| Titel: | Die Hebemaschinen auf der Weltausstellung in Brüssel 1910. | 
| Autor: | K. Drews | 
| Fundstelle: | Band 326, Jahrgang 1911, S. 50 | 
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                        Die Hebemaschinen auf der Weltausstellung in
                           								Brüssel 1910.
                        Von K. Drews, Oberlehrer an der Kgl.
                              									höheren Maschinenbauschule zu Posen.
                        (Fortsetzung von S. 8 d. Bd.)
                        Die Hebemaschinen auf der Weltausstellung in Brüssel
                           								1910.
                        
                     
                        
                           
                              
                              Elektrisch betriebene Laufkatze mit Lasthebemagneten der
                                 										Aktiengesellschaft Lauchhammer.
                              
                           Die A.-G. Lauchhammer hatte in der Industriehalle einen
                              									Stand, wo sie einen Lasthebemagneten im Betriebe vorführte. Fig. 9 zeigt die äußere Form eines solchen Magneten,
                              									wie ihn die Firma heute ausführt. Die Konstruktion lehnt sich an die Ausführungen
                              									einer amerikanischen Firma, der Electric Controller
                              									& Aifg. Co., an, deren Erfahrungen auf diesem
                              									Gebiete sich die A.-G. Lauchhammer zu nutze gemacht
                              									hat. Die Polschuhe sind mittels Schraubenbolzen leicht auswechselbar am Gehäuse
                              									befestigt. Eine kräftige Bodenplatte aus harter Bronze sichert die Spulen vor
                              									Schlag- und Stoßwirkungen, so daß der Magnet mit voller Senkgeschwindigkeit auf das
                              									zu hebende Material geworfen werden kann. Hinter dieser Bodenplatte durch eine
                              									puffernde Luftschicht getrennt befindet sich zum Schutz der Spulen noch eine zweite
                              									Platte. Das Gehäuse ist außen durch kräftige Rippen verstärkt; diese führen auch die
                              									Wärme der stromführenden Spulen wirksam nach außen ab und bewirken eine bessere
                              									Leitung der Kraftlinien.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 326, S. 49
                              Fig. 9.Lasthebemagnet der A.-G. Lauchhammer.
                              
                           Besondere Sorgfalt ist auf die Ausführung der Spulen gelegt worden, um den mancherlei
                              									mechanischen und thermischen Einflüssen, die die Isolation gefährden, zu begegnen.
                              									Anstatt des gebräuchlichen umsponnenen Kupferdrahtes ist Aluminiumdraht ohne
                              									jede Umspinnung verwandt worden, indem die Isolation durch eine Oxydschicht nach
                              									einem patentierten Verfahren bewirkt wird. Diese Isolation genügt auch bei höheren
                              									Spannungen bis 500 Volt und mehr. Die Spulen werden in Glimmer gepackt, im
                              									Vakuumapparat getrocknet, mit Imprägniermasse getränkt und im Gehäuse dann mit Masse
                              									umgössen, sie sind somit in elastischem Material gebettet. Nach Angaben der Firma
                              									hat diese Art der Isolation auch die großen Induktionsspannungen von mitunter 3000
                              									bis 4000 Volt beim Zerreißen des Zuleitungskabels gut ausgehalten. Die
                              									Aluminiumspule ist auch leichter als eine gleichwertige isolierte Kupferspule; die
                              									Gewichtsersparnis beträgt bei einigen Typen bis 30 v. H.
                           Die A.-G. Lauchhammer stellt ihre Magneten in fünf
                              									Größen für alle Spannungen zwischen 110 und 550 Volt her. In der nachfolgenden
                              									Tabelle sind die Hauptdaten zusammengestellt.
                           
                              
                                 
                                 Durchmesser
                                 Gewicht
                                 Stromverbrauch
                                 
                              
                                 Type 0
                                     650 mm
                                   250 kg
                                     1,2 KW
                                 
                              
                                    „  00
                                     750   „
                                   400  „
                                     1,5   „
                                 
                              
                                    „    1
                                     975   „
                                   750  „
                                     2,5   „
                                 
                              
                                    „    2
                                   1295   „
                                 1700  „
                                     6,5   „
                                 
                              
                                    „    3
                                   1510   „
                                 1800  „
                                     6,5   „
                                 
                              
                           Die Magnete fassen bei jedem Hube durchschnittlich:
                           
                              
                                 
                                 Type 0kg
                                 Type 0kg
                                 Type 1kg
                                 Type 2kg
                                 Type 3kg
                                 
