| Titel: | Polytechnische Rundschau. | 
| Autor: | H. | 
| Fundstelle: | Band 326, Jahrgang 1911, S. 45 | 
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                        Polytechnische Rundschau.
                        Polytechnische Rundschau.
                        
                     
                        
                           Elektrisch betriebene Bagger und
                              									Verladevorrichtungen.
                           Die namentlich in Westfalen und Rheinland bei Baggerbetrieben von Bauunternehmungen
                              									wie auch in Hüttenwerken schon recht häufig benutzten Löffelbagger haben eigentlich
                              									erst in den letzten zwei Jahren ihre gegenwärtige Verbreitung gefunden. Ein für das
                              									Steinkohlenbergwerk Neumühl gelieferter elektrischer Löffelbagger von Menk & Hambrock,
                              									Altona bei Hamburg, arbeitet seit längerer Zeit zur vollsten Zufriedenheit. Der
                              									Hubmotor leistet 50 PS, der Vorschubmotor 30 PS, der Schwenkmotor etwa 15 PS. Der
                              									Bagger ist als Dreimotorenschaufel gebaut und hat daher den großen Vorteil, daß die
                              									Schaufel von einem einzigen Mann bedient werden kann. Sehr gut hat sich im Betriebe
                              									die Anordnung bewährt, daß mittels der gesteuerten Löffelklappe (D. R. P. 212284)
                              									der Baggerlöffel ganz allmählich geöffnet wird. Ein besonderer Vorteil der fahrbaren
                              									Drehscheibenschaufel von Menk & Hambrock gegenüber amerikanischen Konstruktionen
                              									besteht darin, daß sie infolge der gewählten großen Spurweite in sich standfest ist,
                              									also keiner Seitenstütze bedarf.
                           Während der Löffelbagger vielfach auch dort angewendet worden ist, wo die Anschaffung
                              									eines Eimerkettenbaggers sich nicht recht lohnte, kommt für manche Gebiete, wo
                              									Becherwerke nicht zufriedenstellend arbeiten, der Drehschaufelbagger, der sog.
                              									Selbstgreifer vielfach zur Anwendung. Die Verladeanlagen mit Selbstgreifer,
                              									insbesondere als Verladedrehkrane und Verladebrücken haben sich in wenigen Jahren
                              									bei Stundenleistungen von 150 bis 200, höchstens bis 400 t ein ausgedehntes
                              									Anwendungsgebiet verschafft.
                           Statt der früher als Tragmittel zum Heben und Oeffnen des Greifers ausschließlich
                              									verwandten Ketten wählt man jetzt nur noch Seile.
                           Die älteren Greifer waren teilweise keine zwangläufigen Gebilde. Im allgemeinen
                              									werden heutzutage für die Greifer ausschließlich zwangläufige kinematische Ketten
                              									benutzt. Sie lassen sich einteilen in Greifer mit einfacher und in solche mit
                              									zusammengesetzter Schaufelbewegung. Die ersteren werden als Greifer mit zwei
                              									innenliegenden festen Drehachsen (Priestmannsche
                              									Greifer von Menk & Hambrock, Altona-Hamburg) und
                              									mit zwei außenliegenden Drehachsen gebaut. Einfacher in der Konstruktion als der Priestmannsche Greifer ist der Selbstgreifer mit
                              									beweglicher gemeinsamer mittlerer Schaufeldrehachse.
                           Auf einzelnen Sondergebieten haben sich die drei- und vierschaligen, von den
                              									Amerikanern Orangepeel-Greifer genannten Greifer
                              									bewährt, z.B. beim Absenken von Brunnenschächten, beim Heben unregelmäßig
                              									gestalteter Steinstücke und beim Ausheben wurzeldurchwachsenen Bodens.
                           Die Greifer mit zusammengesetzter Schaufelbewegung haben meistens den Zweck, nach
                              									einer kurzen Schaufeldrehung eine möglichst große, wagerechte Scharrbewegung nach
                              									der Greifermitte zu bewirken. Da sie in erster Linie für grobstückiges Material
                              									verwendet werden sollen, haben sie eine ziemlich flache Schließkurve. Hauptsächlich
                              									für harte Erze bestimmt, wirken diese Greifer aber nicht wie Erzbrecher, da ein
                              									einziges Erzstück zwischen den Schaufelschneiden die übrige Füllung wieder durch den
                              									Spalt hindurchrieseln läßt. Für Schiffsentladung wird jedenfalls allgemein
                              									Kübelbetrieb vorgezogen. Die für besondere Zwecke auch eine Berechtigung habenden
                              									Greifer mit zusammengesetzter Schaufelbewegung bilden kinematische Ketten mit
                              									höherer Gliederzahl als die einfachen Greifer. Sie haben nur selten sechs Glieder,
                              									oft deren acht und zehn und nochmehr.
                           Nur sechs Glieder, ausschließlich mit Drehgelenken hat der Greifer von Hower und Mason, ebenso der Greifer von Brown. Von achtgliedrigen Greifern sind der Temperley-Greifer und der von Kesselheim zu erwähnen.
                           
