger Brennstoff
                                 										verwendet werden, der sich in geringer Menge in einem über dem Zulauf des
                                 										Vergasers befindlichen Anlaßgefäß A befindet. Die
                                 										Maschinen werden in Größen bis 4 PS ausgeführt, und zwar nur für Gewerbebetrieb.
                                 										Die mittlere Kolbengeschwindigkeit derselben liegt in der Nähe von 2 m f. d.
                                 										Sekunde, so daß sie bei 240–300 Umdrehungen i. d. Minute nicht als Schnelläufer
                                 										bezeichnet werden können. Das Hubverhältnis ist ziemlich groß gewählt (etwa
                                 										1,8).
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 326, S. 44
                                 Fig. 7.
                                 
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 326, S. 44
                                 
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 326, S. 44
                                 Fig. 11.
                                 
                              Der Raumbedarf des 3 PS-Motors ist: Grundfläche 925–1020 mm, Gesamthöhe 1380 mm.
                                 										Die erforderliche Grundfläche beträgt also etwa ein Quadratmeter, Vergleich mit
                                 										dem Elektromotor gleicher Leistung noch viel. Eine wesentliche Verminderung
                                 										derselben scheint auch bei Beibehaltung dieser Maschinenform nicht angängig. Die
                                 										Firma teilt denn auch mit, daß sie ihre Sleipner-Motoren, die sich als Boots- und Luftschiffmaschinen schon einen
                                 										Namen erworben haben, und dem Wagenmotorentyp angehören, in geeigneter Anordnung
                                 										als Maschinen für ortfeste Betriebe liefert. Es wird darauf später
                                 										zurückzukommen sein.
                              
                           
                              2. Liegende Gasmaschine Klasse M
                                    											E.
                              Für solche Betriebe, bei denen es auf besondere Gleichmäßigkeit des Ganges
                                 										ankommt, z.B. für kleingewerbliche Spinnereien, Kleinbeleuchtungsanlagen
                                 										usw. empfiehlt die Firma ihren Motor M E, der
                                 										eigentlich ein Kleingewerbemotor in unserem Sinne nicht mehr genannt werden
                                 										kann. Denn das Kleingewerbe legt, das darf wohl behauptet werden, weniger Wert
                                 										auf minutiöse Genauigkeit des Ganges als auf Einfachheit der Ausführung,
                                 										geringen Raumbedarf und billigste Ausführung. Es soll damit nicht gesagt
                                 										werden, daß die Maschine, die in Fig. 7
                                 										dargestellt ist, nicht den Anforderungen an billige Beschaffung entspräche. Sie
                                 										wird sogar listenmäßig in den ganz kleinen Ausführungen etwas billiger als die
                                 										stehenden Maschinen der Firma, aber es kann wohl nicht bestritten werden, daß
                                 										eine Präzisionsmaschine, bei der die Präzision des Ganges nur auf Kosten des
                                 										Raumbedarfes und einer Komplikation des Aufbaues erreicht wird, für das
                                 										Kleingewerbe nicht so tauglich scheint, wie eine einfachere, weniger Raum
                                 										beanspruchende Maschine. Nun ist der Betrieb eines kleinen Elektrizitätswerkes
                                 										für ein alleinstehendes Landhaus oder dergleichen ja allerdings kein
                                 										Gewerbebetrieb, ich meine aber, daß man so kleine Maschinen gerade für diesen
                                 										Zweck, wo es auf das Minimum der Bedienung ankommt, nicht als
                                 										Präzisionsmaschinen nach Art der größeren Typen, denen die vorliegende Maschine
                                 										genau gleicht, zur Ausführung bringen sollte. Das Absatzgebiet derartiger
                                 										Maschinen wird kaum so groß sein, daß bei Herstellung unter gleichen Bedingungen
                                 										wie sie bei anderen Kleinmotoren vorliegen, der Verkauf rentabel ist. Die
                                 										Maschine erscheint in der Ausführung als eine Maschine für Liebhaber, deren es
                                 										ja auch auf diesem Gebiete gibt.
                              Die Gesamtanordnung entspricht ganz derjenigen der liegenden Körting-Maschinen kleinerer und mittlerer Leistung.
                                 										Die Steuerung und Regelung ist die bekannte, die letztere erfolgt durch
                                 										Betätigung einer Drosselklappe im Einlaß. Der Gang wird dadurch ein sehr
                                 										gleichmäßiger bei allen Belastungen. Die Fig. 8, 9, 10 zeigen die
                                 										kleine Maschine in einem Längsschnitt, Grundriß und einem Querschnitt durch
                                 										den Zylinderkopf. Die Zündung, die auch bei diesen Maschinen nur elektrisch ist,
                                 										und auf den Zeichnungen der Uebersichtlichkeit wegen fortgelassen wurde, ist in
                                 										ihrer Gesamtanordnung nicht verschieden von derjenigen anderer Maschinen. Der
                                 										Induktor sitzt seitlich am Zylinderkopf, die Zündsteuerung erfolgt durch eine
                                 										kleine, auf dem Steuerwellenende sitzende Kurbel.
                              Für den Betrieb mit flüssigen Brennstoffen erhält die Maschine einen Vergaser,
                                 										der grundsätzlich mit dem der stehenden Maschinen übereinstimmt, und wie Fig. 11 zeigt, seitlich am Auspuffrohr
                                 										angeschraubt ist. Auch hier erfolgt das Anlassen der Maschine mit Hilfe eines
                                 										leicht flüchtigen Brennstoffes, der aus einem kleinen am Vergaser sitzenden
                                 										Hilfsbehälter zufließt.
                              Der Raumbedarf der 3 PS-Maschine ist: Grundfläche 980–1560 mm, Höhe 1190 mm, die
                                 										Grundfläche ist also noch größer als die des liegenden Motors der
                                 										Gasmotorenfabrik Deutz, der allerdings als
                                 										Kleingewerbemotor gebaut war.
                              Derartige Maschinen werden von der Firma auch als fahrbare Maschinen ausgeführt.
                                 										Hier ist eine liegende Maschine das gegebene. Ich werde später derartige
                                 										Maschinen mit anderen besprechen.
                              Ueber RentabilitätRentablität wird ebenfalls im Zusammenhange zu sprechen sein.
                              
                                 
                                    (Fortsetzung folgt.)