                              
                                 Gußspäne
                                   100
                                   200
                                   250
                                   500
                                   700
                                 
                              
                                 Schmiedespäne
                                     75
                                   100
                                   200
                                   350
                                   450
                                 
                              
                                 Masseln
                                   200
                                   280
                                   400
                                   700
                                 1000
                                 
                              
                                 Stahlbrocken
                                   350
                                   500
                                   800
                                 1200
                                 1500
                                 
                              
                                 Kernschrott
                                   150
                                   200
                                   400
                                   650
                                   750
                                 
                              
                                 Schmelzeisen
                                     80
                                   120
                                   200
                                   350
                                   450
                                 
                              
                                 Massive Blöcke
                                 2000
                                 4000
                                 6000
                                 20000
                                 20000
                                 
                              
                           Für Fallwerkskrane (D. p. J. 1909, S. 778) eignen sich besonders die Typen 1 und 2.
                              									Der Magnet nimmt die Fallkugel aus jeder Lage auf und zwar so, daß der Schwerpunkt
                              									unter Mitte Kranhaken liegt; dadurch ist ein genaues Zielen möglich. Die
                              									zerschlagenen Stücke werden dann von dem Magneten aufgesammelt und verladen. Auch
                              									zum Verladen der durch ein Schlagwerk zerschlagenen Masseln aus dem Gießbett eines
                              									Hochofens in
                              									Eisenbahnwagen und dergleichen werden die obigen Magnettypen heute recht häufig
                              									verwandt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 326, S. 50
                              Elektrisch betriebene Laufkatze der A.-G. Lauchhammer.
                              
                           Die Schalter zum Steuern der Magnete zeigen die bekannte Kontrollerform mit
                              									Anlaßwiderständen. Beim Arbeiten des Magneten sind letztere abgeschaltet. Beim
                              									Ausschalten wird ein Teil der Widerstände in gewöhnlicher Weise vorgeschaltet, bis
                              									die dem Magneten zugeführte Spannung bis auf die Hälfte der Netzspannung
                              									abgedrosselt ist. Nun werden die Magnetspulen mit den Widerständen parallel
                              									geschaltet und vom Netz abgetrennt; der Oeffnungsstrom ist infolge der verminderten
                              									Spannung verhältnismäßig gering und verläuft in den Widerständen. Damit das Material
                              									nun sicher abfällt, erhält der Magnet einen geringen Gegenstrom, indem er
                              									umgesteuert wieder ans Netz gelegt wird, wobei jedoch die eine Hälfte der
                              									Widerstände parallel zu ihm geschaltet bleibt, während die andere ihm
                              									vorgeschaltet wird; durch ersteres wird der Strom, durch letzteres die Spannung
                              									vermindert.
                           Fig. 10–12 zeigen die
                              									elektrisch betriebene Laufkatze der A.-G. Lauchhammer
                              									auf der Ausstellung. Als Fahrbahn diente ein Bockgerüst, das den Stand der Firma
                              									überspannte. Die Katze ist eine normale Zweimotorenkatze für 10 t Tragkraft.
                           Der Hubmotor treibt mittels eines Schneckengetriebes und eines Stirnradvorgeleges die
                              									lose auf ihrer Achse laufende Hubtrommel an. Zum Halten der Last dient eine von
                              									einem Elektromagneten betätigte Bandbremse. Die Kupplung zwischen Motor- und
                              									Schneckenwelle ist als Bremsscheibe benutzt. Das Katzenfahrwerk zeigt auch
                              									Schnecken- und Räderübersetzung zwischen Motor und Laufrad. Die elektrische
                              									Ausrüstung haben die Bergmann-Elektrizitätswerke
                              									geliefert.
                           Zu erwähnen ist noch die Vorrichtung zum Aufwickeln des Kabels, durch das dem
                              									Lasthebemagneten der Strom zugeführt wird. An dem Magnetgehäuse befindet sich oben
                              									eine Steckdose zum Anschluß des Kabels. Dieses wird beim Heben des Magneten auf die
                              									Trommel a aufgewickelt. Der Antrieb der Kabeltrommel
                              									geschieht hier nicht wie bei ähnlichen Ausführungen, z.B. D. p. J. 1910, S. 211,
                              									durch Ketten und Zahnräder vom Hubwerk aus, sondern durch ein Drahtseil, an dem ein
                              									Gewicht b hängt. Mit der Kabeltrommel zusammengegossen
                              									ist die kleinere Antriebstrommel c. Das Gewicht b ist zwischen zwei ⊏-Eisen
                              									geführt. Zwischen Seil und Gewicht ist ein zweirolliger Flaschenzug eingeschoben, so
                              									daß letzteres von fünf Seilsträngen getragen wird. Zwischen Gewicht und Kabel ist
                              									auf diese Weise eine Uebersetzung von etwa 1/15 vorhanden. Der Gewichtskörper b wiegt 82 kg; mithin hat das Magnetkabel einschl.
                              									Reibungswiderstand einen Zug von ungefähr 7 kg aufzunehmen. Der Strom wird dem
                              									Magnetkabel durch Schleifringe an der Trommel zugeführt.
                           Der Lasthebemagnet wurde in Brüssel alle halbe Stunde im Betrieb vorgeführt; und zwar
                              									wurde mit Eisenspänen, Schrott, Knüppel und einem massiven Block von 5000 kg Gewicht
                              									gearbeitet Am unsichersten bezüglich der Menge des erfaßten Materials war das
                              									Anheben von Knüppeln. Die Vorführungen erregten bei den Zuschauern, die sich stets
                              									in großer Zahl vor dem Stande der A.-G. Lauchhammer
                              									einfanden, das größte Interesse.
                           