                           Alle diese Greifer sind symmetrisch zur Aufhängelinie gebaut, so daß sich der
                              									Relativpol der beiden Schaufeln gegeneinander stets auf der Mittellinie bewegt.
                              									Wichtig für die Beurteilung der Greifer ist die Erreichung der Zwangläufigkeit mit
                              									möglichst wenig Gliedern und möglichst nur mit Drehgelenken.
                           Die Windwerke von Zweiseilgreifern sollen zunächst ein stoßfreies Oeffnen des
                              									Greifers in beliebiger Höhe, dann aber auch gestatten, ihn geöffnet hoch zu ziehen
                              									und zu senken. Für große Senkwege des leeren Greifers ist es zweckmäßig, ihn
                              									schneller senken zu können. Dieses wird durch verschiebbare Anordnung des
                              									Motorritzels oder durch eine besondere Reibungskupplung erreicht.
                           Da das Heben des Greifereigengewichtes meist eine beträchtliche Verlustarbeit
                              									darstellt, welche die eigentliche Nutzarbeit übersteigt, so hat man früher das
                              									Greifereigengewicht durch ein Gegengewicht am umgekehrten Flaschenzuge ausgeglichen.
                              									Gegenwärtig ist diese Bauart aber zugunsten einer schnelleren Arbeitsweise
                              									aufgegeben worden.
                           Verladedrehkrane und Verladebrücken mit Selbstgreiferbetrieb sind für Hüttenwerke
                              									sehr geeignet. Erstere stellen sich für eine verlangte Stundenleistung billiger. Ein
                              									für die Gewerkschaft Deutscher Kaiser in Hamborn von der Düsseldorfer Maschinenbau A.-G. gebauter Verladedrehkran ist hinsichtlich
                              									seines Unterwagens vollständig eisenbahnmäßig ausgerüstet und für 1500 kg Gesamtlast
                              									bei 13 m Ausladung gebaut. Die Nutzlast beträgt 500 kg, das Greifergewicht 1000 kg,
                              									die Zeitdauer eines Spieles etwa zwei Min., die Stundenleistung 15 t, der
                              									Stromverbrauch für ein Spiel 0,12 KW/Std.
                           Verladebrücken mit Selbstgreiferbetrieb sind nicht bloß für Erz- und Kohlenverladung,
                              									sondern auch für Bodenbaggerung z.B. zum Ausbaggern von Klärteichen in Hüttenwerken
                              									ausgeführt worden. Von der Düsseldorfer Maschinenbau
                                 										A.-G. werden Verladebrücken mit Selbstgreiferbetrieb gebaut, die
                              									gleichzeitig die Verwägung des Fördergutes durch die Laufkatze gestatten. Wage und
                              									Laufkatze sind in senkrechter Richtung gegeneinander unabhängig beweglich. Eine
                              									durchlaufende Welle erteilt der Brücke die Fahrbewegung, die schon für Brücken über
                              									80 m Stützweite ausgeführt worden sind. Bei größerer Spannweite erhält jeder
                              									Brückenfuß seinen eigenen Antriebsmotor. Ein Voreilen eines Brückenfußes je nach der
                              									Länge der Brücke um 5 bis 10 m nach jeder Richtung ist hierbei möglich. Da die
                              									Greiferkatze lange Zeit arbeiten kann, ehe die Brücke verfahren werden muß, wird die
                              									Brückenfahrgeschwindigkeit mit 10 bis 15 m für Schüttgutverladung als ausreichend
                              									angesehen.
                           Bei einschienigen Laufkatzen sind nur die beiden Hauptträger durch Querrahmen
                              									miteinander verbunden, an denen unmittelbar der Fahrbahnträger befestigt ist.
                              									Zweischienige Laufkatzen mit in der Mitte hängenden Greifern müssen eine Brücke für
                              									innenlaufende Katze erhalten.
                           Für die obenlaufende Katze mit festem Ausleger kann der obenlaufende Drehkran treten,
                              									der zwar teurer ist, aber einen Flächenstreifen gleich seiner doppelten Ausladung
                              									bestreicht, ebenso wie der hängende Drehkran.
                           Gegen Wind können die fahrbaren Verladebrücken für kurze Betriebspausen durch eine
                              									elektromagnetische Bremse gesichert werden. Als unbedingt einwandfrei gilt nur eine
                              									feste Verankerung des Kranes mit dem Unterbau durch Seile oder Ketten.
                           Hohe Verladeleistungen bei beliebig großen Förderwegen lassen sich durch vollständige
                              									Trennung der Hebevorrichtung von der Fördervorrichtung erzielen. In diesen Fällen
                              									erfolgt das Entladen von Schiffen durch Ausschütten in einen Trichter, aus dem das
                              									Material zwecks Verteilung auf dem Lagerplatz auf Gurtförderer oder andere
                              									stetige Förderer, oder in Einzelfördergefäße, wie Drahtseilbahnwagen usw. gelangt.
                              									Die Fördermittel laufen über eine feste Förderbrücke, zu deren beiden Seiten eine
                              									bewegliche Verteil- und Rückförderbrücke angeordnet ist. Die Rückverladung vom Platz
                              									geschieht durch Greiferlaufkatzen oder Greiferdrehkran, oder auch durch Becherwerke.
                              									Statt der verfahrbaren Verteilbrücken kann eine Verladeanlage mit Zentralkran
                              									verwandt werden. (R. Richter.) [Zeitschrift des Vereins
                              									Deutscher Ingenieure, 1910.]
                           
                              J.
                              
                           
                        
                           Amerikanische Lokomotiven.
                           Seit etwa einem Jahrzehnt ist bei den amerikanischen Eisenbahnlinien das Prinzip
                              									durchgeführt, bei Güterzügen die zu fördernde Nutzlast bis zu den äußerst zulässigen
                              									Grenzen zu vergrößern. Mit der zunehmenden Zuglast werden die Lokomotiven immer
                              									größer und stärker gebaut. Noch im Jahre 1899 war die Zahl von schweren Lokomotiven
                              									sehr klein. Von Lokomotiven, die ohne Tender etwa 100 t wogen, waren nur drei Stück
                              									vorhanden. Die Zahl der Lokomotiven hat innerhalb zehn Jahren um 56 v. H.
                              									zugenommen, ihr Durchschnittsgewicht aber um etwa 114 v. H. Im Jahre 1899 besaß die
                              										Illinois Zentral-Eisenbahn die schwerste
                              									Lokomotive, eine sechsachsige Lokomotive mit 103 t Gewicht ohne Tender. Zur Zeit
                              									sind viele Lokomotiven mit größerem Gewicht vorhanden, selbst einige mit mehr als
                              									200 t.
                           Nach einer Veröffentlichung der Baldwin Lokomotiv-Werke
                                 											„Records of Recent Production“ beliefen sich die
                              									Gestehungskosten für 1 t Lokomotivgewicht zu jener Zeit auf 695 M. Die in neuerer
                              									Zeit für die Atchison, Topeka und Santa Fe Eisenbahngesellschaft gebauten schweren Mallet-Verbundlokomotiven haben 280 t Dienstgewicht mit
                              									Tender. Der Preis einer solchen Lokomotive ist etwa 210000 M, somit kostet eine 1 t
                              									Lokomotivgewicht 730 M. Da von diesen starken Lokomotiven gewöhnlich nur eine von
                              									jeder Bauart ausgeführt wird, sind hier die Herstellungskosten größer als bei einer
                              									Bauart, von der viele Lokomotiven ausgeführt werden. [Engineering 1910, S.
                              									783–784.]
                           