                        
                           
                              Elektrisch betriebene Laufkatze und Flaschenzug von Gebr.
                                 										Bolzani in Berlin. Elektrische Ausrüstung von den Bergmann-Elektrizitätswerken
                                 										in Berlin.
                              
                           Auf dem Stande der Bergmann-Elektrizitätswerke in der
                              									deutschen Kraftmaschinenhalle hatte die Hebezeugfabrik Gebr.
                                 										Bolzani in Berlin eine elektrisch betriebene Laufkatze und einen
                              									ebensolchen Flaschenzug ausgestellt.
                           Die Laufkatze (Fig. 13) ist eine einschienige
                              									Motor-Unterflanschlaufkatze, d.h. ihre vier Laufräder laufen auf dem Unterflansch
                              									eines I-Trägers.
                           Die Hauptdaten der Katze sind folgende:
                           
                           
                              
                                 Tragkraft
                                 3000 kg
                                 
                              
                                 Hubgeschwindigkeit
                                 4,43 m i. d. Min.
                                 
                              
                                 Hubmotor
                                 N = 3,75 bei n =
                                    											1125
                                 
                              
                                 Fahrgeschwindigkeit
                                 16,5 m i. d. Min.
                                 
                              
                                 Fahrmotor
                                 N = 1 PS bei n = 1000
                                 
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 326, S. 51
                              Fig. 13.Elektrisch betriebene Unterflanschlaufkatze von Gebr.
                                 										Bolzani.
                              
                           Das Hubwerk besteht aus dem gekapselten Hauptstrommotor Type M 4, dem
                              									Stirnrädervorgelege a b, dem Schneckengetriebe c und den beiden Hubtrommeln d. Diese sind fliegend auf die beiden Wellenstümpfe der Schneckenradwelle
                              									aufgekeilt; ihr Durchmesser beträgt 175 mm.
                           Die Last hängt an vier Strängen eines Stahldrahtseiles von 8 mm Stärke. Von den vier
                              									Seilenden sind zwei an Oesen befestigt, die bei den anderen laufen je auf eine
                              									Trommel auf.
                           Das Motorritzel sowie das Schneckenrad bestehen aus Phosphorbronze. Alle Räder haben
                              									gefräste Zähne. Der Achsialdruck der Schnecke wird durch reichlich bemessene
                              									Kugellager aufgenommen. Die Kugeln in Führungsringen laufen auf geschliffenen
                              									Gußstahlscheiben.
                           Zum Halten der Last und zur Regelung der Senkgeschwindigkeit ist eine mechanische
                              									Bremse, und zwar eine durch den Achsialdruck der Schnecke betätigte Drucklagerbremse
                              										eD. p. J. 1903,
                                    											S. 211. an dem einen Ende der Schneckenwelle vorhanden. Das
                              									Schneckengetriebe nebst Kugellager und die Bremse laufen in Oel. Die Schneckenwelle
                              									läuft in Ringschmierlagern. Um die Last schnell abbremsen zu können, besitzt der
                              									Hubkontroller einige Nachlaufbremsstellungen.
                           Der Katzenrahmen besteht in der Hauptsache aus einem ⊏-Eisen Nr. 20, an dessen Flanschen Seitenbleche zur Befestigung der vier
                              									Laufradachsen genietet und an dessen Unterseite der Motor und der Schneckenkasten
                              									mittels Schrauben befestigt sind. Die vier blanken Leitungen sind zu je zweien an
                              									den Seiten des Fahrbahnträgers gezogen; f ist der eine
                              									der beiden Stromabnehmer.
                           Da es in Brüssel an Platz mangelte, konnte das Fahrwerk dort nicht angebracht werden.
                              									Die Fahrbewegung kann von Hand mittels Haspelkette aber auch durch elektrischen
                              									Antrieb bewirkt werden.
                           Eine Anordnung, wie sie bei Speicherlaufkatzen vorkommt, zeigt Fig. 13. Der Fahrantrieb befindet sich an dem inneren
                              									Ende der Fahrbahn, und zwar ist das ganze Triebwerk einschließlich Motor an dem
                              									Unterflansch des Trägers befestigt. Das Zugorgan ist ein Drahtseil; die
                              									Kraftübertragung geschieht durch Reibung. Der Fahrmotor treibt mittels zweier
                              									Stirnradvorgelege eine vierrillige Seilscheibe g an;
                              										h ist deren Gegenscheibe, beide bilden ein
                              									Reibungsgetriebe. Das Fahrseil läuft in vier Windungen über beide Scheiben.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 326, S. 51
                              Fig. 14 und 15. Elektrisch betriebener Flaschenzug von Gebr. Bolzani.
                              