                              W.
                              
                           
                        
                           Signalvorrichtung für elektrische Lokomotivförderung unter
                              									Tage.
                           Auf dem Steinkohlenbergwerk comb. Hugo Zwang, Kreis
                              									Kattowitz (O.-S.), ist statt des Betriebes durch einen Weichensteller an der
                              									Kreuzungsstelle zweier Querschläge, in denen elektrische Lokomotivförderung umgeht,
                              									eine selbsttätige elektrische Signalvorrichtung ausgeführt worden. Die Förderung
                              									beträgt 1250 t in der neunstündigen Schicht, wozu 43 leere und 43 volle Züge von je
                              									50 Wagen erforderlich sind. Die neue Anlage besteht aus zwei getrennt und unabhängig
                              									voneinander arbeitenden Schaltersystemen. Als Betriebsstrom dient Gleichstrom von
                              									250 Volt. Die Stromzuführung erfolgt durch Oberleitung mit Schienenrückleitung.
                              									Ueber der Fahrleitung liegt in Lagern drehbar eine vierkantige eiserne Welle von
                              									etwa 20 mm Stärke, an der zwei Holzkreuzsysteme sitzen, zwischen denen die
                              									Fahrdrähte hindurchführen. Die Stromabnehmerrolle der Lokomotive führt nun gegen
                              									eines der beiden Holzkreuze und dreht es um 90°. Hierdurch wird unter Vermittlung
                              									eines Fingerkontaktes die Stromzuführung für das entsprechende Signal einer Laterne
                              									geschlossen und diese zum Leuchten gebracht. Die Laternen geben nach jedem Schalten
                              									die Zahl der in die betreffenden Querschläge gefahrenen Züge an. Die seit 14 Monaten
                              									ohne irgend welche Reparaturen im Betriebe befindliche Anlage ist auf der Grube
                              									selbst hergestellt worden. Die Kosten des Apparates haben insgesamt 1030 M betragen. Nach dem
                              									früheren Verfahren würde bei zehnjähriger Betriebszeit der Weichendienst 8400 M
                              									gekostet haben, da der Schichtlohn des Weichenstellers 2,80 M, sein Jahresverdienst
                              									also etwa 840 M beträgt. Die Signalanlage erfordert dagegen in dem gleichen Zeitraum
                              									bei 1030 M Anlagekosten und 10 • 12 (Verschleiß von Glühlampen) = 120 M
                              									Unterhaltungskosten nur 1150 M. Es ergibt sich demnach eine Ersparnis von 7250 M in
                              									zehn Jahren, oder von 725 M in einem Jahr. (Meyer.)
                              									[Glückauf 1910, Nr. 4 2, S. 1658.]
                           
                              J
                              
                           
                        
                           Ein neuer Schachtverschluß.
                           Der neue, auf einer Reihe von Schachtanlagen in Oesterreich bereits eingeführte
                              										„Schachtverschluß“, Patent Karlik, hat den
                              									großen Vorzug, daß die Geschwindigkeit seiner Auf- und Abwärtsbewegung völlig
                              									unabhängig von jener der Förderschalen erfolgt. Die über Tage und im Füllorte jedes
                              									Fördertrumm zu beiden Seiten abschließende senkrecht verschiebbare Gittertür wird an
                              									der vorhandenen Eisenkonstruktion entsprechend geführt. Jede Schubtür ist an ein
                              									Drahtseil angehängt, welches über eine im Schachtmittel
                                 										außerhalb des Schachtprofils verlagerte Rolle führt, und dessen Ende an
                              									einer seitwärts gelagerten größeren Scheibe festgelegt ist, auf deren Welle noch
                              									eine kleinere Scheibe sitzt. An dieser ist das Ende eines zweiten, an der
                              									Kolbenstange eines senkrechten, am Gerüst festgelegten Zylinders angeordneten
                              									Drahtseiles befestigt. An dem oberen Zylinderdeckel schließt eine Rohrleitung an,
                              									die zu dem Stutzen eines Dreiweghahnes führt. Die Betriebsenergie kann in Form von
                              									Dampf, Druckwasser oder Preßluft zugeführt werden. Wenn die Förderschale sich der
                              									Hängebank bezw. dem Füllorte nähert, so wird durch eine Gleitschiene der Dreiweghahn
                              									geöffnet, so daß durch die einströmende Betriebsenergie der Kolben im Zylinder
                              									herabgedrückt, das befestigte Seil an der Scheibe aufgewickelt und die Tür geöffnet
                              									wird. (Ryba.) [Zeitschrift des Zentralverbandes der
                              									Bergbaubetriebsleiter Oesterreichs 1910, S. 482.]
                           
                              J.
                              
                           
                        
                           Elektrische Streckenförderung.
                           Auf der Grube von der Heydt bei Saarbrücken ist als
                              									erste derartige Anlage eine Förderung mit Akkumulatorenlokomotiven hergestellt
                              									worden, die sehr zufriedenstellend arbeitet. Die Förderstrecken sind teils ein-,
                              									teils zweigleisig bei 720 mm Spurweite und im ersteren Falle mit eisernen
                              									Streckengestellen, im letzteren Falle mit Türstockzimmerung ausgebaut. Die
                              									Lokomotiven besitzen schmiedeeiserne Rahmen und an jedem Ende federnde Buffer und
                              									Zughaken, sowie einen Scheinwerfer zur Beleuchtung der Förderstrecke. Zum Antriebe
                              									dienen zwei wasserdicht gekapselte Hauptstrommotoren von je 7,5 PS Stundenleistung,
                              									die durch Zahnräder mit den Laufachsen gekuppelt sind. Ihre Steuerung erfolgt von
                              									dem an einem Ende angebrachten Führerstand mittels eines Fahrschalters, neben dem
                              									die Handhebelbremse, Volt- und Amperemeter mit durchscheinend beleuchteter Skala und
                              									die Signalglocke sich befinden. Die Motoren verleihen der Lokomotive, welche bei
                              									einer Länge von 4300 mm, 800 mm Breite und 1500 mm Höhe betriebsfertig rund 5 t
                              									wiegt, eine Höchstgeschwindigkeit von 12,6 km/Std.
                           Die in einem eisenbeschlagenen Holzkasten eingebaute Batterie ruht auf dem Rücken der
                              									Lokomotive, der mit vier drehbaren Längswalzen ausgerüstet ist. Durch einfaches
                              									Drehen der durch Ketten und Kettenräder unter sich verbundenen Walzen kann die
                              									Batterie auf einen besonderen Ladetisch nach der einen Seite des Gleises hin
                              									abgerollt und eine auf einem Ladetisch auf der anderen Seite des Gleises
                              									bereitstehende zweite Batterie aufgebacht werden. Auch die Ladetische besitzen eine
                              									entsprechende Walzenanordnung.
                           Zum Aufladen der aus 80 Zellen bestehenden Akkumulatorenbatterien wird Gleichstrom
                              									von 245 Volt zwei Motorgeneratoren entnommen. Die mit Nebenschlußerregung versehenen
                              									Maschinen besitzen eine normale Dauerleistung von 30 KW. Die zugehörigen
                              									Antriebsmotoren von 45 PS Leistung sind asynchrone Hochspannungs-Drehstrommotoren,
                              									die mit einer Spannung von 5000 Volt arbeiten. Die Entladespannung der Batterien
                              									beträgt etwa 160 Volt, ihre Kapazität bei einem Entladestrom von 74 Amp. etwa 78
                              									Amperestunden.
                           Vor der Hand beträgt die größte Förderlänge nur 2300 m und zwar schleppt die
                              									Lokomotive über diese Strecke einen beladenen Zug von 25 Wagen mit einer I mittleren
                              									Geschwindigkeit von 2,8 m/Sek. Auch die Belegschaft wird zu den Arbeitsstellen
                              									mit den Lokomotiven befördert, indem in die leeren Förderwagen besondere Bänke
                              									eingehängt werden. Die Leistung einer Lokomotive in einer achtstündigen Schicht
                              									beträgt vorläufig etwa 175 t/km. Hierbei stellen sich die Förderkosten für den
                              										t/km auf 6,1
                              									Pf. Da die Förderlänge bei weiterem Ausbau 4500 m beträgt und dann die Lokomotiven
                              									erst voll ausgenutzt werden, so werden sich diese Kosten noch ermäßigen. Die für den
                              									geförderten Tonnenkilometer dem Drehstromnetz entnommene Energie beträgt etwa 0,4
                              										KW/Std.
                           Vergleichsweise wird angeführt, daß sich bei Pferdebeförderung die Kosten für den
                              									Tonnenkilometer auf 14,4 Pf. gestellt haben. (Recktenwald.) [Elektrische Kraftbetriebe und Bahnen, 1910, S. 46–47.]
                           