                           Fig. 14 und 15 zeigen den ausgestellten elektrisch betriebenen
                              									Flaschenzug.
                           
                              
                                 Tragkraft
                                 3000 kg
                                 
                              
                                 Hubgeschwindigkeit
                                 2,5 m i. d. Min.
                                 
                              
                                 Motor
                                 N = 3 PS n=
                                    											1500.
                                 
                              
                           Das Zugorgan ist eine Gallsche
                              									Kette von 40 mm Teilung.
                           Das ganze Triebwerk ist an dem Motor befestigt, dessen Gehäuse den Haken zum
                              									Aufhängen des Flaschenzuges aufnimmt. Blechschilde zu beiden Seiten des
                              									Motorgehäuses nehmen links den Schneckenkasten, rechts den Steuerapparat auf. Die
                              									Kettennußwelle sowie der Bolzen zur Befestigung des Kettenrades sind ebenfalls in diesen Schilden
                              									gelagert.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 326, S. 52
                              Fig. 15.Kontroller der Bergmann-Elektrizitätswerke.
                              
                           Der Motor treibt mittels eines Stirnradvorgeleges (Uebersetzung 13/87) und eines
                              									Schneckengetriebes (Uebersetzung 2/33) die Kettennuß vom Teilkreisdurchmesser 117 mm
                              									an. Letztere ist auf die verlängerte Schneckenradwelle aufgekeilt.
                           Der Schneckenkasten ist ebenso wie bei der oben beschriebenen Laufkatze ausgebildet.
                              									Auch hier wird die Last durch eine Drucklagerbremse auf der Schneckenwelle
                              									gehalten. Außerdem besitzt der Steuerapparat noch einige Bremsstellungen zur
                              									Abkürzung des Nachlaufweges.
                           Alle Einzelteile sind reichlich bemessen und derart ausgebildet, daß sie eine rauhe
                              									Behandlung ertragen können. Die Massen sind so verteilt, daß der Flaschenzug bei
                              									allen Belastungen stets senkrecht hängt.
                           Der Steuerapparat in Kontrollerform wird von unten durch Seilzüge betätigt. Eine in
                              									die Seilrolle eingebaute nach beiden Drehrichtungen wirkende Rückschnellfeder bringt
                              									die Steuerwalze beim Loslassen des Seiles stets in Nullstellung zurück. Fig. 16 zeigt den
                              									Kontroller ohne Verkleidungsblech. Es ist die Type RGK
                              									der Bergmann-Elektrizitätswerke.
                           Die Firma Gebr. Bolzani baut solche Flaschenzüge bis
                              									5000 kg Tragkraft. Sie können, da sie leicht zu transportieren sind, bei den
                              									mannigfaltigsten Hebearbeiten sehr gute Dienste leisten. In den hochgezogenen Haken
                              									eines Lauf- oder Drehkranes eingehängt, kann die Leistungsfähigkeit des Kranes ohne
                              									große Kosten bedeutend erhöht werden, sofern nur elektrische Energie zur Verfügung
                              									steht.
                           Die Stromzuführung zu dem Flaschenzug geschieht durch ein biegsames Kabel.
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)