                              Pr.
                              
                           
                        
                           Das Kraftwerk Piedimulera.
                           Durch dieses von der A.-G. Brown, Boveri & Cie. in Baden (Schweiz) in Verbindung mit ihrer
                              									Tochtergesellschaft in Mailand errichtete Wasserkraftwerk wird die untere
                              									Gefällstufe der Anza, des bedeutendsten Nebenflusses des in den Lago Maggiore
                              									mündenden Toce auf einer Strecke von 6,5 km Länge ausgenutzt. Das auf einer Felsbank
                              									errichtete Wehr besteht aus einem 33 m langen Grundwehr, auf welchem vier kräftige,
                              									durch Gewölbe verbundene Pfeiler aufgeführt sind, derart, daß fünf Oeffnungen von je
                              									5 m Breite und 18 qm freiem Durchflußquerschnitt entstehen. Von diesen Oeffnungen
                              									liegt die eine mit ihrer Sohle 2,30 m tiefer als die anderen und bildet den zur
                              									Entfernung von Geschiebe bestimmten Grundablaß. Alle Oeffnungen sind durch auf
                              									Rollen laufende Schützen mit Zahnstangen und Handwinden verschließbar. Die Schütze
                              									für den Grundablaß, die häufiger benutzt wird, ist mit einem Gegengewicht in der
                              									Form eines Blockes aus armiertem Beton versehen. Durch das Wehr wird ein Stauweiher
                              									von vorläufig 50000 cbm Inhalt erzeugt, der aber nach Erhöhung der 25 m langen
                              									Ueberfallmauer um 2 m und Verlegung des benachbarten Teiles der Provinzialstraße auf
                              									80000 cbm erhöht werden kann.
                           Die Wasserentnahme erfolgt durch einen 3,5 m oberhalb des Wehres ausmündenden
                              									Stollen, dessen 5 m breite Oeffnung durch Grobrechen und Dammbalken geschützt ist.
                              									Hieran schließen sich nach 20 m Länge des Stollens eine Segmentschütze zur Regelung
                              									der Wasserentnahme und ein durch eine schmiedeeiserne Falle verschließbarer
                              									Leerlaufstollen, sowie nach 75 m Länge ein 45 m langes und 4 m breites Becken, in
                              									welchem das Betriebswasser von dem letzten mitgeführten Geschiebe befreit wird. Das
                              									Becken ist nach dem Bett der Anza hin mit einem Ueberlauf versehen, welcher bei
                              									unrichtiger Einstellung der Segmentschütze in Tätigkeit tritt. Der nunmehr folgende, im
                              									wesentlichen als Hangkanal aufgeführte Oberwasserkanal hat 6,2 km Gesamtlänge und
                              									ist an 22 Stellen von insgesamt 2225 m Länge als Stollen sowie mehrfach als Aquädukt
                              									über Flußtäler hinweggeführt. Der Kanal ist aus Bruchsteinmauerwerk mit
                              									Stampfbetonsohle gebaut und mit 1,50 m Breite bei 1,75 m Wassertiefe mit
                              									rechteckigem Querschnitt durchgeführt. Nur in den Stollenstrecken ist ein nach unten
                              									trapezförmig sich verjüngender Querschnitt verwendet. Das Sohlengefälle beträgt 1,5
                              									v. T., die Wassertiefe bei einer sekundlichen Wassermenge von 5000 l 1,68 m und die
                              									Wassergeschwindigkeit 2 m i. d. Sekunde. Im letzten, 500 m langen Stollenstück ist
                              									der Kanal auf 15 qm Durchflußquerschnitt verbreitert, wodurch ein Ausgleichbecken
                              									von 8600 cbm Inhalt für schnell auftretende Betriebsschwankungen geschaffen
                              									wird.
                           Das Wasserschloß enthält zwei 8 m lange, durch j Tellerventile am Boden an die
                              									Druckleitungen angeschlossene Kammern. Bei den Ventilen wird ein einfacher
                              									Selbstschluß infolge Ueberschreitens der Wassergeschwindigkeit dadurch ermöglicht,
                              									daß sie durch Gegengewichte offen gehalten werden, derart, daß man durch Veränderung
                              									der Gewichte die zulässige Wassergeschwindigkeit beeinflussen kann. Die beiden je
                              									262 m langen schmiedeeisernen, genieteten Druckleitungen von 1100 mm lichter Weite
                              									sind mit 84 v. H. Neigung im oberen und 74 v. H. Neigung im unteren Teile verlegt
                              									und ergeben ein Gefälle von 170 m. Die Wandstärke der 1450 mm langen Blechschüsse
                              									nimmt von 6 mm in Stufen von 1 mm auf 18 mm zu und ist für den 1½-fachen
                              									Betriebsdruck ausreichend. An der Längsseite des Maschinenhauses sind die beiden
                              									Leitungen zu einer Schleife derart vereinigt, daß alle von dem einen Strang
                              									abgezweigten, 700 mm weiten Rohrstutzen entweder von der einen oder von der
                              									anderen Leitung versorgt werden können. Durch 700 mm weite Schieber sind die
                              									Zuflußleitungen zu den Turbinen absperrbar.
                           Das Maschinenhaus enthält vorläufig vier große Maschinen- und zwei Erregergruppen,
                              									während für eine fünfte Maschinengruppe Raum vorhanden ist. Die von Ingenieur A. Riva & Co. in Mailand gebauten Turbinen sind als
                              									Freistrahlturbinen mit innerer Beaufschlagung (Schwamkrugturbinen) ausgeführt. Die
                              									großen Turbinen sind für eine normale Leistung von je 2750 PS bei 170 mm Gefälle und
                              									420 Umdrehungen i. d. Min. bemessen und mit Drehstromerzeugern von 8000 Volt
                              									Spannung und 42 Perioden i. d. Sek. gekuppelt. Sie haben drei symmetrische Düsen von
                              									80 mm breitem und 150 mm langem rechteckigem Austrittsquerschnitt, deren freie
                              									Oeffnung durch Segmentschieber geregelt wird. Diese Schieber sind miteinander fest
                              									gekuppelt und werden gleichzeitig mit einem durch den Wasserdruck ausbalancierten
                              									Leerlaufschieber von einem Hartung-Regulator unter
                              									Vermittlung eines Servomotors derart eingestellt, daß selbst bei den größten
                              									plötzlichen Belastungsänderungen Druckschwankungen von mehr als 10 v. H. vermieden
                              									werden. Für die Turbinen ist bei Leistungen von 1500–3000 PS ein Wirkungsgrad von 75
                              									v. H. garantiert. Die Erregerturbinen sind ähnlich gebaut wie die großen Turbinen,
                              									haben oben nur eine Düse und keine Freilaufschieber.
                           Das Kraftwerk versorgt hauptsächlich die Stadt Novara, wo außerdem eine Dampfanlage
                              									zur Aushilfe errichtet ist. (Menge.) [Zeitschr. f. d.
                              									gesamte Turbinenwesen 1910, S. 417–421, 439–442 und 449–453]
                           
                              
                                 H.